• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Transplantation: Deutsch als Herzenssache" (08.09.2000)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Transplantation: Deutsch als Herzenssache" (08.09.2000)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 36½½½½8. September 2000 AA2265

S E I T E E I N S

R

echtsradikalismus und Auslän- derfeindlichkeit sind nicht hin- nehmbar. Die Bundesärztekammer unterstützt deshalb auch die Initiati- ve „Gesicht zeigen“, die die Abwehr des Rechtsextremismus zur Sache aller Bürger dieses Landes machen will (DÄ 33/2000).

Dennoch wird jetzt Ärzten vorge- worfen, einer türkischen Patientin eine Herztransplantation verweigert zu haben, weil sie kein Deutsch spricht. Das Herzzentrum in Bad Oeynhausen nahm eine Zusage zurück, die 56-jährige Fatma Elaldi auf die Warteliste für eine Herztrans- plantation zu setzen. In der Begrün- dung hieß es, dass unter Berücksich- tigung „der sozialen Lage und der nicht vorhandenen Sprachkenntnis- se“ die Entscheidung wieder verwor- fen worden sei.

Dass diese Formulierung unge- schickt war, ist nicht zu bestreiten.

Dennoch sollte man keine vor- schnellen Urteile fällen. Den Ärzten der Klinik Ausländerfeindlichkeit und eine rechte Gesinnung vor- zuwerfen wäre nicht gerechtfertigt.

„Die Nationalität ist nicht dafür aus- schlaggebend, ob eine Aufnahme in die Warteliste erfolgt. Erst vor weni- gen Wochen ist in unserem Zentrum noch ein zehnjähriges japanisches Kind transplantiert worden“, beton- te Pressesprecherin Petra Mellwig.

Sie verweist auf die Richtlinien der Bundesärztekammer für die Trans- plantationsmedizin (DÄ 7/2000), wo- nach die Vergabe von Organen an zwei Kriterien gemessen wird: Er- folgsaussicht und Dringlichkeit. Ein wesentlicher Faktor für die Ein- schränkung der Erfolgsaussichten sei

die unzureichende Compliance. Dazu gehören auch mangelnde Sprach- kenntnisse, da sie die komplizierte Nachsorge bei Transplantierten er- schweren. Dass die fehlenden Sprach- kenntnisse als Argument angeführt werden, wird im konkreten Einzelfall nach Kenntnis der Hintergründe, die von der Klinik in einer Stellungnah- me erläutert wurden, nachvollzieh- bar. Offenbar gab es Gründe, die eine Verweigerung der Transplantation gerechtfertigt erscheinen ließen.

Fatma Elaldi ist inzwischen vom Transplantationszentrum in Mün- ster auf die Warteliste gesetzt wor- den, was verdeutlicht, wie subjektiv letztlich die Einschätzung der Com- pliance ist. Deutlich wird auch, dass der Mangel an Spenderorganen zu solch schwierigen Entscheidungen führen muss. GGiisseellaa KKlliinnkkhhaammmmeerr

Transplantation

Deutsch als Herzenssache D

ie Publicity ist groß – Säbelras-

seln allerorten. Zwar schätzt der Deutsche seinen behandelnden Arzt sehr, doch die Gattung an sich ist in Verruf geraten. Längst gehört es unwidersprochen zum guten Stil, den Kassenärzten Abzockermenta- lität und Abrechnungsbetrug zu un- terstellen. Das ARD-Magazin „Re- port“ brachte nun eine neue Vari- ante: Ärzte outen medienwirksam Kollegen als Betrüger und/oder Vertuscher.

Der rheinland-pfälzische Ge- sundheitsminister Florian Gerster fordert daraufhin eine schärfere Kontrolle von Ärzten und ein Frühwarnsystem gegen etwaige Ver- stöße. Eine Sonderkommission „So- ko Ärzte“ nimmt in Mainz die Er- mittlungen auf. Das Bundeskrimi- nalamt hat die Kassenärzte als neue

Zielgruppe entdeckt und lädt ein zu einer großen Fachtagung über Ab- rechnungsbetrug.

Da will auch die Bundesgesund- heitsministerin nicht zurückstehen.

Gegenüber dem „Spiegel“ erklärte Andrea Fischer: „Wenn die ärztliche Selbstverwaltung eine Zukunft ha- ben soll, muss sie schleunigst Recht und Ordnung wiederherstellen.“ Mit dem zurzeit in ihrem Ministerium vorbereiteten „Gesetz zur Verbesse- rung der Datentransparenz in der Gesetzlichen Krankenversicherung“

könne man Abrechnungen der Ärzte künftig besser kontrollieren und Be- trügereien eher aufdecken. Fischer versäumte allerdings darauf hinzu- weisen, dass das Gesetz zur Daten- transparenz Teil der Gesundheitsre- form 2000 war, wegen datenschutz- rechtlicher Bedenken jedoch nicht

realisiert werden konnte. Das Vorha- ben war damit begründet worden, dass man eine Datengrundlage für die Steuerung der medizinischen Strukturen in der Gesetzlichen Krankenversicherung benötige. Von Abrechnungsbetrug war bis vor kurzem nicht die Rede gewesen.

Kurzerhand will Andrea Fischer nun anstelle epidemiologischer Daten betrügerische Ärzte jagen.

In den Zeiten starrer Budgets trifft Abrechnungsbetrug ausschließlich die ehrlichen Kollegen. Es liegt im ureigensten Interesse der Kassen- ärztlichen Vereinigungen, dem schä- digenden Verhalten einzelner Mit- glieder einen Riegel vorzuschieben.

Wenig hilfreich sind dabei Droh- gebärden von Politikern, die sich öffentlichkeitswirksam profilieren möchten. TThhoommaass GGeerrsstt

Kassenärztliche Abrechnungen

Vertrauen ist gut

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

[r]

Mehr noch: Kreativwirtschaft braucht, wie man bei Richard Florida, auf den sich die Verfechter der Kreativwirtschaft Ruhr- gebiet gerne berufen, nachlesen kann, eine starke

So schreibt der Heidelberger Germanist und Editi- onswissenschaftler Roland Reuß am 18.9.2009 in der DUZ: Wissenschaftlern „ein spezielles Publikationsmodell

Die von der Studiengruppe entwickelten und erprobten Lösungen für eine positive Verknüpfung von Ökologie mit Wirtschaft und Wachstum sollen deshalb auch für einen

Hier sind in den letzten Jahren im Umfeld der regionalen Universitäten und auch des IAT verschiedene Aktivitäten gestartet worden, die das Feld der Gesundheits- wirtschaft

Aber auch Wissen über neue Märkte, Kunden und Lieferanten können durch E-Learning und als Teil der E-Learning Contents an die Mitarbeiter vermittelt werden.. Verschiedene

[r]

Liegt heute noch der Schwerpunkt der seniorenwirtschaftlichen Diffusion auf der Sensibilisierung für seniorenori- entierte Produkte und Dienstleitungen, so werden die sozialen