Kompendien f ü r S t u d i u m , P r a x i s u n d F o r t b i l d u n g
Constanze Janda
Pflegerecht
Nomos
2. Auflage
Kompendien f ü r S t u d i u m , P r a x i s u n d F o r t b i l d u n g
Nomos
Constanze Janda
Pflegerecht
2., aktualisierte und überarbeitete Auflage
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8487-7650-4 (Print) ISBN 978-3-7489-1028-2 (ePDF)
2., aktualisierte und überarbeitete Auflage 2022
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2022. Gesamtverantwortung für Druck und Herstellung bei der Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbe- halten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Vorwort
Seit der Neuerscheinung des Kompendiums zum Pflegerecht sind gut zwei Jahre vergangen. Das Buch hat erfreuliche Resonanz erzielt – zugleich steht das Rechts- gebiet vor großen Herausforderungen. Dies betrifft insbesondere die soziale Pflege- versicherung, deren langfristige Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit angesichts einer stetig wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen nachhaltig gesichert wer- den muss.
Erhebliche Aufmerksamkeit hat die Situation pflegebedürftiger Menschen und der Angehörigen der Pflegeberufe im Zuge der Corona-Pandemie erfahren, die die Jahre 2020 und 2021 geprägt hat. Erstmals sind der Fachkräftemangel, die Arbeitsbedin- gungen im ambulanten wie stationären Sektor, die unzureichende Vergütung der Pflegefachkräfte und die Lebenslage hochbetagter Menschen einer breiten Öffent- lichkeit bewusst geworden. Dies hat den Gesetzgeber zu zahlreichen Neuregelungen veranlasst, die von dezidiert pandemiebezogenen und daher vorübergehenden Maß- nahmen bis hin zu längerfristig geltenden Rechtsänderungen reichen. Beispielsweise sind verschiedene befristete Regelungen in das SGB XI aufgenommen worden, um die Pflegebegutachtung ohne persönliche Untersuchung, die digitale Pflegeberatung oder die Erstattung außergewöhnlicher pandemiebedingter Aufwendungen in Pflege- einrichtungen zu ermöglichen. Auf lange Sicht werden mit dem Pflegepersonal-Stär- kungsgesetz und dem Gesetz zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Pflege (GPVG) mehr – wenngleich nicht ausreichend – Stellen in der Pflege geschaf- fen. Das Pflegelöhneverbesserungsgesetz und das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) schaffen die Rahmenbedingungen für bessere Löhne. Durch das Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG) ist die Telematik-Infrastruktur weiterentwickelt worden. Aus Sicht der Fa- milien, deren pflegebedürftige Angehörige stationär versorgt werden, ist das Ange- hörigen-Entlastungsgesetz von besonderer Bedeutung, mit dem die Regressmög- lichkeiten der Sozialhilfeträger im Rahmen der Hilfe zur Pflege eingeschränkt worden sind.
All diese Reformen haben keine grundstürzende Änderung des Systems der Pflege mit sich gebracht, dieses aber kontinuierlich weiterentwickelt. Wenige Tage vor Ab- schluss des Manuskripts hat das BAG ein Urteil gefällt, das den Gesetzgeber in der kommenden Legislaturperiode vor Herausforderungen stellen wird: Das Gericht hat klargestellt, dass Pflegekräfte im Rahmen der sogenannten 24-Stunden-Pflege An- spruch auf den gesetzlichen Mindestlohn haben, und zwar auch während der Bereit- schaftszeiten. Dies ist eine arbeitsrechtliche Selbstverständlichkeit, wird aber massi- ve Auswirkungen auf die selbst organisierte häusliche Pflege haben.
Die mit der Pflege in Zusammenhang stehenden Rechtsfragen werden daher weiter- hin nicht nur für Juristinnen und Juristen, sondern für viele verschiedene Disziplinen von Interesse sein – sei es für die Pflegenden selbst, sei es für die beratenden Beru- fe. Diesem ganz unterschiedlichen Personenkreis soll dieses Buch einen Überblick über die relevanten sozial- und zivilrechtlichen Regelungen geben. Prüfschemata und kleine Beispielsfälle sollen Wege zur Lösung der Rechtsfragen aufzeigen.
Ein herzlicher Dank gebührt Martina Dieterle sowie Christina Digeser, Milena Herbig, Mathieu Wagner, Christina Wieda und Vanessa Zeeb für die Unterstützung bei der Neuauflage. Sie haben sich mit großer Sorgfalt der Durchsicht des Manuskripts an- 5
genommen und bei der Aktualisierung wertvolle Hilfe geleistet. Wiederum danke ich Peter Schmidt vom Nomos-Verlag für die gute und zuverlässige Betreuung im Rah- men des Lektorats.
