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Mögli chkei ten öffnen, befl ügel nd wir ken, ( Aus-) Wege aufzei gen, aber auch kri ti sche Refl exi on er mögli chen. “

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Academic year: 2022

Aktie "Mögli chkei ten öffnen, befl ügel nd wir ken, ( Aus-) Wege aufzei gen, aber auch kri ti sche Refl exi on er mögli chen. “"

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Al s wir l etzten Sa mstag mi t vi el en anderen bunten und frohgesti mmten Gi pfel gegner n i n den ersten Zug nach Rostock sti egen, u m an der Großde mo teil zuneh men (ni cht j eder, der woll te, ka m mi t), ahnten wir ni cht, was der Tag noch für bri- sante Schl agzeil en bri ngen wür de. Auf der De monstrati on sti eßen wir zu Freunden, di e ei nen großen ' Herrschaftsver häl t- ni sse fressenden' Drachen (i n de m fünf Personen gi ngen) mi tgebracht hatten. Mi t di ese m Drachen li efen wir i n und neben der De mo entl ang.

Di e Sti mmung war tol l : Dutzende Großpuppen, mehrere Sa mbagr uppen und vi el e wei tere krea- ti ve Bei tr äge pr ägten den Zug. Verschi edenste gesel l schaftl i che Gr uppen von Ki rchen, über Ge- wer kschaften bi s hi n zu Mi gr antenor gani sa- ti onen waren vertreten. „ Pi nk- Si l ver “- Cheer- l eader hüpften her u m und skandi erten „ Gr ün i st out, Pi nk i st i n “. Di e Cl o wnsar mee marschi erte zu „ wir si nd Cl o wns und wir si nd frei , i hr sei d bei der Pol i zei “ und tri eb i hren Ar meen und Po- l i zei ver äppel nden Schaber nack. Es herrschte fast ei n weni g Vol ksfeststi mmung.

Auch der „ Sch warze Bl ock“ for mi erte si ch von Begi nn an i n der De mo, der aber nur ei n kl ei ner Tei l der großen bunten Masse war. Ei ne ganze Zei t l ang si nd wir mi t Changi e, unsere m Dr a- chen neben de m „ Sch warzen Bl ock“ gel aufen.

Vor ei ne m großen nobl en H otel , dass wei t- r äu mi g von ei ne m gr oßen Pol i zei aufgebot abge- sperrt war, knal l ten aus di ese m Bl ock ei ni ge Böl l er, sonst war es, so hatten wir das Gefühl , auch hi er r uhi g. Di e Pol i zei i gnori erte di e Böl l er und auch sonst hi el t si e si ch i m I nnenstadtbe- rei ch i m Hi nter gr und ( ei n Pol i zei sprecher er- kl ärte später i n der Ostseezei tung ei ne Eskal a- ti on an di ese m Punkt sol l te auf j eden Fal l ver- mi eden wer den, der Schaden wäre wohl auch noch größer ge wesen al s a m H afen). Erst al s wir a m H afen anka men, über hol ten wir den

„ Sch warzen Bl ock“ endgül ti g und l i efen auf den Kundgebungspl atz, ohne zu ahnen, dass es j etzt erst l osgehen wür de. Et was später sahen wir von wei ter weg wei ße Hel me auf den Pl atz stür men und wieder fl üchten. Et was näher dr an sahen wir dann auch fl i egende Stei ne und Fl aschen, haben uns dann aber zur ei genen Si cher hei t i n größere m Abstand gehal ten.

Al s wir ei ne Stunde später aufgr und des kühl en und schl echten Wetters den Pl atz verl i eßen, konnten wir sogar den Berei ch passi eren, wo si ch vor her di e Ausei nandersetzungen abgespi el t hatten und später wieder auffl a mmen sol l ten.

Den Wasser werfer und Tr änengasei nsatz haben wir dann ni cht mehr mi tbeko mmen. Wenn Leute Ge wal t gegen Menschen ver üben, l ehnen wir das entschi eden ab. Di es gi l t so wohl für Ge wal t gegen Pol i zi sten, al s auch für Ge wal t von Pol i - zi sten gegen De monstr anten − di ese gab es nä m- l i ch auch, sogar rei hen wei se bei völ l i g ge wal t- frei en Akti onen. Ei n Punkt, der bei de m auf den Sa mstag fol genden Medi enhype ( der j a vi el fach auf Aussagen der Pol i zei gestützt war, di e i m Nachhi nei n rel ati vi ert wur den oder gar durch di e Medi en erfundene Enten hoch gekocht wur- de), kau m beachtet wur de. Wer di e Eskal ati on her bei geführt hat, wir d si ch wohl ni e endgül ti g kl ären l assen. Di e Pol i zei hat a m H afen i hre Deeskal ati onsstr ategi e, unserer Mei nung nach, recht schnel l fal l en gel assen. Denn i hre m Ei n- schrei ten gegen De monstr anten gi ng si cher kei n massi ver Angri ff von Sei ten der De monstr anten vor aus. Anderersei ts gab es si cher ei ni ge De- monstr anten, di e si ch über di ese Gel egenhei t ge-

freut und si e sogl ei ch auch er gri ffen ha-

ben. Zu m

Gl ück zei gten di e nächsten

Tage dann

auch noch ei n anderes Bi l d von Gi pfel geg-

ner n und i hren Akti onen, so dass ei ne i nhal tl i che Di skussi on wieder mögl i ch wur de.

An den fol genden Tagen gab es mehrere the ma- ti sche Akti onstage bei denen wir wieder mi t de m

Dr achen „ Changi e“ unter wegs waren, u m an vi el en unterschi edl i chen Gel egenhei ten auf un- gerechte und unzul ässi ge Herrschaftsver häl t- ni sse hi nzu wei sen. So gab es ei nen Akti onstag

„gl obal e Land wirtschaft“, ei nen Akti onstag Mi gr ati on und ei nen Akti onstag Anti - Mi l i tari - si er ung. I nsgesa mt, so hatten wir das Gefühl , ber uhi gte si ch di e At mosphäre an di esen Tagen wieder. Auch wenn di e Pol i zei es ni e ver mi ed bei al l en Akti onen den De monstr anten mi t i hre m

massi ven Aufgebot i hre Stär ke zu zei gen und Ei nschüchter ung zu versuchen: Stets wur den I denti täts- und Taschenkontrol l en bei den De- monstr anten vor geno mmen ( ei ne von uns musste bei ei ner di eser Kontr ol l en aufgr und des Ver- dachtes von Rasi er kl i ngen i hre Schuhe auszi e- hen! ), al l e Ver anstal tungen gefi l mt und j eder, der ei nen sch warzen Kapuzenpul l i oder auch nur Sonnenbri l l en tr ug, gr undsätzl i ch ver dächti gt bei den Kr awal l en a m Sa mstag betei l i gt ge- wesen zu sei n. Mi t Sonderei nhei ten wur den di - rekt bei Ver anstal tungen Ver dächti gte festge- no mmen. Di e Mi gr ati onsde mo wur de stunden- l ang von der Pol i zei aufgehal ten und mi t i mmer neuen Aufl agen bel egt. All di es schürte De- monstr anten i mmer wieder auf und trotzde m war di e Sti mmung auf den Ver anstal tungen mei st recht fr öhl i ch. Stündl i che H ubschr au- ber überfl üge der Ca mps, di e dann auch mal mor gens u m 6 für ei ne hal be Stunde über un- seren Zel ten krei sten, waren ei ne gezi el te Pr o- vokati on bz w. Ei nschüchter ungsversuche.

Am Mi tt woch gi ngen dann endl i ch ganz andere Bi l der durch di e Presse. Zusa mmen mi t et wa 6000 anderen De monstr anten si nd wir zu ei ner der Zufahrtsstr aßen von Hei l i genda mm ge wan- dert. Das entschi edene und ge wal tfrei e Vor- gehen hat di e Pol i zei kapazi täten schl i cht über- for dert, so dass zu mi ndest bei unserer Bl ockade nur hal bherzi ge Versuche di e De monstr anten aufzuhal ten unter no mmen wur den. Wir haben dann zusa mmen mi t vi el en anderen gut ge- l aunten Personen 1 2 Stunden auf der Str aße ver br acht ( di ese Bl ockade wur de dann noch bi s Frei tag Mi ttag aufrecht gehal ten und dann von den De monstr anten sel bst offi zi el l aufgel öst).

Entschei dungen bezügl i ch der Bl ockade wur den von ei ne m Del egi ertenpl enu m beschl ossen, zu de m si ch Vertreter von Kl ei ngr uppen (soge-

nannten Bezugsgr uppen) versa mmel - ten. An anderen Str aßen wur den j e- doch bei Bl ockaden oder gl ei ch zur Räu mung der Str aße Wasser werfer und Tr änengas gegen fri edl i che De- monstr anten ei ngesetzt, u m di e perso- nel l e Knapphei t der Pol i zei wett zu-

machen.

