Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts
I. Einführung
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Georg Friedrich Kersting
Der elegante Leser (1812)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Friedrich Schiller
1759-1805
... dem Naturalism in der Kunst
offen und ehrlich den Krieg zu erklären ...
1803
Arno Holz
1863-1929
Kunst = Natur – x
1891
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Caspar David Friedrich
1822
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Hans Thoma (1872) Die Mutter des Künstlers
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de
ameier@litwiss-ndl.uni-kiel.de
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
26. 04. F. Schiller: Die Jungfrau von Orleans / Die Braut von Messina 03. 05. H. v. Kleist: Penthesilea / Über das Marionettentheater
10. 05. J. W. Goethe: Die Wahlverwandtschaften / West-Östlicher Divan 17. 05. E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf / Nußknacker und Mäusekönig 24. 05. J. v. Eichendorff: Lyrik / Das Marmorbild
31. 05. H. Heine: Das Buch der Lieder / Die Romantische Schule 07. 06. E. A. Poe: The Raven / Ch. Baudelaire: Les Fleurs du Mal 14. 06. A. Stifter: Brigitta / Th. Storm: Immensee
21. 06. F. Nietzsche: Also sprach Zarathustra
28. 06. G. Hauptmann: Vor Sonnenaufgang − A. Holz / J. Schlaf: Papa Hamlet 05. 07. St. George: Algabal
12. 07. Th. Fontane: Effi Briest / Der Stechlin
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Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
26. 04. F. Schiller: Die Jungfrau von Orleans / Die Braut von Messina 03. 05. H. v. Kleist: Penthesilea / Über das Marionettentheater
10. 05. J. W. Goethe: Die Wahlverwandtschaften / West-Östlicher Divan 17. 05. E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf / Nußknacker und Mäusekönig 24. 05. J. v. Eichendorff: Lyrik / Das Marmorbild
31. 05. H. Heine: Das Buch der Lieder / Die Romantische Schule 07. 06. E. A. Poe: The Raven / Ch. Baudelaire: Les Fleurs du Mal 14. 06. A. Stifter: Brigitta / Th. Storm: Immensee
21. 06. F. Nietzsche: Also sprach Zarathustra
28. 06. G. Hauptmann: Vor Sonnenaufgang − A. Holz / J. Schlaf: Papa Hamlet 05. 07. St. George: Algabal
12. 07. Th. Fontane: Effi Briest / Der Stechlin
Romantik Realismus Moderne
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016) Die Welt muß romantisirt werden. So findet
man den urspr. Sinn wieder. Romantisiren ist nichts, als eine qualit. Potenzirung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identificirt. […] Diese Operation ist noch ganz unbekannt. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhn- lichen ein geheimnißvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisire ich es – Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche – dies wird durch diese Verknüpfung logarythmisirt – Es bekommt einen geläufigen Ausdruck.
Novalis (Friedrich von Hardenberg) 1772-1801
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016) Die Welt muß romantisirt werden. So findet
man den urspr. Sinn wieder. Romantisiren ist nichts, als eine qualit. Potenzirung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identificirt. […] Diese Operation ist noch ganz unbekannt. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhn- lichen ein geheimnißvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisire ich es – Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche – dies wird durch diese Verknüpfung logarythmisirt – Es bekommt einen geläufigen Ausdruck.
Novalis (Friedrich von Hardenberg) 1772-1801
Ja keine Nachahmung der Natur.
Die Poësie ist durchaus das Gegentheil.
Es ist eigentlich um das Sprechen und Schreiben eine närrische Sache; das rechte Gespräch ist ein bloßes Wortspiel. Der lächerliche Irrtum ist nur zu bewundern, dass die Leute meinen – sie sprächen um der Dinge wegen. Gerade das Eigentümliche der Sprache, dass sie sich bloß um sich selbst bekümmert, weiß keiner.
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Gustave Courbet: Die Steinhauer (1849)
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden (Kriegsverlust)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Gustave Courbet: Der Steinhauer (1849)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Gustave Courbet: Der Steinhauer (1849)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
La Réalité, selon moi,
ne doit être qu’un tremplin.
Die Realität darf, meines Erachtens, nichts sein als ein Sprungbrett.
Gustave Flaubert an Iwan Turgenjew, 8. 12. 1877
Ich meine, dass die Basis der Himmelsleiter, auf der man
hinaufsteigen will in höhere Regionen, befestigt sein müsse im Leben, so dass
jeder nachzusteigen vermag.
E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder (1819-21)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Ich meine, dass die Basis der Himmelsleiter, auf der man
hinaufsteigen will in höhere Regionen, befestigt sein müsse im Leben, so dass
jeder nachzusteigen vermag.
