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120 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

L

aut der aktuellen KIGGS- Studie des Robert Koch-In- stituts leiden sechs Prozent aller Kinder und Jugend- lichen hierzulande an Asthma bron- chiale. Bei den Betroffenen geht eine andauernde Entzündung der unteren Atemwege mit einer Überempfind- lichkeit der Bronchien gegenüber

verschiedenen Reizen einher. Kommt es in der Folge zu einer Verengung der Atemwege, führt dies zu den As- thma-typischen Symptomen, wie pfeifender Atmung, Engegefühl in der Brust, Luftnot oder auch Husten.

Typischerweise treten die Beschwer- den anfallsweise auf. Ziel der Thera- pie ist es, die Erkrankung so gut zu

kontrollieren, dass weder tagsüber noch nachts Symptome auftreten, die Kinder im Alltag nicht einge- schränkt sind, keine Notfallmedika- mente benötigen und auch keine akuten Exazerbationen (akute An- fälle mit deutlicher Verschlechte- rung und Beeinträchtigung des All- gemeinzustandes) auftreten.

In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit von Asthma bei Kindern und Jugendlichen kontinuierlich zu- genommen, aktuell scheint jedoch ein Plateau erreicht zu sein. Bei drei Viertel der betroffenen Kinder liegt der Beginn der Erkrankung vor dem fünften Lebensjahr. Jungs sind etwa eineinhalb bis zweimal so häufig betroffen wie Mädchen. Mit zuneh- mendem Alter wird dieser Unter- schied geringer und dreht sich nach der Pubertät um. Bei etwa der Hälfte bildet sich die Erkrankung bis dahin zurück.

Allergisch oder nicht-allergisch Die überwiegende Mehrheit der Kin- der erkrankt an einem allergischen Asthma. Zu den häufigsten Allerge- nen gehören Pollen, Kot von Haus- staubmilben, Tierhaare und Schim- melpilzsporen. Darauf reagieren die Immunzellen in der Schleimhaut der Bronchien und den Blutgefäßen der Lunge mit einer überschießenden al- lergischen Reaktion, was zu einer Entzündungsreaktion in den Atem- wegen führt. Zusätzlich zum Asthma leiden die Betroffenen vielfach auch an allergischem Schnupfen. Zusätz- lich jucken und brennen die Augen.

Nicht selten haben Betroffene be-

KRANKHEITEN IM KINDESALTER

Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und

Jugendalter. Mit einer konsequenten Therapie ist es bei der Mehrheit der Patienten möglich, die Beschwerden gut zu kontrollieren.

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© KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2019 | www.diepta.de

reits im Säuglingsalter atopische Ek- zeme gehabt.

Bei einer Minderheit der betroffenen Kinder hat das Asthma keine aller- gische Ursache – man spricht von intrinsischem Asthma. Mitunter wird auch der Begriff Infektasthma verwendet, weil die Beschwerden häufig erstmals nach Infekten auf- treten.

Ursachen und Risikofaktoren Vor allem für das allergische Asthma ist eine genetische Komponente ein- deutig belegbar: Kinder, deren Eltern bereits an allergischem Asthma er- krankt sind, haben ein erhöhtes Ri- siko, ebenfalls zu erkranken. Dane- ben spielen Umweltfaktoren eine wichtige Rolle: Rauchen – also so- wohl das Rauchen der Mutter wäh- rend der Schwangerschaft als auch Passivrauchen nach der Geburt – er- höhen das Asthmarisiko. Bekannt ist, dass Kinder mit einem gerin- gen Geburtsgewicht häufiger an Asthma erkranken. Darüber hinaus ist ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und Asthmarisiko er- wiesen.

Überempfindlichkeit der Bron- chien Im Rahmen der chronischen Entzündung schwillt die Schleim- haut in den Bronchien an und pro- duziert mehr Schleim. Es kommt zu einer Überempfindlichkeit der Bron- chien – Ärzte sprechen von bron- chialer Hyperreagibilität. Kommen nun noch auslösende Faktoren wie beispielsweise kalte Luft, Allergene, Rauch, Staub, körperliche Anstren- gung, aber auch Atemwegsinfek- tionen oder aktive oder passive Tabak exposition dazu, dann kann es zu einem weiteren Anschwellen der Schleimhaut und einer Ver- krampfung der glatten Muskulatur der Atemwege kommen. Der Effekt:

Der Durchmesser der Atemwege verringert sich und es entstehen die typischen Asthma-Symptome wie pfeifende Atmung, Husten, Enge- gefühl in der Brust bis hin zu Luft- not.

