A 1376 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 27–28|
8. Juli 2013Gegendarstellung
Prof. Dr. med. Wilhelm Mühlen- berg behauptet in seinem Leserbrief
„Parteiische Plagiatsjäger“ im DÄ 22 vom 31. Mai 2013 „Der Anfüh- rer der Plagiatsjäger, der Program- mierer Martin Heidingsfelder, ist aktives Mitglied der SPD“.
Dazu stelle ich fest: Ich bin seit Ok- tober 2012 kein Mitglied der SPD
mehr, sondern, wie jeder im Inter- net überprüfen kann, Landtags- und Bundestagskandidat der Piratenpar- tei. Ferner bin ich keineswegs der
„Anführer der Plagiatsjäger“ und auch kein „Programmierer“, son- dern betreibe seit November 2011 ein Unternehmen zur Plagiatsuche.
Dipl.-Kfm. Martin Heidingsfelder, 90429 Nürnberg
ERN Ä HRUNG
Handlungsempfeh- lungen der relevan- ten Fachgesell- schaften (DÄ 13/
2013: „Ernährung in der Schwanger- schaft: Für das Le- ben des Kindes prägend“ von Berthold Koletzko).
Magnesium nicht aufgeführt
. . . Der Medizinreport versucht, Ordnung in die Ernährung und Ver- haltensweise der Schwangeren zu bringen . . .
Leider wurde nicht auf Magnesium hingewiesen: Supplemente sind notwendig geworden, weil unsere Nahrungsmittel nicht mehr „unver- fälscht“ sind . Dies gilt in besonde- rem Maße für Magnesium, welches in den Nahrungsmitteln prozentual meist zu wenig enthalten ist (Ver- lust durch chemische Auswaschun- gen ). Der Schwangeren kann ein la- tenter Magnesiummangel nicht an- gesehen werden, da sich Magnesi- um schlecht messen lässt. Es befin- det sich etwa zur Hälfte im Kno- chen (an Apatit adsorbiert), das üb- rige Magnesium liegt zu 95 Prozent intrazellulär vor, und hier meist in gebundener Form. Der Serumspie- gel ist kaum repräsentativ . . . Genetische Faktoren disponieren zum Magnesiummangel . . . Die heutige weit verbreitete Fehler- nährung fördert den Magnesium- mangel, unterstützt durch Alkohol und Rauchen. Moderne Stresssitua- tionen tragen zu einem Magnesium- verlust bei (über Adrenalin-Mecha- nismus). Plazenta und Fet benöti- gen für Aufbau und Funktion enorm viel Magnesium . . . Folgen dieses mütterlichen Man- gels sind Implantations- und Pla- zenta-Reifungsstörungen sowie Ge- fäßpathologien . . .
Aus heutiger Sicht ist die Schwan- gerschaft als Magnesium-Mangel- Situation anzusehen. Entsprechend sollte von Anfang an supplemen- tiert werden. Dafür können zehn bis 15 mmol/die verabreicht werden (bei Versäumnis und Auftreten oben genannter Symptome der Schwan-
U G
H l t s 2 d s bendesKindespräg
gerschaftspathologien sind bis 20 mmol/die nützlich). Die Supple- mentation von Magnesium ist sehr sicher, da es sich um eine physiolo- gische Substanz handelt, die durch Darm und Niere exzellent reguliert wird. Es sollte ein Magnesium-Prä- parat gegeben werden, welches gut resorbiert wird (zum Beispiel Ma - gnesium-Aspartat). Zeitgleiche Verabreichung mit Calcium sollte vermieden werden.
Dr. med. Armin Conradt, 04416 Leipzig
Risikofaktor Koffein
Es ist sehr zu begrüßen, dass die konsentierten Handlungsempfeh- lungen auch wieder im DÄ veröf- fentlicht wurden. Besonderer Dank gebührt Prof. Koletzko und der Ar- beitsgruppe, die sich seit Jahren für eine gesunde Ernährung von Schwangeren und Stillenden einge- setzt haben und dafür gesorgt ha- ben, dass das aktuelle Wissen evi- denzbasiert in der Breite zur Verfü- gung steht.
