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Uni-Report : Jg. 10 Nr. 5 vom 4. Mai 1977

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4. Mai 1977 JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT

Konflikt um das Broßwitz-Heim

Am Donnerstag der vergangenen Woche wurde auf einer vom AstA einberufenen Vollversammlung mit rund 1000 Teilnehmern ein Bericht über das Konrad-Broßwitz-Heim vorgetragen. Die rund 50 Bewohner hatten eine Kündigung ihres Mietvertrages zum Ende des Monats erhalten, da das Studentenheim aufge- geben werden sollte. Dies war das Ergebnis langwieriger Aus- einandersetzungen und Verhandlungen zwischen dem Träger des Heimes, der Stiftung Studentenhaus, und dem Eigentümer, der Bundesvermögensverwaltung, von der dieser ehemalige Luft- schutzbunker angernietet worden war.

Die Stiftung hatte allen einen Platz in anderen Heimen an.., geboten. Voraussetzung für die Übernahme in ein anderes Heim war jedoch, daß der entsprechende Bewohner kei- ne Mietschulden hat bzw. diese begleicht.

b) - Durch ein Angebot der

Konrad-Broßwitz-Heim in Bockenheim.

Jahrgang 10 I Nr. 5

Foto: Reisig Die Vollversammlung folgte

sofort dem Aufruf, aus Protest gegen die Aufgabe des Heimes die Stiftung Studentenhaus, deren Räume sich im Studen- tenhaus befinden, so lange zu besetzen, bis der Präsident als Vorsitzender des StiftungSra- tes die Rücknahme der Kün- digungen zusichere. Während ein Teil der Studenten die Räume der Stiftung versperr- te, kam eine Delegation zum Präsidenten und forderte ihn auf, ins Studentenhaus zu kommen. Der Präsident, Prof.

Dr. Hans-Jürgen Krupp, lehn- te es ab, unter diesen Um- ständen zu verhandeln bzw.

die Rück.nahme der Kündi- gungel\ zu versprechen, was ohnehin nicht in seiner Kom- petenz gelegen hätte. Er sei hingegen bereit, zu einem zu vereinbarenden Termin mit AStA und Heimbewohnern über die Situation zu diskutie- ren. Darauf ging die Delega- tion nicht ein, sondern zog fort.

Bundesvermögensverwal tung vom vergangenen Freitag, also einen Tag nach der Demon- stration, wird sich der Vor- stand der Stiftung Studenten- haus erneut mit dem Konrad- Broßwitz-Heim befassen.

Auf Vorschlag des Präsiden- ten soll ein Gespräch zwi- schen ihm und einer Delega- tion aus AStA und Heimbe- wohnern stattfinden.

Erfolg bei Stellenfreigabe

Da nun die Studenten weiter- hin die Räume der Stiftung besetzt hielten und den Ge- schäftsführer sowie zwei Se- kretärinnen festhielten und derweil die Akten durchwühl- ten, wurde Polizei eingesetzt, den bedrängten Mitarbeitern der Stiftung zu helfen. Dabei kam es zu keinen Zwischen- fällen. Die Studenten, die aus dem Haus gedrängt wurden, und diejenigen, die auf dem Campus gewartet hatten, zo- gen zum Konrad-Broßwitz- Heim, um durch diese Demon-

~tration die Bevölkerung anf Ihre Forderungen aufmerksam zu machen.

Der Konflikt um das Konrad-

*

Broßwitz-Heim hat viel- schichtige Hintergründe und b~ruht auf komplizierten Ent- wI:klungen nicht nur dieses Helmes, sondern generell der studentischen Wohnheime und

~es Trägers, der Stiftung Stu- entenhaus. Dies wird ver- deCkt durch die nun pauschal

~hobenen Vorwürfe, wonach ohnraum vernichtet werden Soll, intakte Wohngemein- Schaften zerstört werden soll-

~en, die materielle Situation er Studenten negiert werde

USW.

Um .

k . eme sachbezogene Dis- h ~Sslon zu ermöglichen, soll s;~r. versucht werden, die hi- R: nsche Entwicklung des

. onrad -Broßwitz-Heimes zum emen und d' h" . tuat' le sc wIen ge Sl- de Ion der Stiftung zum an-

ren darzustellen.

~orab jedoch a) eine Klarstel- ne~~ und b) zwei Informatio- a) D'

BI' le .Bewohner des Konrad- au~~~Itz-Heimes sollten nicht

le Straße gesetzt werden.

Geschichte des Heirris

Im Januar 1959 übernahm die Stiftung Studenten wohnhaus angesichts des akuten Man- gels an Studenten wohnheim- plätzen den ehemaligen Luft- schutzbunker an der Konrad- Broßwitz-Straße und richtete ihn als Studenten wohnheim mit Doppelzimmern - insge- samt 92 Plätze - ein. Der Bunker wurde von der Bun- desvermögensverwaltung an- gemietet. .

Im Oktober 1966 mietete die Stiftung von der städtischen Wohnheim GmbH das Heim an der Ludwig-Landmann- Straße mit 430 Plätzen.

G leichzei tig lief der Mietver- trag mit der Bundesvermö- gensverwaltung aus. Alle Be- wohner des Konrad-Broßwitz- Heimes zogen in die Ludwig- Landmann-Straße um. Die Stiftung wollte die Broßwitz- straße aufgeben, da ihr der ehemalige Bunker als Wohn- heim ungeeignet erschien: die Fenster, nachträglich einge- sprengte Öffnungen, waren zu klein, dadurch die rund 12 Quadratmeter großen Zimmer zu dunkel, Flure und Treppen zu eng.

Da jedoch der damalige AStA und der Wohnheimrat, das satzungsgemäß vorgesehene Gremium der Heimbewohner für die internen Fragen der Wohnheime, darauf drängten, die Broßwitzstraße beizubehal- ten, wurde erneut mit der Bundesvermögensverwal tung verhandelt. Ein neuer Miet- vertrag kam zustande. Die Miete wurde um etwa 15 Pro- zent heraufgesetzt und betrug jetzt monatlich 1540 DM . Das Haus wurde von der Stif- tung innen überholt, statt Doppelzimmer wurden Einzel- zimmer eingerichtet. Im Früh- jahr 1967 wurde es wieder von Studenten bezogen. Die Einzelzimmermiete wurde auf 85,- DM festgesetzt. Dieser Mietsatz war seinerzeit annä-

Fortsetzung auf Seite 2

Als Erfolg der gemeinsamen Bemühungen der Universität und des Kultusministers interpretierte der Präsident, Prof. Dr. Hans- Jürgen Krupp, auf der Sitzung des Ständigen Haushaltsausschus- ses der Universität Frankfurt am vergangenen Donnerstag die weitgehende Lockerung dp.r Stellenbewirtschaftung im Hoch- schulbereich durch die hessische Landesregierung. Das neue Ver- fahren ist in dem Erlaß des hessischen Kultusministers vom 14. April 1977 geregelt, der in der letzten Nummer des Uni- Report in Auszügen abgedruckt ist. Angesichts der restriktiven Personalpolitik in anderen Bundesländern habe die Universität allen Anlaß, dem Kultusminister für sein Durchsetzungsvermö- gen gegenüber dem Finanzminister und der Landesregierung zu danken.

Zwar sehe er, so Prof. Krupp, daß elmge Wünsche der Hochschulen bei der neuen Regelung unberücksichtigt blieben. Dennoch seien die Vorstellungen insbesondere der Universität Frankfurt weitgehend berücksichtigt worden. Dies sei auf ihre Po- litik der vergangenen Jahre zurückzuführen. Positiv aus- gewirkt hätten sich die Initia- tive zur Einführung neuer Studiengänge sowie die Struk- tur- und Kapazitätsplanungen, die einvernehmlich mit der Hochschulpolitik des Landes im Studententableau ihren Niederschlag gefunden haben.

Entsprechend den Vorstellun- gen der Universität zur Stel- lenbewirtschaftung werden im sogenannten Plus-Bereich (Numerus clausus-Fächer und neue Studiengänge) alle seit dem 1. 1. 1977 frei werdenden Stellen von der Bewirtschaf- tung ausgenommen, d. h. nicht mehr gesperrt. Im sogenann- ten Null-Bereich (Lehreinhei- ten, deren Kapazität auf dem gegenwärtigen Stand gehalten werden soll) wurden Grenz- werte für die Höchstsumme der besetzbaren Stellen fest- gesetzt. Bis zur Erreichung dieser Grenzwerte können alle seit dem 1. 1. 1977 freiwerden- den Stellen unabhängig von ihrer Wertigkeit wieder be- setzt werden. Für die Univer- sität Frankfurt bedeutet dies mit zwei Ausnahmen daß alle im Null-Bereich fr~iwerden­

den Stellen wieder besetzt werden können, da die Grenz- werte nicht erreicht sind.

