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DEUTSCHLAND 1945-1990

Synthèse

Die BRD – Bundesrepublik Deutschland 1949-1990

Schon bald nach Beginn der alliierten Besatzung Deutschlands verschlechterte sich die Beziehung zwischen den drei Westmächten und der UdSSR, die ihre jeweiligen Besatzungszonen im Zuge des entstehenden Kalten Krieges in unterschiedliche Richtungen führten. Die Währungsreform zur Einführung der D-Mark in der westlichen „Trizone“ im Juni 1948 kündigte die Teilung des besetzten Deutschlands an. Sie provozierte sofort eine offene Krise zwischen den Alliierten: die sowjetische Blockade von Berlin. Elf Monate lang waren die Verbindungswege zwischen Berlin und den Westzonen blockiert. West-Berlin wurde per Luftbrücke versorgt. Auch die UdSSR verließ den Kontrollrat, was einer möglichen gemeinsamen Politik für Deutschland ein Ende setzte. Es war dieses gegenseitige Misstrauen zwischen Ost und West, das schließlich zur Gründung der BRD im Westen (23. Mai 1949) und der DDR im Osten (7. Oktober 1949) führte.

1. Die Integration der BRD in den Westen

Bei ihrer Gründung hatte die Bundesrepublik Deutschland nur begrenzte Befugnisse. Der Besatzungsstatus, der von den Alliierten Hochkommissaren festgelegt wurde und am 21. September 1949 in Kraft trat, verlieh den drei westlichen Besatzern zahlreiche Befugnisse. Der Status der direkten Besatzung endete erst 1955 mit den „Pariser-Verträgen“ vom 23. Oktober 1954. Nach den vielen Kriegserfahrungen fand die Idee einer politischen Einigung Europas ein wachsendes Echo und Politiker wie Winston Churchill, Robert Schuman, Alcide De Gasperi und Konrad Adenauer verteidigten die Idee einer engeren Zusammenarbeit der europäischen Völker. Der Europarat wurde am 5. Mai 1949 von zehn Staaten (den Benelux-Staaten, Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Irland, Norwegen, Schweden und Italien) gegründet. Sie ist zuständig für den Schutz der Menschenrechte und der Demokratie sowie für kulturelle und soziale Fragen. Die BRD war ein „assoziiertes“ Mitglied.

Am 9. Mai 1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman vor, die deutsch-französische Kohle- und Stahlproduktion durch die Schaffung einer Organisation, die für die Beteiligung anderer europäischer Länder offen war, unter eine gemeinsame Leitung zu stellen („Schuman-Plan“). Am 18.

April 1951 beschlossen Italien, Westdeutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten die Gründung der „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (EGKS – frz. CECA). Die Bundesrepublik Deutschland erhielt die gleichen Rechte wie die anderen Mitglieder, was einen Schritt in Richtung deutscher Souveränität symbolisierte. Am 2. Mai 1951 wurde auch die Bundesrepublik Deutschland Vollmitglied des Europarates.

Im Juni 1950 erschreckte der Ausbruch des Koreakrieges die westlichen Länder, die ihrerseits einen kommunistischen Angriff der Sowjets befürchteten. Westeuropa machte sich daraufhin Sorgen um die eigene Verteidigung und am 24. Oktober 1950 verkündete der französische Regierungschef René Pléven den Plan, eine „Europäische Verteidigungsgemeinschaft“ (EVG – frz. CED) zu gründen: Es war vorgesehen, dass die Staaten, die bereits Mitglied der EGKS waren, einen Teil ihrer Truppen zusammenlegen und eine gemeinsame Armee bilden. Die EVG sollte die Wiederaufrüstung der BRD einleiten und dabei die Kontrolle über die neue deutsche Armee behalten. Dieses Projekt scheiterte schließlich am 30. August 1954 an einem negativen Votum des französischen Parlaments, das der deutschen Wiederbewaffnung ablehnend gegenüberstand. Von da an trat die BRD dem westlichen

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Bündnis der NATO bei, um ihre Remilitarisierung zu ermöglichen (die Bundeswehr wurde 1956 mit 495.000 Mann gegründet).

