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Bewährte Analgesiebei geringerem Obstipationsrisiko

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Academic year: 2022

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Gemäss einer paneuropäischen Umfrage (n = 46 394) leidet 1 von 15 Erwachsenen unter schweren chronischen Schmerzen (4). Bei der Therapie dieser Schmerzen spielen Opioide eine wichtige Rolle. So- wohl die WHO als auch verschiedene Schmerzgesellschaften räumen diesen Analgetika in ihren Behandlungsempfeh- lungen einen festen Platz ein. Opioide führen durch ihre Bindung an die Opioid- rezeptoren im Gehirn und Rückenmark zu einer Linderung der Schmerzen.

Allerdings kommen Opioidrezeptoren auch in der Peripherie, insbesondere im Darm, vor. Binden Opioide nun an diese Rezeptoren, kommt es zur Verlang - samung der Darmmotorik und zur ver- mehrten Resorption von Flüssigkeit aus dem Darmlumen. Auf diese Weise füh- ren Opioide nicht nur zu einer Analge- sie, sondern, als unliebsame Nebenwir- kung, auch zu einer gastrointestinalen Dysfunktion.

Das Hauptsymptom stellt dabei die opi o- idinduzierte Obstipation (OIC, opioid induced constipation) dar. Sie kann bei bis zu 90 Prozent der mit Opioiden be- handelten Patienten auftreten und ist

häufig auch mit weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Magen-Darm-Krämpfen verbunden (5, 6). «Die Beschwerden können so weit gehen, dass die Patienten nicht mehr in der Lage sind, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen, und ihre Le- bensqualität beeinträchtigt wird», sagte Dr. Tony O’Brien, Palliativmediziner an der Cork University (Irland), anlässlich einer Pressekonferenz zur EU-Zulassung des neuen Medikaments. «Schliesslich nehmen die Patienten sogar lieber ihre Schmerzen in Kauf als diese Beschwerden und setzen die medikamentöse Therapie ab.» Der Einsatz von Laxanzien kann da - zu beitragen, die Beschwerden der OIC zu lindern. Allerdings bekämpfen diese nicht die Ursache des Problems, und es wird in der Regel, auch bei aggressivem Laxanzieneinsatz, keine ausreichende Besserung der Symptome erreicht (6).

Wirkmechanismus zur Senkung des Obstipationsrisikos

In den vergangenen Jahren wurden ver- schiedene Bestrebungen unternommen, das Risiko einer OIC im Rahmen einer

Opioidschmerztherapie zu reduzieren.

Eine neue Möglichkeit steht nun mit der fixen Kombination aus dem bekannten Opioid Oxycodon mit dem Opioid - antagonisten Naloxon zur Verfügung (Targin®). Es handelt sich dabei um eine Tablette, aus der beide Komponenten (im Verhältnis 2:1) verzögert freigesetzt werden (PR: prolonged release). Die Kombination eines Opioidagonisten mit einem Opioidant agonisten mag auf den ersten Blick unlogisch erscheinen, ist aber aufgrund der besonderen Charak- teristiken der beiden Substanzen sinn- voll. So weist Naloxon eine sehr viel hö- here Affinität zu den Opioidrezeptoren im Darm auf als Oxycodon und verhin- dert daher grösstenteils die Bindung des Letzteren an diese Rezeptoren sowie die damit verbundenen negativen Auswir- kungen (1, 2). Zudem wird Naloxon an- schliessend rasch und zu einem über- wiegenden Anteil in der Leber metabo - lisiert, sodass nur ein geringer Anteil (ca. 2%) die systemische Zirkulation er- reicht (Abbildung 1). Auf diese Weise wird die analgetische Wirkung von Oxy- codon – das die Leber praktisch vollstän- dig passiert – nicht beeinträchtigt (1, 3).

Zuverlässige Analgesie bestätigt

Der Einsatz der fixen Kombination bei Patienten mit chronischen Schmerzen wurde im Rahmen mehrerer Phase-III- Studien untersucht. Dabei ging es zum einen um die Bestätigung der erhaltenen Analgesie im Vergleich zu Oxycodon, zum anderen um den Einfluss der Kombination auf eine OIC (1, 2). In einer randomi- sierten, doppelblinden Parallelgruppen- studie untersuchten Vondrackova et al.

bei 463 Patienten mit mittel- bis hoch- gradigen chronischen Rückenschmerzen B E R I C H T

ARS MEDICI 24 2009

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Bewährte Analgesie

bei geringerem Obstipationsrisiko

Neues Kombinationspräparat mit Oxycodon/Naloxon zugelassen

Opioide sind aufgrund ihrer guten analgetischen Wirkung aus der

Behandlung chronischer Schmerzen nicht mehr wegzudenken. Allerdings

sind sie auch mit dem Problem der opioidinduzierten Obstipation ver -

bunden. Mit der Fixkombination aus verzögert freigesetztem Oxycodon

und Naloxon steht nun ein Opioidanalgetikum zur Verfügung, das eine

gleich gute Analgesie wie die Monosubstanz bewirkt, dank der Kombina-

tion mit Naloxon aber ein viel geringeres Obstipationsrisiko für die

Patienten aufweist (1—3).

