die vielleicht sogar mehrmals täglich unter Aufsicht der Mutter durchge- führt würde, ist allein nicht dazu in der Lage, einer anhaltenden, zeitmä- ßig wesentlich längeren Belastung in Fehlstellung durch Stehen und Ge- hen entgegenzuwirken.
Eine pauschale Verunglimpfung der Einlagenversorgung bei Kindern ist nicht angebracht. Vor der Ver- wechslung von stützender und korri- gierender Einlagenversorgung soll- ten wir uns hüten. Die Abgrenzung von korrigierender, stützender und entlastender oder bettender Versor- gung entspricht Grundprinzipien der Einlagenversorgung, wie diese allge-
mein anerkannt und für Indikations- stellung und Wirkungsweise von emi- nenter Bedeutung sind. Insofern be- daure ich, daß dies in dem Leserbrief verwechselt wird.
Für die detaillierte Darstellung der Indikation und Ausführung der Einlagenversorgung bei Kindern möchte ich den Interessierten auf meine Buchveröffentlichung: „Einla- gen — Indikation, Verordnung, Aus- führung", Enke-Verlag, Stuttgart, 1989, verweisen. Mein Artikel hatte gerade nicht die Aufgabe, eine pau- schale Beurteilung nach dem Motto
„Einlage ja oder nein" abzugeben, sondern differenziert aufzuzeigen,
wann welche Einlage sinnvoll ist.
Einlage ist nicht gleich Einlage. Das Umsetzen des Therapiezieles ver- langt die richtige Indikationsstel- lung, unter Abwägung der notwendi- gen Wirkungsweise, und die tech- nisch korrekte Ausführung. Gerade hiermit muß sich der verordnende Arzt sorgsam auseinandersetzen.
Dr. med. Joachim Grifka Oberarzt der Orthopädischen Universitätsklinik
St. Josef-Hospital Gudrunstraße 56 W-4630 Bochum
Skabies und Läuse heute
Zu der Übersicht von
Prof. Dr. med. Günter Stüttgen in Heft 17/1992
1 Behandlung von
Filzläusen an den Augen
Stüttgen erwähnt in seinem sehr wichtigen Artikel zur Behandlung von Läusen den Cholinesterasehem- mer Malathion (Organoderm-Lö- sung®), empfiehlt dann aber für das Auge die mechanische Entfernung der Filzläuse und ihrer Nissen. Das ist nicht notwendig, da wir Augen- ärzte seit altersher Cholinesterase- hemmer zur lokalen Glaukomthera- pie benutzen.
Bei Befall der Augenwimpern mit Filzläusen streicht man unter Spalt- lampenkontrolle vorsichtig choline- sterasehemmerhaltige Augensalbe auf die Filzläuse und Nissen an Lid- rändern und Wimpern. Man vermei- det möglichst, die Salbe an das Auge zu bringen, da sie Miosis und bei jün- geren Menschen eine transitorische Myopie verursacht (Verkehrsuntaug- lichkeit!). Kontrolluntersuchungen zeigen, ob eine Wiederholung der Be- handlung notwendig ist.
In der Praxis benutzen wir Mio- pos-POS®-Augensalbe stark (Physo- stigmin, Pilocarpin), Syncarpin®-Au- gensalbe (Neostigmin, Pilocarpin) oder Prostigmin®-Augen- und Na- sensalbe (Neostigmin). Falls keine
von ihnen schnell erhältlich ist, wirkt auch eine Pilocarpin-Augensalbe 2%
(Cholinergikum).
Dr. med. Horst Kalthoff Facharzt für Augenheilkunde Tropenmedizin
Kottbusser Damm 67 W-1000 Berlin 61
In der Publikation heißt es: Filz- läuse können sich in den Augenbrau- en und Wimpern darstellen. In den Nachkriegsjahren hatte ich in meiner Augenpraxis oft Fälle von Filzlaus- befall der Cilien der Ober- und Un- terlider, niemals aber der Augen- brauen. Die obere Grenze für einen Filzlausbefall ist die Wimpernreihe der Oberlider. Einen Befall der Au- genbrauen gibt es nicht.
Dr. med. Wolfgang Zettl Birkenweg 2
W-8203 Oberaudorf
Schlußwort
Ich stimme mit Herrn Kollegen Zettl überein, daß der Filzlausbefall in der Augenregion sich vornehmlich auf die Wimpern beschränkt. In der Literatur wird allerdings auch der Filzlausbefall der Augenbrauen be- schrieben. Es liegen neben einer ei- genen Beobachtung sechs Literatur-
hinweise anekdotischen Charakters zwischen 1945 und heute vor. Auch G. W. Korting weist in seinem histo- rischen Überblick auf einen Augen- brauenbefall hin.
Hinsichtlich der Behandlung von Filzläusen im Wimpernbereich bin ich Herrn Kollegen Kalthoff für den praktischen Hinweis für die Technik der Lokalbehandlung dank- bar. Nebenwirkungen bei nicht sorg- fältiger Durchführung der Behand- lung haben wohl die Nicht-Ophthal- mologen verunsichert, wie es auch im dermatologischen Schrifttum wie- dergegeben ist (1). Das von Herrn Kollegen Kalthoff vorgestellte Ver- fahren wird sicherlich nun einen breiteren Eingang in die Therapie als Alternative zur 0,5prozentigen Malathion-Lösung, auch bei Nicht- Ophthalmologen, finden.
Literatur
1. Burns, D. A.: The treatment of Phthirus pu- bis infestation of the eyelashes. Br. J. Derma- tol. 117 (1987) 741-743
2. Elgart, M. L.; Higdon, R. S.: Pediculosis pu- bis of the scalp. Arch. Dermatol. 107 (1973) 916-917
3. Goldman, L.: Phthirus pubis in capillitum, cilia et supercilia. Acta Derm. Venereol. 26 (1946) 533-546
4. Korting, G. W.: Phthiriasis palpebrarum — und ihre ersten historischen Erwähnungen.
Hautarzt 18 (1967) 73-74
5. Mueller, J. F.: Pubic lice from the scalp hair;
a report of two cases. J. Parasitol. 59 (1973) 943-944
6. Signore, R. J.; Love, J.; Boucree, M. C.: Scalp infestation with Phthirus pubis. Arch. Der- matol. 125 (1989) 133
Prof. Dr. med. Günter Stüttgen Kissinger Straße 12
W-1000 Berlin 33
111 2 Niemals Befall der Augenbrauen
Al-364 (58) Dt. Ärztebl. 90, Heft 6, 12. Februar 1993