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Additive heute und in Zukunft

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Academic year: 2022

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verbrauch von etwa 8000 kt weltweit [4] (Europa: 2700 kt [5]) entspricht. Weichmacher sind derzeit wert- und mengenmäßig mit 4800 kt (Umsatz: weltweit 4 Mrd. EUR, Europa: 1500 kt) die größte Gruppe. Ihnen folgen die Flammschutzmittel mit welt- weit 1000 kt (Europa: 490 kt) mit einem Wert von etwa 1,7 Mrd.

EUR. Von allen mengen- und wertmäßig wichtigen Additiven (Weichmacher, Flammschutzmittel, Hitzestabilisatoren, Schlag- zähmodifikatoren, Antioxidantien, Lichtschutzmittel, Gleitmit- tel und Lichtstabilisatoren) weisen Flammschutzmittel mit 6 % den zurzeit größten jährlichen Zuwachs auf [6].

Additive heute: optimiert für höchste Anforderungen

Die neueren Entwicklungen in klassischen Additiven zum Erhalt der Polymereigenschaften tragen vorwiegend den gestiegenen Ver- arbeitungsanforderungen Rechnung, ermöglichen anspruchsvol- RUDOLF PFAENDNER

D

as Wachstum der Kunststoffe auf heute 180 Mio. t bei einer weiterhin jährlichen Zunahme von 5 % [1] ist undenkbar ohne die Entwicklung leistungsfähiger Additive. Selbst der erste thermoplastische Kunststoff Celluloid ist eine Erfolgsge- schichte der Additive: 1874 wurde entdeckt, dass das bis dahin nicht verarbeitbare Cellulosenitrat durch den Zusatz von Cam- pher in jede beliebige Form gebracht werden konnte [2]. Eine Ver- arbeitung von PVC war undenkbar, bis Weichmacher und leis- tungsfähige Wärmestabilisatoren entdeckt wurden. Der unauf- haltsame Aufstieg der Polyolefine und besonders von Polypropy- len zu einem der heute wichtigsten thermoplastischen Kunststoffe wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht gleichzeitig leis- tungsfähige Antioxidantien und Lichtstabilisatoren entwickelt worden wären. Heute werden 40 % der Antioxidantien und 45 % der Lichtstabilisatoren in PP eingesetzt [3]. Es ist deshalb nicht überraschend, dass das Wachstum der Ad-

ditive, beispielhaft gezeigt für Antioxidan- tien und Lichtstabilisatoren, im Wesentli- chen parallel zum Wachstum der Kunst- stoffe erfolgt (Bild 1).

Additive erfüllen in Kunststoffen zahl- reiche Aufgaben (Tabelle 1). Sie stellen ei- nen Wert von 12 Mrd. EUR (ohne Pigmen-

te und Füllstoffe) dar, der einem Gesamt- Tabelle 1. Übersicht über die unterschiedlichsten Additive und ihre Aufgaben in Kunststoffen

Additive heute und in Zukunft

Innovationspotenziale. Die Erweiterung der Eigenschaftspalette durch Additive hat ganz wesentlich zum Erfolg der Kunststoffe beigetragen. Additive ermöglichen als wichtige Komponenten in Kunststoffformulierungen deren Verarbeitung und Langzeiteinsatz. Additive modifizieren, beeinflussen und erhalten die Gebrauchs- eigenschaften. Neue Effekte und Funktionen bieten dabei ein beträchtliches Innovationspotenzial.