Di e große Bl ockade a m Mi tt woch vor de m H aupttor i n Hei l i genda mm war ei n tol l es Erl ebni s. Si e hat gezei gt, dass man mi t Vi el en et was errei chen kann, dass ei n ge mei nsa mer Konsens ( auf kei nen Fal l Ge wal t gegen Perso- nen, Barri kaden und Ge wal t gegen Sachen uner- wünscht) auch bei 6000 Menschen mögl i ch und u mgesetzt wer den kann. Zu sehen und zu beob- achten, dass et wai gen Stei nesa mml er n mi t Ar- gu menten der ge mei nsa me Konsens der Akti on dar gel egt wur de, dass Entschei dungen zur Bl o- ckade und de m wei teren Vor gehen i n ei ne m De- l egi ertenfor u m entschi eden wur den und gl ei ch- zei ti g i mmer offen mi t Kri ti k u mgegangen wur de, bestär kte uns i n unsere m Anl i egen und i n der For m der Akti on.

Das gl ei che gi l t für das Ca mp und sei ne Sel bst- or gani sati on. Es i st wir kl i ch tol l , was dort an l o- gi sti scher und or gani satori scher Ar bei t ohne hi er archi sche ko mmerzi el l e Str ukturen gel ei stet wur de. Angefangen bei den Vol xküchen, di e di e Ca mpbe wohner tägl i ch mi t war men Bi o mahl - zei ten versor gten bi s hi n zu den ei nzel nen „ Bar- ri o- “ ( Zel tdorf-) Pl enen, di e das gr undsätzl i che Vor gehen i m Ca mp entschi eden. Das Basi sde- mokr ati e mögl i ch i st, haben wir dort erl ebt!

Auch wenn der G8- Gi pfel trotzde m stattfand, Fr au Mer kel i hre Bi l der i m Str andkor b be- ko mmen hat, si ch Bush ni cht an ei ne m Er dbeer- törtchen verschl uckt hat und es di e Ausschrei - tungen vo m Sa mstag gab, so haben wir dennoch unseren Protest kund getan und mi t den Bl o- ckaden den rei bungsl osen Abl auf des Gi pfel s ge- stört. Neu moti vi ert si nd wir nach Berl i n zu- r ückgekehrt.

Di e Or gani sati on der Ca mps, Vol xküchen, De mos und Bl ockaden l i ef z war ehrena mtl i ch, hat j edoch ei ni ges Gel d für I nfr astr uktur und Materi al i en gekostet. Di e Spendentöpfe hi erfür si nd noch ni cht ausrei chend gedeckt, wer al so ei n paar Eur o entbehren kann und auf di ese m Wege di e Protestakti onen unterstützen möchte, de m nennen wir hi er noch ei ni ge Mögl i chkei ten:

• Für di e Ca mps und Küchen ( www.ca mpi ng- 07. de):

Verei n Kuckuk, Konto 4548801 03, Postbank Berl i n, B L Z 1 001 001 0

• Bl ock G8 ( www. bl ock- g8. org): Konto 400 8700 801, G L S Ge mei nschaftsbank, B L Z 430 609 67

• Rechtshi l fe- Fond ( www.er mi ttl ungsausschuss. eu): Rote Hi l fe e. V., Konto 1 91 1 00 462, Postbank Dort mund, B L Z 440 1 00 46, Sti ch wort: Gi pfel sol i

Weil wir viele Berichte zu den G8-Protesten bekommen haben, ist dieser Text gekürzt. Die Langfassung ist online lesbar: www.gruenes-blatt.de/wiki

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„ Ei ne Woche Poli t- Akti vi s mus“, „ Ca mpen mi t ganz vi el en Leuten an der Ostsee“, „ Wahr neh mung mei ner staatsbür gerli- chen Rechte“ − i n di ese und noch ganz andere unterschi edli che Bezei chnungen li eße si ch di e Woche vo m 1. bi s 9. 6. 2007 ver packen. Aber was waren di e chronol ogi schen Inhal tsstoffe?

Los gi ng es mi t der Auftaktde monstr ati on a m 2. 6., wo di e Brei te des versa mmel ten Spekt- r u ms − von eher bür gerl i chen Chri stI nnen bi s zu l i nks- autono men Sch warz- Kapuzen − wohl di e Her ausfor der ung darstel l te, di e ni cht wir kl i ch ge mei stert wur de. Z war gel ang es der tol l en Moder atori n auf der Auftaktkundgebung a m Bahnhof sehr gut, ei ne für al l e De- monstr antI nnen verständl i che Ausdr ucks wei se zu fi nden, bei der Endkundgebung a m H afen sah das aber ganz anders aus: Di e Moder atori n dort war si chtl i ch überfor dert mi t der Aufgabe, di e unterschi edl i chen pol i ti schen Verständni sse der An wesenden zu erfassen. So wies si e angesi chts der Ausei nandersetzungen mi t der Pol i zei wie- der hol t dar auf hi n, das „ wir ei ne ganz erfahrene De mo- Lei tung haben, und di e ver handel t ger ade mi t der Pol i zei . “ Dass so ei n Ver wei s auf Auto- ri täten und del egi erte Ver ant wortl i chkei ten für vi el e Leute zi e mli ch egal i st, schi en i hr ni cht be- wusst zu sei n. Di ese I gnor anz von der Bühne her ab hat mei ner Mei nung nach auch zur Eska- l ati on des Geschehens bei getr agen.

Aber es gi ng während der fol genden Akti onstage anders wei ter: Am Sonntag zu m The ma Land- wirtschaft, a m Montag zu Mi gr ati on. I mmer wur den i nhal tl i che Bei tr äge berei chert durch Kul tur, u. a. durch ei ne wunderschöne sati ri sche Sho w „ Deutschl and sucht den Super deutschen. “ Al s wir uns a m Montag der Gr oßde mo erst später anschl i eßen wol l ten, machte uns di e Po- l i zei ei nen Stri ch durch di e Rechnung und hi el t di e De mo vor der I nnenstadt auf. So haben wir uns di e Wartezei t mi t ei ner kl ei nen Spontan- de mo − doch noch i n der I nnenstadt! − vertri e- ben. Di e Betrei beri n ei nes Ei scafés, das wir z wi- schendurch besucht hatten, zei gte si ch bei den Sei ten gegenüber aufgeschl ossen: Si e l i eß De- monstr antI nnen über den Hi nter ausgang an ei ner Pol i zei sperre vor bei , etl i che Pol i zi stI nnen di e Toi l ette benutzen und ko mmenti erte l etz- teres mi t „I ch muss auch i mmer auf' s Kl o, wenn i ch Angst habe. “ Sehr schön war es, während der De mo- und Akti onstage, mi t Changi e, de m

„r adi cal e manci patory tr ansfor mati on dr agon “ unter wegs zu sei n. Mer ke: ei ne Großpuppe macht bei vi el en Leuten gute Sti mmung, si eht nett aus − i nsbesondere wenn di e De mo si ch far bl i ch durch gedi egen- mil i tantes Sch warz auszei chnet − und macht dadurch auch den Tr ä- gerI nnen Spaß.

Di e Tag ab Mi tt woch waren dann den Bl ockaden ge wi d met und verl i efen mei ner Ansi cht nach sehr erfol grei ch. Es war zi e mli ch tol l , bei der 5- Fi nger- Takti k so vi el e zu sei n, dass ei n ei n- zel ner Fi nger größer i st al s sonst di e ganze H and! Am Zaun wur den wir ei n mal von ei ne m Pol i zi sten begr ü ßt mi t der Fr age „Ja, woher ko mmt i hr denn al l e noch? Wir dachten, das Ca mp i st i r gend wann mal l eer ? Ko mmt i hr aus der Er de oder was? “ Dar auf l i eß si ch dann ni cht vi el mehr entgegnen al s „Tj a, wir si nd hal t auch gut aufgestel l t. “ Auch a m Str and konnten wir un mi ttel bar an den Zaun her an und dort baden, wei tere Akti önchen hatten wir uns angesi chts

des H undes auf der anderen Sei te dann aber doch gespart.

Auf der Abschl usskundgebung a m Frei tag wur den Ei ndr ücke der unterschi edl i chen Betei - l i gten ( Akti vi stI nnen, E A etc. ) geschi l dert, was ei nen schönen Abschl uss bi l dete. Nur war di e Moder ati on er neut mi t der Brei te des Spektr u ms überfor dert und wür gte ei n paar Leute unschön ab. Fatal er war aber di e Tatsa- che, dass ni cht al l e Bei tr äge übersetzt wur den − u m Zei t zu sparen und mehr Leute zu Wort ko mmen zu l assen. U nd di e vor heri ge Fr age, wi e denn mi t der Zei tnot und der Ü bersetzung u m- zugehen sei n, wur de nur auf Deutsch gestel l t!

Das i st für di e Abschl usskundgebung ei ner i nter- nati onal en Protest- Woche schon zi e mli ch pei n- l i ch.