Speyer im Juni 2021 Constanze Janda
6 Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen 11
Einleitung
1. Kapitel: 15
Orientierungsfragen 15
Begriff des Pflegerechts
A. 15
Abgrenzung zum Medizinrecht
I. 15
Pflegerecht als Teil des Sozial(versicherungs)rechts
II. 16
Pflegezivilrecht
III. 16
Definition: Pflegerecht
IV. 17
Historische Entwicklung
B. 17
Erbringung von Pflegeleistungen vor Inkrafttreten des SGB XI
I. 17
Die soziale Pflegeversicherung als fünfte Säule der Sozialversicherung
II.
19 Reformen des Pflegeversicherungsrechts
III. 20
Fortbestehender Reformbedarf
IV. 23
Grundlagen des Rechts der Pflegeversicherung
2. Kapitel: 26
Orientierungsfragen 26
Allgemeine Grundsätze des Pflegeversicherungsrechts
A. 26
Selbstbestimmung der Versicherten
I. 26
Vorrang der häuslichen Pflege
II. 28
Vorrang von Prävention und Rehabilitation
III. 29
Eigenverantwortung der Versicherten
IV. 30
Berücksichtigung geschlechts- und kulturspezifischer Bedürfnisse
V. 31
Wirtschaftlichkeitsprinzip
VI. 32
Gebot der partnerschaftlichen Zusammenarbeit
VII. 33
Verhältnis zu anderen Sozialleistungen
B. 33
Leistungen der sozialen Entschädigung
I. 33
Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung
II. 33
Fürsorgeleistungen
III. 34
Eingliederungshilfe
IV. 34
Versicherter Personenkreis
C. 34
Pflichtversicherung, § 20 SGB XI
I. 35
Befreiung von der Versicherungspflicht, § 22 SGB XI
II. 36
Familienversicherung, § 25 SGB XI
III. 36
Versicherungsobligatorium für Privatversicherte, § 23 SGB XI
IV. 37
Träger der sozialen Pflegeversicherung
D. 39
Organisation
I. 39
Sicherstellungsauftrag
II. 39
7
Finanzierung
E. 40
Beitragsrecht
I. 40
Sonstige Mittel der Pflegekassen
II. 43
Ausgleichsfonds, § 65 SGB XI
III. 43
Pflegevorsorgefonds
IV. 44
Förderung der freiwilligen privaten Vorsorge
V. 45
Wiederholungs- und Vertiefungsfragen 46
Leistungsrecht
3. Kapitel: 48
Orientierungsfragen 48
Versicherungsfall der sozialen Pflegeversicherung
A. 48
Pflegebedürftigkeit nach Pflegestufen
I. 49
Einbeziehung demenziell erkrankter Menschen
II. 49
Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs
III. 50
Überblick über die Leistungen der sozialen Pflegeversicherung
B. 55
Grundsätze des Leistungsrechts
C. 56
Qualität der Pflege
I. 56
Aktivierung der Pflegebedürftigen
II. 57
Sicherstellung einer Grundversorgung
III. 58
Ansprüche bei häuslicher Pflege
D. 58
Abgrenzung zur vollstationären Pflege
I. 58
Voraussetzungen der Pflegesachleistung, § 36 SGB XI
II. 59
Pflegegeld für selbst beschaffte Pflege, § 37 SGB XI
III. 60
Kombinationsleistung, § 38 SGB XI
IV. 63
Leistungen zur Unterstützung der häuslichen Pflege
V. 63
Versorgung mit Hilfsmitteln
VI. 67
Teilstationäre Pflege und Kurzzeitpflege
E. 72
Teilstationäre Pflege
I. 72
Kurzzeitpflege
II. 73
Ansprüche bei vollstationärer Pflege
F. 74
Voraussetzungen der vollstationären Pflege
I. 74
Leistungsumfang
II. 75
Soziale Sicherung der Pflegeperson
G. 77
Beiträge zur Rentenversicherung
I. 77
Einbeziehung in die gesetzliche Unfallversicherung
II. 78
Einbeziehung in das Arbeitsförderungsrecht
III. 78
Zusätzliche Leistungen bei Pflegezeit
IV. 79
Leistungen im Fall der kurzzeitigen Arbeitsverhinderung
V. 79
Ruhen der Ansprüche
H. 80
Ruhen bei Auslandsaufenthalt
I. 80
Ruhen des Anspruchs auf häusliche Pflege
II. 80
Wiederholungs- und Vertiefungsfragen 81
8 Inhaltsverzeichnis
Leistungserbringungsrecht
4. Kapitel: 82
Orientierungsfragen 82
Der Sicherstellungsauftrag der Pflegekassen
A. 82
Leistungserbringer
I. 83
Voraussetzungen der Zulassung als Leistungserbringer
II. 84
Vertragliches Versorgungssystem
B. 85
Versorgungsverträge mit Pflegeeinrichtungen, § 72 SGB XI
I. 85
Rahmenverträge, § 75 SGB XI
II. 87
Verträge mit einzelnen Pflegekräften in der häuslichen Pflege, § 77 SGB XI
III.