Heutige Kunststoffadditive lassen im Gewächshaus Rosen schöner wachsen

Erhalt der

Polymereigenschaften

Erweiterung der Polymereigenschaften

Neue Effekte und Funktionen

• Verarbeitungsstabilisatoren

• Antioxidantien

• Wärmestabilisatoren

• Gleitmittel

• Säurefänger

• UV/Lichtstabilisatoren

• Flammschutzmittel

• Nukleierungsmittel

• optische Aufheller

• Weichmacher

• Antistatika

• Sauerstofffänger

• UV-Inhaltsschutz

• Biozide

• Oberflächenmodifikatoren

KU103584

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lere Anwendungen und/oder berücksich- tigen in stärkerem Maße Umweltgesichts- punkte. Neuentwicklungen bei Verarbei- tungs- sowie Wärme- und Lichtstabilisa- toren erfolgen auf Gebieten, die eine höhere Leistung, niedrigere Einsatzkon- zentrationen oder ein verbessertes Preis- Leistungs-Verhältnis erfordern. Ein typi- sches Beispiel ist die Verwendung von Blends, die ein Lacton als Komponente enthalten [7]. Nischenmärkte erlauben zum Teil höhere Kosten, die wiederum eine entsprechend neue und synthetisch anspruchsvolle Chemie ermöglichen.

Zum Beispiel hat die Ciba Spezialitäten- chemie, Basel/Schweiz, in den letzten Jah- ren folgende Produkte für spezifische Be- reiche eingeführt:

einen Lichtstabilisator für hervorra- gende Beständigkeit von Weich-PVC [8] (Typ: Ciba Tinuvin XT 833),

einen Lichtstabilisator für Agrarfoli- en im Kontakt mit Pestiziden [9]

(Typ: Ciba Tinuvin NOR 371),

die Langzeitbewitterung von pigmen- tierten TPO-Autoaußenteilen [10]

(Typ: Ciba Tinuvin XT 850),

ein multifunktionelles Stabilisatorsys- tem mit hervorragender Verarbei- tungs- und Langzeitstabilität von Klebstoffen, z. B. auf Basis von SIS/SBS [11] (Typ: Ciba Irganox 1726) und

ein flüssiges Stabilisatorsystem für Peroxid vernetzte PE-Kabel [12] (Typ:

Ciba Irgastab Cable KV 10).

Selbst bei Additiven wie Gleitmittel und PVC-Stabilisatoren gibt es bemerkens- werte neue Markteinführungen, z. B. lie- fern Metallocen-Katalysatoren eine neue Familie von Wachsen [13]. Umweltge- sichtspunkte hinsichtlich einer Substitu- tion von Bleistabilisatoren ermöglichten die Entwicklung einer neuen Generation von organischen PVC-Stabilisatoren auf Pyrimidin-Basis [14].

Einige ausgewählte Beispiele erläutern nun im Detail, dass der Trend für innovative Additive selbst in traditionellen An- wendungsgebieten ungebrochen ist.

Vom Lichtschutz zum Flammschutz: Es ist seit langem be- kannt, dass die HALS (Hindered Amine Light Stabilisers)-Sta- bilisatoren einen Teil ihrer Wirkung verlieren, wenn z. B. Pesti- zide in Gewächshäusern eingesetzt werden. Schwefel und Halo- genverbindungen aus der Zersetzung von Agrochemikalien bil- den dabei sauere Komponenten. Diese deaktivieren die basische Piperidingruppe der HALS-Verbindungen und verhindern da- mit die Bildung der aktiven Radikalfänger. Weiterhin reagieren Schwefel- und halogenhaltige Nebenprodukte mit den Nitroxyl- radikalen, die für den Wirkungsmechanismus essenziell sind.

Deshalb wurden schwach basische NOR-HALS-Stabilisatoren entwickelt, die eine herausragende UV-Stabilität von Gewächs- haus- und Mulchfolien beim Kontakt mit Pestiziden garantie- ren.

0 1940

0 0

2020 (250)

176

58 12 80

235 33,5

6 0,3

1,6

Verbrauch Lichtschutzmittel (kt/a) Verbrauch Antioxidantien (kt/a) Kunststoffproduktion (Mio. t/a)

Mengen

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010

Marktwachstum

Bild 1. Wachstum von Additiven (Antioxidantien und Lichtstabilisatoren) im Vergleich zum Kunststoffwachstum

