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Wollen wir noch Subjekte sein?

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Academic year: 2022

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Ute Guzzoni

Wollen wir noch Subjekte sein?

Unterwegs zu einem bildhaften Denken

Verlag Karl Alber Freiburg / München

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Ute Guzzoni

Do we still want to be subjects?

On the way to a pictorial thinking

In very different ways this book is about practicing a diffe- rent view of human existence in the world, of belonging together with or into world events. The train of thought leads from the implicit and explicit criticism of the subject via the experience of otherness and diversity to the question of a thinking that no longer depends on universal concepts.

Such thinking attempts to evoke and make plausible certain insights that we, living together in the world, have always had.

The author:

Ute Guzzoni taught as professor of philosophy at the Albert Ludwig University of Freiburg. Numerous publications, most recently with Alber: Im Raum der Gelassenheit: die Innigkeit der Gegensätze (2014), Weile und Weite (2017) andVon »Fall« zu »Fall«(2019).

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Ute Guzzoni

Wollen wir noch Subjekte sein?

Unterwegs zu einem bildhaften Denken

In jeweils sehr unterschiedlicher Weise geht es um das Ein- üben in einen anderen Blick auf das menschliche Sein in der Welt, auf das Zusammengehören mit dem bzw. das Hinein- gehören in das Weltgeschehen. Der Gedankengang führt von der impliziten und expliziten Subjekt-Kritik über die Erfahrung von Anderssein und Vielfalt zu der Frage nach einem sich demgemäß nahelegenden, nicht mehr all- gemein-begrifflichen Denken. Ein solches Denken versucht Einsichten wachzurufen und plausibel zu machen, die wir als miteinander in der Welt Lebende immer schon haben.

Die Autorin:

Ute Guzzoni lehrte als Professorin für Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Zahlreiche Ver- öffentlichungen, zuletzt bei Alber:Im Raum der Gelassen- heit: die Innigkeit der Gegensätze(2014),Weile und Weite (2017) undVon »Fall« zu »Fall«(2019).

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www.fsc.org

MIX

Papier aus verantwor- tungsvollen Quellen

FSC® C083411

®

Originalausgabe

© VERLAG KARL ALBER

in der Verlag Herder GmbH, Freiburg / München 2020 Alle Rechte vorbehalten

www.verlag-alber.de

Satz: SatzWeise, Bad Wünnenberg Herstellung: CPI books GmbH, Leck Printed in Germany

ISBN 978-3-495-49160-7

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Inhaltsverzeichnis

Einführung . . . 9

»Es ist, wie es ist.« Überlegungen zu Zufall, Sinn, Gelassenheit . . . 27

Zwischenstück I . . . 46

Wollen wir noch Subjekte sein? . . . 48

Zwischenstück II . . . 69

Vernunft – andere Vernunft – Anderes der Vernunft? . 70 Zwischenstück III . . . 90

Zur Konfrontation vonaktivundpassiv . . . 92

Zwischenstück IV . . . 112

Die Frage nach dem Anderen . . . 113

Zwischenstück V . . . 133

»Wäre Spekulation über den Stand der Versöhnung erlaubt …« Subjekt/Objekt oder Mensch/Ding? . . . . 135

Zwischenstück VI . . . 156

Das Denken und seine Bilder . . . 158

Zwischenstück VII . . . 176

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Beispiele bildhaften Denkens . . . 178

Heidegger . . . 178

Nietzsche . . . 183

Zwischenstück VIII . . . 193

Nichthaftigkeit . . . 195

Zwischenstück IX . . . 205

Wohnen in der Welt . . . 207

Literatur . . . 220

Inhaltsverzeichnis

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Einführung

In vielfacher Beziehung leben wir in einer Zeit, die in be- sonderer Weise als Zeit der ungewissen Schwelle zwischen Vergangenheit und Zukunft, als ein Raum der Unsicherheit erfahren wird.1Das gilt nicht nur für das Selbstverständnis der Einzelnen. Die Vergangenheit ist präsent als Ge- schichtserfahrung, wir sind uns unserer kulturellen und na- tionalen Herkunft bewußt und sicher. Die Zukunft bleibt unbestimmt und ungewiß, wir wissen nicht, wie es weiter- geht. Zwischen diesen beiden befinden wir uns in einerGe- genwart, die ausdrücklich als Zwischen oder Schwelle er- fahren wird. Die Rätselhaftigkeit der Zukunft färbt und prägt unsere Gegenwart.

Wir wissen nicht, wo wir stehen, wer wir sind. »Wir« – das meint bei dieser Kennzeichnung die Menschen des alten Abendlandes.2 Gerade die Menschen also, die sich in ihrer zur Gegenwart führenden Geschichte ein immer ausdrück- licheres und differenzierteres begriffliches Verständnis ihrer selbst und ihres Seins auf dieser Welt erarbeitet ha-

1 Während der Vorbereitung des Buches hält das neuartige Corona-Virus den ganzen Erdball in Atem. Überall hören wir, daß danach nichts mehr sein wird wie vorher. DieUnsicherheit– hinsichtlich der Herkunft, des gegenwärtigen Status und des zukünftigen Verlaufs der Epidemie sowie unseres privaten wie gesellschaftlichen Betroffenseins – hat globale Aus- maße erreicht.

