JAHRESBERICHT 2020
Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis Lippe
INHALT__________________
Rahmenbedingungen Finanzierung
Personalausstattung Statistik
Themenschwerpunkte der Anfragen Homepage
Gruppengründungen 2020 Projekte der SHK
Kooperationen und Gremienarbeit
2020 plante die SHK …
Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit Kooperationsveranstaltungen
Teilnahme an weiteren Veranstaltungen mit Profis Jahresrückblick
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JAHRESBERICHT 2020
Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis Lippe
Rahmenbedingungen
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis Lippe ist seit 2002 die zentrale Anlaufstelle der
lippischen Kommunen rund um das Thema Selbsthilfe in Trägerschaft der PariSozial gGmbH unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW. Das Kontaktbüro
Pflegeselbsthilfe (KoPS) ist seit 2017 eine zusätzliche Unterstützungsmöglichkeit für Pflegende Angehörige. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle verfügt zusätzlich zu den Büroräumen über 2 Gruppenräume, welche den Selbsthilfegruppen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. 2020 wurde das Raumangebot durch die Nutzungsmöglichkeit des großen
Tagungsraums in der 2. Etage erweitert. Gerade während der Corona- Pandemie war der Raum mit einer Größe von 60 qm - in den Zeiten, in denen Treffen möglich waren - ein guter
„Treffpunkt“ für die Selbsthilfegruppen. Den Tagungsraum nutzen 22 Selbsthilfegruppen und über drei Selbsthilfe-AGs für ihre regelmäßigen Treffen, wenn dies innerhalb der
Infektionsschutzbestimmungen möglich war.
Finanzierung
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis Lippe wird finanziert von den gesetzlichen Krankenkassen, dem Kreis Lippe, dem Land NRW und seiner Trägerin der PariSozial gGmbH unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW. Die Angebote der Selbsthilfe-Kontaktstelle sind für alle Interessierten und Ratsuchenden kostenfrei.
Personalausstattung
Silke Stegelmann, pädagogische Fachkraft Teilzeit 31 Stunden Jasmin Sasse, pädagogische Fachkraft Teilzeit 16 Stunden
Stefanie Hojer, pädagogische Fachkraft Teilzeit 5 Stunden (plus 10 Stunden KoPS) Antje Bruns, Sachbearbeitung Teilzeit 22 Stunden
Statistik
Unterstützung und Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen
Im Jahr 2020 wurden 2028 eingehende Kontakte statistisch erfasst, mehrheitlich während der Sprechzeiten (16 Std./ Woche verteilt auf 4 Wochentage).
Art der Kontaktaufnahme:
Telefonische Kontakte: 55 % E-Mail-Anfragen: 39 % Persönliche Anfragen: 6 %
2 Am häufigsten wurde die Selbsthilfe-Kontaktstelle über den telefonischen Weg kontaktiert.
An zweiter Stelle mit 39% lagen die Anfragen per E-Mail. In diesem Jahr gab es aufgrund der Corona Pandemie (Kontaktbeschränkungen) nur sehr wenige Persönliche Anfragen.
Personenkreis:
Selbsthilfe-Interessierte: 49 % Selbsthilfegruppen-Mitglieder: 28 % Professionelle/ Fachleute: 23 %
Fast die Hälfte der Selbsthilfe-Interessierten suchten nach einer passenden Selbsthilfegruppe.
Im Jahr 2020 konnten wir aufgrund der Corona Pandemie nur in den Zeiten, in denen Gruppentreffen möglich waren, direkt in Selbsthilfegruppen vermitteln. Während der Kontaktbeschränkungen wurde an Gruppenteilnehmende vermittelt, die zum Austausch (z.B. per Telefon, E-Mail oder Spaziergänge) mit Interessierten bereit waren.
Beratungsgespräche
Über telefonische Beratungsgespräche hinaus gab es 21 persönliche Beratungen, davon 13 für Gruppensprecher*innen sowie zusätzlich 2 jeweils mit den ganzen Gruppen. Die Anliegen der Gruppensprecher*innen bezogen sich zu einem großen Teil auf Fragen zur Gestaltung des Miteinanders in der Gruppe während der Kontaktbeschränkungen (Möglichkeiten des Austausches u.a. per Videokonferenz) sowie zum Umgang mit Konflikten.
