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Produktion / Logistik

EDV-gestützte Energieflußanalysen

Thomas SlVGER, Dipl.-/ng. Dr.techn., Jahrgang 1956. Studium Winschaftsinge- nieurwesenfür Maschinenbau;1984bis 1988Assistent am institutfür Winschafts- und Betriebswissenschaften (!WB), Forschungsschwerpunkt betriebliches Energiemana- gement; seit Jänner/989Projekt/eiter bei der Deutschen Lufthansa AG in Hamburg

Zur Ausgangssituation

Eine Reihe von am Institut für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften der TU- Graz in der Industrie durchgeführten Projektstudien und Diplomarbeiten zum Themenbereich «Energetische Betriebsanalyse» haben als Problemfelder vor al- lem erkennen lassen:

- Fehlende oder ungeeignete Meßausstattung - Boher Zeitaufwandfür die Datenerfassung

- Fehlende und unzureichende Energiedatendokumentation

- Boher Zeitaufwand für eine entsprechende Datenautbereitung und Datenver- arbeitung

- Keine klare VorsteUung von einem aUgemein einsetzbaren, detaillierten Vorge- hensmuster für betriebliche Energieflußanalysen und daraus resultierend ein gesteigerter Untersuchungsaufwand

Diese grobe Problemanalyse ließ es als sinnvoll erscheinen, sich mit der angesprochenen AufgabensteUungimRahmen einer wissenschaftlichen Arbeit eingehender zu befassen. [1] Ausgewählte Kernaussagen sindim folgenden Artikel dargesteUt.

1. Drei grundsätzliche Anmerkungen zur Analyse betrieblicher Energieflüsse

Einflußfaktoren

Die Ennittlung der betrieblichen Ener- giesituation, und damitimengeren Sinne des betrieblichen Energieflusses, erfor- dert eine komplexe Vorgangsweise, da ei- ne Reihe von unterschiedlichen Einfluß- faktoren berücksichtigt werden müssen;

dazu zählen vor allem:

- die Produktionssituation und damit . die BetriebszustäDde der betrachteten

Systeme

- der thennische Zustand der Umge- bung des betrachteten Systems - der Zeitraum, über den die Betrach-

tung angestellt wird.

Bilanzierungsfahigkeit

Bei der Ennittlung betrieblicher Ener- gieflüsse kann man sich die Bilanzie- rungsfuhigkeit der Energie zunutze ma- chen. Der Bereich innerhalb der Bilanz- hülle wird als «Black Box» aufgefaßt.

Grundsätzlich müssen folglich nur die über die Systemgrenzen fließenden Ener- giemengen und der Anfangs- und Endzu- stand des Systems untersucht werden; die Erscheinungen innerhalb des Systems bleiben außer Ansatz. [2, 3]

ModeUvorsteUung

Um Aussagen überdasenergetische Be- triebsgeschehen über längere Beobach- tungszeiträume zu erhalten, gibt es - da voll- und teilstatistischeErhebung~ndar- über aufgrund wirtschaftlicher Uberle- gungen kaum realisierbar sind - häufig nur die Möglichkeit der gedanklichen Konstruktion der Prozeßabläufe mit an-

genommenen Fertigungs- und Energie- verbrauchscharakteristiken (Modellvor- stellung) und einer stichprobenartigen Überprüfung. Die Güte eines solchen konstruierten Prozeßablaufes und der darauf aufbauenden Energieflußanalyse hängt wesentlich von der Untersuchungs- methodik und der Sorgfalt sowie Sach- kenntnis des Untersuchenden ab. [4]

2. Zum Vorgehen bei betrieb- lichen Energieflußanalysen

Die Forderung nach einem wirtschaftlich vertretbaren Untersuchungsaufwand ist nur durch die Anwendung eines weitge- hend standardisierten, aber flexibel ein- setzbaren Vorgehensmusters erfüllbar.

Die Entwicklung einer solchen Vorge- henskonzeption empfieWt sich gerade deshalb, weil der grundlegende Bearbei- tungsablauf bei Energieflußanalysen, nämlich

- Untersuchungsziele festlegen, - Aufgliedern des Betriebes in Aggre-

gate,

- AuswaW relevanter Aggregate, - Datenennittlung für die ausgewäWten

Aggregate,

- Erstellung der Einzelenergieflüsse bzw. -bilanzen und für diese Aggrega- te

- Zusammenführung zu Gesamtener- gieflüssen bzw. -bilanzen

immer gleichartig abläuft.

Die in Abb. I vorgestellte Methode zur Erfassung upd Abbildung betrieblicher Energieflüsse wurde in Anlehnung an die 6-Stufen-Methode der Systemgestaltung nach REFA [5] entwickelt. AusgewäWte wesentliche Teilbereiche sollen nachfol- gend näher beschrieben werden.

