Aufsätze • Notizen PERSONALIA
Karl Winter zum Achtzigsten
Dr. med. dent. Karl Winter (Düssel- dorf), der am 14. Januar seinen 80.
Geburtstag beging, ist in dieser Zeit- schrift bei früheren Anlässen so aus- führlich gewürdigt worden, daß es bei dem neuerlichen Anlaß wohl er- laubt ist, eine Laudatio wiederzuge- ben, die nicht auf die Lebensdaten, sondern auf den Menschen Karl Winter eingeht, nämlich die kurze Ansprache, die Dr. Hans Wolf Mu- schallik, der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung, während der Geburtstagsfeier an den Jubilar Dr. med. dent. Karl Winter, Ehrenpräsident des Bundes- verbandes der Freien Berufe, gerich- tet hat:
„Sehr geehrter Herr Präsident hochgeachteter Ehrenpräsident und verehrter Jubilar!
So ähnlich, sehr geehrte Festver- sammlung, müßte wohl auch mei- nerseits die Anrede lauten, wenn ich Dir, lieber Karl Winter, für die Ärzte zu Deinem heutigen Geburtstag herzliche Glückwünsche entbiete.
Einmal hast Du aber bis jetzt schon so viele Lobsprüche gehört, daß ich mich nicht der Beschimpfung des alten Horaz aussetzen möchte, der gesagt hat: „0 imitatores, servum pecus."
Zum anderen besteht bei einer Lau- datio dann, wenn man dem zu Eh- renden über lange Jahre freund- schaftlich verbunden ist, stets die Gefahr, daß einen, wenn man mit lobenden und preisenden Worten so richtig in die vollen geht, ein ironi- scher Blick trifft, der besagt: „Nun übernimm Dich mal nicht, mein alter Junge!"
Und so kommt mir Mephistos „Pro- log im Himmel" in den Sinn, als die- ser zum Herrn sagt:
„Verzeih`, ich kann nicht hohe Wor- te machen, und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt:
Mein Pathos brächte Dich gewiß zum Lachen — hätt'st Du Dir nicht das Lachen ab-
gewöhnt."
Nun, mein lieber Karl Winter, das Lachen hast Du Dir zum Glück bis heute nicht abgewöhnt, und ich will mich natürlich auch nicht in der Nä- he von Mephisto sehen, aber eines ist bei diesem Vergleich, wie ich meine, recht zutreffend: Die Rolle des hohen Herrn, lieber Karl Winter, steht Dir bis heute unverändert gut an. Du bist, lieber Karl, nicht nur ein gerontologischer Glücksfall, son- dern bis heute ein stabiler berufs- und verbandspolitischer Eck- und Weisheitszahn, den auch der be-
rühmt-berüchtigte Zahn der Zeit nicht paradentosieren konnte.
Liest man in den Biographien der Säulenheiligen quicker Langlebig- keit, Adenauer und Churchill, dann finden sich manche Parallelen, die Deine heutige Vitalität verständlich machen. Du hältst viel von der Ge- walt des amüsanten Wortes in gelö- ster Unterhaltung und weißt das äl- teste Psychopharmakon unseres abendländischen Kulturkreises, den Wein, wohl zu schätzen, und Du könntest auch heute wie Adenauer reagieren, der im Jahre 1964, damals 88jährig, im Hinblick auf den zur De- batte stehenden 76 Jahre alten Tschiangkaischek sagte:
„Wissense, auf den ollen Tschiang- kaischek kann man sich eich` mehr verlassen, der is` schon zu alt je- worden."
Und von Churchill sagt man ja, daß er ein so ausgezeichnetes Vegetati- vum gehabt haben soll, daß er nicht nur große Mengen von Nikotin und Whisky, sondern vermutlich auch Klistiere mit Glassplittern anstands- los vertragen hätte.
Ja — Alter ist nicht gleich Alter, und jeder erfüllt seine Aufgaben nach seiner Art und seinen Veranla- gungen.
Du, lieber Karl Winter, warst immer mit geschärftem Blick und Ohr auf Jagd, sei es in den Klüften jeglicher
Ein herzlicher Glückwunsch zum Acht- zigsten für Dr. med. dent. Karl Winter (links) vom KBV-Vorsitzenden Dr. Hans Wolf Muschallik Foto: Theo Vogt
Politik, sei es im Revier von Wald und Flur, und das stets nach der Devise:
„Ein Jäger, der nicht herzhaft trinkt, nicht liebt und frohe Lieder singt, und niemals spricht ein Wort Latein, das kann kein rechter Jäger sein.
Gar treulich liebt der Jägersmann die lautre Wahrheit dann und wann, nur ab und zu und hier und da, kommt er der Phantasie zu nah."
In unserer die Technik vergötzenden Computerwelt hat aber die Phanta- sie wirklich noch einen Platz. Und den muß sie auch weiterhin behaup- ten, was weit vor unserer Epoche der Mikroprozessoren Theodor Heuss erkannte:
„Eines Tages werden die Maschinen vielleicht denken", sagte er, „aber — sie werden niemals Phantasie haben."
Phantasie für Trends und Tenden- zen hast Du, lieber Karl Winter, im- mer gehabt und dabei einen instinkt- sicheren Sensus für das politisch Machbare und Mehrheitsfähige be- wiesen. Diese Gaben wünsche ich Dir auch für die Zukunft von ganzem
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 8 vom 21. Februar 1980 489
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Herzen und die Kriterien, welche Voltaire für sein alertes Jahrgangs- kaliber aufstellt:
„Ich habe nicht den zähen Eigen- sinn der alten Leute.
