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Waldschutz im Klimawandel

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Academic year: 2022

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Waldschutz im Klimawandel

Herausforderungen, Möglichkeiten und Grenzen

Martin Rohde

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) Göttingen

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Quelle: Deutscher Wetterdienst, Pressemitteilung vom 28.12.2018

Klimawandel – Trends und Extremereignisse

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Quelle: Deutscher Wetterdienst, Pressemitteilung vom 29.04.2019

Klimawandel – Trends und Extremereignisse

 Es wird wärmer

 Niederschlagsverteilung ändert sich

 Extremereignisse nehmen zu (Sturm, Hitze, Trockenheit, Starkregen, ‘Rekorde‘)

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Witterung 2018 und 2019

• Winter 2017/18 mild, niederschlagsreich und sonnig

• Sturmtiefs Burglind und Friederike im Januar 2018

• 2018 war

 wärmstes Jahr seit 1881 (ST noch 0,5° über dem Bundesschnitt)

 sonnenscheinreichstes Jahr seit Messbeginn 1951 (ST 90 Stunden über Bundesschnitt)

 eines der niederschlagsärmsten Jahre seit 1881, extreme Trockenheit von Februar bis November (ST war trockenstes Bundesland)

• Winter 2018/19 sehr mild und mit viel Sonnenschein, alle drei Wintermonate lagen über dem

Temperaturdurchschnitt, insgesamt reichlich Niederschlag (ST plus 13 %), Sturmtief Eberhard Anfang März

• Frühjahr 2019 anfangs warm, später kühl, viel Sonnenschein und genügend Niederschlag (regionale Unterschiede  ST ca. 90 % des langjährigen Mittels)

• Bis April 2019 waren 13 Monate in Folge zu warm

• Niederschlagsdefizite aus 2018 in vielen Regionen noch nicht ausgeglichen

• Sommer 2019 war sonnenscheinreich und niederschlagsarm, drittwärmster Sommer seit 1881 (ST trockenstes Bundesland, örtlich Starkregenereignisse)

• Extreme Hitzewellen mit Temperaturrekorden, erhebliche Verschärfung der Dürre Quelle: Pressemitteilungen des DWD

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Waldschutz

Integrierter Waldschutz

Kombination von vorbeugenden und kurativen Maßnahmen, um einen Schaden zu vermeiden bzw. unter eine definierte Schadensschwelle zu senken oder das Schadensausmaß eines bereits eingetretenen Schadens zu begrenzen.

1. waldbaulich  vorbeugend z. B. Baumartenwahl, Mischungsanteile, Durchforstungsart, …

2. technisch / mechanisch  vorbeugend und kurativ z. B. Saubere Wirtschaft, Entrindung, Holzernteverfahren, …

3. biologisch / biotechnisch vorbeugend und kurativ z. B. Nützlingsförderung, Pheromonfalleneinsatz, … 4. chemisch  kurativ z. B. Pflanzenschutzmitteleinsatz

Hierarchischer Aufbau

 Pflanzenschutzmitteleinsatz nur als letztes Mittel

 Schadensschwelle  Existenzgefährdung

 Verlust der Waldfunktionen

• auf der Basis von gesicherten Monitoring- und Prognosedaten

• stets intensiver Abwägungsprozess von Nutzen und möglichen Risiken / Schäden

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• Grundsätzlich Schwächung der Bäume und Begünstigung von Schaderregern durch Klimawandel

• Extremereignisse sorgen für extreme Schadensumfänge (Häufung, Kombination von Extremereignissen)

• Bisher unbedeutende Schaderreger erlangen Waldschutzbedeutung

• Neue Schaderreger erlangen Waldschutzbedeutung

• Mehrere Schadereignisse treten nebeneinander auf

• Europaweite Dimension der Waldschäden, Lage am Holzmarkt und Kapazitätsgrenzen bei Aufarbeitung, Abfuhr und Lagerung verringern die Wirksamkeit einer sauberen Wirtschaft

• Zahl der als letztes Mittel zur Verfügung stehenden, wirksamen Pflanzenschutzmittel ist bei weiter abnehmender Tendenz gering (Verfügbarkeit biologischer PSM oder Pflanzenschutzverfahren ist zu gering)

