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DIE VERSöHNENDE KRAFT DER DRE IEIN IGKEIT IM LEBEN DER KIRCHE UND DER GESELLSC HAFT

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DIE VERSöHNE NDE K RAFT D E R D RE IE IN IG K EIT IM LEBEN DER KIRC HE UND D ER GESELLSC HAFT

von Univ.Doz. Dr. Grigorios Larentzakis

Als orthodoxer Theologie freue ich mich, daß auch die Konferenz Europäischer Kirchen in intensiver Fonm vor allem seit der VIII. Vollversammlung in Kreta im Oktober 1979 mit den Themen WlSeres Glaubenszentrums sich befaßt, und zwar nicht nur, weil Auffassungen der Orthodoxen Kirche und Theologie besprochen werden, sondern weil diese The:nen tatsächlich das Fundament unserer christli- chen Existenz berühren. Die Taufe z.B. im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes, wodurch unsere christliche Existenz beginnt, ist sicherlich nicht nur eine Fonnsache. Es ist daher sehr wichtig, daß wir Christen aller Kirchen an diese zentrale christlich-theologische Wahrheit unseres Christen- tums wieder gemeinsam herankonmen, damit wir WlS nicht nur mit den ephemeren, vergänglichen Problemen unserer Zeit beschäftigen. DiesbezUglieh ist es er- freulich, daß nicht nur die Konferenz Europäischer Kirchen bei der Behandlung und Neubesinnung dieser Fragen fUhrend ist, sondern daß in allen Kirchen sehr viele Veranstaltungen und einzelne Theologen sich damit sehr ernsthaft befas- sen. Helmuth Fri tzsche nennt zwei Gründe, die die gegenwärtige theologische Diskussion veranlassen, sich den Fragen der Trinität besonders zuzuwenden. Der erste ist der ökumenische zwischen Osten und Westen, zugespitzt in der Frage des Filioque, und der zweite ist "ein theologischer im engeren Sinn und steckt in der Frage, ob eine tiefere Besinnung auf das Wesen der Trinität heute wei- terhelfen kann zu einem verständlicheren Reden von Gott" 1 ) • Dieses Reden von Gott bedeutet natürlich nicht nur eine theologische, theoretische Übung der Theologen, sondern hat auch konkrete Konsequenzen für das Leben des einzelnen Christen und die Gemeinschaft in der Kirche, was eigentlich Helmut Fritzsche veranlaßt, über das "wie konkret das trinitarische Gottesve1·ständnis Hilfe sein kann für das Reden von Gott und die Praxis. der l_(irche" 2) zu sprechen.

Io diesem Sinne wurde in der orthodoxen Kirche von Alters her der Versuch un- temoomen, die Lehre über den dreieinigen Gott zu artila.l.lieren, und zwar nie aus rein erkenntnis-theoretischen Grüriden mit der Absicht, Gott zum Objekt der erkenntnistheoretischen t-1ethoden und Untersuclumgen zu machen, sondern viel-

I) HEU«JT FRITZSCHE, Der christliebe Gott als der trinitariscbe Gott, in:

Theologische Li~era~urzei~ung, 107(1982)1ff.

2) A.a.o.

s.

8.

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(2)

mehr und vor allem aus konkre~en pastoralen, ja heilsgeschichtlichen ~lotiva­

tionen. Die Kirchenväter des Ostens, vor allem Athanasius und die drei Kappa- dozier des 4. Jahrhunderts, Basilius der Große, Gre",aor von Nazianz und Grego1·

von Nyssa, denen wir die Ausfonnulierung der trinitarischen Lehre bl.S heute verdanken, geben uns ein beredtes Zeugnis ihrer pastoralen und soteriologi- schen Sorge.

Bevor ich aber in einigen skizzenhaften Punkten die orthodoxe Auffassung dar- zustellen versuche, und weil es ge .. ünscht "urde1das Referat von Prof. ~ltmann zu benlcksich~igen, möchte ich meine Freude und meine Anerkennung zum Ausdruck bringen, und zwar nicht nur fUr dieses Referat, das nur eine Kostprobe aus- macht, sondern vor allem fUr seine enorme Leistung in diesen theologischen Be- reich und fUr seinen ~ und seine Entschlossenheit, eine diesbezUgliehe ein- seitige Entwicklung im Westen aufzudecken und mit Hilfe der altkirchlichen bzw. ostkirchlichen Versuche eine ergänzende bzw. korrig:>.erende Richcung auf- zuzeigen. Das Buch von Prof.

