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Verbraucher konkret Mitgliedermagazin der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V.

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Academic year: 2022

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1 Mitgliedermagazin der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V.

Verbraucher konkret

2 | 2021

14

Informieren.

Motivieren.

Gestalten.

www.verbraucher.org

B u n d e s v e r b a n d

Die Verbraucher I n i t i a t i v e e . V .

LEBENSMITTEL: WAS KOSTET(S) DIE WELT? | KLIMA-BOTSCHAFTER GESUCHT | VERBRAUCHERBEFRAGUNG:

ONLINE-SHOPPING | METALL: VIELSEITIG UND RECYCELBAR | INTERNET: CORONA-IMPFUNG

Burger & Co.

ohne Fleisch

ALTERNATIVEN

(2)

Inhalt

Jeder Verbraucher kennt das gute Gefühl, beim Einkauf ein „Schnäppchen“ gemacht oder durch

Sonderpreise und Aktionen gespart zu haben.

Denn noch immer ist ein niedriger Preis eines der wichtigsten Kaufkriterien hierzulande,

vor allem bei Lebensmitteln. Das Ladenpreise jedoch wenig

mit den tatsächlichen Produktionskosten zu

tun haben, wissen viele Verbraucher nicht: Die Rede ist von den soge- nannten „externen“

bzw. „sozialen Kosten“.

6 4

30

VERBRAUCHERBEFRAGUNG:

ONLINE-SHOPPING UND VERSANDHANDEL

15

Serie | Teil 3

METALL – VIELSEITIG UND RECYCELBAR Gegenüber anderen Materialien machen Aluminium und Weiß- blech nur einen Bruchteil der anfallenden Verpackungsabfälle in Deutschland aus. Wir liefern Hintergrundinformationen.

26

ALTERNATIVEN: BURGER

& CO. OHNE FLEISCH

Das Angebot an vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten ist groß und steigt stetig. Wir geben Tipps zum Umgang mit diesen Alternativen.

13

INTERNET: INFORMATIONEN ZUR CORONA-IMPFUNG

Rund um die Corona-Impfung gibt es viele Fragen. Wir stellen einige Stellen vor, die hier Antworten liefern.

18 BUCHBESPRECHUNGEN 19 FINANZTIPPS

20 MELDUNGEN 25 RECHTSTIPPS

32 BROSCHÜRENÜBERSICHT INTERVIEW

Im Gespräch mit Friedel Hütz-Adams vom SÜD- WIND e. V. Institut für Ökonomie und Ökumene

27 FIT IM DIGITALEN ALLTAG

Verbraucherministerium NRW veröf- fentlicht das Bildungsmaterial „Smart Surfer - Fit im digitalen Alltag“.

Was kostet(s) die Welt?

BEFRAGUNG: DER WAHRE PREIS

7

AUFRUF: KLIMA-BOTSCHAFTER GESUCHT!

9 28 WISSEN: NANOPARTIKEL

IN CORONA-IMPFSTOFFEN

Der Einsatz von Lipid-Nanopartikeln in COVID-19-Impfstoffen, die auf der Basis von mRNA funktionieren, beschäftigt viele Verbraucher. Wir haben Informationen zum aktuellen Kenntnisstand zusammengestellt.

DEUTSCHLAND IS(S)T MIT VON DER PARTIE!

Bundesweite Kochaktion der Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb)

ÜBERSICHT: VOR- & NACHTEILE EINZELNER VERPACKUNGSMATERIALIEN

12

10

UMWELTNEUTRALE PRODUKTSERIE

dm-drogerie markt stellt die umweltneutrale Produktserie „Pro Climate“ vor.

(3)

IMPRESSUM | Verbraucher konkret 2/2021 - Mitgliedermagazin der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. | Juni 2021 | ISSN 1435-3547 | Herausgeber: Verbraucher Initiative Service GmbH | Redaktion: Berliner Allee 105, 13088 Berlin, Tel. 030/53 60 73-3, Fax 030/53 60 73-45, mail@verbraucher.org, www.verbraucher.org | Erscheinungsweise: 4 x jährlich | Redaktion und Mitarbeit an dieser Ausgabe: Georg Abel (GA, V.i.S.d.P.), Belinda Bäßler (BB), Miriam Bätzing (MB), Alexandra Borchard-Becker (ABB), Lennart Hellmann (LH), Guido Steinke (GS) | Fotos: iStock (jeweils von oben nach unten oder im Uhrzeigersinn) | Papier: Diese Broschüre wurde auf Circle Matt White Recyclingpapier gedruckt und erfüllt die Kriterien des Blauen Engels. | Hinweis: Wenn im Text z. B. vom „Verbraucher“ die Rede ist, ist dies ein Zugeständnis an die Flüssigkeit der Sprache, gemeint sind natürlich jeweils Verbraucherinnen und Verbraucher. | Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers und Quellenangabe. | Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Seite drei

MITGLIEDER-SERVICE

Bei inhaltlichen Fragen erreichen Sie die Hotline für Mit glieder unter Tel. 030/53 60 73-3. Dort beraten wir Sie montags bis don- nerstags von 9.00-12.00 Uhr. Sie können Ihre Frage auch per Post, Fax oder Mail an uns richten: Die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V., Berliner Allee 105, 13088 Berlin, Fax 030/53 60 73-45, mail@verbraucher.org | Bei rechtlichen Fragen erreichen Sie unsere Anwälte mittwochs von 9.00-13.00 Uhr unter Tel. 030/53 60 73-3. | Ob Adressänderung oder Spenden bescheinigung – bei Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft erreichen Sie Marina Tschernezki unter Tel. 030/53 60 73-40. | Unsere Bankverbindung – IBAN:

DE80 3702 0500 0008 1335 00, BIC: BFSWDE33XXX, Bank für Sozialwirtschaft

Liebe Leserin, lieber Leser,

sie sind klein, wendig und tauchen seit ihrer Zulas- sung im Juni 2019, in vielen Städten massenhaft auf:

Elektro-Roller sollen ein Angebot sein, um kürzere Strecken schnell zurückzulegen. Ausgestattet mit dem Heiligenschein der Emissionsfreiheit düst man

„die letzte Meile“ vom Bahnhof ins Büro oder nach Hause. Doch nach zwei Jahren stellt sich die Frage, ob E-Scooter wirklich ein ernsthafter Baustein einer nachhaltigeren Verkehrspolitik oder nur ein Angebot für testosterongesteuerte Party-People sind.

Vor allen in Innenstädten mit dem dort ohnehin vorhandenen unterschiedlichen Mobilitätsoptionen konkurrieren Anbieter wie Lime, Circ, Tier & Co um Kun- den. Außenbezirke werden wie beim Car-Sharing nicht bedient. Dazu präsentieren sie ihre Leih-Fahrzeuge auf (öffentlichen) Flächen. Doch falsch abgestellte, umgefallene oder -getretene E-Roller gefährden nicht nur Sehbehinderte.

Viele Nutzer betrachten die Scooter offenbar eher als ein hippes Spielmobil. Regeln für diese straßenzuge- lassenen Fahrzeuge scheinen unbekannt: Verbotener- weise zu zweit genutzte Fahrzeuge, gerne rücksichtslos auf dem Gehweg und cool in falscher Richtung unter- wegs, abendliche Fahrten im alkoholisiertem Zustand sind einige der nutzerabhängigen Ärgernisse. Da wundert es nicht wirklich, dass verstärkt Unfälle mit Kopfverletzungen zu verzeichnen sind.

Neben diesen eher unsozialen Verhaltensweisen bleibt der Eindruck eines umweltfreundlichen Verkehrs- mittels. „Elektrische Tretroller sind zurzeit kein Gewinn für die Umwelt“, meint das Umweltbundesamt. Denn sie ersetzen eher den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr statt Autofahrten verzichtbar zu machen.

Wobei wir beim Thema Akku wären. Wegen der hohen Umweltrelevanz der Akku-Herstellung ist die Lebensdauer des Akkus für die ⁠Klima- und Umwelt- wirkungen des E-Scooters entscheidend: Eine lange Nutzungsdauer von E-Scooter und Akku verringert diese Auswirkungen. Nicht nur vereinzelt landen die Scooter umweltbelastend in Meer und Flüssen, in Parkanlagen und Springbrunnen.