88 Verträge über Pflegehilfsmittel, § 78 SGB XI
IV. 89
Vergütung der Leistungen
C. 90
Berücksichtigungsfähige Aufwendungen
I. 90
Vergütung stationärer Pflegeleistungen, §§ 84 ff. SGB XI
II. 91
Vergütungsvereinbarungen über ambulante Pflegeleistungen, § 89 SGB XI
III.
95 Verträge zur Integrierten Versorgung, § 92b SGB XI
IV. 96
Kostenerstattung bei fehlender Vereinbarung, § 91 SGB XI
V. 97
Qualitätssicherung in der Pflege
D. 97
Vorgaben zur Qualitätssicherung nach § 113 SGB XI
I. 98
Expertenstandards in der sozialen Pflegeversicherung nach § 113a SGB XI
II.
99 Qualitätsprüfungen nach §§ 114–115 SGB XI
III. 100
Qualitätsstandards im Heimordnungsrecht
IV. 102
Wiederholungs- und Vertiefungsfragen 103
Pflege in der Gesetzlichen Krankenversicherung
5. Kapitel: 105
Orientierungsfragen 105
Abgrenzung der Kranken- von der Behandlungspflege
A. 105
Häusliche Krankenpflege
B. 106
Anspruch auf häusliche Krankenpflege
I. 106
Rechtsbeziehungen zu den Leistungserbringern
II. 108
Kurzzeitpflege
C. 110
Palliativmedizinische Pflege
D. 111
Spezialisierte ambulante Palliativversorgung
I. 111
Hospizleistungen, § 39a SGB V
II. 114
Krankenpflege in der stationären Versorgung
E. 115
Begriff des Krankenhauses
I. 115
Subsidiarität der vollstationären Pflege
II. 115
Pflege als Bestandteil der vollstationären Behandlung
III. 116
Mitaufnahme von Assistenzkräften ins Krankenhaus
IV. 116
Wiederholungs- und Vertiefungsfragen 117
Inhaltsverzeichnis 9
Pflege im Recht der sozialen Hilfen
6. Kapitel: 119
Orientierungsfragen 119
Allgemeine Grundsätze des Sozialhilferechts
A. 119
Funktion der Sozialhilfe
I. 119
Träger der Sozialhilfe
II. 119
Leistungsgrundsätze
III. 120
Abgrenzung zwischen den Leistungsarten
B. 121
Hilfe zur Pflege im System des SGB XI und SGB XII
I. 121
Hilfe zur Pflege im Rahmen der Eingliederungshilfe
II. 121
Hilfe zur Pflege, §§ 61 ff. SGB XI
C. 123
Voraussetzungen der Leistungsberechtigung
I. 123
Leistungen im Rahmen der Hilfe zur Pflege
II. 125
Leistungskonkurrenz
III. 129
Dreiecksverhältnis
IV. 130
Wiederholungs- und Vertiefungsfragen 131
Rechtsbeziehungen zwischen Versicherten und Leistungser- bringern in der Pflege
7. Kapitel:
133
Orientierungsfragen 133
Abschluss und Inhalt des Pflegevertrags
A. 133
Ambulante Pflege
I. 134
Stationäre Pflege
II. 135
Zivilrechtliche Haftung in der Pflege
B. 140
Grundlagen der Haftung
I. 141
Fallgruppen
II. 146
Grundlagen der Beweislastverteilung
III. 157
Wiederholungs- und Vertiefungsfragen 158
Musterklausuren
8. Kapitel: 160
Klausur 1: Pflegezivilrecht 160
Klausur 2: Sozialrechtliche Ansprüche bei häuslicher Pflege 165 Klausur 3: Rechtsbeziehungen im sozialrechtlichen Dreiecksverhältnis 171
Literatur 175
Stichwortverzeichnis 179
10 Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
aA andere Ansicht
Abs. Absatz
AEntG Arbeitnehmer-Entsendegesetz
aF alte Fassung
AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen
AO Abgabenordnung
Art. Artikel
BAG Bundesarbeitsgericht
BAGE Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts (Amtliche Sammlung) BeckOK SozR Beckscher Online Kommentar zum Sozialrecht
BGB Bürgerliches Gesetzbuch BGBl. Bundesgesetzblatt
BfArM Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte
BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend BMG Bundesministerium für Gesundheit
BRi Richtlinien des Medizinischen Dienstes Spitzenverband Bund der Krankenkassen und des GKV-Spitzenverbands zum Verfahren der Feststellung von Pflegebedürftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstruments nach dem Elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlini- en) vom 15.4.2016.
