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Fliedner 'Ali Mubarak

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Fliedner • 'Ali Mubarak

(2)

ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN BAND 140

begründet von

Klaus Schwarz

h e r a u s g e g e b e n

von

Gerd Winkelhane

KLAUS SCHWARZ VERLAG • BERLIN

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ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN BAND 140

Stephan Fliedner

'All Mubarak

und seine Hitat

w • «

Kommentierte Übersetzung der Autobiographie

und Werkbesprechung

K S KLAUS SCHWARZ VERLAG • BERLIN • 1990

(6)

Fliedner, Stephan:

'Ali Mubarak und seine Hitat : kommentierte Übersetzung der Autobiographie und Werk6esprechung / Stephan Fliedner. - Berlin : Schwarz, 1990

(Islamkundliche Untersuchungen ; Bd. 140) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1989 ISBN 3 - 9 2 2 9 6 8 - 8 6 - 4

NE: G T

WG: 63;64;65;61 DBN 90.092037.8 90.06.12 9048 gb

ISBN 3-922968-86-4 Alle Rechte vorbehalten.

Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages

ist es nicht gestattet, das Werk oder einzelne Teile daraus nachzudrucken oder zu vervielfältigen.

© Gerd Winkelhane, Berlin 1990.

Klaus Schwarz Verlag, Bergstr. 2, D-1000 Berlin 41

Druck: Offsetdruckerei Gerhard Weinert GmbH, D-1000 Berlin 42

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1. Einleitung 1 1.1 Vorvort zur Person 'All flubarek * . . . 1

1.2 Kurzbiogrephie 3 1.3 Die litereriechen Uferke 'All Mubaraks 5

1.4 Dee Hauptwerk 'All Rubareke, al-hitat el-^adlda at-teuflqlye . . . . 6

1.5 Bemerkungen zur Übersetzung in Abschnitt 2 9 2* Oie Lebenebeechreibung dee 'All Pasche Ruberek * * 10

3* Ansätze zur ErechlieGung der Hitet von 'All Rubarak für die

wieeenecheftliche Auswertung 10$

3*1 Oie Hitet von 'All flubSrek in der Tradition einer Litereturgattung • 106 3*2 Rubareke Quellen für eeine Hitet und Ureachen, Einflüsse und

Ziele bei der Nlederechrlft des Ulerkee 111 3*2.1 ErlButerung der verwendeten Quellen . . • • * • * 111

3*2.2 Ursachen und begünstigende Einflüsse für die Niederschrift

der Hitet 123 3*2*3 Zielsetzungen des Verfsssere. 127

3*2*4 Auewirkungen dee Berk 131 3*3 Aufbeu und Inhalt der Hitet 133

3*3*1 Präsentation und Geneuigkelt. 133 . 3*3*2 Sachregieter zu den Hitet • • • • • * . 137

3*3*3 Inheltebeechreibung. Mit einen erebiechen Index zu den

Nemen der Kanüle in Teil XIX. . * * 139 3.4 Index für die Personennemen der Kurzbiogrephien 163 3.5 Angaben zu Feeton und feiertegen, fleulide, Sitten und

Volksbräuchen in den Hitet 221 3.6 Angeben und Zehlen zur Ufirtecheft in Keiro und Ägypten 231

3.7 SehluQuiort 241 4. Anmerkungen * 243

4.1 Anmerkungen zu Abechnitt 1 (Einleitung) und Abschnitt 2 (Kommen-

tar zur Übersetzung) * • * • • • • • « • • • * * • • • • • 243

4*2 Anmerkungen zu Abechnitt 3 * 300

5* Tabellen und lieten (Überblick) 324 5.1 Geschichtlicher Überblick Egypten im 19*3hdt . . . 325

5.2 Oie Hgyptiechen Herreeher 327 5*3 Oemogrephieehe Tabellen. • • • • • * • • • • • • • • • • • 328

5*4 Leiter und fllnieter im Unterrichtsreseort (Olwan el-Radaria) in

der Zelt von 1834 bis 1891 * 331

S.S ReOe und Gewichte. * * * . * 333

6* Kertenteil 334 7* Abbildungsnechveie . . . 347

8. Lltereturnechweie und AbkÜrzungsverzeichnie. . . . . 348

9. Regieter 354

(8)
(9)

1 . Einleitung

Die vorliegende Arbeit ruht auf zwei Schwerpunktthemen.

Oer erste Teil befeQt sich mit der Lebensbeschreibung von 'Ali Pascha Mubarak in Form einer Übersetzung seiner Autobiographie mit kommentierenden Anmerkungen.

Teil zuiei stellt einen Ansatz zur Erschließung des

literarischen Hauptwerks Mubaraks, "al-hitat at-taufiqiya al-^adida" dar. In diesem Abschnitt soll nach der

Einordnung des Werks in das entsprechende Literaturgenre und einer Besprechung der verwendeten Quellen sowie der Zielsetzung, Motivation und Wirkung der Hitat ihr inhaltlicher Aufbau erläutert werden.

Außerdem biete ich einen Index für die Personennamen der über das ganze Werk verstreuten Kurzbiographien an.

Abschließend sollen einige Angaben zu Volksbräuchen und Testen sowie Daten zur Privatwirtschaft etc. einen Einblick in die ökonomische und soziologische Relevanz der Hitat geben.

• omographische Tabellen, IKlaß- und Gewichtsumrechnungen, ein geschichtlicher Überblick und ein Kartenteil mögen die Arbeit abrunden, während das abschließende Register den Überblick erleichtern soll.

1.1 Vorwort zur Person 'Ali Mubarak

Abschnitt 2 dieser Arbeit hat die Lebensgeschichte einer der bedeutendsten Pereönlichkeiten im Ägypten des 19.3hdt.

zum Thema, Sowohl in Hinblick auf die Neubelebung und Orga- nisation des Unterrichts- und Bildungswesens als auch für die Erneuerung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Bewässerungssysteme, den Ausbau des Eisenbahnnetzes und die topographische Erfassung des Landes spielte dieser Mann in den verschiedensten Kabinetten und unter drei

ägyptischen Herrschern eine überaus wichtige, wenn auch wenig spektakuläre Rolle.

(10)

•All Bey Mubarak, später 'All Pascha Mubarak,1 erlangte im Laufa dar Jahre höchste militärische Ränge, erhielt einige hohe osmanische und europäische Orden und sorgte sich auch zur Zeit ziviler Betätigung weiter um die technische und topographische Ausbildung an den Militärschulen.

Als studierter Ingenieur und Artillerieoffizier übernahm er schon mit 25 Jahren bedeutende Positionen als Lehrer an Itlilitärschulen, Rektor der polytechnischen Schule in Buläq und als Leiter der Kadettenschule "al-Mafruza". 2

Naben anderen Aufgabenbereichen wurde 'All Mubarak lange Jahre hindurch mit der Leitung der Deltabarrage, al-Qanatir al-Hairlya, des seinerzeit größten Stauschleusenwerkes der

3 Hielt betraut.

Während der Regierungszeit Isma'Ils und Taufiqs uiar er zwischen 1868 und 1891 mit nur kurzen Unterbrechungen 4 stets in Regierungsämtern tätig. So erwarb er sich als Minister für religiöse Stiftungen und für die öffentlichen Arbeiten größte Verdienste um die Erhaltung der wertvollen 5 Bücherschätze, welche in vielen kleinen Moscheebibliotheken zu verkommen drohten, wie auch um die Renovierung oder den Neubau ungezählter öffentlicher Gebäude und Stiftungsbauten.

Darüber hinaus betätigte sich 'All Mubarak als fleißiger Literat und Kompilator all Jenes Wissens, das er in so unter- schiedlichen Bereichen sich angeeignet hatte. Er gab damit seinen Landsleuten eins weitreichende Zusammenfassung des praktischen Wissens um ihr Land und ihre Geschichte und schuf daneben auch moderne Lehrbücher zum Gebrauch an Regierungs- schulen und Militärakademien, wobei er auf einen reichen Fundus eigener praktischer Erfahrungen zurückgreifen konnte, wie dies z.B. auch bei der Zeitschrift "Raudat al-madäris" der fall war.

Am wichtigsten bleibt aber wohl sein Verdienst um die Grund- steinleaung des modernen Bildungsuiesens in Ägypten. Als zäher

"Reformer im sozialen und ökonomischen Sinne, ein Praktiker, 7

kein Buchreformer" bewirkte er durch beharrliche Aufbau- arbeit in mehreren Amtsperioden eine immense Erhöhung des Bildungsetats und eine Steigerung der Schul- und-Schülerzahlen im Lande um gut 1005» zwischen 1870 und 1882. Q

(11)

Vor dar Auflistung seiner literarischen Werke folgt nun eins kurze Chronologie des Lebens und Werdeganges von

'Ali Mubarak, der als einer der ganz wenigen echten Ägypter aus dem Bauernstande der Fellahen bis hinauf in die höchsten Schaltstellen der macht und des Einflusses gelangte.9

1.2 Kurzbiographie

Geboren uiurde 'All Klubärak als Sohn einer verarmten Dorf- richterfamilie in Birimbäl al-^adlda in der Provinz ad-Oaqahllya im Nordosten des Nildeltas.1" Als Geburts- jähr gibt er 1239 H. an, uias dem Jahr 1823/4 n.C. entspricht. 11

Nach dem 8esuch einer Koranschule ging er bei kleineren Provinzbeamten in die Lehre, bis er die Prügel und den ständigen Hunger unter seinen gefühllosen Lehrherren nicht mehr ertrug und sich gegen den entschiedenen Willen seiner Eltern mit Fleiß und Ehrgeiz an verschiedenen Schulen hocharbe itete.

Zunächst besuchte er die Elementarechule (Kuttäb oder Maktab) in [llinya al-'Azz, uio er als Klassenbester 1636 für die 1 2 militärische Vorbereitungsschule in Qasr al-'Aini in Kairo

* 13 ausgewählt wurde, mit der er 1837 nach Abu Za'bal umzog.

Wieder ausgewählt unter vielen, durfte er dann die polytechni- - - 1 4

sehe Schule in Bulaq, die ffluhandishane, besuchen, wo man ihn zum Ingenieur ausbildete.