• Hohe naturschutzrechtliche Anforderungen und Auflagen bei Pflanzenschutzmitteleinsätzen, insbesondere bei Ausbringung mit Luftfahrzeugen

• Häufig fehlende gesellschaftliche und naturschutzfachliche Akzeptanz von erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen

Herausforderungen an den Waldschutz

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Extremereignisse sorgen für extreme Schadensumfänge (Häufung, Kombination von Extremereignissen)

Serie von Sturmtiefs über Mitteleuropa seit Herbst 2017

Herausforderungen an den Waldschutz

Kombination / Abfolge Windwurf, Trockenheit, Käfer

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Schadensmeldungen Borkenkäfer im WSMP der NW-FVA

vom 01.04. bis 26.09.2019

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Herausforderungen an den Waldschutz

 weitere Walderkrankungen

Diplodia-Triebsterben bei Kiefer, aber auch Douglasie u. a.

Komplexe Schäden an Buche

Rußrindenkrankheit an Ahorn

Tannen-Rindennekrose

Wärme liebende Schmetterlingsarten (EPS, SSpi, Nonne) Douglasien-Gallmücken

Eschentriebsterben

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Diplodia-Triebsterben

Quelle: HessenForst

Erreger: Sphaeropsis sapinea

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Erreger: Sphaeropsis sapinea

Wirtspflanzen: Pinus, Abies, Pseudotsuga, Larix, Picea, … Krankheitsbild: Triebsterben, Wipfeldürre und Rindenschäden,

Rindenschilde, Bläue

Prädisponierende Faktoren:

• wärmegetönte Klimate

• sonnenexponierte Randlagen und aufgelichtete, wärmere Bestandesteile

• Bestände in Kuppen- oder Rand-, Süd-, Südwest-, Südost- bzw. Hanglagen

• arme oder gut drainierende Böden

• Vitalitätsschwäche / Vorschädigung der Wirtsbäume / Mistelbefall / Wurzelschwamm

• anhaltende Wärmephasen im Winter im Wechsel mit Kälteperioden

Auslösende Faktoren:

• Wasserdefizite durch Trockenheit / Hitze / starke Besonnung

• Verletzungen der Triebe durch Hagelschlag

Diplodia-Triebsterben

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Vitalitätsschwäche der Buche mit Absterbeerscheinungen ab Herbst 2018

• Vorzeitiger Blattfall

• Frühzeitiges Verbraunen und Absterben des Laubes in der Krone

• Feinreisigverlust

• Rindenrisse

• Schleimflussflecken

• Bildung Pilzfruchtkörpern auf, in und unter der Rinde, verschiedene Arten

• Rindennekrosen

• Abblätternde Rinde

• Teilweise kein Austrieb 2019

• Absterben von Kronenästen

• Absterben von Stammbereichen

• Massive Holzverfärbungen

• Sekundärer Befall mit u. a.

Pracht- und Borkenkäfern

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Vitalitätsschwäche der Buche

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Rußrindenkrankheit des Ahorns

Erreger: Cryptostroma corticale, invasiver Schlauchpilz aus Nordamerika, Schwächeparasit

Befallsbild:

• Schleimflussflecken

• Rinden- und Kambiumnekrosen

• bräunliche bis grünliche Verfärbungen im Splintholz

• Absterbe- und Welkeerscheinungen im Kronenbereich

• Aufplatzen und Abblättern der Rinde

• schwarze, rußartige Sporenlager des Erregers unter der Rinde

• ein- bis mehrjährige Absterbeprozess

• potentielle Gesundheitsgefahr (nur bei direktem Umgang mit befallenen Stämmen und

langanhaltender, wiederholter Exposition)

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Wärme liebende Schmetterlinge, z. B. Eichenfraßgesellschaft

Progradation des Schwammspinners in Hessen und Sachsen-Anhalt

Frostspanner und

Eichenwickler überwiegend in der Latenz

(Pro)gradation des Eichenprozessionsspinners in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt auch im Wald (ST: Kulturstiftung Dessau-Wörlitz)