Zwei Jahre später wurde mit den „Römischen Verträgen“ (25. März 1957) eine „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ (EWG – frz. CEE) gegründet, die eine vollständige Integration der BRD in die Wirtschaft ermöglichte, und Euratom zur gemeinsamen Erforschung der zivilen Nutzung der Kernenergie eingesetzt. Die Römischen Verträge werden von Italien, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet. Die europäische Integration und die deutsch-französische Annäherung sind zwei eng miteinander verwobene Prozesse. Nach seiner Rückkehr an die Macht im Jahr 1958 gab de Gaulle Europa eine neue Richtung und den deutsch- französischen Beziehungen einen neuen Schwung. Fünf Jahre später unterzeichneten der General und der Bundeskanzler den „Élysée-Vertrag“ (22. Januar 1963) und besiegelten damit offiziell die Aussöhnung zwischen den beiden Völkern.

2. Die deutsche Frage auf der Tagesordnung

In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 errichtete die DDR-Regierung eine Mauer, die die Stadt von Nord nach Süd teilte und die drei Sektoren West-Berlins vom sowjetischen Sektor (Ost-Berlin) physisch trennte. Die Berliner Mauer sollte diese Teilung zwischen Ost- und West-Berlin fast dreißig Jahre lang markieren. Die DDR versuchte, der immer größer werdenden Abwanderung nach Westdeutschland ein Ende zu setzen. Die SED stellte die Berliner Mauer als „antifaschistischer Schutzwall“ dar, während der Westen sie als „Mauer der Schande“ bezeichnete. Die Grenze zwischen den beiden Stadtteilen wurde permanent von der DDR-Polizei und Armee bewacht. Der Bau der Mauer war ein Schock für die Bevölkerung, zumal Familien getrennt wurden und mehr als 100.000 Ostberliner ihre Arbeitsplätze im Westen der Stadt verloren. Soldaten erhielten den Befehl, auf Flüchtlinge zu schießen, die versuchten, die „Trennungslinie“ zu überschreiten. Mindestens 286 Menschen wurden getötet, bevor sie West- Berlin erreichten. Der Bau der Mauer machte Berlin zu einem starken Symbol des Kalten Krieges, zu einem Ort hoher Spannung zwischen den beiden Blöcken und zum Inbegriff der deutschen Teilung.

3. Die Demokratisierung der westdeutschen Gesellschaft in den 1960er/70er Jahren

Die 1960er und 1970er Jahre waren ein Wendepunkt in der sozioökonomischen und kulturellen Geschichte Deutschlands und ganz Europas. Nach dem Wirtschaftswunder und kontinuierlichem Wachstum bis in die 1960er Jahre erlebte Deutschland nach dem Ölschock von 1973 seine erste Wirtschaftskrise. Danach stieg die Arbeitslosigkeit an und fiel nie unter ein bestimmtes Niveau. Die Krise wurde durch das Erstarken einer sich globalisierenden Wirtschaft im direkten Wettbewerb mit Europa und Asien weiter verschärft. Darüber hinaus begann der Sozialstaat in den 1970er Jahren an seine Grenzen zu stoßen, was zu ersten Diskussionen über die Zukunft des Wohlfahrtsstaates führte.

Gleichzeitig fand ein Kultur- und Sittenwandel statt, der zu neuen kulturellen Normen (Popkultur), sozialen Normen (Befreiung des Geistes) und wirtschaftlichen Normen (Beginn des Massenkonsums) führte.

Der Start des ersten Satelliten „Sputnik“ durch die UdSSR im Jahr 1957 löste in Deutschland und generell im Westen einen Schock aus, der einerseits ein Gefühl der Verwundbarkeit gegenüber den sowjetischen Raketen und andererseits die Angst, von den östlichen Staaten technologisch überholt zu werden, hervorrief. Die BRD reagierte darauf mit einer Reform des Bildungswesens, um künftige Generationen besser auszubilden und so die Modernisierung von Technik und Industrie in Westdeutschland zu ermöglichen. Diese Reformen führten zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Deutschlands. Darüber hinaus sollten die Reformen den Zugang zu den Hochschulen verbreitern und damit die soziale Mobilität in der westdeutschen Gesellschaft erhöhen. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Absolventen und Lehrer, und die westdeutsche Regierung

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investierte zwischen 1963 und 1975 46,5 Mrd. DM in das Bildungswesen, darunter in den Bau zahlreicher neuer Hochschulen.