Im sogenannten Minus-Be- reich (Lehreinheiten, deren

Kapazität reduziert werden soll oder die beim Kultusmi- nister als "Kleine Fächer" an- gesehen werden) bleiben alle Stellen gesperrt. Die Freigabe ist nur durch Einzelanträge an den Kultusminister zu er- reichen. Die Universität hatte gehofft, daß auch im Minus- Bereich die Stellen für die wissenschaftlichen und sonsti- gen Mitarbeiter von der Stel- lenbewirtschaftung ausgenom- men würden, da dieser Be- reich vielfach mit solchen Stellen unterversorgt ist.

Beim Verwaltungspersonal (einschließlich Dekanate) sind in Zukunft nur noch 50 Pro- zent gegenüber bisher 75 Pro- zent der freiwerdenden Stel- len gesperrt. Positiv ist auch die Herausnahme der Zentra- len Einrichtungen (z. B. Hoch- schulrechenzentrum, Zentral- bibliothek) aus der Stellenbe- wirtschaftung seit dem 1. 1.

1977.

Die durch die Universität be- schlossene Umsetzung ge- sperrter Stellen in Numerus clausus-Bereiche und neue Studiengänge hat ferner dazu geführt, daß die Universität Frankfurt als größte Universi- tät des Landes "nur" 28 ge- sperrte Stellen für die Ge- samthochschule Kassel abge- ben muß. Durch Beschlüsse des Ständigen Haushaltsaus- schusses der Universität wur- de zudem verhindert, daß Stellen für sonstige und wis- senschaftliche Mitarbeiter nach Kassel umgesetzt wer- den.

Der Präsident hat den Haus- halts ausschuß und die Dekane

der Fachbereiche davon un- terrichtet, daß er Anträge der Fachbereiche auf Entsperrung von Stellen für· sonstige Mit- arbeiter aus dem Minus-Be- reich grundsätzlich nach- drücklich befürwortend an den Hessischen Kultusmini- ster weiterleiten werde. Es werde sich zeigen, ob die Uni- versität mit dieser Politik Er- folg haben werde. Der Präsi- dent ist in diesem Punkt opti- mistisch, da der Kultusmini- stel' angesichts der generellen Unterversorgung in· diesem Bereich eine Sperrung weiterer Stellen kaum verantworten werden könne. Anträge auf Entsperrung von Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter im Minus-Bereich will der Präsident im Einzelfall prü- fen.

Nach dem Erlaß zur Stellen- bewirtschaftung sollen auch alle bis zum 31. 12. 1976 ge- sperrten Stellen grundsätzlich wieder den Hochschulen zur Verfügung gestellt werden.

Die Freigabe erfolgt voraus- sichtlich in vier Raten zum 1.

4. 1977, zum 1. 9. 1977, zum 1.

4. 1978 und zum 1. 9. 1978.

Zum 1. 4. 1977 hat die Landes- regierung für den Hochschul- bereich bereits 49 Stellen frei- gegeben, darunter 19 für die Universität Frankfurt (10 Stellen für Informatik, 9 Stel- len für Numerus clausus-Fä- eher). Zum 1. 9. 1977 sollen voraussichtlich weitere 200 Stellen freigegeben werden, darunter 40 bis 50 für die Universität Frankfurt.

Die nächste Ausgabe von UNI-REPORT

erscheint am 18. Mai 1977.

Redaktionsschluß ist der 14. Mai 1977.

UNI-REPORT steht im Rahmen seiner Möglich- keiten allen Universitäts- mitgliedern für Veröffent- lichungen zur Verfügung.

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Seite 2

Mittwoch, 4. Mai 1977

UNI-REPORT

Konflikt um das Konrad-Broßwitz-Heim

Fortsetzung von Seite 1 hernd kostendeckend. Er blieb bis 1976 unverändert, obwohl die Verbrauchsumlage (Hei- zung, Strom, Wasser, Abwas- ser, Müll, Bettwäsche, Reini- gung, Hausverwaltung durch Hausmeister, Grundsteuer) ständig stieg und inzwischen pro Person und Mona t bei rund 160 DM liegt. Die Umla- gekosten sind im Konrad- Broßwitz-Heim bedingt durch seine baulichen Nachteile und seine zu geringe Größe ver- gleichsweise sehr hoch. Dieser Kostenfaktor bleibt unabhän- gig von den Vertragsverhand- lungen mit der Bundesvermö- gensverwaltung ein ungelöstes Problem.

Angesichts der hohen Um- lagekosten- beschloß der Vor- stand der Stiftung Studenten- haus im Januar 1975, die Ko- stenumlage, sprich Miete, mit Wirkung vom 1. 3. 1975 von 85 auf 95 DM anzuheben. Dies hatte der Geschäftsführer der Stiftung, Lothar Grawe, be- reits ein halbes Jahr zuvor beim Vorstand beantragt. Der Wohnheimrat hatte sich je- doch dagegen gewehrt. Es wurde über Einsparungsmög- lichkeiten diskutiert, die Su- che blieb jedoch angesichts der Zahlen ohne Ergebnis. Als Ausweg sollte versucht wer- den, Zuschüsse vom Land zu bekommen. Zu diesem Zweck wurde eine Kommission aus Heimbewohnern, Stiftungs- vorstand und Geschäftsführer gebildet. Bis zur Klärung der Zuschußfrage beschloß der Vorstand, keine Kündigungen oder Mahnschreiben wegen Teilnahme an dem angekün-

I Aufgespießt I

Die Universität Frankfurt stellt tür die Verstärkung der Wach- mannschaft beim Forschungs- reaktor drei H 2 Professuren und zwei Planstellen det· Besol- dungsgruppe A 3 -zur Verfü- gung.

Beschlußvorschlag des Präsi- denten für den Ständigen Haushaltausschuß. Die Profes- suren sollen allerdings umge- wandelt werden.

Ein intensiver

*

Dialog 1'Yl)it einem Rechner ist für die Klä- rung dieser Fra9,e erforderlich.

Aus einer Begründung von Prof. Dr. Jörg Baetge für die Beschaffung eines Rechners.

Das, was Sie für Eleganz des

*

Vorsatzes haUen, ist im GTunde genommen nur seine Zwei- deutigkeit. '

Der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft, Prof. Dr.

Hans-Leo Weyers, im Ständi- gen Haushaltsausschuß bei ei- nem Disput mit dem Präsiden- ten über die Berufsmöglichkei- ten von Juristen.

digten Teilmietstreik (nur Überweisung der alten Miete, nicht der erhöhten) zu ver- schicken.

Nach längeren Versuchen er- hielt die Kommission im Som- mer 1975 einen Termin in Wiesbaden. Hier wurde bestä- tigt, daß das Land Hessen nicht in der Lage sei, Mieten zu subventionieren. Denn nach den Förderungsrichtlini- en für den Studentenwohn- heimbau (vorher wurden die Studentenwohnheime durch den Bundes- bzw. Landesju- gendplan bezuschußt) sind Zuschüsse nur für die Errich- tung von Wohnheimen oder für die Sanierung alter Heime möglich, nicht aber für die laufenden Betriebskosten.

Im Dezember 1975 hob dar- aufhin der Vorstand seinen Stillhaltebeschluß zum Teil- Mietstreik auf. Er wurde den- noch von der Mehrzahl der Bewohner bis heute fortge- setzt. Die Bewohner begrün- den ihn damit, daß sie selbst die Flure und Gemeinschafts- räume renoviert haben.

Parallel zur Auseinanderset- zung um die Miethöhe liefen Verhandlungen mit der Bun- desvermögensverwaltung zu- nächst über die Auslegung und dann über die Fortset- zung des Mietvertrages, der zum Jahresende 1976 auslief.

Im Gegensatz zum ersten Mietvertrag enthielt der zwei- te nicht mehr die Verpflich,- tung der Bundesvermögens- verwaltung, die Bauunterhal- tung zu übernehmen. Jedoch war beim Abschluß des zwei- ten Vertrages mündlich ver- abredet worden, daß die Ver- mögensverwaltung de facto die Unterhaltung "in Dach und Fach" tragen würde. An diese Verabredung hatte sie sich bis zum Sommer 1975 ge- halten. Als es jedoch zu die- sem Zeitpunkt um die Repa- ratur des Daches ging, lehnte sie dies ab.

Bei den im Sommer 1976 be- ginnenden Verhandlungen über die Fortsetzung des Mietvertrages macht die Bun- desver.mögensverwal tung deutlich, daß ein neuer Ver- trag abgeschlossen werden müsse. Sofern sich die Stif- tung nicht verpflichte, die Bauunterhaltung zu überneh- men, sei mit einer drastischen Erhöhung zu rechnen.

Obwohl im Sommer 1976 drei Gründe (hohe Umlagekosten, schlechte bauliche Substanz, .Aussicht auf ungünstigen Mietvertrag) gegen die Erhal- tung des Heimes sprachen, be- schloß der Vorstand, den Wünschen der Bewohner Rechnung zu tragen, indem über einen neuen Mietvertrag verhandelt werden sollte. Die Verhandlungen zogen sich hin. Schließlich beschloß der Vorstand im Februar dieses Jahres, die Mietverträge mit den Heimbewohnern zu kün- digen. Dabei war für ihn ent- scheidend, daß die baulichen Mängel nicht zu beseitigen sind.