E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder (1819-21)
Arthur Rimbaud (1854-1891)
Il faut être absolument moderne.
Es gilt unbedingt modern zu sein.
Une saison en enfer (1873)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Arthur Rimbaud (1854-1891)
Il faut être absolument moderne.
Es gilt unbedingt modern zu sein.
Une saison en enfer (1873)
Es führt von der Poesie kein direkter Weg ins Leben, aus dem Leben keiner in die Poesie. Das Wort als Träger eines Lebensinhaltes und das traumhafte Bruderwort, welches in einem Gedicht stehen kann, streben auseinander und schweben fremd aneinander vorüber, wie die beiden Eimer eines Brunnens.
Poesie und Leben (1896)
Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016) Le beau n’a qu’un type; le laid en a mille.
Das Schöne hat immer nur eine einzige Art, das Hässliche tausenderlei.
Victor Hugo 1802-1885 Préface à Cromwell (1827)
Le christianisme amène la poésie à la vérité. Comme lui, la muse moderne verra les choses d’un coup d’œil plus haut et plus large. Elle sentira que tout dans la création n’est pas humainement beau, que le laid y existe à côté du beau, le difforme près du gracieux, le grotesque au revers du sublime, le mal avec le bien, l’ombre avec la lumière.
Das Christentum führt die Poesie zur Wahrheit. In gleicher Weise schaut die moderne Muse von einem höheren und weiteren Blickwinkel aus auf die Dinge. Sie wird merken, dass nicht alles in der Schöpfung auf menschliche Weise schön ist, dass das Hässliche neben dem Schönen vorkommt, das Missgestaltete beim Anmutigen, das Groteske als Kehrseite des Erhabenen, das Böse mit dem Guten, der Schatten mit dem Licht.
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016) Eben weil die Hässlichkeit in der Schilderung des Dichters zu einer minder widerwärtigen Erscheinung körperlicher Unvollkommenheiten wird, und gleichsam, von der Seite ihrer Wirkung, Hässlichkeit zu seyn aufhöret, wird sie dem Dichter brauchbar; und was er vor sich selbst nicht nutzen kann, nutzt er als ein Ingrediens, um gewisse vermischte Empfindungen hervorzubringen und zu verstärken, mit welchen er uns, in Ermangelung rein angenehmer Empfin- dungen, unterhalten muss.
Gotthold Ephraim Lessing: Laokoon (1766)
[Das Schöne] ist so wenig das herrschende Prinzip der modernen Poesie, daß viele ihrer trefflichsten Werke ganz offenbar Darstellungen des Häßlichen sind …
Friedrich Schlegel Über das Studium der griechischen Poesie (1795/96)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Arthur Rimbaud: Vénus Anadyomène (1870)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Sandro Botticelli: Geburt der Venus (1482/83) – Uffizien (Florenz)
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Jean-Auguste-Dominique Ingres
Vénus Anadyomène
1848
Musée Condé, Chantilly
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Arthur Rimbaud: Vénus Anadyomène (1870)
Comme d’un cercueil vert en fer blanc, une tête De femme à cheveux bruns fortement pommadés D’une vieille baignoire émerge, lente et bête,
Avec des déficits assez mal ravaudés;
Puis le col gras et gris, les larges omoplates
Qui saillent; le dos court qui rentre et qui ressort;
Puis les rondeurs des reins semblent prendre l’essor;
La graisse sous la peau paraît en feuilles plates;
L’échine est un peu rouge, et le tout sent un goût Horrible étrangement; on remarque surtout
Des singularités qu’il faut voir à la loupe...
Les reins portent deux mots gravés: Clara Venus;
– Et tout ce corps remue et tend sa large croupe Belle hideusement d’un ulcère à l’anus.
Die Literatur des 19. Jahrhunderts I. Einführung (19. 4. 2016)
Venus anadyomene (Übersetzung: Eric Boerner)
Wie aus 'nem Weißblechsarg erscheint ein Frauenkopf, Die braunen Haare dick pomadisiert,
Aus alter Badewanne, träge, dumpf, es tropft, Die Defizite sind nur mäßig renoviert.
Dann – feist und grau – der Hals, weit klaffen Schulterblätter, Der kurze Rücken hebt sich, beugt sich wieder vor;
Dann schwingen Lendenwülste sich wie zum Flug empor;
Das Fett unter der Haut erscheint wie flachgeplättet;
Das Rückgrat ist leicht rot, vom Ganzen schwelt ein Duft Befremdend fürchterlich; doch man bemerkt mit Lust
Die Einzelheiten dort, die nur die Lupe findet … Und CLARA VENUS ist den Lenden eingraviert;
– Der ganze Leib bewegt sich, spannt den breiten Hintern Und scheußlich schön erscheint am After ein Geschwür.