Uns ist es ein Anliegen, die Gruppen immer wieder zu ermutigen, Hilfestellungen und Rückmeldungen von außen einzufordern. So mancher zunächst äußerlich ersichtliche
Konflikt entwickelt sich zu einem völlig anderen Thema durch das Wahrnehmen und Erfragen einer neutralen, nicht verwobenen Person. Die Arbeit an Kernthemen wird so klarer und ermöglicht eine Neuausrichtung für das Gruppenleben.
48%
12% 11%
8% 8% 6%
4% 3%
Anliegen von Selbsthilfe-Interessierten und
Fachleuten
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Themenschwerpunkte der Anfragen
Anfragen nach Themen 2020
Zehn am häufigsten nachgefragte Themen
1. Depressionen/bipolare Störungen 2. Psychische Erkrankungen
3. Sucht - Alkohol 4. Angst/Panik/Psychose 5. Krebs
6. AD(H)S
7. Seelische Gesundheit u. Demenz/Alzheimer 8. Suizid (von Angehörigen)
9. Adipositas
10. Morbus Parkinson
Homepage
Gerade im Jahr 2020, in dem vielfach der persönliche Kontakt durch die pandemiebedingte Situation nicht möglich war, ist es interessant, sich die Zugriffe auf die Homepage der Selbsthilfe-Kontaktstelle anzusehen.
Während des ersten Lock Downs wurde u.a. die Homepage dazu genutzt, mit den
Selbsthilfegruppen in Verbindung zu bleiben. Es wurde eine neue Rubrik „Gemeinsam statt einsam„ eingerichtet. Hier gab es neben den Berichten aus den Gruppen unter anderem auch Rezepte für das Backen ohne Mehl und Bastelanleitungen. Es ging darum, gemeinsam die Zeit des Lock Downs auch mit praktischen Tipps zu überstehen.
Die überwiegende Zahl der Zugriffe auf die Homepage erfolgte zu allgemeinen Informationen über Selbsthilfe und die Selbsthilfe-Kontaktstelle. Gleich danach folgten die Zugriffe zu den Themen Psychische Erkrankungen und Sucht. Danach folgten die Zugriffe auf Einzelthemen wie Schlaganfall, Parkinson und Demenz.
49%
24%
15%
8% 4%
Psychische Themen Chronische Erkrankungen Sucht
Soziale Themen Behinderungen
4 Im Bereich der Downloads lag der Schwerpunkt bei
Informationen zu psychischen Erkrankungen und Sucht.
Besonders häufig wurde im zweiten Halbjahr auch der Handzettel über den Gesprächskreis „Hochsensibel“
angesehen.
Insgesamt verzeichnete die Homepage im Jahr 2020 15.301 Besuche. Die höchsten Besucherzahlen waren anhand der Statistik im Januar und Februar zu verzeichnen. Ab dem Ausbruchszeitraum der Pandemie sind die Zahlen gesunken.
Hierbei ist ein Einbruch parallel zum ersten Lockdown im April/
Mai zu erkennen. Danach sind im Zeitraum von Juni- September die Besucherzahlen wieder stark in die Höhe gegangen. Im November ist erneut ein deutlicher Abfall in den Besucherzahlen zu verzeichnen. Signifikant ist, dass diese Zahlen unmittelbar mit unserem Arbeitsgeschehen in der Selbsthilfe- Kontaktstelle korrelieren und klar wiederspiegeln, zu welchen Zeiten wir auch im Arbeitskontext eine starke Nachfrage bzw. einen deutlichen Einbruch erfahren haben.
Gruppengründungen 2020
Im Jahr 2020 hat das Team der Selbsthilfe-Kontaktstelle weiterhin 14 ausführliche Beratungsgespräche zu 6 Gruppengründungen geführt.
„Mut zur Lücke“ – junge Gruppe zu psychischen Themen, Detmold
„LeohnA“ Suchtgruppe, Schlangen
Hochsensibilität, Detmold
„Bunte Gruppe“ – Gruppe zu psychischen Themen, Lemgo
„Durch dick und dünn“ – Adipositas, Detmold
Angehörige nach Suizid, Detmold
„Lebensfreude und Achtsamkeit“ (Psychische Erkrankungen, nach Klinikaufenthalt) Bad Salzuflen
Drei Gruppen-Neugründungen mussten aufgrund von Corona leider „auf Eis gelegt“ werden:
„Die Welle“ – Gruppe zu psychischen Themen, Bad Meinberg
MS- Gruppe für junge Betroffene, Barntrup
„Teampower“ – Paare, die von Krebs betroffen sind
Trotz der pandemiebedingten Situation konnten für die meisten Gruppen erste Gruppentreffen stattfinden oder die Gruppen haben sich bereits fest etabliert.
