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JANUAR FEBRUAR MÄRZ 2021

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JANUAR FEBRUAR MÄRZ 2021

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Liebe Leserinnen, lieber Leser,*

temporären Schließungen – pardon lockdowns – zum Trotz bieten Kuratoren und Galeristen der Region mit klugen und teils spek - takulären Ausstellungen genügend legale Stimmungsaufheller, um zumindest geistig unbeschadet diese aufgeregten Zeiten zu über stehen. Der Kunstbetrieb zeigt insgesamt eine Kontinuität und Perspek tive, also gutes Krisenmanagement und dafür meinen Dank an alle Kunstakteure.

Ich wünsche Ihnen wie immer viel Vergnügen beim Lesen.

Bleiben Sie gesund und munter, Björn Barg, Herausgeber

kunstraumDARMSTADT

4 Peter Lindberghs Untold Stories Auf den Spuren van Goghs Welt kunstraumMAINZ

6 Aug in Aug mit den Powerbrokern des Mittelalters Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht

kunstraumASCHAFFENBURG 8 Demut vor der Schöpfung

Bernd Zimmer 11 Clemens Gröszer

Zwischen den Welten kurator’s CHOICE 10 James Ensor

Im Gespräch mit Dr. Inge Herold kunstraumHEIDELBERG

12 Skulptur und Malerei

Keizo Sugitani und Arvid Boecker 16 Annette Bohn-Meinecke

Fremd und vertraut 17 Lynn Schoene

Zur Erinnerung

22 Schimmernde Schönheiten

Luxusgerät aus Messing – Jugendstil bis Art Déco 25 Moto Migratorio Revisited

Suche nach Heimat 25 Anette Riebel-Mehne

Allesdinge

Peter Lindbergh bis 7. März 2021

Hessisches Landesmuseum Darmstadt www.hlmd.de

Peter Lindbergh, Karen Elson, Los Angeles, 1997

kunstraumKAISERSLAUTERN 14 Anthro Polis

Mensch und Stadt im Werk von Klaus Hack 15 Die Sprache der Dinge

Angewandte Kunst der Lotte Reimers Stiftung kunstraumLUDWIGSHAFEN

16 Waldemar Zimbelmann Der Himmel ELLENO kunstraumMANNHEIM 19 Sonnenbrand/Photosphären

Edgar Lissel und Claus Stolz 20 Joeggu Hossmann

Influence Yourself 22 GOIN

I Spray for You kunstraumWEINHEIM

21 Gunnar Fuchs Treppen

kunstraumWORMS 21 Emil Szymannsky

Pastelle

kunstraumHEPPENHEIM 23 Internationale Künstler

Claudio Filippini und Charles Fazzi kunstraumFRANKENTHAL

23 Wishflower Ulli Bomans kunstraumLANDAU

24 KunstSchauFenster

Neun künstlerische Positionen kunstraumLADENBURG

26 Artists After Eighty The final Show

kunstraumBAD DÜRKHEIM 27 Best of … und Bernd Klimmer

2 Ausstellungen der art gallery am Stadtplatz 27 kunstraumMETROPOL im ABO

29 AUSSTELLUNGEN in den kunsträumen der REGION 39 Impressum

Bitte denken Sie daran, Ausstellungs-

termine aktuell

zu überprüfen.

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kunstraumDARMSTADT

PETER LINDBERGHS UNTOLD STORIES

AUF DEN SPUREN VAN GOGHS WELT

In Kooperation mit dem Kunstpalast, Düsseldorf, wird im Hessischen Landesmuseum Darmstadt Peter Lindberghs Ausstellung „Untold Stories“ präsentiert. Der Fotograf (1944-2019) wuchs in Duisburg auf, fing als Schaufenstergestalter bei den Kaufhausketten Karstadt und Horten an. Er belegte Abendkurse an der Kunstakademie in Ber- lin und reiste nach Arles per Anhalter, um Vincent van Goghs Welt nahe zu sein, den er verehrte. Auf der Suche nach sich selbst reiste er zwei Jahre lang durch Spanien sowie Marokko und fing an der damaligen Werkkunstschule in Krefeld ein Studium der freien Ma - lerei bei Günther C. Kirchberger, ein Hauptvertreter der Hard-Edge- Malerei, an.