Hinzukommen zusätzliche Autofahrten, wenn die E-Scooter nachts per Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zu den Ladepunkten transportieren. Hier stellt sich dann die Frage, aus welchen Quellen dort der dafür benötigte Strom kommt. Zwar fallen keine direkten Emissionen an, völlig anders sieht dies aber aus, wenn das Gesamtpaket inkl. Herstellung, Aufladung etc. betrachtet wird.

Fazit: E-Scooter sind nur dann ein Beitrag zur Ver- kehrswende, wenn Autofahrten ersetzt werden. Dazu müssen sie lange genutzt, der Wildwuchs auf Gehwegen durch eine Stationsbindung beendet, Umweltkriterien kommunal vorgeschrieben, Außenbezirke nicht ver- nachlässigt und auch eine Mitnahme im auszubauen- den Nahverkehr geprüft werden.

Behalten Sie Ihren Optimismus.

Ihr Georg Abel

Bundesgeschäftsführer

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Lebensmittel

(MB) Jeder Verbraucher kennt das gute Gefühl, beim Einkauf ein „Schnäppchen“ gemacht oder durch Son- derpreise und Aktionen gespart zu haben. Denn noch immer ist ein niedriger Preis eines der wichtigsten Kaufkriterien hierzulande, vor allem bei Lebensmitteln. Dass Ladenpreise jedoch wenig mit den tatsächli- chen Produktionskosten zu tun haben, wissen viele Verbraucher nicht: Die Rede ist von den sogenannten

„externen“ bzw. „sozialen Kosten“.

Die Ladenpreise, die wir für Lebensmittel bezahlen, sind un- vollständig. Denn sie enthalten in der Regel nicht die Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden, die im Zusammenhang mit der Her- stellung entstanden sind. Für diese Schäden (auch „negative externe Effekte“ genannt) kommen auch nicht die verursachenden Hersteller auf. Vielmehr externalisieren diese die Kosten dafür, kurz gesagt: sie werden an die Allgemeinheit ausge- lagert (siehe „Verbraucher konkret“, Ausgabe 1/2020).

Kostenexternalisierung macht staatliche Eingriffe erforderlich, die von simplen Appellen an die Her- steller über Auflagen und Verbote bis hin zu gezielter Besteuerung reichen können. Auch der Handel mit z. B. Emissionszertifikaten ist ein entsprechendes Instrument der Umweltpolitik. Für Verbraucher, die

Was kostet(s) die Welt?

von Lebensmitteln in Verbindung stehen. Das betrifft besonders oft Importgüter aus Ländern, in denen Arbeitsschutz- und Umweltauf- lagen unzureichend sind. Weiter zählen Erkrankungen infolge von Umweltverschmutzung (z. B. Trink- wasser- und Luftverunreinigung, belastete Produkte, Lärmbelästi- gung) oder infolge klimatischer Veränderungen (z. B. Hitzeleiden) zu den Folgen. Lifestyle- (z. B. Adipo- sitas) und Suchterkrankungen (z. B.

Alkoholismus) infolge schlechter Ernährung gehören ebenfalls dazu.

Mittels Steuergeldern, Kranken- oder Unfallversicherungen müssen diese Schäden finanziell abgefangen werden.

Ein anderer Aspekt ist die struk- turelle Unterbezahlung in bestimm- ten Bereichen der Lebensmittel- wirtschaft. Personen, die dort in sogenannten Niedriglohnsektoren

Fotos: Seite 4 - iStock/MRJub; Seite 5 - iStock/Dilok Klaisataporn

sich an der Ladentheke über einen vermeintlich niedrigen Preis freuen, bedeutet das dann allerdings, dass sie für die Kosten am Ende doch aufkommen. Für die herstellungs- bedingten Schäden werden sie als Steuerzahler indirekt zur Kasse gebeten.

GESUNDHEIT

& GERECHTIGKEIT

Meist stehen ökologische Folgen, insbesondere Treibhausgasemissi- onen, in der Debatte um „externe Kosten“ im Vordergrund. Etwas weniger präsent ist die soziale Di- mension. Gemeint sind damit solche Kosten, die für die Behebung von sozial-gesundheitlichen Folgeschä- den aufgewendet werden müssen.

Das können z. B. Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle sein, die mit der Erzeugung und Verarbeitung

(5)

tätig sind, sind oft zusätzlich auf staatliche Sozialleistungen ange- wiesen. Bedeutet also: Wer z. B.

Billigfleisch kauft, kann davon aus- gehen, dass er an anderer Stelle in Form von Steuern wieder draufzahlt.

Noch gravierender ist der Schaden in manchen Ländern des globalen Südens, wo Kinderarbeit im land- wirtschaftlichen Bereich teilweise noch immer üblich ist. Moralisch ohnehin völlig inakzeptabel, ent- stehen auch der dortigen Volks- wirtschaft immense Schäden durch Kinderarbeit. Zum einen leiden Kin- derarbeiter oft ein Leben lang unter Gesundheitsschäden, zum anderen bedeutet Kinderarbeit das genaue Gegenteil von Zukunftsinvestition:

unzählige schlaue Köpfe werden nie ihr (volkswirtschaftliches) Potenzial entfalten können, da ihnen Schul- bildung vorenthalten wird.

ORIENTIERUNG FINDEN

Die gängige Praxis der Kostenex- ternalisierung verschleiert also die tatsächliche Verteilung der Kosten und ist daher alles andere als ver- braucherfreundlich. Denn nur auf Basis vollständiger Informationen können Verbraucher ihre tägli- chen Konsumentscheidungen auch nachhaltig treffen. Aber wie kann das gelingen, wenn die Preise nicht die Wahrheit sagen? Wesentlich transparenter sind in der Regel die Wertschöpfungsketten von Produk- ten aus ökologisch-zertifizierter Landwirtschaft und aus fairem Han- del. Zum einen entstehen bei diesen Produkten bestimmte Schäden erst gar nicht, andere werden direkt in- ternalisiert, also „eingepreist“. Beim Einkauf bieten Bio- und Fairtrade- Label Verbrauchern Orientierung.

KOSTENWAHRHEIT FORDERN

Dass konventionelle Produkte in der Regel günstiger sind als Bio- oder Fairtrade-Alternativen, ist pa- radox. Vielmehr müsste die umwelt- bzw. sozialverträglichere Wahlmöglichkeit preislich besser- gestellt sein, um stärkere Anreize für ihren Kauf zu setzen. Denn anstatt Schäden zuzulassen und dann im Nachhinein „auszubessern“, sollten sie gänzlich vermieden werden. Es offenbart sich dabei auch eine weite- re Ungerechtigkeit: Wer als Verbrau- cher z. B. immer Fairtrade einkauft und dafür mehr bezahlt, wird als Teil der steuerzahlenden Allgemeinheit genauso für die Beseitigung von herstellungsbedingten Schäden zur Kasse gebeten, wie jemand, der nie oder selten Fairtrade einkauft.

Aus Sicht der VERBRAUCHER INITIATIVE ist hier der Gesetzgeber gefragt zu handeln. Appelle allein reichen nicht, auch wenn es natür- lich einige vorbildliche Hersteller gibt, die ihre Sorgfaltspflicht frei- willig wahrnehmen, etwa indem sie „Social Accounting“ betreiben.

Der Gesetzgeber muss die ihm zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen, um Lebensmittelerzeuger und -hersteller zu mehr Kosten- wahrheit und Verantwortlichkeit zu verpflichten. Es müssen viel wirksa- mere Anreizstrukturen geschaffen werden, damit Verantwortung für Schäden übernommen wird, besser noch: sie ganz vermieden werden.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist das Lieferkettengesetz, das der Bundestag am 11. Juni 2021 nach langem Ringen beschlossen hat. Ab 2023 verpflichtet es Unternehmen

stärker als bis- her zur Wahrung von Menschenrechten in der Lieferkette – also auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus.

