Research Institute of Organic Agriculture Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Beurteilung von Züchtungstechniken für den ökologischen Landbau
Monika Messmer, Isabell Hildermann, Christine Arncken, Dora Drexler, Klaus-Peter Wilbois (monika.messmer@fibl.org)
Institut de recherche de l’agriculture biologique
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Ansprüche des Biolandbau:
An Ökobetriebe angepasste Sorten, die auch unter low-input Bedingungen ausreichend hohe und vor allem stabile Erträgevon hohem Qualitätsniveau liefern im Sinne eines Beitrags zur nachhaltigenNahrungsmittelproduktion unter besonderer Berücksichtigung der Bodenfruchtbarkeit
Breite Artenvielfalt (u.a. Leguminosen für N-Fixierung)
Adaptiert an diverse Betriebsführung: Unterschiede in Viehbesatz, Fruchtfolge, Standort, Vermarktungsmöglichkeiten→ breite Auswahl an lokal angepassten Sorten
Zusätzliche Sortenmerkmale (z.B. Nährstoffeffizienz, Unkrauttoleranz, Resistenz gegen samenbürtige Krankheiten, Eignung für Mischanbau) Nachbaufähigkeit
Genetische Diversität auf Betriebsebene (verschiedene Arten, verschiedene Sorten, Variation innerhalb der Sorte, Mischungen) GVO-freie Sorten
Erhaltung und freier Zugang zu GVO freien genetischen Ressourcen (züchterisch verfügbare Biodiversität innerhalb der Art)
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Realität:
Es findet eine starke Konzentration auf dem Saatgutmarkt statt → zunehmende Abhängigkeit → Verlust an Wahlmöglichkeiten
Nur sehr wenige Arten werden züchterisch intensiv bearbeitet
→ Deckungsbeiträge der kleineren Kulturarten fallen immer
mehr hinter den Hauptkulturen zurück → einfachere Fruchtfolge → Verlust von Anbau-Knowhow
(Bsp. Ackerbohne)Global betrachtet nimmt den Anteil an GVO Sorten stark zu (Syngenta: 38%
BAZ 2010)
Nur ein kleiner Teil der konventionellen Sorten wird als Biosaatgut angeboten
Sehr wenige Sorten werden speziell für den Biolandbau gezüchtet
Folge: Arten- und Sortenvielfalt für den Biolandbau ist gefährdet
3 www.fibl.org Howard 2009 Visualizing Consolidation in the Global Seed Industry: 1996–2008 4 Sustainability 1:1266-1287
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Verschiedene Strategien für optimale Sortenwahl:
Konventionelle Züchtung: Status quo Selektion unter Anwendung von Beizmittel, Herbiziden, optimale Nährstoffversorgung
Zuchtziele und Sortenentwicklung für Mainstream (konventionellen / IP Anbau)
Prüfen der zugelassenen Sorten (ausser GVO) auf Eignung im Biolandbau (Bio-Sortenversuche)
Züchtung für den ökologischen Landbau: Produkt-orientiert Berücksichtigung der Zuchtziele des Biolandbaus
Keine GVO (keine Protoplastenfusion) Selektion teilweise unter Biolandbedingungen Letzter Vermehrungsschritt unter Biobedingungen
Ökologische Pflanzenzüchtung: Prozess-orientiert Züchtung spezifisch/ausschliesslich für den Biolandbau Alle Selektionsschritte unter ökologischen Bedingungen Züchtungstechniken im Einklang mit dem Biolandbau Alle Vermehrungsschritte unter ökologischen Bedingungen
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Grundsätzliche Fragen für die Züchtung:
Welche Arten haben oberste Priorität?
Für welche Standorte, Anbaumethoden, Märkte wird gezüchtet?
Welche Zuchtziele haben oberste Priorität?
Welches Ausgangsmaterial steht zur Verfügung?
Welche Züchtungstechniken stehen zur Verfügung?
Wer wird in die Entscheidungen miteinbezogen?
