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Mythos und Wissenschaft

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125 Jahre Urania

Mythos

und Wissen- schaft

Das Begleitheft

zur Ausstellung

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Mythos und

Wissenschaft

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Vorwort

125 Jahre Urania, das ist ein wunderbarer Anlass, über die Geschichte dieser einmaligen Institution ebenso nachzuden- ken, wie über ihre heutigen Aufgaben und künftigen Ziele.

Die bahnbrechende Konzeption und mutige Realisierung bei der Gründung der Urania, die eng mit der Geschichte ihrer Zeit verknüpfte Entwicklung, ihre internationale Ausstrahlung – die Geschicke der Urania bieten vielfältigen Anlass zu his- torischer Analyse.

Der Historiker Wolfgang Wippermann, Professor an der Frei- en Universität Berlin und den Urania-Besuchern über Jahre durch seine vielfältigen Vorträge zur neueren Geschichte gut bekannt, hat es übernommen, ehrenamtlich als Kurator eine Ausstellung zum 125jährigen Bestehen der Urania zu gestal- ten. Assistiert von seinem Sohn Jost Wippermann und ge- fördert durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie entstand eine Präsentation von 24 Tafeln zur Geschichte der Urania von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.

Die vielfältigen historischen Zusammenhänge von den Bedin- gungen zur Entstehung der Urania über ihre Entwicklung un- ter unterschiedlichsten gesellschaftlichen Verhältnissen, ihre Haltung zu den nationalsozialistischen Machthabern ebenso wie der Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg oder der Name Urania für eine Massenorganisation in der ehemali- gen DDR, all dies in einer Ausstellung zu würdigen, war eine sehr komplexe Herausforderung. Die Ausstellung bietet in Dokumenten, Bildern und Zitaten ein umfangreiches Mate- rial zu den entscheidenden historischen Wendepunkten der Urania-Geschichte.

Es lohnt sich, der Ausstellung Zeit zu widmen, sich auf sie intensiv einzulassen, denn es sind nicht große Paukenschlä- ge die das Bild prägen sondern häufig unauffällige Details.

Die Einladung zu einem „Streifzug durch das europäische Russland“ vom Mai 1941 ist ein Beispiel dafür. Aber auch Informationen über die Deportation und spätere Ermordung der Familie des jüdischen Anwalts Dr. Fritz Anselm Arnheim, der im Zuge der Arisierung aus dem Vorstand der Urania ent- fernt wurde, sind erstmals allgemein zugänglich.

Die vorliegende Broschüre soll diese Auseinandersetzung mit der Ausstellung erleichtern und vertiefen. Sie enthält auch Materialien, die auf den Ausstellungstafeln keinen Platz finden konnten. Für sich genommen stellt sie einen kurzen Abriss der Geschichte der Urania dar, wohl dokumentiert aber ohne den Anspruch auf chronologische Vollständigkeit.

Die Urania hat an diesem Projekt mit ihren Möglichkeiten mitgewirkt, vorhandene Schriften ebenso zur Verfügung ge- stellt wie technische Hilfestellung. Sie hat aber bewusst kei- nen Einfluss auf die Auswahl der historischen Eckpunkte der Darstellung oder ihre Bewertung genommen. Die Urania in Berlin ist eine Erfolgsgeschichte, die schon oft zu recht beju- belt wurde. Es gibt aber auch dunkle Seiten der Geschichte, die wohl erstmals korrekt bewertet oder öffentlich darge- stellt werden. Bei aller Notwendigkeit zu Beschränkung auf Schwerpunkte und facettenartige Auswahl der präsentierten Materialien entsteht so ein historisch eindruckvolles und wis- senschaftlich korrektes Bild des Werdeganges der Urania.

Allen Mitwirkenden, den Machern Wolfgang und Jost Wip- permann, Herrn Lutz Ahrens und seinen Mitarbeitern bei der Westkreuzdruckerei, den unterstützenden Archiven und Bib- liotheken und insbesondere der Stiftung Deutsche Klassen- lotterie gebührt unser herzlichster Dank.

Im Namen der Urania

Dr. Ulrich Bleyer Direktor

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Mythos und Wissenschaft

Einleitung

Der Name ist Programm: „Urania“ ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Sie ist die Muse der Astronomie und der Wissenschaft, die den Mythos überwinden und die Welt verbessern wollte. Doch das gelang nur sehr bedingt.

Die Welt wurde verbessert und verschlechtert. Menschen flogen zum Mond und zerstörten die Erde. Mythos wurde zur Wissenschaft und Wissenschaft zum Mythos.

Die Berliner Urania hat diesen Prozess begleitet und gestal- tet. Sie hat Wissenschaftsgeschichte gemacht und sie der Öffentlichkeit vermittelt. Dies in nunmehr 125 Jahren und in insgesamt 6 deutschen Staaten: Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich, Bundesrepublik, DDR und Berliner Republik.

In allen Phasen ihrer Geschichte war die Urania unterschied- lichen politischen Einflüssen dieser Staaten ausgesetzt.

Darauf hat sie sehr unterschiedlich reagiert. Es gab sowohl Anpassung wie Kritik; sowohl Mitarbeit wie Verweigerung;

sowohl Erfolge wie Misserfolge.

Die wechselhafte Geschichte der Berliner Urania wird in der Ausstellung in 6 Kapiteln dokumentiert und erzählt: Name und Gründung der Urania – Die Häuser der Urania - Die Ge- schichte der alten Urania – Die neue Urania – Urania in der DDR – Urania – Ein Ort der Begegnung.

Die Ausstellung feiert die Leistung, ohne die Fehler und Versäumnisse zu verschweigen. Vor allem möchte sie Inte- resse wecken. Interesse an der Geschichte und noch mehr an der Gegenwart der Urania mit ihrem breiten kulturellen und wissenschaftlichen Angebot für Besucher aller Alters- stufen. Die Berliner Urania ist zu einem Ort der Begegnung und wechselseitigen Befruchtung von Natur– und Geistes- wissenschaftlern, Dichtern und Künstlern, Medizinern und Philosophen, Historikern und Soziologen geworden. Möge sie weiter blühen, wachsen und gedeihen.

Vivat! Crescat! Floreat! – Urania

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Inhaltsverzeichnis

1. Name und Gründung 4

Die Muse – Die Väter – Die Gründung

2. Häuser der Urania 7

Die Urania in der Invalidenstrasse –

Die Urania in der Taubenstrasse – Die Urania in der Kleiststrasse

3. Geschichte der alten Urania 10

Urania entdeckt Eros – Der Kaiser war auch da – Wissenschaft und Theater – Erd- und Völkerkunde – Kolonial- und Kriegspropaganda – Revolution und Krise –

„Gleichschaltung“ und „Arisierung“ – Reisen und Rassen – Der Krieg war weit

4. Die neue Urania 26

Kontinuität und Neubeginn – Volksbildung in der Frontstadt – 68 und die Folgen – Nach dem 9. November

5. Urania in der DDR 31

Gründung und Geschichte – Volksbildung und Volkspropaganda – Bücher und Zeitschriften

6. Die Urania 36

Ein Ort der Begegnung – Gegenwart und Zukunft

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Mythos und Wissenschaft

1. Name und Gründung der Urania

Die Muse

Benannt ist die Berliner Urania nach einer Gestalt aus der griechischen Mythologie: einer der neun Musen, die Zeus mit der Göttin der Erinnerung „Mnemosyne“ gezeugt hat.

