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Archiv "Lieferschwierigkeiten bei Mumps- und Masern-Mumps-Impfstoff" (03.03.1977)

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Hämorrhagische Diathesen

(Tabelle 4). Trotz dieser geringen Auswahl ist eine Differentialthera- pie möglich und auch notwendig.

Rationelle Überlegungen zur The- rapie setzen allerdings voraus, daß die Pathogenese geklärt wurde.

Bei der akuten Form des Morbus Werlhof wird man in der Regel ein Kortikosteroidpräparat einsetzen, um die meist schwere hämorrhagi- sche Diathese zu bessern oder ab- zukürzen. Eine Splenektomie ist kontraindiziert, da mit einer spon- tanen Abheilung dieser Erkrankung zu rechnen ist.

Bei der chronischen Form des Morbus Werlhof sollte die Splenek- tomie keine Therapie erster Wahl sein, sondern erst in Betracht ge- zogen werden, wenn eine längere Beobachtungszeit überblickt wer- den kann und wenn sich Kortiko- steroidpräparate oder zytotoxische Immunsuppressiva in tolerabler Dosierung als unwirksam erwiesen haben, was allerdings häufig der Fall ist. Ein 51 Cr-Studium der Plätt- chenkinetik kann die Indikations- stellung zur Splenektomie erleich- tern, da eine Remission bei vorwie- gend lienalem Plättchenabbau wahrscheinlicher ist als bei vorwie- gend hepatogenem Abbau. Ein vor- zugsweise hepatischer Abbau ist aber bei sonst gegebenen Voraus- setzungen keine Kontraindikation einer Splenektomie — wie umge- kehrt die lienale Abbauform den Erfolg der Splenektomie wahr- scheinlich macht, aber nicht garan- tiert. Entscheidend für die Beurtei- lung des Therapieerfolges ist nicht die Normalisierung der Thrombozy- tenzahl, sondern das Verschwinden der hämorrhagischen Diathese.

Eine Thrombozytopenie infolge Verteilungsstörung kann zwar fol- gerichtig mit der Splenektomie an- gegangen werden, doch ist die In- dikation erstens wegen der Grund- erkrankungen und zweitens we- gen der meist nur geringen Blu- tungsneigung auf spezielle Fälle beschränkt.

Der Effekt der Thrombozytentrans- fusion

ist

im günstigsten Fall ent-

sprechend der physiologischen Plättchenüberlebenszeit auf einige Tage begrenzt. Liegt einer Throm- bozytopenie eine Umsatzstörung zugrunde, so kann der Effekt einer Thrombozytentransfusion sehr kurzfristig sein beziehungsweise nur wenige Stunden betragen. Bei Verteilungsstörungen ist mit einer geringen Ausbeute im Empfän- gerkreislauf zu rechnen, da der größte Teil der übertragenen Plätt- chen in der Milz gespeichert wird.

Damit sind die vergleichsweise günstigsten Resultate einer Throm- bozytentransfusion bei Produk- tionsstörungen zu erwarten. Ist die Produktionsstörung jedoch nicht als prinzipiell reversibel anzuse- hen, so sollte eine Thrombozyten- transfusion erst nach sorgfältigen Erwägungen vorgenommen wer- den, da nach mehreren Applikatio- nen mit einem Nachlassen des Ef- fektes gerechnet werden muß.

Dies ist darauf zurückzuführen, daß die Thrombozyten Antigene tragen, welche bei der üblichen Blutgrup- pentypisierung nicht erfaßt werden und im Fall der Inkompatibilität die

Tabelle 4: Therapeutische Möglichkeiten bei Thrombo- zytopenie

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Maßnahmen von gesichertem Wert

Kortikosteroidpräparate Thrombozytentransfusion Splenektomie

Zytostatika

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Maßnahmen von fraglichem oder ungesichertem Wert Plasmafraktionen

Lyophilisierte Thrombozyten Antifibrinolytika

Östrogene Vitamine (C, K, P) Partialthromboplastine Adrenalinderivate Pektine

Aesculin

Bildung von !so-Antikörpern beim Empfänger stimulieren. Diese Iso- Antikörper bewirken bei nachfol- genden Übertragungen den vorzei- tigen Abbau der transfundierten Thrombozyten. Diese Aspekte en- gen die Indikation zur Thrombozy- tentransfusion erheblich ein. Neu- erdings ist es mit Hilfe von so- genannten Blutzellreparatoren — die allerdings zur Zeit nur wenigen Kliniken zur Verfügung stehen — möglich geworden, sehr große Plättchenmengen zu übertragen und auch in ungünstigen Fällen die Blutstillung (vorübergehend) zu er- reichen.