Wie wird langfristige Finanzierung sichergestellt?
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Hybridzüchtung mit verschiedenen Systemen
Manuell, Selbststerilitätsgene, CMS, Gematozide, GentechnischIn vitro Techniken
Embryo-Rescue, Meristemkultur, Doppelthaplodie, Protoplastenfusion
In vitro Selektion
Marker gestützte Selekion (Diagnostik) Mutationsauslösung:
Kältestress, chemisch (Polyploidisierung, EMS) UV, Gamma Bestrahlung, Colchizinierung
Gerichtete Mutationen (gezielter Austausch einzelner Basen) durch Einführen synthetischer DNA Stücke
Ausschalten einzelner Gene
(RNA-Interferenz, Transposons)Cis-genetik
Zielgerichtete Mutation mittels Oligonukleotiden Diskussionsbedarf für viele Techniken
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Fragestellung der Studie:
Welche Züchtungstechniken werden heutzutage eingesetzt oder sind in Entwicklung?
Welche Techniken sind mit den Prinzipien des Biolandbaus vereinbar?
Welche Kriterien können für die Beurteilung angewendet werden?
Wer soll darüber entscheiden?
Ziel: Konsens und Transparenz über die Kriterien zur Beurteilung von Züchtungsmethoden
→ Motivation für Züchtung für den Biolandbau
→ Sicherheit für Züchter und Anbauer
→ Glaubwürdigkeit des Biosektors
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Abläufe der Pflanzenzüchtung
Adapation/Selektion Auslese der besten
Genotypen
Saatgutvermehrung Kommerzieller Anbau
Sortenanmeldung Erhaltungszüchtung
Natürliche genetische Diversität
Mutation &
Neukombination der Gene
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Erhöhung der genetischen Diversität
durch Mutation
&
Neukombination der Gene
Isolierte Gene aus:
Bakterien Pilze Pflanzen
Tiere
Mutationensauslösung Protoplastenfusion
Landsorten
Zuchtmaterial
Genbanken Urformen Verwandte
Arten Unadaptiertes
Material Gentransfer
Protoplastenfusion
Polyploidisierung Dihaploide
Pfropfen Kreuzungen
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Phänotypische Selektion der besten Genotypen
Positive Massenauslese
Testkreuzungsleistung Mehrstufen-Selektion Indirekte Selektion
Selektion vor Blüte Selektion nach Blüte
Negative Massenselektion Lokale
Selektion
Mehrortige Selektion
in vitro Selektion Selektion
unter Stress
Selektion auf DNA Ebene
Zucht- ziele
Nachkommenprüfung Eigenleistung Natürliche Selektion
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Welche Züchtungstechniken werden eingesetzt:
182 Fragebogen an Züchter und Züchtungsforscher:
49 Personem vom Netzwerk ökologische Pflanzenzüchtung (FiBL-D &
Zukunftsstiftung Landwirtschaft)
46 Personen vom European Consortium for Organic Plant Breeding (ECO-PB), Eucarpia Sektion Züchtung für ökologische und low input Landwirtschaft, IFOAM Mitglieder involviert in Züchtung
43 Personen der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ) 44 Personen involviert in Züchtung für den Ökolandbau
Insg. 125 aus D, CH, A; 23 übriges EU; 19 N-Amerika; 15 International
Rücklauf: 46 (25%):
10 kommerzielle Züchter
6 ökologische Züchter mit privater Finanzierung 30 öffentliche geförderte Züchter und Züchtungsforscher
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Gentechnische Methoden: Nie Kaum Oft Sehr oft Gentechnische Veränderung der Plasmiden-
DNA 40 0 2 1
Gentransfer von artfremden Genen 37 1 4 0
Gentransfer von arteigenen Genen