„Urania“ war die Muse und Schutzgöttin der Astronomie und dann der gesamten Wissenschaft, deren Ziel die Entmytholo- gisierung der Welt war. Der Mythos sollte durch die Erkennt- nisse der Wissenschaft überwunden und die Welt verbessert werden. Mythos wurde zur Wissenschaft und Wissenschaft zum Mythos.

Die Väter

Der promovierte Astronom und erfolglose Poet Max Wilhelm Meyer (1853-1911) wollte Wissenschaft ins Theater bringen.

Zu diesem Zweck hatte er ein Schauspiel geschrieben, das

„Bilder aus der Sternenwelt“ hieß und erstmals in Wien gezeigt wurde. Der Berliner Professor und Leiter der Stern- warte Wilhelm Foerster (1832-1921) wollte Wissenschaft mit Theater verbinden. Dies mit dem Ziel, wissenschaftliche Er- kenntnisse mit theatralischen Methoden zu vermitteln. Der Erfinder und Industrielle Werner von Siemens (1816-1892 ) beschaffte das Kapital, um die „Urania“- Idee zu verwirkli- chen. Durch die Gründung einer Aktiengesellschaft. Die Ver- bindung von Wissenschaft, Theater und Kapital war genial.

Max Wilhelm Meyer

Geboren 1853 in Braunschweig als Sohn eines Glasermeisters.

Schulbesuch ohne Abitur. Lehre als Buchhändler. 1871 Stelle an der Sternwarte in Göttingen. Mit Sondergenehmigung zum Studi- um der Astronomie zugelassen.

Zuerst in Göttingen dann in Leip- zig und Zürich. 1875 Promotion in Zürich mit einer Dissertation

„Über Doppelsterne“. Reisen und Tätigkeiten als Journalist Urania mit Himmelskugel und Buch der Wissenschaften:

Astronomie, Astrophysik, Geologie, Geodaesie.... Die Engelchen führen naturwissenschaftliche Experimente durch

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und Dichter. 1884 Aufführungen (insgesamt nur 5) seines wissenschaftlichen Theaterstücks „ Bilder aus der Sternen- welt“ in Wien. 1885 Übersiedlung nach Berlin. Tätigkeit als Journalist. 1886 Treffen mit Foerster. 1888 Mitbegründer (mit Foerster und Siemens) der „Urania“. 1889 Erster Direktor der Urania. 1897 Ausscheiden aus der Urania. Übersiedlung nach Capri und Zürich. Verfasser weiterer populärwissenschaftli- cher und poetischer Werke. 1910 gestorben.

Wilhelm Foerster

Geboren 1832 in Grünberg/

Schlesien. Nach Schulbesuch in Breslau Studium der Mathe- matik, Physik und Astronomie in Berlin. 1858 Habilitation;

1863 außerordentlicher Profes- sor; 1864 Leiter der Berliner Sternwarte; 1875 ordentlicher Professor an der Berliner Uni- versität. 1887 Mitbegründer der

Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (mit Siemens und Helmholtz). 1888 Mitbegründer der „Urania“ (mit Meyer und Siemens) 1890 Mitbegründer des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ (mit Theodor Mommsen). 1892 Mitbegrün- der der „Deutschen Friedensgesellschaft“. 1914 Protest ge- gen den Krieg: Zusammen mit Einstein und Nicolai „Aufruf an die Europäer.“ 1921 in Potsdam gestorben.

Werner von Siemens

Geboren 1816 als Sohn eines Landwirts in Lenthe bei Hanno- ver. 1832-1834 Schulbesuch in Lübeck ohne Abitur. 1835 Ein- tritt in die Berliner Artillerie- und Ingenieurschule. 1838 Artillerie Leutnant. 1842 nach Festungs- haft wegen Beteiligung an einem Duell an die Artillerie- werkstatt Berlin versetzt. 1847 Gründung der „Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske“

in Berlin. 1849 Ausscheiden aus der preußischen Armee.

Erfolgreiche Tätigkeit als Erfinder (Zeigertelegraph, Dynamo- maschine etc.) sozial engagierter Unternehmer und liberaler

Politiker (Mitbegründer der „Deutschen Fortschrittspartei“

und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses). 1888 von Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand erhoben; Mitbe- gründer (zusammen mit Meyer und Foerster) der „Urania“.

1892 in Berlin-Charlottenburg gestorben.

Die Gründung

1886 trafen sich Meyer und Foerster in Berlin und informierten sich über ihre Pläne. Beide kamen überein, die „Volksbildung“

durch die Schaffung einer Institution zu intensivieren, der sie den Namen „Urania“ gaben. Sie sollte der Wissensvermitt- lung dienen. Dabei sollte Meyers „wissenschaftliches Thea- ter“ durch ein wissenschaftliches Museum ergänzt werden.

1887 wandten sich Meyer und Foerster mit zwei Denkschrif- ten an die Öffentlichkeit, in denen sie für ihre „Urania“- Plä- ne warben. Meyers Denkschrift war die bessere. Die im Titel enthaltene Frage: „Was soll die URANIA dem Publikum bieten?“ wurde mit „Verbreitung der Freude an der Naturer- kenntnis“ beantwortet.

Dieser Werbespruch zeigte Wirkung. Vor allem bei Bankiers, Industriellen und anderen Wohlhabenden. Denn die zeichne- ten Aktionen für die von Siemens ins Leben gerufene Aktien- gesellschaft.

Schon im Februar 1888 verfügte die Urania über ein Aktien- kapital von 205.000 Mark. Einen Monat später, genauer am 3. März 1888 fand die Gründungsversammlung der „Gesell- schaft Urania“ statt.

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Mythos und Wissenschaft

Titelblatt der Vorschläge zur Gründung der Urania Der Statutenentwurf zur Gründung des Wissenschaftlichen Vereins

Einladung zur Zeichnung der Vorzugs-Aktien der Gesellschaft Urania

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2. Häuser der Urania

Die Urania in der Invalidenstraße

Unmittelbar nach der Gründung der Urania wurde mit dem Bau des ersten Urania-Gebäudes begonnen. Errichtet wur- de es auf dem Landesausstellungspark in Berlin-Moabit. Das Grundstück wurde vom preußischen Staat zur Verfügung ge- stellt, die gesamten Baukosten aber von der Urania aufge- bracht. Die Einweihung fand am 1. Juli 1889 statt. Es beher- bergte die Abteilungen für Astronomie, Physik, Mikroskopie, Präzisionsmechanik und das „Wissenschaftliche Theater“

Meyers sowie die Redaktion der ebenfalls von Meyer geleite- ten Zeitschrift „Himmel und Erde.“ Das Gebäude wurde 1896 verkauft und im Krieg schwer beschädigt. Heute wird es von der Polizei genutzt.

Der Grundriss der Urania in der Invalidenstrasse Zeitgenössischer Stich der alten Urania

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Mythos und Wissenschaft

Die Urania in der Taubenstraße

1896 zog die Urania in ein neues und eigens für diesen Zweck errichtetes Gebäude in der Taubenstraße 48-49 um, nur die Sternwarte verblieb in der Invalidenstraße. Die nicht unerheb- lichen Baukosten wurden durch eine Erhöhung des Aktienka- pitals und den Verkauf des Gebäudes in der Invalidenstraße aufgebracht. Das Gebäude musste 1928 verkauft werden und wurde im Krieg vollständig zerstört.