Fotografische Anfänge – aus Peter Brodbeck wird Peter Lindbergh 1971 assistierte Lindbergh als Fotograf beim Düsseldorfer Fotografen Hans Lux und lernte das Handwerk der Modefotografie in den Pio- nierzeiten der Werbeagentur-Szene kennen. Kunde war C&A, für die Lux hauptsächlich Kinder- und Jugendmode ablichtete, und so fing Lindbergh erst mit Kinderfotos als Werbefotograf an. Der Tagessatz lag damals bei rund 800 bis 1.000 Mark und die fotografischen Vor- bilder waren z. B. Irving Penn und Richard Avedon. In dieser Zeit änderte er seinen bürgerlichen Namen von Peter Brodbeck zu Peter Lindbergh, da es zur selben Zeit in Düsseldorf einen anderen Fotogra- fen mit demselben Namen gab. Dies führte oft in den Fotolabors zu ärgerlichen Verwechslungen. In Anlehnung an Flugpionier Charles Lindbergh, der 1927 in einem Nonstop-Flug den Atlantik überquerte, wurde nun der Fotograf Brodbeck aus dem Ruhrpott, der im Übrigen nie seine Herkunft verleugnete, zu Lindbergh. Der Name gab ihm ei- nen Hauch Internationalität. Sein „Lehrherr“ Lux beschrieb die Person und den Erfolg von Lindbergh wie folgt: „50 Prozent an seinem Erfolg machte er als Mensch aus, 50 Prozent seine fotografischen Fähigkei- ten. […] Bei seiner Arbeit mit Fotomodellen kam ihm zugute, dass er ein wirklich netter Kerl war. Im Gegensatz zu vielen anderen Fotogra- fen in dieser Zeit wäre Peter den Modellen nie an die Wäsche gegan- gen. Nur so konnte er das Vertrauensverhältnis zu seinen Modellen aufbauen, das er brauchte, um diese Bilder entstehen zu lassen.“ (In- terview 4. März 2020 in PROFIFOTO) Dank der Vermittlung der da- maligen Agentin Christa Ritter, die heute mit Rainer Langhans zusam- menlebt, öffneten sich 1978 die Türen für Lindbergh nach Paris. Hier begann seine internationale Karriere mit der Zeitschrift Vogue, später u. a. für The New Yorker, Vanity Fair, Allure, Harper's Bazaar, Inter- view, den Rolling Stone oder Wall Street Journal.

Unerzählte Geschichten

Die Ausstellung „Peter Lindbergh Untold Stories“ ist die einzige von Peter Lindbergh selbst kuratierte Werkschau, an deren Präsentation er zwei Jahre gearbeitet hatte. Sie zeigt seine für ihn persönlich wich- tigsten Werke und kann als sein Vermächtnis angesehen werden. Die Schau präsentiert etwa 140 Arbeiten und gibt einen tiefen Einblick in sein fotografisches Schaffen aus den frühen 1980er Jahren bis in die Gegenwart. Der Besucher entdeckt viele bislang unerzählte Geschich- ten, unveröffentlichte Bilder, Auftragsarbeiten für Magazine wie auch seine besonderen Ideen zur Modefotografie.

Fotografisches Statement

Im Vordergrund steht in den Fotografien Lindberghs das Individuum.

Kleid und modische Accessoires sind schmückendes Beiwerk, durch Lindberghs fotografisches Auge werden die Porträtierten zu Super- models erhöht, so dass diese in der Öffentlichkeit zu Mode-Ikonen avancieren. Dies gleicht einer Revolution in der bisherigen Modefo- tografie. Models sollten bis dato hinter dem beworbenen Produkt eher als eine ausdruckslose Figurine – wie bei einer Schaufensterpup- pe – zurücktreten, bei Lindbergh jedoch findet eine Verkehrung des traditionellen Bildkanons statt. Die abfotografierte Person wird durch die Linse von Lindberghs Kamera zum Leben erweckt, als Mensch gesehen, eingebettet in dramaturgische Szenerien und Schauplätzen, wie Straßen, Hafen, Fabrikruinen, Meer, Strand. Sterile, makellos wohlausgeleuchtete Fotostudios mit Kunstlicht und den Papierhinter - grundrollen werden bewusst zu Gunsten eines realen Raums einge- tauscht. Da Fotoshootings und Fotosessions außerhalb der Fotoate- liers stattfinden, erhalten die Fotos plötzlich eine dokumentarische Aura. Diese wird noch durch die Reduktion auf Lindberghs typische Schwarz-Weiß-Fotografien gesteigert. Modefotografie und zeit- genössische Kunst nähern sich an und durchdringen sich gegenseitig.

