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Sitzungsberichte. der. mathematisch-physikalischen Classe. der. k. b. Akademie der Wissenschaften. zu M ü n chen. Band VI. Jahrgang M ünchen.

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Sitzungsberichte

der

mathematisch-physikalischen Classe

der

k. b. Akademie der Wissenschaften

zu M ü n ch e n .

Band VI. Jahrgang 1876.

M ün chen .

Akademische Buchdruckerei von F. Straub.

1876.

In Oommiasion bei O. Frans.

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Sitzung vom 4. März 187G.

Mathematisch-phy^ikalischo Classe.

Herr V o i t berichtet über eine in seinem Laboratorium von Herrn L u d w i g F e d e r ausgefuhrte Untersuchung:

„ ü b e r d i e A u s s c h e i d u n g des S a l m i a k s im H a r n “ .

Man giebt gewöhnlich au, dass der aus dem Darm auf- genommene Salmiak unverändert im Harn wieder zum Vor­

schein komme, namentlich hat C. N e u b au e r 1) am Menschen Versuche in dieser Richtung gemacht und nach Zufuhr von 10 Grm. Salmiak während fiiuf Tagen mit Hülfe der S ch lo e s in g ’ sehen Methode das Ammoniak von 9.57 Grm, Salmiak im Harn wieder aufgefunden. Diese Angabe schien auch ganz erklärlich und selbstverständlich zu sein, denn in was sollte sich das Ammoniak verwandeln, da man weiss, dass im Allgemeinen bei den Zersetzungsvorgängen im Thier­

körper schliesslich immer einfachere Verbindungen ent­

stehen, wodurch allein unter Entbindung von lebendiger Kraft aus Spannkraft die Wirkungen im Thierkörper oder die Lebenserscheinuugen ermöglichet werden.

In neuerer Zeit sucht man dem gegenüber die Bildung complicirter chemischer Verbindungen mit höherem Mole-

1) Joorn. f. prakt. Chem. Bd. 64. 1855. S. 177.

[1876. 2. Math.-phys. CI.] 10

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külargewicbt aus einfacheren d. h. das Vorkommen so­

genannter Synthesen im Thierkörper hervorzuheben. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass solche Synthesen im thierischen Organismus Vorkommen, so z. B. die Bildung des Hämaglobin8 aas gewöhnlichem Eiweiss, oder die der Hippursäure nach Einführung von Benzoesäure, aber es werden auch Synthesen leichthin angenommen, welche durch­

aus nicht bewiesen sind, wodurch dann synthetische Vor­

gänge viel verbreiteter zu sein scheinen als sie es in Wirk­

lichkeit sind und die Vorstellungen über die stofflichen Processe im Thierkörper vielfach verschoben werden.

Es ist nun neuerdings auch eine synthetische Umwand­

lung für das Ammoniak des Salmiaks im Thierkörper an­

gegeben worden, dasselbe solle sich in letzterem in Harn­

stoff umwandeln, so zwar, dass der grösste Theil des Stick­

stoffs desselben sich in Harnstoff im Harn findet. Es ist dies zuerst von K n i e r i e m 1) mitgetheilt und dann von E. S a l k o w 8 k i 3) bestätiget worden. Ein solcher Vor­

gang wäre von grösser Bedeutung und es ist wichtig genug, die Sache mit allen Hilfsmitteln zu prüfen und einen sicheren Entscheid zu bringen. Herr L u d w i g Feder hat desshalb unter meiner Leitung den genannten Versuch wiederholt.

Es handelt sich dabei vor Allem, nachdem die Stickstoff­

ausscheidung im Harn möglichst gleichmässig und niedrig ge­

macht worden ist, damit man jede Aenderung in derselben alsbald mit Sicherheit zu erkennen vermag, um eine genaue Bestimmung des Harnstoffs im Harn. Die L i e b i g ’sche Methode durch Titrirung mit salpetersaurem Quecksilber­

oxyd ist in diesem Falle nicht brauchbar, da sich das salpetersaure Quecksilberoxyd neben dem Harnstoff noch 132 Sitzung der math.-phys. Clcuae vom 4. März 1876.

2) Zeitschrift f. Biologie Bd. 10. 1874. 8. 265.

3) Centralblatt f. d. raediz. Wi88. 1975. Nro. 58.

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mit manchen ändern Ausscheidungsprodukten und auch mit dem Ammoniak verbindet. Die Bestimmung mit nnter- bromigsaurem Natron nach K n o p oder H ü f n e r ist eben­

falls in unserem Falle nicht zulässig, weil dadurch auch der Stickstoff des Ammoniaks als Gas entweicht. Die Me­

thode von R a g s k y und H e i n t z könnte allenfalls /um Ziele fuhren, denn man fallt dabei bekanntlich in einer ersten Probe das Kali und Ammoniak des Harns mit Platin­

chlorid aus, und dann thut man das Gleiche in einer zweiten Probe nach vorheriger Behandlung derselben mit Schwefelsäure, wobei aber wohl noch aus anderen stickstoff­

haltigen JHambestandtheilen ausser dem Harnstoff Ammoniak abgetrennt wird.