Das Phänomen des „Babybooms“ begann am Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) und dauerte in Deutschland bis Mitte der 1960er Jahre. Der Höchststand wurde im Jahr 1960 mit 987.000 Geburten erreicht. Diese Zeit wird auch als „das Goldene Zeitalter der Ehe“ bezeichnet. Das Ende des Babybooms war unter anderem geprägt durch die Einführung der Antibabypille 1961 und die Emanzipation der Frau, die den Status der Hausfrau abzulehnen begann.

In den 1960er Jahren befand sich die Gesellschaft im Umbruch und übernahm neue, auf das Individuum ausgerichtete Werte wie persönlichen Erfolg und Konsumdenken. Diese Veränderungen wurden zunächst durch eine bessere wirtschaftliche Lage sowie eine starke Amerikanisierung der westdeutschen Gesellschaft und eine gesamtgesellschaftliche Neuausrichtung bewirkt: Die Lebensqualität stieg und der Individualismus wuchs. Im Jahr 1968 wurden diese Veränderungen vor allem durch die Studentengeneration beschleunigt. Der Nonkonformismus wurde zu einem Merkmal der Zeit, obwohl es immer noch traditionelle und konservative Kreise gab. Die Jugendlichen gerieten in Konflikt mit dem „Kleinbürgertum“, das die Generation ihrer Eltern in ihren Augen verkörperte.

Diese Phase des Wandels war auch von einer sexuellen Revolution geprägt: Tabus fielen, Sex wurde ein aktuelles Diskussionsthema. In der Filmindustrie entwickelte sich eine westdeutsche Form der

„Neuen Welle“ – „Der neue deutsche Film“. Auch der musikalische Bereich war von der Veränderung stark betroffen: neue Stile wurden entwickelt, darunter Rock 'n' Roll und Blues. Die junge Generation, ob Amerikaner, Franzosen oder Deutsche, teilte eine gemeinsame Kultur und trug zur Verwestlichung der Gesellschaften bei.

Dieses „neue“ Deutschland ist also durch das Entstehen einer Konsumgesellschaft gekennzeichnet.

Diese neuen Gewohnheiten waren auch Ausdruck des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland, des Übergangs von der Knappheit zum Überfluss, vom Elend zur Leichtigkeit... Damals lag das Wirtschaftswachstum des Landes zwischen 5 und 7%, die Löhne stiegen und die Arbeitsbedingungen verbesserten sich (40-Stunden-Woche und erst 3, dann 5 Wochen Urlaub). Die Deutschen hatten mehr Geld und mehr Zeit, es auszugeben. Außerdem entwickelte sich zu dieser Zeit die Technik, wie die Innovationen in der Autoindustrie zeigen - immer mehr Haushalte wurden damit ausgestattet (6 % der Deutschen im Jahr 1955; 50 % im Jahr 1973) - oder das Aufkommen von Kühlschränken oder Fernsehern... Die andere Seite der Medaille waren jedoch die neuen Umweltprobleme, die Wasser- und Luftverschmutzung durch die Industrie und das Aufkommen von Wegwerfprodukten. Trotz dieser technologischen und sozialen Fortschritte sind die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern nach wie vor besorgniserregend, und die sozialen Ungleichheiten nehmen mit der Rückkehr der Arbeitslosigkeit zu, insbesondere nach der Ölkrise von 1973.

4. Deutschland im Jahr 1968

1968 war ein Jahr der weltweiten sozialen Krise. Es gab Unruhen in den Vereinigten Staaten, Mexiko, Frankreich (Mai 1968), der Tschechoslowakei (Prager Frühling) usw. Es war hauptsächlich eine Revolte von Studenten und Intellektuellen. In Deutschland ist sie ein Zeichen der Ablehnung der Traditionen, des Konservatismus, des Autoritarismus und der Werte der deutschen Gesellschaft Mitte der 1960er Jahre und Ausdruck eines Generationenkonflikts. In Deutschland gab es (anders als in Frankreich) keine Arbeiterrevolten, und das aus gutem Grund: Die Studenten kämpften nicht aus sozioökonomischen Gründen. Ihre Forderungen waren eher moralisch, sie suchten nach neuen Werten, aber sie demonstrierten auch gegen die Konsumgesellschaft nach amerikanischem Vorbild und für eine Liberalisierung der Gesellschaft.