„Durch die Ausstellung ergab sich die Möglichkeit, ausführlicher über meine Bilder und in einem anderen als dem Modekontext nach- zudenken,“ sagt Lindbergh im Gespräch.

Vorbilder in Lindberghs Fotografie

Fasziniert und beeinflusst ist Lindbergh unter anderem vom deut- schen expressionistischen Film, z. B. von Friedrich Wilhelm Murnau aufgrund seiner psychologischen Bildführung und der damals revolu- tionären Kamera- und Montagearbeit und von Fritz Langs Inhalts- motiven, die den einzelnen Menschen mit seinen inneren Beweg- gründen in den Mittelpunkt stellen. Dramaturgische Stilmittel sind eine kontrastreiche Beleuchtung sowie das Spiel von Licht und Schatten. Durch dieses Zusammenspiel realer Szenerie und Lichtregie drücken sich in den Porträtierten psychische Komplexe in all ihrer Eindringlichkeit wie auch ein Stück ihres Innenlebens aus.

Eine weitere Inspirationsquelle für Lindberghs Arbeit ist das legendä- re Tanztheater in Wuppertal von Pina Bausch, worüber er auch einen TV-Film „Der Fensterputzer“ (2001, 28 min.) drehte. Wie in Pina Bauschs Stücken bewegen sich die Models zuweilen wie Ausdrucks - tänzer, Bilderfolgen werden an der Grenze zwischen Realität und Traum ausgelotet und lassen der Fantasie des Betrachters Raum, eine Geschichte erzählen zu können.

Eine weitere Gabe der Porträtkunst von Lindbergh ist das Einfangen von stillen und privaten Situationen von Persönlichkeiten, die im Rampenlicht und in der Öffentlichkeit stehen und gegenüber dem Fotografen ein Vertrauensverhältnis hatten wie Nicole Kidman, Uma Thurman, Robin Wright, Jessica Chastain, Jeanne Moreau, Naomi Campbell, Charlotte Rampling und viele andere. Claude W. Sui

Peter Lindbergh / Linda Evangelista, Michaela Bercu

& Kirsten Owen, Pont-à-Mousson, 1988

• Peter Lindbergh bis 7. März 2021 Hessisches Landesmuseum Darmstadt www.hlmd.de

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kunstraumMAINZ

Das finstere Mittelalter – eher abschätzig pflegt man seit der Aufklärung auf diese Epoche europäischer Geschichte zurückzu- blicken. Und mit ihr bloß Armut, Pest und Aberglaube zu verbinden. Reichlich arro- gant, wenn man bedenkt, dass wir selber gerade durch Zeiten einer auseinanderklaf- fenden Wohlstandsschere, einer potentiell tödlichen Pandemie, eines Hangs zu ab- strusen Verschwörungstheorien leben. Die Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen ih- rer Macht“ im Landesmuseum Mainz, nach mehrjähriger Vorbereitung durchgeführt von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der For-

schungsstelle Geschichte und kulturelles Erbe an der Universität Heidelberg sowie der Bassermann-Stiftung an den Reiss-En- gelhorn-Museen in Mannheim, vermittelt dank einer Fülle nationaler wie internatio- naler Leihgaben einen exakteren Blick aufs Mittelalter. Genauer gesagt: auf fünf exem- plarisch ausgewählte deutsche Kaiserge- stalten im Verhältnis zu den Personen und Institutionen, deren Unterstützung sie be- durften, um das Heilige Römische Reich deutscher Nation zu regieren, ein Territo- rium, dessen Ausdehnung sich zeitweise von Sizilien bis Mecklenburg, von Lothrin- gen bis Mähren erstreckte.

