Sitzungsvorlage JHA/SA/16/2017
Jugendsozialarbeit (Schulsozialarbeit) und Jugendberufshilfe in beruflichen Schulen
(Jahresbericht 2015/2016)
TOP Gremium Sitzung am Öffentlichkeitsstatus
1 Jugendhilfe- und Sozialausschuss 18.09.2017 öffentlich
1 Anlage Jahresbericht Internationaler Bund für Sozialarbeit 2015/2016
Beschlussvorschlag
Der Jugendhilfe- und Sozialausschuss nimmt den Jahresbericht 2015/2016 des Inter- nationalen Bundes (IB) zur Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe an den berufli- chen Schulen zur Kenntnis.
I.Sachverhalt
Ein gelingender Übergang von der Schule in den Beruf ist angesichts der Aufgabe der Integration der zugewanderten jungen Menschen und vor dem Hintergrund des sich vollziehenden demografischen Wandels auch im Landkreis Karlsruhe eine herausra- gende Aufgabe. Der demografische Wandel führt dazu, dass die Anzahl der im Land- kreis lebenden Jugendlichen weiter sinkt. Auf Grund des steigenden Fachkräftebedarfs ist es wichtig, alle Jugendlichen mit ihren individuellen Stärken zu fördern und frühzeitig ihre Potentiale zu erkennen. Dies trägt dazu bei, dass die Jugendlichen die schulischen Anforderungen bewältigen und dem Arbeitsmarkt anschließend zur Verfügung stehen.
Das 2014 gegründete Aktionsbündnis „Jugend - Beruf“ stimmt die Angebote aller Trä- ger ab, bündelt und stärkt die Zusammenarbeit und ist das zentrale Steuerungsgremi- um im Bereich des Übergangs von der Schule in den Beruf. Zentrale Elemente in der Ausgestaltung dieses Übergangs sind die Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen und die Jugendberufshilfe.
1. Jugendsozialarbeit (JSA) an den beruflichen Schulen
Nach § 13 SGB VIII sollen jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteili- gungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, sozialpädagogische Hilfen im Rahmen der Jugendhilfe angeboten werden.
Seite 2 Sie sind ein wesentlicher Unterstützungsfaktor innerhalb des gesamten Spektrums an Fördermaßnahmen für junge Menschen.
Der Landkreis Karlsruhe fördert seit 1993 die Jugendsozialarbeit (JSA) an den berufli- chen Schulen und seit dem Schuljahr 2009/2010 die Jugendberufshilfe (JBH) an zwei beruflichen Schulen in Bruchsal. Ein Antrag auf Einrichtung von Jugendsozialarbeit an der Wilhelm-Röpke-Schule in Ettlingen liegt aktuell vor.
Durchführender Träger der Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe ist der Internatio- nale Bund (IB), dessen Jahresbericht zum Schuljahr 2015/2016 als Anlage beigefügt ist. Der Bericht des IB wird von Frau Sommer und Herrn Meyer während der Sitzung eingehend erläutert.
Die personelle Situation an den beruflichen Schulen in Bezug auf die Schülerzahlen im Schuljahr 2015/2016 stellt sich wie folgt dar:
Schulen Zahl der
Schüler
Fachkraft JSA
Fachkraft JBH
Gewerbliches Bildungszentrum Bruchsal 1.934 1 1
Käthe-Kollwitz-Schule Bruchsal 1.358 1 1
Handelslehranstalt Bruchsal 1.258 0,5 -
Berufliche Schulen Bretten 2.047 1 -
Bertha von Suttner-Schule Ettlingen Albert-Einstein-Schule Ettlingen
1.027
724 1
Gesamt 8.348 4,5 2
Die Schülerzahlen sind gegenüber den beiden Vorjahren nahezu unverändert. Dagegen hat die Zahl der Beratungsfälle von 673 im Schuljahr 2015/2016 auf 697 leicht zuge- nommen. Die Zahl der Beratungsgespräche ist allerdings deutlich rückläufig. Sie sind von 2.056 im Schuljahr 2014/2015 auf 1541 und damit um 25% zurückgegangen. Die- ser Rückgang ist weitgehend mit Personalwechsel und Stellenvakanzen an den berufli- chen Schulen in Bretten zu erklären.
Auch wenn sich die Zahl der beratenen SchülerInnen kaum verändert hat, gibt es eine signifikante Zunahme der Beratungszahlen bei den SchülerInnen des Übergangssys- tems. Eine große Steigerung von 99 Fällen wurde im Bereich des Berufseinstiegsjahres (BEJ) zusammen mit dem Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf (VAB) deutlich. Alleine das VAB nimmt nun 29% der Gesamtberatungsfälle ein. Dieses ist unter anderem mit der Einrichtung zusätzlicher VABO Klassen und dem damit verbundenen gestiegenen Beratungsbedarf zu erklären.
Folgende Entwicklungen an den beruflichen Schulen bestimmen die Arbeit der SchulsozialarbeiterInnen und verändern teilweise die Schwerpunkte:
Die Unterstützung bei sozialen und persönlichen Problemlagen (Entwicklungsauffäl- ligkeiten, psychische Störungen, Konfliktmediation) von SchülerInnen wird zuneh- mend zur Kernaufgabe.
Damit die SchulsozialarbeiterInnen vor allem bei persönlichen Problemlagen positive Hilfestellung leisten können, ist ein Vertrauensverhältnis zum / zur SchülerIn unab- dingbar. Dies kann in der Regel nur über einen engen und intensiven Kontakt gelin- gen. Durch positive Erfahrungen werden weitere nachhaltige positive Effekte gene- riert. So werden gute Erfahrungen Einzelner in das persönliche Netzwerk getragen.
