Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 21⏐⏐22. Mai 2009 [95]
B E R U F
Ein freundlicher und qualifizierter Arzt reicht Privatpatienten nicht aus.
Zwar achtet mehr als die Hälfte der Privatversicherten bei der Auswahl ihres Arztes auf ein nettes und qualifi- ziertes Praxisteam. Doch mindestens ebenso wichtig ist den Privatpatienten eine funktionierende Praxisorganisa- tion. 44 Prozent fordern, dass verein- barte Termine eingehalten werden und die Wartezeiten kurz bleiben.
Weitere 40 Prozent wünschen sich ei- ne zeitnahe Terminvergabe. Das sind die Ergebnisse der „TQmed-Studie“, die von der SGS-TÜV GmbH in Kooperation mit dem IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsfor- schung erstellt wurde. Die Grundlage hierfür bildete die Befragung von mehr als 1 000 privat Krankenversi- cherten in Deutschland. Die Daten wurden zwischen dem 8. November und dem 11. Dezember 2008 erhoben.
Die befragten Privatpatienten stören sich bei ihren Ärzten vor al- lem an organisatorischen Mängeln.
Beispiel: Praxiszeiten. 79 Prozent der Privatpatienten wünschen sich kundenfreundlichere Öffnungszei- ten – etwa am Abend und am Wo-
chenende. Doch nur jeder Sechste stellt hier seinem Arzt ein gutes Zeugnis aus. Das gleiche Bild zeigt sich im Wartezimmer. 94 Prozent der Privatpatienten erwarten einen unkomplizierten Anmeldevorgang.
Doch nur jeder Dritte ist damit aktu- ell voll zufrieden. Weitere Defizite gibt es darüber hinaus bei der Ter- minvergabe, den Wartezeiten und der Qualität der Aufklärung.
Diese Patientenkritik ist eine wert- volle Orientierungshilfe für Ärzte.
Denn funktionieren die Abläufe in der Praxis nicht reibungslos, scheuen die Privatpatienten auch vor einem Praxiswechsel nicht zurück. Immer- hin jeder vierte Befragte war in den vergangenen zwei Jahren bei fünf oder mehr Ärzten in Behandlung.
„Ärztinnen und Ärzte, die aktiv werden und in ihr Praxismanage- ment investieren, steigern die Zu- friedenheit ihrer Privatpatienten und damit auch ihre Einnahmen“, schluss- folgert die SGS-TÜV GmbH. Der Aufbau eines praxisinternen Quali- tätsmanagements sei dafür die ent- scheidende Grundlage. Lasse sich der niedergelassene Arzt dieses
Qualitätsmanagement von einem externen Experten zertifizieren, bilde dies einen zusätzlichen Mehrwert.
Ein unabhängiges Gütesiegel doku- mentiere den hohen Qualitätsstan- dard der Arztpraxis nach außen und schaffe so bei den Privatpatienten das notwendige Vertrauen in funk- tionierende Abläufe bei der Anmel- dung und der Behandlung.
Die für 2009 geforderte Zertifi- zierung aller Arztpraxen bietet eine gute Chance, Schwächen im Pra- xismanagement zu beheben und da- durch die Attraktivität der Praxis für Privatpatienten zu erhöhen. JF
STUDIE ZUR ARZTWAHL
Worauf Privatpatienten achten
RATGEBERHEFT
Prävention bei Kindern
Die sächsischen Heilberufekam- mern haben ein Heft zur Kinder- und Jugendprävention herausgege- ben. Ziel des 28-seitigen Ratgebers
„Kinderstube“ ist es, entwicklungs- psychologische Hintergründe zu be- leuchten und daraus konkrete Rat- schläge abzuleiten.
„Gesundheitserziehung von Kin- dern und Jugendlichen ist ein Kern- bestandteil unseres täglichen heilbe- ruflichen Handelns“, sagt Prof. Dr.
med. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer.
Dabei gehöre Prävention im Kindes- und Jugendalter zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben.
Das Ratgeberheft richtet sich an alle, die im Leben Heranwachsen- der eine Rolle spielen: Eltern, Groß- eltern, Tagesmütter, Erzieher, Leh- rer, Pädagogen und natürlich an die Kinder selbst. „Kinderstube“ liegt ab Mitte Mai bei Kinder- und Jugend- ärzten, Zahnärzten, Tierärzten so- wie in allen sächsischen Apotheken aus. Danach ist eine vierteljährliche Erscheinungsweise geplant. hil Nach Angaben des Statistischen
Bundesamts waren im Jahr 2007 in Deutschland 393 000 Pflegekräfte für die Versorgung von 17,2 Millio- nen vollstationär behandelten Kran- kenhauspatienten und -patientinnen im Einsatz. Damit gehören zum Pflegedienst 46 Prozent des nicht ärztlichen Krankenhauspersonals;
darunter 318 000 Krankenpfleger und -pflegerinnen, 38 000 Kinder- krankenpfleger und -pflegerinnen sowie 18 000 Krankenpflegehelfer und -helferinnen.
Der Frauenanteil an den Pflege- kräften insgesamt lag im Jahr 2007 bei 86,4 Prozent. Bei den Kinder-
krankenpflegern und -pflegerinnen waren es sogar 98,4 Prozent.
Rund die Hälfte der Krankenhaus- mitarbeiter im Pflegedienst (46,7 Prozent) ist teilzeit- oder gering- fügig beschäftigt. Umgerechnet auf die volle tarifliche Arbeitszeit ent- sprechen die 393 000 Pflegekräfte 298 000 Vollkräften in der Kranken- pflege. Eine Vollzeit angestellte Pfle- gekraft versorgte 2007 im Durch- schnitt 58 Patienten und Patientinnen.
Im regionalen Vergleich betreute eine Pflegevollkraft in Mecklenburg- Vorpommern die meisten Fälle (63), die wenigsten eine Vollkraft in Bre- men (52) und Hamburg. hil
STATISTIK