Am Abend hi eß es dann Abschi edneh men vo m Ca mp Reddel i ch, al so von ei ne m schönen Bei - spi el von Sel bstor gani sati on, mi t l eckerer Vol x- küche, archi tektoni sch sehr schi cken Dusch- Konstr ukti onen und über haupt total vi el en ak- ti ven Leuten. Der Support, auch auf der Str aße, l i ef extre m gut: Essen wur de zu den Bl ockaden gebr acht, Sani s und das Legal Tea m waren vor Ort etc. I n ei ner Gegend au ßer hal b des Wend- l ands, wo es al so kei ne ge wachsenen l okal en U n- terstützungsstr ukturen gi bt, war das ei ne tol l e Lei stung. Wobei di e Verständi gung mi t der Lo- kal bevöl ker ung offensi chtl i ch erstaunl i ch gut gekl appt hat: Di e An wohnerI nnen haben bei m Aufbau des Ca mps sehr vi el U nterstützung ge- l ei stet, bei den Bl ockaden auf der Str aße wur den Er dbeeren aus de m ei genen Garten hi n- gebr acht etc.

I nsgesa mt bi n i ch al so a m Sa mstag über aus mo- ti vi ert nach H ause gefahren. Ob

di e Bl ockaden wir kl i ch vi el „be- hi ndert“ haben, i st z war total fr agl i ch, aber si e waren medi al auf j eden Fal l ei n Erfol g − zu m ei - nen, wei l si e mi t I nhal ten i n Ver- bi ndung gebr acht wur den, und zu m anderen, wei l si e auch al s

„ Bl ockaden “, al so al s mehr al s ei ne bl oße Mei nungskundgabe,

wahr geno mmen wur den.

Geär gert habe i ch mi ch aber auch i n di esen Tagen − über unange mes- sene Di stanzi er ungen aus de m eher bür gerl i chen Protest- Spekt- r u m, aber auch über vi el e l i nksr a- di kal e Reakti onen dar auf. Der aufko mmende Sol i dari si er ungs- dr uck, der ei nen Maul kor b für Kri ti k darstel l t, i st z war verständ- l i ch, aber auch sehr nervi g und mei ner Mei nung nach pol i ti sch unkl ug. Vi el e, auch mil i tanz- be- für wortende Leute fanden di e Ausschrei tungen a m Sa mstag i n Rostock str ategi sch fal sch. Di ese i nter ne pol i ti sche Kri ti k fand kei nen Rau m mehr, si e wur de

ni cht i n größeren Runden the mati si ert, so wei t i ch das mi tbeko mmen habe. Di e Fähi gkei t zur Sel bstkri ti k hal te i ch aber für ei ne wi chti ge Ei - genschaft für Leute, di e si ch al s pol i ti sch pro- gressi v und l i nks verstehen. Vi el l ei cht ko mmen sol che Debatten noch, i ch hoffe es.

Ei n wei terer Punkt, der mi ch sehr gestört hat, war ei n überstei gertes Gefühl des Angegri ffen- wer dens i m Ca mp: Es gab auf den Pl ena zei ti n- tensi ve Pl anungen für ei ne potenti el l e Spontan- Räu mung, ohne dass i ch i r gend wel che Anhal ts- punkte für so ei ne Pol i zei - Maßnah me er kennen konnte oder von konkreten Erfahr ungen i n Deutschl and wüsste. Er gebni s sol chen vorverl a- gerten Si cher hei tsdenkens i st et was, was i ch al s ei ne At mosphäre der übertri ebenen Vertei di - gungsberei tschaft und Ei nschr änkung der r ati o- nal en Wahr neh mung ansehe. Pr o mpt gab es auch i n D R EI Nächten Räu mungs- Fehl al ar m − zi e mli ch unpassend, wenn ei n paar Stunden später al l e Leute zu Bl ockaden wol l en und ei - gentl i ch ausgeschl afen sei n sol l ten. Ei n Mensch wur de fäl schl i ch al s Zi vi l - Pol i zi st enttar nt und nachts vo m Ca mp gesch mi ssen. Bei sol chen Ak- ti onen fr age i ch mi ch i mmer, wozu wir di ese Aufregung br auchen und ob wir unsere pol i ti - sche I denti tät ni cht auch ohne ei n z wei tes Genua kl ar haben. Di e Ei nstel l ung „ Vi el Fei nd, vi el Ehr “ schei nt mi r doch sehr ver brei tet zu sei n. Zu pr äzi ser pol i ti scher Kri ti k und de ment- sprechend zi el genauen Akti onen tr ägt si e l ei der ni cht unbedi ngt bei .

I nsgesa mt war es aber ei ne sehr schöne, moti - vi erende Woche, di e z war vi el Anl ass für kri ti - sche Refl exi on bi etet, aber auch Lust macht auf

mehr Akti on und Sel bstor gani sati on!

Weil wir viele Berichte zu den G8-Protesten bekommen haben, ist dieserText gekürzt. Die Langfassung ist online lesbar: www.gruenes-blatt.de/wiki

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Vor Ort wur den z wei Studi os ei ngeri chtet − ei ns i m I ndependent Medi a Center (I MC) i m Ge- bäude des Conver gence- Center ( CC) Rostock Evershagen und ei n „ Mobi l es Studi o“ i n ei ne m Ü bertr agungs wagen i m Ca mp Reddel i ch. , Ge- sendet' wur de über I nter net-l i ve-strea m dessen Adresse auf der i ndy medi a- Startsei te verl i nkt war. 1 Jetsa m wol l te mi t sei ne m Radi o- Pr o- gr a mm di e Akti vi st_i nnen vor Ort unterstützen.

Di e Mögl i chkei t de m Radi o z. B. an den I nfo- punkten zu l auschen wur de von ei ner unbe- kannten Gr uppe er gänzt: Offensi chtl i ch wur de der frei zugängl i che I nter netstrea m abgegri ffen und über ei nen , Pi r atensender' ausgestr ahl t − wir haben ni cht schl echt gestaunt al s Jetsa m pl ötz- l i ch i m Ca mp Reddel i ch so wie auf den Bl o- ckaden westl i ch von Hei l i genda mm und i n Stef- fenshagen über U K W zu e mpfangen war. Dan- ke!

Di e kl ei ne Gr uppe von Radi o machenden begann i hre Ar bei t mei st u m 8 U hr mor gens mi t ei ne m Rückbl i ck auf den ver gangenen Tag, de m si ch ei ne kri ti sche Presseschau auf Mai nstrea mme- di en anschl oss − bei al l den Fehl mel dungen und ungepr üft über no mmenen Pol i zei aussagen wur de di e Not wendi gkei t von al ter nati ven frei en Medi en mehr al s ei n mal deutl i ch. Di e Zusa m- menar bei t mi t den gut

or gani si erten I ndy me- di a- Str ukturen er wi es si ch dabei al s sehr si nn- vol l − di e I nfor mati onen konnten mi t denen un-

serer Korrespon-

dent_i nnen vor Ort er- gänzt wer den, so abge- si chert und guten Ge- wissens veröffentl i cht wer den. Den Tag über gab es ei n mal stündl i ch

„sandpi per “ − di e Nachri chten auf mi n- destens deutsche und engl i sche Spr ache zu hören − wei tere Spr a- chen er gaben si ch j e nach Betei l i gung ( Fr an- zösi sch, Ital i eni sch, Russi sch waren zei t- wei se dabei ). Z wischen- durch wur den aktuel l e Si tuati onsbi l der durch Tel efonschal tungen zu

Korrespondent_i nnen vor Ort, z. B. auf den Bl o- ckaden ei ngefangen, Hi nter gr ünde z. B. zu den Repressi ons maßnah men der Pol i zei recher- chi ert, i nhal tl i che Sch wer punkte z. B. zu den Akti onstagen durch I ntervi e ws mi t den Ver an- stal ter _i nnen gesetzt und i mmer wieder ver- sucht Mut zu machen und Moti vati on an di e vi el en akti ven Menschen , dr au ßen' zur ückzuge- ben. Nach mi ttags gab es „ Ca mpi ng- Ci rcus“ − Radi oprogr a mm vo m Ca mp i n Reddel i ch. Hi er wur den Gr uppen vor gestel l t, I nfr astuktur er- kl ärt und i mmer wi eder echtes „l i ve- Radi o“ ge- macht. Abends gegen 2 0. 00 U hr fol gte ei ne Zu- sa mmenfassung der Geschehni sse des Tages und dann Abendprogr a mm sol ange , was l os war' und es noch Akti vi st_i nnen gab, di e di e Augen offen hal ten konnten. Nachts durften si ch di e Zuhö- renden mehr mal s von l i ve- DJ-sets erfreuen l as- sen.

