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Erste Mitteilung über Tagfalter- und Zygänenzuchten mit semisynthetischem Kunstfutter

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Academic year: 2022

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(1)©Entomologischer Verein Apollo e.V. Frankfurt am Main; download unter www.zobodat.at. 275. Erste Mitteilung über Tagfalter- und Zygänenzuchten mit semisynthetischem Kunstfutter von Hans-Georg MARK Zusammenfassung: Es wird eine Methode vorgestellt, durch semisyntheti­ sches Kunstfutter Zuchten von Tagfaltern und Zygänen durchzuführen. Die­ se Futtermischung besteht aus 3 Trockenanteilen: 1) Kunstfutter, 2) gemix­ tem frischen Original-/Ersatzfutter und 3) Agar-Agar. Alle Anteile können in trockenem Zustand monatelang aufbewahrt oder auch auf Reisen mit­ genommen werden. Zur Herstellung des gebrauchsfertigen semisyntheti­ schen Kunstfutters ist dann lediglich noch heißes Wasser erforderlich. First notes about the rearing of butterfly and burnet larvae with semi­ synthetic artificial diet Abstract: A method for breeding Rhopalocera and Zygaenidae with a semi­ synthetic artificial diet is introduced. The components for this semi-synthetic artificial diet are: 1) artificial diet, 2) mixed fresh or pulverized original food and 3) agar-agar. These components can be stored for months in dry conditions and can also be taken along while travelling. For the ready-made semisynthetic artificial diet it is only necessary to add hot water.. Jeder Entomologe, der sich häufiger mit Falterzuchten beschäftigt, kennt das leidige Problem der Futterbeschaffung, wenn er diesem Hobby zur „Unzeit“ im Winter nachgeht oder sich mit ausgesprochenen Fut­ terspezialisten und exotischem Material beschäftigt. Entweder reicht das vorhandene Futter nicht aus, Ersatzfutter wird nicht angenommen, oder das gekaufte Futter ist mit Insektiziden behaftet. Es wurden deshalb seit langem Mittel und Wege gesucht, diese Probleme zu umgehen. Angeführt seien hier nur die Verfütterung von z. B. Brot, rohem Fleisch, Kuchen, in Wasser eingeweichtem Pulver der Futter­ pflanze etc. (AUE 1928). Auch können in Ausnahmefällen auf ErNachr. entomol. Ver. Apollo, Frankfurt/Main, N.F. 14 (3): 275-280, Dezember 1993; ISSN 0723-9912. Eingang: 21. i. 1993.

(2) ©Entomologischer Verein Apollo e.V. Frankfurt am Main; download unter www.zobodat.at. 276. satzpflanzen ausgebrachte ätherische oder wäßrige Auszüge der Origi­ nalfutterpflanzen hilfreich sein (eigene Untersuchungen im Jahre 1988 an Archon apollinus HERBST, unveröffentlicht; KOCH & HEINIG 1977). Die von der Industrie für ihre Forschungen seit einiger Zeit verwendeten künstlich hergestellten Futtermischungen sind für den Hobbyentomo­ logen ebenfalls keine Alternative, da sie einerseits speziell für den Be­ darf der jeweiligen Laborzucht abgestellt sind, andererseits es große Pro­ bleme bereiten würde, die vielen einzelnen Inhaltsstoffe zu einem er­ träglichen Preis zu erhalten. Darüber hinaus ist zur Zubereitung des Er­ satzfutters wegen der teilweise geringen Menge der einzelnen Bestand­ teile im Milligrammbereich eine Feinwaage erforderlich (De VlEDMA et al. 1985, FRIEDRICH 1983, GäüE 1980). Verschiedene Autoren haben sich deshalb damit beschäftigt, ein auch für den Hobbyzüchter praktikables Ersatzfutter zu entwickeln (MORTON 1979, BERGOMAZ & BOPPRÉ 1986, FISCHER et al. 1991, CERNY 1991). In aller Regel fanden diese Mixturen Anwendung bei Nachtfaltern, selten wurden sie erfolgreich zur Zucht von Tagfaltern eingesetzt (MORTON 1979). In Anlehnung an die Ergebnisse von MORTON (1979) und BERGOMAZ & BOPPRÉ (1986) wurden Untersuchungen angestellt, diese Ersatz­ futtermischungen weiter zu vereinfachen und auf Tagfalterzuchten zu übertragen. Methodik Ausgehend von der Überlegung, daß die Mißerfolge der Kunstfuttermix­ turen bei Tagfaltern durch den fehlenden Freßanreiz der Originalfut­ terpflanzen bedingt sein könnten, und durch eigene Untersuchungen mit in Agar-Agar oder Gelatine eingebettetem gemixtem Originalfutter wur­ de beschlossen, beide Methoden miteinander zu verbinden. (Die Mixtur Originalfutter/Agar-Agar bzw. Gelatine wurde unterschiedlich gut angenommen, färbte sich durch Oxydationsvorgänge[?] jedoch rasch bräunlich und war danach nicht mehr zu verwenden.) Tabelle 1: 650.0 g Weiße Bohnen (pulverisiert) 21,0g Ascorbinsäure 105.0 g Bierhefe 1,5 g Doxycyclin (Tetracyclin) 3.0 g Sorbinsäure 3.0 g Cholesterin Methyl-p-Hydroxybenzoat 3,0 g (Diese Menge ergibt ca. 5 kg Kunstfutter. Der kg-Preis beträgt ca. DM 6,-)-.