(Cisgenetik) 35 4 2 1
Ausschalten einzelner Gene mittels RNAi 38 2 2 1 Zielgerichtete Mutationen mittels
Oligonukleotide 43 1 0 0
Mutationsauslösung:
Chemischer Mutagenese 33 8 2 1
Polyploidisierung 32 7 2 2
Physikalischer Mutagenese 37 5 2 0
Somaklonaler Variation 40 3 0 1
Tilling Methode 36 5 3 0
Zielgerichteter ortsspezifischer Mutationen
mittels Zinkfinger-Nukleasen 43 1 0 0
Zielgerichteter ortsspezifischer Mutationen
mittels Oligonukleotiden 42 2 0 0
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in vitro Methoden: Nie Kaum Oft Sehr oft In vitro Vermehrung/ Meristemkultur 34 2 5 2
In vitro Selektion 39 3 1 1
In vitro Bestäubung / Embryorescue 35 7 2 0
Protoplastenregeneration 42 2 0 0
Protoplastenfusion innerhalb der Art 44 0 0 0
Protoplastenfusion zwischen Arten 43 1 0 0
Generationsbeschleunigung:
Winterzuchtgarten 19 10 8 8
Gewächshaus/Klimakammer 14 4 8 18
Einzelkorn-Nachkommenschaften 25 11 2 5
DH-Linien 27 8 3 7
Einkreuzen von Frühreifegenen 33 4 2 4
Einkreuzen von Frühreifegenen mittels
gentechnischen Methoden 43 1 0 0
Doppelhaploiden:
Antherenkultur/Ovarienkultur 32 6 2 2
Mikrosporenkultur 30 4 2 4
Induktor-Bestäuberlinien 34 3 1 4 14
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Eingeschränkte Fertilität: Nie Kaum Oft Sehr oft
Mechanischer Kastration 16 3 2 24
Gametozide 40 1 0 0
Kerngenetischer Sterilität 37 4 1 0
Cytoplasmatisch-kerngenetisch-männlicher
Sterilität (CMS) 32 5 1 6
Gentechnisch induzierter Sterilität 42 1 0 0
Gentechnisch induzierter Apomixis 42 0 0 0
Terminator-Technologie (Unterdrückung der
fertilen Samenproduktion) 43 0 0 0
Molekulare Marker:
DNA Fingerprint / Verwandtschaftsanalysen 12 12 9 9
Markergestützte Rückkreuzung 19 8 9 7
Markergestützte Selektion für einfach
vererbte Merkmale (Resistenzen) 17 11 6 8
Markergestützte Selektion für komplexe
Merkmale (Ertrag, Qualität) 24 9 7 2
Proteomics und Metabolomics 31 8 1 0
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Selektion: Nie Kaum Oft Sehr oft
Im Feld unter Ökolandbaubedingungen 8 10 6 19 Im Feld unter konventionellem Landbau 7 6 6 26 Im Gewächshaus/Klimakammer in Erde 17 9 5 12 Boden- (erd-) freien Anzuchtbedingungen 38 3 1 1 In Organkultur (Blattsegmenttest) 29 5 5 1
In Zellkultur (in vitro Selektion) 38 4 0 0
Auf DNA-Ebene (Marker-gestützte
Selektion) 19 7 11 7
Auf Ebene der Genexpression (Proteomics,
Metabolomics) 34 6 1 0
Nach künstlicher Infektion 7 11 13 12
Nach künstlicher Stressauslösung
(Trockenstress, Salzstress) 21 8 8 4
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Ergebnis der Züchterumfrage:
Züchtungstechniken sind je nach Kulturart sehr unterschiedlich
Doppelhaploide Pflanzen (DH-Linien) bei
Selbstbefruchtern und bei Hybridsorten am zunehmen Hybridsorten werden meist mittels CMS erstellt, zunehmend auch bei Mais
Marker-gestützte Selektion ist bereits etabliert und wird durch immer billigere Markersysteme und neue Kenntnisse weiter zunehmen (Genom Selektion) Mutationsauslösung erlebt einen neuen Aufschwung mit der Tilling-Technik
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Ergebnis der Züchterumfrage:
Grosse Hoffnungen werden in weiten Kreuzungen und genetischen & phänotypische Charakterisierung der Akzessionen aus Genbanken gesetzt
Gentechnische Methoden haben sich weiter entwickelt, Gene können jetzt zielgenau eingefügt werden bzw.