2 Nicht die afrikanischen Länder, nicht die arabischen Länder, vielleicht die weiße Bevölkerung Australiens und der USA sowie Mittel- und Süd- amerikas, nicht Ostasien.

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ben. Apollons Aufforderung »Erkenne dich selbst«3 steht über der gesamten nachfolgenden westlichen Geschichte von Philosophie und Wissenschaften. Sie läßt sich bis heute als eines von deren Spezifika gegenüber dem sogenannten primitiven wie etwa auch gegenüber dem ostasiatischen Denken fassen.

Im »Erkenne dich selbst« liegt ein grundsätzliches Ge- trenntsein des menschlichen Selbst gegenüber allem ande- ren Seienden. Es ist die Voraussetzung dafür, daß der Ein- zelne sich auf sich selbst besinnt und versucht, sich selbst auf den Grund zu gehen, wie es umgekehrt auch der Selbst- besinnung bedarf, um das Begegnende erkennen und mit ihm umgehen zu können. Dieses grundsätzliche Verständ- nis hat sich auch unter den Vorzeichen der Gotteskindschaft oder der Aufklärung nicht geändert, wenn es sich auch durch die letztere in der Neuzeit, in der Moderne und Post- moderne erheblich verschärft hat.

Neben dem archaischen »Erkenne dich selbst« steht als eine weitere übermächtige Aufforderung das alttestamenta- rische »Macht euch die Erde untertan«. Beide greifen inein- ander. Der Mensch befindet sich vor einer ihm gegenüber- stehenden Welt, die ihm begegnet und die er zu bewältigen hat. Er ist das Subjekt, dem eine Welt des Objektiven bzw.

der Objekte gegenübersteht. Um sich zu behaupten, sieht sich der (westliche) Mensch dazu herausgefordert, etwas aus der ihn bedrängenden Natur zumachen, sie in den Griff zu bekommen, indem er sie begreift und bearbeitet,4wie er

Einführung

3 Inschrift am Apollon-Tempel in Delphi.

4 Schließlich führt diese Einstellung zu einem Verständnis des Verhält- nisses von Subjekt und Objekt, dem gemäß das Subjekt das ganze gegen- wärtige Erdzeitalter als »Anthropozän«, als grundsätzlich vom Menschen geprägt ansieht.

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sich zugleich in immer erneuten Anstrengungen seiner selbst vergewissern muß.

Es ist diese, insbesondere in der und seit der Neuzeit näher entwickelte Bedeutung desSubjekts– als des Selbst, das einer zu denkenden und zu bearbeitenden Objektwelt gegenübersteht –, die in meinen folgenden Überlegungen zur Diskussion steht. Ich will dies gleich zu Anfang be- tonen, weil es erstaunlich ist, wie viele unterschiedliche und meist nicht gegeneinander abgegrenzte Bedeutungen des Begriffs »Subjekt« es heute gibt.5Das hängt z. T. an sei- ner eigentümlichen Geschichte. Das lateinischesubiectum– wörtlich (u. a.) das Darunterliegende, Zugrundeliegende – ist zuerst Boethius’ Übersetzung für das griechischehypo- keimenon, das Zugrundeliegende. Von diesem wird alles andere ausgesagt, es selbst aber von keinem. Bei Aristoteles ist es einerseits die unbestimmte, bestimmtwerdende Mate- rie, andererseits die bestimmende Gestalt des Seienden.

Erst da, wo im Beginn der Neuzeit das denkende Ich zum Formenden und Bestimmenden des materiell Gegebe- nen wird, geht der Begriff des Zugrundeliegenden auf das Denkende über und erhält einen wesentlich tätigen Charak- ter. Erst da wird auf der anderen Seite das bestimmtwerden- de Zugrundeliegende zumObjekt. Das Subjekt wird auf das Ich eingeschränkt, sein Sinn wandelt sich grundlegend. Es ist nicht mehr das Zugrundeliegende von allem, wird also nicht mehr von allem bestimmt, sondern bestimmt selbst alles.6

Einführung

5 Vgl. Innokentij Kreknin und Chantal Marquardt,Einleitung: Subjekt- haftigkeit, Digitalität, Fiktion und Alltagswirklichkeit.