Die Absicht, das Haus aufzu- geben, wurde bekräftigt, als die Bundesvermögensverwal- tung im März die erbetenen Angebote über Kauf oder Pacht unterbreitete. Alterna- tiv wurde vorgeschlagen:

a) Kauf von Gebäude und Grundstück für 654 000 DM.

b) Erbpacht für Gebäude und Grundstück zu einem Jahres- zins von 32 672 DM.

Dieses Angebot wurde abge- lehnt. Am Freitag vergange- ner Woche erhielt die Stiftung von der Bundesvermögensver- waltung ein neu es Angebot, das weitgehend den Vorstel-

lungen der Stiftung im Som- mer 1976 entspricht:

a) Mietvertrag über 10 .fahre mit fünf jähriger Verlängerung b) Übernahme der baulichen Unterhaltung durch die Bun- desvermögensverwaltung c) Innenerhaltung durch die Stiftung

d) Mietzins von 1600 pro Mo- nat.

Stiftung Studentenhaus

Die Stiftung Studentenhaus ist eine Stiftung privaten Rechts. In ihrer derzeitigen Rechtsform besteht sie seit 1959. Der Stiftungsgründer war die Universität. In die Stiftung wurde der öffentliche Teil des Studentenhauses so- wie das Studentenwohnheim an der Bockenheimer Warte eingebracht. Ein Stiftungsver- mögen im üblichen Sinne, das Kapitalzinsen abwirft, gab es nicht. Aufgabe der Stiftung ist die Verwaltung und Er- richtung der Studentenwohn-

Konvent verschoben

Die am 27. April vorgesehene Konventsitzung mußte wegen mangelnder Beteiligung (Be- schlußunfähigkeit) ausfallen.

Die nächste Konventssitzung ist für den 25. Mai vorgese-

heime der Universität Frank- furt. Sie ist damit Träger der Heime.

Oberstes Organ der Stiftung ist der Stiftungsrat. Er hat 16 Mitglieder: der Präsident als Vorsitzender, der Kanzler, zwei Professoren, der AStA- Vorsitzende, drei weitere Stu- denten, vier Arbeitnehmer der Stiftung, drei Vertreter des öffentlichen Lebens und im Wechsel den evangelischen oder katholischen Studenten- pfarrer.

Der Stiftungsrat wählt den Vorstand und beaufsichtigt dessen Arbeit. Dem Vorstand gehören an: zwei Professoren, zwei Studenten und zwei Mit- arbeiter der Stiftung. Der Vorstand wird in seiner Ar- beit durch den Geschäftsfüh- rer unterstützt.

Die internen Fragen der Wohnheime werden in stu- dentischer Selbstverwaltung ,durch den Wohnheimrat gere-

gelt.

Bis zum Jahre 1975 konnte die Stiftung ihre notwendigen Ausgaben durch die Mietein- nahmen finanzieren. Bis 1970 konnte sie geringfügige Rück- lagen bilden. Diese wurden durch Betriebsdefizite in den Jahren 1973 und 1974 aufge- zehrt. Durch die ständig stei- genden Betriebskosten geriet die Stiftung in eine Liquidi- tätskrise. Seit Herbst vergan- genen Jahres können die not- wendigen Zahlungen für Per- sonal und Betrieb der Heime nur noch durch regelmäßige Vorschußleistungen des Stu- dentenwerks erfüllt werden.

Die wichtigsten Gründe für die steigenden Betriebsverlu- ste sind:

a) Die Mieten der Heime blie- ben von 1967 bis 1976 unver- ändert. Sie wurden 1976 nur zwischen 10 und 20 Mark her- aufgesetzt, obwohl dadurch keine kostendeckenden Mieten erreicht werden konnten. Der Vorstand der Stiftung ver- zichtete bei der Mietfestset- zung bewußt auf Wirtschaft- lichkeitserwägungen. Soziale Gesichtspunkte standen im Vordergrund.

b) Mit Beginn der siebziger Jahre stiegen rapide die lau- fenden Kosten für Personal, Energie und kommunale Ge- bühren.

c) Ab 1974 wurde der Stif- tungshaushalt stark belastet durch die Übernahme der drei Heime der ehemaligen Wal- ter-Kolb-Stiftung (Beethoven- straße, Kronberger Straße, Porthstraße). Die Häuser mußten instand gesetzt wer- den und waren erst 1975 bzw.

1976 voll vermietbar.

Abgesehen von den laufenden Betriebskosten ist die Stiftung jährlich mit rund einer halben Million DM durch Kapital- dienste (Miete bzw. Pacht, Zinsen, Tilgungen) belastet.

Dies entspricht nicht den an- gestrebten Grundsätzen der Förderungsrichtlinien für den Studentenwohnheimbau.

Wegen der hohen laufenden Betriebskosten und der Bela- stungen durch Kapitaldienste ist die Stiftung inzwischen nicht mehr in der Lage, die ständige Instandhaltung der Wohnheime zu sichern. Über- fällige Renovierungen können nicht durchgeführt werden.

Mittel zur Sanierung nach den Förderungsrichtlinien für den Studentenwohnheimbau kann die Stiftung als privatrechtli- cher Verein nicht erhalten .

Das Konrad-Broßwitz-Heim wurde besetzt. Foto: Heisig Zur Vermeidung des Konkur- ses, damit zur Erhaltung der Wohnheime und der Arbeits- plätze, ist die Übernahme der Studentenwohnheime in die Trägerschaft des Studenten- werks vorgesehen. Zum einen kann das Studentenwerk als öffentlich-rechtliche Anstalt Zuschüsse zur Sanierung und Ablösung der Kapitaldienste erhalten, zum anderen hat es größere finanzielle Flexibilität zur Zahlung der laufenden Betrie bskosten.

Angesichts der angestrebten Übernahme der Wohnheime in das Studentenwerk hat der Stiftungsrat im Juni 1976 die Auflösung der Stiftung be- schlossen. Die Übernahme der Heime in die Trägerschaft des Studentenwerks ist noch durch zwei Probleme behin- dert. Zum einen wird mit der Stadt verhandelt, die Darle- hen zum Bau des Ludwig- Landmann-Heimes gegeben hatte. Zum anderen wird mJt dem Landesfinanzminister über die Übernahme von Ver- lusten der Stiftung durch das Land verhandelt.

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Neue Unsitte in der Mensa

noch, vor allen denjenigen ge- genüber, denen das "Privileg", viele Bekannte an der Univer- sität zu haben, nicht ode'r noch nicht "verliehen" worden ist, die neu hier sind - und wahrscheinlich genauso hung- rig. Oder einfach auch denen gegenüber, die trotz der Miß- lichkeit der Situation, für ein halbwegs erschwingliches Mittagessen überhaupt so lan-

ge anstehen zu müssen, sich noch fair verhalten wollen und der wachsenden Zahl von schlechten Beispielen nicht folgen.

Die Verzöge?"ungen beim An- stehen, die durch häufig pulk- weise Dazwischendrängende immer wieder entstehen, wür- den für alle, die d01't warten, entfallen, wenn diese Unsitte

so wieder verschwinden wür- de, wie sie aufgetaucht ist:

schnell!

Und noch ein zweiter Tip:

Ohne die Köchinnen und Kö- che der Mensa beleidigen zu wollen, aber so reichhaltig und abwechslungsreich ist das Wahlessen nun auch wiede1' nicht, daß man täglich manchmal miuntenlang seine Auswahl neu treffen könnte.

Wer eine Woche lang täglich dort sein Essen zusammenge- stellt hat, weiß, was es gibt und was wo steht. Die Abkür- zung des Entscheidungspro- zesses jedes einzelnen könnte durchaus bewirken, daß sich der "Durchlauf" wesentlich beschleunigt. Und das würde das Vordrängeln vielleicht auch weniger attraktiv ma-

chen. M. Dietrich

Schlangenstehen in der Mensa: ein "übel, das viele geschickt um- gehen. Im nebenstehenden Artikel geht M. Dietrich der Sache auf

den Grund. Foto: Bopp

Eine Mode, Unart, Unsitte greift in der Frankfurter Mensa - Ausgabe 1 .. Stock - immer mehr um stch: Das Prinzip des Schlangestehens, was angeblich den Hunger erst richtig schö~ machen .~oU, wird von einer tmmer f1.r~ßer werdenden Zahl Eßwtlltge'J' durch das Ausspähen und Finden von Freunden, Be- kannten und Kollegen in vor- deren Stehplätzen unterwan- dert. Die wenigsten reihen sich ohne einen solchen su- chenden Blick ans Ende der langsam Vorrückenden, son- dern schauen erst einmal, ob sich nicht weiter vorne je- mand findet, dem sich zuzuge- seLlen die Wartezeit e1"heblich verkürzt. Der Blick beginnt kurz hinter der Essensausga- be um dann nach rückwärts zu' wandern, mit der deutli- chen Tendenz: je weite1" zu- rück, desto finsterer die auf- steigende Miene. Die erfolglo- se Suche führt in nicht weni- gen FäLLen zur Unterdrückung des Bedürfnisses, überhaupt etwas zu essen.