~ltmann

"Trinität und Reich Gottes"J), auf dem auch sein hiesiges Referat basiert, ist e>.n rich~gswel.Sendes Buch, das nicht nur seinem ölo..unenischen Anliegen gerecht wird, sondem dari.lber hinaus eine Hilfe bietet, wie wir Christen im Osten und Westen unsere wichtigsten Probleme auch fUr unsere konkrete Existenz lösen können. Yannaras schreibt, daß wir die grolle Bedeutung dieses Buches anerkennen mtlssen, das fUr die Befreiung der Be- ziehwlg zur Urmittelbarkeit des Lebens enonn beigetragen hat. Yannaras kennt keine andere deutlichere Provokation zur Selbstkritik der westlichen Theologie. Er schreibt dann wörtlich, "dall mit diesen Buch von ~ltmann die Wahrheit des dreieinigen Gottes wiedererkannt wird als die Achse und die Vor- aussetzung des Ereignisses der Erlösung, und als die Gewähr des Evangeliums der Hoffnung, so wie es erlebt und bekannt wurde von der ungeteilten Kirche der (ersten) sieben ökumenischen Konzilien"4 ). Daher werden auch in meinem Re- ferat manche Punkte ähnlich lauten, was w>.ederum im ökumenischen Anliegen nur positiv sein kann.

Die Beantwortung der frage nach den Zugangsmöglichkeiten zum Hysterium der Dreieinigkeit Gottes hat zwei Seiten und zeigt einerseits die differenzierte Vorgangsweise im Osten und Westen und andererseits die Gewichtung trinieari- scher Gesichtspunkte mit den entsprechenden Konsequenzen nicht nur in der Tri- nitätslehre selbst, sondern auch in den damit eng verbundenen Fragen der Sote- riologie, Ekklesiologie und der Gesellschaftslehre.

3) München 1980.

4) CHRISTOS YANNARAS, in: fpT]yOpLot;

6

naA.a)Jät;, 65(1982)52f.

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Zun.!ichst aber wird in eindrucksvoller Weise bei den Kirchenvätern des Ostens und folglich auch in der orthodoxen Theologie bis heute festgestellt, daß das Wesen und das '"n'ie" der Ex.i.ste:nz des Dreieinigen Gottes dem menschlichen Ver- stand unzugänglich bleibt, weil der Mensch als das psychosomatische Wesen mit seinem unvollkoomenen Verstand WlZUlänglich ist, das Vollk<mnene, das Unend- liche, also das göttliche Hysterium schlechthin zu erfassen. Die Kirchenväter, insbesondere die des 4 . Jahrhunderts, als das Do~ ausfonruliert wurde, vor allem durch die Mitwirkung der drei Kappadezier wie erwähnt, sind diesbezüg- lich einer Meinung. Basilius der Große betont: "Diejenigen, die die Natur der Erde, auf der sie stehen, nicht erkennen können, werden hochrniltig, indem sie meinen, das Wesen Gottes beherrschen zu können"S) . Auch Gregor von Nazianz stellt fest: "Kein ~1ensch hat es jemals herausgefunden, noch wird es jemand herausfinden, was Gott seiner Natur und seinem \\'esen nach ist" 6 ) .

Wenn man aber in der Kirche von Unzugänglichkeit des Wesens Gottes spricht, bedeutet diese negative 1lleologie, diese ApophatisJus nicht AgnostizisJus, d.h. Verzicht auf Gotteserkenntnis überhaupt, sondern zeigt vielmehr deutli- cher, daß das Ziel der Gotteserkenntnis nicht die völlige Erhellung bz:>,•. Ana- lyse und Erfassung des Göttlichen darstellt, sondern das Erreichen der Gemein- schaft mit ilin7 ).