6 Damit nimmt es lediglicheinesder Charakteristika deshypokeimenon auf und entwickelt es weiter.

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Das deutsche »Subjekt« meint in der Folge – und zwar in der philosophischen wie in der alltäglichen Sprache – allein dasbestimmendeIch, dem alles andere, nichtsubjek- tive Seiende alsObjektgegenübersteht. In den anderen eu- ropäischen Sprachen hat sich dagegen vorwiegend – z. B. im englischensubjectund französischensujet, im italienischen soggetto – die andere Bedeutung des subiectum erhalten, nach der es das Zugrundeliegende, Unterworfene ist. Das in der deutschen Geistesgeschichte in der sogenannten er- kenntnistheoretischen Fragestellung zum fast wichtigsten Thema gewordene »Ich-Subjekt« findet nur von daher zu- sätzlichen Eingang in die anderen Sprachen.7

Insbesondere bei Kant und im Deutschen Idealismus ist das Subjekt dasjenige, dessen allgemeinem Erkenntnisver- mögen sich – auf jeweils sehr unterschiedliche und unter- schiedlich radikale Weise – letztlich die Konstitution des Ob- jekts bzw. der Objektivität verdankt. Kierkegaard, Feuerbach und andere besinnen sich demgegenüber auf das empirische, je eigene Ich, also ein dezidiert endliches Subjekt; damit zeichnet sich der Übergang ab für die vielfältigen Versuche im 20. Jahrhundert, das Bestimmt- oder Mitbestimmtwer- den des Subjekts durch die Sprache, in die es hineinwächst, und die Welt, die es umgibt, aufzuzeigen. Die Philosophie erhält dadurch eine deutliche Wendung zur Sprachphiloso- phie einerseits und zur Soziologie andererseits. Der Mensch ist ihnen weitgehend kein Subjekt im strengen, erkenntnis- theoretischen und ontologischen Sinne mehr.

* * *

Einführung

7 Alltagssprachlich bedeutet dort »object« den Gegenstand im engeren Sinne (und das Ziel) und »subject« das Unterworfene, Bestimmungen Aufnehmende und das Thema.

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Zugleich hat eine subjektkritische Besinnung eingesetzt.

Sowohl Heidegger mit seiner Erläuterung des ver-gegen- ständ-lichenden Vor-stellens wie Adorno mit seiner Kritik am Herrschaft ausübenden identifizierenden Subjekt wei- sen – oft mehr implizit als explizit – auf ein anderes Ver- ständnis des Menschen hin. Menschsein und Subjektsein werden nicht mehr gleichgesetzt.8 Geht es bei Heidegger und Adorno eindeutig um einen perspektivisch anderen Menschen, wann und wie dieser auch zu sich selbst kom- men könnte, verharrt Foucault bei einem geschichtlich-kri- tischen, aber (abgesehen von seiner Spätphase) sozusagen hoffnungslosen Subjektverständnis. Das Subjektsein ist für ihn das der Gegenwart eigene Unterworfensein des indi- viduellen Ich unter Machtkonstellationen und deren Dis- kursivität. Weil es eine geschichtliche Erscheinung ist, wird es als solches wieder verschwinden.

Die der deutschen Sprache und vor allem Philosophie selbstverständliche Bedeutung von »Subjekt« als »Herr- schaftssubjekt« geht hier fast völlig verloren bzw. wird auf- gegeben, sogar ins Gegenteil verkehrt. »There are two meanings of the word ›subject‹ : subject to someone else by control and dependence; and tied to his own identity by a conscience or self-knowledge. Both meanings suggest a form of power which subjugates and makes subject to.«9 Die beiden Bedeutungen, die Foucault hier benennt, sind die des subjectsals Unterworfener und als Ich oder Selbst.

Einführung

8 An die Stelle des aktivitätsbesessenen Subjekts tritt der Intention nach der gelassene Partner im Weltspiel, der zu hören und zu entsprechen lernt. Das Modell der Konfrontation weicht dem Modell des Zueinander- gehörens. Zumindest Spuren davon finden sich heute in einer Vielheit von Aufmerksamkeits- und Achtsamkeitsbemühungen.

9 Foucault, zitiert in: Mutlu Yeniyayla,Das Subjekt im Denken Michel Foucaults.

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Die angesprochene Macht ist gerade nicht die Macht des Subjekts in unserem Sinne. Die gängige deutsche Überset- zung – »Beide Bedeutungen unterstellen eine Form von Macht, die einen unterwirft und zu jemandes Subjekt macht« – ist darum zumindest mißverständlich, vermutlich aber auch mißverstanden.10

Die zweite von Foucault hier angesprochene Bedeu- tung des Subjekts als des bewußten und selbstbewußten Menschen scheint heute auch im Deutschen die übliche ge- worden zu sein. Dabei hat sie den kritischen Unterton weit- gehend verloren. Der Begriff »Subjekt« wird jetzt oft mehr oder weniger gleichbedeutend mit Ich, Seele (so z. B. schon bei Nietzsche), das Psychische, Person, Selbst, Mensch ge- braucht.

Die Subjekt-Objekt-Beziehung hat damit ihre Ein- deutigkeit eingebüßt. Der Subjekt-Status des Menschen als Bewältiger seiner ihm entgegenstehenden Objektwelt hat seine Selbstverständlichkeit verloren. Für eine genaue Ana- lyse und Erklärung dieser Veränderung sind wir ihr ver- mutlich noch zu nah. Gleichwohl ist es wichtig, diese Ent- wicklung zu sehen. Wenn der Vorrang und damit die fragwürdige Bedeutung des Subjekts verschwunden wären, könnten Überlegungen zur Kritik am Subjekt dann über- flüssig geworden sein? Was wird aus dem Subjekt und seiner Vormachtstellung, wenn es sich nicht mehr in erster Linie als den Herrn seiner Umgebung und seiner selbst versteht?

