Neubau in Massivholz-Bauweise Eisenbahnersiedlung Elstal/
Wustermark
Eisenbahnersiedlung Elstal/Wustermark
In der Eisenbahnersiedlung Elstal, Gemeinde Wustermark, wurden vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 24 Wohnungen gebaut. Das Besondere: Die Gebäude wurden in Massivholz- bauweise in denkmalgeschütztem Umfeld errichtet.
Gestalterische Bezugnahme auf den historischen Gebäude- bestand einerseits und dennoch eine eigene moderne Architektursprache andererseits waren zentrale Auflagen der Denkmalschutzbehörde, die bei diesem Neubauvorhaben zu erfüllen waren.
Innovation trifft
Tradition: natürliches Wohnen in Elstal.
Ein Jahrtausende
alter Baustoff erhält
wieder Eingang in die
moderne Architektur.
Traditionsensemble
Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble
»Eisenbahnersiedlung Elstal« mit 32 Mehrfamilien- häusern liegt in der Gemeinde Wustermark, 25 km westlich von Berlin. Die Siedlung bezieht sich in ihrer städtebaulichen Konfiguration auf die Gartenstadt- bewegung der 1920er-Jahre und bildet den historischen Ortskern von Elstal.
Als die Deutsche Wohnen SE im Jahr 2006 die Eisenbahnersiedlung Elstal übernahm, zeigten sich die Gebäude wie die Außenanlagen in einem desolaten Zustand. Seit praktisch 70 Jahren waren weder die Häuser noch deren Gärten saniert oder instand gesetzt worden. Mit einem Volumen von 24 Mio. € war der Investitionsaufwand entsprechend groß. Bei Über- nahme standen über die Hälfte der Wohnungen leer, mit der Sanierung konnte die Siedlung wieder in eine Vollvermietung überführt werden.
„Bauen mit Holz im Denkmal-
schutz – für jede Heraus forde rung bei diesem komplexen Projekt
konnten wir eine passende Lösung finden.“
Patric Birkenberger, Architekt mbpk
Neubau im denkmalgeschützten Bestand Alte Bebauungspläne zeigen, dass die Siedlung, wahrscheinlich aufgrund der Kriegswirren, nie zu Ende gebaut worden war. Auch heute sind einige städtebauliche Lücken klar erkennbar, beispiels- weise in der Schulstraße/Puschkinstraße. Diese wurden nun mit dem Neubauvorhaben, bestehend aus vier dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern, geschlossen.
Neubauvorhaben im Denkmal-Ensembleschutz sind ein schwieriges Unterfangen, welches oftmals lang andauernde und mühselige Genehmigungsverfahren zur Folge hat. Der Entschluss, die neuen Gebäude in der historischen Eisenbahnersiedlung sogar in Massivholzbauweise zu errichten, war umso ambi- tionierter und hatte ausführliche Diskussionen mit der Denkmalschutzbehörde zur Folge.
Konstruktive Gespräche und ein enger Austausch führten schließlich zu einem gemeinsamen Ergebnis und einer Genehmigung, die mit einigen Auflagen verbunden war. Zum einen sollten die neuen Ge bäude einen inhaltlichen Bezug zur historischen Siedlung herstellen, zum anderen wurde aber auch eine
„jetztzeitige“ Architektursprache gefordert, die sich von den Bestandsgebäuden unterscheidet und diese nicht imitiert.
Diese Vorgaben wurden folgendermaßen umgesetzt:
Verputzung der Fassade und Farbgebung entsprechend den denkmalgeschützten Nachbargebäuden
Farbgebung der vorgesehenen Paneele in Anlehnung an die grünen Fensterläden der Bestandswohngebäude
Ausbildung der Gebäudesockel mit Klinker- Vollsteinen
Die Erfüllung dieser Auflagen führte letztlich dazu, dass sich die Neubauten heute hervorragend in die Bestandsbebauung einfügen.
Flinke Montage
Ein großer Vorteil der modernen Holzbau- weise zeigte sich bei der Gebäudeerrichtung.
Alle Wand- und Deckenelemente kamen bereits vorgefertigt auf die Baustelle, Fenster- und Türöffnungen waren schon im Werk berücksichtigt worden. Somit konnte der Rohbau ab Bodenplatte einschließlich Dach in nur 20 Arbeitstagen pro Haus erstellt werden. Die Gesamt- bauzeit bis zur Fertigstellung betrug je nach Haustyp sieben bis acht Monate.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Für die vier Häuser in Elstal wurden insgesamt ca. 1.030 cbm Fichten- und Tannenholz ver arbeitet, was einer
CO2-Senkeleistung von ca. 810 Tonnen CO2 entspricht. Auch der ver wendete Wärmeschutz ist natürlich.
Zur Einhaltung der EnEV 2016 wurde außen eine 120-mm-Holzfaserdämmung mit Mineral putz angebracht.
Bei der DGNB-Zertifizierung erreichen die Holzhäuser in Elstal konsequenterweise die höchste Bewertungsstufe: „Platin“.
Nachhaltiges Bauen mit Holz
Menschen bauten schon vor Jahrtausenden Holz häuser. Dennoch findet der natürliche Baustoff erst in jüngster Zeit wieder Eingang in die moderne Architektur.
Bei den neuen dreigeschossigen Mehr- familien häusern besteht die Grundkon- struktion aus Massivholzwänden und Brettstapeldecken, die Wandelemente wiederum aus vertikal und diagonal verlegten Holzschichten. Diese sind nicht verleimt, sondern werden mittels Buchen- holzschrauben miteinander verbunden.
