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Der NVV lebt

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104 IP Juli/August 2010

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Magazin

Der NVV lebt

Aber langfristig nur, wenn die iranische Bombe verhindert werden kann

Oliver Thränert | Zum Abschluss der Überprüfungskonferenz des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrags (NVV) konnten sich die Delegationen auf eine gemeinsame Erklärung einigen; dies war ein bescheidener Erfolg. Doch die Zukunft des NVV hängt ganz entscheidend davon ab, ob der Iran an der weiteren Entwicklung einer Atomwaffenoption gehindert werden kann.

War das ein Erfolg? Am Nachmittag des 28. Mai 2010 stimmten die Mit- glieder des Nuklearen Nichtverbrei- tungsvertrags (NVV) zum Abschluss ihrer Überprüfungskonferenz in New York einstimmig vier Aktionsplänen zu, die sich den drei Pfeilern des Ab- kommens – Abrüstung, Nichtverbrei- tung und friedliche Nutzung der Kernenergie – sowie der Einrichtung einer massenvernichtungswaffenfrei- en Zone im Nahen Osten widmen.

Anders als noch 2005 gingen die De- legationen somit nicht im Streit und ohne Ergebnis auseinander. Wäre es wieder so gekommen, wäre das Urteil der Medien wie der Experten wohl eindeutig gewesen: Dieser Vertrag hat seine Seele ausgehaucht, seine Hülle wird nun bald verfallen.

Auch wenn die einzelnen Elemen- te der Aktionspläne sehr vage gehal- ten sind und in der Substanz wenig Fortschritte bringen, die Vertragsstaa- tengemeinschaft konnte sich wenigs- tens auf eine Bekräftigung der drei

NVV-Pfeiler verständigen. Gut bera- ten war ohnehin, wer die Konferenz nicht mit allzu hohen Erwartungen überfrachtete. Zu zerstritten sind die Mitgliedsstaaten seit geraumer Zeit.

Viele Nichtkernwaffenstaaten forder- ten auch bei ihrer diesjährigen Zusam- menkunft konkrete Zeitpläne für die nukleare Abrüstung – ein Ansinnen, das die Kernwaffenstaaten verwarfen.

Umgekehrt wollten sie wie auch viele Nichtkernwaffenstaaten vornehmlich der Nordhalbkugel die Verifikation stärken und eine Reform des nuklea- ren Brennstoffkreislaufs voranbrin- gen, die sensitive Technologien wie Urananreicherung und Wiederaufbe- reitung in den Händen weniger Staa- ten belässt. Beides lehnte die Mehrheit der Schwellen- und Entwicklungslän- der entschieden ab. So enthalten die Aktionspläne zu diesen Punkten viele Worthülsen, aber wenig Konkretes.

Konkret wurde es lediglich hin- sichtlich der Frage nach der Einrich- tung einer massenvernichtungswaf-

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IP Juli/August 2010 105

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fenfreien Zone in Nahost. Unter der Führung Ägyptens drängten die arabi- schen Länder und der Iran mit Blick auf Israels nie bestätigten Atomwaf- fenbesitz auf baldige Fortschritte. Tat- sächlich einigten sich die Vertragsstaa- ten auf die Durchführung einer Konfe- renz zur Vorbereitung der Einrichtung einer massenvernichtungswaffenfrei- en Zone Nahost im Jahr 2012.

Möglich wurde dieses Ergebnis, weil die Obama-Administration Füh- rungswillen unter Beweis stellte und ihre Nuklearpolitik sehr sorgsam or- chestriert hatte: Erst Obamas Prager Rede vom April 2009 über die globale Null für Kernwaffen; dann das am gleichen Ort ein Jahr später unter- zeichnete neue Abrüstungsabkommen mit Russland; die neue US-Nuklear- doktrin, die die Bedeutung von Atom- waffen für die amerikanische Vertei- digungspolitik deutlich zurückfährt;

und schließlich der Gipfel über die atomare Sicherheit in Washington.

Auf der NVV-Überprüfungskonfe- renz hatte die US-Delegation für das Ergebnis einen Preis zu zahlen: Der Iran wird im Schlussdokument nicht als ein Staat genannt, bei dem Zweifel an seiner Vertragstreue bestehen.

Hätte Washington auf eine entspre- chende Passage bestanden, wäre Tehe- ran die Chance gegeben worden, ein Schlussdokument, das normalerweise einstimmig angenommen wird, zu ver- hindern. Indem die USA den Iran nicht in die Ecke drängten und zu- gleich mit Ägypten einen Kompromiss bei der Frage der massenvernichtungs- waffenfreien Zone Nahost fanden, ge- lang es der Konferenz am Ende, Iran vollständig zu isolieren. Dazu war ein weiteres Zugeständnis der Amerika- ner erforderlich: Israel wird von den

NVV-Mitgliedern aufgefordert, umge- hend dem Vertrag als Nichtkernwaf- fenstaat beizutreten. Es soll ferner seine nuklearen Anlagen für IAEO- Inspektionen öffnen. Präsident Obama schwächte diesen Textteil ab, indem er die Erwähnung Israels nach Konferen- zende bedauerte und zusagte, eine Ge- fährdung der nationalen Sicherheit des Landes nicht zuzulassen.

Aus israelischer wie auch amerika- nischer Sicht kommt es ohnehin ent- scheidend darauf an, ob es gelingt, den Iran an der weiteren Entwicklung einer Atomwaffenoption zu hindern.

Dies ist letztlich auch für die Zukunft des NVV ausschlaggebend. Würde Te- heran trotz rechtlich verbrieftem Ver- zicht auf Kernwaffen zu einer virtuel- len Atommacht, drohten alle Dämme zu brechen und weitere NVV-Mitglie- der würden dem schlechten Beispiel des Iran folgen. Der NVV wäre kli- nisch tot.

Um eine solche Entwicklung zu verhindern, ist New York schon der richtige Ort: nämlich der UN-Sicher- heitsrat. Dort setzte sich Washington schon bald nach Ende der NVV-Über- prüfungskonferenz mit seinem Verlan- gen nach einer neuen Iran-Resolution durch. Erst wenn auf diesem Wege die drohende iranische Bombe verhindert worden ist, werden wir wissen, ob die NVV-Überprüfungskonferenz 2010 ein kleiner Erfolg auf dem Weg zur Rettung des NVV war.

Dr. OLIVER THRÄNERT ist Senior Fellow bei der Stiftung Wissen- schaft und Politik in Berlin.

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