Nicht nur in der theoretischen Diskussion des mensch- lichen Selbst- und Weltverständnisses, sondern auch und vielleicht vor allem in der lebensweltlichen Realität hat der Subjekt-Status seine Selbstsicherheit verloren. Einige der

Einführung

10 Michel Foucault,Das Subjekt und die Macht, 246 f.

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Grundzüge, die stichwortartig allgemein zur Kennzeich- nung unserer Gegenwart dienen, sind zugleich als Grund- momente eines Unsicherwerdens der eigenen Identität an- zusehen, so etwa die Globalisierung, die Klimaveränderung, die Digitalisierung.11

* * *

Die Globalisierung im weitesten Sinne bedeutet für das Subjekt u. a. auch, daß seine Dazugehörigkeit zu einer ganz bestimmten Nation und Kultur – hinzuzufügen wäre:

Klasse, Berufsgruppe, Religion, Nachbarschaft, Geschlechts- identität – ihre Eindeutigkeit, Wichtigkeit und Dauerhaftig- keit eingebüßt hat. Viele Einzelbiographien zeigen, wie die genannten Merkmale für ein Individuum nichts Vorgege- benes mehr sein müssen, sondern angesichts des globalen Netzwerkes von Beziehungen und Abhängigkeiten und Er- fahrungen in vielfältigem Wechsel begriffen sein können.

Nivellierung und Spezifizierung oder Diversifizierung ge- hen dabei Hand in Hand. Indem das Subjekt es mit der glo- balisierten Welt zu tun hat, hat es nichts Begrenztes, Be- stimmtes mehr zur Hand, die Grenzen verschwimmen ihm. Damit aber hat es aufgehört, im strengen Sinne Sub- jekt zu sein. Im Bild gesagt: es steht nicht mehr am Ufer, um zur Bezwingung der Meere und ferner Länder aufzubre- chen, sondern es befindet sich in seinem kleinen Nachen mitten auf dem Ozean.

Wenn ich von »einbüßen« und »verlieren« spreche,

Einführung

11 Es handelt sich keineswegs um dieGrundkomplexe unserer Gegen- wart. Ich intendiere keine Systematik, sondern fasse lediglich vielfältige und unübersichtliche Phänomene, die in unserer Gegenwart vorherr- schend sind, zu drei Phänomengruppen zusammen. Zweifellos wären auch andere Perspektiven möglich.

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bringt das allerdings nur die eine Seite der Entwicklung zum Ausdruck. Die Entgrenzung des Subjekts bedeutet auf der anderen Seite auch die Eröffnung ungeahnter Möglich- keiten. Die genannten Zugehörigkeiten implizierten zu- gleich auch ebenso viele Beschränkungen und Bindungen und Unwissenheiten. Der Nachen auf dem weiten Meer ist somit ebensosehr Entdeckungs-, Handels- und Eroberungs- schiff. Aber diese Erfahrung bedeutet als globalisierte jetzt zugleich ein Unsicherwerden der alten Selbstverständlich- keiten und Bindungen, also eine neue Ungebundenheit, die als solche Ungewißheiten und Fragwürdigkeiten mit sich bringt.

Die Situation der Globalisierung setzt sich aus vielen Nuancen zusammen, ökonomischen, kulturellen, politi- schen, sozialen. Eine monokausale Erklärung ist wie bei anderen geschichtlichen Umwälzungen nicht möglich. Ent- sprechend spiegelt sich die Situation auch in mannigfachen, unterschiedlichen Zeitanalysen und -theorien. Das ehemals isolierte Subjekt, das sich jetzt in einer globalisierten, plu- ralisierten Welt vorfindet, in der ihm das stabilisierende, weil von ihm selbst stabilisierte Objekt fehlt, wird in unter- schiedlichen Ansätzen u. a. als »zersplittertes«, »dezentrier- tes«, »flexibles«, »nomadisches«, »modulares« Subjekt und damit im strengen Sinne gar nicht mehr als Subjekt be- griffen.