Puh − ganz schön vi el passi ert i n den z wei Wo- chen! Für mi ch, di e so wohl den Sendebetri eb i m Ca mp al s auch i m I MC mi terl eben durfte, ei ne i ntensi ve Zei t. Ni cht nur akute Stresssi tuati onen , dr au ßen' ( z. B. Räu mung der Bl ockaden), son- der n auch i m Studi o sel bst ( Am Donnerstag, de m 7. 6. gab es di e Ankündi gung, dass Nazi s das CC angrei fen wol l ten. Zu di eser Bedrohung ka m zusätzl i ch di e durch di e Pol i zei , di e das Ge- bäude u mstel l te und Personenkontrol l en an den

Ei n- und Ausgängen durchführte. ) erfor derten höchste Konzentr ati on, u m unseren ei genen Gr undsätzen, kei ne Pani k zu ver brei ten und nur abgesi cherte I nfor mati onen wei terzugeben, ge- recht zu wer den. I ch möchte sagen, wir haben das geschafft und i ch habe sel ten so vi el gel er nt wi e i n di esen 2 Wochen. Gel er nt i m Berei ch der Moder ati on, der ( Studi o-) Techni k aber auch was sel bstor gani si erte Pr oj ektar bei t angeht, Ko mmuni kati on z wischen (i nter nati onal en) Gr uppen und al l di e Ler nprozesse di e mensch sel ber erst vi el später be mer kt. Der Schl af- mangel i st bal d ausgegl i chen, di e Er käl tung ab- gekl ungen und was bl ei bt si nd di e vi el en neuen Kontaktr, I deen und das Wissen wi e wichti g frei e Medi en i n ei ner Wel t si nd, i n der Mai n- strea mmedi en Pol i zei mel dungen über säure- spri tzende Cl o wns über neh men, di e nur Pustefi x i n i hren Wasser pi stol en hatten.

Feedback zu m Radi opr ogr a mm oder Kontakt unter j etsa m ÄTT nadi r. or g2

1. Dort waren auch di e verschi edenen Strea ms vo m Foru m- r adi o − ei ne m wel t wei ten Radi oprojekt zu fi nden, dazu si ehe http://foru mderadi os.f m/

2. Zu m Schutz vor auto mati schen Mai l adressen- Robots, di e nach Adressen suchen und di ese dann mi t Spa m-

Mai l s überfl uten, i st di ese Mai l adresse für di ese Robots unl eserl i ch for mati ert. U m ei ne korrekte Mai l adresse zu erhal ten muss ÄTT durch das @- Sy mbol ersetzt werden.

„ Spi el rau m für Proteste besteht besonders da, wo Unvor her gesehenes si ch Pl atz schafft, wo dezentral e Akti onen si ch aufei nander bezi ehen können, wo Koor di nati on funkti oni ert. “ So steht es i m Sel bstverständni s von „Jetsa m- Radi o“ − ei ne mte mporären Medi enproj ekt i n de msi ch anl ässli ch des G8- Gi pfel s 2007 i n Heili genda mm Menschen aus verschi edenen Teil en Deutschl ands und dar über hi naus zusa mmengetan haben. Teil s akti v i n frei en Radi osender n, teil s hatten wir vor her noch ni e et was mi t Radi o zu tun. Durch das produzi erte Radi oprogra mm vo m 1. bi s 8. Juni woll ten wir „ver bal Räu me und

Mögli chkei ten öffnen, befl ügel nd wir ken, ( Aus-) Wege aufzei gen, aber auch kri ti sche Refl exi on er mögli chen. “

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Hall o E mma! Du warst bei den Protesten gegen das G8- Gi pfel treffen i n Heili genda mm dabei. Was war dei ne Moti vati on?

Ganz pl att gesagt, ko mmt mensch an so ei ne m Gr oßerei gni s über- haupt ni cht vor-

bei . Z wei tens

i st es na-

l i ch so,tür-

dass di e G8 ei n

total de-l egi ti mes Gre-

mi u m si nd, das ei nfach über Di nge entschei det, di e ganz vi el e Menschen betreffen. U nd das ohne dass di e Leute, di e da zusa mmenko mmen, über haupt ei ne Ahnung davon haben, was di e Entschei dungen, di e si e da treffen, für di e Men- schen bedeuten. Dar über hi naus waren di e Pro- teste für mi ch ei ne Gel egenhei t, wo ganz vi el e i nteressante Gegenent würfe zu de m was di e G8 bedeuten vor Ort waren. Dort si nd Menschen zu- sa mmengeko mmen, mi t denen mensch si ch ver- netzen kann, di e an konkret stattfi ndenden al - ter nati ven Lebensent würfen ar bei ten oder di ese schon l eben. U nd das fand i ch ei nen ganz span- nenden Punkt.

Wo genau warst du, was hast du ge macht?

I ch hab mi ch i n Rostock, i m Conver gence Center aufgehal ten, i n de m si ch auch das I nde- pendent Medi a Center befunden hat, und i m Pr otestca mp Reddel i ch. An bei den Orten habe i ch an ei ne m Radi opr oj ekt mi tge wir kt, das

„j etsa m r adi o“ hi eß. Di eses Radi oproj ekt sol l te di e Akti vi sti nnen und Akti vi sten vor Ort bei i hre m Protest unterstützen. I ch habe bei m tech- ni schen Aufbau mi tgehol fen, di e Recherchear- bei t ge macht, Sendungen moderi ert − al l es was so zu m Radi o machen dazugehört. U nd da mi t pr akti sch versucht, ei n Tei l der I nfr astr uktur zu sei n di e den Akti vi st_i nnen vor Ort hi l ft.

Mei nst du, dass der Widerstand gegen den G8- Gi pfel gut or gani si ert war? Was hätte dei ner Mei nung nach besser ge macht wer den können?

I ch war auf j eden Fal l konkret von der „ Bl ock G8“- Ka mpagne sehr beei ndr uckt, i ch fand di e ri chti g gut or gani si ert. Da hätte auf j eden Fal l auch noch Besseres passi eren können, wenn

Menschen si ch i m Vorfel d mehr vor berei tet hät- ten. Aber i ch fand, dass zu m Bei spi el di ese Ka mpagne es wahnsi nni g gut geschafft hat, Leute, di e über haupt gar kei ne De monstr ati on- serfahr ung hatten, ei nzubi nden und denen di e

wi chti gsten Sachen zu ver kl i cker n.

Was hätte besser ge macht wer den können? − Al so i ch gl aube, al l e Menschen, di e was ge- macht haben, haben ri chti g, ri chti g gute Ar bei t gel ei stet. All es was noch besser hätte l aufen können, wären noch mehr Leute, di e si ch i m Vorfel d noch konkret mi t Sachen ausei nander- setzen und konkret an Sachen ar bei ten.

Zu j etsa m radi o: Was war über haupt euer Anli egen, was soll te j etsa m sei n: Nachri ch- tenti cker, Debatte, Austauschforu m, Back- ground-Infor mati on, . . . ?

Wir haben i r gend wann mal gesagt, wir möchten das Radi o so machen, wie wir uns das wünschen wür den, wenn wir da dr au ßen auf den Str aßen wären und versuchen wür den zu protesti eren.

Das hat für uns bedeutet, auf der ei nen Sei te − ganz wichti g − I nfor mati onen, und z war abgesi - cherte I nfor mati onen, mi t denen di e Leute auch was anfangen können, zu ver mi ttel n. I nfor ma- ti onen ganz konkret über di e l okal e Si tuati on:

wi e si eht es j etzt auf Str aße so und so ger ade aus, aber auch I nfor mati onen, di e dar über hi - nausgehen − al so was wir d a m nächsten Tag an Akti onen passi eren, was für I nfr astr uktur gi bt es über haupt vor Ort, wenn i ch j etzt anko mme?

U nd i n wel ches Ca mps kann i ch gehen, wo kann i ch mi r sel ber I nfor mati onen besor gen? Aber auch Refl ekti on er mögl i chen, wenn Leute von Akti onen wieder ko mmen, i hnen di e Mögl i chkei t geben dar über zu reden. Gl ei chzei ti g auch an den Tagen, wo Akti onstage si nd und wo es The men gab, über di ese The men noch mal zu i n- for mi eren ( Bei spi el Mi gr ati onstag). Dann natür- l i ch i mmer wieder Musi k z wischendurch. Ja, und ei nfach ganz vi el Moti vati on. Wir haben ei nfach ganz vi el Moti vati on von den Menschen auf der Str aße beko mmen und mi r war es ei n ganz wichti ges Anl i egen, di ese Moti vati on auch wi eder zur ück zu geben.

Habt i hr mi t eure m Radi o i nhal tli che bz w.

strategi sche Debatten i nner hal b der Protest- be wegung begl ei tet oder i ni tii ert? Gab es sol che über haupt?

Ei ne Debatte, di e bei uns ver gl ei chs wei se fr üh ei ngesetzt hat, war di e über di e Rol l e der Me- di en i n Zusa mmenar bei t mi t der Pol i zei . Wir haben ei nen Fal l rel ati v fr üh entdeckt, i n de m Mai nstrea m- Medi en ungepr üft I nfor mati onen aus de m Pol i zei ti cker über no mmen haben, di e si e dann später al s Fal schaussagen kenn- zei chnen mussten. I ch wei ß ni cht, ob wir da mi t ei nen Di skurs anstoßen konnten, aber das war auf j eden Fal l et was, wo i ch das Gefühl hatte, das i st bei uns recht fr üh aufgeko mmen und das wir d mi ttl er wei l e auch an anderen Stel l en di s- kuti ert. Ei n für mi ch auch noch entschei dender Sch wer punkt war Pol i zei repressi on. Was pas- si ert da, war u m passi ert das, was kann man da

machen.

