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627 Mücke Mumie 628

Mumie - Das Wort M. (v. arab. mümiya,

«Asphalt») bezeichnet durch natürliche o.

künstliche Austrocknung konservierte menschliche o. tierische Leichname, heute Originalveröffentlichung in: Leven, Karl-Heinz (Hrsg.), Antike Medizin. Ein Lexikon, München 2005, Sp. 628-630

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629 Mumie Mund 630

Gegenstand u. a. der / Paläopathologie u.

der Kunstgeschichte. Obwohl ein weltweit verbreitetes Phänomen, sind hier nur die ägypt. M.-Techniken relevant (vgl. aber /'Einbalsamierung). Wegen der aus religiö­

sen Gründen angestrebten Erhaltung des Leichnams entwickelten die Ägypter nach wieder aufgegebenen Verfahren wie dem Überziehen der Toten mit Stuck effektive Techniken: Entfernen innerer Organe, Trocknen in Natron, Ausstopfen u. Umwik- keln mit in Ölen, Harzen u. spät auch in Bi­

tumen getränkten Leinenbinden, in die au­

ßerdem zahlreiche Amulette eingewickelt wurden. Die im Idealfall insgesamt 70 Tage dauernde Prozedur fand ihren Abschluß durch das Aufsetzen einer M.-Maske. Seit dem Neuen Reich (1550-1069 v. Chr.) wur­

de statt dessen eine bemalte Hülle aus Kar- tonage o. stuckierter Leinwand für die gan­

ze M. verfertigt. Seit ptolemäischer Zeit diente ein bemaltes Tuch als äußere Um­

hüllung, auf das einzelne, ebenfalls bemalte Belagstücke aus Kartonage aufgelegt wur­

den. In röm. Zeit kamen die bekannten M.- Porträts auf. Zu allen Zeiten gab es lokale u.

durch die finanziellen Mittel bedingte Un­

terschiede. Die v. Rezitationen des Vorlese­

priesters begleitete Herstellung der M. war keine med. Maßnahme, u. die Ausführen­

den dieser «Kunst» (gr. techne) waren, ent­

gegen mißverständlichen Zeugnissen (AT Gen 50, 2; Ps.-G. Intr. 1. K 14, 675), keine Ärzte. Allerdings ist für das spätantike Ägypten bezeugt, daß Ärzte in Fragen der Einbalsamierung als sachverständig galten.

Zu beachten ist auch, daß im Ägyptischen terminologisch nicht getrennt wurde zwi­

schen «(mit Mumienbinden) umwickeln»/

«Balsamierer» und «(mit Verband) verbin- den»/«Verbinder». Den Griechen verdanken wir die ausführlichsten Nachrichten über die Mumifizierung, die sie gr. taricheusis (wörtl.: «Einlegen», auch v. Fisch) nannten (Hdt. 2, 86-89; vgl. Diod. 1, 91; Plut. Mor.

685 bc; Plin. NH 16, 52). Eine sehr detail­

lierte technische Beschreibung bietet je­

doch das z. T. erhaltene ägypt. Apis-Balsa-

mierungsritual. Die moderne Forschung an M. kann weitgehend zerstörungsfrei arbei­

ten (Röntgen, Tomographie, Material- u.

DNA-Analysen mit kleinsten Mengen), während früher das Auswickeln u. Zerlegen (in der Regel als gesellschaftliches Ereignis vor Publikum) üblich war. Die aus Altpapy­

rus hergestellte M.-Kartonage läßt sich auf- lösen u. stellt eine ergiebige Quelle für /Papyrustexte dar. In der /'mittelalterli­

chen u. neuzeitlichen Medizin galt mumia seit dem 14. Jh. auch als Heilmittel. Für eine Verwendung v. M. in der alexandrini- schen /'Anatomie gibt es keine stichhalti­

gen Beweise.

Lit.: Cockburn, A./Cockburn, E./Reyman, Th. A.:

Mummies, Disease and Ancient Cultures, Cam­

bridge 1998. David, A. R.: Mummification, in: Ni­ cholson, P. T./Shaw, I. (Hg.): Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, 372- 389. David, A. R.: Mummification, in: Redford, D. B. (Hg.): The Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt, Bd. 2, Oxford 2001, 439-444. Germer, R.:

Mumien. Zeugen des Pharaonenreiches, Zürich, München 1991. Kudlien, F.: Antike Anatomie und menschlicher Leichnam, Hermes 97 (1969), 78-94, hier 88 f. Lichtenberg, R.: La momification en Egypte ä l’epoque tardive, in: ANRW 2,37,3 (1996), 2741-2760. Pahl, W. M./Parsche, F.: Rätselhafte Befunde an anthropologischem Untersuchungsma­

terial aus Ägypten. Addenda zu Herodots <Histo- riem, Lib. II, 86-88 und zum ägyptischen Sparag- mos, Anthropologischer Anzeiger 49 (1991), 39-48.

Sandison, A. T.: Balsamierung, Lex. Ägytol. 1 (i975)i 610-614. Sternberg, H.: Mumie, Mumien­

hülle, -binden, -netz, Lex. Ä'gyptol. 4 (1982), 213- 216. Sudhoff, K.: Antike Mumienmacher-Instru- mente, Arch. Gesch. Med. 5 (1991), 161-171. Sud­ hoff: Papyrus-Urkunden, 251. (Hoffmann)

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