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Der Vergleich bayrischer CAS- und Nicht-CAS-Abituraufgaben

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A. Frank, S. Krauss & K. Binder (Hrsg.),

Beiträge zum Mathematikunterricht 2019. Münster: WTM-Verlag.

Seite 97

Johannes BECK, Würzburg

Der Vergleich bayrischer CAS- und Nicht-CAS- Abituraufgaben

Das Abitur wird in Bayern zentral gestellt. Es umfasst neben einem hilfsmit- telfreien Teil auch einen Teil, der je nach gewählter Variante mit wissen- schaftlichem Taschenrechner oder mit Computeralgebrasystem (CAS) bear- beitet wird. In den ersten Jahren (2012 und 2013) waren die beiden Varianten des Abiturs (mit bzw. ohne CAS) strukturell weitestgehend identisch und stark an der traditionellen Kurvendiskussion orientiert. Die Unterschiede be- zogen sich häufig darauf, dass im Abitur mit CAS feste Zahlen durch vari- able Größen ersetzt wurden. Im Jahr 2014 hob sich eine der beiden Aufga- bengruppen in Analysis im Abitur mit CAS durch einen beinahe durchgän- gig angesprochenen Realitätsbezug von den Vorjahren ab. Auch in der an- deren Aufgabengruppe war ein stärkerer Realitätsbezug als in den Vorjahren festzustellen. Dies motivierte die Vermutung (und Hoffnung), dass sich die Abituraufgaben des Abiturs mit CAS in den folgenden Jahren durch einen höheren Modellierungsbezug sinnvoll mit Sachzusammenhängen auseinan- dersetzen würden. Dieser Beitrag möchte aus dieser Perspektive einen Ein- blick in die Analysisaufgaben der Abiturjahrgänge 2012 bis 2017 gewähren, der in diesem Rahmen allerdings nicht ausschöpfend sein kann.

Untersuchungsgegenstand und Fragestellungen

In diesem Beitrag werden auf folgende Merkmale der Aufgaben eingegan- gen: 1) Wie stark werden Sachzusammenhänge in den verschiedenen Abi- turvarianten angesprochen? 2) Welche Modellierungsteilschritte werden da- bei gefordert bzw. angesprochen?

Zur Beantwortung dieser Fragen werden aus den Jahren 2012 bis 2017 die

Abiturangaben aus den Varianten mit bzw. ohne CAS

– dabei jeweils die

Aufgabengruppe 1 und 2 – analysiert. Gewichtungen werden dabei anhand

der jeweils zu erreichenden Punktezahl (Bewertungseinheiten; maximal sind

40 BE im Analysis-Teil aller Abiturvarianten erreichbar) vorgenommen. Zur

Untersuchung der zweiten Forschungsfrage wird ein Modell von Maaß

(2010; Classification Scheme for Modelling Tasks) herangezogen. Die Auf-

gabe wird unter dem Gesichtspunkt „Focus of modelling activity“ analysiert

und klassifiziert. Da nicht davon ausgegangen werden kann, dass der ge-

samte Modellierungsprozess Inhalt einer Prüfungsaufgabe ist, werden hier

im Beitrag nur die folgenden Kategorien unterschieden: Verstehen der Situ-

ation, Erstellung eines Realmodells, Mathematisierung, innermathemati-

sches Arbeiten, Interpretieren, Validieren (vgl. Maaß 2010, S. 296). Eine

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Beiträge zum Mathematikunterricht 2019. Münster: WTM-Verlag.

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elaboriertere Analyse muss daran noch angeschlossen werden, um der Kom- plexität der Abituraufgaben Rechnung zu tragen. Ausgewertet wurde pro Aufgabenoperator. Jedem wird zugeordnet, welche Modellierungsteilpro- zesse durch die Aufgabenstellung gefordert werden.

Wie stark werden Sachzusammenhänge angesprochen?

Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Abituraufgaben dahingehend analysiert, ob in einer Teilaufgabe explizit auf den Sachkontext Bezug ge- nommen wird und wie viele BE damit erreicht werden konnten. Die Analyse dieser Gewichtungen ergibt, dass in den Abituraufgaben aus dem Zeitraum 2012 bis 2017 mit CAS im Durchschnitt 21,33 Bewertungseinheiten (ca.

53 % der Gesamtpunktezahl) auf Aufgaben mit Realitätsbezug entfallen. In der Variante ohne CAS sind dies nur 14,42 Bewertungseinheiten (ca. 29 %).

Hier schließt sich die Frage an, zu welchem Grad die Realitätsbezüge auch Modellierungsteilprozesse abbilden.

Modellierungsteilprozesse

Zur Untersuchung der zweiten Forschungsfrage wurden die Abiturangaben hinsichtlich der in ihnen besonders angesprochenen Modellierungsteilpro- zesse untersucht. Dies bezieht sich primär auf Teilschritte des Modellie- rungskreislaufs (vgl. Maaß 2010). Zu den Teilkompetenzen, die nicht zu ei- nem spezifischen Modellierungsschritt gehören und bisher nicht berücksich- tigt werden konnten, gehören vor allem das Argumentieren in Bezug auf den Modellierungsprozess und metakognitive Kompetenzen (vgl. Maaß 2010, S. 290). Für das Abitur mit CAS ergeben sich aus einem erweiterten Model- lierungskreislauf für den Einsatz digitaler Werkzeuge (Siller & Greefrath 2010, Greefrath & Weitendorf 2013) noch weitere Teilschritte (z.B. Über- setzung des mathematischen Modells in Computersyntax). Hier ist jedoch festzustellen, dass in keiner Aufgabe aus dem Abitur mit CAS der Einsatz des Werkzeugs explizit angesprochen wird. Implizit werden selbstverständ- lich Bedienkompetenzen mit abgeprüft.