Jeweils liegt der Befund zugrunde, daß der Mensch sich keiner geordneten Gegenstandsmannigfaltigkeit mehr ge- genüber sieht, daß er generell nicht mehr von vorneherein Bescheid weiß und wissen kann über das, womit er es zu tun hat. Der Begriff »Globalität« impliziert – etwa im Gegen- satz zum Begriff des »Planetarischen« – eine Geschlossen- heit, die umfängt und keineÜber-sicht ermöglicht und in- sofern unsicher und ratlos macht. Allerdings führt das

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Globale paradoxerweise dahin, daß schließlich die Unsicher- heit kaum mehr empfunden wird; der zum bloßen »Be- stand« einer technisch vernetzten globalen Welt Gewor- dene12 ähnelt dem »letzten Menschen« im Zarathustra:

»›Wir haben das Glück erfunden‹ – sagen die letzten Men- schen und blinzeln.«13 Zweifellos ist dieser glücklich Blin- zelnde kein Subjekt im eigentlichen Sinne mehr.14

Inzwischen ist auf neue Weise deutlich geworden, wie sehr die von Nietzsche ironisch als Glücklichsein bezeichne- te Grundstimmung nur eine scheinbare ist. Sie fungiert als Außenansicht des zum scheinbar glücklichen Konsumenten gewordenen einzelnen Glieds einer Masse, das seine Angst vor der herrschenden Unübersichtlichkeit15 vor sich und den anderen zu verbergen sucht. Der durch Zeit und Raum – mehr oder weniger bewußtlos – Getriebene schafft sich fortwährend neue Bedürfnisse und Befriedigungen, die er selbst nicht durchschaut und die von vorneherein darauf angelegt sind, durch andere verdrängt zu werden. Im Politi- schen wünscht er sich den starken Führer oder zumindest die starke Partei, die ihm sagen und d. h. vorschreiben kön- nen, »wo es lang geht«. Ohne es zu merken, bestimmt er sein Schicksal, indem er es sich bestimmen läßt. Sein ver- meintliches Glück ist zumeist ein blindes, bewußtloses.

Das Subjekt ist ein Objekt mit Subjektanmutung geworden.

* * *

Einführung

12 Zu diesem Begriff vgl. Heidegger,Die Frage nach der Technik, 24 ff.

13 Also sprach Zarathustra, Vorrede 8.

14 Zweifellos ist das nicht der Mensch, den Heidegger oder Adorno mit ihrer Kritik am Subjekt im fernen Blick gehabt haben, derjenige also, der in einem gelassenen Wechselverhältnis mit dem ihm in dieser Welt Be- gegnenden leben würde.

15 Vgl. Jürgen Habermas,Die neue Unübersichtlichkeit.

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Die verändernde Bedeutung, die die Klimabedrohung für das Subjekt-Objekt-Verhältnis hat, ist von anderer Art als die der Globalisierung. Auch hier geht es um eine grund- sätzliche Faktenlage, jetzt aber auf dem Gebiet der reinen Existenz auf der Erde. Das »Macht euch die Erde untertan«

hat gerade durch seine machtvolle Befolgung letztlich zu seiner Umkehrung geführt: Immer mehr scheinen die Men- schen zu Unterworfenen der Erde zu werden. Die Erd- erwärmung, die sich vor allem dem »Fortschritt« der ins- besondere industriellen Beherrschung der Natur verdankt, führt uns zu einer Situation, in der die Bedrohung durch die Natur, durch Überschwemmungen, Stürme, Hitzeperioden, Krankheiten usw., eine ganz neue, radikale Relevanz zu be- kommen begonnen hat.

Das Verhältnis von Subjekt und Objekt ist damit ver- kehrt: der Mensch hat nicht mehr schlechthin die Welt der Objekte sich gegenüber, sondern er könnte, wenn ihm keine entscheidende Umkehr gelingt, seinen Subjektstatus verlie- ren und zum unterworfenen Spielball von Naturmächten ungeahnten Ausmaßes werden. Das betrifft nicht nur den Anstieg der Meere und die Veränderungen des Klimas. Das durch menschliche Handlungen bewirkte Aussterben zahl- reicher Arten in der Pflanzen- und Tierwelt wirkt sich be- drohlich auf unsere gesamte Umwelt aus. Der dramatische Rückgang der Insekten z. B. wird in einem noch nicht vor- stellbaren Maß das menschliche Weiterleben auf der Erde in Frage stellen.

All die bekannten und noch unbekannten zukünftigen Katastrophen und Krisen16zeigen deutlich, daß die Umkehr

Einführung

16 Nach der Überzeugung noch der Autoren der Dialektik der Aufklä- runghat die Bedrohung durch die Naturmächte bereits den Anfang der Menschheitsgeschichte gekennzeichnet. Sie hat heute, gewissermaßen als

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des Subjekt-Objekt-Verhältnisses der Sache nach so etwas wie seine äußerste Bestätigung bleibt. In seiner Negation bewährt sich gerade seine Entgegensetzungsstruktur. Die oft gehörte Rede von einem Zurückschlagen der Natur macht deutlich, daß sich der Mechanismus des konfrontati- ven Gegenübers durchaus erhält.

* * *

Der dritte Problemkomplex, hinsichtlich dessen sich eine sich insgeheim vollziehende Veränderung des Subjekt- Objekt-Verhältnisses konstatieren läßt, ist die Digitalisie- rung. Vom Digitalen sprechen wir, ganz formal gesehen, wo Gegenstände welcher Art auch immer – Geschehnisse, Produkte, Entscheidungen, Informationen – mit einer be- grenzten Zahl von Ziffern wiedergegeben, insbesondere auf das einfache binäre Prinzip zurückgeführt und damit berechenbar gemacht werden. Dem Menschen, der gelernt hat, im Digitalen zuhause zu sein, löst sich die gegenständ- liche Welt, zu der er selbst gehört, in ein Netz von quanti- tativen Daten auf, die unendlich aufeinander bezogen und gehandhabt – mani-puliert – werden können.