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Die Bewegung wurde allmählich politisiert, mit Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und die Bonner Regierung. Die seit Dezember 1966 bestehende Regierung der „Großen Koalition“ zwischen CDU und SPD ließ jedoch keine Opposition im parlamentarischen Rahmen zu. Auf Betreiben der Studenten bildete sich eine „Außerparlamentarische Opposition“ (APO). Am 11. April 1968 wurde einer der Führer der Studentenbewegung, Rudi Dutschke, von einem Rechtsextremisten schwer verletzt. Ein weiterer Anschlag auf einen Polizisten, der in Wirklichkeit ein Stasi-Agent war, der die West-Berliner Polizei mit dem Ziel unterwandert hatte, die BRD von ihrer Jugend zu distanzieren (eine 6.000-seitige Akte in 17 Ordnern zu diesem Fall findet sich in Berlin), führte zu einer Welle von Protesten und Gewalt im Land: Fünf Tage lang kam es zu Aufständen in 27 Städten.

Drei wesentliche Elemente setzten der internationalen Bewegung von 1968 ein Ende: die relativ kurze Dauer der Ereignisse in Frankreich, die Niederschlagung des Prager Frühlings am 12. August 1968 durch die Rote Armee und die Erklärung des neuen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, der nach seiner Wahl 1969 den Abzug der Truppen aus Vietnam ankündigte. Das war eine Ernüchterung für die deutschen 68er. Die Studentenbewegung spaltete sich daraufhin in drei Gruppen: diejenigen, die die Reformpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt unterstützten; diejenigen, die sich in den neuen sozialen Bewegungen organisierten (Ökologen, Feministinnen, Anti-Atom-Gruppen usw.); und eine sehr kleine Minderheit, die sich für den bewaffneten Kampf gegen die Regierung, wer auch immer sie war, entschied und terroristische Zellen bildete („Rote-Armee-Fraktion“). Die Ideen von 1968 wirkten sich tiefgreifend auf das politische Feld aus und beeinflussten die Liberalisierung der Bundesrepublik nachhaltig

5. Die neuen sozialen Bewegungen

Der Zeitraum der Entstehung der neuen sozialen Bewegungen ist schwer zu bestimmen. Sie begann nach 1968 und entwickelte sich besonders ab 1973, dem Jahr der Ölkrise. Vor diesem Datum war Optimismus die Norm; mit Innovationen in der Elektronik schien die Zukunft planbar, und die Technologie gab die Illusion, die Welt beherrschen zu können. Doch die Ölkrise erschütterte diese Gewissheiten. Die jüngere Generation begann, sich Sorgen um ihre Zukunft zu machen und trat in eine sogenannte postmaterialistische Phase ein. Obwohl sich die Lebensqualität erheblich verbessert hatte, wurde Wachstum nicht mehr als Synonym für Fortschritt gesehen, sondern manchmal als Bedrohung empfunden, insbesondere mit dem Bewusstsein für die Gefahren für die Umwelt, wie Umweltverschmutzung und nukleares Risiko. Im Jahr 1975 besetzten Atomkraftgegner ein Gelände in der Stadt Wyhl, auf dem ein neues Kraftwerk gebaut werden sollte. Debatten über die Zukunft der Energiepolitik begannen. Es entstanden zahlreiche lokale Protestbewegungen, die versuchten, Probleme zu lösen, die das tägliche Leben betrafen. Anfangs begleiteten diese Proteste die Bedenken des Staates, prangerten aber bald die Passivität der Behörden an. „Bürgerinitiativen“ waren oft Reaktionen auf den Verlust des Vertrauens in die Reformfähigkeit der politischen Behörden und Verwaltungen. Ab 1976/77 wurden diese „Initiativen“ zu einer landesweiten Bewegung. Dabei wurden Konfrontationen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei beobachtet. Parallel zu diesen außerparlamentarischen Oppositionen sahen bestimmte Bewegungen die Notwendigkeit einer Vertretung in gewählten Organen auf kommunaler und regionaler Ebene. In den Jahren 1977/1978 wurde die politische Partei „Die Grünen“ gegründet.