1844, also gsrade 20 Oahre alt, wurde 'All Mubarak ausgesucht, als einer von 65 Jungen Ägyptern, unter denen sich auch

Söhne und Verwandte des Herrschers Muhammad 'All befanden, 1 5 mit einer Studienmission nach Paris zu gehen.

Als einem der besten Absolventen verlieh man ihm und einigen seiner Mitstudenten den ersten militärischen Rang und bildete ihn danach in Metz zum Artillerieoffizier aus.1''

1849 nach Kairo zurückgekehrt, wurde er zunächst Lehrer an - 1 7

der Artillerieschule in Turra, bald darauf Mitglied einer topographischen Forachungsabteilung im Kriegsministerium.

'Ali Mubarak überzeugte schnell durch hervorragende Arbeiten und übernahm kurze Zeit später die Leitung der Muhandishäne

(12)

_ 18 und der Kadettenschule al-fflafrüza.

In dieser Position begann er auch, technische Lehrbücher zu schreiben.

Unter Sa'id in Ungnade gefallen, trat er 1854 zurück und verbrachte als Angehöriger des ägyptischen Kontingentes im Krimkrieg zuiei Jahre als Verbindungsoffizier in Konstantinopel und auf der Krim und als Transportoffizier in Cümüsane in

19 ' Nordostanatolien.

Nach dem Krieg trat 'All Mubarak in den Verwaltungsdienst 20

der Eisenbahn und der öffentließen Arbeiten, wurde 1868 minister für religiöse Stiftungen, öffentliche Arbeiten und das Unterrichtsiuesen. Alle diese Ämter hatte er gemeinsam mit der Leitung der Oeltabarrage inne.

Zu seinen Verdiensten gehört neben der Gründung von Drucke- reien und dem Oruck von über 60.000 Lehrbüchern (gemeint ist die Auflage insgesamt) die Leitung der Stauschleusenuierke nörd- lich von Kairo, die Gründung der vizeköniglichen Bibliothek und der "Dar al-'ulüm", einer Lehrerausbildungsstätte nach dem (düster dar Ecole normale supörieure, uiobei ihn der Schweizer Pädagoge und damalige Staatssekretär in Ägypten, Edouard Dor Bey, tat- kräftig unterstützte.

AuOerdem müssen die Förderung des Eisenbahnbaus und der Bewässerungsanlagen im ganzen Land sowie seine nicht 21 unbedeutende Beteiligung an der Einigung um die Gebiets- ansprüche der Suezkanalgesellschaft 1865/6 genannt werden. 22

Am wichtigsten bleibt aber u/ohl sein U/irken um die Neuord- nung und Organisation des Unterrichtswesens, begonnen mit dem "Programm vom 10. RaSab" (7.11.1867). 23

Unter Riyäd Pascha war 'All lilubärak ein letztes Mal ab 1888 Unterrichtsminister, muQte aber im Frühjahr 1891 mit der Regierung Riyad zurücktreten. . 24

Als Privatmann starb er am 14.11.1893 in seiner Wohnung

« ./ , 25 in Kairo.

(13)

- 5 -

1.3 Die literarischen Werke 'All Mubaraks

1 - al-hitat al-§adlda at-taufiqlya Ii fflisra "1-Qahira uia

~ ' 1 — - • _ 26 mudunihä uia qurihä %l-qadima uia 'S-Sahlra, Bulaq 1886/9

2 - al-mizan fi *l-aqyisa uia "1-makiyil uia *l-auzan, Teil 1, Kairo 1309 H. (metrologische Studien 1892 n.C., in der Zeit- schrift al-Azhar, später gesondert. Nur Teil 1 ist erschie-

- 27 nen. Die Schrift stellt die Forschungen al-Falakis in Frage)

3 - taqrlb al-handasa li-sti'mäl al-'askariya al-misriya, Kairo 1298 H« (1880/1 n,C.) - vermutlich identisch mit:

ta'rif al-handasa, 1858 n.C. 0 ß

4- tanuiir al-afhäm fi tagaddl *l-agiäm, Kairo 1289 H. (1872 n.C.) und 1903 n.C. - wermutlich identisch mit: ta'rif al-afhäm

_ 29 fi tarbiyat al-a^sam, Kairo 1289 H.

5 - Sarh al-hadlt aS-Sarlf "i'mal Ii dunyäka ka'annaka ta'iSu abadan", o.O.o.J. 30

6 - nuhbat al-fikr fi tadblr Nil Misr, Kairo 1298 H.(1880/1 n.C.) 7 - 'alam ad-dln, Alexandria 1299 H.(1882 n.C.) - (Nachuieie von

UJundern in der Natur und der Geschichte)

8 - tarlq al-hi9ä' uia "t-tamrln 'ali %l-qurrä' fi "l-lui|a al-'arablya, zwei Bände, Kairo 1285/99 H. (zum Gebrauch an den Regierungsschulen)

9 - tadkirat al-muhandisin uia tabsirat ar-rägibin, Kairo 1290/3 H.

- 31 10- 5u$rafiyat Itlisr, Kairo 1894 n.C.

11- haqä'iq al-ahbär fi ausif al-bihär, Kairo 1287 H.(1870 n . C . )• " » • 3 2

12- huläsat ta'rih al-'Arab, Kairo 1309 H. (Übersetzung eines Werkes von Södillot)

13- hauiäss al-a'däd, Kairo 1289 H. (1872 n.C.) 3 4

- - * - - 35 14- sahariS al-lu'lu'nuhabat A. aS-Sinqiti, Kairo o.3. . — .

15- Ein Arabisch-Französisches Wörterbuch der Naturuiissen-

u «4. 36 scha ften

16- Ein nicht veröffentlichtes Werk über Architektur 17- Ein nicht veröffentlichtes Werk zum Befestigungsuiesen 37

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1.4 Das Hauptwerk 'Ali Mubaraks, al-hitat al-§adida at-tau- 38 •

flqlya, BÜlaq 1886-89 n.C.

Dieses uor genau hundert Jahren in vier Bänden erschienene UJerk ist als sine Fortsetzung und Komplettierung der Hitat des Maqrlzl zu verstehen.(Zur Zeit ist eins Neuauflage in Arbeit, von der die ersten sieben der insgesamt 20 Teile bereits in Einzelheften erschienen sind)

Ich werde zunächst die 20 Teile der Hitat in drei großen Themenkomplexen vorstellen; eine detailliertere Behandlung des Werkes folgt in Abschnitt 3.

A - Beschreibung Kairos und (Tsil Uli) Alexandrias 8 - Alphabetische Auflistung von über 1000 Städten

und größeren Dörfern Ägyptens

C - Abschnitte über das Nilometer, die Kanalsysteme der ägyptischen Land- und Wasserwirtschaft und Flußschiffahrt sowie über das UJährungs- und lllünzwssen

Oem Uierk vorangestellt ist ein vierssitiges Vorwort des Herausgebers.

Themsnkomplex A

- Teil I behandelt die Geschichte Kairos (und Ägyptens) ab ca. 640 n.C. bis zur Regierungszeit des Khediven Taufiq.

Ab Seite 80 folgt die Beschreibung Kairos, ihrer Bauten, Zahlen zu den Einwohnern, Daten, Listen zur Wirtschaft und zum Handel etc.

- Teil II und III ist eine systematische Beschreibung der Stadt Kairo und all der Gebäude, Straßen, Plätze, der Bewohner und ihrer Bräuche usw.'

Geschichtliche Anmerkungen und eingestreute Biographien bedeutender Persönlichkeiten runden das Bild ab.

- Teil IV und U ist eine alphabetische Auflistung der (ftoscheen Kairos mit Angaben zu ihrer Lage, Daten zur Baugeschichte, Beschreibungen der Architektur sowie Kurzbiographien von wichtigen Persönlichkeiten, die in Beziehung zu den Bauten stehen.

(15)

Teil IV, Seiten 2-10, behandelt die 1 Amr-lYIoschee, die Seiten 10-44 beschäftigen sich mit allen Belangen der al-Azhar-Ifloschee. Ab Seite 44 folgt über die beiden Teile hinuieg die alphabetische Auflistung dar anderen Moscheen in Kairo und Umgebung.

- Teil VI gibt eine alphabetische Übersicht über die Schulen, Klöster, Bäder, Kirchen, Moscheen und Bethäuser etc. in Kairo und Umgebung.

Auf den Seiten B1-88 werden die koptischen Patriarchen von 1262 n.C. bis ins Jahr 1875 n.C. in Alexandria genannt.

- Teil Uli ist speziell der Beschreibung der Stadt Alexandria gewidmet. Oie Geschichte der Stadt, die Beschreibung der Gebäude und StraGen sind ebenso Bestandteil dieses Teils wie die ausführliche Behandlung der Wirtschaft und des Handels sowie die Belange des Hafens, mit An- gaben und Listen zu den die Stadt frequentierenden Schiffen.

Auf den letzten Seiten behandelt der Autor die Entwick- lung der Eisenbahn und des Telegraphiewesens in Ägypten, gibt auch Informationen über die Schienenführung und die Bahnhöfe im ganzen Land.

Themenkomplex B

- Teile VIII-XVII. Diese Teile bestehen aus einer alpha- betischen Auflistung der Städte und wichtigeren Dörfer Ägyptens mit allen interessanten Daten und Ortsangeben wie ihrer Lage an Kanälen, die Einwohnerzahlen etc.

sowie wiederum eingestreuten Kurzbiographien bedeutender Persönlichkeiten dieser Orte, so z.B. der eigenen

Lebensbeschreibung in Teil IX, auf den Seiten 37-61.

Auch geschichtliche Angaben und archäologische Daten werden für bekanntere Städte angeführt.

Nicht selten bestehen lange Passagen aus Zitaten aus den Hitat des lülaqrlzl oder dem Geschichtswerk von

— . . al-fiabarti.

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- Teil XVIII gibt eine umfassende Beschreibung des Kilometers auf der Nilinsel ar-Roda in Kairo, die Geschichte des Baus und der Insel souiie der Nilmessungen von der Zeit der alten Ägypter bis zur Drucklegung der Hitat.