Einige nachhaltigkeitsorien- tierte Unternehmen setzen neben klassischer Finanzbuchhaltung auf

„Social Accounting“. Mit dieser Methode identifizieren und erfas- sen sie die positiven wie negativen

„externen Effekte“ ihrer Aktivitäten auf Individuen, Gesellschaft und Umwelt und weisen diesen einen bestimmten Wert zu. Während Finanzkennzahlen vergleichsweise einfach abzubilden sind, ist das bei diesen sozialen („weichen“) Faktoren schwieriger. Ziel ist es, die Transparenz des Unternehmens zu erhöhen und soziale wie ökolo- gische Kosten des wirtschaftlichen Erfolgs zu identifizieren.

Verbraucher sollen nicht weiter Rätselraten müssen, wenn es darum geht, ob Produkt A sozial- oder um- weltverträglicher ist als Produkt B.

Als meist beachtetes Verbraucher- signal muss vielmehr der Preis selbst die Wahrheit sprechen. Aber auch Verbraucher müssen nicht untätig sein: Sie können ihren Einfluss nutzen, um von Erzeugern und Herstellern ebendiese Transparenz einfordern.

Einige nachhaltigkeits- orientierte Unternehmen setzen neben klassischer Finanzbuchhaltung auf „SOCIAL ACCOUNTING“. Mit dieser Methode identifizieren und erfassen sie die

positiven wie negativen „externen Effekte“

ihrer Aktivitäten auf Individuen, Gesellschaft und Umwelt und weisen diesen einen bestimmten Wert zu. Während Finanzkennzahlen vergleichs- weise einfach abzubilden sind, ist das bei diesen

sozialen („weichen“) Faktoren schwieriger. Ziel ist es, die Transparenz des Unternehmens

zu erhöhen und soziale wie ökologische Kosten des wirtschaftlichen Erfolgs

zu identifizieren.

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»

(MB) Friedel Hütz-Adams ist als Senior Researcher für das in Bonn ansässige SÜDWIND e.V. Institut für Ökonomie und Ökumene tätig.

Sein Forschungsschwerpunkt gilt globalen Wertschöpfungsketten von Produkten wie Kakao und Palmöl, damit verbundenen Miss- ständen in den produzierenden Ländern des globalen Südens sowie nachhaltigem Konsum und Ver- braucherperspektiven. Wir haben mit ihm über die sozialen Aspekte

„externer Effekte“ gesprochen.

VERBRAUCHER KONKRET: Wird im Lebensmittelkontext von

„negativen externen Effekten“

gesprochen, sind meist ökologi- sche Folgen gemeint. Wie steht es um die soziale Dimension?

Friedel Hütz-Adams: In vielen Wertschöpfungsketten werden Preise gezahlt, die keine existenz- sichernden Löhne und Einkommen sowie einen ausreichenden Ar- beitsschutz ermöglichen. Für den Kakaosektor gibt es beispielsweise eine Berechnung der echten Kosten („true price“) und da schlägt sehr stark zu Buche, dass alleine in der

Côte d‘Ivoire und in Ghana rund 1,5 Millionen Kinder auf den Plantagen arbeiten. Die Folgen der Kinderar- beit fließen in die Berechnung der echten sozialen Kosten ein.

Fokus Deutschland: Welche sozialen Kosten machen Ihnen derzeit am meisten Sorgen?

Es gibt auch in Deutschland Bereiche der Wirtschaft, in denen keine existenzsichernden Einkom- men bezahlt werden, siehe etwa Fleischindustrie. Hoher Arbeitsdruck ist oft ein zusätzliches Problem.

Wenn beispielsweise in der Kran- ken- und Altenpflege Personalman- gel herrscht, ist das verbleibende Personal oft überlastet und wird krank.

Und im globalen Süden?

In vielen agrarischen Lieferketten werden zu niedrige Preise für die Produkte bezahlt. Es ist paradox, doch in vielen Ländern des Sü- dens ist die Unterernährung bei Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verbreiteter als in den Städten.

Die Einkommen reichen nicht, um ganzjährig täglich drei Mahlzeiten auf den Tisch stellen zu können.

Vor einigen Jahren belegte bei- spielsweise eine Studie, dass im Kakaosektor Ghanas und der Côte d‘Ivoire bis zu einem Drittel der Kinder dauerhaft dadurch geschä- digt ist, dass keine ausreichenden Nahrungsmittel verfügbar waren.

Die Löhne in vielen Fabriken sind nicht existenzsichernd. Heimar- beit im industriellen Sektor ist ein weiteres Problem. Auch hier entsteht der Druck dadurch, dass keine Entlohnung stattfindet, die eine menschenwürdige Existenz ausreichend absichert.

„IST DIE TRANSPARENZ DA, WIRD DIE

AUSLAGERUNG SOZIALER KOSTEN SCHWIERIGER“

IM GESPRÄCH MIT FRIEDEL HÜTZ-ADAMS

Was würde sich mit konse- quenter ‚Einpreisung‘ sozialer Kosten für Verbraucher ändern?

In einigen Bereichen würden die Kosten steigen, allerdings häufig nur relativ geringfügig. Dies muss aller- dings nicht immer der Fall sein. Eine von SÜDWIND durchgeführte Studie über Heimarbeit im Schulsektor In- donesiens zeigte zum Beispiel, dass viele der Beschäftigten nicht über ausreichende Werkzeuge verfügten und dadurch wesentlich langsamer arbeiteten, als es theoretisch mög- lich wäre. Ein besseres Anlernen, die Zurverfügungstellung der nötigen Werkzeuge und damit verbunden effizientere Produktionsabläufe könnten Preisanstiege sogar auf- fangen. Allerdings bleibt es dabei, insbesondere bei Nahrungsmitteln, dass Kosten vermutlich in vielen Bereichen leicht steigen.

Wie könnte das in der Praxis aussehen, ist z. B. „Social Accounting“ ein Weg für Hersteller?

Das ist der Weg, der gegangen werden muss. Für etliche Sektoren liegen mittlerweile erste Berech- nungen vor. Weitere werden hin- zukommen.

Können Sie Praxis-Vorbilder nennen?

Sowohl bei den Löhnen als auch bei den Einkommen gibt es mehr und mehr Berechnungen, wie hoch die Preise für Produkte sein müssten. Es gibt Unternehmen, die bereits in Pilotprojekten nach Lösungen suchen. Im Kakaosektor beispielsweise gibt es Pilotprojekte für die Eigenmarken von Aldi, Lidl und Rewe, und zudem einzelne Markenhersteller, die einen ähn-

Interview

Foto: Seite 6 - Friedel Hütz-Adams

(7)

(MB) Im Rahmen unseres Projekts „Der ‚wahre’ Preis“ führt die VERBRAUCHER INITIATIVE eine Verbraucherbefragung zum Thema Klima & Kostenwahrheit durch. Mit Ihrer Beteiligung helfen Sie uns dabei, die Verbraucherperspektive näher zu untersuchen und langfristig zu stärken.

„DER WAHRE PREIS“

1. Zu welchem Anteil übernehmen Sie in Ihrem Haushalt den Lebensmitteleinkauf?

gar nicht zu etwa 25 % zu etwa 50 %

zu etwa 75 % immer

2. Denken Sie an Ihre üblichen Einkäufe: Wie leicht fällt es Ihnen, einzuschätzen, ob Lebensmittelprodukte klimafreundlich oder klimaschädlich sind?

sehr schwer schwer weder noch

leicht sehr leicht

3. Wie finden Sie heraus, ob ein Lebensmittelprodukt klimafreundlich oder klimaschädlich ist? Bitte kreuzen Sie alles Zutreffende an:

Informationen auf der Produktverpackung

Hinweise am Einkaufsort (Schilder, Aufkleber, Sonderplatzierungen etc.)

Ansprache des Verkaufspersonals im Ladengeschäft

Label/Siegel externer Vergabestellen (z. B. von ClimatePartner, soilandmore etc.)

Label/Siegel von Unternehmen Webseite(n) von Unternehmen

Webseite(n) von Umwelt- und/oder Verbraucherorganisationen Zeitungen & News-Portale

Soziale Medien

Lebensmittelbehörden etc.