einzelne Basenpaare gezielt ersetzt werden, fliessender Übergang zur zielgerichteten Mutationsauslösung Neue Erkenntnisse aus der Epigenetik ermöglichen eine der DNA übergeordneten Regulierung der Genexpression (RNAi)
Bereits heute über 50 verschiedene Züchtungsmethoden, die in verschiedensten Modifikationen und Kombinationen zur Sortenentwicklung eingesetzt werden. Tendenz steigend.
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Beurteilung von
Züchtungstechniken für den ökologischen Landbau
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Prinzipien des biologischen Landbaus, übersetzt in Kriterien der biologischen Züchtung
(nach Lammerts et al., 1999) Ebene:Betriebssystem Ebene: Pflanze Ebene: Sozialökonomie geschlossene
Produktions- kreisläufe
Natürliche Reproduktionsfähigkeit der Pflanzen
enge Interaktion zwischen Bauern, Züchtern, Handel und Konsumierenden für eine partizipative Pflanzenzüchtung
natürliche Selbst-
regulierung Anpassungsvermögen
an ökologische Bedingungen
Regelungen, die ökologischen Prinzipien Rechnung tragen Vielfalt von
Organismen (Agro- Biodiversität)
genetische Vielfalt, die die natürliche Authentizität und die Merkmale der Arten respektiert)
Kulturelle Vielfalt: Vielfältige Züchtungsprogramme. Freier Austausch von Sorten unter Züchtern.
Was bedeutet das für die einzelnen Techniken?
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TECHNIK Gesetzliche Grundlagen
Gründe
GVO Gentechnik-
gesetzt
Risiko unvorhersehbar, Überschreitung von Gattungsgrenzen, Antibiotikaresistenzen, zu technokratisch, breite Ablehnung der Konsumenten, Abgrenzung von Konventionell, bislang in Europa für Bio kein echter Verzicht
Zellfusionen v.a. CMS Hybriden von Blumenkohl, Brokkoli, ..
IFOAM: Gentechnik EU: Ausnahme bei Verwandten CH: keine Gentechnik
Gemäss IFOAM gehören Zellfusionen zur Gentechnik, aber bisher keine internationale Umsetzung, momentan Verbot auf Verbandsebene oder freiwilliger Verzicht.
«kleine Gentechnik»
Verletzung der Integrität der Zelle, Verletzung von natürlichen Kreuzungsbarrieren, Verletzung der Fruchtbarkeit
Hybrid
roggen Nicht notwendig, da Mehrertrag zu
Preisverfall führt, Alternativen vorhanden, Verletzung der Fruchtbarkeit
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Je grösser und umfassender Ansprüche an Sorte, desto geringer sind die Chancen diese zu finden
Kompromisse & Prioritätensetzung in der Selektion Je mehr Techniken & Material ausgeschlossen wird, desto langsamer lassen sich die Zuchtziele erreichen
desto weniger Sorten stehen dem Biolandbau zur Verfügung
desto mehr ist der Biolandbau unter Druck bzgl.