© Kunststoffe

V

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Flammschutz- mittel auf der Ba- sis von Halogen- oder Phosphor- verbindungen erzeugen in ähnlicher Weise wie Pestizide ther- misch oder photochemisch sauere Spezies, die eine unzureichen- de UV-Stabilisierung zur Folge haben. Deshalb sind auch hier NOR-Verbindungen weitaus wirksamer als klassische HALS- Derivate. Überraschenderweise wurde dann gefunden, dass be- stimmte Nitroxylether (NOR-HALS) synergistisch zum Flamm- schutz beitragen und selbst allein ohne weiteres Flammschutz-

mittel wirksam sein können. Mit Ciba Flamestab NOR 116 (Bild 2) wurde ein sehr wirksames multifunktionelles Flamm- schutzmittel für Polypropylenfasern und Folien entwickelt (Bild 3), das aufgrund seiner chemischen Struktur ebenfalls zur Lichtstabilität und Langzeitwärmestabilität beiträgt [15].

Die Aktivität der NOR-Verbindungen als Flammschutzmit- tel basiert auf der thermischen Zersetzung der Nitroxylether, die zur Bildung von Alkoxy- und Aminylradikalen bzw. von Alkyl- und Nitroxylradikalen führen. Aminyl- und Alkoxyradikale sind sehr reaktive Verbindungen und führen einerseits zum Abbau von PP, andererseits greifen sie in die freie Radikalchemie der

Flammschutzmittel

Bild 2. Chemische Struktur eines neu ent- wickelten, multifunktionellen Flammschutz- mittels für Polypropylenfasern und Folien

© Kunststoffe

Additiv

Gewichts- verlust (%) Brandzeit der Tropfen

(s)

Einstufung

ohne Zusatz

34

97

nicht bestanden

29

0,5

bestanden 1 % Flamestab

NOR 116

ohne Zusatz

1 % Flamestab

NOR 116

Flammschutzwirkung

Bild 3. Wirkung des multifunktionellen Flammschutzmittels Flamestab NOR 116 in Polypropylen (Testmethode:

NFPA 701 (1996))

© Kunststoffe

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Verbrennungsprozesse ein. Zusätzlich führt die Spaltung der NOR-Verbindung zu einem Verbrauch der Energie, die damit nicht mehr für die Förderung des Brandprozesses zur Verfügung steht.

Peroxid-Alternative für die Herstellung von CR-PP: Pero- xide sind eine Gruppe von Additiven, die zum kontrollierten Abbau von Polypropylen und zur Vernetzung von Polyethylen, ungesättigten Polyesterharzen u. a. eingesetzt werden. Selbst für diese etablierte Additivgruppe konnte kürzlich eine Alternative vorgestellt werden, die sich vor allem durch eine sichere Hand- habung und Lagerstabilität bei einer verbesserten Endprodukt- qualität empfiehlt.

CR-PP (Controlled Rheology Polypropylene) wird im All- gemeinen durch einen kontrollierten Abbau von PP durch Peroxid zu Fasertypen mit sehr hoher Fließfähigkeit herge- stellt, die z. B. für Vliese in Hygieneartikeln oder Filtermate- rialien verwendet werden. Wie bereits im vorhergehenden Ka- pitel erwähnt, spalten NOR-Verbindungen thermisch zu Ra- dikalen. Dieses Verhalten kann beim gezielten Einsatz von CR- PP direkt bei der Herstellung der Vliese genutzt werden.

Kontrollierter Abbau

Bild 4. Mechanische Eigenschaften und Barrierewirkung von PP-Vliesen, die durch kontrollierten Abbau von PP bei Zusatz des Additivs Ciba Irga- tec CR 76 hergestellt wurden

© Kunststoffe

Stabilisatorsystem

Bild 5. Stabilisierung des Abbaus von Polypropylen-Nanocomposites bei der Verarbeitung

© Kunststoffe

V

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Ciba Irgatec CR 76 ist für diesen Prozess eine ideale Lösung. Die damit erzeugten Vliese (Meltblown, Spinnvliese und SMS-Verbunde) zeichnen sich durch ei- ne erhöhte Barrierewirkung und verbes- serte mechanische Eigenschaften (Bild 4) bei einer sehr sicheren Anwendung aus [16]. Darüber hinaus schafft das Additiv eine Kostenersparnis für den Vliesstoff- hersteller, da eine größere Flexibilität bei der Auswahl der Rohstoffe besteht.

