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Reichtumspflege fördert Armut

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de

Nr. 20/2010 18. Juni 2010

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Reichtumspflege fördert Armut

Die Reichen dieser Welt haben den Vermögenseinbruch des Krisenjahres 2008 längst weggesteckt. Im letzten Jahr stieg die Zahl der weltweiten Millionärshaushalte um 14 Prozent auf 11,2 Mio. und erreichte das Niveau von 2007. Europa blieb auch 2009 mit einem verwalteten Vermögen von 37.100 Mrd. Dollar die reichste Region der Welt. Müssen die Millionäre jetzt die EU-weit geschnürten Sparpakete fürch- ten? In Deutschland jedenfalls nicht. Denn wenn die Bundes- kanzlerin behauptet: „Wir Deutsche haben über unsere Ver- hältnisse gelebt.“, sind sie nicht gemeint. Der Kern des deut- schen Sparpaketes ist die Kürzung der Sozialausgaben um über 30 Mrd. Euro, das Motto ist: Die Armen zahlen die Zeche, die Reichen bleiben ungeschoren.

Aber kann die Mittelschicht so beruhigt werden? Die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) belegt das Gegenteil: Immer mehr arme Haushalte werden ärmer, die reichen Haushalte werden immer reicher – und die Mittelschicht schrumpft. Sie ist angesichts stagnierender Einkommen verunsichert, von Abstiegsängsten geplagt – zu Recht?

Fakt ist, dass die Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland ungleicher wird. Das Nettovermögen beträgt 8.000 Mrd. Euro. Dabei verfügen die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung über 61 Prozent und das oberste Prozent allein über 25 Prozent dieses Vermögens. Auf der anderen Seite haben die unteren 50 Prozent der Bevölkerung kein Vermö- gen, jeder Fünfte von ihnen befindet sich in der Schuldenfalle.

Die wachsende Vermögenskonzentration einerseits und die steigende Armut andererseits sind aus der Entwicklung der durchschnittlichen Einkommen ablesbar: Zwischen 1993 und 2009 sind die monatlichen Einkommen eines Singlehaushal- tes mit niedrigem Einkommen um nur 5,3 Prozent auf 677 Euro, die derjenigen mit mittleren Einkommen auf 1.311 Euro, also um 7,3 Prozent angestiegen. In diesen 17 Jahren stieg das Durchschnittseinkommen der Besserver- dienenden um 12,7 Prozent auf 2.672 Euro und damit um das 2,4 Prozent-fache schneller als die unteren Einkommens- gruppen. Insgesamt werden 83,3 Prozent der Bevölkerung so von den Wohlstandsgewinnen der Reichen abgekoppelt.

Damit nicht genug: In Deutschland hat sich die Zahl der Millionäre seit 1993 verdreifacht, während 50 Prozent der

Haushalte in Deutschland so wenig verdienen, dass sie keine Steuern entrichten. Den Mittelschichten bleibt die Steuerlast.

Unsere Gesellschaft driftet immer stärker auseinander, das DIW sieht die gesellschaftliche Stabilität gefährdet.

Die Einkommensungleichheit wächst auch deshalb, weil die Politik Vermögens- und Unternehmenseinkommen steuerlich privilegiert und Arbeitseinkommen benachteiligt und den Niedriglohnsektor und Armutslöhne gefördert hat.

Das Sparpaket muss in ein Einnahmepaket umgewandelt werden. Jetzt sollten diejenigen zur Kasse gebeten werden, die mit ihrem Geldvermögen am Finanzmarkt spekuliert und damit die Krise mit verursacht haben. Fällig sind jetzt die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, eine reformierte Erbschaftssteuer, eine Finanztransaktionssteuer und höhere Spitzensteuersätze. Geld ist genug da. Aber nicht bei sozial Schwachen und prekär Beschäftigten.

So ungleich sind Vermögen verteilt 2002-2007

19,9% 11,8% 7,0% 2,8% 1,3% 0,4% 0,0% 0,0%

61,1% 19,0% 11,1% 6,0% 2,8% 1,2% 0,4% 0,0% 0,0%

57,9% -1,2% -1,6%

das reichste Zehntel der Bevölkerung das 9. Zehntel das 8. Zehntel das 7. Zehntel das 6. Zehntel das. 5. Zehntel das 4. Zehntel das 3. Zehntel das 2. Zehntel das ärmste Zehntel

Quelle: DIW

2002 2007

So ungleich sind Einkommen verteilt 2000-2009

680 690 664 669 657 659 650 651 645 677

1.287 1.300 1.279 1.300 1.264 1.269 1.255 1.251 1.252 1.311

2.569 2.561 2.669 2.690 2.583 2.567 2.626 2.569 2.538 2.672

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Quelle: DIW, Wochenbericht Nr. 24/2010

niedrige Eink. im Schnitt mittlere Eink. im Schnitt hohe Eink. im Schnitt

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