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Juvenile idiopathische Arthritis (JIA)

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76 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2017 | www.diepta.de

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er Definition versteht man unter einer JIA eine länger als sechs Wochen andau- ernde Gelenkentzündung bei Kindern unter 16 Jahren, für die keine andere Ursache gefunden wer- den kann. Die JIA basiert auf einer Fehlregulation des Immunsystems

und ist die häufigste systemische Au- toimmunerkrankung im Kindesalter.

Etwa eines von 1000 Kindern ist be- troffen. Oder mit anderen Worten:

In Deutschland leben etwa 15 000 Menschen bis 16 Jahre mit dieser Er- krankung. Gemäß der derzeit gülti- gen Kriterien der International Le-

ague Against Rheumatism (ILAR) werden sieben Subtypen der JIA un- terschieden.

Die genaue Ursache für die JIA ist unbekannt, offenbar erhöhen aber bestimmte immunogenetische Fak- toren wie beispielsweise bestimmte HLA-Allele das Risiko für eine Er- krankung. Die Betreuung und Be- handlung erfolgen multidisziplinär:

Übergreifendes Ziel ist es, dass die Kinder und Jugendlichen sich in ihrem familiären und sozialen Um- feld so weit wie möglich normal ent- wickeln und aufwachsen können.

Dafür gilt es die Krankheitsaktivität und die Schmerzen zu reduzieren und, wenn möglich, vollständig zu unterdrücken. Darüberhinaus ist auch eine psychologische/sozialme- dizinische Betreuung der Patienten und ihrer Familien erforderlich. Ins- gesamt ist weniger als die Hälfte der Betroffenen langfristig in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt, allerdings mit erheblichen Unter- schieden zwischen den einzelnen Formen.

Systemische JIA Die systemische Arthritis macht etwa fünf bis zehn Prozent aller JIA-Fälle aus und wird auch als Still-Krankheit bezeichnet.

Der Beginn liegt häufig im Klein- kindalter. Zusätzlich zu einer Arthri- tis an mindestens einem Gelenk haben die Patienten zu Beginn typi-

Juvenile idiopathische Arthritis (JIA)

Bereits Kinder und Jugendliche können chronische entzündliche

Gelenkerkrankungen bekommen. Die verschiedenen Formen unterscheiden sich hinsichtlich Ausprägung und Prognose erheblich.

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PRAXIS RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2017 | www.diepta.de

scherweise über mehr als 14 Tage undulierendes, also in Wellen auftre- tendes Fieber. Außerdem muss min- destens eines der folgenden Symp- tome vorhanden sein, damit die Diagnose gestellt werden kann: ein vorübergehendes lachsfarbenes Ex- anthem, Lymphadenopathie, vergrö- ßerte Le ber und/oder Milz sowie eine Serositis (Myokartditis, Pleuritis oder Peritonitis). Dabei können das Fieber und die systemischen Mani- festationen mehrere Wochen vor der Arthritis auftreten. Häufig sind zu- nächst nur wenige Gelenke asymme- trisch betroffen; später sieht man oft ein polyartikulär symmetrisches Be- fallsmuster. Durch die hohe Entzün- dungsaktivität können die Gelenke zerstört und unbeweglich werden;

Wachstumsstörungen sind häufig.

Für die Therapie werden Glukokorti- koide, Basistherapeutika (Metho- trexat, Azathioprin, Ciclosporin A) sowie auch Biologika eingesetzt. Das Ansprechen auf diese Therapien ist jedoch sehr unterschiedlich.

Oligoartikuläre JIA Die Oligoar- thritis macht etwa die Hälfte aller Fälle der JIA aus und ist damit die häufigste Form. Sie liegt vor, wenn initial ein bis vier Gelenke betroffen sind, meist Knie-, Sprung- oder Handgelenke. Die Oligoarthritis wird als persistierend bezeichnet, wenn es innerhalb von sechs Mona- ten bei maximal fünf betroffenen Ge- lenken bleibt. Werden es mehr, so spricht man von einer „extended“

oligoartikulären JIA. Mädchen er- kranken häufiger als Jungs. Betrof- fene Kleinkinder wollen häufig ge- tragen werden und/oder nehmen Schonhaltungen ein. Typisch ist auch eine morgendliche Steifigkeit.

Systemische Manifestationen fehlen völlig, es können aber Entzündun- gen am Auge auftreten (Uveitis).