Die Gruppen für junge Menschen mit MS, zum Thema Krebs sowie auch
„Die Welle“ mussten ihr Gründungstreffen ins Jahr 2021 verschieben.
Zum Ende des Jahres gab es ein Gruppen-Gründungsgespräch zum Thema „Kaufsucht“.
Die Gruppe „Reden statt kaufen“ wird Anfang 2021 in die Gründung gehen.
Weiterhin haben wir zu den Jungen Rheumatikern OWL Kontakt bekommen. Diese Gruppe trifft sich regelmäßig im Umkreis OWL in den jeweiligen Räumlichkeiten der Kontaktstellen.
Auch bei uns sind für das Jahr 2021 Treffen geplant, da diese in 2020 leider nicht stattfinden konnten.
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Projekte der Selbsthilfe-Kontaktstelle
„Stark machen“ Selbsthilfe regional 2020
Ende 2018 nahm der nächste Präsident des Rotary Clubs Detmold-Blomberg Prof. Dipl.-Ing. Ernst Thevis (2019/2020) Kontakt zur Selbsthilfe-Kontaktstelle auf. Er äußerte den Wunsch, die Selbsthilfe im Kreis Lippe während seiner Präsidentschaft, zu unterstützen. Gemeinsam wurde ein entsprechendes Konzept unter dem Motto „stark machen – Selbsthilfe regional“ entwickelt.
In Kooperation mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt der Rotary Club Detmold-Blomberg seit Juni 2019 die lippische Selbsthilfe dort, wo andere Förderer der Selbsthilfe wie z.B. die Krankenkassen keine Unterstützung leisten.
Das Ziel ist jedoch in erster Linie die ideelle Unterstützung der Selbsthilfe und die Ermöglichung von Begegnung von
Menschen, die in der Selbsthilfe aktiv sind und Menschen, welche die Selbsthilfe gerne kennenlernen möchten.
Begegnungen und viele interessante Gespräche führten zu der Durchführung vieler Veranstaltungen und der Unterstützung der Selbsthilfe.
Die Amtszeit von Ernst Thevis als Präsident des Rotary Clubs Detmold-Blomberg endet im Juni 2020. Er bekommt am
25.06.2020 eine Patchworkdecke mit Flicken (von den geförderten Gruppen gestaltet), auf denen jeweils ein unterstütztes Projekt symbolisch dargestellt ist.
In-Gang-Setzer
Seit 2008 wird dieses Projekt in der SHK Lippe angeboten, bei dem ehrenamtliche Unterstützer*innen Gruppengründungen begleiten. Im Jahr 2020 gab es 6 aktive und sehr motivierte In- Gang-Setzer*innen. Eine Gruppengründung wurde im Jahr 2020 begleitet.
Es fanden 4 Austauschtreffen, ein überregionales Treffen in Minden und ein Workshop in Bielefeld statt.
Selbsthilfefreundliches Krankenhaus – Klinikum Lippe Mit dem Klinikum Lippe besteht eine enge
Zusammenarbeit auf der Grundlage des Konzeptes zur Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen. Im Sommer 2012 erfolgte die erste
6 Auszeichnung des Klinikums Lippe als „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ Am 27.05 2019 wurde das Klinikum zum wiederholten Male ausgezeichnet. www.selbsthilfefreundlichkeit.de
Gesundes Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland Der Kreis Lippe ist Mitglied im GSN. Die Selbsthilfe-
Kontaktstelle nimmt als Vertreter der Selbsthilfe an den entsprechenden Veranstaltungen teil.
Der Austausch fand in diesem Jahr digital am 28.10.2020 statt.
Kooperationen und Gremienarbeit
Kontakt-und Beratungsstelle „Das Dach“
Seit dem 01.01.2017 verbindet die Selbsthilfe- Kontaktstelle eine beständige Kooperation mit der Kontakt- und
Beratungsstelle vom Dach e.V. Wir unterstützen uns gegenseitig bei der Öffentlichkeitsarbeit und beleben diese Zusammenarbeit durch jährliche gemeinsame
Veranstaltungen.
Zudem verbindet uns die Kooperation mit der Unabhängigen Beschwerdestelle Lippe (UBL)
Unabhängige Beschwerdestelle Lippe (UBL)
Seit ihren Anfängen unterstützt die Selbsthilfe- Kontaktstelle die Arbeit der Unabhängigen Beschwerdestelle Lippe und nimmt an Arbeitskreis- Treffen teil. Für die persönlichen Beratungszeiten stellt die Selbsthilfe- Kontaktstelle jeden Mittwochnachmittag unentgeltlich den Gruppenraum zur Verfügung.
