• Keine Ergebnisse gefunden

Gendermedizin

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Gendermedizin"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

106 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

N

icht nur beim

Herzinfarkt, auch bei vielen ande­

ren Erkrankun­

gen zeigen Männer und Frauen unterschiedliche Beschwerden und reagieren anders auf Thera­

pien. Beispielsweise bleiben De­

pressionen bei Männern oft un­

erkannt, da sie nicht unbedingt antriebslos werden, die psychi­

sche Erkrankung kann sich in Wut oder Aggressivität äußern.

Außerdem unterliegen die Ge­

schlechter unterschiedlichen Risikofaktoren und weisen häu­

fig heterogene Behandlungsrisi­

ken auf.

Standard: Mann Dennoch be­

trachtete man in der Heilkunde,

zumindest in älteren Lehrbü­

chern, nur ein „männliches Neu­

trum“ und es wurde kaum zwi­

schen Männern und Frauen un­

terschieden – lediglich durch die Gynäkologie grenzte sich das weibliche vom männlichen

MEDIZINISCHE FACHGEBIETE

Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrem Krankheitsverlauf, weisen unterschiedliche

Verhaltensmuster auf und reagieren auf die Umwelt geschlechtsspezifisch. Die Behandlung sollte daher in einigen Fällen geschlechtsabhängig variieren.

Gendermedizin

© Deagreez / iStock / Getty Images

a

(2)

IHRE VORTEILE

MONATLICHE FORTBILDUNGEN

TOPINFORMIERT IN BERUF & PRAXIS

REPETITORIUM IN JEDEM HEFT

SUPPLEMENTS UND SONDERHEFTE

EXKLUSIVE GEWINNAKTIONEN

Ja, ich möchte weitere kostenlose Ausgaben von DIE PTA IN DER APOTHEKE für meine Mitarbeiter/Kollegen bestellen.

Anzahl der zusätzlichen Exemplare Straße, Haus-Nr. oder Postfach

E-Mail *

Jetzt bestellen: direkt per Telefon unter 06 11/5 85 89-262 oder einfach faxen an 06 11/5 85 89-269

Name der Apotheke PLZ, Ort

Bequem per Post: Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, Leserservice DIE PTA IN DER APOTHEKE, Postfach 57 09, 65047 Wiesbaden.

Datum Unterschrift

* Ja, ich bin damit einverstanden, dass die Umschau Zeitschriftenverlag GmbH mich per Telefon, E-Mail und schriftlich über weitere interessante Angebote informiert.

Diese Einverständniserklärung kann ich jederzeit unter Angabe meiner Adresse durch Mitteilung an die Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, Postfach 57 09, 65047 Wiesbaden oder per E-Mail an service@uzv.de widerrufen.

Das Abonnement läuft ab sofort bis auf Widerruf.

Vetrauensgarantie: Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen ab Bestelldatum ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen werden. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung an die Umschau Zeitschriftenverlag GmbH.

11/2019

Dann bestellen Sie jetzt WEITERE, für Ihre Apotheke kostenlose Exemplare, damit alle PTA in Ihrem Team zeitnah ein eigenes Heft lesen können.

Bezieht Ihre Apotheke schon ein Exemplar von

DIE PTA IN DER APOTHEKE?

Aboanzeige_zusätzliche_Gratishefte.indd 2 18.10.19 10:21

(3)

108 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2019 | www.diepta.de

PRAXIS MEDIZINISCHE FACHGEBIETE

Geschlecht ab. Lange Zeit wurde in der Medizin so getan, als würden Krankheiten ge­

schlechtsneutral sein. Diese An­

sicht hat jedoch Nachteile für beide Seiten: eine verspätete Herzdiagnostik bei Frauen oder das Übersehen von „Frauen­

krankheiten“ bei Männern wie beispielsweise Osteoporose. Me­

dikamente wurden bis in die 1990er Jahre hauptsächlich in klinischen Studien an Männern getestet, da die männliche Per­

sonengruppe von hormonellen Schwankungen durch Monats­

zyklus oder Menopause ver­

schont bleibt. Außerdem wurden Frauen seit den Sechzigerjahren von klinischen Arzneimittel­

studien ausgeschlossen, weil etli­

che Kinder mit Fehlbildungen auf die Welt kamen, nachdem werdende Mütter in der Schwan­

gerschaft das Schlaf­und Beruhi­

gungsmittel Thali domid einge­

nommen hatten. Nach der Zulas­

sung von bestimmten Wirkstof­

fen kam es zu unerwünschten Wirkungen bei Frauen, die in den Untersuchungen an Män­

nern nicht aufge treten waren.