1) Das Setzen von Zielen

Unternehmungsziele/technisch-orga- nisatorische Zielelbetriebswirtschaft- liche Ziele/soziale Ziele/Tenninziele 2) Das Abgrenzen der Aufgabe Festlegen der Untersuchungsbereiche

• Minimalanforderungen an die Un- tersuchung festlegen

• Projektgruppe bilden

• Termine planen

3) Die Grobanalyse des ist-Zustan- des

• Grobanalyse des Energiebezuges und der Energieabgabe

• qualitative Ennittlung des Energie- flusses

• AuswaW, Abgrenzung und Be- schreibung der Aggregate

• Sammeln von meß- und betriebs- spezifischen Daten

• Zeitanalyse

4) Die Feinanalyse des ist-Zustan- des

• Erstellung eines Meßprogrammes

• Durchführung der Messung

• Analyse der Meßdaten 5)Die Datensynthese

• Ausführung der Vorberechnungen

• Quantifizierung der Einzelenergie- ströme

• Ennittlung der Einzel-Energieflüs- se bzw. -bilanzen

• Ennittlung der Gesamt-Energie- flüsse bzw. -bilanzen

6)Energieflußanalyse

• Berechnung von Kennzahlen

• Erstellung sonstiger Auswertungen

Abb. 1: Die 6-Stufen-Methode der Energiefluß- analyse

DER WlRI'SCHAFTSINGENlEUR 21 (1989) 1 19

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Produktion / Logistik

DATENflUSS [NERGJ(flUSSAIifAlYSE

Abb. 2: Datenl1uß der Energiel1ußermittlung

Die Zeitanalyse

Zur Verminderung desimRahmen von betrieblichen Energieflußanalysen ent- stehenden Meßaufwandes ist die Eintei- lung der Gesamtuntersuchungsdauer in sich regel- oder unregelmäßig wiederho- lende Umwandlungsabschnitte von größ-

3. Zum Modell

Nach der Erarbeitung der Vorgehens- konzeption galt es, ein entsprechendes EDV- gestütztes Berechnungsmodell zu entwickeln. Seine Grundstruktur ist in Abb. 3 dargestellt. Die Anforderungen an ein derartiges Berechnungsmodell sind nicht alle in maximaler Weise zu er- füllen. Bedenkt man die Vielfältigkeit und Komplexität der Untersuchungsob- jekte, so konkurrenzieren sich insbeson- dere die Forderung nach weitgehender Standardisierung und nach hoher flexi- bilität bzw. situativer Modifizierbarkeit.

Eine praxisorientierte Problemlösung muß deshalb von gemeinsamen Bestand- teilen aller Anwendungsfälle ausgehen und ihre Kombination bzw. situative An- passung optimal unterstützen.

Als vordringliche Detailanforderungen können genannt werden:

- Hohes Maß an Flexibilität durch mo- dularen Aufbau

- Hohes Maß an Standardisierung der Bearbeitungsabläufe

- Verwendung von gleichartigen stan- dardisierten Systembauteilen - Klare Trennung von Datenvorerhe-

bung und Datenfeinerhebung; von der Artder Meßdatenbeschaffung weitge- hend unabhängige Datenverarbeitung - Klare Struktur der Bearbeitung - Jedes Ausmaß der Detaillierung ist

möglich

- Eingriffsmöglichkeit auf jeder Bear- beitungsstufe

- Beliebig erweiterbar - Benutzerführung

- Anpassung und Ausbau ohne speziel- le Prograrnmierkenntnisse möglich - Untersuchungsaufwandkannzeitlich

gestreut werden; etappenweise Bear- beitung möglich

Datensynthese

Den prinzipiellen Datenfluß für die Kembereiche der 6-Stufen-Methode, nämlich die Grob- bzw. Feinanalyse und die Datensynthese, zeigt Abb. 2. Er bein- haltet insbesondere:

- Die Ausführung von Vorberechnun- gen (z.B. die Berechnung des Heiz- wertes des eingesetzten Brennstoffes) - Die QuantifJzierung der Einzel-Ener- gieströme (z.B. Energiestrom Brenn- stoff)

- Die Ermittlung der Einzel-Energie- flüsse bzw. -bilanzen (z.B. für einen Heizkessel)

- Die Ermittlung der Gesamt-Energie- flüsse bzw. -bilanzen; die vorliegen- den Einzel-Energiebilanzen sind da- bei strukturell zur Gesamt-Energie- bilanz zu verknüpfen

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Dltenverar-be'tung

ter Bedeutung. Bei praktischen Untersu- chungen gilt es meist, den Jahresenergie- fluß zu ermitteln. Gelingt es, diesen Ge- samtumwandlungsablauf beispielsweise für ein der Produktion zugehöriges Ag- gregat in geeignete Zeitintervalle (Um- wandlungsabschnitte) wie etwa

- Produktionstag mit hoher Auslastung - Produktionstag mit mittlerer Ausla-

stung

- Produktionstag mit geringer Ausla- stung

- kein Produktionstag

aufzuteilen, so kann die tatsächliche Meßdatenerfassung auf diese wenigen Umwandlungsabschnitte beschränkt werden.