Weiterhin ist die Selbsthilfe-Kontaktstelle in folgenden Arbeitskreisen und Gremien vertreten:
Kommunale Gesundheitskonferenz
Kommunale Konferenz für Alter und Pflege
Arbeitsgemeinschaft Sucht
Qualitätszirkel Psychiatrie
Koordinationsgremium Psychiatrie
Unabhängige Beschwerdestelle Lippe (UBL)
Vergabekonferenz der KK zur Selbsthilfeförderung (fand per Telefonkonferenz statt)
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Behindertenbeirat der Stadt Detmold (Selbsthilfe durch einen gewählten Gruppensprecher vertreten)
AG Recovery College
Qualitätszirkel Selbsthilfefreundlichkeit
Arbeitskreis Junge Selbsthilfe NRW
Landesarbeitskreis der Selbsthilfe-Kontaktstellen (LAK) NRW
Trialog GPZ
VHS – Vorträge
Teilnahme im Modellprojekt für den Kreis Lippe mit dem FAS NRW zur Partizipation Betroffener
2020 organisierte die Selbsthilfe-Kontaktstelle
Gesamttreffen
20.02.2020 Gesamttreffen für alle lippischen Selbsthilfegruppen 20.08.2020 Treffen der Gruppen zu psychischen Erkrankungen 27.08.2020 Treffen der Gruppen zum Thema Sucht
29.10.2020 Gesamttreffen (leider ausgefallen)
Fortbildungen für Selbsthilfe-Aktive
11.07.2020 „Workshop Freiraum“ Referent: Stefan Schäfer
22.08.2020 „Supervision für Mitglieder in Selbsthilfegruppen“
Fortbildung für Teilnehmende in
Selbsthilfegruppen Referent: Götz Liefert
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Veranstaltungen / Öffentlichkeitsarbeit 2020
„Donnerstagsreihe“
Leider konnte nur die erste Veranstaltung der Donnerstagsreihe stattfinden, der Rest musste pandemiebedingt ausfallen.
9 Selbsthilfe hat Stimme“ - Beiträge bei Radio Lippe
Bereits zum vierten Mal in Folge ist auch im Jahr 2020 durch die AOK eine Selbsthilfe-Reihe bei Radio Lippe gefördert worden. In diesem Jahr standen folgende Gruppen und ihre Themen im Mittelpunkt
Selbsthilfe ist systemrelevant
Gruppengründungen in der Corona Zeit
Suchtgruppen und Gruppen zu psychischen Erkrankungen
Gruppen zu chronischen Erkrankungen – Rheuma
APK e.V. – Interessengemeinschaft von Angehörigen psychisch Kranker
Zwei weitere Beiträge wurden von dem Rotary Club Detmold-Blomberg im Rahmen unseres Projekts „stark machen“ finanziert
Junge Gruppe in Lippe - „Mut zur Lücke"
Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe (KoPS) stellt sich vor!
Selbsthilfe News –
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis Lippe ist dabei
Im Januar 2020 erschienen die „Online SelbsthilfeNews“ für und aus dem Kreis Lippe zum ersten Mal.
Die „SelbsthilfeNews“ sind online Newsletter, die sechs Mal im Jahr von den Selbsthilfe-Kontaktstellen und -Büros in ganz NRW herausgegeben werden. Interessierte können die Newsletter abonnieren, dazu kann man sich unter: www.selbsthilfe-news.de anmelden. Der Newsletter ist inzwischen zu einem Sprachrohr der lippischen Selbsthilfe geworden. In den 6 Ausgaben des Jahres 2020 wurden aktuelle und wichtige Informationen aus der Region und für die Region – also alles was die Selbsthilfe vor Ort bewegt - gebündelt.
Außerdem kann auf ein seit 2016 bestehendes Archiv mit Stichwortsuche zugegriffen werden. Inzwischen gibt es die
„SelbsthilfeNews“ auch als App.
Kooperationsveranstaltungen
Es konnten 2020 pandemiebedingt keine Kooperationsveranstaltungen stattfinden. Dazu gehörten auch die bereits mit der VHS Detmold geplanten Vorträge.
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Teilnahme an weiteren Veranstaltungen mit Profis
Während der Corona-Pandemie mussten die entsprechenden Veranstaltungen ausfallen. In einigen Fällen wurde die Planung im ersten Lock Down eingestellt – dazu gehörte die
„Woche der Selbsthilfe“ des Paritätischen Gesamtverbandes, die in das Jahr 2022 verschoben wurde.
