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Politik – wissenschaftliches Interesse und persönliches Engagement: Ein Portrait der Politischen Geographin Carolin Schurr

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source: https://doi.org/10.7892/boris.98871 | downloaded: 31.1.2022

2 genderstudies #15 Herbst 2009

Politik – wissenschaftliches Interesse und persönliches Engagement: Ein Portrait der Politischen Geographin Carolin Schurr

Wegen des Gender-Studies-Schwerpunkts am Geographischen Institut der universität Bern entschied sie sich für einen umzug in die Schweiz. Von den letzten zwölf Monaten verbrachte sie für ihre Feldforschung fünf in Ecuador.

Sie begleitete dort indigene Frauen im lokalen Wahlkampf. Politik interessiert Carolin Schurr aber nicht nur als Wissenschaftlerin, sondern ist ihr auch im Alltag ein Anliegen.

i Fabienne Amlinger*

Die 28-jährige Carolin Schurr wuchs in Schwäbisch Gmünd auf, studierte an der Universität Eichstätt- Ingolstadt und schloss 2007 das Studium in Human- geographie, Lateinamerikastudien und Soziologie ab.

Für ihre Masterarbeit, in der sie die ethnischen Bezie- hungen zwischen Indigenen und Mestizen in ecuado- rianischen Lokalregierungen untersuchte, interviewte sie unter anderem indigene Frauen. In den Gesprä- chen thematisierten die Frauen immer wieder die auf ihrem Geschlecht und ihrer Ethnizität beruhenden Diskriminierungserfahrungen. Dadurch sensibilisiert, begann Carolin Schurr sich stärker mit Geschlechter- verhältnissen zu beschäftigen, was sie schliesslich zum Thema ihrer im Jahr 2008 begonnenen Disserta- tion führte. In der Arbeit mit dem Titel „Postkoloniale Geographien der Identität: Politische Aushandlun- gen von Macht in Ecuador“ geht sie unter anderem der Frage nach, wie durch die steigende Präsenz von Indigenen und Frauen in politischen Ämtern die (post)kolonialen androzentrischen Politik(er)modelle herausgefordert werden.

Im englischsprachigen Raum ist die Analysekategorie

„Geschlecht“ in der Geographie schon in den Main- stream eingegangen. An ihrer Heimuniversität fand sie jedoch in Lehre und Forschung kaum Berücksichti- gung. Deshalb suchte Schurr für ihre Dissertation nach einer gendersensibleren akademischen Umge- bung. Rasch stiess sie auf die Gruppe „Sozialgeogra- phie, Politische Geographie und Gender Studies“ der Universität Bern, eine der wenigen Institutionen im deutschsprachigen Raum, die Genderaspekte in Lehre und Forschung innerhalb der Geographie konsequent aufgreift.

Am „Work in Progress Gender Studies“ des IZFGs nutzte sie die Gelegenheit, ihre Dissertation einem Publikum von GenderexpertInnen und -interessier- ten vorzustellen, aber auch, um sich mit der Leiterin der Gruppe, Prof. Dr. Doris Wastl-Walter, zu vernet- zen. Heute ist Carolin Schurr als ihre wissenschaftli- che Assistentin angestellt.

Im Rahmen ihrer Forschung verbrachte die Politische Geographin alleine dieses Jahr drei Monate in Ecua- dor. Im lateinamerikanischen Land, in dem 1997 eine kontinuierlich bis auf 50% steigende Frauenquote auf nationaler Ebene erreicht wurde, begleitete sie indi- gene Frauen im lokalen Wahlkampf und in ihrem poli-

tischen Alltag. Auch wenn sich Carolin Schurr mitten im Forschungsprozess befindet und daher keine endgültigen Resultate vorliegen, kann sie bereits erste Erkenntnisse liefern: Der Wahlkampf von Frauen unterscheidet sich insofern von jenem der Männer, als dass viele der Politikerinnen stärker „klassische“

Entwicklungsbereiche wie Bildung und Gesundheit thematisieren. Auffallend ist, dass sich mehr Frauen aktiv am Wahlkampf beteiligen, wenn eine Politikerin kandidiert, was auf eine Frauenallianz schliessen lässt.

Allerdings lassen sich auch die Grenzen der Quoten- regelung ausmachen: Selbst wenn eine 50%-Quote besteht und in Ecuador die Wahllisten schon heute zur Hälfte mit Frauen besetzt sind, so haben die Parteien doch immense Probleme, Kandidatinnen zu finden.

Oft fühlen sich Frauen für die Übernahme eines poli- tischen Amtes zu wenig gebildet, fürchten sich vor der zusätzlichen Arbeitsbelastung und werden durch ihre Ehemänner weder unterstützt noch von der Hausar- beit entlastet. Zwar ist die Frauenquote ein erster Schritt für eine gleichberechtigte politische Partizipa- tion, doch muss sich hierfür – so Carolin Schurr – die gesamte Gesellschaft auch strukturell ändern.

Politik ist aber nicht nur ein Schwerpunkt in Caro- lin Schurrs Forschung, sondern auch ein privates Anliegen. So war sie bereits vor Jahren in der Jugend- arbeit tätig und beteiligte sich am Projekt Model United Nations (MUN), in dessen Rahmen Jugendli- chen die Strukturen der UNO und das Interesse an Politik näher gebracht wird. Während ihrer Studien- zeit engagierte sie sich in der StudentInnenverwal- tung sowie in Entwicklungsprojekten in Ecuador.

Derzeit ist Schurr beim feministischen Netz (Dafne) in Bern aktiv und arbeitet gemeinsam mit ecuadoriani- schen KollegInnen an der Planung eines Frauenhau- ses an der Küste Ecuadors.

*Fabienne Amlinger ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbei- terin am IZFG

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