Planung der Hochschulentwicklung

In anderen Fällen ist der Er- folg der Suche schon vorpro- grammiert: Man wechselt sich im "langen S,.chlangestehen"

ab. Einer stellt sich an und der Rest der hungrigen Ge- meinschaft kommt erst dann hinzu, wenn das letzte Drittel der Schlange die baldige E1"- reichung der ersehnten Essens- ausgabe verspricht.

Doch im Ernst: Was vereinzelt als sportlicher Ehrgeiz be- gann, mit Mißbilligung vieler und sichtbarem "schlechten Gewissen" der Drängelsp01·t- ler, hat sich als Gewohnheit eingebürgert: Das allseits be- liebte und geübte Vordrängetn in der Warteschlange. Dies gilt gleichennaßen für Studenten wie für Lehrende und andere Mitarbeiter der Universität.

Nun ist es gewiß verständlich, daß keine?" so rechte Lust hat, 15 bis 20 Minuten oder gat' länger zu stehen und nur langsam in Richtung der Kochtöpfe vorzudringen. Bei vielen Mitarbeitern mag auch die Kürze der Mittagspause der Grund sein, bei Studenten und Lehrenden der Beginn der nächsten Veranstaltung.

Unsozial im höchsten Maße bleibt dieses Verhalten den-

Spinoza- Symposion

Am 14. und 15. Mai veranstal- ten der Fachbereich Philoso- phie und das Seminar für Ju- daistik der Universität Frank- furt in Verbindung mit der Gesellschaft für christlich-jü- diSChe Zusammenarbeit in Frankfurt ein Spinoza-Sym- posion in der Aula der Uni- versität.

Samstag, 14. 5 .. 16 Uhr:

Walter Schulz, Tübingen: Der begriffene Gott - das System Spinozas und seine Bedeutung für die neuzeitliche Metaphy- sik

Samstag, 14.5., 19.30 Uhr: "

Arne Naess, Oslo: Das Pro- blem der Bewertung der Grundbegriffe in Spinozas Ethik

Sonntag, 15. 5., 10 Uhr:

Leszek Kolakowski: Spinoza - Selbstmord oder Selbstbe- hauptung der Metaphysik

~ach jedem Vortrag findet eIne Podiumsdiskussion unter Mitwirkung von Hochschu~­

lehrern verschiedener Univer- sitäten statt. In der Abend- Pause am Samstag steht ein Imbiß bereit.

Anfang Februar dieses Jahres wurde der Universität Frankfurt eine Diskussionsgrundlage zur Entwicklungsplanung für die hes- sischen Hochschulen zugeleitet (siehe Uni-Report vom 2. Februar 1977). Gleichzeitig bat der Kultusminister um eine Stellungnahme zu diesem über 350 Seiten umfassenden Entwurf eines Hochschul- entwicklungsplanes (im folgenden DG HEP) bis zum 31. März dieses Jahres. Etwas verspätet beschloß der Ständige Ausschuß 111 für Haushaltsangelegenheiten und den Hochschulentwicklungs- plan der Universität Frankfurt in seiner Sitzung am 28. April eine fast 70 Seiten umfassende Stellungnahme. In diese Stellung- nahme sind Beiträge der Fachbereiche, der anderen Ständigen Ausschüsse sowie sonstiger Einrichtungen einbezogen.

In der Vorbemerkung der Stellungnahme wird kritisch auf die vom Kultusminister gesetzten Bedingungen hinge- wiesen. "Es ist durch die Vor- gabe des terminlich knapp be- messenen Rahmens für die Erarbeitung dieser Stellung- nahme von vornherein offen- kundig, daß eine umfassende und im Detail beratene Äuße- rung der Universität nicht möglich ist.

Insbesondere wird eine solche Aufgabe - deren prinzipielle Notwendigkeit hier unterstri- chen wird - dadurch behin- dert, daß die Aussagen der DG HEP vielfach nur sehr vage Problembereiche an@re- chen und zudem die A us- gangsdaten der Positionen des HKM nicht nachvollziehbar dargestellt sind. An vielen einzelnen Punkten nämlich - dies wird an den entsprechen- den Stellen anzumerken sein - sind nicht allein Fakten Aus- gangspunkt der Überlegungen, sondern Interpretationen und Einschätzungen, die oftmals unter Verwendung empIrI- schen Materials falsifiziert werden können. Um den Ein- druck von Willkür, Improvi- sation und Planlosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen, muß die Universität jedoch auf der Begründungspflicht desjenigen, der Konsequenzen ableitet oder Maßnahmen vor- schlägt, bestehen.

Eine solche hier geforderte Legitimation der Planung muß sich natürlich vor allem auf quantitative Aussagen be- ziehen, Bedauerlicherweise

sind diese in der DG HEP in bezug auf die Zukunft ver- mieden.

In qualitativer Hinsicht muß dabei der Projektion von Ent- wicklungstrends und der Ab- leitung von Prioritäten im Geflecht konfligierender Ziele verstärkte Bedeutung beige- messen werden. Dies kann eine Hochschule insbesondere für übergreifende Probleme naturgemäß nicht leisten, wird es aber tun für Entwick- lungsstrategien im eigenen Bereich. Die Gliederung und der Aufbau der DG HEP wei- sen bereits auf die Problema- tik hin, das Feld der Hoch- schulentwicklungsplanung - zu umgreifen, Insbesondere die Gewichtung der einzelnen Ab- schnitte und Gegenstandsbe- - reiche entspricht nicht der Gesamtheit der AufgabensteI- lungen von Hochschule inner- halb der Gesellschaft. Dies dürfte durch arbeitsteilige Vorgehensweise bei der Erar- beitung der DG HEP erklär- bar sein und beruht natürlich auch auf zeitlichen Limitie- rungen.

Ein besonderes Problem ist es, den Gesamtzusammenhang von Hochschulentwicklungs- planung hinreichend über- schneidungsfrei zu systemati- sieren, ohne 'notwendige Zu- sammenhänge außer acht zu lassen. Die Stellungnahme un- ternimmt in dieser Richtung einen Versuch, der sich soweit wie möglich an der Gliede- rung der DG HEP orientiert.

Damit wird zugleich auch die ungleichgewich tige Behand-

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"komplexe mit übernommen, ein Mangel, der im Rahmen weiterer Arbeiten an der Hochschulentwicklungspla- nung aufzuheben ist, immer unter der Annahme, daß die DG HEP nicht eine einmalige, von politischen Terminen be- stimmte Form des Dialogs Uni versi tä t - K ultusministe- rium bleiben soll ... "

Die Universität geht ferner davon aus, "daß ihre Stellung- nahme die Grundlinien der Entwicklungsabsichten der Universität Frankfurt be- zeichnet, ohne jedoch Detail- entscheidungen vorwegzuneh- men. Insoweit stellt sie eine vorläufige Aussage dar, die kein Gremium der Universität in seinen gesetzlich garantier- ten Kompetenzen beeinflussen kann.

Vom Hessischen Kultusmini- ster erwartet der Ständige Ausschuß III in diesem Zu- sammenhang vor allem, daß er die Bereitschaft der Uni- versität zur Kooperation nicht zu Eingriffen in die Planungs- autonomie der Universität mißbraucht. Dies schließt ein, daß die von der Universität vorgetragenen Positionen und Absichten bei der Weiterent- wicklung des Hochschulwe- sens in Hessen Berücksichti- gung finden."

Zusammenfassend und be- wertend wird festgestellt:

"Die Stellungnahme der Uni- versität Frankfurt kann wie bereits hervorgehoben - nicht ihrerseits die Konzipie- rung eines Hochschulentwick- lungsplans darstellen. Sie greift vielmehr vom HKM an- gesprochene Zusammenhänge bzw. Entwicklungstendenzen kritisch auf und formuliert hierzu Positionen der Univer- sität. Dabei wird als zentraler Mangel empfunden, daß die DG HEP regelmäßig auf die Darstellung eigenständiger Positionen der' Landesregie- rung verzichtet.

Für eine fruchtbare Diskus- sion wird es allerdings als notwendig erachtet, solche Positionen in begrUndbarer Form auszutauschen, um auch entscheidungsfähige Ergebnis- se zu erzielen. Für die Uni- ver"sität Frankfurt erscheint es dabei notwendig, die Posi- tionen aus einem bildungspo- litischen Kontext unter An- wendung vereinbarter Pla- nungsmethodik zu entwickeln.

Zu den einzelnen Aufgaben- bereichen ist nach unserer Auffassung dabei von einer gleiche.rmaßen gewich teten Bedeutung der AufgabensteI- lungen in Lehre, Forschung und Dienstleistung der Hoch- schule auszugehen unter Be-

rücksichtigung der jeweiligen Bezüge zueinander.