Produktivität pro Fläche im Vergleich zum konventionellen Landbau mit mehr Wahlfreiheit
Je stärker die Züchtung reglementiert werden, desto unattraktiver für den Züchter
Abnahme der Züchtungsaktivitäten für den Sektor/Kulturart Sorten sind immer weniger an neue Bedingungen adaptiert
Zielkonflikte (I)
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Selektion bedeutet immer Einengung der genetischen Diversität (Top versus Mittelmass)
Sortenwahl: Eignung der Sorte & Züchtungsprozess Bei starker Gewichtung der Sorte (Endprodukt) konkurriert Biozüchter mit konventioneller Züchtung mit 10-100 x grösserem Züchtungsbudget, hochspezialisierten Methoden und viel besserem und uneingeschränkten Zugang zu genetischen Ressourcen
Bei zu starker Prozessgewichtung fehlen dem Landwirt Sorten, mit denen er auf dem Markt konkurrenzfähig ist Lokale und globale Verantwortung:
Produktivität, Ernährungssicherung, Sozialverträglichkeit Lokale Produktion versus Import und Landnutzung im Ausland
Zielkonflikte (II)
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Marktpolitische Entscheidungen:
Viele Sorten bedingen hoher Züchtungsaufwand, Vermehrungsaufwand, kleinerer Markt pro Sorte, kleinere Chargen, inhomogenere Produkte
Interessen von Züchtern – Vermehrern – Biobauern – Verarbeitern – Konsumenten (wer unterliegt welchen Richtlinien? kann Mehraufwand finanziert werden?) Abgrenzung nach Aussen (die Guten – die Schlechten) Positionierung innerhalb des Biosektors (die Guten – die Besseren)
Wer trifft Entscheidungen über Bio-Richtlinien und auf welcher Ebene (IFOAM, EU, National, Verband) Bio als Nische oder Bio als zukünftig flächendeckende Anbauform
Zielkonflikte (III)
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Transparenz der Entscheidungen
Beurteilung der Sorte oder des Züchtungsprozesses?
Welche Techniken sind absolut nicht tolerierbar?
Aufgrund welcher Kriterien?
Welche Sorten sind im Biolandbau nicht tolerierbar?
Aufgrund welcher Merkmale?
Aufgrund welcher Entwicklungsschritte?
Welche Sorten sind als Ausgangsmaterial für die Bio- Züchtung nicht tolerierbar?
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Beurteilung der Züchtungsmethoden:
Risikobeurteilung von Züchtungsmethoden (1-4) Kompatibilität mit den Prinzipien des Biolandbaus (1-4) Welche Kriterien sind wichtig für die Beurteilung von Züchtungstechniken (Prioritäten 1-4)
234 Fragebogen an verschiedene Vertreter der Biolandbaus und nahe stehende Organisationen :
125 Personem vom Netzwerk ökologische Pflanzenzüchtung (FiBL-D &
Zukunftsstiftung Landwirtschaft)
39 Personen vom European Consortium for Organic Plant Breeding (ECO-PB), Eucarpia Sektion Züchtung für ökologische und low input Landwirtschaft, IFOAM Mitglieder involviert in Züchtung
52 Personen Verbände, Berater, Anbauorganisationen und Erzeuger 18 Personen involviert in Züchtung für den Ökolandbau
Insg. 187 aus D, CH, A; 19 übriges EU; 26 International
Rücklauf 46 (20%), davon 17 Züchter & Vermehrer, 9 Berater, 4 Erzeuger
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www.fibl.org 0= unbekannt 1 = unbedenklich 2 = geringes R. / tolerierbar 3= mittleres R. / unerwünscht 4= inakzeptabel
Risikobeurteilung Kompatibilität mit dem ökologischen Landbau
Züchtungsmethoden 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4
Kreuzungen innerhalb der Art 3 42 0 1 0 1 43 2 0 0
Kreuzungen zwischen Arten 3 36 5 2 0 1 36 8 1 0
Brückenkreuzung 7 25 11 2 1 5 24 13 3 1
Pfropfen 8 34 4 0 0 6 30 10 0 0
