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Logik, Mengen und Abbildungen

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Academic year: 2021

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Kapitel 1

Logik, Mengen und Abbildungen

Josef Leydold – Mathematik für VW – WS 2017/18 1 – Logik, Mengen und Abbildungen – 1 / 26

Aussage

Um Mathematik betreiben zu können, sind ein paar Grundkenntnisse dermathematischen Logikerforderlich. Im Zentrum steht dabei die Aussage.

Eine Aussage ist ein Satz der entweder wahr (W) oder falsch(F) ist.

I „Wien liegt an der Donau“ist eine wahre Aussage.

I „Bill Clinton war Präsident der Republik Österreich“ ist eine falsche Aussage.

I „19 ist eine Primzahl“ist eine wahre Aussage.

I „Dieser Satz ist falsch“ist keine Aussage.

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Elementare Aussageverbindungen

Die Aussagenlogik verknüpft einfache zu komplexeren Aussagen und gibt deren Wahrheitswert an.

Dies geschieht durch die aus der Alltagssprache bekannten Wörter

„und“,„oder“,„nicht“,„wenn . . . dann“, und„genau dann . . . wenn“.

Aussageverbindung Symbol Name

nichtP ¬P Negation

PundQ P∧Q Konjunktion

PoderQ P∨Q Disjunktion

wennPdannQ P⇒Q Implikation

Pgenau dann, wennQ P⇔Q Äquivalenz

(2)

Wahrheitswerte

Wahrheitswerte elementarer Aussageverbindungen.

P Q ¬P P∧Q P∨Q P⇒Q P⇔Q

W W F W W W W

W F F F W F F

F W W F W W F

F F W F F W W

AussagenP=xist durch 2 teilbar“ undQ =xist durch 3 teilbar“.

Die AussageP∧Qist genau dann wahr, wennxdurch 2 und 3 teilbar ist.

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Negation und Disjunktion

I DieNegation(Verneinung)¬Pist nicht das „Gegenteil“ der AussageP.

Die Verneinung vonP=„Alle Katzen sind grau“

ist¬P=„Nicht alle Katze sind grau“

(Und keinesfalls „Alle Katzen sind nicht grau“!)

I DieDisjunktionP∨Qist imnicht-ausschließendenSinn gemeint:

P∨Qist genau dann wahr, wennPwahr ist, oder wennQwahr ist, oder wennPundQwahr sind.

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Implikation

Die Wahrheitswerte derImplikationP⇒Qerscheinen etwas mysteriös.

Beachte aber, dassP⇒Qkeine Aussage über den Wahrheitswert von PoderQmacht!

Welche der beiden Aussagen ist wahr?

I „WennBill Clinton österreichischer Staatsbürger ist,dannkann er zum Präsidenten der Republik Österreich gewählt werden.”

I „WennKarl österreichischer Staatsbürger ist,dannkann er zum Präsidenten der Republik Österreich gewählt werden.”

Die ImplikationP⇒Qist äquivalent zur Aussage¬P∨Q. Symbolisch:

(P⇒Q)⇔(¬P∨Q)

(3)

Ein einfacher logischer Beweis

Wir können den Wahrheitswert der Aussage(P⇒Q) ⇔(¬P∨Q) mittels Wahrheitstabellen herleiten:

P Q ¬P (¬P∨Q) (P⇒Q) (P⇒Q) ⇔(¬P∨Q)

W W F W W W

W F F F F W

F W W W W W

F F W W W W

Die Aussage(P⇒Q) ⇔(¬P∨Q)ist also immer wahr, unabhängig von den Wahrheitswerten fürPundQ.

Wir sagen daher, dass die beiden AussagenP⇒Qund¬P∨Q äquivalent sind.

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Theoreme

Mathematics consists of propositions of the form: P implies Q, but you never ask whether P is true. (Bertrand Russell) Einmathematischer Satz(Theorem,Proposition,Lemma,Korollar) ist eine Aussage der FormP⇒Q.

Pheißt dann einehinreichendeBedingung fürQ.

EinehinreichendeBedingungPgarantiert, dass die AussageQwahr ist.Qkann aber auch dann wahr sein, wennPfalsch ist.

Qheißt dann einenotwendigeBedingung fürP, Q⇐P.

EinenotwendigeBedingungQmuss wahr sein, damit die AussageP wahr sein kann. Sie garantiert nicht, dassPwahr ist.

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Quantoren

Mathematische Texte verwenden öfters die Ausdrücke„für alle“ bzw.

„es existiert ein“.

In formaler Notation werden dafür folgende Symbole verwendet:

Quantor Symbol

für alle

es existiert eines existiert genau ein ∃!

(4)

Mengen

Der Begriff derMengeist fundamental für die moderne Mathematik.

Wir begnügen uns mit einer höchst einfachen Definition.

EineMengeist eine Sammlung von unterscheidbaren Objekten.

Ein Objektaeiner MengeAheißtElementder Menge:

a∈ A

Mengen werden durchAufzählungoderBeschreibungihrer Elemente ingeschwungenen Klammern{. . .}definiert.

A={1,2,3,4,5,6}

B={x|xist eine natürliche Zahl und durch 2 teilbar}

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Wichtige Mengen

Symbol Beschreibung

leere Menge (nur in der Schule:{}) N natürliche Zahlen{1,2,3, . . .}

Z ganze Zahlen{. . . ,−3,−2,−1,0,1,2,3, . . .}

Q rationale Zahlen, Bruchzahlen{kn |k,n∈Z,n6=0} R reelle Zahlen

[a,b] abgeschlossenes Intervall{x∈R|a≤x≤b} (a,b) offenes Intervall{x∈R|a<x<b}

[a,b) halboffenes Intervall{x∈R|a≤x<b} C komplexe Zahlen

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Venn-Diagramme

Beim Arbeiten mit Mengen nimmt man meist an, dass alle betrachteten Mengen Teilmengen einer vorgegebenenObermengesind.