Anfang der 1990er Jahre häuften sich daher Meldungen, dass ver­

schiedene Substanzen bei Pa­

tientinnen einen anderen Effekt hätten als bei Patienten. 1994 wurden in den USA daher me­

dizinische Richt linien publiziert, in denen gefordert wurde, dass klinische Untersuchungen auch mit weiblichen Versuchsperso­

nen durchgeführt werden soll­

ten.

Warum wirken Arzneimittel geschlechtsspezifisch? Der Grund dafür, dass Männer und Frauen manche Wirkstoffe un­

terschiedlich verstoffwechseln, liegt in einem schnelleren Ab­

bau einiger Substanzen durch die männliche Leber. Darüber hin­

aus gibt es Abweichungen in der Wirksamkeit von Arzneimitteln, zum Beispiel spricht der weib­

liche Organismus stärker auf das Schmerzmittel Morphin an als der männliche Körper. Auch der Magen­Darm­Trakt arbeitet auf­

grund der ungleichen Enzym­

aktivität bei Männern und Frauen unterschiedlich schnell.

Manche Medikamente werden bei Männern, andere bei Frauen rascher abgebaut – Zytostatika werden beispielsweise von Frauen langsamer ausgeschie­

den. Da der Fettgehalt im weib­

lichen Organismus höher ist, la­

gern sich einzelne Wirkstoffe ab und verbleiben länger im Or­

ganismus.

Herzen schlagen anders Die Gendermedizin erhielt erstmals im Zusammenhang mit Herz­

erkrankungen bei Frauen ihre Aufmerksamkeit. Die US­ameri­

kanischen Ärztinnen Elizabeth Barrett Connor und Bernadine Healy fanden zu Beginn der neunziger Jahre heraus, dass männliche und weibliche Herzen auf unterschiedliche Weise er­

kranken. Herzinfarkte machen sich beim weiblichen Geschlecht durch andere Alarmzeichen be­

merkbar, die Beschwerden sind bei Frauen eher unspezifisch. Be­

troffene leiden unter starker Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbre­

chen oder unter Schmerzen im Oberbauch. Aufgrund der ab­

weichenden Symptomatik wer­

den Herzerkrankungen bei weib­

lichen Patienten gelegentlich zu spät erkannt oder falsch dia­

gnostiziert. Eine weitere Beson­

derheit betrifft die Symptome im Brustbereich: Statt über hef­

tige Schmerzen klagen Frauen eher über ein Druck­ und Enge­

ge fühl.

Rauchen und Stress gelten für Frauen als besonders schäd­

lich: Raucherinnen haben ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko für Herz­Kreislauf­Erkrankun­

gen im Vergleich zu Rauchern, außerdem kann Stress für das Auftreten sowie für einen un­

günstigen Verlauf eines Herzin­

farktes verantwortlich sein.

Das Fachgebiet der Genderme­

dizin beachtet somit geschlechts­

spezifische Besonderheiten und geht der Frage nach, welche Be­

deutung das Geschlecht für Ge­

sundheit, Prävention, Behand­

lung oder Reha hat. Die Bezeich­

nung „geschlechtsspezifisch“

schließt zum einen die Kom­

ponente des biologischen Ge­

schlechts, zum anderen die so­

ziokulturelle Dimension mit ein.

Beide Geschlechter profitieren, wenn man ihre Unterschiede wahrnimmt und Therapien so­

wie Präventionsangebote auf sie abstimmt. Dafür setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Ge­

schlechtsspezifische Medizin e.V.

(DGesGM) ein, zudem unter­

stützt sie die Geschlechterfor­

schung sowie die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die medizinische Praxis.