BSG Bundessozialgericht
BSGE Entscheidungen des Bundessozialgerichts (Amtliche Sammlung) BSHG Bundessozialhilfegesetz
BT-Drs. Drucksachen des Deutschen Bundestages BVerfG Bundesverfassungsgericht
BVerfGE Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (Amtliche Samm- lung)
BVG Bundesversorgungsgesetz
bzw. beziehungsweise
ca. circa
DAngVers Die Angestelltenversicherung (Zeitschrift)
dh das heißt
DRV Deutsche Rentenversicherung (Zeitschrift)
DVPMG Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege
E Entwurf
EGMR Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte EuGH Gerichtshof der Europäischen Union
f. folgende/folgender
ff. fortfolgende
FS Festschrift
GBA Gemeinsamer Bundesausschuss GesR Gesundheitsrecht (Zeitschrift)
GG Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
ggf. gegebenenfalls
GKV gesetzliche Krankenversicherung
GPVG Gesetz zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Pflege 11
GRG Gesetz zur Reform der Strukturen im Gesundheitswesen (Gesund- heitsreformgesetz)
GuP Gesundheit und Pflege (Zeitschrift)
GVWG Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung
hM herrschende Meinung
HPG Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland (Hospiz- und Palliativgesetz)
HS Halbsatz
i.e. das ist (id est)
ieS im engeren Sinne
IfSG Infektionsschutzgesetz
iSd im Sinne der/des
iSv im Sinne von
IV integrierte Versorgung ivm in Verbindung mit
jM juris Die Monatszeitschrift (Zeitschrift) jurisPK juris Praxiskommentar
jurisPR juris Praxisreport
KassKomm Kasseler Kommentar zum Sozialversicherungsrecht KHG Krankenhausfinanzierungsgesetz
KVLG Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte
KVSG Gesetz über die Sozialversicherung der selbstständigen Künstler und Publizisten (Künstler-Sozialversicherungsgesetz)
lit. Buchstabe (litera) LSG Landessozialgericht MD Medizinischer Dienst
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
MünchKomm Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mwN mit weiteren Nachweisen
nF neue Fassung
NJW Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift)
Nr. Nummer
NZA Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht NZS Neue Zeitschrift für Sozialrecht
OLG Oberlandesgericht
PflBRefG Gesetz zur Reform der Pflegeberufe (Pflegeberufereformgesetz) PflR Pflegerecht (Zeitschrift)
PflZG Pflegezeitgesetz
PNG Pflegeneuausrichtungsgesetz
PpUGV Verordnung zur Festlegung von Pflegepersonaluntergrenzen in pfle- gesensitiven Bereichen (Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung) PQsG Pflege-Qualitätssicherungsgesetz
PrävG Präventionsgesetz
PSG I Erstes Pflegestärkungsgesetz PSG II Zweites Pflegestärkungsgesetz PSG III Drittes Pflegestärkungsgesetz
Rn. Randnummer
rpBestG Bestattungsgesetz des Landes Rheinland-Pfalz RVO Reichsversicherungsordnung
s. siehe
12 Abkürzungen
S. Satz / Seite
SAPV spezialisierte ambulante Palliativversorgung
SG Sozialgericht
SGb Die Sozialgerichtsbarkeit (Zeitschrift)
SGB Sozialgesetzbuch
Slg. Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Europäischen Ge- richtshofs
SozR Sozialrecht. Entscheidungssammlung der Richter des Bundessozi- algerichts
SozSich Soziale Sicherheit (Zeitschrift) SuP Sozialrecht und Praxis (Zeitschrift) SpiBuKK Spitzenverband Bund der Krankenkassen