Mengen können durch sogenannteVenn-Diagrammedargestellt werden. Die Obermenge wird durch ein Rechteck, die einzelnen Mengen durch Kreise oder Ovale dargestellt.

Ω A

(5)

Teilmenge

Eine MengeAheißtTeilmengevonB, A⊆ B , falls jedes Element vonAauch Element vonBist, formal:x∈ A⇒x∈ B.

Ω B A⊆B

Eine MengeAheißtechte TeilmengevonB, A⊂B , fallsA⊆BundA6= B.

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Mengenverknüpfungen

Symbol Definition Bezeichnung

A∩B {x|x∈ A∧x∈B} Durchschnitt A∪B {x|x∈ A∨x∈B} Vereinigung A\B {x|x∈ A∧x6∈B} Mengendifferenz

A Ω\A Komplement

A×B {(x,y)|x∈ A, y∈B} Cartesisches Produkt

Zwei MengenAundBheißendisjunktfallsA∩B=∅.

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Mengenverknüpfungen

A B

AB

A B

AB

A B

A\B

A A

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Cartesisches Produkt

Das Cartesische Produkt ausA={0,1}undB={2,3,4}ist A×B={(0,2),(0,3),(0,4),(1,2),(1,3),(1,4)}.

Das Cartesische Produkt ausA= [2,4]undB= [1,3]ist A×B={(x,y)|x∈[2,4]undy∈[1,3]}.

0 1 2 3 4

1 2 3

A= [2,4]

B= [1,3] A×B

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Rechenregeln für Mengenverknüpfungen

Regel Bezeichnung

A∪A=A∩A= A Idempotenz

A∪∅= A und A∩∅=∅ Identität (A∪B)∪C= A∪(B∪C)und

(A∩B)∩C= A∩(B∩C) Assoziativität A∪B=B∪A und A∩B=B∩A Kommutativität A∪(B∩C) = (A∪B)∩(A∪C)und

A∩(B∪C) = (A∩B)∪(A∩C) Distributivität A∪A=Ω und A∩A=∅

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Gesetz von De Morgan

(A∪B) = A∩B und (A∩B) = A∪B

A B

A B

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Abbildung

EineAbbildung f ist definiert durch (i) eineDefinitionsmengeD, (ii) eineWertemengeW und (iii) eineZuordnungsvorschrift,

die jedem Element vonDf genau einElement vonWf zuordnet.

f: Df →Wf, x7→y= f(x)

I xheißtunabhängigeVariable, yheißtabhängigeVariable.

I yist dasBildvonx, xist dasUrbildvony.

I f(x)heißtFunktionsterm, xheißtArgumentder Abbildung.

Andere Bezeichnungen:Funktion,Transformation

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Injektiv · surjektiv · bijektiv

Jedes Argument besitzt immer genau ein Bild. Die Anzahl der Urbilder eines Elementesy∈Wkann jedoch beliebig sein. Wir können daher Funktionen nach der Anzahl der Urbilder einteilen.

I Eine Abbildung f heißtinjektiv, wenn jedes Element aus der Wertemengehöchstensein Urbild besitzt.

I Sie heißtsurjektiv, wenn jedes Element aus der Wertemenge mindestensein Urbild besitzt.

I Sie heißtbijektiv, wenn sie sowohl injektiv als auch surjektiv ist.

InjektiveAbbildungen haben die folgende wichtige Eigenschaft:

f(x)6= f(y) ⇔ x6=y

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Injektiv · surjektiv · bijektiv

Abbildungen können durch „Pfeildiagramme“ veranschaulicht werden.

Df Wf Df Wf Df Wf

injektiv surjektiv bijektiv

(nicht surjektiv) (nicht injektiv)

(8)

Zusammengesetzte Funktion

Seien f: Df →Wf undg: Dg →WgFunktionen mitWf ⊆Dg. Dann heißt die Funktion

g◦ f: Df →Wg, x7→(g◦ f)(x) =g(f(x)) zusammengesetzte Funktion(„gzusammengesetzt f).

Df Wf ⊆Dg Wg

f g

g◦ f

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Inverse Abbildung

Bei einerbijektivenAbbildung f: Df →Wf können wir jedemy∈Wf sein Urbildx∈Df zuordnen.

Wir erhalten dadurch wieder eine Abbildungf1mit der DefinitionsmengeWf und der WertemengeDf:

f1:Wf →Df, y7→x= f1(y)

Diese Abbildung heißtUmkehrfunktionoderinverse Abbildung. Sie hat die Eigenschaft, dass für alle Elementex∈ Df undy∈Wf gilt:

f1(f(x)) = f1(y) =x und f(f1(y)) = f(x) =y

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Inverse Abbildung

Df Wf1

Wf Df1

f

f1

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Identische Abbildung

Die einfachste Funktion ist dieEinheitsfunktion(oderidentische Abbildungid, die das Argument auf sich selbst abbildet, d.h.

id : D→W =D, x7→x

Die Einheitsfunktion bei zusammengesetzten Abbildungen die Rolle der Zahl1bei der Multiplikation von Zahlen.

f ◦id= f und id◦ f = f Insbesondere gilt:

f1◦ f =id : Df →Df und f ◦ f1=id :Wf →Wf

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Zusammenfassung

I Aussagenlogik I Theorem

I Notwendige und hinreichende Bedingung I Mengen

I Mengenverknüpfungen I Abbildung

I Zusammengesetzte Funktion I Inverse Abbildung

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