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Archiv "Studiengang „Humanitäre Hilfe“" (09.09.1994)

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Academic year: 2022

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POLITIK

mangelhaften Vorbereitung übten jedoch vor allem auch andere Hilfs- organisationen. „Diese Aktion ent- spricht nicht den Prinzipien einer humanitären Aktion", sagte Martin Kleene, Sprecher von Caritas Inter- national in Freiburg. Wer sich das von Care Deutschland verschickte Merkblatt anschaut, wird sich tatsächlich des Eindrucks einer all- zu nachlässigen Vorbereitung nicht erwehren können. So heißt es zum Beispiel lediglich: „Impfungen sind freiwillig, aber zweckmäßig " Ein Hinweis darauf, daß sich die Ärzte in einem Kriegsgebiet befinden, fehlt völlig. Und dabei wurden aus den Flüchtlingslagern zunehmende bürgerkriegsähnliche Zustände ge- meldet.

Auch die Caritas habe 250 Hel- fer im Einsatz, verglich Caritas- Sprecher Kleene. Doch sie seien Ruander und Zairer und würden sich bestens auskennen. Außerdem sprächen sie perfekt französisch und die Hutu-Sprache, sagte Klee- ne. Dr. med. Benno Uhre, Chirurg aus Köln, der in Ruanda in einem Krankenhausprojekt mitgearbeitet hatte, hält auch die Einsatzdauer von 14 Tagen für viel zu kurz.

Über die Zusammenarbeit der Organisationen gibt es unterschied- liche Angaben. Kleene betonte aus- drücklich die gute Zusammenarbeit der Hilfswerke. Täglich hätten Ab- stimmungsgespräche stattgefunden.

Peter von Zchinsky von der Inter- nationalen Gesellschaft für Men- schenrechte dagegen schrieb: „Die Koordination zwischen den einzel- nen Organisationen ist gleich Null, im Gegenteil, es sind sogar Berührungsängste da, und jeder versucht dem anderen eine gute Po- sition, einen Standort in den Lagern wegzunehmen." Nöldner bekräftig- te dagegen mehrmals, daß Care keinerlei Probleme mit anderen Or- ganisationen habe. Die UNHCR habe ihn sogar ausdrücklich um die Weiterarbeit von Care gebeten.

Prof. Dr. med. Erich Kröger, Tro- penmediziner und Einsatzleiter in Goma, sagte, die Organisation habe mittlerweile vom Hohen Flücht- lingskommissariat der Vereinten Nationen Aufgaben zugewiesen be- kommen.

AKTUELL

Fehler räumt Nöldner aller- dings ein und reicht die Verantwor- tung gleich weiter: Als Hauptge- schäftsführer des Hartmannbundes habe er die Organisationsfähigkeit deutscher Ärzte sehr hoch einge- schätzt. „Wir sind deshalb davon ausgegangen, daß spontane Struk- turen für einen reibungslosen Ein- satz sorgen würden. Das konnte un- ter den spezifischen Bedingungen jedoch nicht stattfinden." Die Moti- ve der vorzeitig zurückgekehrten Helfer habe man im einzelnen noch nicht erforscht. Verschiedene Rück-

kehrer schilderten jedoch recht an- schaulich die Zustände in den La- gern. Sie berichteten von zahlrei- chen Ruhrfällen unter den Flücht- lingen, von ausgehungerten und

„ausgetrockneten" Kindern sowie von endlosen Warteschlangen vor den Medizinstationen. Die Cholera- epidemie sei bereits abgeklungen gewesen.

Aus den anfänglichen Anlauf- schwierigkeiten habe seine Organi- sation Konsequenzen gezogen, sag- te Nöldner. So soll vorübergehend die Anzahl der Freiwilligen auf 120

Studiengang „Humanitäre Hilfe"

Mit Beginn des Wintersemesters 1994/95 bietet die Ruhr-Universität Bo- chum den europäischen Studiengang „Humanitäre Hilfe" an. Neben dem Bo- chumer Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) haben die Universitäten Aix Marseille (Frankreich), Deusto-Bilbao (Spanien), Louvain (Belgien) und Oxford (Großbritannien) den neuen Studi- engang eingerichtet. Das ein Jahr dauernde Zusatzstudium schließt mit dem Magistergrad ab und soll die Studenten dazu ausbilden, humanitäre Hilfsope- rationen effektiv planen und durchführen zu können.

Pro Studienjahr können 20 Studenten ausgebildet werden. Wenngleich für das kommende Wintersemester Curriculum und Terminplanung feststünden, warte das Institut noch auf die offizielle Genehmigung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, sagt Dr. Horst Fischer, Akademischer Direktor des IFHV. Er rechne aber täglich mit einer Zusage, nicht zuletzt, weil die Initiative für den Studiengang auf eine Koopera- tion mit ECHO zurückgehe.

Das Studium „Humanitäre Hilfe" steht grundsätzlich zwar Absolventen al- ler Fachrichtungen offen. In erster Linie richtet sich das Angebot jedoch an In- teressenten mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium in Geographie, Ge- schichte, Medizin, Wirtschaftswissenschaften, Jura, Kommunikationswissen- schaften oder Psychologie. Abschlüsse an den Hochschulen der fünf beteiligten Universitäten würden zudem gegenseitig anerkannt.

Das Zusatzstudium ist nach Mitteilung des Bochumer Instituts interdiszi- plinär angelegt. Die Ausbildung in den fünf Grundfächern erfolgt während des ersten Semesters an der jeweiligen Heimatuniversität. Basiswissen erhalten die Studenten in Völkerrecht, Geographie/Geopolitik, Medizin/Epidemiologie, Wirtschaftswissenschaften/Management und Anthropologie/Ethnologie. Im zweiten Semester können sie sich in einem oder mehreren dieser Fächer spe- zialisieren. Dies ist auch an einer der ausländischen Universitäten möglich. Ex- perten aus den humanitären Organisationen sollen zu Vorträgen eingeladen werden, um Einzelaspekte der humanitären Hilfe mit den Studierenden zu erörtern.

Bestandteil des Studienjahres sind darüber hinaus ein Praktikum bei einer nicht-regierungsamtlichen oder internationalen Organisation vor oder im An- schluß an die Spezialisierungsphase. Auch bei diesem zweimonatigen Studien- abschnitt ist es den Studenten freigestellt, ihn im In- oder Ausland abzuleisten.

Für den Fall eines Auslandsaufenthalts ist eine Förderung im Rahmen des ERASMUS-Programms der Europäischen Union sichergestellt, teilt das Bo- chumer Insitut mit,

Bewerbungen für das Wintersemester 1995/96 sind einzureichen beim: In- stitut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht, Ruhr-Uni- versität Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, Tel 0234/7007366, Fax

7094208. Petra Spielberg

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 36, 9. September 1994 (21) A-2301

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