Den Hauptteil nimmt eine lange Liste der gemessenen U/asserpegel von 641/2 n.C. bis 1888 n.C. ein.

- Teil XIX ist eine Auflistung der (nichtigen Haupt- und Seitenkanäle Ägyptens, nach Provinzen geordnet, mit Angaben zu ihrer Lage, Baugeschichte, Länge und Breite sowie U<asserstandslisten, Verzeichnisse der installierten Dampf pumpen und Schleusenanlagen/ UJehre.

- Teil XX schließlich behandelt das islamische Geldwesen, geschichtlich wie auch vom Standpunkt der Uertschwan- kungen der Rietalle.

Zwei lange Listen geben Auskunft über die Prägeorte, über Gewichte und Datierungen der «lünzen zur Regierungszeit

•Abd al-IYlaliks und nach ihm (S.53-132) und über die Wertunterschiede der Münzen und Metallegierungen von ca. 706 n.C. bis ins 3ahr 1879 n.C. (S.132-170).

(17)

1,5 Bemerkungen zur Übersetzung in Abschnitt 2.

In den Teilen l/III-XVII der Hitat behandelt Mubarak alle wichtigeren Ortschaften des Landes, so auch seine Heimatstadt Birimbal. Hier nun hat er, auf den Seiten 37-61 des Teils IX, seine eigene Biographie niedergeschrieben, deren Übersetzung in Abschnitt 2. folgt.

Zuvor gebe ich einige Hinweise zu der Verwendeten Umschrift frem- der Laute und Namen:

- Das Wort habe ich nicht mit Bäk oder Beg, sondern mit dem geläufigeren Bey umschrieben

- Den Titel Lil schreibe ich nicht BaSä, da es einerseits bei der Häufigkeit des Wortes recht umständlich wäre, an- dererseits in der Literatur nicht geläufig ist. Ich habe daher die Umschrift Pascha gewählt.

- Das vor vielen Namen stehende Wort (der verstorbene bzui. selige) habe ich meist fortgelassen, da ss nicht zeit- gemäß ist und den Informationsuiert, den es 1BB9 durchaus noch hatte, heute nicht mehr besitzt.

- Türkisch-osmanische Namen und Titel in der Übersetzung sind in den Anmerkungen sowohl in der arabischen wie auch in der nach 1928 gültigen entsprechenden türkischen Schreibung an- gegeben.

- Folgende Laute wurden umschrieben:

sch = !i oder s Apostroph = * tsch = c oder c t

i

dsch = § oder c

•ain ( ) = Hamza ( ( ) =

Bei der Übersetzung des arabischen Textes tauchten gelegentlich ernste Schwierigkeiten auf, uiie ein U/ort genau zu übertragen sei;

teils kann man eine Bedeutung nur aus dem Zusammenhang herleiten, teils auch bestand nicht die Möglichkeit, in den Wörterbüchern jene Übersetzung anzufinden, die gerade im Arabischen des Ägypten vor Hundert Jahren zutraf. Daher habe ich im Text biswsilen durch ein (?) auf bestehende Unsicherheiten hingewiesen

Abschließend ist zu bemerken, daO ich, um den lückenlosen Origi- naltext etwas aufzulockern, die Übersetzung in Abschnitte einge- teilt habe, deren unterstrichene Überschriften erfunden sind.

(18)

37 2. Die Lebensbeschreibung des 'All Pascha Iflubärak

25 Da mir es uns zur Regel gemacht haben, bei der Besprechung jeder Ort- 39

schart soweit irgend möglich zu erwähnen, wer aus ihr stammt oder in ihr erzogen wurde, wer dort starb oder begraben liegt von den- jenigen, die wegen einer Angelegenheit (irgendwo) erwähnt wurden oder Berühmtheit genießen, ob positive oder nicht, Personen, die einen Rang erworben oder ein ehrenhaftes Amt erlangt haben, von Seiten 40 seiner Hoheit, des .Khsdiven , anderer Mitglieder der Familie

- 41

Muhammad 'Alis oder seitens derer, die vordem geherrscht hatten, geben wir hier nun unsere Lebensbeschreibung und dis Phasen unseres Iiierdeganges, damit sie bekannt werden; möglicherweise ist dieses ja nicht ganz nutzlos...

meine Abstammung und meine Heimat

Das Oorf Birimbäl a l - E a d l d a4 2 ist mein Geburtsort, in ihm bin ich aufgeuiachaen. Ich wurde im Jahre 1239 H. geboren, wie mir mein 43

44

Vater und mein im monat Ramadan des Jahres 1293 H. verstorbener älterer Bruder al-Ha!J§ Muhammad mitteilten.

30 ITIein Vater war Mubarak o. Mubarak b. Sulaimän b. Ibrahim ar-Rügl , und mein eben erwähnter Bruder erzählte mir, daG unser Urahne aus der

Region al-KÖm und a l - H a l i § ^ , einem Oorf am Bahr Tanäh^' stammte, • . . . und daß aufgrund einer großen Katastrophe, welche das Land befiel,

unsere Familie aich im Lande zerstreute. 48

Einige ließen sich in der Gegend von Dumuh nieder - das ist die 49 Familie a l - B a h ä l i s a ^ - andere im Gebiet von al-Kluiuämina^1. In

- 52 der ursprünglichen Heimat blieben nur die Nachkommen dBs Getas.

Unser Urgroßvater Ibrähim ar-Rܧi ließ sich in Birimbäl nieder, wo man ihn als vornahmen und edlen ITIann verehrte, denn er war ImSm, Prediger und Richter des Dorfes. Nach seinem Tod folgte ihm sein Sohn Sulaimän im Amt, dem Sulaimän dessen Sohn fllubärak.

Als dam Mubarak, dar mein Großvater war, mein Vater geboren wurde, nannte er ihn nach sich selbst (auch Mubarak). Und der trat ein in 35 das Amt seiner Vorfahren, und so geschah es mit den meieten Mit-

gliedern der Familie, weshalb sie im Ort bis heute als die "Familie de-r Scheiche" bekannt ist.

Es ist dies eine Familie mit vielen Verzweigungen, so daß sie im Orte ein ganzes Viertel bildete, das gegen 200 Personen zählt,

welche dort die Amter des Richters, Predigars und des Imams innehaben,

(19)

Eheverträge schließen und für die Überwachung der maße und Gewichte zuständig sind.

Sie bakamen unversteuerte Einkünfte (in Naturalien?), hatten keine Auflagen zu erfüllen, wie dies die Sauern mußten, und hatten keine Beziehungen zu den Regierungebeamten der Region.

38 Sie blieben in dieser Stellung, bis die meisten Leute der Gegend aus der Bebauung des Landee nicht mehr genug Gewinn (für die kollektive Steuerabgebe) erwirtschaften konnten, und so wurde das fiskalische Systsm neu geordnet (?). Die Provinzbeamten teilten dieser unserer Familie ein gewisses maß an Ländereien zu und forderten von ihnen die entsprechenden Abgeben, die darauf zu entrichten waren, erlegten ihnen einige Steuern auf und forderten diese unerbittlich und unter Androhung von Gefängnisstrafe und Repressionen, genauso wie bei den Beuern. Dadurch wurden si hart bedrängt, denn an eine solche Schande konnten sie sich nicht gewöhnen.

Nachdem sie dann alles aufgewandt hatten, was ihnen zur Verfügung stand und das Vieh und den Hauerat verkauft, sahen sie ein, daß der einzige Ausweg daraus für sie die Flucht war.

Und so verließen sie den Ort und zerstreuten sich im Lands, mein 5 Vater zog in des Dorf al-Hammadlyln^'' in der Provinz a ü - ä a r q l y a . ^

[»eine ersten Schuljahre bei Abu Hudr

Ich war zu jener Zeit etwa sschs Jahre alt, und schon vor unserer Abreise hatte ich begonnen, bei einem blinden manne aus Birimbil,

55

welcher Abu 'Aer genannt wurde, Lesen und Schreiben zu lernen.

Dieser war bald darauf gestorben.

Da wir nun in al-Hammädlyln keine gestfreundliche Aufnahme fanden, gefiel uns der Aufenthalt nicht, und wir blieben nur kurze Zeit, reisten von dort weiter zu den S a m ä1i n a - B e d u i n e n , ebenfalls in

x ~ 57 der Provinz aS-Sarqiya, welche in Zelten lebten.

Ee gab bei diesen keine Rechtsgelehrten, und so nahmen eie meinen Uater äußerst gastfreundlich und ehrenvoll auf, so daß dann beide Seiten voneinander großen Nutzen hatten. Er wurde jemand, bei dem man sich Rat holen konnte in Fragen der religiösen Vorschriften und Gebote, war er doch ein gottesfürchtiger mann, der sich auf die Gesetzeswissenschaft verstand und von guter sittlicher Gssinnung.

Illan liebte ihn sehr, und sie bauten eine ITIoschee, zu deren Imäm 10 sie ihn machten. Als nun 9ein Gemüt Ruhe gefunden und die Drangsal

von ihm gewichen, wendte er sich meiner Erziehung zu, unterrichtete mich zunächst selbst und schickte mich dann zu einem Lehrer namens

(20)

a5-§aih Ahmad abu H u d r5 8 aus a l - K u r d l5 9, einem Dorf in der Nähe von Birimbäl, welcher Jetzt in einem kleinen Dorf nahe der UJohn- statt dieser Beduinen lebte.

Mein Vater schickte immer ausreichend Geld für meinen Lebensunter- halt bei ihm, und ich ging nur Jeden Freitag nach Hause. Und aus Furcht vor ihm kam ich nie mit leeren Händen zurück.

Ich wohnte dort etwa zwei Jahre lang, und zu Beginn lernte ich den Koran von Anfang an. Dann, weil er mich so häufig schlug, verließ ich meinen Lehrer und weigerte mich danach, noch einmal zu ihm hinzugehen.

So begann ich, vor meinem Vater den Koran zu lesen, vielseitige Beanspruchungen Jedoch lenkten ihn von mir ab, ich beschäftigte mich mit Spielen und vernachläesigte das Lernen, so daO ich vergaß, was ich auswendig gelernt hatte.