6. Die Wiedervereinigung

Ab 1969 verfolgte der westdeutsche Bundeskanzler Willy Brandt eine Politik der Annäherung zwischen den beiden deutschen Staaten, die sogenannte „Ostpolitik“: 1972 ein bilateraler Grundlagenvertrag, Austausch von diplomatischen Vertretern zwischen beiden Ländern und 1973 der Beitritt zur UNO. Die DDR und die BRD blieben bis zum symbolischen Fall der Berliner Mauer 1989, der das Ende des Kalten

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Krieges markierte, getrennt und wurden am 3. Oktober 1990, dem deutschen Nationalfeiertag, effektiv wiedervereinigt.

Die DDR – Deutsche Demokratische Republik 1949-1990

40 Jahre lang existierte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) neben der Bundesrepublik Deutschland (BRD) als zweiter deutscher Staat, getrennt durch bewachte Grenzen und Mauern.

Laut Verfassung waren in der DDR alle Bürger gleich. Der Staat übernahm Großteile des Privateigentums und verstaatlichte die Wirtschaft. Es galt das Prinzip des Sozialismus. Die SED, die einzig regierende Partei, kontrollierte alle Lebensbereiche, von der Ausbildung der Kleinkinder über die Freizeitgestaltung bis hin zur Arbeitsplatz- und Wohnungswahl. Wer sich der Partei in den Weg stellte, wurde überwacht und verfolgt.

1. 1949: Die Gründung der DDR

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 beschlossen die Siegermächte Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion auf der Konferenz von Jalta in der Ukraine, das deutsche Staatsgebiet in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Zudem bekam jede Besatzungsmacht jeweils einen Teil der Hauptstadt Berlin. Das Ziel war es, den Nationalsozialismus zu beenden und die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen.

Schon nach zwei Jahren war das Verhältnis zwischen den Ost- und Westmächten gespalten. Die Sowjetunion verfolgte eine aggressive Politik und war bemüht die eigene Weltanschauung gen Westen zu verbreiten. Vor allem die USA verfolgten diese Entwicklung mit Misstrauen. Der Kapitalismus und der Kommunismus – beides schien unvereinbar. Bereits im März 1946 sprach der britische Premierminister Winston Churchill von einem "Eisernen Vorhang", der den Westen vom Osten trenne.

Ein Jahr später beschlossen die USA mit dem Marshallplan den Kommunismus in Europa einzudämmen. Der Kalte Krieg begann.

Am 7. Oktober 1949 wurde die sowjetische Besatzungszone (SBZ) schließlich offiziell zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das Gebiet umfasste die heutigen Bundesländer Mecklenburg- Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Sachsen sowie Ost-Berlin. Der neue Staat pflegte weiterhin eine enge Beziehung zur Sowjetunion, war aber nun ein eigenständiger Staat mit eigener Regierung und Wirtschaft.

2. Die Sowjetunion als Vorbild

Die DDR wurde nach sowjetischem Vorbild zum sozialistischen Staat erklärt. Das bedeutete etwa, dass Privateigentum, vor allem Geschäfte und Unternehmen, aber auch Miethäuser in staatlichen Besitz übergingen. Zunächst waren es nur die Großbetriebe, mit dem Machtantritt von Erich Honecker im Jahr 1972 aber zunehmend auch alle kleineren Unternehmen. Jegliche Produktion von Waren und Gütern unterstand fortan dem Staat.

Wie die Wirtschaft war auch die DDR-Politik zentral geregelt. Herrschende Partei war allein die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Diese ging auf Drängen der Sowjetunion aus einer Zwangsvereinigung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) hervor. Wilhelm Pieck (KPD) wurde erster Staatspräsident, Otto Grotewohl (SPD) Ministerpräsident.

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Nach Verfassung waren neben der SED noch vier weitere Parteien zugelassen: die Christlich- Demokratische Union (CDU), die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD), die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) und die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD).

Nach außen hin schien es, als verfolgte jede dieser Parteien eine eigene politische Richtung. Sie hatten jedoch kein eigenes Parteiprogramm. Alle waren der SED unterstellt. Ihre eigentliche Aufgabe war es, systemkritische Bürger anzusprechen, also Bürger, die mit der politischen Ausrichtung der SED wenig anfangen konnten. Identifizierten sich diese stattdessen mit den kleineren Parteien, bekam die SED indirekt die Unterstützung, die sie haben wollte.

