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Emissionshandel brauchtdynamische Obergrenzen

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Academic year: 2022

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Windblatt: Behindern Emissionshandel und Erneuerbaren-Förderung einander in ihrer Wirkung für den Klimaschutz?

Claudia Kemfert: Nein, beide Instrumente haben ihre Daseinsberechtigung. Das EEG fördert neue Technologien und stärkt somit die Wettbewerbsfähigkeit und auch die Ver- sorgungssicherheit Deutschlands. Der Emis- sionsrechtehandel ist ein reines Instrument des Klimaschutzes, das CO2einen Preis gibt.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich um eine kosteneffiziente Maßnahme – allerdings nur, wenn alle Länder, Treib- hausgase und Sektoren einbezogen werden.

Derzeit nehmen aber nur Europa und Teile der USA daran teil, wobei sich der Handel auf die Sektoren Energie und Industrie be- schränkt. Auch bezieht er sich nur auf das Treibhausgas CO2. Somit sind wir weit weg von der idealen Welt. Aber man sollte in Richtung Optimum streben und bis dahin optimale Zwischenlösungen finden.

Windblatt: Was macht Ihrer Ansicht nach eine sinnvolle Klimapolitik aus?

Kemfert: Die bestehenden Förderungen sollten durch weitere Maßnahmen ergänzt werden, wie eine Förderung der Gebäude- dämmung oder nachhaltiger Mobilität, aber eben auch die gezielte Unterstützung von erneuerbaren Energien. Wichtig ist, dass al- le Instrumente gut aufeinander abgestimmt sind und die Wechselwirkungen der Instru- mente berücksichtigt werden.

Windblatt: Ist der Emissionshandel durch die lasche Zuteilungspraxis von Zertifika- ten an die Industrie und großzügige Ober- grenzen nicht gescheitert? Müssten sich die Vertreter der Erneuerbaren nicht ge- gen den Emissionshandel als untaugli- ches Förderinstrument wehren?

Kemfert: Das wäre übertrieben und auch nicht richtig. Der Emissionsrechtehandel ist ein kosteneffizientes und wirkungsvolles Instrument des Klimaschutzes. Sicher hat man bei der Einführung des Emissions- rechtehandels anfangs einige Fehler ge- macht, aus mangelnder Erfahrung aber auch aufgrund fehlender Informationen und Lobbyeinfluss. Es wurden zu viele Emissi- onsrechte verteilt und die Emissionsober- grenzen viel zu hoch angesetzt. Mittlerwei- le müssen die Emissionsrechte jedoch zum größten Teil gekauft werden und die EU- Kommission achtet auf die strikte Reduk- tion der Obergrenzen.

Die Emissionsobergrenzen sinken allmäh- lich ab, entsprechend den „Allokationsplä- nen“, die EU-Kommission und nationale Re- gierungen festlegen. Allerdings ist es wichtig, dass man die Obergrenzen weiter- hin auch kurzfristig dynamisch anpasst.

Wenn in anderen Bereichen, sei es durch gezielten Klimaschutz oder durch wirt- schaftlichen Einbruch, die Emissionen stark sinken, besteht die Gefahr, dass die Emissi- ons-Obergrenzen zu hoch sind und der CO2-

Preis absackt. Um das zu verhindern, sollte man dynamische Caps einführen.

Windblatt: Wie kann die Wirtschaftlichkeit bei Nutzung beider Klimaschutz-Instru- mente Emissionshandel und Erneuerba- ren-Förderung sichergestellt werden?

Kemfert: Wenn die Emissionen durch die Förderung erneuerbarer Energien gesenkt werden, sollten die Obergrenzen des Emis- sionsrechtehandels entsprechend ange- passt werden.

Windblatt: Wie lässt sich die CO2-Minde- rung durch Stromproduktion mithilfe er- neuerbarer Ressourcen sinnvoll im Emis- sionshandel berücksichtigen?

Kemfert: Die Emissionsobergrenzen müs- sen regelmäßig angepasst werden. Im Übri- gen können die Emissionen nicht nur durch die Förderung erneuerbarer Energien sin- ken, sondern auch durch andere Maßnah- men wie eine CO2-bezogene KFZ-Steuer oder die Gebäudesanierung.

Windblatt: Wer sollte beide Instrumente in welchem Turnus aufeinander abstimmen?

Kemfert:Es ist vor allem wichtig, dass die Emissionsobergrenzen regelmäßig dyna- misch angepasst werden. Eine jährliche Korrektur anhand einer bestimmten festen Formel wäre sicher sinnvoll. Dies könnten wie bisher die Politik und die EU-Kommis- sion vornehmen.

12 WINDBLATT 02 | 2009 I N T E R V I E W

Zu Jahresbeginn hieß es in den Medien, der Boom der Erneuerbaren bringe nichts für den Klimaschutz. Für jedes Gramm CO

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, das Windrä- der einsparten, dürfe durch den Emissionshandel in Osteuropa mehr Kohle verfeuert werden. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert hat sich in ihrem Buch „Die andere Klima-Zukunft – Innovation statt Depression“ ausgiebig mit der Frage befasst. Sie betont, die Obergrenzen im Emissionshandel müssten sich dynamisch an die CO

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- Einsparungen durch Erneuerbare anpassen, damit das Klima profitiere.

Claudia Kemfert

Emissionshandel braucht dynamische Obergrenzen

Prof. Dr. Claudia Kemfert.

Foto:Sabine Braun

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