Die abschließende Aufgabe der Zeitana- lyse besteht dann lediglich darin, die An- teile der einzelnen Umwandlungsab- schnitte (z.B. Produktionstag mit hoher Auslastung) an der gesamten Untersu- chungsdauer (z.B. Kalenderjahr) zu er- mitteln. Nachfolgend kann der Jahres- energiefluß für das betreffende Aggregat hochgerechnet werden.

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Die FestIegung der Untersuchungsbe- reiche

Grundsätzlich kann die Untersuchung ein einzelnes Aggregat, eine Gruppe von Aggregaten, einen Teilbereich des Be- triebes oder auch den gesamten Betrieb umfassen. Auswahlkriterien sind unter anderem:

- die Zugehörigkeit zu einem in der Un- tersuchungszielsetzung festgelegten Untersuchungsschwerpunkt

- die Energieintensität - die Höhe der Energiekosten

- der Stellenwert innerhalb der betrieb- lichen Energieversorgung (Engpaßsi- tuation)

- die Beeinflußbarkeit

- die zu erwartende Wirtschaftlichkeit der Untersuchung

20 DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 2\ (1989) \

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Produktion / Logistik

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Abb. 3: Modellgrobstruktur CAESAR [9]

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- Integrierte Dokumentationsmöglich- keit und damit kein zusätzlicher Do- kumentationsaufwand

4. Zum Nutzen betrieblicher Energieflußanalysen

Für die Auswertung und Interpretation desimZuge der Energieflußanalyse ge- wonnenen Zahlenmaterials empfieWt sich die Bildung entsprechender Kenn- zaWen. [6,7] Ausgehend von den ermit- telten Energiebilanzen kann zur Verdeut- lichung des energetischen Betriebsge- schehens ein Energieflußbild, vorzugs- weise in Form eines Sankey-Diagram- mes, gezeichnet werden.

Ganz wesentlich sind die ermittelten Energieflüsse bzw. -bilanzen als Basis für eine Bewertung des Ist-Zustandes. Dazu sind erkennbare Stärken bzw. Schwach- stellen und Mängel zu beschreiben und in einem Stärken/Schwächen-Katalog zu dokumentieren sowie Ansatzpunkte für Verbesserungen aufzuzeigen [8].

5. Zusammenfassung

Imvoranstehenden Artikel habe ich ver- sucht, Ihnen die AufgabensteIlung der betrieblichen Energieflußanalyse ge- samthaft näherzubringen und vonmirer- arbeitete LösungsvorscWäge für ausge- wäWte Teilbereiche ansatzweise vorge- stellt. Darüber hinaus habe ich die Grundstruktur eines EDV-gestützten Lö- sungsmodells beschrieben. Ich hoffe da- mit allen mit dieser doch sehr spezifi- schen Problemstellung befaßten Lesern eine Orientierungshilfe gegeben zu ha- ben.

Literatur:

[1] STÜGER, T.: EDV-gestützte Energieflußana- lyse, Dissertation, TU Graz, Graz 1988 (2) MOOG,

w.:

Betriebliches Energiehandbuch,

Ludwigshafen 1983, S.77.

[3] REFA - Verband fiir Arbeitsstudiurn undBe- triebsorganisation e.V. (Hrsg.): Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 3: Kostenrechnung, Arbeitsgestaltung, 7. Aufl., München 1985, S. 132.

[4] GEHRECKE, S., SCHAEFER, H., SCHEN- KEL, G.: Methoden der Energieverbrauchsfor- schung, in: Praktische Energiekunde, 14 (1966) 2/3,S.25.

[5] REFA - Verband fiir Arbeitsstudiurn undBe- triebsorganisation e.Y. (Hrsg.): Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 3: Kostenrechnung, Arbeitsgestaltung, 7. Aufl., München 1985, S. 70ff.

[6] SCHAEFER, H.: Gewinnen und Verarbeiten energetischer Daten, lfE- Schriftenreihe, Heft 5,3. Aufl., München 1982, S. 31ff.

[7] MOOR, M.: Energie-Controlling - Konzepte zur rationellen betrieblichen Energiebewirt- schaftung, TU Graz, Graz 1985, S. 128.

[8] Vgl. VDI 3922 - Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Energieberal\Jng für Industrie und Ge- werbe, Ausgabe Juli 1984, Düsseldorf 1984, S.4.

[9] CAESAR= Computer Aide<! Energie Studies And Reports

DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 21 (1989) I 21

Referenzen

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