Mit dem Begriff "Gemeinschaft" ist m.E. ein sehr wichtiger Begriff der Trini- tätslehre, aber auch überhaupt der Theologie angesprochen. Denn Gemeinschaft setzt nicht nur ein abstraktes Wesen voraus, sondern Personen, die gemein- schaftsfähig sind. Ja noch mehr, ein Gott, der nicht in konkreten Personen existiert, kann weder als solcher erkannt werden, noch weniger existieren 8) . Das bedeutet, weil Gott in ganz konkreten e:i.nnaligen Personen existiert, von denen wir durch die biblische Offenbarung durch Jesus Christus erfahren, kön- nen wir zur Gotteserkenntnis koomen und in Gemeinschaft mit ilin gelangen.

D.h. noch konkreter, daß wir ~1enschen zum trinitarischen Gott zun.!ichst durch die konkrete 1\andlung und Wirkung der göttlichen Personen und weniger durch das eine göttliche Wesen Zugang finden. Das heilsgeschichtliche Wirken der

5) BASILIUS, Adversus Eunomium 1,13, PG 29,541.

6) GREGOR VON NAZIANZ, Or. 28, 17 PG 36, 48C.

7) Vgl. VUDIMIR LOSSKY, Die mystische Theologie der morgenländischen Kirche, Gra~, Wien, Köln 1961, S. 56.

8) Vgl. BASILIUS, Epist. 38,2, Courtonne, Bd. I. S. 81. Vgl. JO~~ ZIZIOU- LAS: 'An6 -r6 npoown&tov &1<; -r6 np6ownov, in: Xap•o-rnp•a dc, , , _

>'tl"

MT]TponoA.L-rou r€.pov-roc, XaAXT]Öovoc, M&A.hwvo<;, Thessaloniki 1977

S. 299. Siebe auch CI!R. YANNARAS, Ex&ölao.,_a E1oaywyfjc, o-rn •hA.ooocpLa Bd. 11, Athen 1981, S. 71.

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drei göttlichen Personen, vom Vater durch den Sohn im Hl. Geist 9) , oder des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes, clarnit keine ~1.ißverständnisse einer Rangordnung entstehen, von der Protologie her, von der Schöpfung der Welt, und in der ganzen Menschheitsgeschichte hindurch auch durch die Inkarnation Chri- sti, durch sein Leben, durch seinen Tod und seine Auferstehung, und schließ- lich durch die Ausgießung des Hl. Geistes und die Verteilung der Charismen muß im Vordergrund bleiben. Der hl. Basilius betont, daß das Wesen Gottes allen unsichtbar bleibt, während wir aus den Wirkungen U.vepyE:L oL) Gottes zu ihn hinaufgeführt "erden, und von den Werken können wir die GUte und die Weisheit des Schöpfers erkennen10) . Wobei von den Wirkungen des Hl. Geistes ganz deut- lich als Person in der Bibel und in der Patristik die Rede ist.

In diesem Sinne besteht eine Gemeinschaft der göttlichen Personen, die durch die Homousie ausgedrückt und auf die Person des Vaters zentriert wird, und ei- ne einheitliche, gemeinschaftliche Wirkung der drei göttlichen Personen in der Welt und beim Menschen, der zu dieser göttlichen Gemeinschaft geführt wird.

Das Nizänokonstantinopolitanum (381) bietet eine Synthese dieser Wirklichkeit in einer biblischen und doxologischen Formulierung.

Diese gemeinschaftsbezogene Betrachtung des dreieinigen Gottes "urde ermög- licht durch den Versuch der Darstellung dieser Lehre von den drei Kappadoziern im 4. Jahrhundert, vor allem vom hl. Basilius nach der Vorbereitung des hl.

Athanasius von Alexandrien11). Der hl. Basilius z.B.12) fonnu.lierte deutlicher die Lehre vom einen Wesen Gottes in drei Hypostasen bzw. drei Personen. Wäh- rend früher, vor dem 4- Jahrhundert, die Begriffe ouo(a, Wesen, undLn6o-ra-

o L c; , Hypostase, als gleichbedeutend und in Abwechselung verwendet wurden,

auch in der griechischen Philosophie, unterscheiden die Kirchenväter die Be- deutung dieser Begriffe, indem sie Wesen fUr das Allgemeine, fUr das ganze Sein der Gottheit, Hypostase aber für die eigene wirkliche Existenz der drei göttlichen Personen verwenden. Auch der Begriff Persona, np6ownov bedeutet auch im Osten nicht mehr Maske, Rolle bzw. nur das Äußere, sondern die ganze

9) Vgl. ATHANASIUS, Ad Serapionem, III, 5, PG 26, 632 B.