3. Diktatorische Staatsführung

Die SED war streng hierarchisch aufgebaut. Zu den unteren und mittleren Ebenen gehörten etwa Bezirks-, Stadt- und Gemeinderäte. Wichtige Ämter in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Kultur und Sicherheit gehörten zur Parteiführungsspitze, der Nomenklatura. Diese war das eigentliche Machtzentrum der DDR.

4. Die SED: Einzige Partei der DDR

Zwar hatten alle Mitglieder der Partei das Recht, die Führungsspitze der SED zu wählen. Die Nomenklatura bestimmte jedoch, welche Kandidaten für die offenen Posten überhaupt infrage kamen.

Die Mitglieder in den unteren Gremien hatten weder die Möglichkeit Kandidaten vorzuschlagen noch sich selbst als Kandidat zur Wahl zu stellen. Die Wahl war damit zwar möglich, aber stark eingeschränkt.

Die Partei verlangte darüber hinaus von den unteren Gremien bedingungslose Parteitreue. Die Mitglieder mussten den Beschlüssen der Führungsebene zustimmen. Wer Widerstand leistete, wurde innerhalb der Regierung nicht geduldet.

Die Bürger in der DDR konnten die Politik des Staates kaum beeinflussen. Freie Wahlen gab es nicht.

Jeder Wahlberechtigte erhielt einen Wahlzettel mit einer Liste, auf dem die Kandidaten der SED vorgestellt wurden. Wer einen Zettel unausgefüllt abgab, stimmte den Kandidaten zu. Es bestand die Möglichkeit, Kandidaten auf der Liste zu streichen und damit abzulehnen. Die Wahl war meist öffentlich. Jeder, der wollte, konnte sehen, ob ein Wähler der Liste zugestimmte oder nicht. Wer die Wahlkabine aufsuchte, machte sich mancherorts verdächtig. Die SED übte so Druck auf die Wähler aus.

5. Die Köpfe der Partei

Erich Honecker und Walter Ulbricht zählten zu den bekanntesten Politikern in der DDR.

Ulbricht war von 1950 bis 1971 Generalsekretär der SED und damit mächtigster Mann im Staat. Sein Hauptanliegen war es, den Sozialismus in der DDR zu etablieren und zu festigen. Als Anfang der 1960er Jahre immer mehr Menschen das Land verließen und in den Westen gingen, musste Ulbricht etwas unternehmen, um die Menschen im Land zu halten. Von ihm stammt zwar der Satz "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten". Der Mauerbau fiel dennoch in seine Amtszeit. 1971 musste Ulbricht zurücktreten, ihm fehlte die Unterstützung innerhalb der Regierung.

Honecker löste Ulbricht ab. Er bemühte sich darum, die Beziehungen des Staates zum Rest Europas und den Vereinten Nationen zu verbessern. Auch das Verhältnis zur BRD besserte sich unter Honecker.

An der Ideologie des Sozialismus hielt er fest, was die Beziehungen zum Nachbarn komplizierte. Trotz vieler Reformen gelang Honecker nicht, aus der DDR einen Staat mit stabiler Wirtschaft zu machen.

Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs. Anhaltende Massenproteste zwangen Honecker am 18. Oktober 1989 schließlich zum Rücktritt.

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6. Die verstaatlichte Wirtschaft war zu unflexibel

In der freien Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt. In der DDR war das anders, hier regelte der Staat die Wirtschaft. Die SED verstaatlichte die Industrie- und Handelsunternehmen. Agrarbetriebe wurden kollektiviert und zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammengeschlossen. Die Staatliche Plankommission (SPK) erstellte Fünfjahrespläne. Die Kommission hielt darin fest, wie viele Güter gebraucht wurden, um die DDR-Bürger zu versorgen.

Die Parteiführung entschied anhand des Fünfjahresplanes, wie viele Rohstoffe die Unternehmen für die Produktion brauchten, wie viele Arbeiter sie beschäftigen sollten und wie hoch deren Lohn zu sein hatte. Auch der Preis des Endproduktes wurde vorgegeben. Die Unternehmen mussten sich strikt an diesen Volkswirtschaftsplan halten. Das schränkte die Wirtschaft ein, sie war dadurch nur wenig flexibel. Änderte sich das Konsumverhalten der Bürger, konnte der Markt darauf nur langsam reagieren.