Literatur

Heck, J., Gehrmann, G.: Plättchenkinetik bei chronischem Alkoholismus, Dtsch.

med. Wschr. 98 (1973) 2123 — Gehrmann, G.: Milz und normaler Thrombozytenhaus- halt, In: Lennert, K., D. Harms (Hrsg.): Die Milz (Springer-Verlag, Berlin—Heidelberg- New York 1970) - Loo, J. van de: Essen- tielle und symptomatische Thrombozythä- mien. Thrombos. Diathes. haemorrh.

(Stuttg.) Suppl. XXIV (1966) 213 — Paulus, J. M. (Ed.): Platelet Kinetics. (North Hol- land Publ. Comp. Amsterdam—London 1971) - Seidl, S.: Die Thrombozytentrans- fusion, (Fischer-Verlag, Stuttgart, 1968)

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Jürgen Heck Verbands-Krankenhaus 5820 Gevelsberg

Notiz

Lieferschwierigkeiten bei Mumps- und

Masern-Mumps-Impfstoff

Die Behringwerke AG teilen entge- gen ihrer Annahme vom Ende des vergangenen Jahres — DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 48/1976, Seite 3109 — mit, daß die Liefermöglich- keiten für Mumps- und Masern- Mumps-Impfstoff dem Bedarf leider noch immer nicht entsprechen, da die Höhe des Anfangsbedarfs nicht vorhersehbar war. Das Werk stellt jetzt in Aussicht, daß die Liefer- schwierigkeiten im März behoben sein werden. Behring AG/H

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

Der Bericht über die Lage der Psych- iatrie in der Bundesrepublik Deutschland (die sogenannte Psych- iatrie-Enquete, November 1975) hat Mängel in der psychiatrischen Ver- sorgung aufgezeigt und Empfehlun- gen zu einer Neuordnung umrissen.

Ganz besonders wurde dabei auch auf die völlig ungenügenden Einrich- tungen und Dienste für psychisch auffällige, gestörte und behinderte Kinder und Jugendliche hingewie- sen. Sosehr in dem Bericht das Be- streben zutage getreten ist, die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepu- blik grundlegend zu erneuern, so- sehr zeichnet sich ein Jahr nach der ersten Veröffentlichung die Tendenz ab, alle dort vorgetragenen Reform- vorschläge in den Bereich von Illu- sion und Utopie zu verweisen.

Für die Verwirklichung einiger der Enquete unterbreiteten Versor- gungsvorschläge auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es indessen Beispiele. Im folgenden wird ein Zentrum beschrieben, das in unserem Nachbarland Frankreich seit fast zwanzig Jahren existiert und das zum offiziellen Modellzentrum Frankreichs geworden ist, nachdem im Rahmen der sogenannten Sekto- renpolitik (Gesetz seit 1961) eine große Anzahl ähnlicher Zentren ge- schaffen wurde. Es handelt sich um das stadtteiltherapeutische Zentrum des XIII. Arrondissements von Paris.

Bei der Beschreibung beschränke ich mich auf das Departement der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Centre Alfred Binet, aufgebaut von den Professoren S. Lebovici und R.

Diatkine), aus dieser Einrichtung stammen meine mehrjährigen Erfah-

rungen.

Im Mittelpunkt:

Ambulante Behandlung

Das Pariser Stadtteil-Zentrum ist ganz auf eine ambulante Behand- lung ausgerichtet. Von ihr geht alle koordinierende Aktivität aus (Abbil- dung 1). Ihr zur Seite stehen Einrich- tungen für halbstationäre Behand- lung: eine Einheit für intensive Pflege, eine Tagesklinik, ein Fami- lienzentrum für therapeutische Akti- vitäten. Hinzu kommen Einrichtun- gen mit vorwiegend präventiven Auf- gaben wie Beratung in Schulen, Kin- derheimen und Krippen und ein Frei- zeitklub.

Die ambulante Behandlung wird von sieben therapeutischen Arbeitsgrup- pen getragen. Eine Bevölkerung von ca. 170 000 Einwohnern mit ca.