Gegebenermaßen können aktuelle Forschungsergebnisse in einer kon- sentierten Empfehlung kaum Be- rücksichtigung finden. Deshalb ist an dieser Stelle der ergänzende Hin- weis auf Koffein in der Schwanger- schaft und das norwegische For- schungsprojekt MoBa (Den norske mor & barn-undersøkelsen), eine prospektive Kohortenstudie mit 110 000 Frauen und ihren Kindern, ausdrücklich keine Kritik an den Handlungsempfehlungen. In der Auswertung von fast 60 000 Gebur- ten zeigt sich Koffein als Risikofak- tor für ein verringertes Geburtsge- wicht und Körpergröße. Danach hat selbst der auch in der aktuellen Emp- fehlung als unbedenklich eingestufte
Konsum von weniger als 200 mg Koffein (~ drei Tassen Kaffee) einen Einfluss. Die Quelle des Koffeins (Kaffee, Tee, Schokolade) war uner- heblich. Kein Einfluss zeigte sich auf Gestationsdauer und Frühgeburt.
Auch wenn die Effekte mit 21 bis 28 g verringertem Gewicht pro 100 mg Koffein/Tag nicht gravierend sind und in der Beratung von Schwangeren Koffein nicht verbo- ten werden muss, wird der Hinweis, Koffein zu meiden, als begründetes Caveat empfohlen, zumal immer mehr koffeinhaltige Lifestyle-Ge- tränke (mit verharmlosenden Wer- beaussagen) auf dem Markt sind und die Ergebnisse früherer Studien bestätigt werden.
Literatur beim Verfasser
Dr. med. Birger Heinzow, Landesamt für soziale Dienste, Dezernat 34, Umweltbezogener Gesund- heitsschutz, 24105 Kiel
ARZT – P A TIENT
Einige Ärzte haben Schwierigkeiten mit dem informierten Patienten (DÄ 18/
2013: „Arzt-Patien- ten-Kommunikation:
Stresstest im Sprechzimmer“ von Alexandra Rink).
Wo das Problem liegt
Der von der Politik, den Kassen, den Medien und nicht zuletzt von Patien- tenorganisationen geforderte infor- mierte und somit „mündige“ Patient ist ein hehres Ziel. So ist dennoch die im Artikel formulierte Darstel- lung, wenn auch durch Studien auf- gezeigt, einige Ärzte hätten damit ein Problem, dass Patienten stärker
E S d P 2 t S Sprechzimmer“von
►
B R I E F E
nachfragten und der Zeitaufwand für Gespräche wesentlich größer als frü- her sei, eine unzulässige Verkür- zung. Denn sie haben eher ein Pro- blem damit, den durch Medien, vor- nehmlich Artikel im unübersichtli- chen Informations dschungel des
„World Wide Web“ erworbenen
„Fehl“informationen des Patienten zu begegnen, diese richtigzustellen und dadurch einen erhöhten Zeitauf- wand zu betreiben, quasi just for fun. Solange nicht gewährleistet ist, dass die Eigeninformation des Pa- tienten auf Verlässlichkeit durch Weitergabe fundierten Wissens fußt, wird sich jeder souveräne und ge- sprächsbereite Arzt mit dem Wirr- warr von vermeintlich guten Infor- mationen schwertun, auf die man- cher Patient vertraut. Ein Medizin- studium ist damit ohnehin nicht zu ersetzen, so dass der Arzt weiterhin Ansprechpartner Nummer eins und unisono Vertrauensperson bleibt.
Dr. Stefan Wenzel, 65343 Eltville
K A RRIERE
Ärztinnen sind in Führungspositionen noch immer unter- repräsentiert (DÄ 11/ 2013: „Frauen- quote: Die Zeit ist reif“ von Birgit Hib- beler).
Zu kurz gesprungen
Die Autorin fordert eine Frauen- quote für Chef- und Oberarztposi- tionen. Warum so kurz gesprungen?
Warum nicht die gleichzeitige For- derung einer Männerquote für die Zulassung zum Medizinstudium?
Warum dann nicht konsequenter- weise auch die Forderung nach ei- nem Schulsystem, das nicht Ange- passtheit und Wohlverhalten sowie sprachliche Fähigkeiten per Noten- vergabe (durch überwiegend weib- liches Lehrpersonal) mehr fördert als beispielsweise mathematisches Denken oder Naturwissenschaften?
Es mag tatsächlich noch Benachtei- ligung von Frauen geben. Die re- gelhafte Jammerei mancher Damen, die selbst über Quoten in Führungs-
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