Nanocomposites: Nanotechnologie

ist eines der großen Stichworte des 21. Jahrhunderts. Ein be- reits realisiertes Beispiel in Kunststoffen ist die Verwendung von nanoskaligen Schichtsilikaten (z. B. Montmorillonit), die sehr gute mechanische Eigenschaftskombinationen mit ver- gleichsweise niedriger Füllstoffkonzentration liefern. Damit der sehr polare Füllstoff mit dem weniger polaren Polymer ver- träglich wird, erfolgt in einem wässrigen Aufbereitungsprozess ein Ionenaustausch in der Regel mit langkettigen Aminen zu Ammoniumverbindungen. Diese führen zunächst zu einer In- terkalierung und dann zu einer Exfolierung des Füllstoffs im Kunststoff. Nanocomposites stellen jedoch eine neue Heraus- forderung für die Stabilisierung dar.

Polypropylen-Nanocomposites entsprechend dem Stand der Technik sind Blends von PP, Maleinsäureanhydrid-gepfropf-

tem PP und organisch modifizierten Schichtsilikaten. Diese Blends zeigen ei- ne starke Erhöhung des Schmelzindex (Melt Volume Rate, MVR) bei der Ver- arbeitung, was für einen Abbau der PP- Matrix durch thermische Beanspru- chung spricht. Erwartungsgemäß kann dieser Abbau durch Zusatz konventio- neller Stabilisatoren, bestehend aus An- tioxidans und Phosphit (z. B. Ciba Irga- nox B 225) oder lactonhaltiger Stabilisa- toren (Irganox HP 2225), verringert, aber nicht vollständig eliminiert werden (Bild 5). Ein experi- mentelles Stabilisatorsystem Ciba CGX NC 66 kompensiert da- gegen den Abbau bei der Verarbeitung selbst nach fünf Extru- sionszyklen vollständig [17]. Dieses Stabilisatorsystem wurde für die besonderen Bedürfnisse der Polyolefin-Nanocompo- sites entwickelt und wirkt gleichzeitig als Füllstoffdeaktivator und Fänger von Aminen, die thermisch durch Hofmann-Eli- minierung aus den Ammoniumverbindungen entstehen. In Kombination mit Lichtschutzmitteln verbessert CGX NC 66 außerdem deutlich die Bewitterungsstabilität.

Eine weitere Schwäche von üblichen Polyolefin-Nanocom- posites ist die verringerte Langzeitwärmestabilität, deren Ursa- che auf der ammonium-organischen Modifizierung der Schicht- silikate und auf dem Kompatibilisator (PP-g-MAH) beruht. Ein konventionell stabilisiertes Nanocompo- site (0,2 % Irganox B 225) verliert voll- ständig seine mechanischen Eigenschaf- ten bereits nach 14 Tagen bei der be- schleunigten Wärmealterung (135 °C).

Bei Verwendung einer ausreichenden Konzentration von CGX NC 66 erreicht man eine entscheidende Verbesserung, die nahe an die Stabilität von ungefülltem PP herankommt (Bild 6).

Nanofüllstoffe adsorbieren wie jeder Füllstoff stabilisierende Additive, die da- mit nicht mehr zur Verfügung stehen, um ihre Schutzwirkung auszuüben. Auf- grund der sehr großen Oberfläche der Nanofüllstoffe ist dieser Effekt noch stär- ker ausgeprägt. Darüber hinaus sind Na- nofüllstoffe in der Regel Naturprodukte und enthalten dadurch Verunreinigun- gen, wie Übergangsmetallionen, die dafür bekannt sind, dass sie den Abbau von Po- lymeren katalysieren können.

Das Entwicklungsprodukt CGX NC 66 lässt sich sehr gut in Polyolefin-Nanocom- posites dispergieren und ist in der Lage, flüchtige Zersetzungsprodukte abzufan- gen. Deshalb ist der Abbau während der Verarbeitung sowie auch ein möglicher Geruch durch Abbauprodukte verringert.