Sonstiges (bitte nennen):

Ich habe noch keine Möglichkeit gesehen, das herauszufinden Ich habe kein Interesse, das herauszufinden

4. Wählen Sie beim Einkauf bewusst klimafreundliche Lebens- mittel aus? Bitte kreuzen Sie an:

nie selten manchmal

oft immer

Wenn nein, werden Sie künftig klimafreundliche Produkte kaufen?

ja nein

5. Ist für Sie ein niedriger CO2-Ausstoß bei Lebensmitteln ein Kaufkriterium?

nie selten manchmal

oft immer

6. Wo wünschen Sie sich (stärker als bisher) Informationen über die Klimawirkung von Lebensmittelprodukten?

Bitte wählen Sie max. drei aus.

auf der Produktverpackung

am Einkaufsort (z. B. Infotafeln, Flyer, Sonderplatzierungen) Beratung durch Verkaufspersonal

auf Webseiten von Unternehmen in der Zeitung/auf News-Portalen in Sozialen Medien

im TV Im Radio

auf Webseiten von Umwelt- und/oder Verbraucherorganisationen Sonstige (bitte nennen):

7. Wie hilfreich fänden Sie beim Einkauf ein „Klimalabel“

auf Lebensmittelprodukten, das Angaben zu den jeweiligen Klimaauswirkungen (z. B. CO2-Emissionen) macht?

Bitte kreuzen Sie an, welche Aussage am ehesten auf Sie zutrifft (nur eine Antwortmöglichkeit).

„Darin sehe ich keinerlei Vorteil“

„Prinzipiell wäre das schon hilfreich, aber es gibt schon so viele Label“

„Daran habe ich noch nie gedacht, aber es wäre schon nützlich für mich“

„Davon halte ich nichts. Ich möchte beim Einkauf nicht noch mehr bevormunded werden“

„Sehr hilfreich. So etwas wünsche ich mir schon länger“

8. Für welche Lebensmittelprodukte finden Sie ein „Klimalabel“

besonders hilfreich? Bitte wählen Sie max. drei aus.

Getränke Obst & Gemüse Eier Milch & Milchprodukte Fleisch & Wurstwaren

Fisch & Meerestiere Getreideprodukte & Backwaren Nüsse & Kerne Süßwaren & Snacks

verarbeitete Speisen, Fertiggerichte & Konserven

9. Welche Aspekte sind Ihnen an einem „Klimalabel“ besonders wichtig? Bitte wählen Sie max. drei aus.

Anwendung auf unterschiedliche Produktgruppen Anwendung von mehreren Herstellern

unabhängige Vergabe/regelmäßige Kontrolle hohe optische Wiedererkennbarkeit ansprechendes Design

Transparenz der Bewertungskriterien

Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Klima-Erkenntnisse Einbezug von Verbrauchern in die Entwicklung

kompakte Informationen staatliche Vergabe Sonstige (bitte nennen):

Verbraucher-

befragung

(8)

Verbraucher- befragung

10. Welche Aussagen müsste ein „Klimalabel“ Ihrer Ansicht nach unbedingt liefern? Bitte wählen Sie max. drei aus.

durchschnittliche Treibhausgasemissionen pro kg Produkt Vergleichbarkeit mit Produkten anderer Hersteller, z. B. durch

ein Ampelsystem (vgl. Nutri-Score)

Angabe des Labelsgebers (unabhängige Vergabestelle oder unternehmenseigen)

Datum der letzten Überprüfung der Labeleignung QR-Code zu weiterführenden Informationen Sonstige (bitte nennen):

11. Bitte kreuzen Sie an, welcher Aussage Sie am ehesten zustimmen können:

„Die Preise von Lebensmitteln sollen so bleiben wie sie sind.

Ich bin nicht bereit, für das Klima mehr auszugeben“

„Ich finde Kostenwahrheit bei Lebensmitteln wichtig und wünsche mir mehr Transparenz, allerdings kann ich nicht mehr bezahlen“

„Lebensmittelpreise sollten die realen Kosten widerspiegeln.

Umwelt- und klimafreundliche Produkte würden so automatisch besser gestellt. Ich bin bereit, dafür mehr zu bezahlen“

„Ich finde Kostenwahrheit bei Lebensmitteln wichtig und wünsche mir mehr Transparenz, allerdings möchte ich nicht mehr bezahlen“

„Ich wäre bereit, mehr für klimafreundliche Produkte auszugeben, wenn es dafür an anderer Stelle eine finanzielle Entlastung gäbe“

12. Wie stark sehen Sie folgende Akteure jeweils in der Verantwortung für mehr Kostenwahrheit bei Lebensmitteln?

sehr wenig wenig neutral stark sehr stark Erzeuger

Hersteller Handel Gesetzgeber

Umwelt-/Verbraucher- organisationen Medien Verbraucher

Zum Schluss bitten wir Sie noch um einige demografische Angaben:

Alter: Geschlecht:

Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss? Bitte kreuzen Sie an:

kein Schulabschluss Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss Realschule (Mittlere Reife) Gymnasium (Abitur) abgeschlossene Ausbildung Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss

(Bachelor und höher) Andere

Welchem Haushaltstyp gehören Sie an? Bitte kreuzen Sie an:

Single-Haushalt Paarhaushalt ohne Kind(er)

WG Familienhaushalt mit Kind(ern)

Wie viele Personen leben aktuell in Ihrem Haushalt?

Wie hoch ist das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen (= verfügbares Einkommen) Ihres Haushaltes? Bitte kreuzen Sie an:

bis 1.500 Euro 1.501 bis 2.500 Euro 2.501 bis 3.000 Euro 3.001 bis 3.500 Euro 3.501 bis 4.000 Euro Mehr als 4.000 Euro Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

Bitte senden Sie uns den ausgefüllten Fragebogen bis zum 15.08.2021 per Post oder per Scan

an mail@verbraucher.org zurück.

An VERBRAUCHER INITIATIVE

e. V

. (Bundesverband) Berliner Allee 105 13088 Berlin

(9)

Fortsetzung von Seite 6

WERDEN SIE

KLIMA-BOTSCHAFTER!

SIE INTERESSIEREN SICH FÜR

KLIMASCHUTZ, SIND ÜBER 60 JAHRE UND LEBEN IN NRW?

PROJEKT: Im Mai hat die VERBRAUCHER INITIATIVE das Modellprojekt „Klimabewusst aktiv. Verbraucher 60+ als Klima-Botschafter in NRW“ gestartet. Es stellt Menschen über 60 in den Mittelpunkt von Kli- maaktivitäten, indem es sie zu Klima-Botschaftern weiterbildet und dazu motiviert, selbst aktiv zu wer- den. Dafür kooperiert unser Bundesverband mit der Landesseniorenvertretung NRW und baut aktuell ein Botschafter-Netzwerk auf.

Ziel des Projektes ist es, durch Klima-Botschafter mehr Reichweite für die gesellschaftliche Heraus- forderung Klimaschutz zu erzeugen und zugleich das ehrenamtliche Engagement für das Klima regional und lokal zu stärken. Das Modellprojekt läuft bis Ende April 2023 und wird von der Stiftung Umwelt und Entwick- lung Nordrhein-Westfalen gefördert.

ROLLE DER KLIMA-BOTSCHAFTER: Die ehrenamtlichen Klima-Botschafter erwerben im Rahmen eines Schu- lungsprogramms Fachwissen zum Thema Klimaschutz sowie Vortragskompetenz. Nach Teilnahme an mind.

einem von acht Schulungsmodulen (je ca. 1-1,5 Std.

pro Quartal) können Sie selbst aktiv werden und eigene Veranstaltungen bzw. Aktionen zum Thema realisieren, z. B. Vorträge in Gemeindezentren und Volkshochschu- len sowie Aktionen im Rahmen von Stadt- und Umwelt- festen. Wir unterstützen Sie gern bei der Vorbereitung.

WER WIRD GESUCHT? Gesucht werden Personen ab 60 Jahren aus NRW, die sich für das Thema Klimaschutz interessieren und Freude an Wissensvermittlung und am Netzwerken haben. Da die Schulungen pande- miebedingt online stattfinden, ist ein Internetzugang Teilnahmevoraussetzung.

