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ie Ausstellung „Das To- tenbuch der Ägypter“, die seit Ende September für mehrere Monate in Mün- chen zu sehen ist, rief bereits in Berlin ein reges Interesse her- vor. „Mehr als jedes andere Land enthält Ägypten Wun- derbares“, schrieb Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. Man denkt an die Pyramiden (ab 2500 v. Chr.), an die Sphinx, Tutenchamun und Ramses.Ramses der Große ist es auch, dessen Büste den Besucher im
Eingangsbereich des Mu- seums empfängt. Weniger be- kannt, doch ebenso bedeutend ist das ägyptische Totenbuch.
Es sind Spruchsammlungen auf Papyri oder Mumienbin- den, die seit dem Neuen Reich (1540–1075 v. Chr.) vorneh- men Verstorbenen mit ins Grab gegeben wurden.
Nachdem Champollion 1822 die Hieroglyphen entziffert hatte, veröffentlichte Carl Ri- chard Lepsius 1842 in Berlin erstmals eine Sammlung die- ser altägyptischen Sprüche
und prägte die Bezeichnung
„Totenbuch“ (ägyptisch „Das Buch vom Herausgehen am Tage“). Mit seinen magischen Texten diente es dem Verstor- benen „als schriftlicher Pass“
auf seiner Reise ins Jenseits.
Die fast 200 poetisch und me- trisch geformten Sprüche sind ein hohes literarisches Zeug- nis des alten Ägypten.
Unter den 150 Exponaten der Ausstellung sind viele Ori- ginalobjekte; hauptsächlich Papyri aus dem Neuen Reich
im Dialog mit anderen Expo- naten von Rang: Särgen und Grabreliefs, Mumienporträts und Stuckmasken, Grabbei- gaben wie Kanopen, Uscheb- tis und Amuletten. Höhe- punkt der Ausstellung ist die große vergoldete Sargmaske der Königin Sat-Djehuti, (um 1650 v. Chr.), eine der Stamm- Mütter der Dynastien des Neuen Reiches. Die Rücksei- te ihrer Maske zeigt einen der ältesten Totenbuch-Texte. Auf den Innenseiten eines der Ka- stensärge aus Holz, der aus
dem Mittleren Reich (um 1900 v. Chr.) stammt, stehen Sprüche aus den Sargtexten, den Vorläufern des To- tenbuchs.
Bemalte Kä- sten enthielten Uschebti („Ant- worter“), die für den Toten einspringen mussten, falls er schwere Arbeit im Jen- seits verrichten sollte. Am Fußende des Sarges wurden die Eingeweide in Krügen aus Kalkstein verwahrt (Kano- pen). Ihre Deckel tragen die Köpfe der vier Horussöhne, die seit dem Mittleren Reich besondere Schutzgötter der Toten waren.
Bei den Papyrusrollen des Totenbuchs gehören Text und Bild zusammen. Sie zeigen, wie der Mensch mit einem so genannten negativen Sünden- bekenntnis sich vor 42 Toten- richtern verantworten muss- te. Sein Herz wurde von Anu- bis (Gott des Mumifizierens) und Horus gewogen. War es durch die Sünden zu schwer, verschlang ihn die „Seelen- fresserin“, und er war als Schatten von der Weiterexi- stenz ausgeschlossen. Doch wer vor dem obersten Toten- richter Osiris bestand, durfte im Paradies sein irdisches Le- ben unter idealen Bedingun-
gen fortsetzen.
Diese Tradition blieb über 2 000 Jah- re bis in die Römer- zeit fast unverändert.
Der größte Teil der gezeig- ten 25 illustrierten Totenbü- cher von 50 m Länge kommt aus den Beständen des Ägyp- tischen Museums Berlin. Das Totenbuch als wichtigstes Werk der religiösen Literatur im alten Ägypten wurde von Erik Hornung, fußend auf der alten Ausgabe von Lepsius, vollständig ins Deutsche über- tragen.
Trotz aller Erfolge der modernen Medizin ist die körperliche Vergänglichkeit des Menschen nicht zu über- winden. Religiöse Vorstel- lungen beschäftigen sich da- mit, was nach dem Tod mit dem Geist geschieht – Fragen, die heute so aktuell sind wie vor Jahrtausenden. Die alten Ägypter waren von einer jen- seitigen Existenz überzeugt.
Ihre Spiritualität, die die My- sterien des Totenreichs um- fasste, ist durch die ausge- zeichnete Darstellung gut verständlich. Maja Rehbein
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 5010. Dezember 2004 AA3437
Die gemeinsam mit dem Ägyptischen Museum und Papyrussammlung Berlin erar- beitete Ausstellung „Himmelsaufstieg und Höllenfahrt – Das Totenbuch der Ägyp- ter“ wird bis zum 20. Februar 2005 im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst München gezeigt (Residenz, Hofgartenstraße 1, 80333 München, Telefon: 0 89/
29 85 46). Öffnungszeiten: montags geschlossen, dienstags von 9 bis 17 und 19 bis 21 Uhr, mittwochs bis freitags von 9 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder bis 16 Jahre frei. Eine CD-ROM mit Inhalten der Audioführung wird Ende des Jahres über das Museum er- hältlich sein.Weitere Hinweise unter www.aegyptisches-museum-muenchen.de.
Sargmaske der Königin Sat-Djehuti
Totenbuch der Hausherrin Keku Papyrus, Ptolemäerzeit, 4. – 1. Jahr- hundert v. Chr.
Fotos:Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
Das Totenbuch der Ägypter
Himmelsaufstieg und Höllenfahrt
Höhepunkt der Ausstellung in München ist die große vergoldete Sargmaske der Königin Sat-Djehuti.
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