Die Folge uiar, daß mein Vater besorgt wurde, und man wollte mich 15 zwingen, wieder zu Jenem Lehrer zu gehen, doch ich weigerte mich und

beabsichtigte, fortzulaufen, falle man die Sache nicht sein ließe.

Ich hatte sieben Schuieetern von meiner Iflutter, und diese hatte außer mir kein männliches Kind. Ich hatte Jedoch (Halb -) Brüder, die nicht von meiner leiblichen ITIutter waren.

Als man meine Absicht zu fliehen erkannte, sorgte man sich um mich, erbarmte sich meiner und fragte, wie ich mir meine Erziehung denn wünsche - schließlich gelinge ohne Erziehung die Entwicklung eines ITIenschen nicht gutl

Die Lehrzeit beim Schreiber und wie ich floh

Ich entschloß mich, nicht Rechtsgelehrter zu werden, wie das schon immer gewesen war, nein, ich wollte Schreiber werden, hatte ich doch gesehen, daß Schreiber in einer guten Position waren und hohes Ansehen genossen, und ihre Nähe zu den hohen Staatsbeamten bemerkt.

ITIein Vater hatte einen Bolchen Schreiber zum Freund, einen Sekretär im Verwaltungsbezirk, der in al-Ahewa*^ wohnte. So schickte er mich zu ihm, und ich sah, daß der mann in einer guten Position war, gepflegte Kleidung trug und eine schöne Handschrift hatte.

Ich wohnte also eine Zeitlang bei ihm - er bekam von meinem Vater 20 eine für mich ausreichende finanzielle Unterstützung - und gesellte

mich zu seinen Familienmitgliedern.

Oa war er nun, von gepflegtem Äußeren, in seinem Haus Jedoch wie ein armer mensch lebend. Er hatte drei Frauen, und die Familien-

(21)

- 13 -

mitglieder bekamen nur eehr wenig zu essen, so daO ich die meisten Nächte hungrig zubrachte.

Das meiste von dem wenigen, das er mir beibrachte, lehrte er mich im Haus, vor seinen Frauen, auGer Hauses ging er souiieso nur selten.

Und wenn er einmal ausging, nahm er mich zwar mit, woraus ich je- - doch keinen Nutzen zog, außer daß ich ihn bedienen mußte. Außerdem tat er mir dauernd weh.

62 Das ging so lange, bis wir eines Tages einmal im Dorfe al-fflanagah waren und er mich fragte, vor aller Augen, wieviel denn ein mal eins sei, und ich ihm mit "zwei" antwortete. Da schlug er mich mit einer Kaffeeröstpfanne und brachte mir eine Kopfwunde bei.

Die Anwesenden machten ihm Vorwürfe, ich aber ging zu meinem Uater und klagte ihm mein Leid, erfuhr bei ihm Jedoch nur noch mehr Peinigung.

Damals war gerade das Geburtstagsfest des Sayyid Ahmad al-Badawi^'', 64 25 und ich entfloh inmitten der manschen nach al-tflatariya bei al-filanzala ,

um zu einer dort lebenden Tante von mir zu gelangen.

Ich erkrankte Jedoch auf meinem Weg in dem Dorf San a l - H a § a r ^ an Cholera, und ein mann aus dem Ort, dessen Namen ich heute nicht mehr weiß, nahm mich auf.

So lag ich 40 Tage bei ihm krank, man hatte mich nach meiner Fa- milie gefragt, und ich erzählte, ich sei eine verlassene lUaise.

Klein Uater und einer meiner Brüder suchten derweil im Lande nach mir, und eis erfuhren, daß ich in San sei. Als ich ihn von weitem * - 6 6

erblickte, floh ich und machte in IDinya Tarif Halt, wo mich ein Beduine aufnahm. Ich blieb bei ihm nur kurze Zeit, flüchtete dann weiter zu einem Bruder von mir in Birimbäl, der dorthin zurückge- kehrt war.

Nach einigen Tagen kam der Bruder zu uns, der mit nach mir gesucht hatts, und nahm mich durch List mit zu meinem Uater. Es war ihnen unklar, was sie mit mir anfangen sollten, und sie taten alles Erdenkliche, um die richtige Erziehung für mich zu finden und zu erkennen, wie sie mich behandeln solltsn.

30 man begann, mir die Ausbildung zum Koranrezitator und zum Schreiber anzubieten, doch ich nahm nicht a*h, sondern sagte, daß ich von dem (ersten) Lehrer außer Schläge zu bekommen keinen Nutzen gezogen hätte, der Schreiber Jedoch für mich nur Zeitverschiuendung und ungerechte Behandlung bedeutet habe, er sich meiner als Diener be- dient habe.

Daraufhin bot mein Uater mir an, mich bei einem Freund von ihm, einem Landvermesser, unterzubringen, und damit uiar ich einverstanden.

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meine Tags beim Landvermeeser und beim Schreiber von Abu Kablr und wie ich ins Gefängnis kam

Als ich zu diesem kam, bat ich darum, mit ihm gemeinsam herumziehen zu dürfen, denn ich verdiente in seiner Begleitung Geld, welches er mir von dsm gab, was er von den Einheimischen nahm.

So lebte ich drei fllonate bei ihm, doch u/eil ich so jung war und keine Kenntnisse darüber besaß, uias nützlich und was schädlich ist, e n t - hüllte ich sein Geheimnis und erzählte, daß er Geld von den Leuten nahm. Da jagte er mich fort, und ich blieb zu Hause und las wieder vor meinem Vater.

•er nehm mich einmal mit zum Eintreiben der staatlichen Steuern, die auf den Beduinen lagen - damit war er nämlich betraut - und so 35 befaQte ich mich mit Schreiben und ein wenig Buchführung.

Dann, nach etwa einem Jahr, machte mich mein Vater zum Gehilfen

— — 67

bei einem Schreiber der Verwaltung von Abu Kabir bei einem Gehalt von 50 Q i r 5 , wofür ich diesem seine Hefte ins Reine schreiben sollte. 66 Ich uiohnte bei ihm etwa drei Monate lang, meine Kleider waren ab-

getragen und mein allgemeiner Zustand schlscht, denn ich bekam vom Gehalt außer dem Essen in seinem Hause nichts.

Eines Tages beauftragts er mich, die Steuereinnahmen von Abu Kabir einzusammeln. Oas tat ich und behielt davon den Betrag bei mir, der meinem Gehalt entsprach, schrieb ihm dafür eine Empfangsbestätigung und steckte diese in den Geldbeutel.

39 Ale er davon erfuhr, wurde er wütend auf mich, hielt aber seinen Groll verborgen.

Demals war der M a ' m ü r6 9 von Abu Kabir 'Abd al-'Äl abü s ä l i m7 0 aus Minya an-Namrut. Dem berichtete mein Oienstherr über den V o r f a l l , 71

.

Es traf sich zufällig, daß von der Verwaltungsstslle eine Person für den Militärdienst angefordert wurde. Mein "chreiber stachelte den Ma'mür gegen mich auf, und beide kamen überein, mich in E r - füllung dieser Forderung ins Militär eintreten zu lasssn.

Unversehens rief man mich herbei, und der Ma'mür befahl mir, zum Gefängnis zu gehen, um die Namen der Gefangenen zu erfassen.

Er gab mir einen der Gehilfen der Stelle als Begleiter mit.

Als ich ins Gefängnis trat, brachte man ein Halseisen und legte es um meinen Hals, und ich wurde als Gefangener zurückgelassen.

0a überkam mich eine nicht zu übertreffende Angst...

5 mehr eis 20 Tage verblieb ich in dem Gefängnis, in dem Schmutz und Unrat der Inhaftierten. Ich weinte viel, und der Kerkermeistsr

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• e r G e f ä n g n i s w ä r t e r empfand S y m p a t h i e f ü r mich und f ü h r t e s e i n e n F r e u n d zu m i r , b e - s c h r i e b ihm meine V o r t r e f f - l i c h k e i t und meine schöne H a n d s c h r i f t , u n t e r r i c h t e t e i h n a u c h von meinem E l e n d und über d a e , uias i c h d u r c h g e - macht h a t t e .

10 0a wandte s i c h der B e d i e n s t e t e an mich und f o r d e r t e mich a u f , e t w a s a u f e i n B l a t t P a p i e r zu s c h r e i b e n , damit der [fla'mür ( d e r B e a u f t r a g t e f ü r den Baumwollanbau t r u g n ä m l i c h e b e n f a l l s d i e s e A m t s b e z e i c h n u n g ) meine H a n d s c h r i f t s e h e . Und so s c h r i e b i c h e i n G e s u c h , w o b e i i c h mir g r o ß e mühe g a b , und r e i c h t e es dem B e d i e n s t e t e n zusammen mit einem G o l d s t ü c k im Ufert von 20 Q i r ? - das s o l l t e mir den Weg b e i s e i n e m D i e n s t h e r r n ebnen - und v e r e p r a c h ihm auch mehr d a v o n .

Cr nahm d a s an s i c h und e r e c h i e n b a l d d a r a u f m i t dem B e f e h l , m i c h f r e i z u l a s s e n , dann nahm er mich mit s i c h , b i s i c h zu dem [fla'mur kam, der ü b r i e g e n s ' A n b a r E f e n d i h i e ß . 74

empfand U l i t l e i d mit m i r , w e i l i c h noch so j u n g w a r . Cr h i e ß m i c h ( e i n e s T a g e s ) z u r Z e l l e n t ü r zu kommen, und i c h s t e c k t e ihm e i n w e n i g von dem G e l d z u , das Ja der Grund f ü r meine E i n k e r k e r u n g gewesen w a r , und l i e ß meinem V a t e r N a c h r i c h t über mich zukommen.