Die Eingangshalle der Urania in der Taubenstraße

Der Hörsaal für wissenschaftliche Vorträge Der Saal für Elektrizität und Magnetismus

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Die Urania in der Kleiststraße

Das heutige Haus der Urania wurde 1961/62 erbaut. Es besteht aus einem Altbau und einem Neubau. Im Altbau residierte in der NS-Zeit die „Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht“ (RWU). Die RWU war am 26. Juni  1936 (unter dem Namen „Reichsstelle für den Un- terrichtsfilm“– RfdU) vom Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust (1883-1945) ge- gründet worden. Sie diente als Zentrale für die Produktion von Unterrichtsfilmen für Schulen und Hochschulen und war eine der Schnittstellen für die „Gleichschaltung“ des Bil- dungswesens. Bis 1944 wurden hier an die 900 Filme produ- ziert und mehr als eine halbe Million Filmkopien ausgeliefert.

Massenkopier-und Entwicklungs- maschine der „Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht“(RWU)

Die Empfangshalle Der Vorführsaal

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Mythos und Wissenschaft

3. Geschichte der alten Urania

Urania entdeckt Eros

In der alten Urania referierten die bedeutendsten Wissen- schaftler ihrer Zeit und veröffentlichten ihre Forschungser- gebnisse in der Zeitschrift der Urania „Himmel und Erde.“

Forscher wie Eugen Goldstein (1850-1930) führten ihre wissenschaftlichen Experimente auch in der Urania selber durch. Eine besondere Neuheit waren die wissenschaftlichen Abteilungen, in denen die Besucher wissenschaftliche Expe- rimente durchführen konnten. Dieses Konzept kann als ein Vorläufer der heutigen Science Center angesehen werden.

Bedeutende Leistungen wurden mit Hilfe der Sternwarte der Urania auf dem astronomischen Gebiet erreicht. Glanzlichter waren die Entdeckung der Planetoiden „Berolina“, „Eros“

und „Evelyne“ in den Jahren 1896 bis 1899 durch den Astro- nomen Gustav Witt.

Gustav Witt (1866-1946) studierte Mathematik und Naturwis- senschaften in Berlin. Nach Abschluss seines Studiums war er als Stenograf beim Preussischen Abgeordnetenhaus und später im Deutschen Reichstag tätig. Neben seiner berufli- chen Tätigkeit arbeitete er als Astronom in der Sternwarte der Urania. Während seiner Zeit bei der Urania entdeckte er zwei Asteroiden, darunter (433) Eros. 1905 promovierte Witt zum Thema „Untersuchungen über die Bewegung des Planeten 433 Eros“ und lehrte seitdem als Privatdozent an der Berliner Universität.

Der amerikanische Autodidakt, Erfinder und Unternehmer Thomas Alva Edison (1847-1931) hatte nicht nur großen An- teil an der Einführung der Elektrizität und u.a. der Elektrifizie- rung New Yorks, er war auch einer der ersten Förderer der Urania. Nachdem er die Urania im Herbst 1889 gemeinsam mit Werner von Siemens besucht hatte, war er so begeistert, dass er das Konzept der Urania nach New York überführen wollte. Ferner stellte er der Urania einen Phonographen zur Verfügung, damals eine ganz besondere Attraktion.

Gustav Witt (1866-1946)

Thomas Alva Edison (1847-1931)

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Edisons Phonograph, eine der Attraktionen der Urania.

Gegen ein entsprechendes Eintrittsgeld konnte ein ausgesuchter Besucherkreis hier den Aufführungen im ca. 3 km entfernten Opernhauses zuhören.

Vortrag über den Naturforscher und Begründer der Theorie des Elektromagnetismus Michael Faradays (1791-1867) von Silvanus Phillips Thompson (1851-1916), Professor für Experimentalphysik in Bristol und Autor einer Biographie über Faraday. Thompson war der erste Präsident der „Röntgen Society“

(später: „British Institute for Radiology“)

© Bundesarchiv, Bild 183-U0205-502)

Vortragsabend mit Max von Laue (1879-1960) . Von Laue promovierte 1903 bei Max Planck, beschäftigte sich nach seiner Habilitation 1906 mit der Relativitätstheorie Albert Einsteins und verfasste eines der ersten Lehrbücher über spezielle und all- gemeine Relativitätstheorie. Für seine Erforschung der Beugung von Röntgenstrah- len an Kristallen erhielt er 1914 den Nobelpreis für Physik. Während des National- sozialismus verteidigte er Albert Einstein gegen die Vertreter der sog. „Deutschen Physik“. Von Laue wurde deshalb 1943 vorzeitig emeritiert. Nach dem Krieg enga- gierte er sich aktiv am Wiederaufbau des Wissenschaftsbetriebs in Westdeutsch- land. 1957 gehörte er zu den Unterzeichnern der „Göttinger Erklärung“, mit der 18 Atomforscher (darunter neben von Laue die Nobelpreisträger Otto Hahn, Max Born und Werner Heisenberg) gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik protestierten.

Am 24. April 1960 verstarb von Laue an den Folgen eines Autounfalls.

© Henry van der Weyde - George Grantham Bain Collection - Library of Congress

Ankündigung eines Vortrages von Fridtjof Nansen (1861-1930) über die

„Fortschritte der Polarforschung“. Nansen erwarb sich große Verdienste bei der Erforschung des Nordpols. Für seine Tätigkeit als Hochkommissar für Flüchtlings- fragen des Völkerbundes erhielt er 1922 den Friedensnobelpreis.

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Mythos und Wissenschaft

Der Kaiser war auch da

Wilhelm II. zeigte sich gern in prächtigen Uniformen und liebte alles Militärische, interessierte sich aber auch für die moderne Wissenschaft und ihre Vermittlung. Daher besuchte er die Urania. Dies regte auch Angehörige seiner Familie und verschiedener deutscher und europäischer Fürstenhäuser zu einem Besuch der Urania an. Auch viele Angehörige der hö- heren Stände strömten in Scharen in die Urania und zahlten die hohen Eintrittsgebühren. Arbeiter konnten das nicht. Die Urania wurde vor allem von Angehörigen des Bürgertums besucht.

„Wie im alten Hause, so wurde uns auch in unserem im neuen Heim die Ehre hohen Besuchs zuteil. Im Jahre 1900 wohnte die Kaiserin Auguste Victoria mit den kaiserlichen Prinzen dem Vortrag „Im Lande der Mitternachtssonne“ bei.

Zwei Jahre später besuchten die kaiserlichen Majestäten in Begleitung eines großen Gefolges abermals unser Institut, um eine Vortragsreihe über die neusten Fortschritte der Far- benphotographie anzuhören und auszugsweise von dem Vor- trag „Frühlingstage in der Riviera“ Kenntnis zu nehmen. Im Jahre 1910 konnten wir gelegentlich des vor dem deutschen Kolonialkongreß in der Urania gehaltenen Schillingschen Vor- trages „ Tierleben in der ostafrikanischen Steppe“ den Kron- prinzen und andere Mitglieder deutscher Fürstenhäuser bei uns begrüßen.“

Aus der Denkschrift anlässlich des 25jährigen Bestehens der Gesellschaft

„Urania“ zu Berlin herausgegeben vom Aufsichtsrat und Vorstand der Gesellschaft

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Bürgerliches Publikum im Theatersaal der Urania Der Physiksaal der Urania um 1894.

Zeichnung von F. Thiel in der „Illustrierten Chronik der Zeit“.