Jahresrückblick – Corona eine Herausforderung für die Selbsthilfe
Das Jahr 2020 war für das Team der SHK und auch die Selbsthilfegruppen bedingt durch die Corona-Pandemie ein sehr besonderes Jahr. Vieles wurde abgesagt oder verschoben.
Gerade in den ersten Monaten war dies eine große Umstellung. Beratungsgespräche rund um das Thema Selbsthilfe sowohl für Einzelpersonen als auch die Gruppen, aber auch die Planung und Durchführung von Veranstaltungen, machen einen Großteil unseres
Arbeitsalltages aus. All dies kam nach Ausbruch der Pandemie im Präsenzbereich zum Erliegen. Wir arbeiteten daran Alternativen im digitalen Raum zu finden. Zudem vermittelten wir weiterhin in die Gruppen, so dass alle Interessierten auch Ansprechpartner*innen erhielten und zumindest telefonische Gespräche führen konnten. Wir stellten fest, dass sich grundsätzlich eine Veränderung im Rahmen unserer telefonischen Sprechzeit vollzog: Die Beratungsintensität hat mit dem Beginn der Pandemie deutlich zugenommen. Dies spiegelte sich auch in der Länge der Gespräche wieder.
Der erste Lock Down im Frühjahr zeigte, wie wichtig die Arbeit der Selbsthilfegruppen ist. Die Menschen gaben sich gegenseitig Halt, suchten Zuspruch in Zweiergesprächen bei
Spaziergängen und versuchten, alternativ in Kontakt zu bleiben. Die Wahrnehmung der aktuellen Situation schwankte auch je nach Gruppenthema. Viele Selbsthilfe-Aktive (vor allem mit chronischen Erkrankungen) waren sehr vorsichtig, da sie verständlicherweise große Angst vor einer möglichen Ansteckung hatten. Besonders Selbsthilfe-Aktive mit
psychischen Erkrankungen fielen häufig in ein großes Loch der Verzweiflung und Einsamkeit.
Es zeigte sich, dass für die Menschen mit psychischen Erkrankungen und
Suchtproblematiken diese Situation kaum händelbar war. Schon damals erreichten uns Nachrichten, dass manche Gruppe eine Rückfallquote von 2/3 der Menschen hatte.
Nicht alle Selbsthilfe-Aktiven traf die Situation mit der gleichen Härte. Doch letztlich ist jeder Rückfall eines Menschen, der lange Stabilität und Halt gefunden hatte, eine menschliche Katastrophe für die Einzelperson.
Als wir im Frühsommer unser Haus mit Schutzkonzepten wieder öffnen durften, war die Erleichterung groß, sowie auch die Hoffnung, dass die schlimmste Zeit hinter allen liegen möge. Der Sommer war geprägt von Aktionismus sowie vielen Ideen und Anfragen. Parallel arbeiteten die Geschäftsführung und wir an der technischen Aufrüstung im Rahmen der Digitalisierung. Unser Ziel war es, baldmöglichst digitale Angebote als Überbrückungshilfe für die Zeit, in der keine Präsenz-Treffen stattfinden konnten/können, anzubieten.
Als im November der zweite Lock Down kam, spiegelte sich das auch in der Arbeit vor Ort stark wieder. Systemrelevante Gruppen durften sich zu dem Zeitpunkt zwar noch treffen,
11 aber die Stimmung kippte und mit den kommenden Wintermonaten stellte sich auch bei vielen Selbsthilfe-Aktiven eine große Hoffnungslosigkeit ein.
Der absolute Tiefpunkt erreichte uns im Dezember, als kurz vor Weihnachten deutlich wurde, dass sich auch systemrelevante Gruppen nicht mehr treffen durften. Die traf die Gruppen im Suchtbereich als auch zu den psychischen Themen besonders. Wir bekamen sehr viele verzweifelte Anrufe, standen doch die Feiertage und der Jahreswechsel vor der Tür. Doch uns waren die Hände gebunden: Infektionsschutz hatte oberste Priorität. So beendeten wir das Jahr mit vielen Fragezeichen in unseren Köpfen: Wie viele Selbsthilfegruppen werden diese schwere Zeit überstehen oder auch daran zerbrechen? Welche Perspektiven können wir diesen Menschen in der Krise weiter aufzeigen? Wie können wir diese Perspektiven praktisch und konkret weiterhin in unserer Arbeit umsetzen (ganz ohne die Arbeit mit Gruppen in Präsenz)?