40 000 Kindern und Jugendlichen wird von sieben solcher Teams ver- sorgt. Zur Behandlung kommen jähr- lich ca. 2000 Kinder und Jugend- liche. Der Abbildung 1 ist zu entneh- men, daß 32 Prozent psychothera- peutisch, 21 Prozent logopädisch und 10 Prozent psychopädagogisch behandelt werden, während 11 Pro- zent sich auf spezifische therapeuti- sche Institutionen verteilen. Dies ent- spricht in absoluten Zahlen = 15 000 psychotherapeutischen, 9200 logo- pädischen und 4700 psychopädago- gischen Behandlungsstunden.

Jede dieser sieben Arbeitsgruppen ist verantwortlich für einen bestimm- ten Sektor des XIII. Stadtteils und in finanzieller Hinsicht autonom. Sie setzt sich aus einem Psychiater als Leiter, einem Psychologen, mehre- ren Psychotherapeuten, einem Lo- gopäden, einem Heilpädagogen, ei- ner Sozialarbeiterin und einer Sekre- tärin zusammen.

Die Betreuung psychisch auf- fälliger, gestörter und behin- derter Kinder und Jugendli- cher in der Bundesrepublik Deutschland ist nicht ausrei- chend, und das Interesse der Ärzte für das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie muß ver- stärkt werden. Aus einer ähnli- chen Ausgangssituation her- aus hat seit ungefähr 20 Jah- ren in Frankreich eine innere und äußere Erneuerung der Kinder- und Jugendpsychia- trie stattgefunden, die sich an ähnlichen Grundsätzen orien- tiert wie die Enquete-Kommis- sion für Psychiatrie. Der Bei- trag informiert über das offizi- elle französische Modellzen- trum im 13. Stadtteil von Paris

— Centre Alfred Binet —, über seine ambulanten und halb- stationären Einrichtungen, und legt dar, welche große Aufgabe die Medizin in unse- rem Land noch zu lösen hat.

Die Arbeitsweise des psychothera- peutischen Teams unterliegt im Centre Alfred Binet gewissen erprob- ten Regeln. Die erste Kontaktaufnah- me sowie das erste Gespräch ist der Sozialarbeiterin überlassen. Unter- suchungen durch den Psychologen, die Spracherzieherin und/oder Heil- pädagogin schließen sich gewöhn- lich an das erste Gespräch an, kön- nen aber auch erst nach der gewöhn- lich an dritter Stelle folgenden Unter- suchung durch den Arzt stattfinden.

An der Konsultation der Familie — zusammen mit dem kranken Kind — nehmen in der Regel alle Mitglieder des Teams teil. Die Erörterung der Ergebnisse im Team führt zur Dia- gnose, zum therapeutischen Plan und zur Prognose (weitere Einzelhei- ten siehe Stork, 1976).

Kontinuität von Pflege und Hilfe Die Behandlung erfolgt entweder in den noch zu beschreibenden thera- peutischen Institutionen oder im Zentrum in ambulanter Form. Grund-

Jugendpsychiatrie in Frankreich

Ambulante Versorgung am Beispiel eines Stadtteilzentrums in Paris

Jochen Stork

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 9 vom 3.

März

1977 593

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Kinder- und Jugendpsychiatrie

prinzip ist die Kontinuität von Pflege und Hilfe: Die Arbeitsgruppe, die Diagnose und therapeutischen Plan erarbeitet hat, bleibt auch für die Behandlung des Falles verantwort- lich. Ihre Mitglieder begeben sich in die einzelnen therapeutischen Insti- tutionen, wenn einer ihrer Fälle zur Diskussion steht, und nehmen an eventuellen neuen Entscheidungen teil. Durch die Kontinuität der Ver- sorgung wird optimale Betreuung und Behandlung gewährleistet: Der Therapeut begleitet das Kind durch alle therapeutischen Institutionen und behandelt es auch bei einer sta- tionären Versorgung weiter.

Jedes Mitglied des therapeutischen Teams hat besondere Funktionen.

