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Getriebetechnologie für Traktoren

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PROF. RENIUS 65 JAHRE - GETRIEBETECHNIK

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58 LANDTECHNIK 3/2003

Karl Grad, Steyr

Getriebetechnologie für Traktoren

M

it der Feier seines 65. Geburtstages kann Prof. Renius auf rund 40 Jahre intensiven und erfolgreichen Schaffens auf dem Gebiet der Antriebstechnik insbesonde- re für landwirtschaftliche Traktoren zurück- blicken. Der folgende Beitrag will deshalb die Historie und die zukünftige Entwicklung der Antriebstechnologie für Traktoren aus Sicht eines spezialisierten unabhängigen Zu- lieferers, der ZF Passau, beleuchten.

Entwicklung der Getriebetechnologie in den letzten 40 Jahren

Mit Aufnahme der Traktorgetriebefertigung in Passau nach dem 2. Weltkrieg konnte man die Produktion noch einer stattlichen Zahl von annähernd 50 überwiegend deutschspra- chigen Traktorherstellern anbieten. Bis zum heutigen Tag hat sich die Zahl der Trakto- renhersteller in Westeuropa und Nordameri- ka auf einige wenige Großunternehmen re- duziert, namentlich auf AGCO, CNH, J.

Deere, Landini/McCormick, Renault, Same Deutz-Fahr und VALTRA.

Ähnlich umwälzend waren auch die tech- nologischen Veränderungen. Die 60er Jahre waren für die ZF Passau noch geprägt vom Übergang von den 5-Ganggetrieben mit Schubradschaltung auf die Baureihe A-200, einem 8-Ganggetriebe mit Klauenschaltung und integriertem Kraftheber für Leistungen von 7 bis 44 kW. 1968 wurden die ersten teil- synchronisierten Getriebe der Baureihe A- 300 mit zwölf Gängen auf den Markt ge- bracht und 1972 mit der Baureihe T-3000 technisch und leistungsseitig aufgewertet.

Mit Beginn der neunziger Jahre erfolgt der Übergang auf teillastschaltbare Getriebe der Baureihe T-7000, 3- und 4fach Lastschaltge- triebe für Leistungen bis 190 kW. Seinen vorläufigen Höhepunkt hat diese Technolo- gieentwicklung 2000 und 2001 in der Seri- eneinführung der stufenlosen Getriebe ZF Eccom und ZF S-Matic gefunden.

Aus der Vielzahl von technologischen Ver- änderungen seien zwei Entwicklungen stell- vertretend herausgegriffen:

Das Öl ist im Laufe der Zeit ein zentrales Konstruktionselement in der Getriebeent- wicklung geworden. Ursprünglich nur für die Tauchschmierung, später für Druckum- laufschmierung des Getriebes eingesetzt, steigerte sich die Bedeutung des Öles als

Druckmedium zur Ansteuerung von Lamel- lenkupplungen für den Fahrantrieb und die Nebenabtriebe. Teilweise wurden und wer- den auch hydrodynamische Kupplungen als Anfahrelement eingesetzt. In der jüngsten Technologiestufe der Stufenlosgetriebe hat das Öl als Medium zur Übertragung der An- triebsleistung nach dem Prinzip der hy- drostatischen Leistungsverzweigung eine zentrale Bedeutung übernommen.

Heutige Getriebetechnologie ist ohne Ein- satz von elektronischen Steuerungen un- denkbar. Die Einführung der Lastschaltge- triebe-Technologie in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts hat auch den Grund- stein für die verbreitete Verwendung elektro- hydraulischer Getriebesteuerungen gelegt – Erfahrungen und Erkenntnisse aus dieser Technologiestufe waren unverzichtbar für die Marktreife heutiger Stufenlostechnik.