Die vorgelegte DG HEP bietet für diese Probleme der Ein- ordnung und Ableitung keine hinreichende Basis, so daß sie eher als retrospektive Erfolgs- bilanzierung denn als Grund- lage für Entwicklungsaussa- gen eingeschätzt werden muß.

Dies ist auch unter Würdi- gung der Schwierigkeiten, die bei der Erarbeitung und For- mulierung solcher Positionen entstehen, aus unserer Sicht sehr zu bedauern. Für eine weitergehende und insbeson- dere planerisch wirkungsvolle Debatte stellt die DG HEP deshalb keine geeignete Grundlage dar. Insbesondere erscheint es der Universität Frankfurt unvertretbar, ohne die notwendige weitergehende Erarbeitung von Konzeptionen auf der Basis der DG HEP konkrete Einzelentscheidun- gen zur weiteren Entwicklung der Hochschulen oder Teilbe- reichen von" ihnen direkt zu treffen. Ein solches Vorgehen hätte weder eine formale noch eine inhaltliche Legitimation zur Verfügung,

Die Universität Frankfurt er- wartet, wie aus ihrer Stel- lungnahme und der Bewer- tung der DG HEP deutlich wird, daß der Kultusminister zunächst an einer Fortschrei- bung arbeitet, die die vermiß- ten Aussagen enthalten sollte.

Auf dieser Grundlage wäre dann ein Planungsprozeß in- stallierbar, der die notwendi- gen Standards erfüllen könn- te.

Dabei besteht eine gewisse Sorge, daß die weiteren Ar- beiten an der Hochschulent- wicklung seitens der Landes- regierung nicht als drängende und sich kontinuierlich stel- lende Aufgabe gesehen, son- dern eher als ein Feld spora- discher Aktivitäten etwa in einem bestimmten Rhythmus von 4 Jahren behandelt wer- den. Damit es dazu nicht wie- der kommt, bietet die Univer- sität Frankfurt ausdrücklich ihre Mitarbeit auch an ge- meinsamen Planungsaktivitä- ten an.

Dazu wird angeregt, die DG HEP bei der Fortschreibung mehr in Form eines Arbeits- handbuchs zu fassen, das sy- stematisch gegliedert und mo- dular aufgebaut den allseits noch notwendigen Lernprozeß auf dem Sektor der Hoch- schulentwicklungsplanung un- terstützen könnte. Auf diese Weise erscheint es nämlich al- lein möglich, die Beteiligung an der Planung zu vergrößern eine Grundvoraussetzung für den Erfolg derselben,"

(4)

Seite 4

Mittwoch, 4. Mai 1977

Grundsätze der Literaturversorgung

Der Ständige Ausschuß für Bibliothekswesen der Universität Frankfurt hat in seiner Sitzung am 18. April ein Grundsatzpapier über die Literaturversorgung an der Universität beschlossen. Es enthält eine Zustandsbeschreibung und eine Ausbauplanung. Im folgenden sind die Passagen, die die fachbereichsübergreifenden Einrichtungen betreffen, abgedruckt. Das Papier enthält ferner Aussagen über die bibliothekarischen Einrichtungen in den Fach- bereichen.

Die J ohann Wolfgang Goethe- Universität ist eine Groß-Uni- versi tä t mi t mehr als 22 000 Studenten und insgesamt fast 1000 Hochschullehrern. Sie ist in 19 Fachbereiche gegliedert, die z. T. aus wissenschaftli- chen Betriebseinheiten beste- hen.

Die räumliche Situation ist im ganzen unbefriedigend:

N eben dem Kernbereich an der Bockenheimer Warte gibt es das Klinikum in Sachsen- hausen und den im Aufbau befindlichen Neuteil der Uni- versität in Niederursel.

Der Kel'nbereich ist nicht sy- stematisch aufgebaut worden, sondern Spiegelbild einer (mehr verworrenen) Entwick- lung seit 1914.

Gegenwärtige Situation Für die Literaturversorgung sind zahlreiche Einrichtungen vorhanden.

Es sind dies

a 1) Die Stadt- und Universi- tätsbibliothek (StUB),

a 2) die Senckenbergische Bi- bliothek (SeB), die zusammen die Universtitätsbibliothek bilden und

b) rund 160 weitere bibliothe- karische Einrichtungen. Bei ihnen ist zu unterscheiden zwischen

Fach bereichs bibliotheken, Bibliotheken in wissenschaft- lichen Betriebseinheiten, Bibliotheken in Seminaren oder Instituten,

Handapparate

Letztere stellen zwar zahlen- mäßig den größten Anteil dar, sind für die Literaturversor- gung jedoch nur von unterge- ordneter Bedeutung.

Die StUB ist als Universitäts- bibliothek für die Literatur- versorgung aller Fächer zu- ständig, außer den Naturwis- senschaften, der Mathematik und Geschichte der Medizin, die von der SeB betreut wer- den.

Unterhaltsträger der StUB ist die Stadt Frankfurt a. M.

Nach dem Änderungsvertrag vom 15.6. 1971 zum Universi- tätsübernahmevertrag von 1967 (StAnz. 1967, S. 1006) trägt das Land ·Hessen die Hälfte des Zuschußbedarfs (s.

§ 21, Abs. 1).

Die SeB, ursprünglich Stif- tungsbibliothek, ist seit 1923 Teil der Universität. Neben ihrer Aufgabe als Universi- tätsbibliothek hat die StUB die Funktionen einer wissen- schaftlichen Stadt- und Lan- des- sowie einer überregiona- len Bibliothek wahrzunehmen.

Ähnliches gilt für die SeB.

Die landesbibliothekarischen Aufgaben der StUB beziehen sich auf die theoretische Aus- bildung der bibliothekarischen Nachwuchskräfte für Hessen und Rheinland-Pfalz sowie für Baden-Württemberg (hö- herer Dienst) in der ihr ange- gliederten Bibiliotheksschule, Führung des Hessischen Zen- tralkatalogs der wissenschaft- lichen Bibliotheken in Hessen, Lenkung des Leihverkehrs und Aufbau eines EDV-Ver- bundsystems der wissen- schaftlichen Bibliotheken in Hessen.

An der überregionalen Litera- turversorgung in der Bundes- republik hat sie wesentlichen Anteil dadurch, daß die Deut- sche Forschungsgemeinschaft ihr 1951 10 Sondersammelge- biete zur Pflege zugewiesen

hat, und zwar:

- "Afrika südlich der Sahara

- Ozeanien

- Allgemeine und verglei- chende Sprachwissenschaft (Linguistik)

- Allgemeine und verglei- chende Literaturwissenschaft - Allgemeine und verglei- chende Volkskunde

- Germanistik

- Deutsche Sprache und Li- teratur/Deutsche Volkskunde - Wissenschaft vom Juden- tum (Judaica)

- Theaterwissenschaft - Allgemeine und verglei- chende Völkerkunde.

Auch die übrigen Spezial- sammlungen in der StUB (1848, sozialwissenschaftliehe Literatur des 20. Jahrhun- derts, alte englische Literatur, Musik, Handschriften und Frankfurt-Literatur) sind viel zu wenig bekannt.

Die SeB betreut neben ihrer Aufgabe als Universitätsbi- bliothek für die genannten Fächer die naturwissenschaft- lichen Sondersammelgebiete

Biologie - Botanik und - Zoologie

für die überregionale Litera- turversorgung in der Bundes- republik.

Die Frankfurter wissenschaft- lichen Bibiliotheken erlitten im letzten Weltkrieg schwere Verluste (rund 900000 Bände), wovon vor allem die StUB be- troffen war, während die SeB ohne nennenswerten Schaden davonkam.

Beide Bibliotheken sind seit 1964 in dem Gebäude der StUB, Bockenheimer' Land- straße 134, also unmittelbar im Kernbereich der Universität, untergebracht. Die Magazine sind inzwischen überfüllt, so daß ab 1976 ein Ausweichma- gazin angernietet werden muß.

Beide Bibliotheken besitzen zusammen heute rund 2,5 Mil- lionen Bände und halten fast 15000 in- und ausländische Zei tschriften.

Diese Universitätsbibliothek ist die benutzungsintensivste wissenschaftliche 'Bibiliothek in der Bundesrepublik.

Zusammenfassung

Die UB besteht aus zwei Tei- len. Es gibt eine Außenstelle der UB als Abteilungsbiblio- thek für Medizin. In den letz- ten Jahren sind mehrere Fachbereichsbibliotheken ent- standen, die zu einer koordi- nierten Literaturversorgung (UB-Fachbereich) wesentlich beitragen.

Daneben gibt es in zwei Fach- bereichen (Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaf- ten) je eine große Biblio- thek (im wesentlichen für die Literaturversorgung der Stu- denten) mit großen Lesesälen und andere Fachbereiche mit nebeneinander bestehenden Institutsbibliotheken sowie zahlreiche Handbibliotheken.

Als Vorteil der kleineren Ein- heiten wird vielfach angese- hen, daß in zahlreichen Fällen ein schnell benötigtes Buch unmittelbar vom Buchhändler beschafft werden kann. Indes- sen haben Erfahrungen ge- zeigt, daß dieser Vorteil auch in größeren Einheiten erreicht wird.

