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Compliance ist Chefsache | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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66 Die Volkswirtschaft  1–2 / 2017

DER STANDPUNKT

urteilung einer Exportgenehmigung jedoch bei- de Richtlinien angewendet werden, unterliegen faktisch alle CNC-Werkzeugmaschinen weiter- hin Bewilligungsverfahren – unabhängig von der effektiven Präzision und der Technologie. Die In- dustrieprodukte werden beim Export also noch immer nach dem technischen Stand der Siebziger- jahre beurteilt.

Rückblickend kann man die Wirksamkeit der Exportkontrollen für die Maschinenindustrie bezweifeln. Diverse Nuklearprogramme wur- den eventuell behindert, aber nicht verhindert.

Ausserdem sind die Kontrollmechanismen in den Exportländern unterschiedlich und werden von gewissen Marktteilnehmern zum wirtschaftlichen Vorteil ausgenutzt. Werkzeugmaschinen werden zunehmend auch in Staaten hergestellt und aus- geführt, die keinen Exportkontrollregimen ange- hören. Hier baut sich mittelfristig ein Schadens- potenzial für die Schweizer Industrie auf.

Klare Regeln vorleben

Unter dem Stichwort «Compliance» wurden in den letzten Jah- ren insbesondere Schweizer Publikumsgesellschaften, die an einer Börse kotiert sind, mit einer Flut von Regulierungen auf Gesetzes- oder Verordnungsstufe konfrontiert. Diese führten zu hohen Aufwendungen bei der finanziellen Berichterstattung und in der Mitarbeiterführung. Jede grössere Firma dürfte heu-

te über ein genau beschriebenes internes Ri- siko-Kontrollsystem verfügen. Exportorien- tierte Firmen, die Dual-Use-Güter herstellen, müssen so die Exportkontrollvorschriften in einer genau definierten Prozessbeschrei- bung verankern und klare Genehmigungs- stufen vom Angebot bis zur Lieferung ein- führen. International tätige Unternehmen müssen auch die Prozesse, die in den Län- dergesellschaften ausgeübt werden, in ein stringentes internes Kontrollsystem einbeziehen.

Aus unserer Sicht sollte jedem Mitarbeiter verdeutlicht wer- den, dass Zuwiderhandlungen gegen die Exportkontrollvorschrif- ten zu einer sofortigen Auflösung des Arbeitsverhältnisses füh- ren können. Mitarbeiter mit Kundenkontakt müssen sich bereits in der Anbahnungsphase eines Geschäftes über die Verwendung und den Endempfänger der Lieferung genau informieren. Treten Zweifel oder Unstimmigkeiten auf, muss das Projekt umgehend gestoppt werden. Für gewisse Länder kann es deshalb vorteilhaft sein, die Freigabe für einen Angebotsprozess auf Geschäftslei- tungsebene zu verankern.

Frank Brinken

Dr. ing., Vizepräsident des Verwaltungsrates, Starrag Group Holding AG, Rorschacherberg

Compliance ist Chefsache

Für die Einhaltung der Exportkontrollbestimmungen bei Dual-Use-Gütern sind stringente Prozesse nötig. Gerade bei internationalen Firmen sollten sich diese auch auf Tochter- gesellschaften im Ausland erstrecken. Das Vorleben eines solchen Prozesses muss Sache der obersten Führungsebene im Unternehmen sein.

Bereits im Kalten Krieg hat man bei der Ausfuhr in die Länder des Ostblocks und nach China Exportrestriktionen eingeführt. 1950 wurde das Coordinating Committee on Multilateral Export Con- trols (Cocom) gegründet, dessen Mitglieder vor allem Nato-Staa- ten waren. Die Schweiz schloss sich diesem Abkommen 1951 an.

Cocom war keine zwischenstaatliche Organisation, sondern nur ein informelles Beratungs- und Koordinationsgremium. In den Achtzigerjahren erwies sich der angedachte Technologieschild deshalb als zunehmend durchlässig.

Listen werden immer länger

1995 übernahm die Vereinbarung von Wasse- naar die Nachfolge. Beim Übergang von Cocom auf Wassenaar wurde es allerdings versäumt, die technischen Kriterien für Dual-Use-Gü- ter dem Technologiestand der Neunzigerjahre anzupassen. Aufgrund des technischen Fort- schrittes stieg in vielen Sektoren die Anzahl

Produkte und Komponenten, die den Exportkontrollen unterstan- den. Doch die Technologien, die nicht mehr dem Industriestandard entsprachen, wurden nicht von den Kontrollen ausgenommen und unterliegen bis heute den Bewilligunsgverfahren.

1994 kam die Vereinbarung der Gruppe der Nuklearlieferländer (NSG) dazu. Im Gegensatz zum Cocom sind die Vereinbarung von Wassenaar und die NSG weitgehend auf gesetzlicher Grundlage in den Mitgliedsstaaten verankert. Die technischen Kriterien für Werkzeugmaschinen waren bis 2015 in beiden Abkommen iden- tisch. In diesem Jahr wurden die Kriterien der Wassenaar-Verein- barung jedoch dem Stand der heutigen Technik angepasst. In der NSG hält man dagegen an den alten Kriterien fest. Da zur Be-

«Jede grössere Firma dürfte heute über ein genau beschriebenes

internes Kontroll-

system verfügen.»

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