Wurde dei ne Ar bei t al s Journali stIn von Po- li zei & Mili tär behi ndert? Wie stell te si ch das Ver häl tni s z wischen unabhängi gen Medi en- macherInnen und den Si cher hei tskräften dar?

I ch hatte nur z wei konkrete Kontaktsi tuati onen mi t Pol i zei . I n der ersten war i ch dr au ßen auf der Str aße, al s di e Menschen, di e das Ca mp Wich mannsdorf aufbauen wol l ten, ger ade ei nge- kessel t und mehrere Stunden festgehal ten wur- den. Da hat der Pressesprecher der Kaval a- Ei n- hei t sehr höfl i ch auf uns reagi ert und hat uns auch berei t wil l i g Auskunft gegeben. Ei n ande- res, sehr negati ves Erl ebni s hatte i ch i m I nde- pendent Medi a Center, al s di e Pol i zei das Con- ver gence Center i n Rostock- Evershagen u m- stel l t hat. Es gab mehrere Si tuati onen, i n denen das CC nur gegen Personal i enkontrol l e betreten oder verl assen wer den konnten. Da hat ei n Pres- seaus wei s ei nen anderen Effekt gehabt: „ Ach, das i st j a i nteressant − wir wol l ten nur mal gu- cken, wer si ch hi er so aufhäl t“.

Wie ka m j etsa m bei den Akti vi stInnen r und u m Heili genda mm an? Gab es Beteili gung, Feedback?

Ja, l ei der wie i mmer bei Feedback, vi el zu we- ni g. Es gab i n Reddel i ch sehr posi ti ve Rück mel - dungen. Da gab es auch ei ne besondere Si tua- ti on, über di e wir uns sehr gefreut haben: dort gab es noch ei ne z wei te Gr uppe, von der wir ni cht wissen, wer es war, di e unseren I nter- netstrea m abgefangen hat und über U K W noch mal ausgestr ahl t hat, so dass j etsa m i m ganzen Ca mp zu hören war, tei l wei se sogar auf den Bl o- ckaden. I n Steffenshagen und den Bl ockaden westl i ch von Hei l i genda mm. I m Ca mp ka men mehrfach Menschen zu uns und haben gesagt,

„es i st so tol l , dass es euch gab, es hat uns ri chti g gehol fen “. U nd es hat auch ei nfach das ge macht, was wir wol l ten, nä mli ch moti vi ert und I nfor mati onen gebr acht.

Ei n sol ches Projekt zu machen, bedeutet ge- wi ss auch vi el auf den Bei nen, ständi g unter- wegs sei n. Wie bi st du da mi t u mgegangen?

Gab es Punkte, an denen du ni cht mehr wei- ter machen konntest? Wie bi st du de m dro- henden Bur nout ausge wi chen?

I ch bi n de m dr ohenden Bur nout entko mmen, i nde mi ch ei nfach ni cht aufgehört habe mi t de m Wei ter machen. I ch war z wei Wochen vor Ort und bi n nach wie vor sehr beei ndr uckt, was Be- gei ster ung be wir ken kann. I ch hab durch das ener gi egel adene U mfel d mehr schaffen können al s i ch dachte. Durch das sel bstor gani si erte Ar- bei ten und di e At mosphäre konnte i ch mi r i mmer ei ne Aufgabe suchen, di e mi ch so i nteres- si ert hat, dass i ch auch ei nfach über mei ne Mü- di gkei t hi nausar bei ten konnte. Es hat ganz vi el dazu bei getr agen, dass ei nfach j eder und j ede i mmer das ge macht hat, was si e ger ade wichti g fand und auch Ener gi e dafür hatte und si ch das trotzde m zu ei ne m Ganzen zusa mmengesetzt hat. Oder ger ade des wegen.

Wie war dei n/euer Ver häl tni s zu anderen ( Mai nstrea m-)Jour nali stInnen?

Mi t Mai nstrea m- Medi en haben wir gar ni cht zusa mmengear bei tet. Al so wir hatten auch a m Ei ngang zu m I ndependent Medi a Center ei n großes Schi l d hängen „ All es, was wir hi er ni cht

Weil wir viele Berichte zu den G8-Protesten bekommen haben, ist dieser Text gekürzt. Die Langfassungist online lesbar:

www.gruenes-blatt.de/wiki

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wol l en “ und da war auf j eden Fal l di e Mai nstrea m- Presse mi t dabei . Begr ündet durch ei n Mi sstr auen, das si ch durchaus auch al s ge- genständl i ch her ausgestel l t hat. Dass eben Mai nstrea m- Medi en

z. B. Aufl agenzahl en hi nter her rennen müssen und deshal b besti mmte Methoden benutzen, di e wir ei nfach ni cht gut fi nden und si ch oft an Ab- spr achen ni cht hal ten.

Wel che Bedeutung hatte j etsa m radi o für den Widerstand? Konntet i hr di e Leute errei- chen, für di e i hr gesendet habt?

I ch gl aube, wir haben auf j eden Fal l sehr vi el mehr Leute errei cht durch di ese Gr uppe, di e dankens werter Wei se unser Progr a mm per U K Wausgestr ahl t hat. Wir haben durch den I n- ter netstrea m auf j eden Fal l auch Leute au ßer- hal b der Lokal i tät dort errei cht, al so Leute, di e uns i r gend wo anders i n Deutschl and gehört ha- ben.

I ch wei ß, dass wir i m Ca mp Rostock so gut wi e ni e manden errei cht haben, dass wir i n Wich- mannsdorf nur a m I nfopunkt zu hören waren, dass wir auf den Bl ockaden östl i ch von Hei l i gen- da mm ni cht zu hören waren. Das fi nde i ch sehr schade. Da bestünde noch Potenti al auch auf der Suche nach Medi enfor men, di e das mögl i ch ma- chen.

Wür dest du bei m nächsten Mal et was anders organi si eren? − Was?

Natürl i ch hätten wir mehr Leute gebr aucht, das i st j a oft so bei sol chen Proj ekten. Anderersei ts gab es auch vor Ort ei nfach i mmer Leute, di e für ei n, z wei Tage mi tge macht haben. Mi t mehr Leuten hätte di e Qual i tät wahrschei nl i ch noch gestei gert wer den können.

Wir d j etsa m radi o nach de m G8 fortgeführt?

Was entsteht j etzt aus euren Kontakten und de m Kno w- Ho w, das i hr euch angeei gnet habt?

Es gi bt auf j eden Fal l ei ne ganze Rei he Leute, di e vo m Radi o machen ganz angefi xt si nd, di e hoffentl i ch i n di e Str ukturen von Frei en Radi os i n Deutschl and ei nstei gen wol l en. Es gi bt durchaus auch Ü berl egungen i n der Gr uppe, ei n- fach noch mal was zu machen, das i st aber al l es noch ni cht i n Sack und Tüten. U nd di e i nter na- ti onal en Kontakte, di e geknüpft wur den, Ver net- zungen, wer den bestehen bl ei ben − auf di eser oder j ener Ebene.

Wel chen Ei ndr uck hattest du von der Takti k der Poli zei ? Was war deren Strategi e?

Das i st sch wieri g für di e ganze Zei t über zu be- ant worten. Naj a, di e vi el gepri esene Deeskal ati - onstakti k hab i ch auf j eden Fal l ni cht i n al l en Tei l en so wahr geno mmen. Mal so ganz vor- si chti g ausgedr ückt. Datensa mmel n war auf j eden Fal l ei ne ganz wichti ge Str ategi e der Pol i - zei . U nd ansonsten war das gl aub i ch auch ei n ri chti g gutes Durchei nander. Von der Auftakt- de mo i n Rostock habe i ch Beri chte gehört, dass si ch tei l wei se Ei nhei ten gegensei ti g i n di e Ar bei t gefal l en si nd, sozusagen, wei l si e ei nfach unter- schi edl i che Befehl e hatten und dann gegenei -

nander gear bei tet haben.

Al so i ch wei ß gar ni cht, ob man da so sehr von „der Takti k der Pol i zei “ spre- chen kann, wei l di e anschei - nend sehr wi derspr üchl i ch war.

Es war sehr vi el von Ge wal t di e Rede. Wie hast du das wahr geno mmen? Gab es di e me- di al dar gestell ten massi ven Ausschrei tun- gen? Trat di e Poli zei tatsächli ch aggressi ver auf al s sonst ohnehi n schon?

Al so zu Medi en und Ge wal t: Di e Auftaktde- monstr ati on i st u m ei ni ges schl i mmer dar ge- stel l t wor den al s si e mei ner Mei nung nach war.