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die analgetische Wirkung von Oxycodon/

Naloxon PR im Vergleich zu Oxycodon PR allein und zu Plazebo (1). Gemessen wurde die Analgesie anhand des Zeit- raums von der Einnahme der Initial - dosis bis zum Auftreten mehrerer Schmerzereignisse (d.h. einer unge nü gen - den Analgesie). Wie sich dabei zeigte, waren diese Zeiträume unter der Fix- kombination im Vergleich zu Plazebo signifikant länger (p <0,0001 bis 0,0003).

Die Kombination reduzierte das Risiko für ein Schmerzereignis gegenüber Pla- zebo um 42 Prozent (p<0,0001). Im

Vergleich zu Oxycodon PR erreichte die Kombination eine gleich gute Analgesie (Abbildung 2). Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Damit be- stätigte sich, dass die Zugabe von Nalo- xon PR zu keiner Beeinträchtigung der analgetischen Wirkung von Oxycodon PR führt.

Wie Dr. Gerhard Müller-Schwefe vom Schmerz- und Palliativzentrum Göppin- gen erklärte, konnten nach Abschluss der zwölfwöchigen Behandlungsdauer 81,7 Prozent der Patienten in die offene, zwölf Monate dauernde Verlängerungs- phase der Studie aufgenommen werden:

«Wie wir mittlerweile sehen konnten, hielt die analgetische Wirkung der Kom- bination auch während der Verlänge- rungsphase unverändert an.»

Obstipationsrisiko reduziert

In der multizentrischen, doppelblinden, randomisierten Studie von Simpson et al. erhielten 322 Erwachsene mit mittel- gradig bis schweren chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen während

zwölf Wochen entweder die fixe Kom - bination Oxycodon/Naloxon PR oder Oxycodon PR allein (2). Es zeigte sich auch hier, dass die Kombination eine gleich gute Analgesie zu erreichen ver- mochte wie Oxycodon PR allein. Da in diese Studie Patienten mit einer OIC ein- geschlossen worden waren, konnte auch der Effekt der Kombination auf diese unerwünschte Wirkung evaluiert werden. Es stellte sich dabei heraus, dass die Fixkombination bei den Patien- ten bereits nach einer Woche zu einer signifikanten Verbesserung des Bowel- Movement-Indexes (BMI) führte. Bis zur vierten Woche verbesserte sich der Index auf einen Wert von 26,9 Punkten (vs. 9,4 Punkte mit Oxycodon PR al leine p<0,0001). Auch bei dieser Studie wurde nach Abschluss der zwölfwöchi- gen Behandlung eine offene Verlänge- rungsphase von zwölf Monaten Dauer angeschlossen. 88 Prozent der Patienten beendeten diese. «Auch hier zeigte sich», so Müller-Schwefe, «dass sowohl die Analgesie wie auch die positive Wir- kung auf die Darmfunktion über diesen Zeitraum erhalten blieb.» Therese Schwender

Interessenlage: Die Berichterstattung wurde von Mundipharma Medical Com pany, Hamilton/Bermuda, Zweigniederlassung Basel, finanziell unterstützt.

Quelle: TARGIN®(oral oxycodone/naloxone prolonged-release tablet): A new option in the management of severe chronic pain. Presse konferenz vom 26. Januar 2009, Heathrow (UK).

Referenzen:

1. Vondrackova D. et al.: Analgesic efficacy and safety of oxyco- done in combination with naloxone as prolonged release tablets in patients with moderate to severe chronic pain.

J Pain 2008; 9: 1144—1154.

2. Simpson K. et al.: Fixed-ratio combination oxycodone/nalo - xone compared with oxycodone alone for the relief of opioid- induced constipation in moderate-to-severe non-cancer pain. Curr Med Res Opin 2008; 24: 3503—3512.

3. Nadstawek J. et al.: Patient assessment of a novel thera - peutic approach for the treatment of severe, chronic pain.

Int J Clin Pract 2008; 62: 1159—1116.

4. Pain in Europe: A Report. Verfügbar unter: www.paineurope.

com/index.php?q=en/book_page/the_pain_in_europe_report 5. Yuan C.S., Pappagallo M.: Opioid bowel dysfunction. In:

Handbook of Opioid Bowel Syndrome (Yuan, CS ed.) Haworth Medical Press, New York, 2005.

6. Panchal S.J. et al.: Opioid-induced bowel dysfunction:

prevalence, pathophysiology and burden. Int J Clin Pract 2007; 61: 1181—1187.

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ARS MEDICI 24 2009

Abbildung 1:

Wirkmechanismus der Oxycodon-Naloxon-PR-Fixkombination:

(1) Einnahme der Kombination Oxycodon (schwarz)/Naloxon (ocker).

(2) Naloxon (ocker) bindet mit sehr viel höherer Affinität als Oxycodon (schwarz) an die Opioid rezeptoren im Darm. Dadurch wird der obstipierende Effekt von Oxycodon verhindert.

(3) Naloxon (ocker) wird in der Leber rasch meta bolisiert, während Oxycodon (schwarz) sie fast vollständig passiert.

(4) Oxycodon übt seine analgetische Wirkung im ZNS aus.

0 14 28 42

0 4 8 12 16 20 24

56 70

Plazebo n = 158

Oxycodon/Naloxon PR n = 154

Oxycodon PR n = 151

Zeit (Tage)

mittlere Anzahl Schmerzereignisse

Abbildung 2: Die Fixkombination Oxycodon/Naloxon PR bewirkte über einen Zeitraum von zwölf Wochen eine gleich gute Analgesie wie Oxycodon PR allein (1).

Referenzen

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