Embryokultur / Embryo rescue 6 17 17 5 1 5 5 23 8 5
Induzierte Mutationen 6 5 15 13 7 5 1 15 16 9
TILLING 12 5 12 9 8 11 2 13 10 10
ECO-TILLING 12 20 10 1 3 11 18 10 1 6
Männliche Sterilität 8 16 11 10 1 6 11 14 12 3
Polyploidisierung 8 11 19 7 1 5 7 24 5 5
Doppelthaploidtechnik 13 10 16 5 2 12 6 15 7 6
Zellfusionen 10 3 7 12 14 8 2 5 11 20
Gentechnik 4 0 2 9 31 3 1 2 6 34
Cisgenetik 10 1 9 9 17 7 2 7 6 24
Ausschalten einzelner Gene 14 2 6 9 15 13 1 4 8 20
Gezielte Mutagenese 12 1 6 7 20 11 1 4 6 24
Synthetische Biologie 11 0 1 0 34 8 0 1 0 37
Molekulare Marker 8 22 13 3 0 7 13 21 5 0
Vegetative Vermehrung 5 37 3 1 0 4 36 5 1 0
in vitro Vermehrung und Selektion 5 21 14 6 0 3 11 22 9 1
Künstliche Infektionen 6 25 10 5 0 5 23 17 0 1
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Ergebnisse zur Kompatibilität mit Biorichtlinien
Technik 46 Rückmeldungen
0= unbekannt 1=
Unbe- denklich
2=
tolerierbar 3=
Uner- wünscht
4=
In- akzeptabel
Gentechnik
3 1 2 6 34
Zellfusion
8 2 5 11 20
Induzierte
Mutationen
5 1 15 16 9
Männliche
Sterilität
6 11 14 12 3
In vitro
Methoden
3 11 22 9 1
Molekulare
Marker
7 13 21 5 0
Pfropfen
6 30 10 0 0
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Kriterien für die Beurteilung 46 Rückmeldungen
0=
Unwi chtig
1 2 3 4=
unbe- dingt Ethische / Weltanschauliche Aspekte:
Respektierung des Genoms als
unteilbare Einheit
6 5 9 6 13
Respektierung der Zelle als
unteilbare Einheit
5 5 9 8 11
Respektierung der Artgrenzen
3 5 17 4 9
Einhaltung natürlicher
Kreuzungsbarrieren
5 6 15 6 8
Wahrung der Integrität der Pflanze
5 2 7 8 12
Erhaltung der Fertilität
4 1 14 9 12
Nachbaufähigkeit
4 2 10 12 12
Ähnlichkeit mit natürlich auftretenden
Phänomenen
7 4 12 6 6
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Kriterien für die Beurteilung 0=
Unwi chtig
1 2 3 4=
unbe dingt Traditionelle Anwendung:
Langjährige Erfahrungswerte
(z.B. Pfropfenvon Pflanzen)
5 5 8 11 9
Züchtungsstrategische Aspekte:
Vorgeschichte des Ausgangsmaterials
1 4 15 13 7
Wahl der Selektionsumwelten
1 1 7 15 14
Wahl der Zuchtziele
1 2 4 11 20
Wahl des Züchtungsansatzes (monogen vs. polygene Merkmale, lokal
angepasste vs. umweltstabile Sorten)
2 1 8 14 13
Beteiligung von Landwirten, Handel und Konsumenten (partizipative
Züchtungsansätze)
0 4 6 19 10
Genetische Diversität innerhalb der
Sorte
1 6 9 15 7
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Kriterien für die Beurteilung 0=
Unwi chtig
1 2 3 4=
unbe dingt Fallweise Chancen-Risiko-
Abschätzung in Bezug auf:
Gesundheit von Mensch, Tier, Pflanze,
Umwelt
0 0 1 10 29
Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
0 1 1 16 22
Erhaltung der Biodiversität
1 1 1 19 18
Erhaltung des ökologischen
Gleichgewichts
0 1 3 12 21
Nachhaltige Ernährungssicherung
0 0 3 12 23
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Kriterien für die Beurteilung 0=
Unwi chtig
1 2 3 4=
unbe dingt Soziale / Marktpolitische Aspekte:
freier Zugang zu genetischen
Resourcen / open source
1 1 9 7 20
Transparenz des Züchtungsprozesses
1 1 5 12 21
Unabhängigkeit von Privatkonzernen
2 1 7 15 15
Entscheidungsfreiheit
0 2 3 15 17
Akzeptanz der Bevölkerung
1 0 6 18 14
Ernährungssouveränität
1 2 6 16 14
Benefit-Sharing mit allen Beteiligten
1 5 4 15 11
Unabhängige Finanzierung
1 1 12 12 11
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Ergebnis der Umfrage innerhalb des Biosektors:
Anteil nicht abgegebener Wertung pro Kriterium relativ gross (bis zu 26%)
Übereinstimmend hohe Bewertung von:
Fallweiser Chancen - Risikoabschätzung bzgl.