10) BASILIUS, Adversus Euoomium, 1,14, PG 29, 544BC.

11) ATHANASIUS, Tomos ad Aotiocb. 5, PG 26, 800f. Darin siebt auch A.M.RITTER eine Vorformulier~ des späteren Ausdrucks ~ ( a oUd

c

a -rpe.

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<; Unoo-rO.oe. L <;

der Kappadozier. (Das Konzil von Konstantinopel und sein Symbol. Göttingen 1965, S. 284, Anm. 4). Vgl. G.LARENTZAKIS, Einheit der Menschheit Einheit der Kirche bei Atbaoasius (Crazer Theologische Studien 1) Graz 19812 S.

267f. Auch Metr. CHRYSOSTOMOS KONSTANTINIDIS, Ot ClpoL "ouo(a' Ka[ 'un6- o-raOL<;0 nap' 'A<lavaOL'f -ri;> ME:ya>-~, in: 9E:o>-oy(a 53(1982)579f. Es muß aber auch gesagt werden, daß Atbaoasius diese Begriffe auch als gleichbedeutend verwendete.

12) BASILIUS, Epist. 210, 5, Courtonoe, Bd. II, S. 196.

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ontologische eigene unverwechselbare Existenzfonn und Wirklichkeit des Vaters, des Sohnes und des fil. Geistes mit der Offenheit zur gemeinschaftlichen und dialogischen Kanponente. In der theologischen Tenni.nol ogie heißt es dann spä- ter Perichorese, d.h. gegenseitige Durchdringung13).

Durch diese Durchbrechung14) der damals geltenden Metaphysik ..urde auch be- grifflich deutlich, daß Gott der Allmächtige durch die Wirkung de.r eigenen Hy- postasen bzw. der göttlichen Personen die Welt und den Menschen erreichen kann, wanit der Gegensatz zwischen dem "Göttlichen" und dem ''Weltlichen" Uber-

"'Uflden wird.

Dieser gemeinschaftsfähige Gott, der selbst in der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes und des fil. Geistes existiert, schafft auch beim Menschen die Ge- meinschaftsbedinguogen, die für seine Existenz als Menschenfamilie bzw. als Gott-Menschengemeinschaft grundlegend sind. In der anthropomorphen Genesiser- zählung Uber die Erschaffung der Frau stellen wir eben diese gemeinschaftsbe- zogene Handlung Gottes fest. In dieser Erzählung haben wir bildhaft eines der wesentlichen Merlanale der Schöpfung des Menschengeschlechtes Uberhaupt, das als eine KOLvwvLc. -Gemeinschaft - ins "Paradies" eingesetzt ""'-ll"de. Die Be- gründung der Erschaffung der Frau "Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei" (Gen. 2, 18) ist von großer Bedeutung in der christlichen Anthropolo- gie15) . Die "Homousie" zwischen Mann und Frau, wie Johannes Chrysostanos die Natur der Eva mit der Natur Adams charakterisiert16), bezeugt gerade die glei- che Vorausse<;zuog, auch die Gleichwertigkeit zwischen Hann und Frau in ihrer Gemeinschaft, ohne die spezifischen Eigenschaften der Frau oder des Mannes zu relativieren. Demnach ist dann auch im Bereich des Eheverständnisses "die Ein- heit, die Liebe und die Gemeinschaft der Ehepartner für Johannes Chrysostcmos der höchste Zweck der Ehe", wie Prof. Theodor Zissis feststellt17

l .

In dieser liebenden Gesellschaft "liebt man nicht um Kinder zu haben. Liebe bedarf kei- ner Rechtfertigung. Nicht, weil sie Leben schenkt, ist die Liebe gut, sondern weil sie gut ist, schenkt sie Leben, " bemerkt Alexander Schmemann 18) • Und die-

13) 14)

15)

16) 17)

18)

Vgl. P.TREHPELAS, lloy~.taTLKD I, Athen 1959, S. 305f.