Die Sozialarbeiterin, die den neuen Fall zunächst übernimmt, beschäf- tigt sich vor allem mit den Belangen der Familie und ist deren Vermittlerin und Vertrauensperson. Der Kinder- psychiater als Leiter des Teams trifft nach Erörterung in seiner Arbeits- gruppe letztlich die therapeutische Entscheidung und kontrolliert alle Behandlungen. Die Logopädin ist verantwortlich für die vollständige Untersuchung und Behandlung bei Sprach- und Schreibstörungen. Sie ist bemüht, die Kinder mit entspre- chenden Störungen früh zu erfassen, um verspätete langwierige und oft unbefriedigende Behandlungen zu vermeiden. Die Funktion des Psy- chologen beschränkt sich keines- wegs auf die psychologische Dia- gnostik, sondern schließt Psycho- therapie sowie psychopädagogische Tätigkeit in den Schulen ein. Die ana-

lytischen Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche sind über- wiegend teilzeitangestellt. Das macht eine größere Zahl notwendig, zugleich aber auch eine breitere Aus- wahl möglich.

Ein stadtteiltherapeutisches Zen- trum kann nur dann wirksam arbei- ten, wenn den Fragen der Koordina- tion, Kooperation und Kohärenz ein großer Platz eingeräumt wird. Ein Maximum an Informationsaustausch und weitgehende Transparenz der Aktivitäten der einzelnen ist erste

Vorbedingung für eine

reibungslose Zusammenarbeit. Zum Problem wird

immer wieder, daß bekanntlich jeder meint, bei psychologischen Fragen mitreden zu können, und auch die feste innere Überzeugung hat, seine Ansicht sei richtig, ein Umstand, der die individuell persönlichen Unver- träglichkeiten erheblich verstärkt.

Erschwerend kommt noch hinzu (meist als Variante des genannten Problems), daß zur Zeit eine arge Zersplitterung der einzelnen Psycho- therapieformen besteht und daß die einzelnen Richtungen weit davon entfernt sind, Gemeinsamkeiten mehr zu betonen als das, was sie trennt. Auch wenn hier nicht in allen Einzelheiten auf dieses wohl wichtig- ste Problem eines therapeutischen Stadtteil-Zentrums eingegangen werden kann, so dürfte an dieser Stelle dennoch verständlich werden, daß ein solches Problem nur durch ein gemeinsames Bezugs- und Orientierungssystem zu lösen ist.

Das französische Modell eines thera- peutischen Stadtteil-Zentrums ist auf das psychoanalytische Orientie- rungssystem gegründet. Die thera- peutischen Teams nehmen regelmä- ßig an Seminaren zur Reflexion über das psychodynamische Verständnis der von ihnen betreuten Patienten teil. Darüber hinaus bestehen theo- retische Auseinandersetzungen und Forschungsvorhaben über analyti- sche Fragestellungen, die das

„Centre Alfred Binet" in den Mittel- punkt von Lehre und Forschung über Kinder- und Jugendpsychiatrie in Frankreich gerückt haben. Zu erin- nern ist nur an die Zeitschrift „La Psychiatrie de L'Enfant" und die Buchreihe „Psychoanalyse et Psychiatrie de L'Enfant".

Halbstationäre

therapeutische Institutionen Zur Einrichtung für ambulante Be- handlung gehören weiter die soge- nannten halbstationären therapeuti- schen Institutionen. Sie sind für Kin- der gedacht, bei denen die rein am- bulante Behandlung durch intensi- vere Formen der Psychotherapie er- weitert und ersetzt werden muß. Im Laufe der Zeit sind, angepaßt an die

Bedürfnisse, die in Abbildung 1 auf- geführten

Institutionen entstanden:

Die Tagesklinik macht es den einzel- nen Teams möglich, Patienten unter- zubringen, die an schweren affekti- ven Störungen leiden, etwa an aus- geprägten Neurosen und Psychosen.

Es handelt sich um Kinder, die in der Gemeinschaft, in der sie leben, schlecht ertragen werden oder völlig unangepaßt sind.

Das Arbeitsziel ist, diese Kinder 12 bis 24 Monate lang intensiv zu be- handeln ohne sie völlig aus ihrer bis- herigen Umwelt, ihrer Familie, zu rei- ßen. 40 Kinder finden in dieser Ta- gesklinik Platz. Sie nehmen an schu- lischen, pädagogischen und künstle- rischen Aktivitäten aller Art teil, zu denen sich, an die einzelnen Fälle angepaßt, eine psychotherapeuti- sche Behandlung individueller und institutioneller Art gesellt. Die Insti- tution beschäftigt 30 Personen.