Bruno H. Bürgel (1875-1948), Autodidakt, Astronom und sozialdemokratischer Schriftsteller

„Ich war nun zu einem dienenden Bruder im Tempel der Him- melsgöttin geworden, und das hat mich ungeheuer geför- dert. Die Urania war und ist heute noch eine Volksbildungs- stätte im besten Sinne des Wortes. (…) Man traf dort auch überall wissenschaftlich interessierte Leute, mit denen man viel diskutieren konnte und so vieles lernte. (…) Es gab da auch Leute, die mit jener sattsam bekannten studierten Erha- benheit und Geringschätzung auf den lernbegierigen jungen Arbeiter sahen und ihm deutlich zu verstehen gaben, dass sie nicht geneigt seien, die `Schrulle` des Herrn Direktors zu unterstützen. Das trübte dann sehr stark meine Freude, und vor allem hinderte es enorm meine Weiterentwicklung.“

Bruno H. Bürgel, Vom Arbeiter zum Astronomen.

Die Lebensgeschichte eines Arbeiters, 46.-62. Tsd., Berlin 1925, S. 86-87.

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Mythos und Wissenschaft

Wissenschaft und Theater

Die Attraktion der alten Urania war das „wissenschaftliche Theater.“ Themen wie „Das Leben in der Urzeit“, „Bilder aus der Sternenwelt“, „Von der Erde bis zum Monde“ wurden wie bei einer Theateraufführung in einzelnen Szenen ge- zeigt. Dies durch farbenprächtige Bühnenbilder, die mit elek- trischen Lampen angestrahlt wurden. Ein neben der Bühne stehender Sprecher führte durch die einzelnen Szenen und erläuterte sie. Zwischen den Szenen wurde der Theatervor- hang geschlossen und wieder geöffnet. Alles erfolgte mit Hil- fe einer sehr aufwändigen Bühnentechnik und der Erzeugung von unterschiedlichen Lichteffekten.

Bühnenbilder des „Wissenschaftlichen Theaters“

mit denen Mond-und Kometenlandschaften aber auch die sog.

„Urzeiten“ wie Eiszeit, Steinzeit, Jura etc. optisch dargestellt wurden.

Das „Wissenschaftliche Theater“ wurde ein voller Erfolg und fand auch international Beachtung. Die Stücke von der „Erde zum Mond“ und

„Geschichte der Urwelt“ wurden unter dem Titel „A Trip to the Moon“ und

„ From Chaos to Man“ auch in den USA aufgeführt.

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Erd- und Völkerkunde

Seit der Jahrhundertwende bot die Urania außer naturwis- senschaftlichen zunehmend Themen zur Erd- und Völker- kunde an. Dabei wurden Dia-Vorträge gehalten. Zu diesem Zweck ließ die Urania neue Projektionsgeräte entwerfen, mit deren Hilfe erst stehende Bilder gezeigt und erläutert wur- den. Danach ließ man sie nacheinander wie in einem Film ab- laufen. Außerdem wurden ganze Filme mit einer neuen Dar- stellungstechnik gezeigt. Die Dia-Vorträge und Filme waren beim Publikum sehr beliebt und verdrängten die „szenischen Vorführungen“ des „Wissenschaftlichen Theaters.“

Ankündigung eines Vortrages von Emil Deckert über die Vulkankatastrophe von Martinique. Als Wirtschaftsgeograph unternahm Deckert langjährige Reisen nach Amerika und galt als einer der besten Kenner Nordamerikas.

© Humboldt Universität Berlin, Universitätsbibliothek

Ankündigung des Vortrages „Rund um Asien“ von Phillip Bockenheimer, Hochschullehrer für Chirurgie an der Berliner Universität und ein bekannter Reiseschriftsteller. Sein 1908 veröffentlichtes, mit vielen Abbildungen versehenes Buch „Reise rund um Asien“ fand große Beachtung.

Projektor zur Dreifarbensynthese

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Mythos und Wissenschaft

Kolonial – und Kriegspropaganda

Schon die vor dem Ersten Weltkrieg in der Urania gehaltenen Vorträge und Dia-Projektionen über die deutschen Kolonien hatten einen propagandistischen Charakter. Nach dem Aus- bruch des Krieges standen „Vaterländische Vorträge“ auf dem Programm, die der „Erweckung und Pflege vaterländischer Gesinnung“ dienen sollten.

„Das gewaltige Ringen um die Existenz des deutschen Vaterlandes bewegt gegenwärtig das gesamte Fühlen und Denken unserer Nation. Auch auf die Urania wirkt es ein;

ihre Bestätigung musste auf Gebiete übergeführt werden, welche in normalen Zeiten dem Institut fernlagen. Waren es bisher die Errungenschaften friedlicher Kultur, die Früchte in- ternationaler Wissenschaft und Technik, welche darzustellen und zu verbreiten die Urania als ihre Aufgabe betrachtete, so musste ihr Programm jetzt den kriegerischen Vorgängen und der Kriegstechnik Rechnung tragen. Dies geschah durch Schilderungen der Kriegsschauplätze in Ost und West, durch erläuternde Vorträge über die Kampfmittel, mit denen deut- sche Technik und Organisation ihre bisherigen Erfolge errang, und durch Vortragsreihen, welche der Erweckung und Pflege vaterländischer Gesinnung dienten. Die mit diesen Kriegsvor- trägen erzielten Erfolge lieferten den Beweis, dass wir mit ei- ner solchen Abweichung von unseren eigentlichen Aufgaben den richtigen Weg beschritten hatten.“

Bericht der Gesellschaft Urania für das Geschäftsjahr vom 1. April 1914 bis 31 Mai 1915 Liste „Vaterländischer Vorträge“ für das

Geschäftsjahr 1. April 1914 bis 31. März 1915.

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Bericht über die Urania-Veranstaltung „Fahrten des Hilfskreuzers Wolf“

in der Vossischen Zeitung vom 27. Juni 1918

© Australian War Memorial

Der Hilfskreuzer Wolf verminte während seiner 451 Tage dauernden Fahrt die Häfen von Colombo und Bombay und versenkte zahlreiche Schiffe. Diese „Heldenstreiche deutscher Seeleute“ waren ein beliebtes Thema der deutschen Kriegspropaganda.

Durchzug der „Wolf“-Mannschaft durch das Brandenburger Tor im März 1918

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Mythos und Wissenschaft

Revolution und Krise

Die Novemberrevolution in Berlin hatte keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Urania. Sie konnte ihren Betrieb nach Beendigung der Kampfhandlungen sofort wieder aufneh- men. Die Besucherzahlen stiegen weiter an. Im Jahr 1921 waren es über 300.000 Personen. Doch dann kam es zur Krise. Das Publikum ging lieber ins Kino. Die nach wie vor hohen Eintrittsgebühren für die Veranstaltungen der Urania konnten von vielen Besuchern nicht mehr gezahlt werden.

Die Ausgaben waren höher als die Einnahmen. Staatliche Zu- schüsse gab es nicht. Die Aktionäre fürchteten um ihre Einla- gen. Sie erzwangen 1928 den Verkauf des Urania-Gebäudes in der Taubenstraße. Damit wurden die Schulden gedeckt und die Auflösung der Urania- Aktiengesellschaft verhindert.

Die Urania konnte jetzt aber keine naturwissenschaftlichen Experimente mehr durchführen und eigene Forschungen be- treiben. Ihre Vorträge und sonstigen Veranstaltungen fanden nicht mehr in eigenen, sondern in gemieteten Sälen an un- terschiedlichen Orten statt. Die gesamte Tätigkeit der Urania verlagerte sich auf den populärwissenschaftlichen Bereich und ging insgesamt zurück.