Weitere Unterschiede Ge­

schlechtsspezifische Differenzen gibt es auch bei Diabetes, Alz­

heimer, Osteoporose, Schlagan­

fällen, in der Psychiatrie und in der Hirnforschung. Diabetike­

rinnen sind in der Regel schon zu Beginn der Erkrankung in einer ungünstigeren Verfassung und weisen schlechtere Entzün­

dungs­ und Blutfettwerte auf.

Zusätzlich sind an Diabetes er­

krankte Frauen stärker Herzin­

farkt­gefährdet als Männer mit einer entsprechenden Diagnose, außerdem erleiden sie eher einen Schlaganfall, eine Unterzucke­

rung oder eine Depression. Ge­

nerell zeigen Frauen vermehrt Entzündungsreaktionen, weil die Immunantwort bei ihnen stärker ausfällt als beim männlichen Geschlecht. Auch Schmerzen und Juckreiz werden abweichend empfunden: Männern juckt es meist an den Armen, Frauen an den Beinen. Studien aus der Neuropsychologie deuten darauf hin, dass die Leistungsfähigkeit

von Männern nach einem Schlag­

anfall deutlicher abnahm als bei Frauen: Männer mit linkshe­

misphärischer Schädigung haben oft sprachliche Probleme, wäh­

rend die rechtshemisphärische Beteiligung das räumliche Den­

ken einschränkt. Zudem ver­

nachlässigt die „männliche“ Me­

dizin häufig psychische Aspekte wie die postoperative Betreuung von Prostatakrebs im Vergleich zur psychologischen Brustkrebs­

nachsorge bei Frauen.

Gender Score Frauen leben durchschnittlich länger als Män­

ner, obwohl sie unter einer höhe­

ren Komorbidität leiden und somit weniger Jahre gesund sind.

Dies ist nicht nur auf biologische Faktoren, sondern ebenso auf Lebensstil­, Umwelt­ und psy­

chosoziale Bedingungen zu­

rückzuführen. Wissenschaftler arbeiten daran, die Komponente

„Gender“ messbar zu machen.

Ihr Ziel ist es, einen Score zu entwickeln, welcher der indivi­

duellen Risikoabschätzung dient.

Damit ließen sich Erkrankun­

gen durch präventive Maßnah­

men verhindern, beispielsweise könnte die Wahrscheinlichkeit eines Reinfarkts nach einem vor­

ausgegangenen Herzinfarkt er­

mittelt werden.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin a

(4)

www.facebook.com/ptainderapotheke

WERDEN SIE FAN UND MIT UNS AKTIV AUF FACEBOOK.

© Rasulovs / iStock / Getty Images

ANZEIGE

PTA11_19_Anz_Facebook.indd 3 15.10.19 15:23

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Rahmen der Maßnahmen zur gleichstellungsorientierten Personalpolitik werden gezielte Maßnahmen der Frauenförderung erfolgreich praktiziert und sind ein unverzichtbarer

Managementoptimierung betrachtet wird, indem vermeintliche Unterschiede des Arbeitsvermögens von Frauen und Männern gewinnbringend für die Organisation genutzt würden. In solch

Nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit beginnt für die Jugendlichen die Pha- se der weiteren allgemeinbildenden oder beruflichen Ausbildung. Sowohl bei den Frauen wie auch

Die Entgeltordnung des Tarifvertrags der Länder (TV-L) auf dem Prüfstand“ der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) vom Februar 2018 umzugehen, dass die

In Artikel 1 und 2 heißt es, dass „die Gemein- schaft im Rahmen ihrer Tätigkeit, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt durch die Strukturfonds zu stärken, außerdem

Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland insgesamt – zuletzt gut 21 Prozent für das Jahr 2015 – ist völlig ungeeignet.. Daran ändert auch der Umstand

Gewichtete Ergebnisse auf Basis eines selektionskorrigierten OLS-Modells mit dem Standardmodell Geschlecht, Alter, quadriertes Alter, Berufserfahrung, in Ausbildung

Wenn mit einer Personenbezeichnung Männer und Frauen be- zeichnet werden sollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: es können entweder beide Formen des Wortes (die maskuline und