03.11.2014
Autoren bei Bloch: Jürgen Becker liest "Reise nach Leipzig"
Das Ernst-Bloch-Zentrum, Walzmühlstraße 63, lädt ein zu einer moderierten Lesung mit Jürgen Becker am Donnerstag, 13. November 2014, um 19 Uhr. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Mauerfalls liest der Schriftsteller seine Kurzgeschichte "Reise nach Leipzig". Die Lesung wird von Dr. Renatus Deckert moderiert, Herausgeber des Buches "In der Nacht, in der die Mauer fiel", in dem "Reise nach Leipzig" veröffentlicht wurde.
Die Kurzgeschichte "Reise nach Leipzig" ist ein Seitenstück zu seinem Roman "Aus der Geschichte der Trennungen", der im Sommer 1999 erschien. In diesem Roman schlagen sich Beckers Eindrücke nieder, die er von Ostdeutschland sammelte, nachdem er zum ersten Mal seit 42 Jahren, im November 1989, in den Osten zurückkehrt. Viele seiner seit dieser Zeit entstandenen Werke tragen eine "Erinnerungsthematik". Mithilfe seiner Figur Jörn erzählt er aus seinem Leben und seinen Erinnerungen, die mit dem Besuch der kurzzeitigen Heimat
verbunden sind.
Jürgen Becker wurde 1932 in Köln geboren, lebte zwischen 1939 und 1947 in Leipzig und kehrte nach kurzen Umwegen über Osterwieck im Harz und Waldbröl 1950 nach Köln zurück. Er erlangte mit seinem ersten Prosatext "Felder" 1968 große Aufmerksamkeit und festigte mit den Nachfolgestücken "Ränder" und "Umgebung" seinen Ruf als experimenteller Autor.
Auch in seinen nachfolgenden Büchern wagte er gerne den Grenzübertritt, so veröffentliche er 1971 das Fotobuch "Eine Zeit ohne Wörter" und setzte in den 70igern und 80igern neben seine Prosawerke auch lyrische Gedichtbände, wie "Das Ende der Landschaftsmalerei" (1974) oder
"Odenthals Küste" (1986). Am 25. Oktober 2014 wurde Becker der Georg-Büchner-Preis für sein Lebenswerk in Darmstadt verliehen. Im Urkundentext des Preises wurde Becker unter anderem folgendermaßen gewürdigt: "Seine Gedichte leben aus einer sensiblen Weltzugewandtheit und vollendeten Sprachkunst, bei aller Lust am sinnlichen Detail erkunden sie stets auch eine von der Geschichte und ihren Katastrophen gezeichnete Landschaft und laden dazu ein, unsere Welt und unsere Sprache mit allen Brüchen, Erschütterungen, Schönheiten aufmerksamer wahrzunehmen. "
Dr. Renatus Deckert studierte Literatur und Philosophie in Hamburg, Berlin und Paris. Er wurde 2009 über eine Arbeit über die Darstellung des zerstörten Dresden in Gedichten promoviert.
Bekannt wurde Deckert unter anderem für seine Mitherausgeberschaft der Zeitschrift "Lose Blätter", für seine, in vielen Zeitschriften abgedruckten, Gedichte und Essays und für die Herausgabe unterschiedlicher Bücher, eben auch "Die Nacht in der die Mauer fiel".
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Autoren bei Bloch". Diese bringt regelmäßig namhafte Autorinnen und Autoren ins Ernst-Bloch-Zentrum, unter anderen waren bereits Rafik Schami, Reinhard Jirgl und Eckard Henscheid zu Gast.
Der Eintritt beträgt 8 und ermäßigt 4 Euro.