Diese gilt es rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Um Fehlstellungen und Bewegungs- einschränkungen zu reduzieren, wird Physiotherapie begleitend mit Kälte- und Wärmebehandlungen eingesetzt. Für die medikamentöse

Behandlung kommen zunächst nichtsteroidale Antiphlogistika so- wie lokale Steroidinjektionen in die betroffenen Gelenke infrage. Unter Umständen können die Steroide auch systemisch gegeben werden.

Reicht dies nicht aus, können als Basistherapeutika Metothrexat oder Sulfasalazin eingesetzt werden. Bei schweren Verläufen mit mehr be- troffenen Gelenken stehen Biologika zur Verfügung. Bei rund vier von fünf Pa tienten kommt es zu einer voll ständigen Remission; sie sind im Erwachsenenalter beschwerdefrei.

Polyartikuläre JIA Bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen sind bereits im ersten halben Jahr nach Krank- heitsbeginn mehr als fünf Gelenke meist symmetrisch betroffen – sie haben eine polyartikuläre JIA. Je nachdem, ob sich der Rheumafaktor im Blut nachweisen lässt, wird die polyartikuläre JIA unterteilt in Rheumafaktor-negativ (die überwie- gende Mehrheit) und Rheumafak- tor-positiv. Die Rheumafaktor-nega- tive JIA beginnt überwiegend in den ersten Lebensjahren; die Rheu- mafaktor-positive Form tritt dage- gen bei älteren Kindern auf und ist als frühe Manifestation der rheuma- toiden Arthritis des Erwachsenenal- ters zu sehen. In beiden Fällen sind Mädchen deutlich häufiger betroffen als Jungs. Große und kleine Gelenke sind symmetrisch betroffen.

Die Therapie erfolgt ähnlich wie der bei Oligoarthritis, allerdings liegt bei etwa drei Vierteln der Betroffenen beim Übergang ins Erwachsenen- alter immer noch eine aktive Er- krankung vor. Entsprechende Langzeitkomplikationen wie Ge- lenkkontrakturen, Knorpel- und Knochenerosionen, Wachstumsver- zögerung, Osteoporose; Sehbeein- trächtigung durch die Uveitis und psychosoziale Belastungen können die Lebensqualität einschränken.

Juvenile Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA) Etwa zehn bis 15 Prozent aller JIA-Patienten leiden an einer EAA. Hier sind zusätzlich zu

der Arthritis bei manchen Gelenken besonders an den unteren Extremi- täten auch die Enthesen, also die An- satzstellen der Sehnen an den Kno- chen betroffen. Genauer gesagt können die Sehnen selbst, die Seh- nenscheiden und/oder die Sehnen- ansätze entzündet sein. An einer EAA erkranken mehr Jungen als Mädchen. Ein relevanter Anteil ent- wickelt im Verlauf eine ankylosie- rende Spondylitis. Außerhalb des Skeletts kann wiederum eine Uveitis, aber auch eine Beteiligung des Her- zens auftreten.

Für die Behandlung werden zu- nächst nichtsteroidale Antiphlogis- tika eingesetzt, um die Entzündung zu hemmen. Bei Bedarf kommen auch Steroide lokal oder systemisch zum Einsatz. Als Basistherapeutika kommen Sulfasalazin oder Meto- threxat infrage. Bei schweren Ver- läufen ist auch der Einsatz von Bio- logika möglich.

Juvenile Psoriasisarthritis Eine Arthritis in Verbindung mit einer Schuppenflechte tritt bei etwa fünf bis zehn Prozent aller JIA-Betroffe- nen auf. Eine juvenile Psoriasisar- thritis wird auch dann diagnostiziert, wenn neben einer Arthritis zwei der drei folgenden Kriterien erfüllt sind:

Daktylitis, Tüpfelnägel/Onycholyse/

Psoriasis bei einem Verwandten ers- ten Grades. Der Ausbruch der Er- krankung liegt häufig im Kindergar- tenalter. Es können große und kleine Gelenke betroffen sein, das Befalls- muster ist asymmetrisch. Die Thera- pie erfolgt ähnlich wie bei der EAA.

Nicht klassifizierbare Arthritis Bei einem kleinen Anteil der Patien- ten lässt sich die Erkrankung nicht sicher einer der beschriebenen For- men zuordnen. ■

Dr. rer. nat. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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