Vgl. REINHARD HÜBNER, Der Gott der Kirebenväter und der Gott der Bibel.

Zur Frage der Helleoisierung des Christentums, München 1979, S. 18. Vgl. GRECOR LARENTZAKIS, Ehe, Ehescheidung und Wiederverheiratung in der orthodoxen Kirche, in: Theologisch praktische Quartalscbrift, 125(1977) 252.

JO~~ CHRYSOSTOMOS, In Gen. hom. 16,4, PG

53

1 130.

THEODOR ZISSIS, 'H n&p'• YUIJOU (aÖaOKaALa lO>avvou -roü Xpuooo-ro- IJOU, in: KAHPONOMIA 1(1969)300.

ALEX. SCHMEMANN, Aus der Freude leben. Ein Glaubensbuch der orthodoxen Christen, Olten, 1974, S. 106.

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ses Leben schenkt wiederum Liebe, Gemeinschaft und Freude. So kann es zu einer gegenseitigen Hingabe kcmnen, die nicht leicht Zwang und Zerstörung der harmo- nischen Einheit zuläßt.

Gerade in dieser liebenden Gemeinschaft zwischen Mann und Frau, in der die sehr wichtige und unersetzliche Rolle der Frau in der Familie und in der Ge- sellschaft dokumentiert wird und in der Gott~'!enschen-Gemeinschaft, wie in der gleichen Genesiserzählung erwähnt wird, bis z;um mahnenden Ruf Gottes an den gefallenen Menschen: "Adam, wo bist du" (Gen. 2,9) manifestiert sich der Gott der Bibel, der Gott, der menschenfreundlich, qn>.avöpwno<;, ist, der Gott der Liebe und der Gemeinschaft, der die Henschengemeinschaft auf der Grundlage der Liebe schafft. Darin kann man sicherlich auch einen Ausdruck der Gottebenbild- lichkeit des Menschen in dieser sozialen und gemeinschaftlichen form akzeptie- ren, was auch Moltmann sehen will.

Und weil diese Gott-Menschen-Gemeinschaft ins Wanken geriet und die Gotteben-

bildlichkeit der Menschen verdunkelt, nicht zerstört "'urde, greift Gott noch einmal deutlich in die Menschheitsgeschichte ein, und will wiederum aus Liebe (Joh 3,16), durch die Inkarnation des Logos, durch die Annahme des ganzen Men- schen und durch den Beistand und die Fühn.mg des Hl. Geistes diese Gott-Men- schen-Gemeinschaft wiederherstellen und vollenden, was die Erreichung des.

Heils der Menschen innerhalb der Heilsgemeinschaft bedeutet, und was die Sote- riologie und Ekklesiologie ausmachte, die voneinander nicht getrennt werden können, vorausgesetzt natürlich, daß man unter Ekklesia, Kirche, nicht nur das soziologisch Erfaßbare, Organisatorische und Amtliche versteht.

Damit ist m.E. die versöhnende Kraft der Dreieinigkeit deutlich z;um Ausdruck gebracht. Auch im Johannes-Evangelium hören wir Jesus selbst, wie er die Ge- meinschaft der Dreieinigkeit Gottes als Vorbild für die Einheit der Christen hinstellt. Diese wichtige Analogie ist den Kirchenvätern auch bekannt. Ich meine hier die vielzitierte Johannesstelle 17,21: "Damit all.e eins seien11

Meistens wird nur dieser Teil zitiert, während der anschließende Satz, der viel wichtiger ist, vergessen wird. ''Wie du Vater in mir und ich in dir, daß sie auch in uns seien." Natürlich ist hier die engste Gemeinschaft der Chri- sten untereinander gemeint, aber auch die Gott~'!enschen-Gemeinschaft, ohne da- mit zu meinen, daß eine ontologische quasi pantheistische Gott-Menschen-Ein- heit möglich wäre. Athanasius von Alexandrien betont, daß das harmonische Ver- hältnis der drei göttlichen Personen -runo<;, Vorbild für die Christen sein solll9).