Die Nachteile der Zersplitte- rung sind: sehr aufwendige Verwaltung, insbesondere durch die große Anzahl von verwaltungs- und wissen-

schaftlichen Hilfskräften, de- ren Arbeitskraft durch Über- nahme bibliothekarischer Ar- beiten nur teilweise bean- sprucht wird und die alle kei- ne fachliche Ausbildung ha- ben, verhältnismäßig kurze Öffnungszeiten, da so viel Aufsichtspersonal, wie es ei- gentlich benötigt würde, gar nicht eingestellt werden kann;

in vielen bibliothekarischen Bereichen unzureichende Ver- waltung, weil die Entwendun- gen, illegalen Ausleihen, Ver- stellungen usw. sich nachteilig auswirken müssen.

schaffen zwischen der Not- wendigkeit, Literatur zum Ausleihen bereitzustellen und daneben Literatur als Prä- senzbestand für den jederzei- tigen Zugriff und die schnelle Information am Arbeitsplatz anzubieten. Um beiden Aufga- ben gerecht zu werden, über- nimmt im Bibliothekssystem die StUB/SeB die Aufgl1ben der zentralen Ausleih- und Magazinbibliothek, während die übrigen bibliothekarischen Einrichtungen in der Univer- sität in der Regel Präsenzbi- bliothek sind.

Gesetzliche Grundlagen Die UB als zentrale wissen- schaftliche Bibliothek der Das Hessische Universitäts ge- Universität ist - neben der setz spricht an keiner Stelle Wahrnehmung ihrer Aufgaben von einem Bibliothekssystem, auf Stadt-, Landes- und Bun- beschränkt sich vielmehr dar- desebene - die zentrale In- auf, in § 18 Abs. 2 Nr. 4, dem formationsstelle und führt im Ständigen Ausschuß für das Auftrag des Bibliotheksaus- Bibliothekswesen als Aufga- schusses die bibliothekari- ben zuzuweisen: sehen Gemeinschaftsaufgaben a) Aufbau einer rationellen der Universität aus.

Struktur des Bibliothekswe- Erfolgreiche Zusammenarbeit sens der Universität, in einem Gesamtsystem setzt b) Zusammenarbeit der Bi-

bliotheken in den Einrichtun-' eine sinnvolle Koordinierung voraus, was jedoch nicht gen der Universität unterein- zwangsläufig räumliche oder ander und mit der Universi- sonstige Zentralisierung bedeu- tätsbibliothek, tet. Es ist anzustreben, die c) Rahmenordnungen über Vielzahl der bibliothekari- Verwaltung und Benutzung sehen Einrichtungen zu ar- der Bibliotheken in den Ein- beits- und funktionsfähigen richtungen der Universität, Einheiten zusammenzufassen.

d) Bestandsaufbau und Per so- Dadurch werden nicht not- nalwesen in den bibliotheka- wendige Doppelanschaffungen rischen Einrichtungen, vermieden und ein rationeller e) Stellungnahme zu Haus- Einsatz des Personals, die Re- halts anmeldungen und zur duzierung von Benutzungs- Verteilung von Haushaltsmit- und KontrollsteIlung, großzü- teIn für die bibliothekarischen gigere Öffnungszeiten sowie Einrichtungen, die Verwendung der EDV für f) Stellungnahme zu Baube- Bibliothekszwecke ermöglicht.

darf und Raumprogrammen

der bibliothekarischen Ein- Inwieweit eine Zusammenfas- richtungen, sung von bibliothekarischen g) Empfehlungen zur Aufstel- Einrichtungen innerhalb eines lung von Richtlinien für die Fachbereichs oder auch Ausübung der bibliotheks- mehrerer Fachbereiche fachlichen Aufsicht. sinnvoll und möglich ist. wird In dem § 20, Abs. 4 wird an- nach der jeweiligen Situation dererseits den Fachbereichen entschieden werden müssen.

die Kompetenz in der Verwal- tung der ihnen "zugewiesenen Einrichtungen, insbesondere Arbeitsräume, Bibliotheken, Werkstätten und Großgeräte"

zugesprochen.

In § 37 (Bibliothekswesen) wird dem Direktor der StUB als Bibliothekar der Universi- tät die Fachaufsicht über alle bibliothekarischen Einrichtun- gen und Kräfte gegeben; das heißt also: Aufsicht über die zweckmäßige bibliothekari- sche Verwaltung der Bücher- sammlungen der Fachbereiche (gemäß den vom Ständigen Ausschuß verabschiedeten Richtlinien). Die Entscheidung über die Anschaffung der Bü- cher bleibt den Fachbereichen nach Abstimmung zwischen ihnen und der StUB vorbe- halten.

Weiterentwicklung des Sy- stems der Litei.'aturversorgung Wenn man als Bibliothekar auf grund der konkreten Gege- benheiten und der bestehen- den Rechtsvorschriften Über- legungen über die zweckmä- ßigste Form der Literaturver- sorgung an der Johann Wolf- gang Goethe-Universität an- stellt, so muß man von fol- genden Grundsätzen ausge- hen:

Um eine optimale Literatur- versorgung der Universität zu gewährleisten, ist es erforder- lich, daß sich StUB, SeB und die übrigen bibliothekarischen Einrichtungen in der 'Univer- sität als Teile einer Einheit begreifen und im Rahmen ei- nes koordinierten Gesamtsy- stems zusammenarbeiten.

Da der Wert eines Biblio- thekssystems danach zu beur- teilen ist, ob es den Anforde- rungen der Benutzer gerecht wird, muß ein gutes Biblio- thekssystem einen Ausgleich

Soweit es den fachlichen und räumlichen Gegebenheiten entspricht, ist die Bibliotheks- verwaltung auf Fachbereichs- ebene bzw. die fachbereichs- übergreifend zusammenzufas- sen oder eine Fachbereichsbi- bliothek zu bilden. Soweit dies nicht möglich ist, sind als kleinste bibliothekarische Ein- heiten die Bibliotheken der wissenschaftlichen Betriebs- einheiten einzurichten. Hand- apparate sind nicht als eigene Bibliotheken zu führen, son- dern als Leihgaben der über- geordneten Bibliothek (Fach- bereichsbibliothek, Betriebs- einheitsbibliothek) zu organi- sieren und in deren Katalogen nachzuweisen. Ihr Bestand sollte sich auf eine begrenzte Anzahl häufig oder regelmä- ßig benutzter Bücher be- schränken.

Da die insgesamt zur Verfü- gung stehenden Bibliotheks- mittel für eine angemessene Literaturversorgung von For- schung und Lehre nicht aus- reichen und ihre unkoordi- nierte Verwendung diesen Mangel noch verschärft, wird der ökonomische Einsatz aller Mittel zum obersten Gebot.

Dies setzt eine Erwerbungsab- stimmung zwischen den bi- bliothekarischen Einrichtun- gen der Universität unter- einander und mit der UB vor- aus. Dies ist insbesondere bei teuren Werken, Zeitschriften und Serien, Antiquaria und Reprints erforderlich. Intensi- viert werden sollte vor allem die Erwerbungsabstimmung innerhalb der Fachbereiche, besonders bei räumlich und fachlich benachbarten Be- triebseinheiten, sinnvollerwei- se durch die Einrichtung eines gemeinsamen Bestellkatalogs.

UNI-REPORT

Die Mittel für den Buchkauf innerhalb eines Fachbereichs, der Betriebseinheiten und weiterer Einrichtungen .sollen gesondert ausgeweisen wer- den.

Die Literaturerwerbung ist eine kooperative Aufgabe;

d. h. daß Hochschullehrer und wissenschaftliche Mitarbeiter an" der Ergänzung der Bestän- de auf allen bibliothekari- schen Ebenen zu beteiligen sind und auch alle anderen Mitglieder und Angehörige der Universität Vorschläge für die Literaturerwerbung im Rahmen der finanziellen Mög- lichkeiten machen können.

Die bibliothekarischen Ein- richtungen an der Universität sollten in folgender Weise weiterentwickelt werden:

Die Universitätsbibliothek ist die zentrale Ausleihbibliothek für die Universität und das Rhein-Main-Gebiet.

Zu ihr gehören die bei den Außenstellen Medizinische Hauptbibliothek und die Ah- teilungsbibliothek Chemie in Niederursel.

In ihr befindet sich auch die zentrale Lehrbuchsammlung als Freihandbibliothek mit Mehrfachexemplaren viel ge- brauchter aktueller Literatur.

Ihr weiterer Ausbau hat nach den Vorschlägen, die auf grund von Lehrveranstaltungen an der Universität gemacht wer- den, und sich wiederholender Bedarfsanalysen aufgrund von Fachsta tistiken zu erfolgen.

Die neueren Zeitschriftenjahr- gänge sind wegen der starken Benutzung in Freihandauf- stellung präsent zu halten; in ihrer Nähe aufgestellte Ko- piergeräte sollten die Benut- zung erleichtern. Benutzte Bände müssen täglich mehr- fach den Standort zurückge- stellt werden.