Es ist am besten sich für die Harnstoffbestimmung der B n n s e n ’schen Methode zu bedienen, wenn auch diese nicht vollkommen ist, da sicherlich noch andere Harn- bestandtbeile beim Erwärmen mit ammoniakalischer Chlor- baryumlösung Kohlensäure liefern.

Diese Methode ist nun auch von K n i e r i e m , S a l - k o w s k i und F e d e r angewendet worden.

K n i e r i e m hat zuerst einem kleinen, nur 4 Kilo schweren Hündchen, nachdem es mit Brod und Milch auf eine gleichmässige Stickstoffausscheidung im Harn ,(von 1.746 Grm. im Tag) gebracht worden war, 4 Grm. Salmiak mit 1.046 Grm. Stickstoff gegeben. Das Thier schied darauf an 2 Tagen im Harne 0.939 Grm. Stickstoff mehr aus, es war aber nur wenig (0.11 Grm.) Ammoniak mehr als nor­

mal, dagegen das gesammte Chlor des Salmiaks im Harn zu finden, so dass es wirklich scheint, als ob das Ammoniak des Salmiaks zum grössten Theile in Harnstoff übergehe.

Da dieses Resultat höchst auffallend war und den be­

stimmten Angaben N e u b a u e r ’s direkt widersprach, und ausserdem der Anwendung der S c h l o e s i ng ' s eh e n Methode zur Ammoniakbestimm uug im Hundeharn sich Schwierig-

10*

Voit: Ueber die Ausscheidung des Salmiaks im Ham. 133

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keiten entgegenstellten, welche ich früher schon hervor- gehoben habe, so wiederholte K n i e r i e m den Versuch am Menschen. Derselbe erhielt an 2 Tagen ein Mal 6.0 und das andere Mal 4.5 Grm. Salmiak. Wie vorher beim Hunde wurde auch hier beim Menschen nur wenig mehr Ammoniak im Harn ausgeschieden wie gewöhnlich, aber es trat ent­

sprechend der Ammoniakmenge im Salmiak (au einem Tage 1.164 Grm. Stickstoff) mehr Harnstoff auf. Es werden also nach K n i e r i e m ’s Schlussfolgerung auch in diesem Falle 9[io des im Salmiak eingefiihrten Stickstoffs in Harn­

stoff, und nur

V 10

e^wa in einer Ammoniakverbindung wieder entfernt.

S a l k o w s k i sagt in seiner vorläufigen Mittheilung nur, dass bei Hunden ein erheblicher Theil des Stickstoffs des Salmiaks sich in Harnstoff vorfindet, wenn auch nicht so viel als K n i e r i e m angab. Im Maximum sah er bei einem Hunde von 20 Kilo Gewicht durch Salmiak die Hamstoffausscheidung von 5.61 Grm. auf 9.75 Grm. sich erheben; er fugt jedoch bei, dass davon ein kleiner Theil auf vermehrten Eiweisszerfall zu beziehen sei.

Herr F e d e r ist nun durch 2 Versuche an einem Hunde von 24 Kilo Gewicht zu ganz anderen Resultaten gelangt als K n i e r i e m und S a l k o w s k i , und zwar zu den gleichen wie N e u b a u e r . Das Thier musste hungern, bis die Stickstoffausscheidung im Harn gleichmässig ge­

worden war; es wurde dadurch erreicht, dass nur wenig Stickstoff erschien und die immerhin geringe Ammoniak­

menge im verzehrten Salmiak einen grösseren Bruchtheil darstellte, und ferner dass eine Aenderung in der Aus­

nützung des Futters im Darm in Folge des Salmiaks nicht in Betracht kam.

In einem ersten Versuche, bei welchem nur das Am­

moniak mit Platinchlorid und der Harnstoff mit salpeter­

saurem Quecksilberoxyd bestimmt wurden, ergab sich bei 134 Siteung der math.-phys. Clause vom 4. März 1876.

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Zufuhr von 19.7 Grm. Salmiak an 2 Tagen, von denen aber am zweiten Tage der grösste Theil erbrochen wurde, eine Vermehrung des Ammoniaks im Harn von 2.66 Grm., also eine viel grössere Menge von Ammoniak wie K n i e r i e m sie beobachtet hatte.