Kahlfraß 2018/19: Sachsen-Anhalt: rund 1.280 ha; Niedersachsen: rund 160 ha / 15 ha

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Wärme liebende Schmetterlinge, Eichenprozessionsspinner

Herausforderung EPS: Überschneidung von Gesundheitsschutz, Pflanzenschutz und Naturschutz (oft FFH-Gebiete)

Bekämpfung des EPS erfolgte auch im Wald zum Gesundheitsschutz nach Biozidrecht

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Herausforderung an den Waldschutz: Risiken für die Wiederbewaldung

Rüsselkäfer und Mäuse, Verdämmung

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Herausforderung an den Waldschutz: Zulassungssituation von

Pflanzenschutzmitteln, naturschutzfachliche und gesellschaftliche Akzeptanz

• geringe und abnehmende Anzahl von zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmitteln und Wirkstoffgruppen, kaum biologische Mittel und Verfahren

• hohe naturschutzrechtliche Anforderungen

• Ausweitung von Anwendungsauflagen

• sinkende gesellschaftliche Akzeptanz von notwendigen, existenz- und funktionssichernden Pflanzenschutzmaßnahmen

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Möglichkeiten des Waldschutzes für Gegenmaßnahmen Bewährtes und wirksames Konzept:

Integriertes System der Borkenkäferbekämpfung

„Saubere Waldwirtschaft“ als Daueraufgabe

Vermeidung bzw. Minimierung von bruttauglichem Material im laufenden Betrieb

Zeitgerechte Sanierung

frühe

Erkennung, Aufarbeitung und Beseitigung befallenen Materials;

unschädliche Zwischenlagerung

ggf. Behandlung mit zugelasenen Insektiziden (Vorausflug bzw. bei festgestellter Gefährdung)

Massenfang

von Borkenkäfern

Lokale Dichtesenkung zur Vermeidung von Stehendbefall

(Einsatz von Trinet, Fangholzhaufen, Schlitzfallen; ...) =>

Arbeitsschwerpunkt Frühjahr, (Überwinterergeneration)

• Bei Borkenkäfern bewährte Waldschutzmethoden örtlich erfolgreich (Beseitigung befallenen und befallstauglichen Materials, Einsatz von Fangsystemen, Einsatz von Insektiziden als letzter Schritt).

Aber: Aufgrund des Gesamtumfangs Arbeitskapazität und Kapazität der Fangsysteme in einigen Fällen örtlich überschritten.

• Reduzierung auf das Machbare, Schwerpunktsetzung erforderlich!

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• Bekämpfung von Blatt oder Nadel fressenden Insekten regional erforderlich, aber nur begrenzt umsetzbar (Zulassungssituation, Anforderungen Naturschutz).

• Bei pilzlichen Schaderregern und komplexen Erkrankungen kaum kurative Gegenmaßnahmen möglich.

Ggf. Maßnahmen zur Sicherung des Holzwertes, zur Verkehrssicherung oder zur Gewährleistung des Arbeitsschutzes

Möglichkeiten des Waldschutzes für kurative Maßnahmen

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• Konsequente Beibehaltung und Weiterentwicklung bewährter Verfahren.

• Entwicklung und Aufbau von Früherkennungssystemen.

• Weiterentwicklung von Monitoring- und Meldesystemen.

• Verbesserung und Anpassung der Prognoseverfahren.

• Erhalt und Nutzung der Möglichkeiten des Integrierten Pflanzenschutzes.

 Ausschöpfung aller verfügbaren und wirksamen vorbeugenden sowie technischen Maßnahmen

 Gewährleistung der Verfügbarkeit von biologischen oder chemischen Pflanzenschutzmitteln als

„ultima ratio“

 Entwicklung umweltverträglicher Pflanzenschutzmittel, insbesondere Förderung der Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel /-verfahren

• Verstärkung der Risikovorsorge durch Anpassungsmaßnahmen (waldbaulich, personell, finanziell), Risikominimierung und Risikoverteilung (keine Baumart ist risikofrei)

Anforderungen an einen zukunftsfähigen Waldschutz

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Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!

Referenzen

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