Generell wird die Freihandauf- stellung möglichst umfangrei- cher Bestände für die Sofort- ausleihe gefordert. Sie ist mindestens auf die Erwerbun- gen bis 1945 rückwärts auszu- dehnen.

Die Universitätsbibliothek ist auch die zentrale Informati- onsstelle mit Bibliographien und Nachschlagewerken (z.

zt.

rund 40000 Bände). Sie hat auch neben den Formal- und Sachkatalogen möglichst viele Dokumentationsdienste" (auch Fremddokumentationsdienste) bereitzustellen. Die entspre- chenden Auskunftsstellen müssen während der gesam- ten Öffnungszeiten der Biblio- thek besetzt sein.

Die Abstimmung bei der Er- werbung mit den anderen bi- bliothekarischen Einrichtun- gen der Universität hat in der Weise zu erfolgen, daß die Fachreferenten in ständiger Absprache mit den Beauftrag- ten der bibliothekarischen Einrichtungen in den Fachbe- reichen um einen möglichst zweckmäßigen Aufbau der Li- teraturversorgung an der Uni- versität bemüht bleiben. Dies gilt" insbesondere bei der Be- stellung neuer Zeitschriften (die laufenden Abonnements der Zeitschriften sind nach Fertigstellung des Frankfurter Zeitschriftenverzeichnisses zu überprüfen), bei den Ankäu- fen von Reprints und Anti- quaria und bei der Beschaf- fung von teuren Monographi- en.

Zu gegebener Zeit wird zu prüfen sein, welche bibliothe- karischen Verwal tungsarbei- ten bei der Universitätsbiblio- thek erledigt werden können und welche bei den einzelnen bibliothekarischen Einrichtun- gen verbleiben sollen.

(5)

Schwangere sollen auf Alkohol und Zigaretten verzichten

Die Deutsche Forschungsge- meinschaft (DFG) hat die bis- herigen Ergebnisse einer Stu- die über "Schwangerschafts- verlauf und Kindesentwick- Jung" veröffentlicht. An dieser Studie haben Wissenschaftler der Universität Frankfurt mitgewirkt. In ihrem For- schungsbericht kommen die Wissenschaftler aufgrund um- fangreicher Erhebungen zu dem Schluß, daß schwangere Frauen auf schädliche Genyß- mittel, wie z. B. Alkohol, zu- mindest in den ersten Sch wangerschaftsmonaten verzichten sollten. Zigaretten- konsum während der Schwan- gerschaft führt regelmäßig zu einer "Gewichtsreduktion des Neugeborenen und damit möglicherweise zu Mangelge- burten. Deutlich erhöht ist in Raucher-Familien auch die Sterblichkeit ,des Kindes vor, während oder kurz nach der Geburt (perinatale Mortalität).

Selbst wenn die Frau nicht, der Mann jedoch zehn und mehr Zigaretten am Tag raucht, stellen" die Statistiker eine erhöhte perinatale Mor- talität fest. Wenn der Vater des Kindes starker Zigaret- tenraucher ist, das deutet sich in den bisherigen Ergebnissen an, besteht auch eine erhöhte Gefahr von Mißbildungen beim Kind.

Neue Ergebnisse über spezifi- sche Schädigungen durch Me- dikamenteneinnahme während der Schwangerschaft vermel- det die Studie nicht, doch warnen die Wissenschaftler vor unnötigem Medikamen- tenkonsum, weil man grund- sätzlich niemals sagen könne,

"daß ein Medikament mit Si- cherheit keinen Schaden be- wirkt". Die Möglichkeit selte- ner Schäden, "vielleicht in Kombination mit anderen Stoffen oder bei 'bestimmten Stoffwechsellagen", lasse sich nie ausschließen. Den Präsi- denten der Deutschen For- schungsgemeinschaft, Prof.

Dr. Heinz Maier-Leibnitz, stimmt es, wie er im Vorwort des Forschungsberichtes be- tont, "bedenklich, daß trotz mahnender Hinweise von sei- ten der Genetiker und Ärzte und trotz der Thalidomid-Ka- tastrophe von einem Rück- gang des Medikamenten-Kon- sums nicht die Rede sein kann".

14 774 Schwangere untersucht und befragt

Die von der Deutschen For- sChungsgemeinschaft im Rah- men eines Schwerpunktpro- gramms geförderte Studie wurde 1964 nach der Conter-

ga~-Katastrophe begonnen, W:Il damals kein gesichertes WIssen darüber vorlag, ob auch andere Einflußfaktoren, d.~n~n eine Schwangere im taghchen Leben ausgesetzt ist, ernste Gefahren für den Ver- l~uf der Schwangerschaft und dIe .Entwicklung des Kindes be.wIrken könnten. 21 Frauen- klIniken und örtlich benach- barte Kinderkliniken in der Bundesrepublik und West- Berlin sowie Institute für Se- rOI?gie, Pathologie, Mikrobio- ogle und Parasitologie haben

~~ dem Forschungsprogramm ellgenommen. Insgesamt Wurden acht Jahre lang die Daten von 14774 Frauen vom 1. Vierteljahr ihrer Schwan- gerschaft an erfaßt. Die

~hwangeren wurden alle vier ochen ärztlich untersucht

~nd befragt; sie führten au- b erdem nach einem vorgege- D~nen Schema Tagebücher.

ter anderem wurden die lIauptfakten der Geburt do-

kumentiert und die Plazenta makroskopisch und histolo- gisch analysiert. Im Unter- schied zu ähnlichen" Studien im Ausland wurden fast alle untersuchten Frauen schon innerhalb der ersten drei Mo- nate ihrer Schwangerschaft erfaßt. Damit gewinnen die zu diesem Zeitpunkt erhobenen Befunde an Wert. Eine rück- schauende retrospektive Stu- die kann erfahrungsgemäß nur ungenügende Ergebnisse liefern.

Höhere Gefahren über 30 Als wesentlichen Einflußfak- tor für den gesamten Verlauf der Schwangerschaft ermittel- ten die Wissenschaftler das Al ter der Sch wangeren. über 30jährige Schwangere hatten besonders häufig Aborte und Frühgeburten, wodurch zu- gleich die perinatale Mortali- tät erhöht wurde. Ein deutli- cher Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutter und der Häufigkeit von Mißbildungen ließ sich dagegen nicht fest- stellen, obwohl für einige spe- zielle Mißbildungen eine sol- che Abhängigkeit besteht. So waren 77 Prozent der Mütter von mongoloiden Kindern über 30 Jahre alt, obwohl nur 29 Prozent aller erfaßten Müt- ter in diesem Alter waren.

Günstig: Übelkeit und Erbre- chen

Bemerkenswert erscheint den Wissenschaftlern, daß Übelkeit und Erbrechen zwar un- angenehme, aber günstige Begleiterscheinungen der Schwangerschaft sind. Fehlen diese Beschwerden, sind Fehl- geburten besonders häufig. In diesem Zusammenhang ermit- telten die Statistiker, daß bei Frauen, die eine besonders starke Belästigung durch Übelkeit und Erbrechen anga- ben, das Geschlechterverhält- nis zugunsten der Mädchen verschoben war. Während auf die gesamten Geburten bezo- gen 107 Knaben 100 Mädchen gegenüberstanden, sind es hier 93 Knaben gegenüber 100 Mädchen.

Häufig Chromosomenanomali- en bei Fehlgeburten

Von den zahlreichen Möglich- keiten der Verursachung eines Abortus kommt genetischen Faktoren im ersten Drittel der Schwangerschaft besondere Bedeutung zu. Von 180 unter- suchten Fällen ließ sich 52mal eine Chromosomenanomalie nachweisen. Bei den Frühab- orten war das Geschlech tsver- hältnis dreimal häufiger weib- lich als männlich.

Blutungen als Risikofaktor Entgegen anderslautenden Er- gebnissen in der Literatur er- gab sich, daß nach Blutungen in der Frühschwangerschaft

keine erhöhte Mißbildungsra- te beobachtet wurde. Blutun- gen in der Frühschwanger- schaft führen jedoch häufiger als normal zu Frühgeburten und Aborten. Eine Reihe von Auffälligkeiten, die die Früh- schwangerschaftsblutungen zu einem Risikofaktor mit weit- reichenden Konsequenzen er- scheinen lassen, zeigen sich auch im Verlauf der weiteren Entwicklung der geborenen Kinder bis zu drei Jahren: Ver- mutlich sind erhöhte Raten von pathologisch-neurologischen Befunden und spastischen Er- krankungen auf diese Blutun- gen zurückzuführen. Blutun- gen treten laut Forschungsbe- richt vor allem nach dem Tra- gen von schweren Gegenstän- den auf, sowie dann, wenn eine Neigung zu Medikamen- ten- und Nahrungsmittelüber- empfindlichkeit besteht, oder zum Schwangerschaftsnach- weis Duogynon eingenommen wurde.

