Arzneimittelinnovation
Kontrovers
Manfred Albring, Eberhard Wille (Hrsg.): Innovationen in der Arzneimitteltherapie. Defi- nition, medizinische Umsetzung und Finanzierung. Bad Orber Gespräche über kontroverse Themen im Gesundheitswesen 25.–27. 10. 1996.Allokation im marktwirtschaftlichen System 40, Heinz König, Hans-Heinrich Nachtkamp, Ulrich Schlieper, Eberhard Wille (Hrsg.), Verlag Peter Lang, Frankfurt/Main, Ber- lin, Bern, New York, Paris, Wien, 1997, 160 Seiten, 38 DM
Im Oktober 1996 – im Schatten gewaltiger Budget- überschreitungen bei Arznei- mitteln und ebenso gewaltiger Regreßforderungen der Kas- sen gegenüber der Ärzte- schaft – hatte die Schering AG Vertreter der Kranken- kassen, der Ärzteschaft, aus Wissenschaft und Pharmain- dustrie zu einem Workshop über Stellenwert und Finan- zierbarkeit von Arzneimittel- innovationen eingeladen. Der vorliegende Band dokumen- tiert ausführlich die Stellung- nahmen der Redner, die Er- gebnisse der Workshops so- wie die abschließenden Dis- kussionsbeiträge. Eine über- sichtliche Einleitung und trotz bleibender Kontroversen eine ausführliche Zusammenfas- sung der Ergebnisse helfen
dem Leser, sich zu orientieren und die verschiedenen Posi- tionen einzuordnen.
Obwohl sich die gesetz- lichen Rahmenbedingungen mittlerweile geändert haben und die Arzneimittelbudgets durch Richtgrößen abgelöst werden sollen, ist die Doku- mentation des Bad Orber Gesprächs nachlesens- und bedenkenswert. Das Neben- einander der verschiedenen Standpunkte verdeutlicht, wie der Begriff der Innova- tion stets instrumentalisiert und der eigenen politischen Argumentation untergeord- net wird: Schon der Versuch, sich über eine Begriffsdefini- tion zu einigen, scheitert. Die Frage, wer, wann, unter wel- chen Bedingungen und nach welchen Kriterien ein Pro- dukt als Innovation definiert, scheint unabhängig von wis- senschaftlichen Kriterien vor allem ökonomisch und poli- tisch motiviert zu sein und wird somit auch unter verän- derten Rahmenbedingungen aktuell bleiben.
Der Tagungsband erhebt keinen Anspruch auf Kon- sensbildung. Er bietet Inter- essierten einen durchaus le- senswerten Überblick über Positionen und Hintergrün- de, enthält allerdings nichts, was man an Argumenten nicht schon gehört hätte.
Heike Korzilius, Köln
A-318 (10) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 7, 13. Februar 1998
S P E K T R U M BÜCHER
War vor 30 Jahren „Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung“ ein Verkaufsschlager, so ist es heute „Kin- der brauchen Grenzen“. Dem Thema nehmen sich in letzter Zeit immer mehr Autoren an, so auch Dr. med. Michael Rohr, Kinderarzt aus Freiburg und Vater von vier Kindern. Sein Buch ist ein leicht verständlich geschriebener Ratgeber voller Beispiele. Rohr plä- diert für das Setzen und Einhalten von Grenzen, und zwar von Anfang an. Er versteht sie als sicheren Halt für Kin- der, die damit überfordert seien, große Freiräume früh allein zu füllen. Einen Mangel vieler Erziehungsratgeber hat aber auch dieser: der Unterton stimmt nicht. Zu viele „müssen“, „sollen“ und Ausrufezeichen umgeben die durchaus gutgemeinten Tips. Keine unehrlichen Aktionen, keine Flasche als letzte Mahl- zeit am Abend, keine Tricks beim Einschlafen – welche Eltern schaffen das alles auf einmal? (Dr. med. Michael Rohr: Freiheit lassen – Grenzen set- zen, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 1998, 144 Seiten, 16,80 DM) Rie