© Bundesarchiv, Bild 183-18594-0045

Demonstration Unter den Linden am 9. November 1918

Am 27. Mai 1927 berichtete der Berliner Börsenkurier unter der Überschrift

„Die Urania vor dem Zusammenbruch“ über die finanziellen Schwierigkeiten der Urania. Personal sei bereits entlassen, ein Verkauf des Hauses werde erwogen. Dieser Artikel verunsicherte die Aktionäre der Urania, die nun um ihre Einlagen fürchteten. Die Krise der Urania spitzte sich zu.

Der Geschäftsbericht des Urania-Vereins für das Krisenjahr 1929 schildert die schwierigen Verhandlungen mit den Aktionären. Diese forderten die vollständige Liquidation der Gesellschaft, um so eine Auszahlung des Aktienkapitals zu errei-

chen. Nur durch den Verkauf des Hauses in der Taubenstraße, den Aufkauf von Aktien durch den Urania-Verein zum Nennwert, und die Aufnahme eines kurzfristi- gen Bankkredites konnte die Liquidierung der Gesellschaft letztendlich verhindert werden. An diesen Rettungsbemühungen hatte der jüdische Rechtsanwalt Dr. Fritz Anselm Arnheim einen maßgeblichen Anteil.

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„Gleichschaltung“ und „Arisierung“

Die Urania verstand sich als unpolitisch, gerade deshalb wur- de sie dem politischen Druck des NS-Regimes ausgesetzt.

Denn das wollte seinen totalen Herrschaftsanspruch in allen Bereichen des politischen und gesellschaftlichen Lebens durchsetzen, vor allem im Erziehungswesen. Die Zeitgenos- sen nannten das „Gleichschaltung.“

Mit der „Gleichschaltung“ der Urania wurde ein Ballonfah- rer, Dr. h.c. und Oberst a.D. beauftragt. Er hieß Hugo von Abercron. Er übernahm im Oktober 1933 die Führung der Urania. Das wollte der bisherige Vereinsvorstand nicht hin- nehmen und klagte beim Amtsgericht Charlottenburg gegen die „Gleichschaltung“ der Urania. Der Prozess endete zwei Jahre später mit einem Kompromiss. Abercron wurde als Vorstand der Aktiengesellschaft, nicht aber als Vorsitzender des Vereins bestätigt. 1938 schied er ganz aus dem Dienst der Urania aus.

Im Unterschied zur „Gleichschaltung“ hat die Urania ihre

„Arisierung“ klaglos hingenommen. Gemeint sind die Ent- lassung aller „nichtarischen“ Mitglieder des Vorstandes und die erzwungene Abgabe der Urania-Aktien von Personen

„nichtarischer“ Herkunft.

Hugo von Abercron

Geboren 1869 als Sohn eines Offiziers. Die Familie stammt ursprünglich aus Schottland und hieß Abercromby. Ein Vorfahr Hugo von Abercrons nahm als dänischer Offizier den Namen von Abercron an.

Hugo von Abercron wurde nach seiner Ausbildung im Ka- dettenkorps in Berlin-Lichter- felde Berufsoffizier. Zunächst in einem Infanterieregiment, dann bei der Luftschifferabteilung in Berlin. Vor und nach dem Ersten Weltkrieg führte er mehrere Freiballonfahrten durch. Für seine Verdienste als Ballonfahrer erhielt er die Ehrendoktorwürde. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er an der

Westfront. Zuletzt als Oberst und Kommandeur eines nach ihm genannten Regiments. Nach dem Krieg war er Führer eines Freikorps, das 1920 die so genannte Rote Ruhrar- mee bekämpfte. 1932 trat er der NSDAP bei. Von 1933 bis 1937 leitete er die Berliner Urania. 1938 veröffentlichte er seine Memoiren „Offizier und Luftpionier. Tatberichte und Erinnerungen“. Hugo von Abercron starb 1945 in Berlin.

Abercron über sein Verhältnis zum Nationalsozialismus:

„Adolf Hitler hörte ich in seinem ersten, großen Propaganda- vortrag im Berliner Sportpalast. Er sagte, worauf es ankam:

Aus die Bekämpfung des Versailler Diktatfriedens, auf die Ablehnung des Völkerbundes, die Stellung zum katholischen Zentrum, die volkswirtschaftlichen Aufgaben, das Verlangen nach einer kräftigeren Außenpolitik, die schroffe Bekämpfung des Marxismus und die Selbsthilfe“

Über seine Tätigkeit als Direktor der Urania 1932-1937

„Als mit dem Beginn des Dritten Reiches die Juden aus der Leitung des Naturwissenschaftlichen Instituts, der Gesell- schaft Urania ausscheiden mussten, wurde ich als alleiniges Vorstandsmitglied gewählt. Es handelte sich um die weltbe- kannte Urania, die früher ein eignes Theater mit Vorführräu- men in der Taubenstraße hatte. Aus der Inflation war nach dem Verkauf des Hauses noch ein Kapital gerettet, mit dem die Organisation von Vorträgen weiterbetrieben wurde. Als Direktor musste man den Ehrgeiz haben, möglichst wert- volle Vorträge zu veranstalten. Die Besucher erwarten von der Urania immer etwas Besonderes. Die Beurteilungen der Aufsichtsbehörden und der Presse zeigten, dass ich auf dem richtigen Wege war. Es ist sehr schwer in Volksbildung zu ma- chen. Die besten Naturwissenschaftler müssen heran. Die Besucher wollen das Beste der Naturwissenschaften hören.

Aus allen Berichten soll ein Erlebnis, eine Begeisterung spre- chen. (…) Nach vierjähriger Tätigkeit schied ich 1937 aus, als auf Veranlassung des Reichs-und Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ein Zusam- mengehen mit der notleidenden Lessing-Hochschule veran- lasst wurde.“

Aus. Offizier und Luftpionier.

Berichte und Erinnerungen, Stuttgart 1938, Seite 21 ff.

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Mythos und Wissenschaft

Dr. Fritz Anselm Arnheim

Fritz Anselm Arnheim wurde am 6. Mai 1890 in Berlin ge- boren und studierte Jura in Rostock und Berlin. Nach dem Abschluss seines Studiums arbeitete er in einer Rechtsan- waltspraxis in der Jägerstraße 63. Zusätzlich engagierte er sich im Urania-Verein und wurde am 9. Januar 1930 in den Vorstand gewählt. Als Frontkämpfer des Ersten Weltkrie- ges konnte er nach 1933 zeitweise weiter als Anwalt tätig bleiben. Arnheim widersetzte sich der Gleichschaltungspoli- tik und reichte aufgrund mehrerer gravierender Formfeh- ler Abercorns Klage beim Amtsgericht Charlottenburg ein.

Dieser wurde am 7.  Dezember 1934 stattgeben. Dadurch konnte die Gleichschaltung jedoch nur kurzfristig verzögert werden. Bereits am 26. Juni 1935 beschloss eine Mitglie- derversammlung des Urania-Vereins nur noch Mitglieder

„arischer Abstammung“ zu akzeptieren. Arnheim wurde wegen seiner „nichtarischen“ Herkunft ausgeschlossen und war zunehmend den Verfolgungen und Schikanen des NS-Re- gimes ausgesetzt. Am 17. August 1942 wurde Arnheim mit seiner Frau Emilie und seinem Sohn Ulrich Wolfgang Arn- heim aus dem Sammellager in der Artilleriestraße 31 nach Theresienstadt deportiert (Transport I/46). Von dort folgte am 19. Oktober die Deportation nach Auschwitz, wo er und seine Frau Emilie ermordet wurden. Sein Sohn Ulrich wurde am 28. September 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz de- portiert und dort ermordet.