Heute werden die verschiedensten Lebensbereiche in stets zunehmendem Maße vom Digitalen durchdrungen.

Es handelt sich um einen Prozeß, der in voller Entwicklung begriffen ist und dessen Relevanz und zukünftige Reich- weite für unser gesamtes In-der-Welt-Sein noch nicht ab- sehbar ist. Für meine Frage, ob und wie die realen Verände- rungen der Umwelt das Verhältnis des Menschen zu dem, was ihm begegnet und womit er alltäglich umzugehen hat,

Einführung

Antwort auf die Bekämpfung durch den Menschen, eine neue Qualität erreicht.

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verändern, bedeutet das, daß auch hinsichtlich der darin lie- genden Infragestellung des Subjekt-Objekt-Verhältnisses vieles im Fluß ist, weswegen wir es hier eher mit Fragen als mit Fakten zu tun haben.

Der sich im Digitalen bewegende Mensch scheint des- sen Programmierungen und Strukturenunterworfen, ähn- lich wie das »Subjekt« bei Foucault den Machtmechanismen unterworfen ist. Er hat sich – wie der Zauberlehrling dem

»Wort und Werk« und »Brauch« des Meisters – dadurch dem digitalen Ganzen verschrieben, daß er sich in es hin- einbegeben hat. Unter anderem und vor allem hat sich aus dem als Werkzeug konzipierten Digitalen in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine weitgehend selbständige Größe entwickelt, die sich mithilfe der Künstlichen Intelli- genz bis zu einem gewissen Grad vom Menschen abgekop- pelt hat. Das »Internet der Dinge« funktioniert unabhängig von seinem Erzeuger, seine Interaktionen produzieren eine Vernetzung, innerhalb deren der Mensch nur einen Kno- tenpunkt unter anderen darstellt, der auch nicht vorhanden zu sein braucht. Die betreffenden Geräte vermitteln Bezie- hungen zwischen Gegenständen und Benutzern wie auch der Gegenstände untereinander.

Aufgrund der in es eingelesenen Informationen »ent- scheidet« das System »autonom«. »Wenn einstmals be- wusst getroffene Entscheidungen automatisiert werden, wenn Urteilsfindung zum Produkt von Maschinen wird, kolonisieren algorithmische Regime die menschliche Vor- stellungskraft und beginnen, die Zukunft in eine bestimm- te Richtung zu lenken.«17 In diesem Sinne läßt sich im Di- gitalen eine Veränderung des herkömmlichen Subjekt- Objekt-Verhältnisses feststellen; sie wird zunehmend als

Einführung

17 Editorial zuDigital Unconscious, springerin Heft 4/2019.

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die Gefahr einer drohenden Verkehrung ins Gegenteil wahrgenommen.

Die Konzeption der Subjekt-Objekt-Beziehung ging davon aus bzw. setzte unreflektiert voraus, daß der Mensch gegenüber der gegenständlichen Welt durch Intelligenz und d. h. auch Beurteilungs- und Entscheidungsfähigkeit aus- gezeichnet ist, mit deren Hilfe er sich der Objektwelt geistig und materiell bemächtigt. Seit er intelligente Geräte und Maschinen geschaffen hat, scheint er sein Alleinstellungs- merkmal aufgegeben zu haben.18 Heute ist vielfach die Angst entstanden, er könnte auf die Dauer seinen Produk- ten unterlegen sein und damit zu ihrem ohnmächtigen Ob- jekt werden.

Zugleich aber ist er den technologischen Faktizitäten doch auchnicht nur untertan, sondern er weiß, daß letztlich er selbst, seine menschliche Rationalität, deren Urheber ist, – und nicht ein allwissender Meister. Die seine Digitalität ausmachenden Berechnungen, die Statistik und die quanti- tativen Analysen sind seine eigenen. »Seine eigenen« – das heißt, sie sind die Handlungen der Person, die hier und jetzt am Schreibtisch sitzt, schreibt oder googelt oder, etwa in einer Video-Konferenz, mit anderen kommuniziert. Der Mensch ist in gewissem Sinne noch Souverän und Unter- tan, aber eben beides zugleich, und d. h. in einer Weise, in der er beides zugleich auchnicht mehr ist, in der er beides unterläuft, »durchbricht«, aufhebt.

Die Hoheit über sich selbst gehörte zweifellos zum

Einführung

18 »Komplexe Konfigurationen aus biologischen Akteuren, kommunizie- renden Objekten, technischen Protokollen und automatisierten Entschei- dungsprozessen werden zu hypernormalen Hybriden, in denen sich die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verlieren. Im Wandel realer und virtueller Territorien manifestiert sich eine grundlegende Erosion existenzieller Gewissheiten« (s. vorige Anmerkung).

