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Sprachprüfung Die Elster1

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Kaufmännische Berufsmatura im Kanton Zürich

Aufnahmeprüfung 2013 Deutsch

Sprachprüfung Die Elster

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1) Die Elster ist eine Vogelart aus der Familie der Rabenvögel. Sie besiedelt weite Teile Europas und Asiens sowie das nördliche Afrika. Als „diebische“ Elster ist sie seit dem Mittelalter als Hexentier und Galgenvogel unbeliebt.

Diese Prüfungsaufgaben dürfen im Prüfungsjahr 2013/2014 nicht im Unterricht verwendet werden.

Eine kommerzielle Verwendung bedarf der Bewilligung der Kommission Kaufmännische Berufsmatura Kanton Zürich.

(Im ersten Abschnitt fehlen die Kommas absichtlich, vgl. Aufgabe 8)

Ich hatte einen Freund besucht und war na ja doch schon ziemlich angeheitert. Jetzt stand ich auf dem windigen Bahnsteig und wartete auf den Zug. Ich hoffte was natürlich sehr selten vorkommt ein leeres Abteil zu ergattern wo ich ein kleines Nickerchen machen könnte. Als der Zug eintraf und ich das Abteil betrat glaubte ich schon das Glückslos gezogen zu haben. Doch dann gewahrte ich die Elster die am Fenster sass mir nur einen kurzen Blick zuwarf und dann wieder nach draussen blickte wo der

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Zug mit dem hereinbrechenden Abend um die Wette eilte. Wie von selbst verlängerte sich der Ärmel meiner Jacke so dass er die goldene Uhr an meinem Handgelenk verdeckte. Aus Höflichkeit fragte ich ob es noch Platz gäbe. Die Elster drehte wieder ihren Kopf schaute mich mit ihren runden Augen an und gab einige krächzende Laute von sich. Da ich ihrer Sprache nicht mächtig bin hoffte ich nur dass es keine abschlägige Antwort war.

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Nach einigem Zögern setzte ich mich ihr gegenüber, wobei ich versuchte, den Ärmel meiner Jacke nicht höher rutschen zu lassen. Vielleicht bin ich nur voreingenommen. Doch es kursieren so manche Geschichten über Elstern und ihre Diebereien, besonders in Zügen. Alle können ja nicht falsch oder bösartig sein. Doch sie schien mich nicht weiter zu beachten und blickte weiterhin interessiert zum Fenster hinaus. Allmählich verlor ich meinen Argwohn und der Ärmel meiner Jacke wanderte wieder

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vertrauensselig nach oben, so dass meine goldglänzende Uhr nicht zu übersehen war. Auf die Elster schien sie keinen Eindruck zu machen. Und als sie, weil sie sich wohl durchs Fenster satt gesehen hatte, ein Buch mit dem Titel "Ehrlich währt am längsten", hervorholte, verschwand mein Misstrauen vollends. Man soll nicht alle Elstern mit dem Blick einer vorgefassten Meinung betrachten. Als ob sie meine Gedanken hätte erraten können, sagte sie plötzlich freundlich und mit wohlklingender Stimme

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in leicht gebrochenem Deutsch, ich solle doch ruhig etwas dösen, sie passe schon auf, dass ich nicht gestohlen würde. Ich erhob mich leicht von meinem Sitze mit einer Geste stillen Dankes. So liess ich denn, weil Schläfrigkeit sich meiner annahm, den Kopf sanft auf der Brust ruhen. Ich weiss nicht, wie lange ich mich in diesem wohligen Dämmerzustand befunden hatte und ich träumte davon, meine Uhr zur Sicherheit in der Manteltasche versteckt zu haben. Doch als sich meine Augenlider langsam öffne-

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ten, sah ich vor mir nur einen leeren Platz. Die Elster war verschwunden und das Fenster offen, so dass der frische Abendwind meine Gedanken schnell munter machte. Mein Blick schoss zum Handge- lenk. Auch die Uhr war verschwunden. Ich sprang auf und blickte zum Fenster hinaus. War da nicht ein glänzender Gegenstand zu sehen, der durch die Luft zu schweben schien? Als ich den Kopf wieder einzog, bemerkte ich wieder das Buch. Wie absichtlich liegengelassen. "Ehrlich währt am längsten",

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höhnte mir der Titel entgegen. Was machen?

Schreien: "Haltet die Diebin!" Das wäre lächerlich gewesen. Ich tat also das Vernünftigste und holte erstmal tief Luft. Allmählich kehrte wieder Ruhe in mir ein, und der Zorn verflog. Ich schloss das Fenster und setzte mich wieder, dachte nach und begann zu lächeln.

„Nicht schlecht gemacht, Elster. Und der Trick mit dem Buch; meine Hochachtung.“

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Als meine Frau, sie war noch auf, als ich nach Hause kam, fragte, wo die Armbanduhr sei, erzählte ich ihr das Erlebnis mit der Elster. Sie blickte mich schräg von der Seite an und sagte: "Ich habe schon bessere Geschichten von dir gehört!" – Am nächsten Tag fand ich meine Uhr in der Manteltasche.

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