© Bundesarchiv_Bild_175-04413,_KZ_Auschwitz,_Einfahrt

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© Landesarchiv Berlin, Rep.42, Acc 2437, Nr.28876

Beschluss der Mitgliederversammlung des Urania-Vereins vom 26. Juni 1936: „Als Mitglieder sollen nur Personen aufgenommen werden, welche arischer Abstammung sind.“

© Landesarchiv Berlin, Rep.42, Acc 2437, Nr.28876

Schreiben Abercrons an das Amtsgericht Charlottenburg vom 24. Dezember 1934. Um die „planmäßigen Angriffe eingeschworener Feinde des 3. Reiches gegen die Gleichschaltung“ (gemeint ist u.a. Fritz Arnheim) abzuwehren, sei die Einsetzung eines Notvorstandes notwendig.

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Mythos und Wissenschaft

Reisen und Rassen

Die „arisierte“ und „gleichgeschaltete“ Urania führte ihren Betrieb weiter als ob nichts geschehen wäre. Allerdings im bedeutend verringerten Umfang und in Zusammenarbeit mit der Lessing-Hochschule. Es referierten zwar auch einige Größen des Dritten Reiches, doch beliebter und verbreiteter waren Vorträge über Reisen in nahe und ferne Länder. Hinzu kamen Veranstaltungen zur „Rassenkunde“.

© IISG

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September bis Dezember 1937

September bis Oktober 1940 Januar - Februar 1940

April - Juni 1941 Februar - März 1941

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Mythos und Wissenschaft

Der Krieg war weit

Blättert man durch die Programmhefte der Urania und der Lessing-Hochschule, gewinnt man den Eindruck, als ob der Krieg ganz weit weg war. Das war beabsichtigt. Die deut- schen „Volksgenossen“ sollten vom Krieg abgelenkt werden.

Die Besucherzahlen stiegen an; ebenso die Einnahmen der Urania. Das Geschäftsjahr 1942/43 wurde mit einem „deut- lichen Gewinn“ abgeschlossen. Doch dann kam der Krieg nach Berlin.

Programmankündigung Januar-März 1942 Vorrückende Soldaten der Roten Armee

Das letzte Programmheft Januar-Februar 1945.

Viele Veranstaltungen waren ausverkauft.

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© Landesarchiv Berlin: F Rep. 290 088795 Foto: Willa, Johann

© Landesarchiv Berlin F Rep. 290 094035

Ruinen in der zerstörten Kleiststraße

© Landesarchiv Berlin: F Rep 290 0007457 © Landesarchiv Berlin F Rep 290 0401342

Das zerstörte Gebäude der Urania in der Invalidenstraße 62-57

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Mythos und Wissenschaft

4. Die neue Urania

Kontinuität und Neubeginn

Die Initiative zur Neugründung der Urania ging von Dr. Otto Henning aus. Er verfasste eine Denkschrift, in der er dazu aufrief, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Gemeint waren die deutsche Diktatur, der von Deutschen entfessel- te Zweite Weltkrieg und die Atombombe der Amerikaner.

All das mache eine Neubesinnung erforderlich. Sie sollte im Geiste Humboldts geschehen. Alle Wissenschaften sollten zusammen arbeiten. Nicht nur die Natur-, sondern auch die Geisteswissenschaften.

Hennings Plan wurde von verschiedenen in- und ausländi- schen Dichtern und Wissenschaftler, Künstlern und Politikern unterstützt. Ein neuer Urania-Verein wurde gegründet. Die Gründungsversammlung fand am 19. November 1953 im Senatssitzungssaal der Technischen Universität statt.

Die ersten Programmhefte © Archiv der Urania

Grundsteinlegung für das Gebäude an der Kleiststraße

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Dr. Otto Henning

Geboren 1899 in Gießen. Schu- le und Studium der Rechtswis- senschaft in Gießen. Dr. jur.

Gründer und Vorsitzender des Goethe-Bundes in Gießen.

1929 von Johannes Tews in die

„Gesellschaft für Volksbildung“

in Berlin berufen. Von 1936 bis 1945 Leiter des Vortragsam- tes der „Zentralstelle für den Dichtereinsatz im gesamten Dienstbereich des Propagandaministeriums und der Reichs- schriftumkammer.“ Von 1945 bis 1950 im Speziallager Bu- chenwald. Von 1950 bis 1952 im Gefängnis Waldheim. 1953 Mitgründer der „Deutschen Kultur-Gemeinschaft Urania-Ber- lin. Von 1954 bis zu seinem Tod 1970 Programmdirektor der Urania.

Aufruf an Berliner Ober-und Berufsschüler

Einladung zur Mitgliederversammlung Der Gründungs-und Organisationsplan der Deutschen Kultur-Gemeinschaft Urania

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Mythos und Wissenschaft

Volksbildung in der Frontstadt

Die neue Urania befand sich in einer Stadt, die vielfach als

„Frontstadt“ im Kalten Krieg bezeichnet wurde und sich auch so verstand. Diese geopolitische Lage wirkte sich naturge- mäß auch auf das inhaltliche Programm der Urania aus. Man betrieb Volksbildung in einer Frontstadt, aber auf einem ho- hen wissenschaftlichen Niveau und mit großem Erfolg beim Publikum.

Grußworte zur Grundsteinlegung 1961:

„Das Haus möge eine Heimstätte des freien Denkens, als Hort wissenschaftlicher Bildung, eine Stätte der Begegnung mit den kulturellen Werten unseres deutschen Volkes, Euro- pas und der ganzen Welt sein.“

Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Otto Bach

„Dieses Haus diene klarer Erkenntnis und edlen Genießens, es werde zu einer starken Gemeinschaft von Gebenden und Empfangenden und zu einem Ausdruck des Willens der Ber- liner zur Selbstbestimmung ihres Wesens und Lebens.“

Der Senator für Volksbildung Prof. Dr. Joachim Tiburtius

„Unser Urania-Haus soll dienen der Besinnung auf die Wurzeln der Menschlichkeit, der Ehrfurcht vor den großen Wundern unserer Welt, der Freundschaft zwischen Völkern und Rassen.“

Der 1. Vorsitzende der Urania Dr. Paul Hövel Das Haus der Urania, 1962

© Landesarchiv, F Rep. 290 085677 Foto: Schubert, K.H.

Paul Hövel während seiner Ansprache anlässlich der Schlüsselübergabe am 10 November 1962. Vorne im Bild der Regierende Bürgermeister Willy Brandt.

© Landesarchiv F Rep. 290 132921 Foto: Schubert, K.H.

Die Ausstellung „Mensch und der Weltraum“ 1969

© Landesarchiv F Rep. 290 132920 Foto: Schubert, K.H.

(31)

68 und die Folgen

1968 hat die Welt, aber nicht die Urania verändert. Sie ver- weigerte sich den allgemeinen Veränderungen und veränder- te ihr Programm nicht. Dies fand bei den Angehörigen der jüngeren Generationen wenig Interesse. Die Besucherzahlen gingen dramatisch zurück. Das änderte sich in den 80er Jah- ren. Gut besucht waren Vorträge über politische Fragen und Probleme der modernen Naturwissenschaft, von der Atom- technik bis zum Umweltschutz. Viel beachtet wurden die Fei- ern zum 100 Geburtstag der Urania 1988.