7 2

O i e s e r g i n g zum e d l e n H e r r s c h e r , der s i c h ( d a m a l s g e r a d e ) i n 73

IKIinya a l - Q a m h a u f h i e l t , und l e g t e ihm i n e i n e r B i t t s c h r i f t meine A n g e l e g e n h e i t d a r . Der H e r r s c h e r e r t e i l t e e i n e e c h r i f t l i c h e A n w e i s u n g zu meiner F r e i l a s s u n g , und

mein V a t e r nahm d i e s e n B e f e h l an s i c h . Ooch noch b e v o r er b e i m i r e i n t r a f , kam zu dem K e r k e r m e i s t e r e i n F r e u n d d e e - s e l b e n , der im D i e n s t e des Be a u f t r a g t e n f ü r Baumwollanbau im G e b i e t von Abu K a b l r s t a n d und b e r i c h t e t e ihm, d i e e e r Be a u f t r a g t e b e n ö t i g e e i n e n S c h r e i b e r , der gegen G e h a l t b e i ihm a r b e i t e n s o l l e .

A b b . 2 : ITluhammad ' A l i P a s c h a

(24)

•flnbar Efendi

Ich blickte zu ihm hin, und da stand ein schwarzer Abessinier vor mir, als wäre er ein Skiauel

Doch er war großmütig, erhaben und würdevoll, und ich sah die Oorf- 75

schulzsn und Beamten vor ihm versammelt stehen, während er ihnen Anweisungen erteilte.

Ich wartete, bis diese sich entfernt hatten, dann trat ich zu ihm heran und küßte seine Hand, In feinem Hocharabisch sprach er zu 15 mir:"möchtest du Schreiber bei mir werden, bei täglicher V e r p f l e -

gung und 75 Q i r 5 Gehalt im Klonat?" - Ich bejahte.

Dann zog ich mich zurück und gesellte mich zu den Dienern und er- fuhr, daß unter Jenen Männern, welche vor dem ITIa'mür versammelt ge- wesen waren, eine menge berühmter, wohlhabender Persönlichkeiten seien, welche Dienerschaft, Gefolge und Sklaven besaßen.

Oa wunderte ich mich sehr über den Anblick dieser Leute, wie sie vor ihm versammelt gewesen waren und sich seinen Befehlen unter- worfen hattenj ich hatte vorher nichts dergleichen gesehsn oder gehört. Vielmehr hatte ich geglaubt, daß die hohen Staatsbeamten ausschließlich Türken seien, entsprechend dem damaligen Usus, und ich war erstaunt, konnte mir nicht erklären, was die Herren dazu brachte, vor Sklaven stehenzubleiben und deren Hände zu küssen, und ich war sehr darauf bedacht, den Grund hierfür zu erfahren.

So wurde dies eines meiner Motive, mich ihm anzuschließen.

20 Am nächsten Tag kam mein Vater mit dem Befehl des Herrschers.

Ich bsgrüßte ihn, verschaffte ihm Zutritt beim Ma'mür und stellte ihn ihm vor. Dieser lächelte meinen Vater freundlich an, hieß ihn Platz zu nehmen und behandelte ihn mit Ehrerbietung.

Klein Vater war ein edler Mensch von aufrichtigem Charakter, er sprach ein reinee Arabisch, war wohlgebildet, und die Anzeichen seiner Rechtschaffenheit und Frömmigkeit waren augenscheinlich.

Er sprach zu dem Itla'mur über mich, und dieser antwortete: "Ich habe ihn zu meinem Gehilfen ausgewählt und ihm ein Gehalt ausgssetzt.

Und falls das deinem UJunsche entspricht, so sei est"

0a dankte ihm mein Vater und erklärte sich einverstanden damit, daß ich beim flla'mür bliebe, erzählte diesem von unserer Abstammung und unserem aktuellen Status und entfernte sich dann zufrieden von der Audienz.

Als ich dann die Nacht im Gespräch mit meinem Vater verbrachte, lenkte ich das Thema unserer Unterhaltung auf diesen Ma'mür und sagte:

(25)

"Cr ist kein Türke, denn er ist schwarz!"

Darauf antwortete mein Vater, er könne ein freigelassener Skiaue sein. Ich fragtei"Kann denn ein Sklave ein leitender Staatsbeamter sein, wo doch nicht einmal die hohen Würdenträger des Landes (näm- 25 lieh die Ägypter) so etwae werden, ganz zu schweigen von den Skia- -

ven?"

Und da begann er, mir eine Reihe von Antworten zu geben, die mich nicht Uberzeugten. Dann sagte ers"Vielleicht liegt der Grund da- für Ja in seiner hohen Sittlichkeit und seinem Ulissen." - "Und worin soll seine Ulissensfülle bestehen?"

7 6

"Nun, vielleicht hat er an der al-Azhar gelernt...?"

Ich erwiderte:"Ja führt denn ein Studium an der al-Azhar-Universi- tät dazu, daß Jeder, der die al-Azhar absolviert, Staatsbeamter wird?" Darauf sagte eri"ltlein Junge, wir alle sind Diener Gottes, und der allmächtige Gott erhöht, wen er will." - "Oas will ich gar nicht beatreiten, doch es gibt dafür ohne Zweifel (ganz konkrete) Gründe!"

Da begann mein Vater, auf mich einzureden, führte Geschichten und Gedichte an, die mich Jedoch nicht Uberzeugten.

Dann riet er mir an, dem ma'mür loyal zu sein und seinen Befehlen zu gehorchen.

Nach zwei Tagen reiste er dann ab und lieQ mich beim ffla'mür zurück.

Nach Jener ersten Erkenntnis, wo ich nämlich zu mir selbst gesagt hatte, daß die Schreiberei und das Monatsgehalt die Gründe für 30 meine Einkerkerung und das Anbringen der Eisenkrause um meinen Hals gewesen waren und.ich'erlabt hatte» wie mich dieser Itla'mür daraus befreit hatte, kam mir nun ein zweiter Gedanke; würde der Ma'mür mit mir tun, was der Schreiber mir angetan, wer würde m i c h dann befreien?

Diese Gedanken lagen mir auf dem Gemüt, mein Bestreben war, mich von diesen und allen ähnlichen Fährnissen zu befreien, und ich wünschte mir, ohne Erniedrigung und Furcht vor Unheil zu sein....

Derweil wurde ich einem der Kammerdiener des Ma'mür in Obhut gege- ben, und ich begann, ihn nach Informationen über seinen Herren aus- zuhorchen und nach Gründen für seinen Aufstieg zu forschen, und ich erschlich mir diese Informationen, so daß ich eins ins anders fü- gsn konnte.

So erzahlte er mir, daß sein Herr von einer feinfühligen und groß- herzigen Dame der Oberschicht gekauft wordsn war, welche ihn in die Qasr al-1Aini-Schule hatte eintreten lassen, als der Herrscher 77

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(Muhammad 'All) die staatlichen Lehranstalten eröffnete und Knaben dorthin schicken ließ.

35 Oer Diener erzählte mir, daß sie dort Schönschrift, Rechnen, die türkische Sprache und andsres lernen, und daß die Staatsbeamten nur von diesen Schulen genommen würden. Damals entstand in mir der Wunsch, in die Staatsschulen einzutreten, und ich fragte:"Kann uiohl auch einer bäuerlicher Abstammung dort eintreten?"

Der Diener informierte mich darüber, daß man durch Uermittlung und Beziehungen hineinQelange. Das machte mich zusätzlich besorgt, doch trotzdem erlahmte mein Bestreben nicht, und ich fragte nach Qasr al-'Ainl, nach dem Uleg zu dieeer Schule und danach, wie sich « der Aufenthalt dort gestalte.

Cr berichtete mir über all dieses und sprach sich anerkennend 40 über die guten Umstände aus, in denen man dort untergebracht werde,

über das Essen, ihre Kleidung und die gute Behandlung.

meine Sehnsucht wuchs, ich prägte mir allss ein, uias er erzählte, die Ulegbeschreibung, die Entfernung und die Namen der Orts, welche auf dem Uleg lagen.

Und in meinem Inneren entstand der Gedanke, mich frei zu machen und an die Regierungsschulen zu gelangen.

Ich bat also um Urlaub, um meine Familie zu besuchen, und man gestat- tete mir 15 Tage.

meine erste Schulzeit in Ittinya al-'Azz

— — 7 8 Ich machte mich auf den Uleg, bis ich am Samstag nach Bsnl 'Iyäd , einem Dorf auf meinem Weg, kam, wo ich auf eine Gruppe von Kindern

79 traf, die von einem Schneider beaufeichtigt wurden.

Jedes Kind hatte ein Tintenfaß und Schreibstifte bei sich.

Ich eetzte mich gemeinsam mit ihnen unter einen Baum, und wir u n - terhielten uns. Ich erfuhr, daß sie Schüler der Elementarschule 8 0 5 von Minya al-'Azz waren. Das war ein gutes Vorzeichen...

Sie sahen meine Handschrift und fanden sie schöner als die ihren, und sie sprachen zueinander:"Wenn, der in die Schule eintreten würde, wäre er bald ein EäwIS!"

Der Schneider (s.o.) sagte:"Das uiare noch zu gering für ihn, denn (sogar) die Schrift des BiSgiwIS bei uns gleicht nicht dieeer Schrift!"

Ich fragte sie, was denn ein EäuiIS, ein Bä&§awiü sei, und sie in- formierten mich darüber, daß dies die besten Schüler in der Schule seien. Da bat ich sie, mir von der Schule zu berichten, eie zu be-

(27)

schreiben, und der Schneider (s.o.) schilderte sie mir in den schönsten Farben und drängte mich, doch dort einzutreten.

Er gab mir zu verstehen, daß die besten Absolventen der Elementar- schulen ohne Vermittlung an die Regierungsschulen überwechseln uiürden.

Oae war Ja das Ziel meiner Wünsche!

Lind so zögerte ich nicht, mit ihnen zu gehen, und ich trat in die Elementarschule ein.

Und da war doch der Rektor dieser Schule ein Bekannter meines Vaters!

10 Er uiollts mich daran hindern, in die Reihen der Schüler einzutreten und bemühte sich, erst die Einwilligung meines Vaters einzuholen.

Ich Jedoch hörte nicht auf ihn und blieb 15 Tags lang in der Schule.

Oer Rektor hatte meinen Vater holen lassen, und als dieser bei ihm eintraf, erzählte der Schulleiter ihm von mir, wie groß mein Be- gehren war, und daß ich ihm gesagt hatte, ließe er mich nicht in die Schule einschreiben, ich ihn werklagen würde...