(3) ©Entomologischer Verein Apollo e.V. Frankfurt am Main; download unter www.zobodat.at. 277. Zunächst wird in Anlehnung an verschiedene Autoren (MORTON 1979, 1986) ein reines Ersatzfutter hergestellt (s. Tab. 1). Es unterscheidet sich in der Anzahl der Inhalts Stoffe, der Mengenzu­ sammensetzung und einem anderen Antibioticum von den bekannten Mi­ schungen. Diese Trockenmischung hält sich luftdicht verschlossen nach bisheriger Erfahrung mindestens 1 Jahr. BERGOMAZ & BOPPRE. Zur jeweiligen Zucht wird das vorhandene Original- oder Ersatzfutter in einem Mixer zerkleinert (vertrocknete, schmierige oder schimmelige Teile sollten vorher entfernt werden). Es empfiehlt sich jedoch, dieses Material vorher zu trocknen. Dies kann wie bei Küchenkräutern erfolgen, indem man die Pflanzenteile „kopfüber“ in einem trockenen Raum auf­ hängt. Bei Reisen in warmen Ländern genügen hierzu im Auto wenige Tage, z. B. bei der Lagerung auf der Hutablage. Zerkrümelt wird daraus eine kleine Menge, die sich leicht transportieren läßt. Eine Handvoll getrocknetes Material reicht in der Regel aus, da sich bei der Fut­ terzubereitung schließlich eine sieben- bis achtfache Menge ergibt. Eine schnellere Trocknung läßt sich in einem Backofen bei ca. 100°C in 8-10 Minuten erzielen. Saftreiches Futter (z. B. Löwenzahn, Sauerampfer) läßt sich jedoch besser nach Art der Trockenblumen verarbeiten. Das dazu benötigte Silikagel ist in Blumen-/Gartenbedarfsgeschäften erhältlich. Das getrocknete pulverisierte Futter kann in luftdicht ver­ schlossenen Behältern, dunkel und kühl gelagert, mehrere Monate lang verwendet werden. Zur Herstellung der Futtermischung werden 5 Teile Kunstfutter, 1 Teil Pflanzenmix, 15 Teile Wasser und 1 Teil Agar-Agar benötigt (bei Trockenpulver werden 5,5 Teile Kunstfutter und 0,5 Teile Pflanzenpul­ ver verwendet, was einem Anteil von ca. 8 % an der fertigen Trockenfut­ termischung entspricht). In das erwärmte Wasser wird der benötigte An­ teil Agar-Agar gegeben, dann unter Rühren zweimal aufwallen lassen. In die sich dann abkühlende Flüssigkeit rührt man das zuvor mit Pflan­ zenmix vermischte Kunstfutter, gießt die entstehende Paste in saubere Behältnisse und läßt sie für einige Stunden offen austrocknen und ab­ kühlen. Diese semisynthetische Kunstfuttermischung kann danach abge­ deckt in einem Kühlschrank ca. 5-6 Wochen aufbewahrt werden. Es ist jedoch darauf zu achten, daß sie nicht gefriert, da sich beim Auftauen an ihrer Oberfläche freies Wasser bildet und die Original- bzw. Er­ satzfutteranteile zerstört und damit wertlos werden. Bei Bedarf werden dann Teile dieses semisynthetischen Kunstfutters dem Kühlschrank entnommen und in die Zuchtbehältnisse gegeben, am.