80 Jahrfeier im März 1968

Auseinandersetzungen auf dem Kurfürstendamm nach dem Attentat auf Rudi Dutschke

© Landesarchiv Berlin F Rep. 290 0133693 Foto: Schubert, K.H. © Landesarchiv Berlin F Rep. 290 0133695 Foto: Schubert, K.H.

Die Ausstellung zu Gast in Ober-Österreich

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Mythos und Wissenschaft

Nach dem 9. November

Der 9. November 1989 war für die Urania kein besonderer Tag. Das änderte sich. Konnten doch jetzt auch Besucher und Referenten aus dem Ostteil der Stadt gewonnen werden.

Sie referierten und interessierten sich sowohl für naturwis- senschaftliche wie für geschichtliche und politische Themen.

Dabei ging es um die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und der untergegangenen DDR. Beides wur- de intensiv und nicht selten sehr kontrovers diskutiert.

© epd-bild / Hans Peter Stiebing

© DPA

Walter Momper (1990)

© Robert-Havemann-Gesellschaft

Bärbel Bohley (1945-2010)

© DPA

Ossip Karl Flechtheim (1909-1989)

Dr. Siegmund Jähn, ehemaliger Kosmonaut

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5. Urania in der DDR

Gründung und Geschichte

Die Urania in der DDR wurde 1954 gegründet. Sie hieß „Ge- sellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse.“

Erst 1966 nahm sie den Zusatznamen „Urania“ an. Mit ihren weit über 50.000 Mitgliedern gehörte sie zu den Massen- organisationen der DDR. Sie war ohne Zweifel staatsnah.

Einige ihrer Veranstaltungen, die auf dem gesamten Territo- rium der DDR zu politischen und wissenschaftlichen Themen durchgeführt wurden, sind jedoch als eher staatsfern wahr- genommen worden. Urania war in der DDR überall präsent und jedem bekannt. Urania gehörte einfach dazu. Die Urania in der DDR ist 1990 aufgelöst worden. Sie ist wie die DDR selber Geschichte. Ihre Aufarbeitung sollte jenseits von Ver- herrlichung und Schuldzuweisung geschehen.

© Bundesarchiv, Bild 183-25108-0001 / Fotograf: Heinz Funck

Die Gründungskongress der „Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse“ am 17. Juni 1954 im Kulturhaus „Erich Weinert“ Berlin Wuhlheide.

Links: Professor Dr. Erich Stamm während seiner Rede „Die Bedeutung und Aufga- be der Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse.“

© Bundesarchiv, Bild 183-42752-0001, Foto: Hesse, Zimontkowski

Forum der „Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse“ (u.a. mit Karl-Eduard von Schnitzler, zweiter von links) zu den „Ereignissen in Ägypten und Ungarn“ am 9.11.1956 im Kongresszentrum des Ministeriums für Finanzen in Ber- lin. Mit „Ereignissen“ waren die Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 und

die sog. „Suezkrise“ infolge der Nationalisierungsbestrebungen des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser gemeint.

© Bundesarchiv, Y9- (II/79)

Veranstaltung der URANIA in Halle am 24. April 1976 im Vorfeld des IX. Parteitages der SED.

(34)

Mythos und Wissenschaft

Volksbildung und Volkspropaganda

Die Urania in der DDR betrieb Volksbildung und Volkspropa- ganda. Beides mit großem Erfolg. Die Besucherzahlen wa- ren immens. Ende der 1970er Jahre waren es schon über 10 Millionen, die jährlich die über 300.000 Vorträge der Urania besuchten. Danach wurden es noch mehr. Besonders beliebt waren die Vortragsreihen über „Weltall-Erde-Mensch“, „Welt- politik-aktuell“ und „URANIA – international.“

Seit Mitte der 70er Jahre wurden die Urania-Vorträge auch im Radio und im Fernsehen gesendet. Hörer und Zuschauer konnten über das Telefon Fragen stellen, die dann von Exper- ten beantwortet wurden. Dies meist live. Auch hier war das Interesse groß. Die von „URANIA im Funk“ gesendete Ex- pertendiskussion „Geradeheraus“ erreichte schon im Okto- ber 1980 die 150. Folge; und die „Fernseh-URANIA“ brachte es auf insgesamt fast 200 Sendungen.

Hohe, ja riesige Auflagen erzielten die von der Urania her- ausgegebenen Magazine und Buchreihen wie „URANIA-Uni- versum“, „URANIA für Lehrer“, „Polytechnische Bibliothek“,

„Wissenschaft und Menschheit“ und einige andere mehr.

„Mit Fug und Recht können wir sagen, dass die URANIA des- halb erfolgreich war, weil sie sich immer den Forderungen der Zeit stellte. Die klare Orientierung des VIII. und IV. Partei- tages der SED auf die weitere Gestaltung der entwickleten sozialistischen Gesellschaft in der DDR, der Kurs der Haupt- aufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts-und Sozialpolitik, die dabei hervorgehobene Bedeutung von Wissenschaft und Technik haben auch der URANIA Perspektiven und Wirkungs- möglichkeiten erschlossen, führten zu einem bedeutenden Aufschwung ihrer Tätigkeit.“

30 Jahre DDR und das Wirken der URANIA für den Sozialismus

© Bundesarchiv, BildY9-(I/27), Foto: Heinz Schönfeld

Überreichung der goldenen Ehrennadel der URANIA an Erich Honecker beim Empfang der Präsidiumsmitglieder der URANIA am 4.10.1976.

Besucherbilanz und Mitgleiderentwicklung - laut den „Materialien der erweiterten Tagung des Präsidiums der URANIA“ am 21. Juni 1979

(35)

© Bundesarchiv, Bild Y1_VP5_1300

URANIA-Veranstaltungen 1971 in Dresden. Die besondere

„Verbundenheit“ der DDR mit der UdSSR war ein immer wiederkehrendes Thema im Veranstaltungsprogramm der URANIA.

Konferenz der „Nationalen Front“ und der URANIA in Jena 2.12.1977

© Bundesarchiv,, Bild Y9- (IV/42): Foto: Edith Neumann © Bundesarchiv,, Bild Y9- (IV/42): Foto: Edith Neumann

Bericht über die Stiftung der

„Ernst-Haeckel-Medaille“ der URA- NIA. Der Zoologe, Philosoph und Evolutionstheoretiker Ernst- Hae- ckel (1843-1919) wurde in der DDR als „humanistischer Wissenschaft- ler“ verehrt und gefeiert. Gewürdigt wurden dabei insbesondere Ha- eckels Popularisierung der Ideen Darwins und sein Engagement als Freidenker. Dass Haeckel jedoch auch ein Befürworter der Euthana- sie und Wegbereiter der Rassenhy- giene und Eugenik war, wurde dabei nicht beachtet, geschweige denn problematisiert. Der Wissen- schaftler wurde zum Kult.

© Bundesarchiv, Bild Y1_VP5_1291

Sex, Rauschgift und Kriminalität ein Bericht über die amerikanische Kultur“

und „Kindererziehung aus der Sicht des Arztes“ – URANIA-Veranstaltungen in der Berliner Stadtbibliothek im Protestjahr 1968.

© Bundesarchiv, Bild Y1_VP5_1299

„Schöpfertum und Verantwortung des sozialistischen Wissenschaftlers in unserer Zeit“ – Vortragsveranstaltungen der URANIA in Dresden, 1972.