Bevor die Kinder, die ein oder zwei Jahre in der Tagesklinik behandelt wurden, wieder voll in den Schulbe- trieb eingegliedert werden können, erfahren sie für gewöhnlich eine Nachbehandlung in für diesen Zweck geshcaffenen Sonderklassen unter psychiatrischer Betreuung.

Die Einrichtung Familienzentrum für therapeutische Aktivitäten dient dazu, psychisch gestörte Kinder in

„Gastfamilien" unterzubringen, falls ihre eigenen Familien die Störungen nicht mehr ertragen können. Der Ort dieser Einrichtung liegt absichtlich 20 Kilometer vom XIII. Arrondisse- ment entfernt in der Vorstadt, damit wird zwar der Kontakt zwischen Kind und Familie aufrechterhalten, zu- gleich wird aber durch die Entfer- nung eine zu große Beeinträchti- gung der direkten Interaktionen ver- mieden. Die Arbeit dieses Familien- zentrums dient vornehmlich der Mo- bilisierung und Erleichterung des therapeutischen Konflikts. Sie hängt in erster Linie von der Fähigkeit der Gastfamilie ab, das Kind zu unter- stützen und Verständnis für das dau- ernde Auf-die-Probe-Stellen und Überprüfen von seiten des Kindes zu gewinnen, ohne das Kind zurückzu- stoßen. Sie hängt auch ab von dem Wert der Beziehung zwischen den beiden Familien. Das Leben in der

(4)

Beratung in den Schulen

(150 Kinder)

Beratung in Kinderheimen

und -krippen (50 Kinder)

Freizeitklub (60 Plätze)

Stadtteiltherapeutisches Zentrum Centre Alfred Binet

In Behandlung sind jährlich ca. 2000 Kinder und Jugendliche:

32% psychotherapeutische Behandlung 21 % logopädische Behandlung

10% psycho-pädagogische Behandlung 11 % spezifische therapeutische Institutionen

Einheit für intensive

Pflege (50 Plätze)

Tagesklinik (40 Plätze)

Familien- Zentrum für therapeutische

Aktivitäten (40 Plätze)

Abbildung 1: Aufbau des Stadtteil-Therapiezentrums — Centre Alfred Binet — in Paris

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Kinder- und Jugendpsychiatrie

Gastfamilie führt häufig zu einer Ent- dramatisierung der Konflikte mit der eigenen Familie und so zu einer Ver- besserung der Toleranz gegenüber den gestörten Kindern. Die Gastfami- lie muß für die schwierige Aufgabe, schwer gestörte Kinder aufzuneh- men, intensiv vorbereitet und beson- ders ausgebildet werden. In Gastfa- milien werden 40 Kinder betreut.

Nach den bisherigen Ergebnissen muß man im allgemeinen mit einer Aufenthaltsdauer von einem bis zu fünf Jahren rechnen. An Personal hat das „Familienzentrum bis jetzt benö- tigt: einen Psychiater, einen Psycho- therapeuten, zwei Sozialarbeiter, drei Erzieher und eine Sekretärin.

Die Einrichtung Einheit für intensive Pflege ist für Kinder gedacht, die tagsüber in die Schule gehen und nach der Schule für zwei oder drei Stunden in dieser Einrichtung aufge- nommen werden. Sie kommen aus gestörten Familien, und sind mei- stens schwer neurotisch oder prä- psychotisch und vor allem sprachge- stört.

In den Grundzügen ist die Arbeits- weise dieser Einrichtung folgende:

Jedes Kind hat eine verantwortliche Erzieherin, die seine Schularbeiten überwacht und sich für alle seine persönlichen Probleme interessiert.

Dem Kind stehen an verschiedenen Plätzen eine Reihe von Aktivitäten zur Verfügung wie die Malerei, die Rhythmik, handwerkliches Arbeiten, Spracherziehung, Pantomimik und Improvisation von Stücken. Manche dieser Kinder werden auch psycho- therapeutisch behandelt.

Die Einheit hat Patz für 50 Kinder.

Man rechnet im allgemeinen mit ei- ner Behandlungsdauer von sechs bis zwölf Monaten.

Prävention

Abschließend sei auf die Prävention eingegangen, ein Problem, das un- sere besondere Aufmerksamkeit ver- dient. Die Prävention gehört zu den hauptsächlichen Zielsetzungen der therapeutischen Stadtteil-Zentren

und kann, so hat es den Anschein, in wirksamer Weise erst durch eine solche komplexe Institution in An- griff genommen werden. Man hat oft polemisch gesagt, daß sich die Funk- tion der Psychiatrie zwischen der Rolle eines Feuerwehrmannes und eines Verwahrers erschöpfe. Ein psy- chotherapeutisches Team, das für die Bevölkerung eines Stadtteils ver- antwortlich ist, wird ganz natürlich dazu veranlaßt, hier Abhilfe zu schaf- fen.