Diagnose Hat der Arzt aufgrund der Anamnese und der körperlichen Untersuchung (besonders beim Ab- hören der Lunge) den Verdacht auf ein Asthma bronchiale, folgt gemäß Nationaler Versorgungsleitlinie als nächstes eine Lungenfunktions- diagnostik: Dabei wird unter ande- rem gemessen, wie groß das Lungen- volumen insgesamt ist, sowie das Volumen, das der Patient nach einer tiefen Einatmung innerhalb einer Se- kunde so schnell wie möglich wieder ausatmen kann (Einsekundenkapa- zität). Dieses ist bei Patienten mit Asthma aufgrund der verengten Bronchien typischerweise verringert und lässt sich durch Gabe inhalativer bronchienerweiternder Medikamente verbessern (Reversibilitätstest). Ist ein Patient zum Zeitpunkt des Arzt- besuchs gerade beschwerdefrei, kann es sein, dass die Lungenfunktions- testung weitgehend normal ausfällt.

In solchen Fällen kann ein Provo- kationstest, beispielsweise mit Me- tacholin, hilfreich sein: Bei Patienten mit Asthma verschlechtern sich die Werte aufgrund der Überempfind- lichkeit der Bronchien darunter stär- ker als bei Gesunden. Besteht der Verdacht auf ein allergisches Asthma, schließt zudem noch eine weitere Allergiediagnostik mit Haut- und Bluttests an.

Die Lungenfunktionsdiagnostik er- fordert die Mitarbeit des Patienten und ist deshalb erst ab einem Alter von etwa vier bis fünf Jahren mög- lich. In spezialisierten Kliniken sind Lungenfunktionstests auch schon bei Säuglingen möglich. Mitunter er- kranken Babys und Kleinkinder an Infekten der Atemwege, die sich kaum von Asthma unterscheiden lassen. Hier kann die Abgrenzung schwierig sein.

Therapie Grundlage der Therapie ist eine Asthmaschulung, die den Familien und den betroffenen Kin- dern und Jugendlichen vermittelt, wie die Krankheit entsteht, was mög- liche Auslöser sind, wie sie ver- mieden werden können und wie sie die Zeichen ihres Körpers richtig

einschätzen. Inhalt sind auch Atem- techniken sowie Informationen, was bei einem akuten Anfall zu tun ist.

Die medikamentöse Therapie richtet sich nach einem Stufenschema mit sechs Stufen abhängig vom Schwere- grad der Erkrankung. Grundsätz- lich wird zwischen Controllern und Relievern unterschieden. Bei beiden gilt: Sie werden (fast) alle inhaliert und können so direkt in der Lunge wirken. Entscheidend ist daher die richtige Inhalationstechnik.

Controller hemmen die Entzündung und müssen regelmäßig angewendet werden. Dabei handelt es sich über- wiegend um inhalierbare Corticoste- roide (ICS), die in ihrer Dosis ge- steigert werden können. Wenn ICS alleine nicht ausreichen, können zu- sätzlich Leukotrienrezeptorantago- nisten (hemmen ebenfalls die Ent- zündung) und/oder langwirkende Beta-2-Sympathomimetika und/oder langwirkende Anticholinergika (er- weitern die Bronchien) eingesetzt werden. Dabei gilt immer: So viele Medikamente wie nötig, so wenig wie möglich. Lässt sich damit das Asthma nicht kontrollieren, wird bei Kindern ab sechs Jahren, die an al- lergischem Asthma gegen ein ganz- jähriges Allergen erkrankt sind, zu- sätzlich ein therapeutischer mono- klonaler Antikörper (Omalizumab) empfohlen. Er richtet sich gegen kör- pereigene IgE-Antikörper, welche zentral an der Allergie beteiligt sind.

Als Reliever (Notfallspray) werden in allen Stufen kurzwirkende Beta-2- Sympathomimetika, wie zum Bei- spiel Salbutamol, eingesetzt.

Für manche Patienten mit allergi- schem Asthma ist zusätzlich eine spezifische Immuntherapie („Desen- sibilisierung“) verfügbar.  n

Dr. rer. nat Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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