Verstehen der Situation wurde nur implizit im Sinne des Verstehens eines

Textes mit Sachbezug (unbekannte Begriffe und Sachverhalte) angespro-

chen. Das Erstellen eines Realmodells wurde ebenfalls nie von den Schüle-

rinnen und Schülern verlangt. Dies könnte daran liegen, dass die dazu häufig

nötige Kreativität in einer Prüfungssituation – unter anderem aus Zeitgrün-

den

nicht erwartet werden kann. Die Mathematisierung einer Situation

wurde – natürlich in einem entsprechend engen Rahmen – nur einmal im

Abitur ohne CAS und nur viermal im Abitur mit CAS verlangt. Der Schwer-

punkt der Aufgaben liegt in beiden Varianten auf dem mathematischen Ar-

beiten. Bei der Analyse wurde unterschieden, ob eine Aufgabe in einem

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Beiträge zum Mathematikunterricht 2019. Münster: WTM-Verlag.

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Sachzusammenhang gestellt wurde oder nicht. Zusammengefasst lag das arithmetische Mittel des prozentualen Anteils des mathematischen Arbeitens im Abitur ohne CAS bei etwa 79 % und jenes im Abitur mit CAS bei 77 %.

Validierungen wurden nur in 5 Jahrgängen des Abiturs mit CAS (3 Jahrgän- gen des Abiturs ohne CAS) angesprochen. Dies bezog sich zumeist darauf, dass gegebene mathematische Modelle auf die Erfüllung von gegebenen Be- dingungen der Situation überprüft werden sollten. Im Abitur mit CAS wurde an einer Stelle auch eine kritische Auseinandersetzung mit einer Modellie- rung gefordert. Dabei wurde zunächst ein Streckenzug verwendet, um die Länge eines geschwungenen Bootskiels näherungsweise zu bestimmen.

Dann sollte geometrisch argumentiert werden, warum die tatsächliche Länge größer ist (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Beispielaufgabe kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Modellen (Jahr 2017)

Auch diese Aufgabe fokussierte im Abitur allerdings trotz Sachbezug stark auf das für die Validierung nötige mathematische (Vor-)Arbeiten. Eine tie- fergreifende Auseinandersetzung mit Sinn und Güte von (groben) Näherun- gen wurde nicht verlangt.

In der folgenden Übersicht ist knapp die Anzahl der Aufgaben dargestellt,

die in den jeweiligen Abituraufgaben (Jahr, ohne CAS / mit CAS, Aufga-

bengruppe 1 / 2) Mathematisieren, Mathematisches Arbeiten, Interpretieren

und/oder Validieren gefordert haben.

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Beiträge zum Mathematikunterricht 2019. Münster: WTM-Verlag.

Seite 100 Abb. 2: Modellierungsteilschritte

Hinsichtlich dieser Modellierungsteilprozesse unterscheidet sich das Abitur mit CAS über den betrachteten Zeitraum hinweg kaum von jenem ohne CAS: mathematisches Arbeiten wird am stärksten gefordert, während die an- deren Teilprozesse nur in wenigen Aufgaben angesprochen werden. Diese Ergebnisse lassen die Frage aufkommen, ob die Abituraufgaben Modellie- rungskompetenzen ausreichend und in einer angemessenen Art abbilden.

Ausblick

Die hier dargestellte Analyse kann selbstverständlich nur einen kurzen Ein- blick darstellen, insbesondere da jedes Jahr nur ein Abitur (2 Varianten mit je 2 Aufgabengruppen) gestellt wird, was das Treffen quantitativer statisti- scher Aussagen über die bisherige Entwicklung nur bedingt zulässt. Den- noch scheint der Eindruck berechtigt, dass im Hinblick auf die Abbildung und das Abprüfen von Modellierungskompetenzen noch Steigerungen mög- lich und nötig sind. Das Abitur sollte doch dem Anspruch genügen, zwischen einzelnen Jahren und Aufgabengruppen vergleichbar zu sein.

Literatur

Blum, W. & Leiss, J. (2007). Modellierungskompetenz – Vermitteln, Messen & Erklä- ren. In Beiträge zum Mathematikunterricht. S. 312 – 315.

Greefrath, G. & Weitendorf, J. (2012). Modellieren mit digitalen Werkzeugen. In Borromeo Ferri, R. et al. Mathematisches Modellieren für Schule und Hochschule.

Wiesbaden: Springer. DOI 10.1007/978-3-658-01580-0

Maaß, K. (2010). Classification Scheme for Modelling Tasks. Journal für Mathematik- didaktik, 31, 285-311. DOI 10.1007/s13138-010-0010-2

Siller, H.-S. & Greefrath, G. (2010). Mathematical Modelling in Class Regarding to Technology. Proceedings of CERME 6, 2136 – 2145.

02 46 108 1214 16

2012-non-cas-1 2012-non-cas-2 2013-non-cas-1 2013-non-cas-2 2014-non-cas-1 2014-non-cas-2 2015-non-cas-1 2015-non-cas-2 2016-non-cas-1 2016-non-cas-2 2017-non-cas-1 2017-non-cas-2 2012-cas-1 2012-cas-2 2013-cas-1 2013-cas-2 2014-cas-1 2014-cas-2 2015-cas-1 2015-cas-2 2016-cas-1 2016-cas-1 2017-cas-1 2017-cas-2 Anzahl d. Aufgaben, die Teilprozess ansprechen

Abiture nach Jahr, Art (Non-CAS / CAS) und Aufgabengruppe (1/2)

Modellierungsteilprozesse

Mathematisieren Mathematisches Arbeiten Interpretieren Validieren

Abbildung

Abb. 1: Beispielaufgabe kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Modellen  (Jahr 2017)

Referenzen

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