Große Adler-/Pfauenfibel, um 1000

AUG IN AUG MIT DEN POWERBROKERN DES MITTELALTERS

DIE KAISER UND DIE SÄULEN IHRER MACHT

Als Schlaraffenland kommen die Jahrhun- derte zwischen ca. 750 und ca. 1350, auf die sich die Schau fokussiert, gleichwohl nicht herüber. Zu den über 300 Exponaten, ausgebreitet über 1200 Quadratmeter Aus- stellungsfläche, gehören auch Gegenstände des täglichen Bedarfs, mit denen erinnert wird an das harte Leben jener mehr als 90 Prozent der Bevölkerung, welche als Unfreie und zu Fronleistungen Verpflichtete die sich abrackernde Basis der streng ständisch-hier- archisch aufgebauten Herrschaftspyramide bildeten. Gemäß der von den im sozialen Rang höher stehenden Klerikern und Adli- gen propagierten Ideologie waren die Un- terschiede freilich „gottgegeben“. Nume- risch wie auch ästhetisch sind es denn doch die künstlerisch aufwendigen, kostbaren Objekte, geschaffen mit Bezug auf Kirchen bzw. Klöster und Hof, die den Ausstellungs- besucher nachhaltiger in Bann schlagen. Sie umfassen ganze Säulen ebenso wie diverse Architekturfragmente, Skulpturen und Re - liefs; von Korrosion angenagte Helme, Waf- fen, Steigbügel; liturgische Geräte und mit Edelsteinen, Bergkristall, Perlen, Email dicht an dicht verzierte Reliquiare; Münzen und herrschaftliche Siegel. Nicht zu vergessen die auf Pergament, dem primären Informa- tionsträger der Epoche, festgehaltenen Hand- schriften, von der profanen Steuerliste über Urkundensammlungen bis zu wunderbar mit Gold- und Purpurfarbe illuminierten Chroni- ken und Evangeliaren. Den chronologischen Schlusspunkt setzt hier, die zunehmende Wichtigkeit weltlicher Texte ankündigend, die Manessische Handschrift. Das um 1300 entstandene Opus – unbezahlbar im Wert, deshalb im Original nur für die ersten sechs Wochen von der Heidelberger Universitäts- bibliothek ausgeliehen und seitdem ersetzt durch ein Faksimile – ist aufgeschlagen auf einem ganzseitigen Miniaturgemälde, das den Dichter-Kaiser Heinrich VI. (regierte 1191-1197) zeigt, wie er, von hohem Thron herab, ein ganzes Orchester von Musikern zu dirigieren scheint, womöglich dabei, ein von ihm selbst verfasstes Lied vorzutragen.

Das Ausstellungsprojekt hat auch einen geographischen Fokus. Mainz, nicht frei von Lokalstolz, nutzt die Gelegenheit, auf seine zentrale Lage hinzuweisen innerhalb der Rhein-Großregion – begrenzt in etwa von den Städten Aachen und Basel, Metz und Gelnhausen, die das durch Klima, Bodenfruchtbarkeit, Verkehrswege begüns - tigte, daher ökonomisch starke „Herzstück

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quader, zu Idealporträts behauen vermut- lich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhun- derts und lange als Zinnensteine eines zeitgenössischen Gebäudes weithin über Mainz wachend, halten einem ritterlich gerüstete Gestalten, eine davon den Kai- ser darstellend, entgegen. Besonderer Gag der Ausstellungsdramaturgie: Projektionen tauchen die stolzen Motive auf ihren Wappenschilden in farbiges Licht.

Roland Held

• Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht bis 18. April 2022 Landesmuseum Mainz www.kaiser2020.de Meister Heinrich Frauenlob, Codex Manesse des Reichs“ und Kerngebiet des deutschen

