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PRAXIS

54 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Sonderheft Senioren | www.diepta.de

M

it Multimorbidi-

tät und Polyme- dikation (gleich- zeitige Einnahme von mehr als fünf Arzneimit- teln) erhöht sich das Risiko für Wechselwirkungen und uner- wünschte Arzneimittelwirkun- gen (UAW). So wurde in einer Studie festgestellt, dass sich die UAW-Symptomatik, die zur Notaufnahme von alten Men- schen in Krankenhäuser geführt hat, häufig nicht spezifisch nur einem Arzneimittel zuordnen lässt und oft mehrere unspezifi- sche Symptome oder Beschwer- den umfasst. Beispielsweise Stürze oder delirante Syndrome werden oft auf die Arzneimit- teltherapie zurückgeführt.

Viele ältere Patienten nehmen täglich zehn oder mehr ver- schiedene Medikamente ein. Je mehr es sind – gegen verschie- dene Erkrankungen - umso mehr Nebenwirkungen können zusammenkommen. So treten anticholinerge Effekte als Haupt- wirkung zum Beispiel bei Urolo- gika oder Mittel gegen COPD und als Nebenwirkung von An- tidepressiva oder Antipsychotika auf. Werden mehrere Arzneimit- tel mit anticholinergen Wirkun- gen eingenommen, kann die anticholinerge Last die Sturzge- fahr erhöhen, Tachykardien und Kog nitionseinschränkungen hervorrufen. Bei Menschen über 60 Jahren gibt es zusätzliche phy- siologische Risikofaktoren, die

die Metabolisierung von Wirk- stoffen verändern, so zum Bei- spiel Nieren- oder Leberfunk- tionsstörungen. Deshalb wird vielfach eine Dosisreduktion bei alten Menschen empfohlen. Ziel ist es, bei der Beratung von alten Menschen auf risikobehaftete Arzneimittel zu achten, zu prü- fen, ob weitere Risikofaktoren vorliegen und ob unkritische Alternativen existieren. Dazu gibt es Instrumente, die die Ar- beit der PTA unterstützen.

Die PRISCUS-Liste Eine wichtige Arbeitshilfe, um po- tenziell ungeeignete Arznei-

mittel für alte Menschen zu bewerten und Alternativen zu suchen, ist die PRISCUS-Liste.

Im Rahmen des Projektver- bunds PRISCUS, der sich mit der Gesundheit und Gesund- heitsversorgung alter Menschen befasst, haben Wissenschaft- ler unter Leitung von Professor Petra Thürmann 2011 eine Liste mit all jenen Medikamenten er- stellt, die für ältere Menschen potenziell ungeeignet sind. Sie umfasst 83 für ältere Patienten möglicherweise ungeeignete Arzneimittel, mögliche Thera- piealternativen zu diesen Subs- tanzen, sowie weitere Empfeh-

lungen für die klinische Praxis.

Für den Fall, dass die Verord- nung eines kritischen Arznei- mittels nicht vermieden werden kann, werden Dosierungsvor- schläge und Überwachungs- hinweise in der PRISCUS-Liste aufgeführt.

Die PRISCUS-Liste soll die Arz- neimitteltherapie von älteren Patienten sicherer machen, indem sie hilft, möglicherweise ungeeignete Medikamente, Wechselwirkungen und Neben- wirkungen zu vermeiden. Des- halb werden nicht nur die ris- kanten Arzneistoffe und ihre möglichen Nebenwirkungen

Überblick behalten!

Chronische Erkrankungen und Polymedikation sind Risikofaktoren bei der Arzneimittel­

therapiesicherheit von alten Menschen. Um Arzneimittel zu erkennen, die im Alter öfter zu Nebenwirkungen führen, eignen sich Priscus­Liste und AMTS­Merkkarte.

UNGEEIGNETE ARZNEIMITTEL IM ALTER

© Tetiana Al-Attar / iStock / Getty Images

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aufgelistet, sondern es werden unbedenkliche Alternativen ge- nannt. Zurzeit befindet sich die PRISCUS-Liste in Bearbeitung.

Mit Unterstützung der AOK wurde eine Kurzfassung als PRISCUS-Liste für den Schreib- tisch erstellt, die im Ar- beitsalltag besser zu nutzen ist.

Ein Ausdruck davon sollte auf jeder Station hängen, wo Arz- neimittel gestellt werden. Rasch hilft ein Blick auf die Liste, zu beurteilen, ob in der Gesamt- medikation ein kritisches Arz- neimittel vorhanden ist und po- tenziell zu Risiken führt.

Die AMTS-Merkkarte Eine weitere praktische Arbeitshilfe ist die AMTS-Merkkarte. Sie stammt aus dem AMTS-AM- PEL-Projekt. Die Karte kann als verbindendes Instrument zwi- schen Ärzten, Apothekern, PTA

und Pflegern fungieren. Sie ent- hält Informationen zu besonders risikobehafteten Arzneistoffen mit der Zuordnung der mögli- chen klinisch relevanten Neben- wirkungen sowie zu Monitoring- maßnahmen bei bestimmten Arzneimitteln. Sinnvoll ist, dass die am Medikationsprozess be- teiligten Personen alle diese Karte besitzen und benutzen.

Zum Aufbau der Karte: Die ge- nannten arzneimittelinduzier- ten Symptome zielen auf be- sonders häufig auftretende Symptome im Alter – nämlich Sedierung/Sturzgefahr, Kogni- tionsstörungen und gastroin- testinale Beschwerden. Sie wer- den im gelben Bereich direkt mit kritischen auslösenden Arzneimittelgruppen in Ver- bindung gebracht. Kann die Pflegekraft eines der Symptome bei einem Bewohner feststel-

len, kann sie leicht einen mög- lichen Zusammenhang mit der Medikation herstellen und die- sen Verdachtsfall mit dem be- handelnden Arzt oder Apothe- ker beziehungsweise PTA besprechen.

Im roten Abschnitt der Karte wird auf „Arzneimittel  mit hohem Nebenwirkungsrisiko“

verwiesen, die möglichst zu ver- meiden sind, weil sie im Alter aus verschiedenen Gründen problematisch sind. Hinter der Angabe von Gründen werden alternative Möglichkeiten oder auch Dosierungsempfehlungen angegeben.

Im orangen Teil der Karte wird auf die Therapieüberwachung unter der Verordnung bestimm- ter Arzneimittel und Wirkstoff- gruppen aufmerksam gemacht.

In der Spalte der Begründungen werden besonders häufige und

belastende UAW benannt. In der weiteren Spalte werden Empfehlungen zur Überwa- chung der Dosierung und zum Management des Monitorings gegeben.

Der letzte grün markierte Teil rät zu einer generellen Überwa- chung von wichtigen Laborwer- ten und Vitalparametern.

Neben den allgemein empfeh- lenswerten Häufigkeiten der Kontrollen werden Medika- mente benannt, unter welchen eine vermehrte Kontrolle als sinnvoll oder erforderlich ange- sehen wird.

Abschließend gilt die Empfeh- lung einmal jährlich eine voll- ständige Überprüfung der ge- samten Medikation jedes Patienten durchzuführen!  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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