Daraufhin heckten eie gemeinsam eine List aus, uiie sie mich in einem Augenblick der Unachtsamkeit ganz unerwartet für mich und die Schüler fassen könnten. Klan wartete, bis wir zur Klittagspause herauskamen, und mein Vater entführte mich gewaltsam in unser Dorf, sperrte mich ungefähr zehn Tege lang ine Haue, und die ganze Zeit weinte meine Mutter sowohl aus ITIitleid für mich als auch vor Enttäuschung, und sie flehte mich an, doch abzulassen von diesem Vorhaben, welchee meine Trennung von ihnen bedeuten würde, ließ mich schwören, meine Absichtsn aufzugebsn.

Ich versprach ihr das, um sie zu beruhigen, und da ließen sie mich frei.

Ulir hatten damals ein paar Schafe und Ziegen, und ich kümmerte mich 15 nun um diese, man hielt mich von der Tätigkeit des Schrsibens ab,

wsil das Ja möglichsrwsise ein Grund für meine Trennung von ihnen sein könnte.

Ich verharrte eine Zeit lang in dieser Lage, bis sie sich in Sicherheit wiegten und glaubten, ich hätte meine Idee aufgegeben.

Doch dies war ganz und gar nicht der Fall, ich verheimlichte aber meine Gedanken, bis ich eines Nachts die Gelegenheit ergriff;..

Ich geduldete mich, bis alle schliefen, nahm mein Tintenfaß und die Schreibutensilien, verließ dann das Haus, voller Furcht um mich spähend, und wanderte in Richtung lYlinya al-'Azz davon.

Nie wieder habe ich danach bei meinen Eltern gewohnt!

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Die Nacht war mondhell, und Ich ging bis zum nächsten morgen. Am Vormittag kam ich In minya al-'Azz an, aber der Rektor bemerkte mich erat, als Ich schon mit den anderen Kindern im Inneren der Schule mar. Ich konnte weder Tags noch Nachts aus der Schule hinaus- gehen, aus Furcht davor entführt zu werden.

Bald darauf traf mein Vater ein, und er und der Rektor versuchten, 20 durch alle möglichen Tricks an mich heranzukommen, doch hatte das

keine Wirkung auf mich, und mein Vater mußte unverrichteter Dinge zurückkehren.

Cr begann, mich häufig aufzusuchen, in dem Wunsche, mich von der Schule zu nehmen. Das ging so weiter, bis eines Tages der Rektor der

_ * 01 82

Schule von Hanqah , 'Ismet Efendi, kam, um die Vortrefflichsten unter den Schülern für die Anstalt in Qasr al-'Ainl auszuwählen.

Ich war einer von denen, die ausgesucht wurden...

Da erschiBn mein Vater bei 'Ismet Efendi und beklagte sich bei ihm über m i c h . Dieeer Jedoch antwortete ihm:"Hier steht dein Sohn vor dir, und er soll die freie Wahl haben!"

Sie ließen mich entscheiden, und ich wählte die Schullaufbahn, und derweil weinte mein Vater heftig, stiftete eine Gruppe von Lehrern und anderen Personen an, doch zu versuchen mich umzustimmen - ich aber hörte nicht auf sie. Es geschah, was Gott bestimmte, keiner kann sich seinen Beschlüssen widersetzen!

In der Schule von Qasr al-'Ainl

83 _ So trat ich also im Dahre 1251 in die Schule von Qasr al-'Aini

ein, und ich war damals noch ein junger Bursche...

T - 84

Ich kam in die Klasse von Bur'i Efendi , und ich fand den Schul- betrieb ganz anders, ale ich ihn mir vorgestellt hatte; weil die 25 Schule nämlich erst vor kurzem neu geordnet worden war, waren die

Aufgabenbereiche verschwommen, Erziehung und Unterrichtung wurden vernachlässigt. Ganz im Gegenteil lag das Hauptaugenmerk auf militärischen Exerzierübungen, morgens, mittags, nach dem Essen und gar in den Schlafsälen.

Alle Ausbilder fügten den Schülern Schläge zu, alle Arten von Be- schimpfungen und willkürlichen Beleidigungen waren an der Tages- ordnung, ebenso eine hemmungslose Günstlingswirtschaft und die Vernachlässigung ihrer Sorgfaltspflicht, z.B. bei der Verpfle- gung und anderen Dingen.

Die Einrichtung der Kammern bestand aus Hanfmatten und groben Woll- decken, wie man sie in Euläq herstellt.

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Aus Abscheu vor dem Essen, das uns vorgesetzt wurde, fügte ich (immer) Käse und Oliven hinzu.

Bur'I Efendi nahm auf mich im Verhältnis zu den anderen besondere Rücksicht, denn ich hatte ein wenig Geld bei mir, welches ich dazu 30 verwendete, mich unter seinen Schutz zu stellen.

Als ich nun diese Zustände sah, konnte ich es nicht ertragen und dachte:"Ich habe mir selber geschadet mit meinem Eintritt in solch eine Schule..."

Ourch die Veränderung der gewohnten Atmosphäre und durch all die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, wurde ich krank und bekam einen Hautausschlag am ganzen Körper. Man brachte mich in die Kran- kenstation der Schule, und ich bekam eine Krankheit nach der anderen, so daG man bald alle Hoffnungen aufgab, (daß ich das überstehen konnte) doch Gott erhielt mich am Leben!

Oerweil war mein Vater eingetroffen und bat, mich sehen zu dürfen, doch men ermöglichte ihm nicht, zu mir zu kommen. Daraufhin versprach er einem Krankenwärter 50 Goldstücke, dafür sollte dieser mich heim- lich aus dem Hospital schmuggeln, damit ich aus der schlimmen Lage befreit würde, in der ich mich befand.

Ich bemerkte erst etwas, als der Krankenwärter das vergitterte Fenster des Raumes, in dem ich lag, zerbrochen hatte. Er berichtete 35 mir von dem Plan meines Vaters, und daß dieser außerhalb der Schule auf mich warte. Der Wärter wollte mich aus dem Fenster herablassen und mich meinem Vater gegen die Belohnung übergeben. Ich neigte dazu nachzugeben, mit meinem Vater zu gehen und die Schule und deren Angehörige zu verlassen, Jetzt, wo ich die Drangsal und dae völlige Fehlen von Unterricht erlebt hatte, nach all dem Hunger, den ich im Hospital hatte erleiden müesen, eo daß ich sogar die Knochen ausgesaugt habe, die die Essenden weggeworfen hatten.

Doch ich dachte an die Folgen einer Flucht; man pflegte nämlich 41 entlaufene Schüler zu verfolgen, deren Familien in Sippenhaft zu

nehmen, sie zu registrieren und zu demütigen.

Ich weigerte mich also, mit ihm hinauszugehen, und der Wärter ver- suchte, mich zu überlisten, indem er den Ernst der Lage verharmloste.

Ich indes lehnte ab und eagte:"Ich uiill ertragen, was Gott bestimmt hat, und außerdem bin ich an meiner Lage selber Schuld, übermittle meinem Vater meine Grüße und bitte ihn, für mich zu beten, und daß er auch meiner Mutter Grüße von mir überbringe!"

(Hein Vater aber verhandelte weiter, bis er gar zu mir hereinkam.

Er sah mich, und ich ihn, wir küßten einander,und beide weinten wir.

(30)

Dann verließ er mich und ging seines Wegs, tief seufzend, während ich in Tränen schwamm, und es war, als ob jener Vers nur für uns gemacht worden wäre:

5 Vielleicht ist Ja der Ort der Freude nicht weit von Jener 85 Stätte des Kummers, an der ich noch den Abend verbrachte...?

Die_2oit_in_Abü_Za^bal

Bald darauf genas ich und ging zurück in die Schule, widmete mich meinem Studium und wurde danach nie wieder krank. 8 6

Ende des Jahres zweiundfünfzig verlegte man uns in die Schule von

» 8 7 »

Abu Za'bal und machte aus Qasr al-'Ainl eine Schuls speziell für die Medizin, was sie auch heute nach ist.

Die Schulleitung in Abu Za'bal war uiie die in Qasr al-'Ainl, nur daQ man dem Unterricht ein wenig mshr Aufmerksamkeit widmete, da

a 88

man die Leitung dem seligen Ibrahim Bsy Ra'fet übertragen hatte.

Von allen Fächern fielen mir Geometrie, Arithmetik und Grammatik am schwersten. Für mich waren das alles geheimnisvolle Zeichen, und was die Lehrer darüber zu sagen hatten,kam mir wie Magie vor.

10 So blieb das, bis Ibrahim Bey Ra'fet Ende des dritten Jahres nach unserer Verlegung in die Schule von Abu Za'bal die zurückgebliebenen Schüler in eine unabhängige Klasse sammalte - ich war auch dabei, und zwar als Schlechtester!

Ra'fet Bey machte sich selbst zum Lehrer dieser Klasse, und in den ereten Stunden, die er uns hielt, enthüllte er uns Sinn und Zweck der Geometrie kurz und bündig, in klar verständlichen Ausdrücken.

Er zeigte une die Wichtigkeit der Definitionen und der begriff- lichen Abgrenzungen auf, die den Grundstock der Wissenschaften bilden, und daQ diese Begriffe, auf die man sich als Termini ge- einigt hatte, bei der Benennung von geometrischen Figuren und deren Teilen genauso verwendet wurden wie Personennamen.

Und ebenso wie der Menschj wenn er seinem Sohn einen gewünschten Namen aussucht, so wählt auch der, der eine Figur bezeichnen will, 15 welchen Begriff immer er möchte. -

Durch seine hervorragende Erklärungsgabe öffnete sich die Batriere in meinem Verstand, und ich begriff, was er sagte. Seine Methode war der Schlüssel zu meinem Geist, und von der ersten Stunde an zog ich nur Nutzen aue allen seinen Lektionen, ganz anders als bei den anderen Lehrern; diese verfügten einfach nicht über dieee Methodik, und ihr Beharren in ihrsr Einstellung war der Grund, der mich am Begreifen hinderte.

(31)

- 23 -

Ich erlernte so im ersten Jahr die gesamte Geometrie und die Arith- metik vollständig und uiurde Klassenbester, doch blieb es mit der Grammatik wie vordem, da nieder ein anderer Lehrer kam, noch auoh die schlechte Lehrmethode sich änderte.