Stufengetriebe

Heutige Stufengetriebe haben typischerwei- se bis zu vierzig Gänge und besitzen häufig 2-, 3- und 4fach Lastschaltung, einige Kon- zepte sind volllastschaltbar. Die Stufenge- triebe haben einen hohen technischen Stand erreicht und werden nach Ansicht des Autors noch für geraume Zeit ihren Markt neben den stufenlosen Getrieben behaupten kön- nen – ähnliche Tendenzen sind auch im Be- reich der Pkw-Getriebeentwicklung zu er- kennen. Weitere Detailentwicklungen kon- zentrieren sich auf die Automatisierung der Lastschaltung unter Einbeziehung des Ver- brennungsmotors, automatisierte Shift-by- Wire Konzepte für die Schaltung der Syn- chrongänge sowie Managementsysteme mit Einbeziehung der Nebenverbraucher.

Stufenlose Getriebe

Stufenlose Getriebe, die nach dem Grund- prinzip der hydrostatischen Leistungsver- zweigung arbeiten, sind heute erhältlich in Traktoren der Fa. Agco unter der Bezeich- nung Vario (Eigenentwicklung, 63 bis 221 kW), der Fa. John Deere unter der Bezeich- nung AutoPowr (ZF Eccom 81 bis 118 kW, JD-Eigenentwicklung 118 und 129 kW), der Fa. CNH bei den Marken Case und Steyr un- ter der Bezeichnung CVX/CVT (ZF S-Matic 92 bis 121 kW) und der Fa. Deutz-Fahr unter

Die Technologie der Traktorgetrie- be hat sich in den letzten vier Jahr- zehnten in mehreren Technologie- sprüngen von einfachen 5-Gangge- trieben mit Schubradschaltung über Lastschaltgetriebe mit 40 Gängen bis hin zu stufenlosen Ge- trieben gewandelt. Stufenlose Ge- triebe, die nach dem Prinzip der hydrostatischen Leistungsverzwei- gung arbeiten, sind im Leistungs- bereich > 75 kW bereits auf breiter Basis akzeptiert und werden ihren Marktanteil bei Traktoren sukzessi- ve weiter ausbauen können und auch neue Anwendungen erschlies- sen. Im Leistungsbereich von 35 bis 75 kW gibt es heute noch keine serienreifen Entwicklungen; die Anforderungen in dieser Fahrzeug- klasse sind heute noch relativ schwierig mit am Markt erzielba- ren Preisen zu vereinbaren.

Dr.-Ing. Karl Grad leitet die Bereiche Entwicklung und Vertrieb des Produktbereiches Landmaschinen- systeme der ZF Passsau Gmbh, ZF Steyr Gesmbh &

Co KG, Schönauerstr. 5, A-4400 Steyr; e-mail:

karl.grad@zf.com

Schlüsselwörter

Getriebetechnologie, Stufengetriebe, Stufenlosge- triebe

Keywords

Transmission technology, gear transmission, stepless speed transmission

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der Bezeichnung Agrotron ttv (ZF Eccom 92 bis 110 kW). Alle Traktorenhersteller treiben aktuell ihre Entwicklungsprojekte intensiv voran, um die existierenden Baureihen mit Stufenlosgetrieben weiter auszubauen oder diese Getriebeoption erstmals in ihr Baupro- gramm aufzunehmen; die Stichtage zur Ein- führung der neuen Emissionsrichtlinien fal- len oftmals auch mit der Einführung neuer Getriebetechnologie zusammen. Es kann da- von ausgegangen werden, dass zur Agritech- nica 2005 alle Traktorenhersteller zumindest eine Traktorenbaureihe mit Stufenlosgetrie- be anbieten werden.

Nach Einschätzung der Fa. ZF werden ab 2007 bereits 50 % aller Traktoren mit einer Motorleistung > 75 kW mit einem stufenlo- sen Getriebe ausgestattet sein.

Die Anwendervorteile der stufenlosen Ge- triebe sind mittlerweile weitgehend aner- kannt und von neutralen Stellen bestätigt.

Die Möglichkeit, die Fahrgeschwindigkeit – von der Motordrehzahl weitgehend abge- koppelt – stufenlos und feinfühlig an die je- weilige Einsätze anpassen zu können, wird hierbei kaum noch gewürdigt, obwohl es die Haupttriebfeder für die Entwicklung stufen- loser Getriebe war. Im Vordergrund der An- wendergunst stehen die einfache Bedienbar-

keit und die Arbeitserleichterung, die sich aus den Betriebsstrategien und der kombi- nierten Motor-/Getriebesteuerung ergeben, die zu den wesentlichen Bestandteilen der ZF Getriebesysteme Eccom und S-Matic zählen. Die Potenziale, die das stufenlose Getriebe zur Optimierung des Gesamtsys- tem „Traktor-Arbeitsgerät“ beitragen kann, sind heute nur zum geringen Teil wirklich ausgeschöpft und weisen auf einen Weg, an dessen Ende der weitgehend autonome Ab- lauf eines Arbeitsprozesses mit dem Traktor als universeller Antriebseinheit steht.

Weit weniger Beachtung findet, dass im Vergleich mit teillastschaltbaren Getrieben die Stufenlosgetriebe einen beträchtlichen Mehrwert für den Anwender vorweisen kön- nen, da sie eine Reihe von funktionellen Merkmalen in sich vereinen, die bei anderen Getriebekonzepten nicht oder nur mit erheb- lichen Zusatzkosten zu realisieren sind. Zu nennen sind hier minimal mögliche Fahrge- schwindigkeiten von 50 m/h, welche sich mit konventionellen Stufengetrieben nur sehr aufwendig darstellen lassen; oder die Möglichkeit, in Geared-Neutral-Betrieb äußere Lasten im Fahrzeugstillstand zu hal- ten und aus dieser Position heraus über das Fahrpedal anfahren zu können – eine Funk-

tion, die bei konventionellen Getrieben über ein Turbokupplung realisiert wird und nur gegen entsprechenden Aufpreis erhältlich ist. Als „shift-by-wire“ System ausgeführt, entfallen bei den Stufenlosgetrieben auf- wendige Schaltgestänge und Schalthebel, daraus resultieren flexiblere Betätigungs- konzepte in der Kabine (insbesondere auch vorteilhaft bei Traktoren mit Rückfahrein- richtung) und bessere Ausgangsbedingun- gen für die Schallisolierung der Kabine.

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Gratulation Prof. Renius zum 65. Geburtstag

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Welche Stufenlosgetriebe-Technik für welche Anforderung und welche Leistungsklasse?

Der technische Stand, der bei den hydrosta- tisch-leistungsverzweigten Getrieben er- reicht wurde, lässt erwarten, dass sich diese Technologie für Traktoren > 75 kW nicht nur etablieren, sondern weiter verbreiten wird.

In dem Maße, mit welchem die Anforde- rungen an Leistungsfähigkeit und Qualität der Arbeitserledigung in der Außenwirt- schaft ansteigen, werden in Zukunft in zu- nehmendem Umfang selbstfahrende spezia- lisierte Arbeitsmaschinen eingesetzt werden, wie etwa in der Technik der Gülleausbrin- gung. Diese Fahrzeuge stellen vergleichs- weise ähnliche Anforderungen an die An- triebstechnologie, sie sind daher prädesti- niert für den Einsatz stufenloser Getriebe auf Basis der hydrostatischen Leistungsverzwei- gung, die dem Konstrukteur leistungsseitig nach oben praktisch keine technische Be- schränkung auferlegt.

In selbstfahrenden Erntemaschinen domi- niert heute der rein hydrostatische Antrieb, weil der Hauptanteil der Antriebsleistung zum Antrieb der Arbeitswerkzeuge und nicht für den Fahrantrieb eingesetzt wird. Sofern nicht eine größere Spreizung für den Fahr- antrieb ohnehin den Übergang zur Leis- tungsverzweigung erforderlich macht, scheint die Verwendung der hydrostatischen Leistungsverzweigung eher für den Antrieb der Arbeitswerkzeuge (Häckselaggregat oder Dreschwerk) sinnvoll, umso mehr, wenn mit der stufenlosen Verstellung eine Durchsatzregelung verwirklicht werden kann. Richtungsweisend ist eine Entwick- lung von John Deere für die selbstfahrenden Häcksler der Serie 7000, in denen die hy- drostatische Leistungsverzweigung für den Antrieb der Zuführwalzen eingesetzt wird und dadurch eine stufenlose Schnittlängen- verstellung realisiert wird.