Al so es gab dort genau ei n brennendes Auto und z wei oder drei Autos mi t ei nge worfenen Fens- terschei ben. U nd di ese vi er Fahrzeuge waren ei nfach auf sä mtl i chen Fotos, Fi l men zu sehen.

Wenn es ei nen Br andher d gi bt, dann i st der über al l aus sä mtl i chen Perspekti ven zu sehen und dann si eht es so aus, al s hätte es z wanzi g gegeben.

Zur Ge wal t der Pol i zei : I ch hab i m Vorfel d sehr vi el mehr Angst gehabt auch vor de m Hi nter- gr und, was zu m Bei spi el bei m G8 i n Genua pas- si ert i st. I m Ver gl ei ch da mi t bi n i ch sehr er- l ei chtert. I ch muss aber tr otzde m sagen, dass es unver häl tni s mäßi g kr asse Sachen gegeben hat.

Zu m Bei spi el , dass mi ndestens ei n Mensch sei n Auge verl oren hat, wei l er so ei nen star ken und gezi el ten Wasser werferstr ahl abbeko mmen hat.

Das si nd ei nfach Sachen, di e kann man si ch fast gar ni cht vorstel l en, so was muss ei nfach ni cht sei n − ei ne fri edl i che Bl ockade mi t ei ne m Was- ser werferstr ahl so gezi el t zu bo mbar di eren, das verstehe i ch ei nfach ni cht.

ATTAC, Ki rche, IL und andere aus de m Or- ga- Krei s der Auftaktde mo a m 2. Juni gaben a m Tag nach der De mo ei ne pei nli che Presse- konferenz, bei der all e den größten Teil i hrer Redezei t darauf ver wendeten di e Poli zei zu l oben und auf den „ Sch warzen Bl ock“ zu schi mpfen. Wie hast du das wahr geno m-

men?

Ehrl i chgesagt gar ni cht so i ntensi v, wei l i ch an de m Tag mi t der Vor berei tung auf den nächsten The mentag beschäfti gt war.

Ei ni ge reden jetzt davon, dass nach de m Gi pfel kl ar sei, dass Kooperati onen mi t ATTAC zukünfti g ni cht mehr gehen wür den.

Wel che Mei nung hast du dazu?

I ch fi nde es ganz sch wi eri g, wenn si ch Leute von ei ner Protestfor m so di stanzi eren. Gl ei chzei ti g muss i ch sagen, dass ATTAC trotzde m ei ne ganz wichti ge fi nanzi erende Rol l e für di ese Proteste gespi el t hat. I ch fi nde es pri nzi pi el l total wich- ti g, dass si ch verschi edene Pr otestfor men er- gänzen und wenn schon das ni cht, dann si ch we- ni gstens gegensei ti g akzepti eren.

Wie i st dei n Ei ndruck nach de m G8- Gi pfel ? War der Widerstand erfol grei ch? Was hat di r di ese Zei t gebracht?

Dass di e gr oßen Bl ockaden so funkti oni ert ha- ben, fi nde i ch auf j eden Fal l erfol grei ch. I ch habe zu kei ne m Zei tpunkt er wartet, dass es

wir kl i ch mögl i ch sei n wir d, den Zaun zu stür men und i ns Ke mpi nski zu l aufen. Wie gesagt fand i ch aber auch ei nen anderen Tei l des Wider- standes wichti g − der Austausch z wischen den vi el en verschi edenen Menschen di e dort zu- sa mmen geko mmen si nd. U nd das war eben für mi ch ei n ganz großer Ge wi nn dar an, zu sehen, wie so gr oße Str ukturen funkti oni eren können.

I ch sel ber hab ei nfach i m Radi o machen ganz vi el gel er nt, aber auch wie i ch mi ch i n sel bstor- gani si erte Str ukturen ei nbri ngen kann.

Was si nd dei ne Pl äne für di e nächste Zei t?

I ch wer de auf j eden Fal l das dort Gel er nte hi er i n mei ne m l okal en Frei en Radi o wieder ei n- bri ngen und versuchen i n mei ne ' al l tägl i che Str ukturen' zur ückzutr agen.

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Der G8- Gi pfel i n Heili genda mm war ver kehrte Wel t. Oder war es doch das wahre Leben? In Rostock gab es a m Sa mstag de m 02. 06. 07 ei ne fri edli che und bunte De monstrati on, an dere m Rand es a m Endpunkt zu den verrufenen und medi al aus- geschl achteten Ausschrei tungen ka m. Ei n brennendes Auto wur de i n der Presse stili sti sch pl urali si ert und es war nur noch di e Rede von Stei nesch mei sser n.

Di e Medi en konstr ui erten regel recht ei n Fei nd- bi l d von ei ner sch warzver mu mmten, bl utr üns- ti gen H or de unkontrol l i er barer, vor Wut gei fer nder Autono-

mer, gegen di e kei n noch so gut ausge- r üsteter Pol i zi st ei n real e Chance auf Ü berl eben hätte. Es wur de sogar schon von regel rechte m Ver- hei zen der Pol i zei hun- dertschaften beri ch- tet. Wor aufhi n der

Ei nsatzl ei ter ausge- tauscht wer den

musste.

Den Vogel schoss dann

di e „ Bi l d- Zei tung„ ab mi t de m rei - ßeri schen und schl echt recherchi erten Arti kel

„ Bi l d er kl ärt den sch warzen Bl ock“. U nd natür- l i ch tri efte i n j eder Zei l e das Bl ut und der H ass.

Man hätte über di esen Arti kel herzl i ch l achen können, wenn man ni cht wüsste, dass di e Bi l d- Redakti on di es er nst mei nte. Di e Beri chterstat-

tung war anfangs i n vi el en Fäl l en nur ei ne aus- gesch mückte Vari ante der Pol i zei - beri chte. Di ese Beque mli chkei t der Jour nal i sten sol l te si ch i m Verl auf des Gi pfel s bi tter r ächen.

Laut Pol i zei beri cht wur den 433 verl etzte Pol i zei bea mte i n Ros- tock regi stri ert. Spätere Ü ber pr ü- fungen er gaben, dass 36 verl etzt wur den, davon z wei sta- ti onär behandel t wer den mussten. Di ese Zahl endi skrepanz von 433 zu 36 verl etzten Pol i zi sten ka m nur aus z wei Gr ünden zustande.

Zu m ei nen erfol gten di e An- gaben fehl er haft an di e Ei n- satzzentr al e durch di e Bea mten vor Ort. Zu m anderen wur den di e Angaben und Ei n- schätzungen sei tens der Pol i zei aus j uri sti scher Si cht erst ei n mal aufgeno mmen. Das hei sst al so, auch j eder noch so kl ei ne Kr atzer, wel cher eben aus medi zi ni scher Si cht ni cht ei n mal ei ner Be- handl ung bedarf, wur de aufgel i stet und al s

l ei cht verl etzt ver mer kt. Al s al so di ese Ab wei - chung der Verl etzten bekannt wur de, war di es wi eder u m ei n pei nl i cher Mo ment für di e sensati - onsl üster ne Beri chterstattung. Seri öse Medi en mel deten sofort ei ne Ri chti gstel l ung, di e unse- ri ösen Medi enanstal ten l i eßen dafür di e Sach- ver hal te auf si ch ber uhen. Denn 433 verl etzte Pol i zei bea mte kl i ngt doch nach ei ne m schönen Ge metzel , und das i st es doch was di e Leute wol - l en. Regi stri ert wur den bei der Ca mp AG 520 verl etzte De monstr anten al l er Coul eur. Nach medi zi ni schen ( und eben ni cht nach j uri sti schen) Ei nstufungskri teri en waren al l e De monstr anten l ei cht verl etzt.

Di e z wei te Pei nl i chkei t der rei ßeri schen Be- ri chterstattung ei ni ger Medi enanstal ten war auf di e Verl autbar ung der Pol i zei unrecherchi ert anzuspri ngen, dass „ver kl ei dete De monstr an- ten “ ( mei nt Cl o wns) Säure- Attentate und Mes- ser attacken auf Bea mte der Pol i zei ver übt haben sol l en. Des wei teren sol l en di e Cl o wns i n i hren Rucksäcken Stei ne zu De monstr ati onen tr ansporti ert haben. Es ka m zu verstär kten Kontrol l en von Wasserspri tzpi stol en. Sel bst das Mi tführen di eses Utensi l s wur de nun auf De-

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monstr ati onen von der Pol i zei al s Anl ass ge- no mmen, u m Festnah men vor neh men zu kön- nen. Aber auch andere fadenschei ni ge Gr ünde wur den für Festnah men und Personal i enab- fr agen ver wendet. So wur de ei n Cl o wn auch vo- r über gehend festgehal ten, da er ei ne handel süb- l i che − aber cl o wnesk u mgestal tete − Tar n- Jacke der Bundes wehr tr ug. Vor ge worfen wur de di ese m Cl o wn, er hätte durch Tr agen di eser Jacke si ch zu unrecht al s Angehöri ger der Bun- des wehr ausgegeben.