Die guten Eigenschaften von Nanocom- posites, d. h. eine signifikante Erhöhung des E-Moduls bei guter Schlagzähigkeit kombiniert mit hoher Dehnung, werden mit CGX NC 66 während der Verarbeitung und im Langzeiteinsatz erhalten.

Kürzlich wurden darüber hinaus Ad- ditive beschrieben, die die Herstellung Ciba Spezialitätenchemie AG

Postfach CH-4002 Basel Schweiz

Tel. +41 (0) 61/6 36 11 11 Fax +41 (0) 61/6 36 11 12 www.cibasc.com

Hersteller

i

Langzeitwärmestabilisierung

Bild 6. Langzeitwär- mestabilisierung von Polypropylen-Nano- composites (Zusam- mensetzung: 80 % PP, 5 % Ammoniummodi- fiziertes Schichtsili- kat, 15 % PP-g-MAH)

© Kunststoffe

Hydrophiles Additiv

Bild 7. Wasserauf- nahmefähigkeit eines Polypropylenvlieses, das das hydrophile Additiv Ciba Irgasurf HL 560 enthält

© Kunststoffe

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von PP-Nanocomposites ohne die übliche Ammoniummodifi- zierung und ohne weiteren Kompatibilisator ermöglichen. Die- se neue Methode führt bei 5 % Füllstoffgehalt zu überlegenen mechanischen Eigenschaften und zu einer höheren Vicat-Tem- peratur. Darüber hinaus ist das derzeitige Material thermisch wesentlich stabiler während der Verarbeitung und zeigt eine gute Langzeitwärmestabilität. Additive auf Basis von ausgewählten Copolymerzusammensetzungen mit polaren und unpolaren Strukturen erlauben das Dispergieren von unmodifizierten Füll- stoffen und haben damit eine Schlüsselfunktion für eine direk- te Herstellung dieser Nanocomposites [18].

Additive in der Zukunft

Additive und Polymere bilden zusammen ein starkes Team, das Kunststoffeigenschaften für die heutigen Anwendungen und für die Zukunft maßschneidert.Die Einführung neuer Polymerstruk- turen zumindest im großen Maßstab ist nicht sehr wahrschein- lich. Die Tendenz der Polymerhersteller geht weiterhin aus Kos- tengründen zu immer größeren standardisierten Anlagen. Beide Punkte erhöhen die Bedeutung der Kunststoffmischungen und der Additive,um neue und zusätzliche Eigenschaften zu erreichen.

Additive sind dabei umso entscheidender, da damit eine univer- sellere Anwendung in verschiedenen Substraten und Zielmärkten zu erreichen ist. Additivhersteller sind gefordert, Trends im Kon- sumbereich zu erkennen und entsprechende innovative Produk- te dem Markt zur Verfügung zu stellen. Folglich werden Additive mehr und mehr Funktionen in Kunststoffanwendungen überneh- men und kombinierte Effekte offerieren. Weiterhin können Addi-

tive kostengünstigere Lösungen verwirklichen, wenn durch ihren Einsatz z. B. Standardkunststoffe wie Polyolefine das Eigen- schaftsprofil von traditionellen technischen Kunststoffen erfüllen.

Die Wirkung der Additive in Kunststoffen geht dabei zuneh- mend über den Effekt im Kunststoff selbst hinaus. Typische Bei- spiele dafür sind Additive, die die Oberflächeneigenschaften von Kunststoffen modifizieren und damit in der Grenzfläche Kunst- stoff/Umgebung aktiv sind. Antistatika schützen Geräte und

Antikratzadditiv

Bild 8. Verbesserte Kratzfestigkeit von Automobilteilen (1: Kratzer nicht sichtbar, 5: Kratzer deutlich sichtbar bei zunehmender Beanspruchung von 3 N bis 20 N)

© Kunststoffe

V

(7)

Bauteile, aber auch verpackte elektronische Bauteile vor stati- scher Elektrizität, d. h. vor Staubaufnahme und elektrischer Ent- ladung. Darüber hinaus können permanente Antistatika (z. B.