Viele Betriebe im Groß- und Einzelhandel sowie in der Gastronomie lagen in der Hand des Staates. Sie wurden von der Handelsorganisation (HO) oder der Konsumgenossenschaft betrieben. Der Staat subventionierte die Lebensmittel- und Bekleidungsindustrie und garantierte eine Grundversorgung zu Fixpreisen. So kostete etwa ein Brötchen mehr als 40 Jahre lang fünf Pfennig. Nicht mehr, nicht weniger.

Produkte aus dem Westen und Importware wie Kaffee, Kakao und Bananen waren hingegen teurer als Grundnahrungsmittel und zudem seltener in den Geschäften. Läden wie "Delikat" oder "Exquisit"

boten hochwertige Luxusartikel, Lebensmittel und Kleidung an. Die Preise dafür waren hoch. So bezahlten die Menschen für eine Dose Ananas mitunter 18 Mark, für ein Hemd 150 Mark.

In Intershops konnten die Bürger Westwaren kaufen, die in der DDR selten waren, darunter Schallplatten, Goldschmuck und Genussmittel. Zoll mussten sie dafür nicht bezahlen, sie bezahlten in D-Mark oder anderen Währungen Westeuropas. Auf Luxusartikel wie Elektrogeräte und Autos mussten die Käufer oft mehre Jahre warten. Die Wartezeit für einen Trabi lag bei bis zu zwölf Jahren.

Trotz sorgfältiger Planung kam es immer wieder zu Versorgungsengpässen in der DDR. Besonders importierte Waren wie Südfrüchte, Kakao und Zucker waren oft nur in geringen Mengen verfügbar.

Die Menschen mussten sich dann schon früh am Morgen in lange Schlangen einreihen und warten, um sie einkaufen zu können. Nicht selten waren die Waren ausverkauft, wenn sie endlich an der Reihe waren. Viele kauften daher gleich auf Vorrat. Auch Lebensmittel wie Brot und Fleisch waren hie und da schon kurz nach Mittag aus.

7. Das Ende der DDR

Gegen Ende der 80er Jahre verschärfte sich die wirtschaftliche Situation immer mehr. 1988 erklärte Honecker offiziell die Ablehnung der sowjetischen Reformpolitik …

Bereits im Januar 1989 verzichteten in Ungarn und Polen die Kommunisten auf ihren alleinigen Machtanspruch. Durch den ungarischen Abbau der Grenze zu Österreich wurde der Eiserne Vorhang im wahrsten Sinne des Wortes löcherig. Über Ungarn setzten sich gleich danach viele DDR-Bürger in den Westen ab und in der Prager Botschaft erzwangen sich Ausreisewillige die Genehmigung, die DDR zu verlassen.

In Leipzig zeigten im Oktober die Menschen ihren Unmut auf den Montagsdemonstrationen. Waren es am 2. Oktober 20.000 Teilnehmer, erhöhte sich in der Woche darauf ihre Zahl auf 70.000. Die

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politische Wende war unübersehbar geworden. Wieder eine Woche später nahmen bereits 120.000 Menschen an der Montagsdemonstration teil.

Zwei Tage später, am 18. Oktober 1989 trat Erich Honecker von seinen Ämtern zurück, zu seinem Nachfolger wurde Egon Krenz bestimmt. Seine leeren Worte zum 40. Jahrestag der DDR waren ohnehin verhallt. Es kam am Rande der Feierlichkeiten im ganzen Land zu Protesten.

Dem Aufruf der DDR-Künstlerverbände, sich im Sinne einer Demokratie zu einer Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz einzufinden, folgten mehr als 500.000 Menschen. Ausschreitungen gab es dabei kaum.

Am 9. November fiel die Mauer, die 28 Jahre lang nicht nur eine Stadt, sondern ein Land getrennt hatte, denn mit dem Fall der Mauer wurde auch die innerdeutsche Grenze geöffnet.

Am 4. November des gleichen Jahres kam es auf dem Alexanderplatz in Berlin zur größten Demonstration in der Staatsgeschichte (ca. 1 Mio. Teilnehmer). Ebenfalls in diesem Jahre kam es zum ersten Mal zu einem Gespräch zwischen den ehemaligen Blockparteien und der Oppositionsgruppen.

Gregor Gysi wurde Parteivorsitzender, im Februar 1990 wurde die SED in PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) umbenannt.

Seit dem 3. Oktober 1990 ist Deutschland wiedervereint.

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