Dies wiederum trägt zu einer weiteren Stärkung der Akzeptanz der Schulsozialarbei- terInnen der Peergroup bei.
Vermehrte Anforderungen durch inklusive Beschulung und die Durchführung von Berufswegekonferenzen.
Bedarf an aufsuchender Sozialarbeit bei SchülerInnen, die sich der Schulpflicht ent- ziehen (vor allem im Bereich des Gewerblichen Bildungszentrums Bruchsal). Dabei besteht auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Projekt „Jugend stärken im Quar- tier“ in Bruchsal.
Neue Herausforderungen durch die Flüchtlingsarbeit. Mangelnde Sprachkenntnisse, Traumata sowie soziale und kulturelle Unterschiede erschweren die Beratungstätig- keit. Schulsozialarbeiter-/ innen brauchen zusätzliche Zeitressourcen für Bezie- hungsaufbau, Verständigung und Recherchen über kulturelle Hintergründe.
Seit Anfang 2016 sind landkreiseigene KümmererInnen für die Maßnahme „Integrati- on durch Ausbildung - Perspektiven für Flüchtlinge“ an den Standorten Berufliche Schulen Bretten, Handelslehranstalt Bruchsal und Berufsbildungszentrum Ettlingen eingesetzt. Die JugendsozialarbeiterInnen und JugendberufshelferInnen pflegen mit den KümmererInnen eine enge Zusammenarbeit. Auf persönliche Problemlagen und Auffälligkeiten der geflüchteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann so früh- zeitig reagiert werden.
Neben diesen einzelfallbezogenen Hilfestellungen erbringen die Fachkräfte vielfältige gruppen- oder schulklassenbezogene Angebote zur sozialen Kompetenz, Berufsorien- tierung (im VAB durch die KümmererInnen), Streitschlichtung und Suchtprävention.
Die regelhafte Sprechstunde und Präsenz der Psychologischen Beratungsstelle Bruch- sal des Diakonischen Werkes an der Käthe-Kollwitz-Schule in Bruchsal ist nach wie vor gegeben und wird sehr gut angenommen.
2. Jugendberufshilfe an den beruflichen Schulen in Bruchsal
Die Fachkräfte der Jugendsozialarbeit (JSA) und der Jugendberufshilfe (JBH) ergänzen sich mit ihren jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkten. Für die JBH steht die gezielte indivi- duelle Beratung von SchülerInnen zu ihrem Ausbildungs- und Berufsweg, Vermittlung in Praktika und Ausbildungsstellen im Mittelpunkt.
Eine differenzierte Statistik der JBH ist Seite 13 des Jahresberichts zu entnehmen. Da- nach sind die Beratungsfälle weiter um +36,7% auf nunmehr 339 SchülerInnen gegen- über dem vorherigen Schuljahr gestiegen. Auffällig ist hier, dass sich im Jahr 2015/2016
Seite 4 rInnen auf 208 SchülerInnen verdoppelt hat. Als Grund hierfür kann angeführt werden, dass der Landkreis hier keine landkreiseigenen KümmererInnen stellt. Dies kann am Standort der Käthe-Kollwitz-Schule Bruchsal nur teilweise durch die Caritas durch das Check-In-Programm aufgefangen werden. Im Bereich des Gewerblichen Bildungszent- rums Bruchsal, arbeitet die JBH mit den IB-eigenen KümmererInnen zusammen. Da es auch hier nur ein zeitlich eng bemessener Stellenbereich im Bereich der IB- KümmererInnen ist, kann dies für den Mitanstieg der Zahlen sicherlich auch zugrunde gelegt werden.
Die JBH ist besonders mit einem gestiegenen Beratungsaufwand konfrontiert, der sich aus der Problematik mangelnder Sprachkompetenzen, notwendigen Inklusionsanstren- gungen für SchülerInnen mit Handicap und der Neuorientierung von SchülerInnen aus höheren Bildungsgängen in das betriebliche Ausbildungswesen ergibt.
Der IB regt an, auch an den beruflichen Schulen in Ettlingen dieses Übergangsma- nagement zu stärken. Künftig soll auch an der Wilhelm-Röpke-Schule in Ettlingen die Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe verstärkt umgesetzt werden. Dafür stellte der Internationale Bund bereits einen entsprechenden Antrag.
II. Finanzielle / Personelle Auswirkungen
Jugendsozialarbeit:
Im Jahr 2016 wurden die 4,5 Personalstellen der Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen durch den Landkreis mit 180.675 € gefördert.
Für das Jahr 2017 kann bei voller Stellenbesetzung mit Ausgaben von 187.938 € ge- rechnet werden. Diese Mehrkosten entstehen unter anderem durch die bestehenden Tariferhöhungen.
Die Zuschüsse des Landes (Sozialministerium) in Höhe von 75.150 € pro Haushaltsjahr (16.700 € pro Vollstelle) werden jährlich direkt vom IB vereinnahmt.
Jugendberufshilfe:
Im Jahr 2016 wurden die 2,0 Personalstellen der Jugendberufshilfe durch den Land- kreis mit 119.445 € gefördert. Die vom Landkreis vereinnahmten Zuschüsse des Lan- des (Projekt Jugendberufshelfer des Kultusministeriums) betrugen insgesamt 20.380 € (10.190 € pro Vollstelle).
Für die Förderung der Jugendberufshilfe im Jahr 2017 sind 123.600 € im Haushalt be- rücksichtigt. Im Jahr 2017 werden die Zuschüsse des Landes (Projekt Jugendberufs- helfer des Kultusministeriums) auf insgesamt 19.900 € (9.950 € pro Vollstelle) reduziert.
III. Zuständigkeit
Nach § 4 Abs. 3 der Hauptsatzung ist die Zuständigkeit des Jugendhilfe- und Sozial- ausschusses gegeben.