Gesundheit, Umwelt, Ernährungssicherung Transparenz des Züchtungsprozesses Unabhängigkeit von marktbeherrschenden Saatgutmultis
Wahl der Zuchtziele
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Ergebnis der Umfrage innerhalb des Biosektors:
Unterschiedliche Bewertung (2 vs. 4) der Kriterien:
Ähnlichkeit mit natürlichen Prozessen
Respektierung von Artgrenzen / Kreuzungsbarrieren?
Integrität der Pflanze rel. wichtig, aber Pfropfen kein Problem?
Erhaltung der Fertilität/Nachbaufähigkeit?
Wichtig aber kein Ausschlusskriterium:
Vorgeschichte der Kreuzungseltern
Unabhängige Finanzierung der Zuchtprogramme
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Einsatz auf verschiedenen Ebenen
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Ablehnung der GVO aufgrund von: ????
Unvorhersehbarem Risiko für die Umwelt nach dem Fürsorgeprinzip (fallweiser Entscheid)
Überschreitung der Kreuzungsbarrieren (Cis-Gene ?) Patenten (Einschränkung der genetischen Ressourcen, Verletzung des Züchterprivilegs)
Abhängigkeit von Landwirten (Verletzung des Landwirte- privilegs, Gefahr der Monopolbildung)
falscher Ansatz, falsche Zuchtziele, bisher nur punktuelle Lösungen für den konventionelle Landbau
Verletzung der Integrität des Genoms (bei zielgerichter Aenderung einzelner Basenpaare ?)
Verletzung der Integrität der Zelle (Eingriff in Einheit von Genom, Cytoplasma, Zellorganellen und deren übergeordnete Regulation)
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Ablehnung von Hybriden aufgrund von: ????
Verletzung der Nachbaufähigkeit
Einschränkung der männlichen Fertilität (sterile Wildpflanzen, sterile Früchte ?)
Abhängigkeit von Landwirten (Gefahr der Monopolbildung)
Homogenität der Sorte
Falscher Ansatz (Fixierung maximaler Leistung statt breite Anpassungsfähigkeit), falsche Zuchtziele
Verletzung der Integrität der Zelle falls Cytoplastenfusion der CMS zugrunde liegt
Einsatz von Colchizin, das nicht auf der
Betriebsmittelliste aufgeführt, falls Einsatz von DH-Linien Einsatz von GVO zur Produktion von Enzymen, die für DNA Analysen verwendet werden, falls MAS
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Offene Fragen:
Sind die wichtigsten Kriterien berücksichtigt?
Wie könnte ein Minimalkonsens für den Biosektor (IFOAM) aussehen?
Welches sind Kriterien, die auf Verbandsebene geregelt werden sollten?
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Kriterien für die Beurteilung I II III Fall w. Wer Ethische / Weltanschauliche Aspekte:
Respektierung des Genoms als unteilbare Einheit
Respektierung der Zelle als unteilbare Einheit
Respektierung der Artgrenzen
Einhaltung natürlicher Kreuzungsbarrieren
………..
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Erwarteter Output
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Positionspapier:
Diese Kriterien sind für den gesamten Bio-Sektor unbedingt einzuhalten (4 = ja / nein Entscheid). Diese Kriterien müssen auch für die Kreuzungseltern bis zur (… Generation ) zutreffen.
Diese Kriterien sind für den gesamten Bio-Sektor sehr wichtig, können aber nur fallweise entschieden werden (4, F).
Diese Kriterien sind für den gesamten Bio-Sektor wichtig, führen aber nicht zu einer generellen Einschränkung einzelner Techniken (3)…..
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