Bei dem zweiten Versuche schied der nämliche Hund nach fünftägigem Hunger täglich im Mittel 7.6 Grm. Harn­

stoff und 3.73 Grm. Stickstoff aus. Darauf bekam er an e i n e m Tage 16.66 Grm. Salmiak zugeführt, von dem er aber einen unbekannten Theil durch Erbrechen wieder ent­

leerte, so dass man die Vermehrung der Chlorausscheidung als Maassstab für die Resorptionsgrösse des Salmiaks nehmen 4 musste. Die Ausscheidung des Stickstoffs stieg dadurch am ersten Tage auf 7.84 Grm. und die des Harnstoffs auf

14.2 Grm.

Es ist also keinem Zweifel unterworfen, dass die Harn­

stoffmenge durch den Salmiak nahezu um das Doppelte zu­

nimmt; hierin befinden wir uns in völliger Uebereinstiin- inung mit den Augaben von K n i e r i e m und Salkowski.

Aber die mit Platinchlorid ausgeführte Ammoniakbestim­

mung im Harn ergab in Folge der Salmiakfütterung während mehrerer Tage eine ansehnliche Vermehrung des Ammoniaks und zwar um 2.4 Grm., während sich aus der Chloraus­

scheidung 2.7 Grm. berechneten; bei den Versuchen von K n i e r i e m findet sich dagegen im Harn ein grösser Ueber- schuss von Chlor gegenüber dem Ammoniak.

Wenn demnach das im resorbirten Salmiak gegebene Ammoniak nahezu vollständig im Harn wieder erscheint, so ist es unmöglich, dass in unserem Falle die Vermehning des Harnstoffs von der Ueberführung des Ammoniaks des Salmiaks in Harnstoff herrührt. Die Differenz der Stick­

stoffbestimmung nach B u n s e n und der Gesammtstickstoff- bestimmung ist unter dem Einflüsse des Salmiaks entgegen den Beobachtungen von K n i e r i e m wesentlich grösser,

VoUi Ueber die Ausscheidung des Salmiaks im Uam. 135

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was auch bezeugt, dass dabei viel unverändertes Ammoniak im Harn enthalten ist. Das Gleiche geht aus der Harn­

stoffbestimmung nach L i e b i g hervor, nach welcher man bei der Salmiakfütterung eine wesentlich höhere Stickstoff­

ausscheidung berechnet, als die Gesammtstickstoffbestimmung ergiebt, weil die gleiche Menge von salpetersaurem Queck­

silberoxyd weniger Ammoniak in Anspruch nimmt als Harnstoff.

Es frägt sich, woher denn die grössere Quantität des Harnstoffs herrührt. Es ist aus meinen Versuchen bekannt, dass durch Gaben von Ghlornatrium die Harnstoffmenge vermehrt wird und zwar durch Steigerung der Eiweiss- zersetzung; es ist von vorneherein höchst wahrscheinlich, dass der Salmiak die gleiche Wirkung hat. Als Herr F e d e r seinem Hunde soviel Ghlornatrium gab, dass die Chlorausscheidung im Harn so gross war wie bei Verab­

reichung des Salmiaks, stieg die nach B u n s e n bestimmte Harnstoffmenge um ebensoviel an als im letzteren Falle.

Ich kann daher für unsem Hund bestimmtest angeben, dass bei ihm das Ammoniak des Salmiaks unverändert den Körper durch den Harn wieder verlässt. Ich bin nicht im Stande über die Widersprüche zwischen den Zahlen von E n i e r i e m und den unsrigen Aufklärung zu geben, es muss dieselbe weitereu sorgfältigen Versuchen überlassen werden. Ich bemerke, dass die Ausscheidung des Am­

moniaks des Salmiaks aus dem Körper sich durch eine auf­

fallend lange Zeit hinzieht, wie schon L o h rer mittheilte4), während das Chlor des Salmiaks alsbald erscheint; es findet also jedenfalls eine Trennung des Salmiaks statt, wabr- 136 Sitzung der math.-phys· Classe vom 4. März 1876.

4) L oh rer, Uebergang der Ammoniaksalze in den Harn, diss.

inaug. Dorpat 1862.

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scheinlich in Wechselwirkung mit dem phosphorsanren Al­

kali der Säfte, so zwar dass dabei phosphorsaures Am­

moniak und Chloralkali entsteht, Es wäre möglich, dass bei K n i e r i e m ’s Versuchen die kleinen Mengen von Am­

moniak, um die es sich dabei handelt, erst spät zur Aus­

scheidung kamen.

Herr F e d e r wird die Resultate seiner Untersuchung ausführlich in der Zeitschrift für Biologie veröffentlichen und die Versuche auch noch weiter fortsetzen.

Voii: Utbcr die Ausscheidung des Salmiaks im Ham. 137

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