M E D I Z I N
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A3436 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 5010. Dezember 2004
lignen Melanom stellt die Auflicht- mikroskopie dar. Eine zunehmend häufig gesehene Variante der Pseudo- melanome sind die „Rezidivnävi“, bei denen ein offensichtlich nicht voll- ständig exzidierter Nävus im Narben- bereich klinisch manifest wird. Rezi- divnävi sind klinisch und auch histo- logisch in manchen Fällen schwer von einem malignen Melanom abzugren- zen. Schlussfolgerung daraus ist, dass gutartige melanozytäre Tumoren in al- len Fällen eine vollständigen Exzision erfordern.
Ebenfalls zu den Melanomsimulato- ren zählen die „akralen melanozytären Nävi“ sowie die Nävi des Genitalbe- reichs und des Milchleistenbereichs.
Bei klinisch und auch auflichtmikro- skopisch unsicherem Befund, insbe- sondere wenn ein malignes Melanom nicht mit hinreichender Sicherheit aus- geschlossen werden kann, sollten diese melanozytären Läsionen exzidiert und einer histologischen Sicherung zuge- führt werden.
Die Konsensbildung der Fachtagung soll durch ein gemeinsames Manu- skript abgeschlossen werden, dessen Veröffentlichung in deutsch- und eng- lischsprachigen Zeitschriften sowie im Internet Ende 2004 vorgesehen ist.
Teilnehmer der Fachkonferenz:Prof. Dr. A. Hau- schild (Kiel [federführend]), Dr. J. Bauer (Tübingen), Prof. Dr. R. Dummer (Zürich), Prof. Dr. C. Garbe (Tübin- gen), Prof. Dr. H. Hamm (Würzburg), Prof. Dr. R. Kauf- mann (Frankfurt), Prof. Dr. H. Kerl (Graz), Dr. M. Reusch (Hamburg), Prof. Dr. R. Rompel (Kassel), Prof. Dr. G.
Sebastian (Dresden), Prof. Dr. R. Stadler (Minden), Prof.
Dr. W. Sterry (Berlin), Prof. Dr. W. Stolz (München), Prof.
Dr. M. Tronnier (Hildesheim).
Die Kommission dankt dem Sponsor der Fachkonferenz (Firma Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen) für die organisatorische Unterstützung der Expertenkonfe- renz in Berlin.
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors vorliegt
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2004; 101: A 3432–3436 [Heft 50]
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Axel Hauschild
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Campus Kiel Schittenhelmstraße 7 24105 Kiel
E-Mail: ahauschild@dermatology.uni-kiel.de
Die Ursache der chronischen Prostati- tis und wirksame Behandlungsstrategi- en sind unbekannt. Oft wird eine bakte- rielle Infektion der Prostata als Grund der Beschwerden vermutet, und die Pa- tienten werden demzufolge mit Anti- biotika therapiert. In einer randomi- sierten Doppelblindstudie wurde der Effekt einer sechswöchigen Kur mit dem Antibiotikum Ciprofloxacin und dem Alpha-Blocker Tamsulosin unter- sucht. Je 49 Patienten wurden mit Ci- profloxacin, mit Tamsulosin, einer Kombination dieser Wirkstoffe oder mit Placebo sechs Wochen lang behan- delt. Die Patienten (Durchschnittsalter etwa 45 Jahre) litten im Mittel bereits sechs Jahre an einer chronischen Prostatitis. Bei keinem der Therapiere- gime besserte sich die Symptomatik, ge- messen mit dem NIH-Chronic Prostati- tis Symptom Index (NIH-CPSI), signifi- kant, berichten Richard Alexander und Mitarbeiter vom Chronic Prostatitis Collaborative Research Network. Mit dem NIH-CPSI wurden die Schmerzen, Beschwerden bei der Ejakulation und beim Wasserlassen sowie Einschrän-
kungen der Lebensqualität erfasst. Die Autoren schließen in der Diskussion nicht aus, dass eine längere Behandlung mit dem Alpha-Blocker möglicherwei- se zu einem besseren Therapieerfolg geführt haben könnte.
Dieses Argument greift auch Wolf- gang Weidner, Universität Gießen, auf.
Da in der Studie Alpha-Blocker nur sechs Wochen verabreicht wurden, könnte seiner Ansicht nach ein länger dauernder Einsatz dieser Medikamen- te zu besseren Ergebnissen führen. So wurde in zwei Untersuchungen ein mo- derater Therapieerfolg mit Alpha- Blockern erzielt. Weidner ist der An- sicht, dass Antibiotika nur dann einge- setzt werden sollten, wenn Hinweise auf eine Entzündung deuten. me Alexander RB, Propert KJ, Schaeffer AJ et al.: Ciprofloxacin or tamulosin in men with chronic prostatitis/chronic pel- vic pain syndrome. A randomized, doubled-blind trial.
Ann Intern Med 2004; 141: 581–589
Weidner W: Treating chronic prostatitis: antibiotics no,α- blockers maybe. Ann Intern Med 2004; 141: 639–640.
Richard B. Alexander, Urology Veterans Affairs Maryland Health Care System,10 North Greene Street, Baltimore, MD 21201, USA, E-Mail: ralexander@smail.umaryland.edu
Chronische Prostatitis: Antibiotika und Alpha-Blocker erfolglos
Referiert
Die im Oktober 2004 erfolgte Rücknah- me von Rofecoxib aufgrund von kardio- vaskulären Ereignissen bei Langzeitein- nahme hat das Interesse für Wirkungen und Nebenwirkungen der Coxibe ver- stärkt. Die Autoren berichten über ei- ne Studie an Patienten im Alter über 50 Jahre mit Osteoarthritis, die Aspi- rin (81 mg pro Tag) in Kombination mit 25 mg Rofecoxib, dreimal 800 mg Ibuprofen oder 81 mg Aspirin protect über insgesamt zwölf Wochen erhal- ten hatten.
Das kumulative Ulkusrisiko lag un- ter der Einnahme eines Placebo bei 5,8 Prozent, unter Aspirin bei 7,3 Pro- zent, unter Rofecoxib plus Aspirin bei 16,1 Prozent und unter Ibuprofen bei 17,1 Prozent. Niedrig dosiertes Aspi-
rin führte somit nicht zu einem An- stieg der Ulkusinzidenz, wohl aber die Kombination mit Rofecoxib. Hier un- terschied sich die Ulkusrate nicht von der, wie sie unter einem nichtselekti- ven nichtsteroidalen Antirheumati- kum (NSAR) zu beobachten war. Die Kombination mit niedrig dosiertem Aspirin relativiert aufgrund der vor- liegenden Studie die Vorteile von Ro- fecoxib im Vergleich zu nichtselekti-
ven NSAR. w
Laine L, ES Maller, C Yu et al.: Ulcer formation with low- dose enteric-coated aspirin and the effect of COX-2 selec- tive inhibition: A double-blind trial. Gastroenterology 2004; 127: 395–402.
Dr. L. Laine, Gastrointestinal Division, Department of Me- dicine, U.S.C. School of Medicine, 2025 Zinal Avenue, Los Angeles, CA 90033, USA, E-Mail: llaine@usc.edu