ANMELDUNG:

Interessierte melden sich mit einer Teilnahmeerklärung inkl. kurzer Motivationsbeschrei- bung per Mail bei miriam.baetzing@verbraucher.org.

INFORMATION:

Für weitere Auskunft zum Projekt wenden Sie sich gerne an Miriam Bätzing, Referatsleitung Nachhaltigkeit, Tel. 030/

53 60 73-54 oder miriam.baetzing@verbraucher.org.

»

lichen Weg gehen. Aber auch Bio-Unternehmen wie Eosta arbeiten an solchen Ansätzen. Der gesamte Bananensektor ist sich einig, dass existenzsichernde Einkommen und Löhne notwendig sind und hat für die meisten wichtigen Anbauländer solche berechnen lassen. Im Textil- und Bekleidungssektor laufen eben- falls Berechnungen, wie hoch existenzsichernde Löhne sein müssten, der Elektroniksektor zieht nach. Unilever hat quer über alle seine Produkte zugesagt, bis 2030 existenzsichernde Löhne und Einkommen zu zahlen. Die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte in nationale Gesetzgebungen wird zusätzlich dafür sorgen, dass solche Anstrengungen zunehmen werden.

Was muss passieren, dass finanziell schwächer gestellte Haushalte nicht benachteiligt würden?

Die Zusatzkosten, die am Ort der Produktion oder des Anbaus stattfinden, sind meist nur marginal gemessen an dem, was die Produkte letztendlich im Regal im Handel kosten. Der Durchschnittshaushalt wird sich dies ohne Probleme leisten können, zumal das Preisniveau in Deutschland international gesehen ohnehin sehr niedrig ist. Dennoch wird man hingehen müssen und bei den wirklich sozial schwachen Haushalten beispielsweise die Hartz IV Sätze leicht erhöhen müssen. Aber wie gesagt, die Summen sind nicht sehr hoch.

Szenario 2030: Wird es Kostenexternalisierung in der heutigen Form noch geben?

Es wird diese sicherlich noch geben, aber der Druck auf die Industrie, diese zu reduzieren, wird steigen.

Dies ist nicht nur auf die zunehmende Diskussion um die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte zurückzuführen. Auch die Kli- madebatte wird für zusätzlichen Druck sorgen, da Wertschöpfungsketten zur Berechnung der Klimare- levanz transparenter gemacht werden müssen. Ist die Transparenz da, wird die Auslagerung sozialer Kosten schwieriger, da offensichtlich wird, wer in den Liefer- ketten die Verantwortung trägt.

Was raten Sie Verbrauchern, was wünschen Sie sich von Erzeugern und Herstellern?

Verbraucher*innen sollten von den Unternehmen Rechenschaft verlangen darüber, was sie im sozialen und ökologischen Bereich machen. Vor allen Dingen sollten sie aber den Gesetzgeber dazu drängen, die notwendigen Leitplanken zu verabschieden. Für die Entscheidungen sind nicht die Haushalte verantwort- lich, da sie bei der Vielfalt der Produkte nicht dazu in der Lage sind, den Überblick zu bewahren. Erzeuger und Hersteller sollten ebenfalls schon zur Schaffung eines

„level playing fields“ konsequent die Schaffung eines verbindlichen Rechtsrahmens fordern.

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TIPP

Die Plattform weissblech-kommt- weiter.de ist eine Initiative des weltweit führenden Weißblech- Produzenten thyssenkrupp Rasselstein GmbH. Sie informiert und unterhält Verbraucher mittels Umfragen und Zahlen, Einblicken in Herstellung- und Recycling- prozesse und vielen weiteren Themen.

(BB) Gegenüber anderen Mate- rialien machen Aluminium und Weißblech nur einen Bruchteil der anfallenden Verpackungsabfälle in Deutschland aus. Dabei bietet Metall viele Vorteile. Vor allem die beinahe unbegrenzte Recyclingfä- higkeit sticht hervor. Daneben ist der Werkstoff als Verpackungsma- terial überaus vielseitig einsetzbar.

Doch Nachteile sind ebenfalls vorhanden.

Lebensmitteldosen und -konser- ven sind seit mehr als 200 Jahren bekannt. Ob Obst, Gemüse, Suppen oder Eintöpfe, die Speisen sind darin für einen sehr langen Zeitraum halt- bar. Nicht umsonst stammt das Wort

„Konserve” vom lateinischen Begriff

„conservare” ab und bedeutet übersetzt „bewahren“. Ein weiterer Einsatzbereich sind Verschlüsse aus Metall - zum Drehen aus Weißblech, zum Schrauben aus Aluminium so- wie Kronkorken aus verzinktem oder verchromtem Feinblech. Ebenfalls hervorragend geeignet sind Me- tallverpackungen für aromatische Lebensmittel wie Tee, Kaffee und Gewürze. Sie sorgen für eine luft-

und lichtgeschützte Aufbewah-

SERIE | TEIL 3

rung. Hygiene- und Drogerieartikel wie z. B. Deosprays kommen ebenso in Metallbehältern daher. Für che- misch-technische Stoffe ist Metall ein sicheres Verpackungsmaterial.

Dazu gehören Lacke, Anstriche, chemische Grundstoffe und Gefahr- güter. Zu guter Letzt wird Schmuck gern in Metalldosen und -schachteln verpackt.

TRENDS

Laut Bericht des Umweltbundes- amts aus dem Jahr 2020 steigt vor allem der Verbrauch von Alumini- umverpackungen kontinuierlich an.

2018 lag dieser in Deutschland bei etwa 133 Kilotonnen pro Jahr. Die Zunahme betrug zwischen 2005 und 2018 60 Prozent. Zurückzu- führen ist dies insbesondere auf die starke Nachfrage von Aluminium- Getränkedosen. Daneben setzen sich Aerosoldosen, zum Beispiel für Deodorants, zunehmend gegenüber anderen Systemen durch. Im Gegen- satz dazu ging der Verbrauch von Weißblechverpackungen stark zu- rück. Zwischen 1995 und 2010 sank der Verbrauch um 35 Prozent. 2018 lag das Aufkommen in Deutschland

METALL – VIELSEITIG UND RECYCELBAR

bei 510 Kilotonnen pro Jahr. Ein Grund für diese Abnahme ist der zurückgehende Verbrauch von Kon- servendosen. Dieser fiel im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent.

EIGENSCHAFTEN

Vorteilhaft sind die vielen nütz- lichen Eigenschaften von Metall.

Als Verpackungsmaterial lässt es sich in verschiedenste Formen und Größen bringen. Lackiert, geprägt oder bedruckt sind diverse Gestal- tungsmöglichkeiten vorhanden.

Außerdem vermittelt Metall eine hohe Wertigkeit und lässt sich be- liebig oft recyceln. Aufgrund ihrer magnetischen Eigenschaften lassen sich Metallverpackungen leicht vom übrigen Verpackungsmüll abtrennen und zu sortenreinen Schrottwürfeln pressen. Diese werden eingeschmol- zen und im Stahlwerk zu Rohstahl verarbeitet. Neue Produkte wie Autokarosserien, Schiffschrauben oder Lebensmitteldosen können entstehen. Zuletzt bietet der Werk- stoff eine hohe Stabilität und Schutzfunktion. Gleichzeitig ist der auf chemischen Beschichtungen basierende Schutz jedoch vor allem

Umwelt

Fotos: Seite 10 - iStock/MarioGuti, Tatiana Atamaniuk; Seite 11 - iStock/MsPoli

(11)

im Lebensmittelkontext problema- tisch. Enthaltenes Bisphenol A gilt laut Umweltbundesamt als gesund- heitsbedenklicher Stoff. Gerade bei Konservendosen kann dieser unter Umständen in die Nahrung gelangen.

HERSTELLUNG

Gegenüber den positiven Ei- genschaften von Metall ist dessen Herstellung ein Negativfaktor. Der Ursprung von Metallverpackungen ist Stahl. Er entsteht durch das Einschmelzen von Rohstoffen wie Eisenerz, Kokskohle, Kalkstein oder Stahlschrott. Der Rohstoff-Abbau und die Herstellung sind oftmals sehr aufwändig und energieintensiv.