Ciba Irgastat P) Schutz über mehrere Jahre bieten – selbst wenn die Oberfläche regelmäßig gereinigt wird. Dabei werden Ober- flächeneffekt und Langzeiteigenschaften kombiniert.

Ein weiteres Beispiel von Additiven, die nicht den Kunststoff, sondern das verpackte Gut schützen, sind Produkte für Lebens- mittelverpackungen. Diese Additive verlängern Frische und Haltbarkeit von Lebensmitteln und schützen Inhaltsstoffe wie Vitamine vor einem Abbau z. B. durch UV-Licht (Ciba Shelf- plus UV) oder durch Sauerstoff (Shelfplus O2) [19].

Einige weitere Beispiele sollen im Folgenden die Hypothese, dass Additive die Zukunft der Kunststoffe prägen, noch weiter unterstützen.

Hydrophiles Polypropylen: Polyolefinfasern werden in zu- nehmendem Maße eingesetzt. Aufgrund ihrer chemischen Struktur sind diese üblicherweise hydrophob. Einige der An- wendungen wie Hygieneartikel und Wischtücher erfordern je- doch eine rasche Wasseraufnahme. Folglich muss das unpolare Polyolefin in ein hydrophiles Material umgewandelt werden.

Additive, die in der Schmelze bei der Faserherstellung zugesetzt werden, können dies bewirken. Ciba Irgasurf HL 560 ist ein dau- erhaftes hydrophiles Additiv für Polyolefinfasern und -vliesstof-

fe [20]. Polypropylenvliese, die Irgasurf HL 560 enthalten, kön- nen Wasser in Sekunden aufnehmen und behalten diese Eigen- schaft auf Dauer (Bild 7). Die Wasseraufnahmefähigkeit eines Vlieses, das 2,5 % Irgasurf HL 560 enthält, ist mehr als 8-mal höher als sein Gewicht. Darüber hinaus erhält der Verbraucher ein Vlies mit einem weichen, angenehmen Griff.

Kratzfeste Auto-Kunststoffe: Kratzer in neuen Kunststoff- oberflächen sehen nicht nur unschön aus, sondern beeinflussen den Gebrauchswert. Insbesondere in der Automobilindustrie besteht der Wunsch zu kratzfesteren Oberflächen von Polyole- finteilen, die sowohl im Innenraum als Instrumententafeln, Kon- solen und Verkleidungsteile als auch im Außenbereich, z. B. bei Stoßfängern, eingesetzt werden. Die verwendeten Kunststoffe sind vorwiegend mit Talkum gefüllte PP-Copolymere oder auf PP basierende thermoplastische Elastomere. Wie man sich vor-

stellen kann, hängt die Kratzempfindlichkeit von Polymeren vom verwendeten Material und der Formulierung, von Füllstof- fen, von der Oberflächenstruktur und auch von den Testbedin- gungen ab. Das neu entwickelte Additiv Ciba Irgasurf SR 100 verringert die Sichtbarkeit von Kratzern wie im Fünffingertest gezeigt (Bild 8), ist aktiv in gefüllten Systemen, wirkt sich posi-

tiv auf die Schlagzähigkeit aus und ist gut verträglich mit ande- ren notwendigen Additiven wie Lichtstabilisatoren (Bild 9) [21].

Für den Teilehersteller besteht eine kostengünstige Alternative gegenüber Lackierung oder der Verwendung von kosteninten- siveren Kunststoffen wie (PC+ABS)-Blends. Auf einen Schutz des Formteils bei Transport und Verarbeitung kann gegebenen- falls sogar verzichtet werden.