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Grundcharakter des aufgeklärten neuzeitlichen Subjekts.

Wo es sie an das Digitale verloren hat,19scheint es aufgehört zu haben, im strengen Sinne Subjekt zu sein, ohne deswe- gen umgekehrt zum Objekt geworden zu sein. Er kann viel- mehr bewußt und aktiv mitspielen. Wenn er z. B. ein Selfie macht, etwa vor einer berühmten Sehenswürdigkeit oder mit einer bekannten Persönlichkeit, setzt er sich selbst ins Bild. Dabei kanner zum bloßen Spielstein eines allgemei- nen gesellschaftlichen Tableaus werden, und das genuine Wahrnehmen kann ihm dabei verlorengehen. Er wird zum Moment seines eigenen Welt-Bildes, das mit dem allumfas- senden Welt-Bild identisch ist.20 Worauf es jedoch in der

Einführung

19 Der Verlust der Autonomie zeigt sich auch darin, daß der in der digita- len, medialen Kommunikation erstaunliche Vorrang der Gegenwärtigkeit auch eine gewissen Unwiderrufbarkeit mit sich bringt: »In digitalen Netzwerken und Datenströmen kann man [im Gegensatz zur »lebendi- gen« Kommunikation] nicht einfach Abstand nehmen und etwas umdeu- ten. Man kann nicht jemand anderer sein.« (Goriunova,Das digitale Sub- jekt) Und eine weitere Überlegung in dieser Richtung: »In einem face-to- face ausgeführten Subjektivationsprozess können wir den Verlauf evalu- ieren und zumindest potentiell mit unserem (menschlichen) Gegenüber darüber verständigen; … Gegenüber einem subjektivierenden Dispositiv wieFacebookhaben wir keine Möglichkeit, an der Verhandlung der Sub- jektivierungsregeln beteiligt zu sein.« (Innokentij Kreknin und Chantal Marquardt,Einleitung).

20 Heidegger sagte zwar: »Daß die Welt zum Bild wird, ist ein und der- selbe Vorgang mit dem, daß der Mensch innerhalb des Seienden zum Subjectum wird« (Holzwege, 85), aber zu seiner Zeit stellte sich der Bild-Charakter der Welt noch anders dar als heute. Wenn es bei ihm heißt: »Weltbild, wesentlich verstanden, meint daher nicht ein Bild von der Welt, sondern die Welt als Bild begriffen« (82), so können wir das, dem Wortlaut nach, fast als prophetisch verstehen; aber daß die Welt zum Bild wird, besagt für ihn (d. h. auch: zu seiner Zeit), daß »der Bild- charakter der Welt als die Vorgestelltheit des Seienden verdeutlicht wird«

(85). Können wir heute dagegen von der digitalen Welt als einem »rea- len«, zweidimensionalen Bild sprechen?

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Zukunft vielleicht ankäme, wäre, daß er dieses Moment- Sein entschieden auf sich nähme und damit die Subjekt-Ob- jekt-Beziehung hinter sich ließe zugunsten einer Partner- schaft im Welt-Spiel dessen, was überhaupt, schicksalhaft undzufälligundgewollt, geschieht und nicht geschieht.

* * *

Wie steht es also mit der Frage nach dem Subjekt in seiner Beziehung zum Objekt? In den drei angesprochenen Fel- dern – des Globalen, der Klimaveränderung und des Digita- len – hat letztlich die Faktizität dasüberkommeneSubjekt- Objekt-Verhältnis in Frage gestellt; sie hat es auf mannig- fache Weise nivelliert, zu einem wechselseitigen gemacht oder es in sein Gegenteil verkehrt. Jeweils aber gilt: Solange der Bezug als ein Bewältigungsverhältnis gesehen bzw. ge- lebt wird, solange die beiden Seitenentwederals die beherr- schendeoderals die zu unterwerfende angesetzt werden, ja, solange man sie überhaupt als zwei Seiten – und d. h. eben überhaupt alsSubjektund alsObjekt– sieht, bleibt der Weg zu einem grundsätzlich neuen In-der-Welt-Sein des Men- schen, zu einer »Kommunikation des Unterschiedenen«21 verbaut. Das Unterschiedene – das jeweils Menschliche und das menschliche oder nichtmenschliche Andere – stehen sich nicht gegenüber. Ihr Miteinander kann, so scheint mir, nicht durch noch so genaue Analysen der Grundzüge unserer gegenwärtigen Wirklichkeit sichtbar werden, jedenfalls nicht, solange diese im gewohnten Frage- horizont verbleiben.

Zumindest seit der Neuzeit, im Kern aber implizit schon seit seinen abendländischen Anfängen hat das Den-

Einführung

21 Adorno,Stichworte, 153.

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ken die Frage nach der Erkenntnis beunruhigt, nach der Möglichkeit des menschlichen Wissens, also nach der Brük- ke zwischen dem Menschen und dem ihn Umgebenden.