Ich bin geschmeidig wie ein Aal, lebhaft wie eine Eidechse und immer auf dem Sprung wie ein Eich- hörnchen."
In diesem Sinn wünsche ich Dir noch viele gesunde Jahre — zäh, aber konziliant, geschmeidig und lebhaft und vor allem immer auf dem Sprung.
Lieber Karl, es könnte der Eindruck entstehen, als hätte ich Dir am heuti- gen Tage außer frohen Worten und einer Radierung des Schloßturms in Deiner geliebten Heimatstadt Düs- seldorf nichts zu bieten. Dem ist nicht so. Denn ich kann Dich über- zeugt heute der dankbaren Freund- schaft der Ärzteschaft versichern, für die ich die Ehre hatte zu spre- chen. Und da ich weiß, daß Freund- schaft aus vielen Quellen fließt, am reinsten aber aus der gegenseitigen Achtung, ist es mir eine aufrichtige Freude, Dir, lieber Octogintaner, in diesem Sinne meine besondere Re- verenz zu erweisen.
„Glück auf! lieber Karl Winter." ❑
Prof. Dr. med. Rudolf Bachmann, emeritierter Ordinarius in der Medi- zinischen Fakultät der Universität München, feiert am 26. Februar sei- nen 70. Geburtstag.
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Schü- mann, Direktor des Pharmakologi- schen Institutes des Universitätskli- nikums Essen, vollendete am 28. De- zember 1979 sein 60. Lebensjahr.
Der Jubilar, in Stralsund an der Ost- see geboren, begann 1947 nach dem Medizinstudium und der Promotion seine pharmakologische Laufbahn.
1950 habilitierte er sich für das Fach Pharmakologie und Toxikologie.
Seit 1964 war Professor Schümann — nach vorangegangenen Tätigkeiten von 1951 bis 1953 bei der Firma
Schering AG in Berlin und anschlie- ßend am Frankfurter Pharmakologi- schen Institut — am Pharmakologi- schen Institut des Universitätsklini- kums Essen tätig. Professor Schü- mann war von 1971 bis 1974 Präsi- dent der Deutschen Pharmakologi- schen Gesellschaft; seit 1978 ist er Ehrenmitglied der Japanischen Pharmakologischen Gesellschaft.
Dr. med. habil. Werner Geisthövel, Chirurg im Ruhestand, Hildesheim, beging am 22. Januar seinen 75. Ge- burtstag.
Nach Medizinstudium, Staatsex- amen und Promotion habilitierte er
Werner Geisthövel Foto: privat
sich für das Fach Chirurgie. 1945 übernahm Dr. Geisthövel — aus der Kriegsgefangenschaft zurückge- kehrt — die chirurgische Abteilung des St.-Bernward-Krankenhauses in Hildesheim, er trat 1971 nach mehr als 25jähriger Tätigkeit in den Ruhe- stand. Der „Allround-Chirurg" — sei- ne Tätigkeit reichte von Säuglings- und Kinderchirurgie zur Bauch-, Kropf-, Unfallchirurgie bis hin zur Urologie — leitete aber auch nach seiner Pensionierung noch Vertre- tungsdienste in Krankenhäusern.
Daneben schrieb er in zahlreichen Veröffentlichungen seine ärztlichen Erfahrungen nieder.
Prof. Dr. med. Karl Viernstein, Fach- arzt für Orthopädie, vollendet am 23.
Februar sein 60. Lebensjahr. Der in Straubing geborene Jubilar ist seit 1961 außerplanmäßiger Professor an der Universität München. EB
Prof. Dr. med. Hans Fischer, Ordina- rius für Anatomie an der Universität Freiburg im Breisgau, vollendete am 20. Dezember 1979 sein 65. Lebens- jahr.
Fischer, der in Bonn, München und Freiburg Medizin studierte, schloß seine Weiterbildung (HNO-Heilkun- de) 1949 ab. Seit 1950 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent, seit 1960 als Oberassistent und seit 1962 als Abteilungsvorsteher am Anato- mischen Institut der Freiburger Uni- versität. 1955 habilitierte sich Dr. Fi- scher für das Fach Anatomie. Prof.
Fischers wissenschaftliches Interes- se galt vor allem den Problemen der funktionellen Anatomie unter weg- weisender Berücksichtigung mathe- matischer und technischer Zusam- menhänge. EB
Geehrt
Frau Dr. med. Mathilde Herbst, Bri- lon, erhielt den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Dr. med. Karl Reuther, Forbach im Kreis Rastatt, erhielt das Verdienst- kreuz am Bande des Verdienstor- dens der Bundesrepublik Deutsch- land.
Dr. med. Hermann Schmid-Keiner, Kirchheim unter Teck, erhielt das Verdienstkreuz am Bande des Ver- dienstordens der Bundesrepublik Deutschland. EB
Berufen
Dr. med. Peter Zwecker (46), bisher Augenarzt aus Kassel, trat zum 1.
Januar 1980 als Geschäftsführender Arzt in die Bundesärztekammer in Köln ein. Er ist zunächst mitverant- wortlich für die Weiterbearbeitung der „Gesundheits- und sozialpoliti- schen Vorstellungen der deutschen Ärzteschaft" (sogenanntes Blaues Papier) in der Geschäftsführung der Bundesärztekammer. EB
490 Heft 8 vom 21. Februar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT