A-1759
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 25, 23. Juni 2000 membran mit dieser Funktion ver-
knüpft sein (231). Für das pro- apoptotische Familienmitglied Bax konnte eine direkte Interaktion mit einem an der PT-Porenbildung betei- ligten Molekül nachgewiesen wer- den, die als essenziell für die PT-Bil- dung postuliert wird (124).
Der Mechanismus der Cyto- chrom-c-induzierten Caspasenakti- vierung wurde mittels zellfreier Sy- steme aufgeklärt und führte zu der Identifizierung des menschlichen CED-4 Homologs Apaf-1 (234).
Cytochrom c bindet an Apaf-1, wel- ches unter Verbrauch von ATP zur Aktivierung von Caspase-9 führt (110, 160, 183), was die Aktivierung weiterer Caspasen zur Folge hat und letztlich zur DNA-Fragmentierung führt.
Resümee
Es gibt mehrere Apoptosesi- gnalwege mit folgenden Signalschrit- ten: Erstens einen Signalweg mit To- desrezeptoraktivierung, DISC-Bil-
dung, Caspasenkaskade und Spal- tung zellulärer Substrate (in Typ-I- Zellen), zweitens einen Signalweg mit „wenig“ DISC-Bildung, einer Signalamplifikation über BID (ge- spalten) aktivierte Mitochondrien, der Bildung eines Apoptosoms und folgender Effektorcaspasenaktivie- rung (in Typ-II-Zellen) und drittens einen Signalweg, bei dem AIF aus den Mitochondrien freigesetzt wird, das Caspasen-unabhängig wirkt. Es ist anzunehmen, dass noch weitere Apoptosesignalwege als die hier ge- schilderten, existieren. Da wir diese aber bis jetzt nicht verstehen, ist zu erwarten, dass sich die Forschungs- aktivität in Zukunft auf diese kon- zentriert. Die Aufklärung der Sig- nalwege und die Charakterisierung der bei ihnen wichtigen molekularen Interaktionsmechanismen hat Kon- sequenzen für die Erklärung der Pa- thogenese vieler Erkrankungen.
Darüber hinaus stehen uns nun Mo- leküle aus den Signalwegen zur Ver- fügung, die das Ziel therapeutischer Interaktionen sein können. Hierbei könnten niedermolekulare Substan-
zen von Nutzen sein, die die Interak- tion der Signalmoleküle entweder abschwächen oder verstärken. Sol- che Substanzen würden dann die Apoptose abschwächend oder ver- stärkend modulieren. Wenn es dann noch gelänge, sie gezielt oder selek- tiv einzusetzen, könnten Erkrankun- gen mit „zu wenig“ oder „zu viel“
Apoptose positiv beeinflusst werden.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-1752–1759 [Heft 25]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über das Inter- net (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. Peter H. Krammer Abteilung Immungenetik
Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg E-Mail:
P.Krammer@dkfz-heidelberg.de AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
Therapie der Wahl beim Transitio- nalzellkarzinom der Blase ist die stadi- engerechte radikale Zystektomie oder die externe Hochdosis-Strahlenthera- pie. Eine Multicenterstudie untersuch- te den Wert einer neoadjuvanten Che- motherapie des Transitionalzellkarzi- noms. Randomisiert kontrolliert wur- den vor der Operation oder Bestrah- lung 485 Patienten mit drei Zyklen ei- ner Polychemotherapie (Cisplatin, Me- thotrexat, Vinblastin) behandelt, 491 Patienten erhielten keine Chemothera- pie. Die neoadjuvante Chemotherapie führte zu einer Verbesserung der Drei- Jahres-Überlebenszeit um 5,5 Prozent von 50,0 auf 55,5 Prozent. Die mittlere Überlebenszeit stieg durch die Chemo- therapie von 37,5 auf 44 Monate. Inter- essanterweise wiesen 32,5 Prozent der nach Chemotherapie entfernten Bla- sen bei der histopathologischen Aufar- beitung kein Tumorgewebe mehr auf.
Die Verbesserung der klinischen Er- gebnisse durch die neoadjuvante Che- motherapie ist jedoch nach Ansicht der Autoren nicht ausreichend, um es als neue Standardtherapie beim Transitio- nalzellkarzinom zu empfehlen. acc International collaboration of trialists:
neoadjuvant cisplatin, methotrexate, and vinblastine chemotherapie for muscle-in- vasive bladder cancer: a randomised con- trolled trial. Lancet 1999; 354: 533–540.
BA06/30894 Trial, Cancer Division, Clini- cal Trial Unit, 282 Euston Road, London NW1 2DA, England.
Blasenkarzinom: Neoadjuvante Chemotherapie enttäuschend
Bei Patienten mit einer chroni- schen Autoimmun-Hepatitis findet man häufig eine Hypergammaglobu- linämie und verschiedene Autoanti-
körper; ein ähnlicher Befund ist jedoch auch nicht selten bei Patienten mit chronischer Hepatitis C zu erheben.
Die Autoren untersuchten den Einfluss von 600 mg Ursodesoxycholsäure, für ein Jahr verabreicht, auf verschiedene Laborparameter bei Patienten mit ei- ner autoimmunassoziierten chroni- schen Hepatitis C. AST (Glutamat- Oxalactat-Transaminase), ALT (Gluta- mat-Pyruvat-Transaminase) und Gam- ma-GT (Glutamat-Transferase) sowie die ANA-(antinukleäre Antikörper-) und ASMA-(Antikörper gegen glatte Muskulatur-)Titer nahmen unter der Therapie mit Ursodesoxycholsäure sig- nifikant ab, sodass die Autoren emp- fehlen, bei einer autoimmunassoziier- ten chronischen Hepatitis C einen The- rapieversuch mit Ursodesoxycholsäure
zu unternehmen. w
Nakamura K, Yoneda M, Takamoto S et al.: Effect of ursodeoxycholic acid on auto- immune-associated chronic hepatitis C. J Gastroenterol Hepatol 1999; 14: 413–418.
Second Department of Medicine, Asahi- kawa Medical College, Asahikawa, Japan