Einer Brücke bedarf es da, wo zwei Seiten einander gegen- überliegen, zwischen denen »nichts« ist, von denen aber die eine zu der anderen hinüberreichen bzw. von der anderen etwas herüberholen, erfahren will. Wir können die ganze abendländische Geistesgeschichte als einen immer erneuten Versuch des Brückenbauens verstehen, des Errichtens von Konstruktionen, des Entwerfens von Methoden, die sich der Erreichbarkeit bzw. des tatsächlichen Erreichens der an- deren Seite vergewissern wollen.

Wie aber, wenn die Sicht auf zwei getrennte Seiten aufgegeben wird, wenn das Gegenüber zum Miteinander wird?Soweit dies geschieht, ändert sich die gesamte Situa- tion. Denn es braucht da keine Brückenkonstruktionen und Systematisierungen mehr, lediglich ein aufmerksames Sich-Umschauen. Die Intention eines solchen Denkens richtet sich nicht mehr auf Erklärungen und Begründun- gen, auf Begriffe und Begriffszusammenhänge. Deshalb geht es auchnichtdarum, eine neue Theorie über das Sub- jekt und sein Verhältnis zum Objekt oder über die Über- windung oder Aufhebung ihrer Konfrontation zu entwer- fen. Es geht wesentlich überhaupt nicht um eine Theorie, d. h. um eine Konzeption, die das Verhältnis des Menschen zur Welt erklären will.

Ich stelle mich im Folgenden darum auch nur in gerin- gem Maße der Auseinandersetzung mit Theorien von Au- toren wie z. B. Foucault, Latour oder Rosa, oder mit den Denkrichtungen von z. B. Phänomenologie oder Philoso- phie des Geistes, weil ich mich von vorneherein in einem anderen Raum des Denkens, damit in einer anderen Per- spektive der Philosophie bewegen will. Ich teile ihre Fragen

Einführung

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nicht. Bzw. diese Fragen stellen sich mir nicht.22 Da es mir lediglich darum geht, das sichtbar und evident zu machen bzw. auf das hinzuweisen, was uns und wie es uns begegnet, auf die Weise, wie wir etwas – Dinge, Menschen, uns selbst, Stimmungen, Erkenntnisse – erfahren, ist es für meine Überlegungen weitgehend unerheblich, was andere dazu gedacht haben. Umso besser, wenn sie ebenfalls einige Schritte auf dem selben oder einem ähnlichen Weg ge- gangen sind. Ohnehin muß jeder selbst sehen und erfahren.

* * *

Dieses Buch versammelt eine Reihe von kritischen Ver- suchen zum Ansatz der Subjekt-Objekt-Beziehung und weist zugleich mit der Konzeption des bildhaften Denkens auf einen veränderten Bezug von Mensch und ihm Begeg- nendem hin. Es handelt sich zum einen um Vorträge und um Aufsätze aus den letzten Jahrzehnten, zum anderen um bisher nicht erschienene Texte der letzten Jahre. Bei den ersteren war gewöhnlich eine ungefähre Themenstel- lung vorgegeben, in deren Rahmen ich eine Spezifizierung vorgenommen habe.

Aktualisiert habe ich diese Beiträge nicht. Ich gehe ziemlich frei mit ihnen um: Ich habe z. B. stilistische Ände- rungen vorgenommen, Passagen gestrichen und andere an anderen Stellen eingefügt. Thematische Wiederholungen habe ich zu vermeiden versucht, was aber nicht immer ge- lungen ist.23 In allen Texten ist es, in jeweils sehr unter-

Einführung

22 Was nicht heißt, daß ich die Möglichkeit und das Interesse, diese Fra- gen aufzuwerfen und zu diskutieren, nicht verstehe.

23 Es geht mir nicht um historisch-biographische Exaktheit der Doku- mentation, sondern um eine fortlaufende Diskussion des Subjekt-Objekt- Verhältnisses bzw. seiner Kritik und Überwindung.

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schiedlicher Weise, um das Einüben in einen gegenüber dem Subjekt-Objekt-Ansatz anderen Blick auf das mensch- liche Sein in der Welt, auf das Zusammengehören mit dem bzw. das Hineingehören in das Weltgeschehen zu tun.

Die Texte sind so angeordnet, daß sie einen Weg er- geben. Sie führen von der impliziten und expliziten Sub- jekt-Kritik über die Erfahrung von Anderssein und Vielfalt zu der Frage nach einem nicht mehr allgemein-begriff- lichen, vielmehr bildhaften Denken. Das Einzelne und Be- sondere, das Zufällige und Erstaunliche ist den Begriffen als solchen unzugänglich. Doch in erzählenden Bildern läßt es sich vergegenwärtigen, genauer, in Bildern kann es, und sei es auch ein Abwesendes oder Unsichtbares, anwesend und sichtbar werden. Ein solches Denken macht Einsichten plausibel, die wir als miteinander in der Welt Lebende immer schon haben und wachrufen können.

Einführung

Referenzen

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