• Keine Ergebnisse gefunden

Sommersemester 2020 unter Corona-Bedingungen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Sommersemester 2020 unter Corona-Bedingungen"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

11

Ärzteblatt Sachsen 11|2020

Die Entwicklungen der Corona-Pande- mie brachten viele Einschränkungen im öffentlichen und auch im universitären Leben mit sich .

Als studentische Vertretungen haben wir uns mit einer Vielzahl der daraus resultierenden Probleme rund um das Studium in diesem besonderen Semes- ter an den Standorten Dresden und Leipzig beschäftigt .

Bereits im März entflammten die Dis- kussionen über die Durchführung und Umsetzung der Staatsexamina . So wussten Physikumskandidaten teil- weise am Morgen ihrer mündlichen Prüfungen noch nicht, ob und in wel- chem Rahmen diese stattfinden sollte . Auch die Organisation der M2-Prüfung war aufgrund der Diskussionen um ein

„Hammerexamen” lange Zeit von Unge- wissheit geprägt .

Die allumfassende Unsicherheit dieser Zeit war also auch im Medizinstudium deutlich spürbar . Im Hin und Her zwi- schen Politik, Prüfungsämtern und den einzelnen Lehrenden ließen verbindli- che Aussagen lange auf sich warten . Erneuerte Kursabläufe und Prüfungs- regelungen wurden von den Verant- wortlichen teilweise nur unzureichend kommuniziert . Dies führte zu einer zusätzlichen psychischen Belastung von Studierenden, die durch soziale Isolation auf der einen Seite und Nähestress auf der anderen bereits ohnehin stark beansprucht wurden . Hinzu kamen unter anderem Schwie- rigkeiten bei der Kinderbetreuung bis hin zu existentiellen Ängsten durch den Verlust von Nebenjobs . Zusätzliche Verunsicherung kam bei den Studieren-

den auf, die einer Risikogruppe angehö- ren, da der konkrete Umgang bis heute nicht geklärt ist .

In vielen Fällen erfuhren wir zwar Ver- ständnis und Entgegenkommen von allen Seiten, oft mussten die Hilfskon- zepte jedoch erst erarbeitet werden . Das vergangene Semester machte außerdem klar, dass die Rolle der Medi- zinstudierenden juristisch leider nicht eindeutig geklärt ist . Auf der einen Seite wurde viel über den Beitrag, den die Studierenden in vielen Bereichen des Gesundheitssystems erbringen können, geredet . Auf der anderen Seite

gehen der Status und die Rechte in weiten Teilen nicht über die von Besu- chern hinaus . Wir bitten daher die Sächsische Landesärztekammer, die Studierenden in Leipzig und Dresden in ihrem Anliegen zu unterstützen . Ab Mitte Mai waren dann viele Start- schwierigkeiten dank intensiver Arbeit und des Einsatzes der Mitarbeitenden der Universitäten und Fakultäten größ- tenteils beseitigt, wobei man meist auf uns Studierende zugegangen ist . So war es Studierenden nun möglich, ohne weitere Begründung von Klausuren zurückzutreten, ohne dabei einen Fehl- versuch angerechnet zu bekommen . In

CORONA-PANDEMIE

Sommersemester 2020

unter Corona-Bedingungen

© Wes Hicks/unsplash

Studierende und Lehrende standen gleichermaßen vor der organisatorischen Herausforderung, sich plötzlich auf digitale Lehre einzustellen .

(2)

12

Ärzteblatt Sachsen 11|2020

CORONA-PANDEMIE

© pro seniore

Dresden wurde zusätzlich die Option geschaffen, Ergebnisse, mit denen man nicht zufrieden war, nicht annehmen zu müssen und die Klausuren zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen . An der Medizinischen Fakultät Leipzig konnten wir außerdem auf die große Unterstützung unseres Dekanats bauen . Wir empfanden die Zusammen- arbeit dabei als ein echtes Miteinander, in dem sich gleichermaßen um alle Mitglieder der Fakultät bemüht wurde . Nur so konnten in der Kürze der Zeit Lösungen für die enorme Anzahl der aufkommenden kleinen und großen Probleme gefunden werden . Auch in Dresden profitierte man von dem kon- struktiven Austausch zwischen Fakul- tätsleitung und Studierendenvertre- tung, nachdem die Kommunikations- wege etabliert waren .

Doch nun standen die Studierenden vor der organisatorischen Herausforde- rung, sich plötzlich auf digitale Lehre einzustellen . Mit einem Mal wurde unser verschultes Studium in eine völlig neue Richtung geleitet . Sowohl Studie- rende als auch Lehrende mussten sich binnen weniger Wochen von der Gebor- genheit des Stundenplans verabschie- den und einen bis ins kleinste Detail organisierten Semesterablauf neu struk- turieren .