Wenn das mal ni cht vorschnel l war! ? Bei der Festnah me di eses Cl o wns wur de auch durch ei nen frei en Beri chterstatter auf Di gi tal fi l m di e Mi sshandl ung gegenüber de m Cl o wn durch ei nen Pol i zei bea mten festgehal ten. Bi l der, di e Otto Nor mal zuhause ni cht auf den großen Sen- der n sehen wir d. Vor al l e m das Ver hal ten ge- genüber ausl ändi schen Gi pfel gegnerI nnen war beängsti gend. Ausl ändi sche Cl o wns wur den durch Pol i zi sti nnen gez wungen si ch i n ei ner Da- men- Toi l ette vol l ständi g zu entkl ei den, da di e Bea mten Gel d und ersatz wei se auch Wertge- genstände wie U hren si cherstel l en wol l ten, u m ei ne Kauti onszahl ung i n H öhe von 2 50,- € für j eden vor Ort festgeno mmenen, ausl ändi schen

Cl o wn ei nzutrei ben.

Di e zahl rei chen Fal sch mel dungen gegen di e Cl o wns mussten j edoch sei tens der Pol i zei auf Dr uck von gut recherchi erten Medi en mel dungen zur ückgeno mmen wer den.

Nächste Panne waren di e Tage der Bl ockaden.

Ei n Jahr Vor berei tung, U n mengen an Steuer- gel der n, Repressal i en gegen G8- GegnerI nnen mi t Razzi en und Ger uchsproben, H ubschr auber- ei nsätze und vi el es mehr konnten di e Menschen ni cht aufhal ten bi s zu m Zaun und auch − zu mi ndest ei ni ge weni ge − dar über zu ko mmen.

Di e ständi ge Bl ockade des „east- gate“ war ei n Ei ngeständni s der Pol i zei , da si e gnadenl os un-

ter besetzt war, u m a m „ west- gate“ noch Ei n- satzkr äfte verfügbar zu haben. Verz wei fl ungs- taten wie das Ü berfahren der mi t Akti vstI nnen besetzten Greenpeace- Schl auchboote durch di e Wasserschutzpol i zei , das Kaputtstechen der Robi n Wood- Schl auchboote durch Pol i zei - kr äfte, di e Ei nsätze der „Taufpanzer “ ( ei ne Wortschöpfung der Bi l d- Zei tung) a m west- gate;

bei de m sel bst di e ei gene Kol l egen über den H aufen gespri tzt wur den, zei gten deutl i ch di e pol i zei l i che U nfähi gkei t. Der ei nzi ge Aus weg, das Gesi cht ei ni ger Massen noch wahren zu kön- nen, war schon gl ei ch a m ersten Tag der Bl o- ckaden al l e und al l es für den G8 Benöti gte über den Luft- und See weg rei nzuschaffen. Für di e Pol i zi sten vor Ort ei n schl i mmer Zustand. Wäh- rend ständi g der Kavi ar und Del egi erte ei nge- fl ogen wur den, gab es 1 6 Stunden l ang kei ne l o- gi sti sche Versor gung hi nter de m Zaun für di e Pol i zei bea mten − spri ch: ni cht mal ' ne Suppe.

Am 06. 06. 07 geschah dann noch ei n nächstes Gl anzstück. Fünf „ Agents Provocateurs“

wur den entl arvt; vi er von i hnen konnten fl i ehen, ei ner wur de der Pol i zei über geben. Ei n „ Agent Provocateur “ i st ei n Zi vi l pol i zi st, der De monst- r anten zu Str aftaten auffor dert. I n di ese m Fal l e wol l ten di e fünf Agents Provocateurs ei ne Gr uppe a m east- gate verl ei ten, Stei ne auf di e Pol i zi sten zu werfen und si ch so mi t des Land- fri edensbr uchs str afbar zu machen.

Bre mer De monstr anten er kannten den ei nen Zi - vi l - Pol i zi sten wieder, da di eser i n Bre men sei ne Ei nsatzstel l e hat. Anfangs de menti erte di e Pres- seabtei l ung der Pol i zei den Ei nsatz sol cher Zi - vi l - Pol i zi sten. Doch es wur den di e Fotos des Vorfal l s an di e Medi en wei ter gerei cht. U nter di eser er dr ückenden Be wei sl ast gab schl i essl i ch auch di e Pol i zei den Ei nsatz zu. Des wei teren äu ßerten di e Pol i zei sprecher den Medi en gegen- über, es sei en Stei ne und Mol oto w- Cocktai l s ge- worfen wor den. Jour nal i sten vor Ort haben aber

sol ch ei n Vor gehen sei tens der De monstr anten ni cht beobachtet. I m Gegentei l sol l en si ch di e De monstr anten fri edl i ch a m east- gate ver hal ten haben.

Di e vi erte aber ni cht di e Letzte der Pei nl i ch- kei ten war di e Verl autbar ung der Ei nsatzl ei tung zu m Abschl uss des Gi pfel s. So war der G8 ei n vol l er Erfol g, al l e Zi el e wur den errei cht. Der stör ungsfrei e Abl auf des G8 wur de ge währt.

Dass de m ni cht so war, be wiesen di e Bl ockaden.

Di e Si cher hei t der Del egi erten konnte ge währ- l ei stet wer den. Nur wur de der Bus ei ner Del ega- ti on ko mpl ett entgl ast, während di e Del egi erten si ch noch i m Fahrzeug befanden.

U nd es wur den zu j eder Zei t fri edl i chen De- monstr ati onen ei ne stör ungsfrei e Durchführ ung er mögl i cht. Mehrere Mal e wur de fri edl i chen De monstr ati onen der Weg durch Pol i zei kr äfte für mehr al s ei ne Stunde versperrt.

So mi t war auch di ese Mi ttei l ung der Pol i zei ni cht mehr hal tbar. Man muss schon sehr staatstreu und nai v sei n, u m al l di ese Pei nl i ch- kei ten und di e mi tunter absi chtl i ch, scharen- wei se auftretenden Enten zu über gehen. Der G8 war für di e Medi en wel t ei n

her ber Ei nbr uch i n Sachen Ver- tr auen gegen- über Pol i zei - mel dungen und ei ne harte Sel bster kennt- ni s, besser zu

recherchi eren.

U nd mal ehr- l i ch, es i st doch nervi g ständi g Ri ch- ti gstel l ungen zu veröffentl i chen.

Ei n Woche war i ch auf den Festi vi täten r und u m den G8 und habe ei ni ges an I mpressi onen mi tgebracht, di e i ch so ni cht er wartet hätte. Dazu gehört auch di e große Tol eranz z wi schen den vi el en verschi edenen Wel tvorstell ungen der Gi pfel gegne- rInnen und di e vi el en Ideen, über di e an j eder Ecke di skuti ert wer den konnte. Aber der Rei he nach.

Bei mei ner Ankunft a m Frei tag vor de m G8- Treffen stand ganz Rostock schon i m Zei - chen des Gi pfel s. Neben Tausenden vor wiegend j ungen Menschen unterschi edl i chster Coul eur, deuteten auch di verse ver barri kadi erte Ge- schäfte auf das ko mmende Großerei gni s hi n.

Auch di e Pol i zei war stär ker vertreten, al s man das sonst i n Rostock ge wohnt i st. All es i n al l e m ei gentl i ch schon das perfekte Vorspi el für das Stück, das dann a m Sa mstag wie gepl ant aufge- führt wur de.

Nach monatel anger Pani k mache i n den Medi en, Razzi en i m U mfel d der Be wegung wegen angeb- l i cher terr ori sti scher Verei ni gungen und di - versen Reden von al l en wichti gen Scharf ma- cher n der Republ i k, ka m dann auch al l es wi e schei nbar gepl ant.

Nachde m di e Auftaktde mo erst ei n mal vi el zu fri edl i ch war, entschi ed si ch di e Pol i zei dann doch noch kurz vor Ende des De monstr ati onszu- ges, di rekt aus der De mo mi t zi gtausend Men- schen, Ei nzel ne her auszugrei fen und zu ver haf- ten.

Danach eskal i erte di e Si tuati on i mmer wei ter, bi s Wasser werfer und Tr änengas i nsbesondere i m hi nteren Tei l der De mo dafür sor gten, dass fri edl i ches De monstri eren un mögl i ch wur de. So entstanden dann auch di e Bi l der von gegen di e Pol i zei kä mpfenden Menschen, di e er wartet, j a, tei l wei se schon her bei gebetet wur den. War u m das ganze deeskal i erend genannt wur de, entzog si ch j edoch mei nes Verstandes.

I nsgesa mt waren di e Kr awal l e dann aber doch fri edl i cher al s gedacht und vi el fri edl i cher al s beri chtet. Der Sachschaden von ca. 1 Mi l l i onen Euro und di e z wei Pol i zi sten, di e i ns Kr anken- haus mussten, waren geri nger al s fast j eder 1.