Ra'fet Bey führte mich ale Beispiel an, nahm meine vortreffliche Entwicklung unter seiner Obhut zum Beweis für die schlechte Aus- bildung durch die Lehrer - diese sei nämlich der Grund für das Zurückbleiben der Schüler...

Die Jahre an der ITluhandishane

89 suchte man unter uns Schüler

Abb.3: Mahmud Pascha a 1-FalakI In Jenem Jahr, es war daa Jahr 55

20 für die polytechnische Schule in - - 90

Bulaq aus. Ich war unter denen, die man erwählte, und ich blieb dort fünf Jahre lang. An allen Lehrgängen nahm ich teil, war im- mer der Beste und Führende in der Klasse.

- 91 Ich erlernte dort von Ta'il Efendi den ersten Teil der Algebra, wurde von ihm ebenso in Mechanik, Oynamik und Maschinenbau unterwiesen.

Die höhere Algebra brachten mir er und Muhammad Bey Abu Sinn bei. 92 - - 93

Mahmud Pascha al-Falaki unterrichtete mich in astronomischer und Differentialrechnung, und die Hydraulik lehrte mich Oaqla Efendi.

Mein Lahrer in Topographie und Hydrographie wurde Ibrahim Efendi R a m a d a n ^ , Chemie, Phyaik, Mineralogie und Geologie sowie Geodäsie*"*

• - 97

25 lernte ich bei Ahmad Bey Fa'id , deskriptive Geometrie, Sägetech- niken zur Dendrochronologie und Erzgeologie (??) und die Chronometrie 98

99 - -

zur Bestimmung des Längengrades teils bei Ibrahim Efendi Ramadan, teils bei Salama P a s c h a ^ " , von dem ich auch das Wesentliche der Kosmographie erfuhr.

IDeil es damals in diesen wie auch in anderen UJissenszuieigen keine gedruckten Bücher gab, pflegten die Schüler die Vorlesungen der Lehrer in Heften mitzuschreiben, Je nach dem, wie sehr sie sich um die erschöpfende Aufnahme dessen, was die Lehrkräfte vortrugen, bemühten - und diese wandten demals jede erdenkliche Mühe bei der Unterweisung auf.

94

(32)

Es kam nur selten vor, daß ein Schüler einmal alles, was ihm vor- getragen wurde, vollständig in sein Heft aufnehmen konnte, beson- ders, uias die Figuren und Zeichen betraf, und so kam es, daß es den Schülern, u/enn sie die Schule absolvierten, im Laufe der Zeit 30 recht schwer wurde zu vergegenwärtigen, was sie alles gelernt hatten,

und vieles davon ging ihnen wieder verloren.

Im Laufe der Zeit begann man, in der ITluhandishane mit Hilfe einer lithographischen Presse einige Bücher zu drucken, auf welche die Schüler zurückgriffen und die von großem Nutzen waren. Das Drucken

von Büchern hat bis heute Schritt für Schritt zugenommen, und die Ulissenschaften wurden mit all ihren Figuren und Zeichen ediert.

Oadurch wurde die Auffassung und Uergegenwärtigung der Themen ver- einfacht .

Die Studienmission in Frankreich 1 0 1

Im Jahre sechzig beschloß der edle Herrscher, seine hochgebo- renen Söhne zum Studium in das Königreich Frankreich zu schicken, und es erging der Befehl von ihm, eine Gruppe der vorzüglichsten fortgeschrittenen Studenten der Regierungsschulen auszuwählen,

t , •<• 1 0 2

um sie zu begleiten.

- - 1 0 3 Sulaiman Pascha al-Firansawi erschien in der ITluhandishane und suchts eine Anzahl Schüler aus, unter denen auch ich war.

1 04

35 Damals war der Rektor der Schule Lambert Bey , und der wollte mich dazu veranlassen, doch in der ITluhandishane zu bleiben, um dort Lehrer zu werden. Ich aber unterbreitete dem Sulaiman Pascha meinen Wunsch, mit den Reisenden zu gehen. Da begann der Rektor, mittel und Listen gegen mich zu erdenken, setzte die Lehrerschaft auf mich an, um mich von der Reise abzubringen, und diess sagten zu mir:

"Falls du hierbleibst, wirst du sofort einen Dienstrang bekommen, ein monatliches Gehalt wird dir ausgesetzt werden. Doch falls du gehst, bleibst du Student, und dir entgeht dieser Vorteil."

Abb.4: Sulaiman Pasche (Joseph Söve)

(33)

- 25 -

Ich Jedoch sah, daß meine Reise mit den Söhnen des Herrschers 42 etwas sein uiürde, was Rang und Namen erhöhen kannte und meine Kenntnisse erweitern würde, beharrte aleo darauf zu reisen, ob- schon ich wußte, daß meine Familie arm u/ar und der Nutzen des monat- lichen Gehaltes auf sie gekommen wärs - worauf sie übriegens auch - warteten.

•och für mich war klar, daß später mehr zu bekommen besser war, als früh wenig.

Und tatsächlich trat ein, was ich erhofft hattej Gott sei gedankt!

Wir reistsn nämlich in Jenee Land, und mir wurde ein monatliches Gehalt von 250 QirS als Stipendium zugewieeen, wovon ich die Hälfte Jeden [flonat meiner Familie auszahlen ließ, was seit meinem Eintritt in die Regierungsschulen zu msiner Gewohnheit geworden war.

Wir lebten zwei Jahre lang gemeinsam in Paris in einem Haus nur 5 für uns, und die Lehrer für alle Lehrfächer , die Schulpräfekten

und der Rektor wurden uns vom französischen Kriegsministerium zu- gewiesen, da unsere Mission militärischer Natur war.

Wir hatten Jeden Tag Unterricht in ITIilitärwessn, und da gab es ein- mal eine Begebenheit, die ich hier erwähnen möchte; die persönli- chen Kenntnisse in unserer Delegation waren nämlich unterschiedlich gut, einige von uns waren nur mit Iflilitärwesen vertraut, wie die- jenigen, die man von der Artillerie, Kavallerie und Infanterie mit- genommen hatte, und andere besaßen Kenntnisse in der Mathematik, konnten aber kein Franzöeisch, wie etwa die von der Nluhandiehane ausgewählten Studenten, unter denen auch ich war. Und wieder andere beherrschten die französische Sprache, einige davon waren gar Lehrer derselben in den ägyptischen Regierungsschulen.

Oer Rektor hielt es für erforderlich, die Fortgeschrittenen in Mathematik und Französisch in eine Klasse zusammenzulegen, zu 10 denen auch ich gehörte.

Er wies die Lehrer an, den gesamten Unterricht in französischer Sprache zu helten, ohne einen Unterschied zu machen zwischen denen, die

sie verstanden, und denen, die nichtt

So machten sie es und verwiesen die des Französischen Unkundigen an diejenigen, die es beherrschten, doch nach den Unterrichts- stunden von ihnen zu lernen.

Diese aber verweigerten sich une gegenüber, um sich durch ihren Vorsprung besser zu stellen.

So saßen wir denn eine Zeit lang, ohne daß wir etwas vom Unterricht

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verstanden, bis wir fürchten mußten, zurückzubleiben. Unsere Be- schwerden, diese Unterrichtsmethode doch zu ändern und uns in einer Sprache zu unterweisen, die wir verstanden, mehrten sich, doch wurde unsere Klage nicht erhört.

Daraufhin blieben uiir einige Tage dem Unterricht fern, wir wurden in Arrest genommen, and man schrieb dem edlsn Herrscher ITluhammad 'All über unseren Fall. Oieser erließ Order, uns zum Gehorsam zu ermahnen - Zuwiderhandelnde würden unverzüglich nach Agyptön zu-

Abb.5: ITluhammad 'Ali Pascha

rückgeschickt werden)

Da bekamen wir Angst vor den Konsequenzen unserer Einstellung, und ich wandte alle ITlühe auf, suchte nach einer Methode, wie ich Erfolg haben und des Französischen mächtig werden könnte.

Ich fragte also nach Kinderbüchern und wurde auf ein Buch auf- merksam gemacht, welches ich auswendig zu lernen begann.

Ich machte mich ernsthaft ans Lesen und memorieren, zwang mich zur Nachtarbeit und beraubte mich des Schlafes - bis heute ist es meine Angewohnheit geblieben, Nachts wenig zu schlafen!

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Ich lernte das Such dam Sinn nach auswendig, ebenso einen großen Teil eines Geschichtsbuches, und ich lernte die Namen der geo- metrischen Figuren und die Fachausdrucke in den ersten drei Monaten - es u/urden regelmäSig nach Ablauf von drei Monaten Prüfungen ver- anstaltet - gleichzeitig verfolgte ich den Unterricht der Lehrer.

20 Das Lernen trug reichlich Früchte, und ich uiurde, abwechselnd mit Hammad Bey^"^ und 'Ali Pascha I b r a h l m ^ ^ der Beste der ganzen Mission.

— 107

Als Ibrahim Pascha, der Oberkommandierende der ägyptischen Streitkräfte, nach Paris kam, wohnten er und der französische Ober-

kommandierende ge- meinsam mit dem Sohn des französischen Königs unserer Prü- fung bei, ebenso Würdenträger des Landes und eine Gruppe be- rühmter Damen der Ober- schicht .

Alle lobten uns aufs Höchste, und wir drei bekamen Preise aus- gehändigt .

Ibrahim Pascha über- reichte mir eigenhän- dig meinen, den zweiten

Preis, und zwar ein Exemplar des Geographie- buches des Franzosen

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Welte-Brun zusammen mit dem Kartenwerk, als Geschenk von ihm.

Ulir wurden eingeladen, mit unserem Oberkomman- dierenden Ibrahim Pascha zu speisen, und als dieser wieder nach Ägyp- 25 ten zurückkehrte, sprach er sich vor dem edlen Herrscher und anderen

anerkennend über uns aus.

Nach genau zwei Jahren wurden die drei Besten unserer Gruppe, das waren Hammad Bey, 'All Pascha Ibrahim und ich, dazu bestimmt, auf die

Abb.6: Ibrahim Pascha

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Schule für Artillerie und Pionierwesen in der Stadt Kietz, ebenfalls im Königreich Frankreich, zu gehen.

UJir wurden in den Dienstgrad von Leutnants befördert und lebten auch in dieser Stadt zwei Jahre lang, studierten leichtes und schweres Befestigungsuesen, ziviles und militärisches Ulasser- und Lendbauwesen souiie den Umgang mit Sprengstoffen, aber auch Strate- gie und was damit zusammenhängt, unter Wiederholung all dessen, was wir schon vorher darüber gelernt hatten, wobei sich die Lehrer auf kurze und bündige Erklärungen beschränkten. Geprüft wurden wir an dieser Schule eret am Ende der zwei Jahre, und wir waren an fünfzehnter Stelle von etwa 75 Studenten.

, und ich kam ins ahr verbrachte.

daO wir beim lllilitär bleiben sollten, auf daß uiir einen voll- ständigen Überblick gewännen, daraufhin in den Ländern Europas herumreisen sollten, um Erfahrungen zu sam- meln und unser Uiissen in die Praxis umzusetzen, dort auch die tatsäch- lichen Verhältnisse und Sitten zu studieren.

Das war ein vortrefflicher Plan gewesen, doch wollte Gott es anders als er und nahm ihn zu sich.

109 Im Jahre 66 der Hi§ra übernahm 'Abbas P a s c h a ^ "

die Regierung Ägyptens und fordsrte uns drei auf heimzukehren.

Ich hatte damals einigen Tranzo3en gegenüber finanzielle Verpflich- tungen in Höhe von etwa 600 Tranes, und es war Hiernach wurden wir auf Regimenter verteilt

3. Pionierregiment, wo ich nicht ganz ein J

•er sslige Ibrahim Pascha hatte gewünscht,

Abb.7: 'Abbäs Pascha

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35 eindeutig befohlen morden, daß niemand ohne Begleichung seiner.

Schulden abreisen dürfe, und daß, wer von uns verschuldet nach Ägypten zurückkäme, ins Zuchthaus gesteckt würde.

Ich befand mich also in einer prekären Lage und uiar ratlos.

Ich bat msins Begleiter, mir doch Geld zu leihen, doch diese sagten:

"Wir haben kein Geld, das uiir dir leihen könnten."

Dabei wußte ich, daß einige von ihnen reich waren und durchaus in der Lage, Geld aufzubringen!

Ich saß also in meiner Wohnung und überlsgts, was ich tun könne, da kam auf einmal einer meiner französischen Freunde vorbei und lud mich zum Essen bei sich ein, da ich ja nun abrsisen würde.

43 Cr fand mich in einem Zustand vor, den er gar nicht von mir kannte, und fragte mich (nach dem Grund). Oa erzählte ich ihm allss.

— 6 3 Cr sagte:"Sei nicht betrübt,sondern rufe: oh Sayyid al-BadawI, oh Freund der Gefangenen, befreie mich aus meiner schlimmen Lage!"

Ich entgegnete:"Es ist Jetzt nicht die Zeit für Späße!" - "Das ist eine unbedeutende Angelegenheit, die dich nicht zu kümmern braucht "

sagte er und ging fort. Er war eine kurze UJeile verschwunden, dann tauchte er mit einem Beutel wieder bei mir auf, warf diesen vor mich hin, und da war doch tatsächlich der doppelte Betrag dessen, ums meine Schulden auemachte, darin!

fflein Freund sagte zu mir:"Wenn du dich in Ägypten etabliert hast und deine Lage es eret einmal zuläßt, dann schicke mir die Tilgung!"

Er nahm auch keine Quittung von mir über den erhaltenen Betrag, meinte nur: "Ich begnüge mich mit deinem Ulort."

Wir kehrten in Jenem Jahr nach Ägypten zurück, und ich habe ihm nach einer Uleile den Betrag über den Konsul Frankreichs in Kairo gsschickt...

Als Lehrer in Turrä

5 Zu Jener Zeit wurde das Büro, welches Ifluhammad 'All für die Stu- denten in den europäischen Ländern hatte einrichten lassen, ge- schlossen, und auch die Einrichtung der ägyptischen Studienmissionen wurde abgeschafft. Jene, die dort blieben, kamen in französische Schulen und unter deren Oberaufsicht, die Kosten trug von nun an die öffentliche Hand.

Als wir nach Ägyptsn zurückgekommen waren, wußten wir eine Reihe von Tagen nicht, was man mit uns anfangen würde, dann baten wir Hasan

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- - 111 - 1 1 2 Pascha al-Monastirli, u/sicher damals Kathuda uiar, um Rat.

Dieser zeichnete uns drei aus, sonst niemanden, und beförderte uns in den Rang von Hauptleuten.

- 113

Ich wurde zu einem Lehrer an der Schule von Turra bestimmt, 'Ali Pascha Ibrahim und Hammäd Bey wurden dem Artillerieregiment dieser Stadt zugeteilt.

Jene, die an der französischen Stabsakademie gewesen waren, teilte man dem Gefolge des Ceneralstabschefs Sulaimän Pascha al-Firansäwi zu, und sie bekamen als ihren erstsn Dienstgrad den Rang von Leutnants. Die übrigens wurdsn entlassen.

10 Damals wurden die Schüler der Regierungsschulen sortiert, und aus den Besten der Schüler aller Schulen wurde die Kadettenschule

"al-fHafrüza" gebildet. In der Schule von Turra blieb nur eine Gruppe von wenigen, schon älteren Schülern, die schon lange in der Anstalt gewesen waren.

114

Ihr Rektor war zu jener Zeit Princeteau Bey, einer der wohlbekannten Artillerieoffiziere Frankreichs, ein gütiger, freundlicher Mann mit ausgezeichneten Führungseigenschaf tan, der ssinen Posten excellent ausfüllte.

Dieser ließ mich zusammen mit den anderen Lehrern zu sich kommen und sagts zu unss"Wie Sie sehen, sind dis uns verbleibenden Schü- ler nur noch wenige, schon fortgeschrittenen Alters und eine lange Zeit echon hier, und ich fürchte, dieser Umstand könnte Sie dazu verleiten, nachlässig zu sein. Ich bitts Sie jedoch, daß Sie, wie es Ihre Pflicht ist, alle mühe aufwenden, auf daß Sie die Schüler so weit nur irgend möglich für die Uorteilhaftigksit der Bildung 15 gewinnen. Und ich hoffe, daß der jetzige Zustand nicht andauern

möge und schon nach kurzer Zeit eine Besserung eintrete, mir eben- so wie Ihnen obliegt es, in Gehorsam unsere Pflicht zu erfüllen!"

Dann sagte er speziell zu mir:"Sie haben sich mit dam Pionierwesen 115

beschäftigt, und ich habe erfahren, daß Gallice Bey Sie bei eich haben möchte. Er hat auf der Anforderung beharrt. Gleichwohl hat man seinem lllunschs (bislang) nicht entsprochen. Ich denke je- doch, die Sache wird darauf hinauslaufen, daß Sie ihm zugeteilt werden. Seien Sie also nicht bekümmert und gedulden Sie sich,' G e - duld nämlich führt zu einem guten Ausgang. Im Augenblick haben Sie nur einen Schüler, aber bald werde ich Ihnen mehr zuweisen."

UJir dankten ihm für seinen Rat und zogen uns zurück, und ein jeder von uns ging ssiner Aufgabe nach.

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Zu Jener Zeit verheiratete ich mich mit der Tochter meines Zeichen- lehrers an der Abü-Ze'bal-Schule. Ihr Uater mar gestorben, und sie 20 geriet in Armut, und so heiratete ich sie, da ich es ihrem Vater

nach Erziehung und Sitte schuldig uiar...

Dann nahm ich mir vor, um Urlaub zu bitten, damit ich nach so langer Abwesenheit meine Familie besuchen konnte. Ich sprach also den Rektor darauf an, und dieser sntgsgnete mir¡"Wer verreist, dem wird die Hälfte des Monatsgehaltes gestrichen, und Sis sind jetzt doch auf dieses angewissen. Das Beste wäre, Sie geduldeten sich, und ich werde mit Sulaimän Pascha al Firansäuil sprechen, daQ er Sie mit sich auf eine Expedition zur Küsten- und Seanvar- msssung nimmt. Ulenn das geschehen ist, wird sich Ihr Ulunsch mit Leichtigkeit verwirklichen lassen."

In der topographischen Abteilung des Kriegsministeriums So geechah es auch, ich kam zu Jener Kommission und reists mit Sulaimän Pascha an die Küste. Als wir in Damiette1 1 6 waren, trennte ich mich von ihm, um der Vermessung eines Sektors der

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Region nachzugehen. Nachdem ich den See vermessen und die Topogramme und Zeichnungen in einem Journal niedergelegt hatte, reiste ich in unser Dorf Birimbll; meine Familie war einige Zeit

vorher dorthin zurückgekehrt. 118

25 Ooch mußte ich herausfinden, daß mein l/ater (gerade) nach Kairo gereist war, um m i c h zu besuchen, und ich fand in der Ulohnung nur meine (flutter und einen meiner Brüder vor.

Ich war Nachts bei ihnen angekommen und hatte an die Tür geklopft.

"Wer ist da?" wurde gefragt, und ich hatte gesagt:"Euer Sohn 'All dlubärak..."

Ich war von meiner lllutter 14 Jahre lang getrennt gewesen, und sie hatte mich in dieser Zeit nicht einmal gesehen, noch meine Stimme gehört, war daher ganz unsicher, wer da wohl hinter der Tür sei. Aleo lugte sie hinaus und musterte mich eingehend, ich aber hatte zu alledem auch noch französische lllilitärkleidung an und trug einen Säbel zur Paradeuniform.

meine «lütter stellte mir eine menge Fragen, bis sis endlich er- kannte, daß ich die Wahrheit sagte. Da öffnete sie die Tür, umarmte mich und fiel in Ohnmacht.

Qald erlangte sie ihr Bewußtsein wieder und begann zu weinen und zu lachen und mich von oben bis unten zu betrachten.

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