(4) ©Entomologischer Verein Apollo e.V. Frankfurt am Main; download unter www.zobodat.at. 278. besten nicht mehr, als in etwa einer Woche von den Raupen gefressen werden kann, da sich bei diesem relativ trockenen Futter erfahrungsge­ mäß in diesem Zeitraum keine Schimmelbildung zeigt. Aus diesem Grund kann auch der von MORTON (1979) und BERGOMAZ & BOPPRE (1986) bei der Mischung angegebene Formalinzusatz weggelassen wer­ den. Tabelle 2:. Art Papilionidae Papilio machaon L. Zerynthia rumina L. Allancastria cerisyi GODT.. Futterpflanze frisch/getrocknet Weinraute (f). Raupen­ stadium. Futterannahme. Ausfall (%). L,« L, L,. + -. 60. Arist. baetica (f) A. clematitis (f). Futterpflanze undeterminiert (f) Coron, varia (g). L, L,. + +. 50 0. Asclepias curassavica (g) Calotropis procera (g). L,. +. 80. k 5. +. 0. Nymphalidae Inachis io L. Agíais urticae L.. Brennessel (f) Brennessel (f). l3. + +. 80 80. Lycaenidae Polyomm. (A.) eumedon ESP. P. (L.) bellargus ROTT. P. (L.) hispana H .-S c h . P. (P.) icarus ROTT.. Geran. pratense (f) Coronilla varia (g) Coronilla varia (g) Coronilla varia (g). L, L, L, L,. + + + +. 10 0 0 0. Zygaenidae Zygaena filipendulae L. Zygaena orana DUP. Zyganea transalpina EsP.. Lotus sp. (f) Lotus sp. (g) Lotus sp. (f). l2. + + +. 0 80 50. Pieridae Pieris napi L. Colias hyale L. Danaidae Danaus chrysippus L.. a) ex Türkei b) ex Sri Lanka. L, K.

(5) ©Entomologischer Verein Apollo e.V. Frankfurt am Main; download unter www.zobodat.at. 279. Ergebnisse An Tagfaltern und Zygänen wurden im Zeitraum Oktober 1991 bis De­ zember 1992 die in Tabelle 2 aufgelisteten Arten getestet. Auf eine de­ taillierte Beschreibung der Zuchtverläufe wird verzichtet, da sie den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden (eine ausführliche Veröffentli­ chung ist jedoch zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen). Diskussion Mit der hier vorgestellten Methode ist es möglich, Tagfalter- und Zygänenzuchten durchzuführen. Die Jungraupen sollten im Stadium L1/2 an das semisynthetische Kunstfutter gesetzt werden. Bei älteren Raupensta­ dien muß mit z. T. hohen Verlusten gerechnet werden. Es scheint jedoch nicht erforderlich, die abgelegten Eier von der Wirtspflanze abzulösen, wie es von MORTON (1979, schriftliche Mitteilung in litt.) empfohlen wird. Die Mißerfolge bei der Zucht von Allancastria cerisyi GODT. und Zerynthia rumina L. (s. Tab. 2) bedürfen einer erneuten Überprüfung, da es sich hierbei um z. T. langjähriges Zuchtmaterial handelte und auch die zur Kontrolle an Originalfutter gesetzten Raupen einen kränklichen Eindruck machten und nur wenige Tiere zur Verpuppung gelangten. Die mit semisynthetischem Kunstfutter gezogenen Tiere scheinen sich in ihrer Entwicklung bezüglich Größe und Färbung normal zu verhalten, lediglich bei der Zucht von Aglais urticae L. wurden z. T. deutlich klei­ nere Falter erhalten. In bezug auf die Fertilität der Falter kann zum jet­ zigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden, da dieses Problem bisher nicht untersucht wurde. Danksagung Mein Dank gilt Herrn W. PEUKER für die Überlassung von Zuchtmaterial und Herrn Dr. K. G. SCHURIAN für die Überlassung von Zuchtmaterial und die Durchsicht des Manuskriptes..

(6) ©Entomologischer Verein Apollo e.V. Frankfurt am Main; download unter www.zobodat.at. 280. Literatur A. U. E. (1928): Handbuch für den praktischen Entomologen, Bd. 1. - Verlag des IEV, Frankfurt am Main. B ergomaz , R., & B oppre , M. (1986): A simple instant diet for rearing Arctiidae and other moths. - J. Lepid. Soc. 40 (3): 131-137. C e r ny , K. (1991): Die Zucht der Falter der Gattung Setina S chrank , 1812, (Lepidoptera, Arctiidae). - Entomofauna 12 (10): 129-138. D e V iedm a , M. G., B a ra g a n o , J. R., N otario , A., R odero , M., & Iglesias , C. (1986): Artificial raising of lignicolous Lepidoptera. - J. Res. Lepid. 24 (4): 372-374. F ischer , O. W., K iesel , A., & S chlenker , K. (1991): Nachtfalterzuchten mit Kunstfut­ ter. Ein Erfahrungsbericht. -Entomol. Z. 101 (16): 293-301. F riedrich , E. (1983): Handbuch der Schmetterlingszucht, 2. Auflage. - Stuttgart (Franckh). G ä d e , G. (1980): Erfolgreiche Nachzucht von Acherontia atropos (Lep.: Sphingidae) auf Kunstnahrung. - Entomol. Z. 90 (11): 123-125. K och , J., & H einig , S. (1977): Daphnis neri - ein Labortier? (Lep.: Sphingidae). - En­ tomol. Z. 87 (6): 57-62. M orton , A. C. (1981): Rearing butterflies on artificial diets. - J. Res. Lepid. 18 (4): 221-227. A ue,. Anschrift des Verfassers: Dr. med. Hans-Georg MARK, Grüner Weg 4c, D-61462 Königstein im Taunus.

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