unter uns metzger + wurster 7/2007
Was eine solide Sozialpartnerschaft für den MPV bedeutet
Sozialpartnerschaft ist ein System der Zu
sammenarbeit zwischen den Organisationen der Arbeitgeber (Arbeitgeberverbände) und der Arbeitnehmer (Arbeitnehmervertre
tungen) und verweist ähnlich wie Konkor
danz auf ein Muster kooperativer Bezie
hungen zwischen den Parteien: Die Unter
nehmer verzichten auf Aussperrung der Arbeitnehmenden, die Arbeitnehmerorgani
sationen auf Streiks. Als Musterbeispiel so
zialpartnerschaftlicher Beziehungen gilt die Schweiz. In unserem Land ist die Sozialpart
nerschaft besonders ausgeprägt und besitzt seit über sechzig Jahren eine wichtige Funk
tion für die Erhaltung des sozialen Friedens.
Die Sozialpartnerschaft war ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Schweiz Mitte des letzten Jahrhunderts.
Es gab praktisch keine Streiks und keine Ar
beitskämpfe. Die Basis dazu war das Frie
densabkommen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern in der schweizerischen Me
tall und Maschinenindustrie von 1937. Es war ein Durchbruch auf dem Weg zu einer Sozialpartnerschaft, die heute als selbstver
ständlich betrachtet wird.
Der unverfälscht schweizerische Begriff des Arbeitsfriedens suggeriert eine harmo
nische Beziehung zwischen den Sozialpart
nern und meint im Kern, dass Verhandlungen über Gesamtarbeitsverträge die Arbeits
kämpfe ersetzen sollen. Dabei geniessen die Sozialpartner grosse Autonomie in der Aus
gestaltung der Verträge. Der Staat tritt höch
stens als Schlichter auf. Seit den 1970erJah
ren wird die Sozialpartnerschaft in der Schweiz jedoch von kritischen Gewerkschaf
tern und seit den 90erJahren auch von Un
ternehmern in Frage gestellt. Beide Parteien betrachten den Verzicht auf Kampfmassnah
men mehr und mehr als eine Schwächung ihrer Position.
Sicherlich gab es Zeiten, in denen Ge
spräche zwischen den Sozialpartnern ein
facher waren als heute. Das ist aber kein Grund, sie nicht zu führen. Im Gegenteil: So
zialpartnerschaft muss sich gerade unter schwierigen Umständen bewähren. Erst dann wird ihr wahrer Wert sichtbar. Die Sozialpart
nerschaft ist heute mehr denn je von Bedeu
tung − für die Fleischbranche, wie auch für die gesamte Wirtschaft. Wir alle wissen, dass unser Land gross geworden ist dank Werten wie Arbeitsfrieden, Verhandlungskultur, handlungsfähigen Behörden, Respekt vor Minderheiten und eben der Sozialpartner
schaft. Diesem Prinzip lebt auch der MPV nach und rückt kein Jota davon ab.
Die Arbeitsverhältnisse in der Schweiz sind − beispielsweise beim Kündigungsschutz
− weniger reglementiert als manchenorts im umliegenden Ausland. Auch der gewerk
schaftliche Organisierungsgrad ist bei uns tiefer. Die geringere Regelungsdichte ist Aus
druck einer liberalen Grundhaltung sowie unserer konsensbasierten Politik. Grundsätz
lich vertraut man einander; es ist vielfach nicht nötig, alles bis ins kleinste Detail zu re
geln. Gerade deshalb werden die Arbeitneh
merorganisationen mit einbezogen. Der MPV verhandelt als Partner, nicht als Gegner.
Heute ist Flexibilität mehr denn je gefor
dert. Überall. Das bietet Schwierigkeiten, aber letztlich auch Chancen. Verschiedene Branchen der Privatwirtschaft haben dies be
reits erfahren müssen. Denken wir zum Bei
spiel an die Uhren oder an die Textilindu
strie. Nur durch teilweise schmerzhafte An
passungen konnten sie ihr Überleben sichern.
Auch die Verwaltung muss ihre Strukturen überdenken.
Die Sozialpartnerschaft ist daher zu recht auch in den meisten GAVs verankert. Sie zeigt sich etwa im regelmässigen Austausch
im Rahmen der Verhandlungsdelegationen der Sozialpartner.
Was beinhaltet die Sozialpartnerschaft für den MPV? Es sind 5 Merkmale:
1. gegenseitige Anerkennung als Partner 2. Respekt und Spielregeln bei Verhand
lungen und Gesprächen
3. Bereitschaft, mit offenen Karten zu spie
len
4. Willen, gemeinsam optimale Lösungen zu suchen und zu finden
5. Integration der Interessen des Personals in die Zielsetzungen des Arbeitgebers
Über diese Punkte werde ich mich bei den nächsten Verhandlungen mit den Personal
verbänden verständigen müssen.
In diesem Sinne erwartet der MPV auch die konstruktive Mitarbeit der Arbeitgeber
seite. Gemeinsam finden wir gescheite Wege und gute Lösungen, sowohl für die Arbeitge
ber der Fleischwirtschaft wie auch für die Mitarbeitenden der Branche. Der Weg wird nicht immer einfach sein. Deshalb ist es wich
tig, eine tragfähige Sozialpartnerschaft zu bewahren. Eine solche erträgt es auch, dass man sich zwischendurch einmal streitet.
Der MPV ist vor über hundert Jahren ge
gründet worden und steht damit in der Ver
antwortung für die Arbeitnehmerpolitik. In all den Jahren haben die Führungsgremien des MPV in ihrer Funktion angenehme und schwierige Situationen erlebt. Zahllose Ver
handlungen und (Streit)Gespräche wurden geführt. Dabei wurde immer wieder bestä
tigt, dass in der Fleischwirtschaft auf allen Ebenen qualitativ hoch stehende Arbeit ge
leistet wird, selbst unter schwierigen Ver
hältnissen.
Für den MPV sind Arbeitsfriede und der permanente Dialog unter Branchenangehö
rigen eine Selbstverständlichkeit. Dies war gestern so, bleibt es heute und auch morgen.
Der MPV dankt allen Arbeitgebern und hofft, dass sie unseren Verband auch in Zu
kunft bei der Bewältigung dieser Herausfor
derungen unterstützen werden.
Nicht alle Trans-Fettsäuren in den gleichen Topf werfen
Alexandra Schmid, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Bern
In den letzten Wochen war das Thema trans- Fettsäuren (TFS) in den Medien prominent vertreten. Ausgelöst wurde dies durch die Un-
tersuchung verschiedener Lebensmittel auf ihren TFS-Gehalt durch die ETH. Obwohl in dieser Studie der Fokus auf TFS aus Lebens- mitteln mit teilgehärteten pflanzlichen Fetten lag, wird immer wieder erwähnt, dass TFS auch in Lebensmitteln tierischer Herkunft zu finden sind. Es drängt sich deshalb auf, dieses Thema genauer zu beleuchten.
Was sind und woher kommen trans-Fettsäuren?
TransFettsäuren sind einfach oder mehr
fach ungesättigte Fettsäuren, bei denen min
destens eine der Doppelbindungen eine an
dere räumliche Anordnung aufweist als bei
den üblicherweise vorkommenden Fettsäu
ren. Konkret heisst dies, die Wasserstoff
Atome an der Doppelbindung stehen einan
der diagonal gegenüber anstatt sich auf der gleichen Seite des Kohlenstoffgerüstes zu be
finden (Abb. 1). Die Fettsäuren erhalten durch eine solche transBindung eine andere räumliche Ausrichtung, was Auswirkungen auf ihre Eigenschaften und biologischen Wir
kungen hat.
TransFettsäuren entstehen hauptsäch
lich im Rahmen der industriellen Härtung von pflanzlichen Ölen mit Wasserstoff (flüs
sige Fette werden verfestigt), aber auch bei der Hitzebehandlung von Ölen, Fetten und Nahrungsmitteln, welche ungesättigte Fett
säuren enthalten. TFS finden sich deshalb vorwiegend in Brat und Frittierfetten so
wie Produkten mit hohem Anteil an teilge
härtetem Fett (z.B. Fertiggebäck, Fertigge
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richte, Süssigkeiten, Blätterteig). Natürli
cherweise entstehen transFettsäuren durch Bakterientätigkeit im Pansen von Wieder
käuern. Die dort angesiedelten Mikroorga
nismen wandeln ungesättigte Fettsäuren aus dem Futter zu gesättigten Fettsäuren
um, wobei neben geringen Mengen anderer Fettsäuren vor allem eine bestimmte TFS
Variante, die Vaccensäure, als Zwischenpro
dukt anfällt. TFS tierischer Herkunft sind deshalb hauptsächlich im Fett von Fleisch und Milch von Wiederkäuern anzutreffen.
Beim Schwein als NichtWiederkäuer fin
den sich hingegen nur dann TFS im Fett, wenn diese vom Tier mit der Nahrung auf
genommen werden.
Unterschiede zwischen TFS indus- trieller und tierischer Herkunft TransFettsäuren industrieller und tie
rischer Herkunft unterscheiden sich bezüg
lich Konzentrationen der einzelnen TFSVa
rianten. Generell machen Varianten der Öl
säure den Hauptanteil der TFS aus, d.h. es sind Fettsäuren mit 18 Kohlenstoffatomen und einer einzelnen transDoppelbindung.
Diese transDoppelbindung kann an ver
schiedenen Positionen in der Kohlenstoffket
te liegen. Bei teilgehärteten pflanzlichen Fet
ten finden sich hauptsächlich die trans9 C18:1 (Elaidinsäure) und die trans10 C18:1, bei den natürlich vorkommenden transFett
säuren überwiegt die trans11 C18:1 (Vaccen
säure) (Abb. 2). Können in teilgehärteten pflanzlichen Fetten die TFS bis zu 60% des Gesamtfettes ausmachen, so liegt ihr Anteil in tierischen Lebensmitteln unter 10%.
Abbildung 1: Cis- und trans-Struktur der Ölsäure (C18:1).
Gesundheitliche Wirkungen der trans-Fettsäuren
Untersuchungen zeigen, dass industrielle transFettsäuren eine Erhöhung des Gesamt
und LDLCholesterins (das sogenannte «bö
se» Cholesterin) und eine Reduktion des HDLCholesterins (das «gute» Cholesterin) bewirken können, was zu einem erhöhten Ri
siko für HerzKreislaufkrankheiten führt.
TransFettsäuren können ausserdem die Ei
genschaften von Zellmembranen und die Bil
dung von Signalstoffen beeinflussen, was z.B.
bei Neugeborenen und Kleinkindern einen Einfluss auf das Wachstum und die Entwick
lung haben kann. Unterschieden werden muss jedoch zwischen den TFS industrieller und tie
rischer Herkunft, denn bisher konnten nur die TFS industrieller Herkunft mit einem erhöh
ten Risiko für HerzKreislaufkrankheiten in Verbindung gebracht werden, nicht jedoch die TFS tierischen Ursprungs. Ein möglicher Grund wäre die geringere Aufnahme von TFS tierischer Herkunft verglichen mit den TFS industrieller Herkunft. Es könnte aber auch daran liegen, dass die HauptTFSVariante in Lebensmitteln tierischer Herkunft, die Vac
censäure, im Körper von Mensch und Tier in konjugierte Linolsäure (CLA) umgewandelt werden kann. Diese Gruppe von Fettsäuren, obschon auch zu den transFettsäuren gehö
rend, zeigte bisher in Studien an Zellkulturen
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Gehrig AG/Del Maître SA – Wachstum und Optimierung
Das Geschäftsjahr 2006 ist für die Laiteries Réunies Genève (LRG-Gruppe) positiv ver- laufen. Dazu gehören die Milch verarbeiten- den Betriebe Nutrifrais SA, Val d’Arve SA und Vivadis, beide mit Sitz in Plan-les-Ouates, W.
Ottiger mit Sitz in Dietikon, Chäs Max GmbH in Spreitenbach sowie die beiden Fleisch ver- arbeitenden Betriebe Gehrig AG in Balsthal und Del Maître SA in Satigny, welche gesamt- haft 681 Mitarbeitende beschäftigen. Der kon- solidierte Umsatz der Gruppe verzeichnet ein Wachstum von 3,3% auf 326 Millionen Fran- ken. LRG setzt ihre Entwicklung somit durch eine Optimierung ihrer Sparten fort und pro- filiert sich als unabhängiger Anbieter auf dem Frischproduktemarkt. Sowohl im Milchseg- ment wie im Fleisch- und Wurstwaren-Bereich hat LRG in einem von den europäischen Prei- sen beeinflussten Markt zugelegt. Angesichts dieses Umfelds wird das Wachstum durch In- novation angekurbelt.
Die Synergien im Fleischsegment mit der Spezialisierung von Del Maître SA auf Char
cuterie und Gehrig AG auf Frischfleisch be
wirkten eine bedeutende Zunahme von Vo
lumen und eine Steigerung des Umsatzes um 4%. Del Maître SA hat insbesondere in rund dreissig französischen Supermärkten Fuss gefasst, was etwa 30% des gesamten Export
marktes entspricht. Ausserdem ist die be
rühmte Choucroute garnie in Einzelportionen landesweiter Leader unter den Fertiggerich
ten geworden, während Gehrig AG erfolg
reich in die Grossproduktion von Hambur
gern eingestiegen ist.