Für den Abbau des Aluminiumerzes Bauxit müssen nicht selten Ur- und Regenwälder zugunsten von Tage- bauten weichen. Aus ökologischer Sicht gesehen ist das wenig nach- haltig. Aufgrund oftmals unwür- diger Arbeitsbedingungen in den Exportländern ergeben sich zudem erhebliche soziale Nachteile. Vor diesem Hintergrund ist der Fokus auf das Recycling von Metallver- packungen umso wichtiger.

RECYCLING

Gemäß deutschem Verpackungs- gesetz von 2019 sind für Verpackun- gen aus Aluminium und Eisenmetal- len ab 2022 Recyclingquoten von 90 Prozent vorgeschrieben. Lebensmit- teldosen erfüllen die Vorgaben des Verpackungsgesetzes bereits heute.

Entsprechend einer Berechnung der Wirtschaftsvereinigung Stahl sind 84 Prozent des jemals hergestellten Stahls immer noch in Gebrauch.

Eine europaweite Brancheninitiative zeichnet die Recycling-Fähigkeit von Metallverpackungen durch das Logo „Metal recycles forever“ aus.

Verpackungshersteller oder Händler zeigen durch die Verwendung, dass sie auf hochwertige Verpackungen und Verschlüsse aus Metall setzen und zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft beitragen. Ent- wickelt hat das Logo der europäi- sche Dachverband Metal Packaging Europe.

ZUKUNFT

Aufgrund der fast hundertpro- zentigen Recyclingfähigkeit wird Verpackungsstahl im Kreislauf von einigen Akteuren schon heute als nachhaltig angesehen. Der CEO der Thyssenkrupp Rasselstein GmbH, Dr. Peter Biele, meint: „Verpa- ckungsstahl hat mit Blick auf die Nachhaltigkeit als meist recycelter Verpackungswerkstoff großes Zu- kunftspotenzial.” Thyssenkrupp ist der einzige Weißblechhersteller in Deutschland. Gegenüber dem Recy- cling ist die Herstellung in puncto Nachhaltigkeit jedoch ausbaufähig.

Sie ist bisher energie- und ressour- cenaufwändig und erfolgt mit Hilfe von Kohlenstoff. Künftig sollen die Anlagen laut Thyssenkrupp jedoch mit Wasser- statt Kohlenstoff betrie- ben werden. Weiterhin entstehende Treibhausgase werden in Chemika- lien wie Methanol oder Ammoniak umgewandelt, die anderweitig Verwendung finden sollen. Nicht- destotrotz bleiben die ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Her- ausforderungen beim Rohstoffabbau und der Verwendung im Kontext von Lebensmitteln bestehen.

„UNVERP A CKT V OR MEHRWEG V OR EINWEG“

UPCYCLING-IDEEN

(BB) Verbraucher können benutzte Metallver- packungen zu Hause mit einfachen Mitteln kreativ weiterverwenden. Mit Papier beklebt, bemalt oder lackiert, mit Stoff bezogen, mit Löchern gestanzt oder mit Schnüren umwickelt, bietet sich allerlei Potential für eine kreative Wiederverwendung.

Einige Tipps zur Inspiration:

KONSERVEN- UND GETRÄNKEDOSEN: Ge- brauchte Konserven- und Getränkedosen bieten sich hervorragend an als Aufbewahrungsdosen, sogenannte „Utensilos”. In ihnen finden Stifte, Kosmetik und andere Kleinteile Platz. Unter- schiedlich große Konservendosen sorgen für Ab- wechslung und bieten Stauraum in verschiedenen Größen. Sehr dekorativ wirken Metalldosen als Windlicht oder Blumentopf. Gegen Rost in feuch- ten Umgebungen hilft das Lackieren mit Klar- oder Buntlack. Für Kindergeburtstage dienen leere Dosen als zeitloses und tolles Wurfspiel.

KAFFEEKAPSELN: Alten Kaffeekapseln wird in Form von SCHMUCK neues Leben eingehaucht.

Als Ohrringe, Ketten, Armreife oder Broschen machen sie einiges her. Aber auch als Dekoration für Anhänger, Magnete, Lichterketten oder Weih- nachtskränze sind sie geeignet.

KRONKORKEN: Versehen mit einem Magneten und Fotos nach Wahl zieren Kronkorken nach Gebrauch Kühlschrank und andere magnetische Flächen. Als Dekoration eignen sich Kronkorken außerdem für Spiegel, Tische und Lampenschir- me. Zusammengeklebt als „Blume” und mit Stiel versehen geben sie hübsche Dekoobjekte für den Garten ab. Untersetzer können ebenfalls herge- stellt werden.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Mehr Inspiration gibt es zum Beispiel auf Pinterest, Etsy, Instagram oder per Bildersuche in einer Online-Suchmaschine.

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MATERIAL VERBRAUCHER UMWELT BEISPIELE

+ - + -

ALUMINIUM/

WEISSBLECH • fest und stabil

• gute Barriereeigen-

• schaften gegenüber

• Gasen, Licht, Feuch-

• tigkeit und Gerüchen

• sorgen für lange

• Haltbarkeit der

• Produkte

• werden oftmals mit

• Kunststoffbeschich-

• tungen kombiniert,

• von denen potenziell

• Stoffe ins Lebens-

• mittel wandern

• können

• hohes Recycling-

• potenzial • verschiedene Legie-

• rungen lassen sich

• schwer voneinander

• trennen und somit

• schwer recyceln

• während der Her-

• stellung können

• potenziell giftige

• Stoffe in den

• Boden gelangen

Konserven, Joghurt- abdeckungen

BIOBASIERTE

KUNSTSTOFFE • geringes Gewicht

• vielseitig einsetzbar

• teilweise interessan-

• te Optik und Haptik

• (z. B. Einweggeschirr

• aus Palmblättern)

• einheitliche Vor-

• gaben, was zu Bio-

• kunststoffen ge-

• hört, fehlen bisher

• suggerieren Ver-

• brauchern mitunter

• eine grundsätzliche

• Nachhaltigkeit

• bestehen aus natür-

••lichen Rohstoffen,

••verschiedene Aus-

••gangsmaterialien

••möglich

• Erdölreserven wer-

••den im Vergleich

••zu konventionellem

••Plastik geschont

• Nebenprodukte wie

••Melasse aus Zucker-

••rohr können genutzt

••werden

• besser zersetzbar

••als konventionelle

••Kunststoffe

• Konkurrenz für

Nahrungsmittel

• hinsichtlich von

• Anbauflächen

• fördern die Ent-

• stehung von Mono-

• kulturen

• kein wertvoller, nähr-

• stoffreicher Kompost

• bei Zersetzung

• Industrielle Kom-

• postieranlagen sind

• bisher kaum auf die

• Verwertung ausge-

• richtet, sodass eine

• Entsorgung im Bio-

• müll nicht ange-

• bracht ist

Schokoladen- Folie, Einweg- geschirr

GLAS • sehr hygienisch

• keine Wechsel-•

• wirkungen mit

• Produkt

• hohes Gewicht

• zerbrechlich • besteht aus natür-

••lichen Rohstoffen

• sehr gut recycelbar

• bei langen Trans-

• portwegen hoher

• Energie- und

• Kostenaufwand

• Wasser- und Ener-

• gieaufwand für das

• Reinigen von Mehr-

• weggläsern

Getränkeflaschen, Konserven, Joghurtgläser

KUNSTSTOFF • geringes Gewicht

• langlebig und robust

• hervorragende Bar-

• riereeigenschaften

• gegenüber Feuchtig-

• keit und Sauerstoff

• vielseitig einsetzbar

• kostengünstige

• Herstellung

• potenzielle Ge-

• sundheitsrisiken,

• z. B. durch Weich-

• macher oder

• Mikroplastik

• hohes Recycling-

••potenzial • basiert auf begrenz-

• ten Erdölvorkommen

• schwer bis nicht

• verrottbar

• Eintrag von Mikro-

• plastik in Böden und

• Gewässer möglich

Nudeltüten, Joghurtbecher, Süßigkeitentüten, Tablettenver- packungen, Fleisch-/Wurst- waren