Kaisertums ausmachte. Letzteres beginnt im Landesmuseum mit dem programmatisch an die römischen Cäsaren anknüpfenden Karl dem Großen als erster der näher behandel- ten Kaiser-Persönlichkeiten und setzt sich fort über den Ottonen Heinrich II., die Salier Heinrich IV. und Heinrich V. bis zum Staufer- kaiser Friedrich I. Barbarossa. Das didaktisch mittels Texten, Genealogien von Herrscher- häusern und – sehr beeindruckend! – Ani- mationsfilmen, digitalen Rekonstruktionen und interaktiv umzublätternden Dokumen- ten aufbereitete Konzept der Schau legt par- allel zur Abfolge der Dynastien dar, wie sich das Gefüge der kaiserlichen Gewalt schritt- weise verschob. Wie nämlich, stets innerhalb des Rahmens einer Feudalgesellschaft, nach- einander die angestammten Fürsten und ho- hen Bischöfe, die nach größerer Unabhän- gigkeit strebenden Stadtbürger und die in den Rang einer Kriegs- und Verwaltungselite aufsteigende niedere Ritterschaft dem Kaiser als Rückhalt dienten. Insgesamt ein ebenso dynamisches wie konfliktträchtiges Bezie- hungsgeflecht ehrgeiziger „Player“ und ein- flussreicher „Lobbyisten“, das ein häufiges Ausbalancieren und Nachjustieren der Polit- Gewichte erforderte. Man muss nur an den Investiturstreit denken – der wie Kathedra- len- und Burgenbau, Kaiser-Gattinnen, Kon- takte mit Byzanz, Kreuzzüge, jüdische Ge- meinden in Speyer, Worms und Mainz, höfi- sche Kultur und Minnesang zum eingehend behandelten Sub-Thema der Schau wird –, um eine Vorstellung zu gewinnen von der fatalen Lage, in die ein Kaiser geriet, wenn allein der Hochadel als vitaler Strang des be- sagten Beziehungsgeflechts ihm aus Eigenin- teresse einmal die Unterstützung entzog…

Eine Erkenntnis, die man aus dieser Ausstel- lung von den Kaisern und den Säulen ihrer Macht nachhause trägt, ist: Der Föderalis- mus, so charakteristisch für die Bundesrepu- blik Deutschland und so konträr zu zentralis - tisch verwalteten Staaten wie Frankreich oder England, hat seine Wurzeln schon im Mittelalter. Gegen dessen Ende wurde, nach etlichen historischen Phasen, da die

„Säulen“ sich immer wieder als bedenklich schwankend gezeigt hatten, ein Konsens verbrieft in der Goldenen Bulle des Jahres 1356. Das gewichtige, nach dem in Gold- blech gearbeiteten Kaisersiegel benannte Schriftstück – hier gleich dreifach präsent, in der Ausfertigung zweier Städte und des Kai- sers Karl IV. - enthält nicht nur die Gesetzes-

sammlung des Heiligen Römischen Reiches, sondern quasi auch seine Verfassung. Ist doch darin verbindlich und dauerhaft fest- gelegt, welchen sieben Instanzen das Recht der Wahl zum deutschen König (die Voraus- setzung für spätere Kaiserschaft) zusteht:

den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg. Und das, endlich, unter ausdrücklichem Aus- schluss päpstlicher Mitwirkungsansprüche.

Man verlässt die Ausstellung nicht, ohne den sieben kirchlichen und weltlichen Fürs - ten in Lebensgröße begegnet zu sein. Acht je zwei Meter aufragende Buntsandstein-

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Flirrendes Sandgelb staubtrockener Wüsten- landschaften, in unmittelbarer Nachbar- schaft davon erstrahlen feuchte, satte Grün - töne, wie in einem noch intakten Regenwald irgendwo am Äquator. Etwas weiter entfernt von diesen berauschenden Farbfantasien erwartet den Betrachter eine Reihe groß - formatiger Werke, die den Blick in die un- endliche Weite des Kosmos führen. Bernd Zimmer schaut ins Universum und gleich - zeitig in den Mikrokosmos eines Wasser- tropfens; auf beiden Wegen entdeckt er immer wieder neue Inspirationsquellen für seine Malerei und Druckgraphik.

kunstraumASCHAFFENBURG

DEMUT VOR

DER SCHÖPFUNG

BERND ZIMMER

drücke und Erfahrungen aus den unter- schiedlichsten Weltgegenden ein. Dennoch steht bei Zimmer nicht das Erzählerische im Vordergrund. Es geht vielmehr um einen imaginären Bildraum, der zwischen Ab- straktion und Impression vibriert.