Aber auch: Wie werden die Selbsthilfe-Aktiven, deren Halt – gerade über die Feiertage - die Selbsthilfegruppe ist, diese Zeit überstehen? Ein Jahresausklang mit sehr gemischten
Gefühlen, Ratlosigkeit und Betroffenheit, immer vor dem Hintergrund der Ziele der
Selbsthilfe: den Menschen eigentlich einen Weg heraus aus der Krise und in die Gruppe aufzeigen zu können.
Trotz allem hat sich aber auch gezeigt, dass Selbsthilfe weiterhin für die Teilnehmenden eine große Stütze sein kann. Oft finden die Selbsthilfegruppen einen kreativen Weg zum
Austausch. Einige Gruppen treffen sich zum Teil digital, per Messenger, per Telefon oder auch mal nur zu zweit zu einem Spaziergang. Unser Augenmerk liegt aber auch bei den Selbsthilfegruppen, denen es nicht gelingt in Kontakt zu bleiben und die sich sogar auflösen.
Als Selbsthilfe-Kontaktstelle werden wir die Selbsthilfe-Aktiven bei all dem weiterhin
unterstützen und gemeinsam sehen, wie wir in der Corona- Pandemie die gebotene Distanz und die nötige Nähe (z.B. mit digitalem Austausch herstellen.
Das Team der Selbsthilfe- Kontaktstelle im Kreis Lippe
v.l. Antje Bruns, Silke Stegelmann, Jasmin Sasse, Stefanie Hojer
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Themen der Selbsthilfegruppen im Kreis Lippe
Abhängigkeitserkrankungen, verschiedene AD(H)S, Erwachsene
Adipositas, morbide
Alkoholabhängigkeit, Betroffene und Angehörige anonyme Gruppen (AA, AlAnon, CoDa, Overeaters) Allergien, verschiedene
Alzheimer, Angehörige von Betroffenen Amputation
Angehörigengruppen zu verschiedenen Themen Angst-Erkrankungen
Anorexie Apoplexie Arbeitslosigkeit Asthma
Asperger Syndrom, Autismus Bauchspeicheldrüsenerkrankung Bechterew, Morbus
Behinderungen, Eltern-/ Familiengruppen Beziehungssucht, CoDa
Bipolare Persönlichkeit Borreliose
Bulimie Burnout Brustkrebs
Chronische Darmerkrankungen CoDa, Co-Abhängigkeit, anonyme Colitis Ulcerosa
COPD Crohn, Morbus Darmerkrankungen
Demenz, Angehörige von Betroffenen Depressionen
Diabetes Typ I und II Down-Syndrom
Elterngruppen zu verschiedenen Themen Essentieller Tremor
Ess-Störungen (Betroffene) Fehlgeburt/Totgeburt Fibromyalgie
Frauengruppen zu verschiedenen Themen Gefäßerkrankungen
Gehörlosigkeit Geistige Behinderung Harnableitung, künstliche Hauterkrankungen, verschiedene Herzinfarkt
Herzklappe, künstliche Herz- Kreislauf- Erkrankungen Hochbegabung, Elterngruppe
Homosexualität, Elterngruppe Hospizgruppen, angeleitete Krebserkrankungen Krebs, Angehörige Kinderlähmung
Kindertrauergruppe, begleitete Körperbehinderung
Koronarerkrankungen
Lesben, homosexuelle Frauen Lipödem
Lipolymphödem Lymphödem Männergruppe Magersucht Manie
Medikamentenabhängigkeit Meniére, Morbus
Migräne
Morbus (Bechterew, Crohn, Meniere, Sudeck usw.) Mukoviszidose
Multiple Sklerose Muskelerkrankungen Narzissmuss, Angehörige Osteoporose
Panikattacken Parkinson
Persönlichkeitsstörungen Pflegende Angehörige Phobien
PPS, Post-Polio-Syndrom Polyneuropathie
Prostata-Krebs
Psychische Erkrankungen, verschiedene Psychiatrie-Erfahrung
Reizdarm
Restless Legs-Syndrom Rheuma
Scheidung, Frauengruppe
Schlaganfall, Betroffene und Angehörige Schmerzen, chronische
Schwerhörigkeit Sucht
Sudeck, Morbus Suizid, Angehörige Trennung, Frauengruppe Übergewicht
Unruhige-Beine-Syndrom Väter