Die Holzschrauben nehmen dabei die Umgebungsfeuchte auf, quellen auf und verbinden sich unlösbar mit dem Umge- bungsholz. Diese neuartige Verbindung garantiert nicht nur eine hohe Stabilität, bei einem künftigen Rückbau können die Wände auch sortenrein in den technischen und natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden.
Durch die Verputzung der Außenwände sieht man den neuen Gebäuden die konsequente Holzbauweise von der Straße aus zunächst nicht an. Innen dafür umso mehr. Die Innenseiten der Außenwand sowie die Decken bleiben konsequent holzsichtig, der natürliche und lebendige Baustoff kann seine angenehme Wirkung entfalten.
Selbst die Treppenhäuser sind komplett holzsichtig ausgeführt, was sonst im Holzbau nicht üblich ist. Im Rahmen der Genehmigung und der Brandschutzprüfung konnte durch Kompensations maßnahmen im Bereich der Wohnungstür eine
Abweichung erreicht werden.
Primärenergiebedarf (IST-Zustand): 55 kWh/m2 a
50 100 150
Energiebedarf
(IST-Zustand): 75 kWh/m2 a
Herausforderung Schallschutz
Eine Herausforderung im Holzbau ist stets der Schallschutz, insbesondere der Trittschall. Bei den Mehrfamilienhäusern wurden die einzelnen Bauelemente akustisch entkoppelt.
Beispielsweise sind die Wohnungs- und Treppenhauswände zweischalig ausgeführt und mit Sylomer-Wandlagern inklusive entkoppelten Winkelverbindern miteinander verbunden.
Gesundes Raumklima
Vom Holzbau profitieren vor allem die Bewohner.
Denn Wohnen im Holzhaus verspricht ein gesun - des Raumklima und eine behagliche Wohnatmo- sphäre. In der Tat ist Holz ein faszinierender Baustoff: Als idealer Wärmespeicher lädt sich Holz schnell auf und verströmt dadurch eine warme, wohlige Atmosphäre. Luftfeuchtigkeit wird schnell an den Holzoberflächen aufge- nommen und zeitverzögert wieder an die Raumluft abgegeben. Dies erzeugt ein ausge- glichenes und gesundes Raumklima. Holzober- flächen nehmen auch Gerüche und Schadstoffe auf und wirken sogar antibakteriell.
Flexible Grundrisse
Ohne Zweifel, diese Häuser sind in jeglicher Hinsicht fit für die Zukunft: Alle Wohnungen sind modern geschnitten und in den Erdgeschossen durchweg barrierefrei. Dabei sind alle Zimmer zumindest gleich groß geschnitten, was viele unterschiedliche Wohnformen zulässt: Von der Familie über Wohngemeinschaften bis zum Paar mit Homeoffice ist Platz für gleichberechtigtes Wohnen. Im Erdgeschoss haben die Bewohner auch direkten Zugang zu einem eigenen Garten- anteil, den sie nutzen können. In den Oberge- schossen laden Dachterrassen oder Loggien zum abendlichen Sitzen ein. Nahezu alle Wohnungen bieten einen Blick sowohl zur Straße als auch zur Gartenseite hin. Für Gäste steht ein separates WC oder sogar ein Gästebad zur Verfügung.
Neben Abstellräumen in den Wohnungen bieten auch außenliegende Remisen umfassenden Lagerraum.
Fazit
Die neuen Holzhäuser in der historischen Eisenbahnersiedlung Elstal präsentieren sich selbstbewusst und gleichzeitig sensibel gegenüber der denkmalgeschützten Nachbarschaft.
Sie beweisen ein weiteres Mal die universelle Verwendbarkeit des traditionellen Baustoffs Holz, auch in einer modernen Architektursprache.
Durch die entspre chende Farbgebung und Verputzung der Holzhäuser wurde eine gelungene Eingliederung in das historische Umfeld der Eisenbahnersiedlung erreicht und gleichzeitig das Wohnangebot der Deutsche Wohnen an diesem attraktiven Standort erhöht.
„Nachdem wir die Siedlung im Altbau
saniert hatten, wurden in Ergänzung – aber behutsam – die Neubauten erstellt, und das mit einem nachwachsenden Baustoff: Holz!
Das ist nachhaltige Entwicklung.“
Stefan Degen,
Geschäftsführer der Deutsche Wohnen Construction & Facilities GmbH
Bauherr
Puschkinstraße/Schulstraße, Elstal/Wustermark
Eisenbahn-Siedlungs-Gesellschaft Berlin mbH Baujahr
2018/2019 Flächen
2.162 m2 Wohnen Gesamtinvestition 7,4 Mio. Euro Bauzeit
Baubeginn: 2018 Fertigstellung: 2019
Fertigstellung Außenanlagen: 2019 Projektleitung, Projektsteuerung Deutsche Wohnen
Construction and Facilities GmbH Sebastian Höfker
Planung
mbpk Architekten, Berlin Wohnungsschlüssel 6 Vierzimmerwohnungen 14 Dreizimmerwohnungen 8 Zweizimmerwohnungen Neubauportrait
Neubau in denkmalgeschützter Siedlung Massivholzbauweise
Außen Holzfaserdämmung, verputzt
Außenwände innenseitig und Treppenhäuser holzsichtig
Brettstapeldecken
Holzfenster mit Dreifachverglasung DGNBZertifizierung Platin