Schönere Rosen: Besondere Fluoreszenzfarbstoffe, die in Ge- wächshausfolien eingesetzt werden, sind in der Lage, das Spek- trum des Sonnenlichts zu modifizieren und das enthaltene UV- Licht in den sichtbaren roten Bereich zu verschieben. Diese Än- derungen in der Strahlung können das Pflanzenwachstum und die Struktur der Pflanzen beeinflussen, da die Photosynthese stark von der Lichtmenge im photoaktiven Spektrum (400 bis 700 nm) abhängt. Ciba Smartlight RL 1000 verwandelt einen

Fluoreszenzfarbstoffe

Bild 10. Positive Wirkung auf das Wachstum von Rosen durch Additive in Gewächshausfolien

© Kunststoffe

Bild 9. Unempfind- liche kratzfeste Kunststoffober- flächen im Auto durch das Additiv Ciba Irgasorf SR 100

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Teil der absorbierten Strahlung in rotes Licht. Damit nimmt die vorhandene Lichtmenge für den photosynthetischen Pro- zess zu. Die positive Wirkung auf das Pflanzenwachstum wur- de in Feldversuchen mit Schnittblumen weltweit nachgewie- sen. Zahl und Qualität (Stängellänge und -dicke, Blätter, Knos- pen und Farben) der Schnittblumen wurde generell verbessert (Bild 10). Die Ausbeute von roten Rosen pro Quadratmeter un- ter einer Smartlight RL 1000-Gewächshausfolie wurde um mehr als 50 % bei zwei Wachstumsperioden erhöht [22]. Der Wert dieses Kunststoffadditivs stellt sich damit für den Nutzer der Folie direkt dar (Titelbild).

Additive gestalten die Zukunft der Kunststoffe

Innovationen bei Kunststoffadditiven sind wichtiger denn je.

Durch die Tendenz, Kunststoffe in immer größeren Volumina und weniger individuellen Typen zu fer-

tigen, nimmt die Bedeutung der Additi- ve weiter zu, um neue Anwendungen und neue Effekte zu generieren und zu gestal- ten.

Selbst im eher traditionellen Gebiet, dem Erhalt der Kunststoffeigenschaften, werden neue Produkte kommerzialisiert, wobei eine höhere Leistung in anspruchs- vollen Anwendungsgebieten und im Kos- ten-Nutzen-Verhältnis die Triebfeder sind. Ein anderer Trend ist die zuneh- mende Bedeutung von Umweltgesichts- punkten, die umweltfreundliche Produk- te verlangen, z. B. halogenfreie Flamm- schutzmittel.

Der entscheidende Innovationsbe- reich für Additive wird die Erweiterung der Polymereigenschaften und das wett- bewerbsfähige Erreichen von erweiterten und neuen Funktionen sein, die früher nicht zugänglich oder den Polymeren selbst vorbehalten waren. Als Beispiele sind Oberflächeneffekte, Schutz von ver-

packten Materialien bis hin zu vollständig neuen Effekten wie die Beeinflussung von Pflanzenwachstum mit additivierten Ge- wächshausfolien zu nennen.

Additive schaffen Werte für den Polymerhersteller, den Kunststoffverarbeiter und mehr und mehr für den Verwender und Endverbraucher von Kunststoffen.

LITERATUR

Interessierte können die umfangreichen Literaturangaben beim Autor unter der E-Mail-Adresse rudolf.pfaendner@cibasc.com erhalten.

DER AUTOR

DR. RUDOLF PFAENDNER, geb. 1957, ist als Head Research des Segments Plastic Additives bei der Ciba Spezialitätenchemie, Lampertheim, tätig.

RZ_Imageanz_Kunststoffe.indd 4 10.03.2006 15:47:33 Uhr

SUMMARY KUNSTSTOFFE INTERNATIONAL

Additives Now and in the Future

INNOVATIVE POTENTIAL. The use of additives to extend the range of properties offered by plastics has made a vital contribution to the success of these materials. Additives are important com- ponents in plastics formulations, which assist their processing and ensure a long service life.

Additives modify, influence and safeguard ser- vice properties. They also achieve new effects and functions that open up considerable innova- tive potential.

NOTE: You can read the complete article by entering the document number PE103584on our website at www.kunststoffe-international.com

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