Der Kaltstart vieler Fächer bezogen auf die Digitalisierung von Lehrinhalten hatte zur Folge, dass Unterrichtsmate- rialien verspätet zur Verfügung stan- den . Prüfungen mussten in wenigen Wochen kumuliert abgelegt und wich- tige praktische Veranstaltungen konn- ten nur unzureichend in Online-For- mate überführt werden . Formate wie der Präparierkurs und Unterricht am Krankenbett (UaK) in Präsenz sind unverzichtbar für das Verständnis der

Komplexität des menschlichen Körpers und das Erlernen ärztlicher Kompeten- zen . In anderen Bereichen zeigte sich wiederum, welch eine Bereicherung digitale Lehre sein kann . Auf diesem Wege können Studierende ihr Studium und zusätzliche Verpflichtungen besser in Einklang bringen . Außerdem lassen sich so eine bessere Verfügbarkeit und ein barriereärmerer Zugang zu Inhalten erreichen . In Leipzig wurden in diesem Semester unter anderem umfassende Lehrvideos für Praktika, Untersu- chungstechniken und Vorlesungsinhal-

te erstellt sowie Seminare in Form von Videokonferenzen gehalten . Die Leh- renden in Dresden erfuhren viel Unter- stützung von Seiten des „Carus-Lehr- zentrums” bei der Umstellung auf digi- tale Lehrformate . Viele der Lehrenden zeigten großes Engagement bei der Umsetzung der Lerninhalte in digitaler Form, um den Aspekt der Interaktivität im Unialltag weiterhin zu erhalten . Nichtsdestotrotz ist nicht von der Hand zu weisen, dass viele der hier geschil- derten Aspekte keine neu aufgetrete- nen Probleme sind, sondern Ausdruck langjähriger struktureller Defizite, die nun durch die verschärfte Lage wäh- rend der Epidemie für alle evident geworden sind .

Um darum in zukünftigen Krisensitua- tionen dynamischer agieren zu können und einmal etablierte, gute Lehrkon- zepte nicht wieder abzulegen, plant man in Dresden eine Querschnittseva- luation . Das vergangene Semester hat deutlich gezeigt, welch Potenzial in der Digitalisierung der Lehre liegt .

Covid-19 hat verdeutlicht, dass die Digi- talisierung der Lehre im Grunde nicht mehr zur Debatte stehen sollte, son- dern seit langem bestehende Forde- rungen endlich umgesetzt werden müssen . Ziel für Lehrende und Studie- rende muss es sein, die hier genannten Verbesserungen der Lehre dauerhaft zu implementieren . Eine transparente Kommunikation ist hierbei unabdingbar . Die Medizin lebt von praktischen Erfah- rungen, die nur in Anwesenheit nach- haltig gelehrt und gelernt werden kön- nen, doch ein modernes Studium muss gleichzeitig den Spagat zur Digitalisie- rung schaffen, um sein volles Potenzial ausschöpfen zu können .

Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nun auf das kommende Wintersemes- ter . Es gilt, die in den letzten Monaten gesammelten Erfahrungen zu nutzen und gemeinsam als Studierende und Lehrende Lösungen für die angespro- chenen Probleme zu finden, um die Qualität der Lehre weiterhin sicherzu- stellen .

Konstantin Willkommen Fachschaftsrat Medizin & Zahnmedizin der Technischen Universität Dresden E-Mail: fsr-studium-beratung@

medforum-dresden .de Lukas Röhrig Fachschaftsrat Humanmedizin der Universität Leipzig E-Mail: kontakt@sturamed-leipzig .de

„Viele der Lehrenden zeigten großes Engage- ment bei der Umsetzung

der Lerninhalte in digitaler Form, um den Aspekt der Interaktivität

im Unialltag weiterhin

zu erhalten.“

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

lung und unerwünschter Folge auch ein fehlerhaftes Verhalten durch den Arzt nachgewiesen werden muss, führt es im Falle einer Auseinander- setzung zu einer Gegnerschaft

Dies wird um so anschaulicher durch den Vergleich zweier Arbeiten zum präoperativen Staging bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzi- nom, die nachweisen konnten,

Dass dieses Credo aber keine selbstverständliche Berufsauffassung ist, dass dies sich schon gar nicht als Handlungs-Automatismus für einen ganzen Berufsstand erwiesen hat,

„Anmerkung zum Bericht über das Urteil des Arbeitsgerichts Magde- burg vom 09.08.2007 (AZ.: 6 Ca 944/07 E) zur Anrechnung der AiP-Zeit als Be rufserfahrung im Sinne

Die gesonderte schriftliche Klarstellung dessen durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zu - sammenhalt führte dann auch zu einer

Das hat für unsere Bewoh- ner die Auswirkung gehabt, dass sie ihre Angehörigen nicht mehr sehen konnten.. Wir und unsere Mitarbeiter sahen uns vor neuen Herausforderun- gen,

Als er eine Woche später wieder zu mir kam, klagte er immer noch über den Druck in der Brust und reduzierte Be - lastbarkeit, so dass selbst bei kürzeren Spaziergängen und

Nach wie vor werden deutlich mehr Fachkräfte in den Praxen gesucht als zur Verfügung stehen. Ein Grund für das Fehlen von professionellem Pra- xispersonal ist auch weiterhin die zu