Universelle Sinnlichkeit, die körperlich spürbar wird

Farben, Formen, Gerüche, vor allem aber das Gefühl von Wärme, Kälte und von Wind auf der Haut, Bernd Zimmers Bilder haben immer etwas Unmittelbares, obwohl sie nicht unmittelbar vor Ort entstanden sind, sondern später im Atelier. Aber ohne das konkrete Erleben der realen Landschaf- ten wären sie nicht möglich. Sie vergegen- ständlichen sehr komplexe Erinnerungen, die sich im Bildgedächtnis gespeichert ha- ben und sich dort mit den komplexen Ge- danken mischten. Trotz all ihrer Schönheit geht es dem Maler weniger um den ro- mantischen Blick, sondern vielmehr darum, die Möglichkeiten seiner Malerei so zu er- weitern, dass sie die Grenzen des bisher Darstellbaren sprengen und die geheimnis- volle Kraft, wie sie beispielsweise von der Bewegung der Wellen an der Oberfläche eines Sees ausgeht, sichtbar macht.

Bei aller Spontaneität des Duktus´, geht Zimmer sehr systematisch vor. Die durch das Format gesetzte Einschränkung über- windet er durch den vielschichtigen Auf- bau seiner Kompositionen, sodass eine transparente Tiefenwirkung entsteht, die besonders bei den Zyklen „Cosmos“ und

„Alles fließt“ Farbräume öffnet. Trotz der Komplexität dieser Räume besteht dabei immer der Anspruch, den Betrachter in die Komposition einzubeziehen, ein Postulat, das der Maler auf keinen Fall aufgeben will.

„Bei den Dschungelbildern zum Beispiel sind es oft nur zwei, drei Striche,“ erzählte Bernd Zimmer bei einem Telefongespräch mit unserer Zeitschrift. „Diese flüchtig er- scheinenden Notationen definieren für den Betrachter eine vertraute Situation und suggerieren somit einen festen Ort in dem dynamischen Geschehen des Malprozes- ses. Darüber hinaus möchte ich mit meinen Arbeiten eine gewisse Demut vor der Größe der Schöpfung vermitteln, vielleicht sogar noch etwas mehr, Dankbarkeit näm- lich, dass wir in diesen Weiten, die das menschliche Vorstellungsvermögen über- steigen, überhaupt existieren dürfen.“

Neben den Originalgemälden gibt es ein eindrucksvolles Konvolut von Holzschnitten.

Der Farbholzschnitt ist dabei das Medium, das Zimmer mit Vorliebe verwendet. In die- sem Medium gelingt es ihm, die lebendige Natur und die künstlerische Form in Über - einstimmung zu bringen. Das tut er mit sehr transparenten Farben und einer Leichtigkeit, die untypisch für dieses Medium ist, vor allem für die Art und Weise wie der Holz- schnitt im westlichen Kulturkreis meis tens gehandhabt wurde.

Eine überraschend vielfältige Ausstellung er- wartet also den Besucher in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg, wenn die coronabedingte Zwangspause erst einmal vorbei sein wird. Die breit gefächerte Retro- spektive trägt den Titel „Kristallwelten“.

Dieser Titel ist sehr zutreffend, denn der Schöpfer dieser Werke macht Farbe zu ei- nem komplexen sinnlichen Erlebnis, das weit über das rein Visuelle hinausgeht. In seinen Werken fließen die sinnlichen Ein-

Bernd Zimmer, Dune II, 2000

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mehr darauf ab, dessen Eigenheiten zu re- spektieren und dem Betrachter zugänglich zu machen.“ (Katalog Aschaffenburg S. 47).

So erinnern sie schon allein durch ihre Farb- gebung an asiatische Vorbilder. Sensibel wie die Künstler aus jenem Kulturkreis berück- sichtigt Zimmer die Oberflächenstruktur des Holzes beim Druck, um so die archaische Kraft des Naturmaterials in das Kunstwerk zu übertragen. Über diese technische Ver- wandtschaft hinaus verraten auch die Titel, wie zum Beispiel „Tür zum Fluss“ die japa- nischen Vorbilder, die auch für die impres- sionistischen Maler stilprägend waren. Erin- nert sei hier an die Leidenschaft mit der bei-

Bernd Zimmer, Gefrorener Wasserfall, 2011

spielsweise Vincent van Gogh japanische Farbholzschnitte sammelte. Als drittes sei hier noch der formale Aufbau der Komposi- tion angesprochen. Die Vogelperspektive wie bei Hokusais Arbeiten zeigt hier deutlich die Referenz.