Auszeichnungen für Del Maître SA Seit rund 15 Jahren beteiligt sich Del Maî
tre SA regelmässig an den Wettbewerben der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Frankfurt (D). Diese bietet Gelegenheit, ihre Erzeugnisse auf internationaler Ebene zu vergleichen und sie nach den Bewertungskri
terien der benachbarten Märkte beurteilen zu lassen. Der Prestige-Schinken geräuchert
und ungeräuchert hat dabei eine Goldmedail
le, der Prestige-Schinken ohne Schwarte eine Silbermedaille erworben. In der Schweiz fand 2006 erstmals der Wettbewerb «Gewählt Ge
schmack des Jahres» statt. Produkte aus ver
schiedenen Nahrungsmittelkategorien wer
den von marktrepräsentativen Konsumenten im Labor sensorischen Tests unterzogen.
Nicht weniger als 80 Personen beurteilen Ge
schmack, Aussehen, Geruch sowie die Konsi
stenz der Produkte. In der Kategorie Charcu
terie kann der Prestige-Schinken Je t’aime ein Jahr lang das Siegel «Gewählter Geschmack 2007» führen. Weitere Informationen sind unter www.goutgeschmack.ch verfügbar.
Neuheiten 2006: Die Produktverpa
ckungen erfordern ständige Überlegungen, denn die Konsum und Ernährungsgewohn
heiten wechseln dauernd. Dank der Mitwir
kung einer grossen schweizerischen Handels
kette ist die berühmte Choucroute garnie der Del Maître SA jetzt auch in Einzelportionen verpackt im Handel erhältlich und ist rasch zu einem Leader der Fertiggerichtefamilie aufgestiegen. «Das einzige Speckwürfeli aus 100% Schweinebauch», dieses Argument hat das Sortiment Del Maître SA zum Erfolg ge
führt. Seit April 2006 werden die Varianten Speckwürfeli natur und Speckstäbli in Einzel
verpackungen zu 100 Gramm angeboten. Im Werk in Satigny sind 122 Mitarbeitende be
schäftigt und der Gesamtumsatz betrug rund 42 Mio. Franken.
Mit auf europäischer Ebene gekröntem Schinken und neuen Verpackungen will Del Maître SA ein erstrangiger Akteur des schweizerischen Marktes bleiben und gleich
zeitig seine Präsenz im grenznahen franzö
sischen Markt ausbauen.
Der Exportmarkt
Die CharcuterieExporte der schweize
rischen Fleischbranche bleiben einstweilen sehr bescheiden, obwohl sie mengenmässig 2006 doppelt so hoch wie im Vorjahr sind. Bei rund 40 Tonnen jährlich (ohne Trockenfleisch) kann man ja noch nicht von einem neuen Markt reden. Die Schweizer Metzger sind noch in der Beobachtungsphase. Allerdings sind die Verwaltungsschranken, die gesetz
lichen Auflagen und die Preisunterschiede nicht gerade ermutigend. Die am 1. Januar 2007 in Kraft getretene Harmonisierung der schweizerischen und europäischen Gesetzes
grundlagen dürfte jedoch den Zugang zu den Nachbarmärkten erleichtern.
Die Preisfrage kann nicht ohne Mitwirken der Landwirtschaft und der Behörden gere
gelt werden. Die rund 150 Millionen Franken, die der Bund jedes Jahr auf die Importkon
tingente erhebt, kommen weder der schwei
Abbildung : Prozentuale Verteilung der trans-Varianten der Ölsäure aus industrieller und tierischer Herkunft.
und in Tieren positive Effekte bei Krebs, Dia
betes, Arteriosklerose, auf das Immunsystem und die Körperzusammensetzung.
In der Industrie sind Bestrebungen im Gange, den Gehalt an transFettsäuren aus teilgehärteten pflanzlichen Fetten zu mini
mieren. Die gesetzlichen Vorschriften Däne
marks (der Gehalt industrieller TFS muss unter 2% des Gesamtfetts liegen) dienen hierbei als Richtwert. Nicht davon betroffen sind Lebensmittel tierischer Herkunft, ob
wohl ihr TFSGehalt im Fett oft über dem vorgegebenen Wert liegt. Sie sind in Däne
mark auf Grund der wissenschaftlichen Hin
weise auf ihre Unbedenklichkeit von der gesetzlichen Regelung ausgenommen und auch bei uns in der Schweiz wird bisher auf sie bezogen kein Handlungsbedarf geortet.
Wichtig ist, dass nicht alle transFettsäuren in den gleichen Topf geworfen werden, denn je nach Herkunft unterscheiden sie sich in ihrer Struktur und Zusammensetzung und konse
quenterweise in ihrer Wirkung auf die Ge
sundheit.