Mai i n Berl i n. I mmer hi n di stanzi erten si ch al l e mögl i chen Chefs von ei nander und auch i n der Basi s brodel te es. Ei n Tei l ung, wie si e wohl be- absi chti gt war, ka m j edoch ni cht zustande. I n den Ca mps machte si ch dann aber auch noch di e Sor ge brei t, dass der offi zi el l e Auftakt dann auch di e Woche pr ägen wür de, und ei ni ge rei sten sogar aus Furcht ab. Aber wei t gefehl t.

Schon a m Sonntag bei m Tag der Artenvi el fal t bl i eb al l es fri edl i ch. Z war verl oren mehrere Fel der mi t genver änderten Or gani s men i hren Ertr ag, da di e Pol i zei aber wohl i mmer an an- deren Stel l en aufpasste, war di es ungefährl i ch.

Auch „ Besuche“ von Cl o wns bei Fastfoodketten endeten so fri edl i ch, dass di e mei sten Medi en ei nfach ver gaßen, dar über zu beri chten.

Schei nbar da mi t si ch das fri edl i che Akti vsei n ni cht ganz durchsetzt, begann a m Tag der Mi g- r ati on dann di e große De mo mi t vi el en Schi ka- nen. Bei ei ner De mo, i n der sogar offi zi el l ei n Bl ock ohne Papi ere mi tl i ef, sol l ten Vor kon- trol l en bei j ede m und Personal i en von j eder Person festgestel l t wer den, bevor di e De mo l os- l aufen durfte. Da es hi er wie er wartet zu kei ner Ei ni gung mi t den l aut Pol i zei angaben 1 0 000 Tei l neh merI nnen ka m, wur de di e De mo von der Pol i zei u mstel l t und ge wartet. Wor auf bl i eb un- kl ar, aber wenn es Ausschrei tungen waren, auf di e gehofft wur de, wur de di e Pol i zei enttäuscht.

Mi ttl er wei l e hatten si ch schon wei tere Spontan-

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wir durch den Zaun brechen wür den, di e Bun- des wehr auch scharf schi eßen wür de.

Ri chti g bl ocki ert wur de dann erst ab Mi tt woch.

Entgegen den Er wartungen ei ner völ l i g überfor- derten Pol i zei , schafften es tausende Menschen an al l e Tore des Zaunes u m Hei l i genda mm und setzten da mi t di e Landver bi ndung zu m

G8- Treffen au ßer Betri eb. Z war wur de per Schi ff und mi t vi el en H ubschr auber n, auch von der Bundes wehr, so wie durch ei n neues von der Pol i zei geschaffenes Tor i m Zaun, di e Versor- gung i n Hei l i genda mm aufrecht er hal ten. Aber der Erfol g der Bl ocki erer war trotzde m ei n Mi sserfol g der Pol i zei . I nsbesondere dadurch, dass di e ganzen Bl ocki erer entgegen der stän- di gen Pol i zei pressei nfos, völ l i g fri edl i ch waren.

Sel bst das H unger n l assen der Pol i zei , di e tei l - wei se 1 6 Stunden ohne Essen ausko mmen musste, und di verse kl ei ne Provokati onen br achte ni cht di e von der Ei nsatzl ei tung wohl ge wünschte Eskal ati on. Z war ka men ab und zu Nachri chten mel dungen an, i n denen mi tgetei l t wur de, dass di e De monstr anten mi t Mol oto w- Cocktai l s und Stei nen di e Pol i zi sten angrei fen wür den, aber trotz ei fri ge m Hi n- und Herrennen an der Bl ockade fanden di e hunderten an we- senden Reporter di e Szene ei nfach i n der Rea- l i tät ni cht wieder. U nd ei ni ge hatten sogar den

Mut, das zu beri chten.

Am Donnerstag setzte di e Pol i zei dann sogar of- fensi v Zi vi l pol i zi sten ei n, u m di e ge wünschte Es- kal ati on her bei zuführen. Di ese wur den j edoch von den De monstr anten über wäl ti gt und an di e Pol i zei über geben. Ei n Fi asko, das erst z wei Tage später ei ngestanden wur de. Auch wenn di e Pol i zei natürl i ch behauptet, dass si e ni cht pro- vozi ert hätte und dass hunderte De monstr anten al l er Lager vi el ungl aub wür di ger si nd al s ei n Po- l i zi st.

Letztendl i ch ri ss dann doch i r gend wann der Faden der Gedul d bei der Pol i zei und unter den Ei nsatz von 9 Wasser werfer n und Tausenden von Pol i zi sten wur de ei n E der Bl ockaden mi t al l er Ge wal t ger äu mt. Dass dabei ei ner Person sogar vo m Wasser werfer ei n Auge ausge- schossen wur de, sehen di e Ver ant wortl i chen wohl al s l egi ti m an. Di e offi zi el l e Begr ündung für di e Räu mung war, dass si ch j e mand ver- mu mmt hätte. Erstaunl i ch, si nd auf den Vi deos doch mehr Menschen mi t unbekl ei deten Ober- kör per zu sehen al s sonst wo. Auch Menschen des „naked bl ock“ wur den ni cht verschont. So wur de gegen si e tei l wei se Pfefferspr ay ei nge- setzt. Was an der Nackthei t so gefährl i ch war, bl i eb mi r auch unkl ar. I mmer hi n gi bt es j etzt genug Vi deo materi al , das di e syste mati sche Ge- wal t gegen fri edl i che De monstr anten be wei st.

U nd von denen vi el l ei cht sogar ei n weni g i n di e Medi en gel angen könnte, auch wenn di ese si ch al s vi erte Ge wal t di es mal mehr al s bl a mi ert hat- ten.

Al s Fazi t bl ei bt mi r, dass der G8- Widerstand vor Ort für Vi el e al s sehr er muti gend wahr ge- no mmen wur de. Tr otz Spr achprobl e men und un- terschi edl i cher Vorstel l ungen wur de gezei gt, dass de m Syste m et was entgegengesetzt wer den kann. U nd dass ei gentl i ch auch Urtei l e vo m Bundesverfassungsgeri cht, wel ches di e Bl o- ckaden höchstri chterl i ch ver boten hatte, bedeu- tungsl os si nd, wenn man ei nfach handel t.

de mos i n der I nnenstadt gebi l det und de monst- ri erten l usti g dr auf l os, ganz ohne Pol i zei und sehr zu deren Entsetzen. I r gend wann wur de dann der großen De mo das Wei terl aufen erl aubt und den Spontande mos das Hi nzustoßen. Vor der I nnenstadt ri egel te di e Pol i zei dann aber wieder di e Str aßen ab und ver bot das Wei ter- l aufen, wei l es angebl i ch zu vi el e De monstr anten waren und man si e ni cht i n di e I nnenstadt l assen wür de. Nach l ängeren er gebni sl osen Ver hand- l ungen und ei ner sportl i chen Mei sterl ei stung u mgi ng di e De monstr ati on di e Pol i zei sperren großr äu mi g und de monstri erte fri edl i ch durch di e I nnenstadt bi s zu m H afen, fast genau wie es gepl ant war.

I nteressant waren dabei j edoch di e Nachri chten i m Fer nsehen. Während Tausende fri edl i ch i n der I nnenstadt de monstri erten, mel dete di e Ta- geschau, dass es Ausschrei tungen gegeben hätte und di e De mo ni cht bi s i n di e I nnenstadt gel angt wäre. Ei nen Be wei s i hrer Si cht bl i eb si e schul - di g. Ob si e di e Pressei nfos der Pol i zei gel esen hatte, ohne sel bst zu recherchi eren?

Di ese Pressei nfos bl i eben auch wei ter hi n unge- wöhnl i ch. Am Di enstag, de m Tag gegen Kri eg und Ge wal t, konnte man von Säureangri ffen durch Cl o wns auf Pol i zi sten l esen. Später war dann doch nur Wasser i n den Wasser pi stol en.

All es i n al l e m sor gte si e dafür, dass di e Sti m- mung gerei zt bl i eb. Auch di e u mfangrei chen Kontrol l en al l er an der Fri edensde mo Tei l neh- menden ver besserte di es ni cht. Nur der Gegen- gi pfel wur de erstaunl i cher wei se über haupt ni cht von Pol i zei pr äsenz begl ei tet, auch wenn manche der For der ungen zi e mli ch r adi kal waren. So wur de von ni cht weni gen Menschen di e Abschaf- fung des Kapi tal i s mus gefor dert. Et was, dass an anderer Stel l e wohl gl ei ch zu massi ven Ei n- gri ffen der Staats macht geführt hätte.

U ner wartet ka m dann Bush schon a m Di enstag an und so konnten di e ersten har m- und eher er- fol gl osen Bl ockaden begi nnen. All er di ngs konnte man hi er i mmer hi n das erste mal den ak- ti ven Ei nsatz von Panzer n i m I nl and mi tbeko m- men. Et was, das i m Verl auf des Gi pfel s so wei t gi ng, dass ei n Pol i zi st mi r mi ttei l te, dass, wenn

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