Helmut Orpel

• Bernd Zimmer bis 21. Februar 2021 Museen der Stadt Aschaffenburg www.museen-aschaffenburg.de Philosophische Fragestellungen wie diese

sind in den Werken Zimmers inhärent. Be- reits vor dem Kunststudium war er in Berlin an der philosophischen Fakultät einge- schrieben und beschäftigte sich schwer- punktmäßig mit Ästhetik. In dieser Zeit lernte er auch Karl Horst Hödicke kennen, der ihn förderte und mit den „Neuen Wilden“, Salomé, Helmut Mittendorf und Rainer Fetting zusammenbrachte. Er war Gründungsmitglied der legendären Galerie am Moritzplatz und war 1980 zusammen mit den „Neuen Wilden“ in der Ausstellung

„Heftige Malerei“ im „Haus am Waldsee“

in Berlin mit dabei.

Philosophie und Malerei sind für Zimmer heute immer noch verschwisterte Künste.

Dies zeigt nicht zuletzt das von ihm initiierte Projekt „Stoa 169“. Dabei handelt es sich um eine Säulenhalle im bayrischen Polling, die von 100 internationalen Künstlern, dar- unter so bekannte wie Rebecca Horn, Toni Cragg und Daniel Spoerri gestaltet wurde.

Die historische Stoa, nach der Zenon von Kition (300 v.Chr.) seine Schule nannte, war ebenfalls eine Säulenhalle auf der Agora (Marktplatz) von Athen, wo der Philosoph seine Lehrveranstaltungen durchführte.

Wie eingangs bereits erwähnt, nimmt in Zimmers Schaffen der Holzschnitt einen breiten Raum ein. Dieses Medium ist für ihn nicht als Auflagendrucktechnik interessant, sondern steht als ein gleichberechtigtes Me- dium neben den malerischen Unikaten.

Holz ist seit Menschengedenken der natür- lichste Druckstock, der in dieser Form in den unterschiedlichsten Kulturkreisen zur Anwendung kam. In der westlichen Welt gab es den Holzschnitt schon im Hochmit- telalter. Der Holzschnitt wurde vor allem in der Renaissance vielfach verwendet. Künst- lerisch entdeckten die Expressionisten in der Frühzeit des 20. Jahrhunderts den Holz- schnitt als eine besonders archaische Form des künstlerischen Ausdrucks. In der zeit- genössischen Kunst spielt diese Technik bei- spielsweise bei Georg Baselitz eine beson- dere Rolle. Allerdings seien die Holzschnitte von Zimmer, wie Nina Schleif in ihrem Kata- logbeitrag zur Aschaffenburger Bernd-Zim- mer-Ausstellung schreibt, nicht von einer solchen brachialen Gewalt gekennzeichnet.

Zimmers Formen seien im Gegenteil, fili- gran. „Dem Künstler geht es nicht darum, das Material zu bezwingen, … er zielt viel-

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JAMES ENSOR

IM GESPRÄCH MIT DR. INGE HEROLD

James Ensor ist auf besondere Weise mit der Geschichte der Kunsthalle verbunden.

Was bedeutet es für die neue Kunsthalle, dass „Der Tod der Masken“ vorrüberge- hend nach Mannheim zurückkehrt?

Das ist eine Sensation! Das Bild symboli- siert ein Stück Museumsgeschichte und wir sind sehr froh, dass die belgischen Kollegen unser Projekt unterstützen und eine tem- poräre Rückkehr ermöglichen.

Das Stillleben „Der tote Hahn“ aus James Ensors Werk aus der Sammlung der Kunst- halle Mannheim ist als eines der zentralen Gemälde in der Ausstellung gehighlightet.

Warum?

Ensor war nicht nur der Maler der Masken, sondern auch ein großartiger Maler von Stillleben. Eines der schönsten Beispiele ist unser Gemälde. Die Idee von der Schönheit der Natur verbindet sich hier aufs Anschau- lichste mit der Mahnung an die Vergäng- lichkeit derselben: Pflanzen, Früchte und Tiere vergehen bzw. sterben, sind jedoch im Verfallen und im Tod noch von einem faszi- nierenden ästhetischen Reiz.