Für Traktoren < 35 kW zeichnet sich eine Tendenz ab, stufenlose Getriebe auf Basis rein hydrostatischer Antriebe zu realisieren.

Bezogen auf die speziellen Einsatzprofile sind die damit erzielbaren Gesamtwirkungs- grade vertretbar, günstige Kosten gehen ein- her mit einem einfachen und wirkungsvollen Fahrtrichungswechsel über die Hydraulik- pumpe.

Der Leistungsbereich von 35 bis 75 kW ist bislang technologisch noch nicht endgültig klar besetzt. Das große Marktpotenzial macht diese Fahrzeugklasse für Kunden und Hersteller besonders interessant. Nimmt man die Anzahl der Gänge, die konventio- nelle Traktorgetriebe in dieser Leistungs- klasse heute einschließlich der Kriechgänge zur Verfügung stellen, als Maßstab für die Notwendigkeit, Fahrgeschwindigkeiten stu-

fenlos einstellen zu können, so ergibt sich für den genannten Leistungsbereich mit der größte Bedarf für stufenlose Fahrantriebe.

Technische Lösungen für stufenlose Ge- triebe stehen in einem extremen Spannungs- feld der Erwartungshaltung an die techni- sche Leistungsfähigkeit und die Stückkos- ten. Die Kundenerwartung an die Funktionalität orientiert sich an den Erfah- rungswerten der oberen Leistungsklassen mit einer besonderen Bedeutung einer guten Shuttle-Funktionalität wegen des verbreite- ten Frontlader-Einsatzes, optimal wäre eine PowerShuttle-Kupplung.

Einer weiteren Ausdehnung der hydrosta- tischen Leistungsverzweigung stehen in die- ser Leistungsklasse verhältnismäßig hohe Stückkosten und schlechte Gesamtwir- kungsgrade entgegen. Mechanische Variato- ren, die nach dem Prinzip der Umschlin- gungsgetriebe arbeiten und die von Renius intensiv erforscht worden sind, lassen dies- bezüglich Vorteile erwarten; demgegenüber stehen vergleichsweise hohe Entwicklungs- kosten und -risiken, die sich nur eingrenzen lassen, wenn auf entsprechendes technisches Know-how aus der Pkw-Entwicklung zurückgegriffen werden kann, wie im Fall der ZF-Gruppe gegeben. Neben den funktio- nellen Anforderungen existieren relativ re- striktive Randbedingungen hinsichtlich des Einbauraumes eines stufenlosen Getriebes:

eine erfolgversprechende technische Lösung muss sich im Einbauraum eines Schmal- spurtraktors verwirklichen lassen, wozu eine intensive Zusammenarbeit zwischen Getrie- be- und Fahrzeugentwicklung erforderlich ist.

Ausblick

Was in vierzig Jahren der Stand der Technik in der Traktorantriebstechnik sein wird, kann niemand zuverlässig vorhersagen. Höheres Entwicklungstempo und immer spezielleres, vielfältigeres technisches Know-how wer- den in den Entwicklungsabteilungen gefor- dert werden, während gleichzeitig die Pro- duktionszahlen für landwirtschaftliche Trak- toren weiter zurückgehen werden. Neben unabhängigen Zulieferern wie die ZF-Grup- pe bedingt dies nicht zuletzt ein profundes Umfeld von Ausbildungsstätten für Ent- wicklungsingenieure und von wissenschaft- lichen Forschungseinrichtungen, die Fragen grundlegender Art für einen breiteren Nut- zerkreis bearbeiten können, wie das am Lehrstuhl für Landmaschinen unter Leitung von Prof. Renius geschah.

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EurOpal, FixPack

Vari-Diamant, VarioPack

Vari-Titan

System-Korund

Quarz, Saphir

Smaragd, Solitair

LEMKEN GmbH & Co. KG Weseler Straße 5 · D-46519 Alpen

Telefon (+49) 28 02 / 81-0 Telefax (+49) 28 02 / 81-2 20

Internet: www.lemken.com E-Mail: lemken@lemken.com

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