(36)

Mythos und Wissenschaft

Bücher und Zeitschriften – der URANIA Verlag in der DDR

Hohe, ja riesige Auflagen erzielten die von der URANIA herausgegebenen Magazine und Buchreihen wie „URA- NIA-Universum“, „URANIA für Lehrer“, „Polytechnische Bib- liothek“, „Wissenschaft und Menschheit“ und einige andere mehr. Hierbei versuchte man an die Tradition des 1924 in Jena gegründeten URANIA-Verlages anzuknüpfen, der die populärwissenschaftliche Zeitschrift „URANIA, Kulturpoliti- sche Monatshefte über Natur und Gesellschaft“ herausgab.

Verlag wie auch Zeitschrift wurden maßgeblich von dem be- kannten Entwicklungsbiologen Julius Schaxel (1887–1943) geleitet und orientierten sich an den Ideen der Arbeiter-und Freidenkerbewegung.

Julius Schaxel studierte (u.a. bei Ernst Haeckel) Biologie, Philosophie und Psychologie in Jena und München. 1909 promovierte er in Jena. 1912 folgte die Habilitation. Ab 1918 war er außerordentlicher Professor für Zoologie und Leiter der Anstalt für experimentelle Biologie in Jena. Schaxel trat 1918 in die SPD ein und betätigte sich zunehmend politisch.

1923 war er Regierungsrat für Volksbildung in der Thüringi- schen Landesregierung von SPD und KPD. Schaxel besuch- te mehrmals die Sowjetunion stand aber auch im mit dem Frankfurter Institut für Sozialforschung in Kontakt. 1924 war Schaxel maßgeblich an der Gründung der „URANIA Ver- lagsgesellschaft mbh“ beteiligt. 1933 wurde er infolge des

„Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“

entlassen und emigrierte über die Schweiz in die Sowjetuni- on. Hier war er an der „Sowjetischen Akademie der Wissen- schaften“ tätig. 1938 wurde er zeitweilig inhaftiert, überlebte aber die Zeit der „Säuberungen“. Schaxel gehörte zum „Nati- onalkomitee Freies Deutschland“ und war Mitunterzeichner des „Aufrufs für die deutsche Volksfront“. 1943 verstarb er in einem Sanatorium in der Nähe von Moskau. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt.

© Bildarchiv Hoßfeld und Olsson

Julius Schaxel

(37)

„Zu den Verlagen, die in den Jahren von 1945 bis 1947 auf Initiative der sowjetischen Kulturoffiziere der SMAD und deutscher Antifaschisten wieder eröffnet und gegründet wurden, gehörte auch der Urania-Verlag. In Jena hatte sich eine Gruppe bewährter Antifaschisten um Dr. Georg Schnei- der und Otto Jenssen, zwei ehemaligen Mitarbeitern Julius Schaxels, entschlossen, dem durch den Faschismus verur- sachten Tiefstand der geistigen Entwicklung großer Teile des Volkes durch eine wissenschaftliche Aufklärungsarbeit mit Hilfe einer Zeitschrift begegnen zu helfen, an deren Tradition anzuknüpfen auch eine Verpflichtung war. Über die Schwie- rigkeiten, die mit dem Beschaffen geeigneter Räume, der Papier-und Druckkapazitäten u.a. verbunden waren, halfen die Genossen der sowjetischen Militäradministration und die neuen demokratischen Selbstverwaltungsorgane hinweg“

aus URANIA-Verlag: 50 Jahre URANIA-Verlag: 1924-1974, Leipzig 1974, Seite 69

URANIA Publikationen

Die Buchreihe „URANIA-Universum“

die sich mit geographischen, ethnologischen und anthropologischen Themen befasste.

„Selbst erlebt, gestaltet und erbaut“ – Buchexponate, die die Neugier für astronomische, künstlerische und technische Themen und Fragestellungen wecken sollten.

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Mythos und Wissenschaft

6. Die Urania – Ein Ort der Begegnung

Die Urania bietet Wissen und Begreifen aus erster Hand. He- rausragende Vertreter aus allen Bereichen der Wissenschaft, Kultur und Politik sind immer wieder in der Urania zu erleben.

Nobelpreisträger in der Urania sind ganz besondere Höhe- punkte, und alljährlich verleiht die Urania ihre Medaille für be- sondere Verdienste für die Vermittlung neuer Erkenntnisse an eine breite Öffentlichkeit.

Präsident Michail Gorbatschow und Urania-Direktor Dr. Gerhard Ebel am 9. November 1992 in der Urania

Dr. Gerhard und Renate Ebel mit Bundeskanzler Helmut Schmidt und seiner Gattin

Dr. med. Jutta Semler und Präsident Michail Gorbatschow

Verleihung der Urania-Medaille 2009 an Hans-Dietrich Genscher durch Michail Gorbatschow

Dr. med. Jutta Semler mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Ulrich Deppendorf

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Träger der Urania Medaille

Hans-Jochen Vogel, Urania Medaille 1997

Richard von Weizsäcker, Urania Medaille 2004

Sir Simon Rattle, Urania Medaille 2007

Kurt Masur, Urania Medaille 2010

Nobelpreisträger in der Urania

Christiane Nüsslein-Volhard, Nobelpreis für Medizin 1995

Harald zur Hausen, Nobelpreis für Medizin 2008 Peter Grünberg,

Nobelpreis für Physik 2007

Gerhard Ertl, Nobelpreis für Chemie 2007

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Mythos und Wissenschaft

Gegenwart und Zukunft

Die Urania bietet neueste Erkenntnisse aus allen Wissensge- bieten und ein vielfältiges Kulturprogramm. Vorträge zu aktu- ellen Fragen der Natur- und Geisteswissenschaften, zu Medi- zin und Gesundheit sowie über andere Länder und Kulturen gehören ebenso zum Programm wie Podiumsdiskussionen, Filme, Führungen, Seminare oder künstlerische Darbietun- gen. Als größtes Programmkino Berlins bietet die Urania ein vielfältiges Filmprogramm. Rund 1.800 Vereinsmitglieder und über 80 Kooperationspartner unterstützen das ohne staatli- che Förderung finanzierte Bildungsangebot.

Die Urania-Fahne am Nordpol Der Vorstand berät mit den Mitgliedern

Die Highlights der Physik begeistern auch den Nachwuchs Die Urania – ein Ort der Diskussion:

Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Direktor Ulrich Bleyer

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Natur und Technik für die Jüngsten Die Vorstandsvorsitzende Dr. med. Jutta Semler berät zu Medizin und Gesundheit

Hier wird über die Zukunft nachgedacht – Zukunftswerkstatt für Schüler Das Kindermusical-Theater in der Urania – ein großer Erfolg

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Mythos und Wissenschaft

Begleitheft zur Ausstellung „Mythos und Wissenschaft“

Herausgeber: Urania-Berlin e. V.

V.i.S.d.P.: Dr. Urlrich Bleyer

An der Urania 17, 10787 Berlin Kurator: Prof. Dr. Wolfgang Wippermann Mitarbeit: Jost Wippermann

Herstellung: Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Alle Rechte liegen bei der Urania-Berlin e. V.

2013

(43)

Danksagung

Mit freundlicher Unterstützung der

Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesarchivs (Berlin-Lichterfelde), der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorgani sationen der DDR im Bundesarchiv“ (SAPMO), des Bildarchivs des Bundesarchivs Koblenz, des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, des Landesarchivs Berlin, des Branden burgischen Landesarchivs Potsdam, der Zeitungs abteilung der Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz, des Bundespresseamtes, des Evange- lischen Pressedienstes sowie des Archivs des Museums Mitte (Mitte Museum).

(44)

Urania Berlin e. V.

An der Urania 17 10787 Berlin

Telefon: (030) 218 90 91 Fax: (030) 211 03 98 www.urania.de

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