PAPIER/

PAPPE/

KARTON (PPK)

• geringes Gewicht

• kostengünstige

• Herstellung

• nicht beständig

• gegenüber Feuch-

• tigkeit und somit

• nur begrenzt ein-

• setzbar

• Druckfarben können

• mitunter gesund-

• heitsgefährdende

• Substanzen ent-

• halten

• basiert auf natür-

••lichem, nachwach-

••sendem Rohstoff

• hervorragende

••Recyclefähigkeit

• besonders umwelt-

••freundlich beim Ein-

••satz von Altpapier

• mit Kunststoff

• beschichtete oder

• mit Fett und Essens-

• resten verschmutzte

• Papierverpackungen

• dürfen mitunter

• nicht ins Altpapier

• und können nicht

• recycelt werden

Backmischungen, Reis, Cornflakes- kartons

HOLZ • sehr robust, stabil

••und langlebig

• geeignet für

••sperrige, schwere

••oder sensible Güter

• Anfälligkeit für

• Schimmel und

• Insektenzerfraß

• natürlicher, nach-

••wachsender Rohstoff • Risiko von forstli-

• chen Monokulturen

• aufgrund eines

• hohen Holzbedarfs

Holzkisten für Tee, Wein, Kaffee, Schmuck oder Kosmetik

VOR- & NACHTEILE EINZELNER VERPACKUNGSMATERIALIEN

Umwelt

(13)

ONLINE-SHOPPING UND VERSANDHANDEL

1. Ich habe seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich mehr Produkte per Online-Shopping/Versandhandel gekauft als vorher.*

1 2 3 4 5

2. Folgende Produkte habe ich während der Corona-Pandemie vorwiegend per Versandhandel gekauft

...Elektronik 1 2 3 4 5

...Möbel 1 2 3 4 5

...Kleidung 1 2 3 4 5

...Lebensmittel 1 2 3 4 5

…Tierfutter 1 2 3 4 5

...Haushalts-

gegenstände 1 2 3 4 5

...Drogerieartikel 1 2 3 4 5

…Gartenbedarf 1 2 3 4 5

3. Folgende Produkte werde ich auch nach der Corona-Pandemie vorwiegend im Versandhandel kaufen

...Elektronik 1 2 3 4 5

...Möbel 1 2 3 4 5

...Kleidung 1 2 3 4 5

...Lebensmittel 1 2 3 4 5

…Tierfutter 1 2 3 4 5

...Haushalts-

gegenstände 1 2 3 4 5

...Drogerieartikel 1 2 3 4 5

…Gartenbedarf 1 2 3 4 5

4. Wie schätzen Sie Online-Shopping/Versandhandel im Vergleich zum stationären Handel ein?

Wählen sie jeweils eine der beiden Optionen:

nachhaltiger weniger nachhaltig

bequemer unbequemer

schneller langsamer

sicherer unsicherer

5. Bei wie vielen Ihrer letzten fünf Bestellungen per

Online-Shopping/Versandhandel haben Sie alle Produkte oder einen Teil dieser als Retoure zurückgesendet?

bei allen bei 4 bei 3

bei 2 bei 1 bei keiner

6. Wie wichtig sind Ihnen folgende Aspekte beim Online-Shopping/Versandhandel?**

...schnelle

Lieferung 1 2 3 4 5

...günstige

Preise 1 2 3 4 5

...große Produkt-

auswahl 1 2 3 4 5

...faire Arbeits-

bedingungen 1 2 3 4 5

...klimaneutraler

Versand 1 2 3 4 5

...nachhaltige

Produkte 1 2 3 4 5

…gute

Bewertungen 1 2 3 4 5

7. Was denken Sie über das wachsende Angebot von Lebensmittel-Lieferungen in Deutschland?

ist praktisch, werde ich zukünftig ausschließlich nutzen ist praktisch, werde ich zukünftig aber nicht nutzen ist praktisch, werde ich ergänzend zum stationären

Lebensmittelkauf nutzen

ist überflüssig, werde ich zukünftig nicht nutzen schafft neue Probleme, lehne ich ab

8. Welche Unternehmen sind Ihnen als Anbieter von Lebensmittel-Lieferungen bekannt?

Flink Gorillas

Getir Knusper

Picnic Rewe-Lieferservice Bringmeister (Edeka) Flaschenpost getnow

Sonstiges:

keines

(BB) Bedingt durch die Corona-Pandemie nutzten viele Menschen für ihren Einkauf verstärkt Online-Shopping und Versandhandel. Uns interessiert, wie sich Ihr Einkaufsverhalten durch die Corona-Pandemie verändert hat. Mit Ihrer Beteiligung - schnell, einfach per Fragebogen und selbstverständlich anonym – helfen Sie uns eine Strategie zu entwickeln, die wir dann gegenüber Unternehmen und Politik vertreten.

ONLINE-SHOPPING UND VERSANDHANDEL

Verbraucher- befragung

*1 = trifft gar nicht zu, 5 = trifft völlig zu

**1 = überhaupt nicht wichtig, 5 = sehr wichtig

(14)

ESSENSLIEFERUNGEN VON RESTAURANTS UND CAFÉS

9. Ich habe seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich mehr Essen nach Hause bestellt als vorher.*

1 2 3 4 5

10. Wie häufig haben Sie während der Corona-Pandemie im Durchschnitt Essen nach Hause bestellt?

seltener als einmal pro Woche einmal pro Woche 2-3 mal pro Woche fast täglich 11. Wie häufig werden Sie nach der Corona-Pandemie im Durchschnitt Essen nach Hause bestellen?

seltener als einmal pro Woche einmal pro Woche 2-3 mal pro Woche fast täglich 12. Wie wichtig sind Ihnen folgende Aspekte bei Essenslieferungen?**

...schnelle

Lieferung 1 2 3 4 5

...günstige

Preise 1 2 3 4 5

...große Produkt-

auswahl 1 2 3 4 5

...faire Arbeits-

bedingungen 1 2 3 4 5

...klimaneutraler

Versand 1 2 3 4 5

...nachhaltige

Produkte 1 2 3 4 5

…gute Bewer-

tungen 1 2 3 4 5

ZUM SCHLUSS BITTEN WIR SIE NOCH UM EINIGE DEMOGRAFISCHE ANGABEN:

Alter: Geschlecht:

Was ist Ihr höchster Bildungsabschluss? Bitte kreuzen Sie an:

kein Schulabschluss Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss Realschule (Mittlere Reife) Gymnasium (Abitur) abgeschlossene Ausbildung Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss

(Bachelor und höher) Andere

Welchem Haushaltstyp gehören Sie an? Bitte kreuzen Sie an:

Single-Haushalt Paarhaushalt ohne Kind(er)

WG Familienhaushalt mit Kind(ern)

Wie viele Personen leben aktuell in Ihrem Haushalt?

Wie hoch ist das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen (= verfügbares Einkommen) Ihres Haushaltes? Bitte kreuzen Sie an:

bis 1.500 Euro 1.501 bis 2.500 Euro 2.501 bis 3.000 Euro 3.001 bis 3.500 Euro 3.501 bis 4.000 Euro Mehr als 4.000 Euro Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

Bitte senden Sie uns den ausgefüllten

Fragebogen bis zum 15.08.2021 per Post oder per Scan an mail@verbraucher.org zurück.

*1 = trifft gar nicht zu, 5 = trifft völlig zu

**1 = überhaupt nicht wichtig, 5 = sehr wichtig

An VERBRAUCHER INITIATIVE

e. V

. (Bundesverband) Berliner Allee 105 13088 Berlin

(15)

(ABB) Das Angebot an vegetari- schen und veganen Fleischersatz- produkten ist groß und steigt ste- tig. Notwendig für die Versorgung mit Eiweiß (Protein) sind sie nicht.

Aber sie können eine Hilfe bei der Umsetzung einer fleischlosen Ernährung sein und für Abwechs- lung auf dem Teller sorgen. Wie bei ihren tierischen Vorbildern ist dennoch ein maßvoller Konsum ratsam.