Verdacht gegen Valium nicht erhärtet

Unter den weiteren Arznei- mittel, die ausführlich auf mögliche Nebenwirkungen untersucht wurden, war auch Valium. Die erhöhte Häufig- keit von neonatal verstorbe- nen Kindern nach der Ein- nahme von Diazepam-Präpa- raten, zu denen Valium ge- hört, erwies sich als statisti- scher "Scheineffekt" . Solche Präparate werden besonders häufig zur Ruhigstellung der Schwangeren verwendet, um gefährdete Schwangerschaften zu erhalten.

Warnung vor Alkohol, Ziga- retten und übermäßigem Kaf- feegenuß

Bemerkenswerte Befunde er- gaben sich bei der Prüfung des Kaffee- und Alkoholkon- sums. Starker Kaffeekonsum der Schwangeren steht im Zu- sammenhang mit einem Un- tergewicht der Kinder. Alko- holkonsum ist mit einer Ver- kürzung der Tragzei ten ver- bunden. Tee und Cola zeigten keine negativen Auswirkun- gen auf den Schwanger-

schaftsverlauf. Dagegen führt Zigarettenkonsum regelmäßig zu einer Gewichtsreduktion des Neugeborenen. Die peri- natale Sterblichkeit ist bei Kindern von starken Rauche- rinnen deutlich erhöht. Bei hohem Zigarettenkonsum des Vaters besteht diese erhöhte Sterblichkeit auch unabhängig von den Rauchgewohnheiten der Mutter. Bei der Interpre- tation dieses Befundes wurde die Wirkung des "Passivrau- chens" der Schwangeren als wenig plausibel angesehen.

Statt dessen wird über eine mögliche Einwirkung bei der Entwicklung der männlichen Samenzellen diskutiert.

Verzögerte Entwicklung bei Frühgeborenen

Die Reife des Neugeborenen bei der Geburt hat, wie in dem Kapitel über die Kindes- entwicklung berichtet wird, auf die weitere kindliche Ent- wicklung entscheidenden Ein- fluß. 78 Prozent aller perina- tal verstorbenen Kinder wa- ren vor der 38. Schwanger- schaftswoche geboren worden.

Frühgeborene scheinen außer- dem häufiger neurologische Störungen, untergewichtig Mangelgeborene häufiger mentale Störungen aufzuwei- sen. Es zeigt sich deutlich, daß bei Reifestörungen häufig mit einer verzögerten Entwick- lung des Kindes zu rechnen ist.

Studie wird fortgesetzt In dem Forschungsbericht nehmen die Teilnehmer des DFG-Schwerpunktprogramms u. a. auch zu den Auswirkun- gen von psychosomatischen Störungen, Infektionskrank- heiten, sozio-ökonomischen Faktoren sowie von Arbeits- belastung und Vitaminversor- gung auf die Schwangerschaft Stellung. Außerdem werden Zusammenhänge beim Entste- hen von Mißbildungen disku- tiert. Die kindliche Entwick-"

lung wird bis zum 3. Lebens- jahr verfolgt. Die Auswertung der Daten soll in dem Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemein- schaft fortgesetzt werden.

Folgende Arbeiten stehen da-

Sprachforschung

"über Auswertungsvorgänge des Gehirns und der Maschine bei der Spracherkennung"

war das Thema eines Vortra- ges, den Prof. Tamas Tarnoczy (Ungarische Akade- mie der Wissenschaften, Bu- dapest) auf Einladung von Prof. H. W. Wodarz am 25.4.

1977 in der Sektion Phonetik (Fachbereich 11) gehalten hat.

Fe stkoll oquien

Es wurde gezeigt, welch hohe Decodierungskapazitäten er- forderlich sind, um das im akustischen Sprachsignal ent- l}altene "Informationspaket"

nach sämtlichen Parametern restlos aufzuschlüsseln und zu verarbeiten. Bei diesen Pro- zessen ist das Gehirn wei t überlegen, was sich gerade in Fällen von Variationen, Ver- zerrungen oder Störungen des Signals, wie sie für den laut- sprachlichen Kommunikati- onsprozeß kennzeichnend sind, erweist. Entsprechende Kor- rekturstrategien für die Ma- schine müssen noch erarbeitet werden. Die langj ährigen For- schungen des Vortragenden und seiner Mitarbeiter haben erbracht, daß eine zuverlässi- ge automatische Sprach- und Sprechererkennung, entgegen häufig anzutreffender Eupho- rie, noch beträchtliche Zeit auf sich warten lassen wird.

Aus Anlaß des 65. Geburtsta- ges von Prof. Dr. Alfred Bögli findet am Donnerstag, dem 12.

Mai, um 15.15 Uhr, im Hörsaal Geowissenschaften, Sencken- berganlage 34, ein Festkollo- quium statt.

Den Festvortrag hält Prof. Dr.

Armin Gerstenhauer (Düssel- dorf) über "Kritische Anmer- kungen zu den Vorstellungen von der Genese der Korrosi- onspolj en" .

Anmeldungen zu dem Fest- kolloquim an: Physische Geo- graphie, Geographisches In- stitut der Universität Frank- furt.

*

Anläßlich des 60. Geburtsta- ges von Prof. Dr. K. E. Fick, Institut für Didaktik der Geo-"

graphie, findet im Geowis- senschaftlichen Hörsaal, Sen- ckenberganlage 34, am 6. Mai 1977, um 14.30 Uhr, ein Fest- kolloquium statt.

Es sprechen: Professor Dr.

Robert Geipel, München:

"Probleme der Erdbebenvor- hersage in Kalifornien und der Katastrophenbewäl tigung in Friaul" und Dozent Dr.

Karl H. Reinhardt, Hamburg:

"Die Frankfurter Beiträge zur Didaktik der Geographie, Aspekte einer neuen Schrif- tenreihe".

Die Veröffentlichung dieses Vortrags innerhalb der im In- stitut herausgegebenen Reihe

"Forum Phoneticum" ist vor- gesehen.

zur Verhütung der Schwan- gerschaft, die weitere Prüfung von Hypothesen im Zusam- menhang mit Genußmittel- und Medikamentenkonsum, die Analyse kindlicher Ent- wicklungen in Verbindung mit Schwangerschafts- und Pla- zentabefunden, die Bereitstel- lung der Grunddaten für An- schlußstudien an den Kindern im höheren Alter und Sonder- untersuchungen, z. B. an Zwil- lingen, sowie an Frauen, die in mehreren Schwangerschaften erfaßt wurden.

Forschungs- stipendiaten

Die Alexander-von-Humboldt- Stiftung gibt hochqualifizierten Jungeren Wissenschaftlern fremder Nationalität die Mög- lichkeit, ein Forschungsvorha- ben eigener Wahl in der Bun- desrepublik durchzuführen.

Der Auswahlausschuß, dem rund 80 deutsche Wissen- schaftler aller Fachrichtungen angehören, hat im März über die Bewerbungen für die ein- bis zweij ährigen Stipendien entschieden. Dabei wurden wiederum eine Reihe von Be- werbern berücksichtigt, die im Sommer bzw. Herbst an die Universität Frankfurt kom- men wollen. Die Bewerber und ihre Frankfurter Betreuer sind:

Prof. Dr. James F. Haney von der University of New Hamp- shire in den USA, durch Prof.

Dr." Halbach im Fachbereich

Biologie;

Dr. Roger Hillmann, USA, durch das Deutsche Seminar im Fachbereich Neuere Philo- logien;

Dr. Akira Iwamoto, Japan, durch Prof, Dr. Greiner im Institut für Theoretische Phy- sik'

Dr.' Petar Kenderov, Bulgarien, durch Prof. Dr. Btosowski im Fachbereich Mathematik;

Dr. M. N. Sudheendra Rao, Indien, durch Prof. Dr. Roes- ky im Anorganisch-Chemi- schen Institut.

.. ~ 1 -(; ~ ~

" .. - Personalien

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Gesellschaftswissenschaften

"Dr. Ingeborg Maus ist zur Do- zentin ernannt worden. Ihr Fach ist "Politologie (Verfas- sungstheorie und Rechtserzie- hung)".

Psychologie

Prof. Dr. Hermann Argelander (Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt) hat den Ruf auf

eine H4-Professur für Psycho- analyse (Nachfolge Prof. Dr.

A. Mitscherlich) angenommen.

Geschichtswissenschaften Prof. Dr. Lothar Gall ist zum Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt worden.

Chemie

Prof. Dr. H. Hartmann ist von der Königlich Dänischen Aka- demie der Wissenschaften und der Literatur zum auswärti- gen Mitglied gewählt worden.

Kompaktseminar

"Theorie des Films"

Wie in den vergangenen Se- mestern wird Prof. Kluge auch im Sommersemester 1977 seine Veranstaltung "Zur Theorie des Films" als Kom- paktseminar mit dem Unterti- tel "Filmkritik/Produktions- kritik" abhalten.

Termin: Samstag, den 14. Mai 1977, 10.00-13.00 und 14.00- 16.00 Uhr, im Hörsaal Ader Universität (Haupteingang Mertonstr. 17, neben der Pförtnerloge)

Referenzen

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