Repetitorium
Anaesthesiologicum
Ein neues Modell der beruf- lichen Weiterbildung hat die „Deut- sche Akademie für Anästhesiologi- sche Fortbildung" entworfen. Seit dem vorigen Jahr bietet sie ein Re- petitorium Anaesthesiologicum an, das angehenden Ärzten für Anäs- thesie wesentliches theoretisches Wissen ihres Fachgebietes vermit- teln soll.
Weder das Studium noch die mehrjährige klinische Weiterbildung gewährleisten, daß zukünftige prak- tizierende Ärzte und Ärztinnen für Anästhesie neben der praktischen Erfahrung das notwendige theoreti- sche Spezialwissen ihrer Fachrich- tung erlangen, so der Initiator und Leiter des Repetitoriums Prof. Dr.
Dr. Klaus A. Lehmann, Institut für Anästhesiologie der Universität zu Köln. Während des Studiums gehen freiwillige Vorlesungen über allge- meine Grundlagen des Faches nicht hinaus. In der klinischen Weiterbil- dung dann ermöglicht die starke Einbindung in den Krankenhausbe- trieb den Assistenzärzten nur höchst selten, Fortbildungsmöglichkeiten wahrzunehmen, sofern diese über- haupt bestehen. In den Gebietsarzt- prüfungen wird das oft erschreckend mangelhafte theoretische Wissen der Kandidaten immer wieder auf- gedeckt.
Intensivkurs in lockerer Atmosphäre
Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde das anästhesiologische Repe- titorium eingerichtet. Während ei- nes achttägigen Kurses werden ins- gesamt 45 Themengebiete abgehan- delt. Sieben Hochschullehrer refe- rieren über die Anästhesie-relevan- ten Grundlagen von Physiologie und Pathophysiologie sowie die spezielle Pharmakologie anästhesiologischer Medikamente; daran anschließend werden allgemeine Maßnahmen der Patientenversorgung, spezielle Pro- bleme in den verschiedenen chirur- gischen Disziplinen sowie die wich- tigsten Komplikationen erörtert. In
langen Mittagspausen können die Teilnehmer in fiktiven Prüfungen, die den Gebietsarztprüfungen ent- sprechen, ihr Wissen testen. Abends werden — auch mit Unterrichtsvideos
— EKG- und Röntgen-Thorax-Semi- nare angeboten. In einer ungezwun- genen Atmosphäre sollen die Do- zenten jederzeit ansprechbar sein, so daß die Teilnehmer des Repetito- riums ihr Wissensbedürfnis unge- hemmt stillen können.
Die ersten beiden Veranstaltun- gen im Februar und Oktober 1987 in Sonthofen und Mayrhofen waren ein voller Erfolg, wie Professor Leh- mann berichtet. Die überwältigende Mehrzahl der Teilnehmer lobte die
Die psychiatrische Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland ist trotz vielfältiger Anstrengungen in den zurückliegenden Jahren im- mer noch nicht flächendeckend und in vielen Psychiatrischen Abteilun- gen und Anstaltskrankenhäusern kaum ausreichend, wie in jüngster Zeit im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT wiederholt dargestellt. Dies gilt sowohl was die personelle Aus- stattung als auch die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen in den Kliniken und in den Ambu- lanten Diensten betrifft. Mit dieser erneuten Feststellung hat der Fach- ausschuß „Seelische Gesundheit"
der Deutschen Zentrale für Volks- gesundheitspflege e. V. (DZV) (Frankfurt/M. , Münchener Straße 48) an die Verantwortlichen in Bund und Ländern appelliert, Sofortmaß- nahmen auch im Zusammenhang mit dem geplanten Gesundheits-Re- formgesetz (GRG) einzuleiten.
Der Präsident der Deutschen Zentrale, zugleich Vorsitzender des Fachausschusses „Seelische Ge- sundheit", Prof. Dr. med. Dr. h. c.
Hans-Werner Müller (Meerbusch), kritisierte die mehr als zögerliche und schleppende Bearbeitung des mit erheblichen Bundesmitteln aus- gestatteten Modellprojektes „Am- bulante Psychiatrie" und des um- fangreichen durch eine Experten- kommission begleiteten Abschluß-
Fortbildungsveranstaltung in höch- sten Tönen. Der nächste Termin im Mai 1988 wieder in Mayrhofen ist bereits ausgebucht.
Das Repetitorium Anaesthesio- logicum wurde vom nordrhein-west- fälischen Kultusminister als eine Veranstaltung im Rahmen des Ar- beitnehmerweiterbildungsgesetzes anerkannt. Es wird von der Europä- ischen Akademie für Anästhesiolo- gie für die Vorbereitung auf ein Eu- ropäisches Diplom dieser Fachrich- tung empfohlen. Nach dem Urteil Prof. Lehmanns wäre die Organisa- tion derartiger Repetitorien auch für andere Fachrichtungen wünschens- wert. öck
berichtes, für den das Sozialwissen- schaftliche Institut Prognos AG, Ba- sel/Köln, im Auftrag des Bundesge- sundheitsministeriums seit Jahren tätig ist. Die Deutsche Zentrale für Volksgesundheitspflege beruft sich mit ihren Forderungen auch auf die Sonderkonferenz der Sozial- und Gesundheitsminister der Länder (vom 24. Februar), die ebenfalls im Rahmen des Strukturreformgesetzes im Gesundheitswesen eine wesent- liche Verbesserung der psychiatri- schen Versorgung erwarten, insbe- sondere einen Ausbau der gemein- denahen Versorgung und eine Stär- kung des ambulanten und komple- mentären Bereichs. Auch die Län- derkonferenz ist nicht länger bereit, zuzuwarten, bis die wissenschaft- liche Begleitforschung zum Modell- programm und die Reformvorschlä- ge der Expertenkommission der Bundesregierung vorliegen.
Prof. Müller hat an das Bundes- gesundheitsministerium appelliert, alles zu unternehmen, die seit mehr als fünf Jahren vakante Leitung des Psychiatrie-Referates im Bundesge- sundheitsministerium mit einem qualifizierten Psychiater zu beset- zen, „damit dieser mit seinem Sach- verstand und der notwendigen Au- torität die eingeleiteten Aktivitäten zur Abstellung der Defizite in der psychiatrischen Versorgung aktiv unterstützen kann". EB
Psychiatrie: Sofortmaßnahmen verlangt
A-1260 (38) Dt. Ärztebl. 85, Heft 18, 5. Mai 1988