Es ist einmal bemüht, das psychisch gestörte Kind und seine Familie so früh wie möglich zu erfassen und zu behandeln, und zum anderen daran interessiert, die Entwicklung des be- treuten oder behandelten Patienten und seiner Familie weiter zu verfol- gen, um vorzubeugen, daß es in

schwierigen Entwicklungsabschnit- ten erneut zur Dekompensation kommt.

Prävention ist auf verschiedenste Art möglich, und wir verfügen noch über nur wenige Kriterien dafür, wie auf die wirksamste Weise verfahren wer- den kann.

Im Centre Alfred Binet laufen eine Reihe von Forschungsarbeiten über präventive Aufgaben und Erfahrun- gen. Intensiv wird die Prävention seit fast 15 Jahren in den Schulen, den Kinderheimen und Kinderkrippen sowie mit Hilfe eines Freizeitklubs praktiziert. An dieser Stelle kann nicht auf die vielfältige Zusammen- arbeit zwischen den Lehrern und dem psychotherapeutischen Team eingegangen werden.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 9 vom 3. März 1977

595

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Kinder- und Jugendpsychiatrie

Wie groß die Mitarbeit der Lehrer ist, mögen folgende Zahlen verdeutli- chen: Von den Kindern und ihren Eltern erscheinen im Zentrum 58 Prozent auf Anraten der Schule, nur 16 Prozent aus eigener Initiative, 15 Prozent auf Anraten eines Arztes und 4 Prozent auf Anraten einer son- stigen Sozialeinrichtung.

Lelstu ngsüberprüfu ng

Die Leistung und die Effizienz der therapeutischen Teams wird ständig überprüft. Dies geschieht

..,. durch Kontrolle der einzelnen Psychotherapien,

..,. durch Diskussion innerhalb des therapeutischen Teams über Art und Weise des Vorgehens, ..,. durch monatliche Darstellung der

Ergebnisse,

..,. durch Erfahrungsaustausch zwi- schen den sieben therapeuti- schen Teams und schließlich ..,. durch statistische Erhebungen,

denen jeder einzelne Fall vor und nach der Behandlung in annä- hernd tausend Punkten unterzo- gen wird.

Das aufgezeigte Beispiel ist in seiner grundsätzlichen Konzeption wohl ei- ner der gewichtigsten Versuche ei- ner Neuorientierung. Es könnte dazu beitragen, daß Ärzte sich wieder ver- mehrt der zur Zeit von ihnen sehr vernachlässigten Betreuung der psy- chisch kranken Kinder zuwenden, so daß diese, vor allem was ambulante psychotherapeutische Hilfe angeht, zum Schluß nicht ohne ärztliche Mit- wirkung versorgt werden müssen.

Literatur

Stork, J. (1976) Stadtteiltherapeutische Arbeit mit Patienten und ihren Versuchspersonen.

Praxis der Psychotherapie 6, 1976

Anschrift des Verfassers: Privatdozent

Dr. med. Dr. phil.

Jochen Stork Konradstraße 14 8000 München 40

TECHNIK IN DER MEDIZIN

Vibrationsfreie Magnetrührgeräte

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Dieser Ist-Wert wird durch Takten der Heizung dem an der Skala ein- gestellten Soll-Wert angeglichen.

Eine Signallampe zeigt das Takten der Heizung an. Soll die Tempera- tur des Mediums nicht nur mit

±

1 o C, sondern mit einer Genau- igkeit von

±

0,5° C konstant gehal- ten werden, läßt sich ein Kontakt- thermometer anschließen. Alle Ge- räte der Baureihe tragen das VDE- Zeichen, das Funkschutzzeichen und das SEV-Prüfzeichen. Ha Hersteller:

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Die Geräte einer neuen Baureihe von Magnetrührern sind nahezu vibra-

tionsfrei und lassen sich stufenlos einstellen. Auch ihre Heiztemperatur ist

stufenlos regelbar. Die Wärme der Heizplattenoberfläche beträgt maximal

350 Grad Celsius Werkfoto

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