19) Vgl. ATHANASIUS C. Arianos III, 20f. PG 26, 364f. Mehr darüber siebe in:

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(7)

Das gleiche meint auch Gregor von Nyssa 20 ) .

Das aber, was filr die Einheit der Christen innerhalb der Kirche gilt, gilt auch für die verschiedenen Kirchen innerhalb der einen Kirche. Das trinitari- sche Prinzip der Vielfalt in der Einheit kann auch io der Ekklesiologie ange- wendet werden und für die Ökumene hilfreich sein21

). Es handel t sich also hier um die Camruni.o der Ortskirchen, die nicht nur "unvoll.koomene 11 Teil-Kirchen (Teil eines Ganzen) sind, sondern eben Ortskirchen, die die FUlle des Myste- riums und des ekklesialen Charakters (Katholizität) auch in Verbindung mit dem Vollzug des eucharistischen Mysteriums (Eucharistische Ekklesiologie) aufwei- sen.

Also konkret: Einheit io der Vielfalt bzw. Camunio und Selbständigkeit, oder in der Sprache der orthodoxen Theologie Synodalität und Autokephalie, ohne da- mit alle konfessionellen, inhaltlichen, do!llD"tischen Differenzen begründen oder sogar rechtfertigen zu können. Der theologische ökumenische Dialog ist nach wie vor, auch heute als bedeutungsvoll und notwendig zu betrachten.

Wenn ~~ nun die Trinitätskonzeption in gesellschaftliche Kategorien übertra- gen 'ft'oilen, können wir die Begriffe "Person" und "Gemeinschaft" zugrunde legen in Analogie der trinitarischen Gemeinschaft. "Die Person, van Individuum un- terschieden, wird mit vollem Recht nur als in Gemeinschaft mit anderen befind- lich verstanden", stellt Johannes Zizioulas fest22). In diesem Sinne wird das trinitarische Leben auch für die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche als Urbild und Vorbild betrachtet. Die Personalität und die Gemeinschaft, fun- diert auf dem wichtigen Prinzip der Liebe, schaffen wichtige Voraussetzungen in der gesellschaftlichen Ordnung. Die Würde jedes einzelnen ~lenschen, der als eine eigene verantwortungsvolle Person akzeptiert ~'ird und welche nicht indi- vidualistisch und egoistisch handelt, schafft mit ihrem Hitmenschen auf Grund der Nächstenliebe eine Gemeinschaft, wodurch sehr viele Konflikte, Unter- drückungen, soziale Probleme usw. gelöst werden können oder überhaupt nicht entstehen. Konkret bedeutet das: Keine Isolierung der Individuen, kein Egois-

G.LARENTl'.AKIS, Einheit der Menschheit Einheit der Kirche bei Athanasius

s.

240ff.

20) GREGOR VON NYSSA, Orat. XV, In Cant. Canticorum, hg. v. H.LANGERBECK (Opera hg. von ~'.Jäger) Bd. VI, S. 466f.

21) Vgl. ST .HARKIANAKIS, Die Entwicklung der Ekklesiologie io der neueren griechisch-orthodoxen Theologie, io: Catbolica 28(1974)1-12. WACLA~' MRY- NIEWICZ, Der pneumatologiscbe Aspekt der Kirche aus orthodoxer Siebt, in:

Catbolica 31(1977)122-150, u.a.

22) J .ZIZIOULAS, Die Spontangruppen in der Kirche aus orthodoxer Siebt, in: Die Spontangruppe in der Kirche, bg. v. R.METZ u. J .SCHLINK, Aschaffenburg 1971,

s.

178.

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mus, kein "extremer Individu.alisn:us"23) , keine zusamnenhanglose Existenz der

~1enschen,'1assen, sondem eJ.n gemeinschaftliches Zusaomenleben und solidari- sches Zu.samnenwirken der verantwortungsvollen wtd freien Personen mit der ge- genseitigen respektvollen Achtung der ~1enschen"tirde.

Dabei darf natUrlieh auch ein orthodoxer Theologe vor dem wichtigsten ~1yste­

rium unseres Glaubens, des dreieinigen Gottes, den Boden der Danksagung, der Anbetung und Doxologie nicht verlassen.

23) J.MOLTMANN, Trinität und Reich Gottes, HOneben 1980, S. 162.

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