Die Palette der Fleisch- und Wurst- alternativen reicht von Getreide- oder Gemüsefrikadellen über Tofu- Aufschnitt und Seitan-Würstchen bis hin zu verschiedenen fleischar- tigen Sorten, z. B. vegetarische und vegane Steaks, Schnitzel, Nuggets, Wiener Würstchen, Hackfleisch, Salami, Mortadella oder Teewurst.

Sie sehen aus wie die tierischen Originale, schmecken ähnlich, ha- ben eine vergleichbare Konsistenz und werden auch so zubereitet. Auf der Zutatenliste sind häufig Proteine aus Pflanzen wie Soja, Weizen, Erb- sen oder Pilzen zu finden, daneben sorgen Sojaschnetzel, Milch- und Eiprotein, pflanzliche Öle sowie färbende Zutaten, Gewürze, Aromen und verschiedene Zusatzstoffe für einen fleischigen oder wurstähn- lichen Eindruck. Die Produkte sind demnach nicht immer vegan.

Diese Fertigprodukte müssen nur noch gebraten oder anderweitig erwärmt werden. Manche Produkte, z. B. Würstchen, können auch unge- gart verzehrt werden.

BEZEICHNUNGEN

Anders als Milch- und Milchpro- dukte dürfen die fleischähnlichen Fertigprodukte im Handel z. B. Steak, Schnitzel, Gulasch, Frikadellen, Bratwurst oder Streichwurst ge-

nannt werden. Bei Wurstsorten sind Bezeichnungen mit den Hinweisen

„nach Art“, „Typ“, „wie“ oder „Ge- schmack“ möglich. Voraussetzung ist, dass die betreffenden Produkte ähnlich aussehen und schmecken sowie eine ähnliche Konsistenz auf- weisen wie die jeweiligen tierischen Lebensmittel.

Zudem sollten die Ersatzpro- dukte eindeutig als „vegan“ oder

„vegetarisch“ erkennbar sein. Die Angabe, durch welche hauptsächli- che pflanzliche Zutat die tierischen Rohstoffe ersetzt wurden, sollte nicht fehlen, z. B. „auf Sojabasis“

oder „mit Erbsenprotein“.

So steht es in den Leitsätzen für vegane und vegetarische Le- bensmittel der Deutschen Lebens- mittelbuch-Kommission von 2018.

Sie beschreiben, was üblicherweise unter den Lebensmitteln verstanden wird und geben die Erwartungen von Verbrauchern wieder. Die Leit- sätze sind rechtlich nicht bindend, dienen aber als Orientierungshilfe für Hersteller, Handel, Verbraucher, Überwachung und Gerichte.

Bei der Frage, was unter „vegan“

und „vegetarisch“ zu verstehen ist, werden in den Leitsätzen die Defi- nitionen der Verbraucherminister- Konferenz von 2016 übernommen.

Demnach ist ein Produkt vegan, wenn es nicht tierischen Ursprungs ist und auch keine Zutaten, Zu- satzstoffe und Hilfsstoffe enthält, die von Tieren stammen. In vege- tarischen Lebensmitteln dürfen Produkte von lebenden Tieren wie Milch, Eier und Honig und daraus hergestellte Erzeugnisse enthalten sein.

IM TREND

Seit Jahren werden zunehmend Fleischersatzprodukte angeboten, die dem tierischen Vorbild immer näher kommen. Mit dem gleichen Verfahren, mit dem Sojafleisch (texturiertes Sojaeiweiß) hergestellt wird, lassen sich aus Erbsen, Soja, Weizen und Kartoffeln ebenfalls fleischähnliche Fasern erzeugen.

Zusammen mit pflanzlichen Ölen, Pilzen, Stärke, Hefeextrakt, Gewür-

Ernährung

BURGER & CO. OHNE FLEISCH

ALTERNATIVEN

Fotos Seite 15 - iStock/vaaseenaa

(16)

zen, verschiedenen Zusatzstoffen und Aromen werden aus der Ei- weißmasse Burger, Hackfleisch und andere Produkte. Die Zugabe von Roter Beete als Farbstoff, Extrakt oder Konzentrat sorgt für eine an Fleisch erinnernde, blutähnliche Färbung.

Einen Schritt weiter ist ein Her- steller in den USA. In den Produkten wird ein pflanzlicher Blutfarbstoff eingesetzt, der ursprünglich aus Soja stammt. Er hat große Ähnlich- keit mit dem tierischen Blutfarbstoff und verleiht den Produkten nach dem Braten eine saftig-rote Fär- bung. Für den Einsatz im großen Stil wird er durch gentechnisch veränderte Hefen erzeugt. Bisher sind die Produkte in Europa noch nicht erhältlich, der entsprechende Antrag auf Zulassung des Blutfarb- stoffs läuft.

Die verschiedenen Fleisch- und Wurstalternativen und pflanzli- chen Brotaufstriche erfreuen sich seit Jahren steigender Nachfrage.

Sie sprechen nicht nur Vegetarier und Veganer an, sondern werden in zunehmendem Umfang auch von Personen gekauft, die ihren Fleisch- konsum bewusst einschränken und flexitarisch leben. Wie Umfragen zeigen, können sehr fleischähnliche Produkte Personen zum Fleischver- zicht motivieren, die sonst mehr- mals pro Woche Fleisch essen.

VOR- UND NACHTEILE

Die Unterstützung bei der Um- stellung auf eine vegetarische oder vegane Ernährung spricht für die Fleischersatzprodukte. Gerade zu Beginn können sie die Zubereitung der Mahlzeiten erleichtern.

Ein entscheidender Pluspunkt ist ihre Klima- und Umweltfreund- lichkeit im Vergleich zu Fleisch. Die Produktion der Fleischalternativen verursacht deutlich weniger klima- schädliche Gase, Böden und Gewäs- ser werden weniger belastet. Der

Wasserverbrauch und der Bedarf an Fläche sind erheblich geringer.

Unter diesen Aspekten kommen rein pflanzliche, geringer verarbei- tete Produkte am besten weg. Bei veganen Sorten werden außerdem Tierleid und andere Probleme der Tierhaltung vermeiden, die mit der Gewinnung von Eiern und Milch verbunden sein können.

Soziale Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle. Die Produkte lassen sich gut in bestehende Essgewohnheiten einbauen, indem sie die klassische Fleischbeilage ersetzen, z. B. bei festlichen Mahlzeiten mit der Fami- lie oder Grillabenden mit Freunden.

Was ihre inneren Werte angeht, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Allgemeine Aussagen sind wegen der großen Bandbrei- te der Produkte nicht möglich.

Verschiedene Untersuchungen haben Fleischalternativen mit ihren fleischhaltigen Pendants verglichen.

Im Ergebnis enthalten die fleisch- losen Produkte häufig weniger Fett und weniger gesättigte Fettsäuren.

Zudem sind sie cholesterinfrei oder enthalten nur geringe Mengen davon. Der Salzgehalt ist jedoch in den meisten fleischlosen und fleischhaltigen Produkten sehr hoch.

Bei genauerem Hinschauen ließ sich weiterhin feststellen, dass die Gehalte an Zusatz- und Aro- mastoffen in den Produkten stark schwanken. In Bio-Fleischersatz- produkten wurden im Vergleich mit den konventionellen Sorten deutlich weniger Zusatzstoffe und keine Aromen gefunden. Zudem sind sie umweltfreundlicher produziert.

BEWUSST EINSETZEN

Wie bei allen Fertigprodukten ist bei der Auswahl und beim Verzehr Umsicht geboten, um die Vorteile der Fleischalternativen zu nutzen. Dann können sie neben den Tierschutz- und Umweltaspekten auch gesundheitlich punkten. Im Weitere Informationen

zum Thema finden Sie in unserem Themenheft

„Vegetarisch & vegan essen“. Mitglieder können das 16-seitige Themenheft kostenlos über die Bundesgeschäftsstelle abrufen, Nicht-Mitglieder zahlen 2,00 Euro (zzgl.

Versand) und bestellen über www.verbraucher.com.

Fotos: Seite 16 - iStock/Lovethewind, Studio Doros, barmalini, Seite 17 - iStock/spafra

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