StGB Strafgesetzbuch
SV-ReGrV
2019 Verordnung über maßgebende Rechengrößen der Sozialversiche- rung für 2019 vom 22.11.2018, BGBl. I, S. 2024.
vgl. vergleiche
VO Verordnung
VSSAR Vierteljahresschrift für Sozial- und Arbeitsrecht (Zeitschrift) VuR Verbraucher und Recht (Zeitschrift)
VVG Gesetz über den Versicherungsvertrag
WBVG Gesetz zur Regelung von Verträgen über Wohnraum mit Pflege- oder Betreuungsleistungen (Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz) WzS Wege zur Sozialversicherung (Zeitschrift)
zB zum Beispiel
ZPO Zivilprozessordnung
Abkürzungen 13
Einleitung
Orientierungsfragen
n Welche Rechtsgebiete umfasst das Pflegerecht?
n Aus welchen Gründen erwies sich die Einführung eines sozialen Sicherungssys- tems für das Risiko der Pflegebedürftigkeit als notwendig?
n Welche rechtspolitischen Alternativen zur sozialen Pflegeversicherung wurden vor der Verabschiedung des SGB XI diskutiert? Warum wurden diese verworfen?
n Woraus erklärt sich der weiterhin bestehende Reformbedarf im Pflegeversiche- rungsrecht?
Begriff des Pflegerechts
Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen wirft eine Vielzahl von Rechtsfragen auf, die nahezu alle Rechtsgebiete tangieren. Das Pflegerecht verdient daher durchaus eine komprimierte Darstellung, bildet jedoch kein eigenständiges Rechtsgebiet. Ent- sprechend unklar sind Reichweite und Gehalt dieses Begriffs. Die wenigen einschlä- gigen Lehr- oder Handbücher setzen unterschiedliche Schwerpunkte, die von rein sozialrechtlichen Abhandlungen1 bis zu zivil- und berufsrechtlichen Übersichten rei- chen2 und zum Teil recht spezifische Zielgruppen haben.3
Abgrenzung zum Medizinrecht
Strikt abzugrenzen ist das Pflegerecht vom Medizinrecht, also dem Recht der Be- handlung von Krankheiten durch Ärzte und andere Leistungserbringer.4 Wiewohl im Alltag medizinische Behandlung und Pflege oftmals miteinander einhergehen und sich gegenseitig ergänzen, stehen beide Gebiete im Recht unabhängig nebeneinan- der. Nicht nur deren Anwendungsfälle – Krankheit im Medizinrecht, Pflegebedürf- tigkeit im Pflegerecht – unterscheiden sich erheblich: Wesentliches Merkmal der Pflege ist die Unterstützung von Personen jeden Alters, die – unabhängig von der Ursache – nicht in der Lage sind, alltägliche Verrichtungen selbst zu bewältigen. Von der medizinischen Behandlung unterscheidet sich die Pflege dadurch, dass sie ohne ärztliche Anordnung und Begleitung auskommt. Auch die organisatorischen Struktu- ren der Versorgung, die involvierten Leistungserbringer und deren Zulassung, die be- rufsständischen Regelungen und die Bestimmung der von den Sozialleistungsträ- gern zu erbringenden Leistungen divergieren erheblich.
Das Recht der sozialen Pflegeversicherung (SGB XI) stellt einen wesentlichen Bau- stein des Pflegerechts dar, bestimmt es doch über Art und Form der Leistungser- bringung in der Pflege und die Übernahme ihrer Kosten durch öffentliche Träger wie
1. Kapitel:
A.
I.
1 Griep/Renn, Pflegesozialrecht, 6. Aufl., 2017 mit dem Fokus auf der Abgrenzung der unterschiedlichen Sozialleistungszweige.
2 Weiß, Recht in der Pflege, 3. Aufl., 2020; Wiese, Pflegerecht, 2014.
3 Breidenstein, Pflegerecht für Angehörige, 2012; Schmidt/Meißner, Organisation und Haftung in der ambu- lanten Pflege, 2009; Müller/Schabbeck, Praxishandbuch Pflegerecht, 2018.
4 Igl/Welti, Gesundheitsrecht, 3. Aufl., 2018; Quaas/Zuck/Clemens, Medizinrecht, 4. Aufl., 2018; Janda, Me- dizinrecht, 4. Aufl., 2019.
15
1
2
3
4