James Ensor wird auch als Maler der Masken betitelt. Warum nimmt die Maske diesen Stellenwert in Ensors Werk ein?

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Maskenmotiv lässt sich mit seinem biografi- schen Umfeld in Verbindung bringen, wuchs er doch in einem Ambiente auf, das in be- sonderer Weise von der Tradition des Karne- vals geprägt war. Auch im Souvenirladen seiner Eltern war Ensor von Masken umge- ben, die ihm formale Anregung für maleri- sche Experimentierfelder boten. Sie dienten aber auch dazu, sein spezifisches Weltver- ständnis zu visualisieren. Mit seinen ebenso grotesken wie makabren Maskendarstellun- gen vermittelt er seine pessimistische Deu- tung der menschlichen Existenz, immer aber gekoppelt mit einer lebensbejahenden Freu- de an Ironie und Sarkasmus, Verwirrspiel und burleskem Spektakel.

Das Gespräch führte kunstraumMETROPOL

• James Ensor 5. März bis 4. Juli 2021 Kunsthalle Mannheim wwww.kuma.art

kurator’s CHOICE

James Ensor, Der tote Hahn, 1894

James Ensor kehrt in die Kunsthalle Mann- heim zurück. Bereits 1928 wurde der belgi- sche Maler dort in einer Einzelausstellung als bedeutender zeitgenössischer Ausnah- mekünstler gefeiert. Im Frühjahr widmet die Kunsthalle ihm erneut eine große Ausstellung mit über 60 Gemälden, 20 Arbeiten auf Pa - pier und einigen Masken aus dem Privatbe - sitz des Künstlers. Die Gemälde „Der Tod und die Masken“, 1937 von den Nationalsoziali- sten als entartet aus der Kunsthalle beschla- gnahmt, „Der tote Hahn“, 1950 als Ersatz für das verlorene Bild erworben und „Das malende Skelett“ bilden dabei zentrale Ele- mente der bemerkenswerten Ausstellung, die auf beeindruckende Weise zeigt wie eng die Themen Selbstbildnis, Maske, Tod und Stillleben in Ensors Schaffen verflochten sind.

Kuratiert hat die Schau Dr. Inge Herold.

Frau Herold, was verbinden Sie mit James Ensor?

Ensor ist das typische Beispiel eines Künstlers, der auf ein „Markenzeichen“ festgelegt wurde und doch überraschend viel mehr zu bieten hat.

Und er ist eine sehr interessante Persönlichkeit, die zu Selbstironie und -inszenierung neigte.

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kunstraumASCHAFFENBURG

Clemens Gröszer, Ines im roten Kleid, 1989 das Sakrale zum Profanen, wie in dem „Dresdner Altar“, wo neben der Kreuzigungsszene weibliche Akte dargestellt sind, die sich der christlichen Ikonographie entziehen. Ironisch überhöht zeigt er zu- dem u. a. auch in den Triptychen wie „Big Paradise II“ den postmo- dernen Großstadtmenschen.

Neben der Malerei entstand ein umfangreiches zeichnerisches und graphisches Werk. Seit Anfang der 90er Jahre widmete sich Gröszer der Bildhauerei mit direktem Bezug auf einige seiner malerischen Hauptwerke. (red)

• Clemens Gröszer 13. Februar bis 25. Juli 2021 Kunsthalle Jesuitenkirche im Schlossmuseum Aschaffenburg www.museen-aschaffenburg.de

CLEMENS GRÖSZER

ZWISCHEN DEN WELTEN

Aus Anlass des 70. Geburtstages am 20. April 2021 ist eine umfassende Retrospektive mit rund 90 Werken des bereits im Jahr 2014 verstorbenen Berliner Malers Clemens Gröszer (1951-2014) im Schlossmuseum Aschaffenburg zu sehen. Nach einem Studium der Malerei und Restaurierung an der Kunst- hochschule Berlin-Weißensee (1972-76) hinterließ der ehema- lige Meisterschüler von Wieland Förster ein vier Jahrzehnte umspannendes künstlerisches Lebenswerk. Zu Beginn seines Schaffens widmete er sich der Landschaftsmalerei, experimen- tierte aber auch kurzzeitig mit phonetischen Objekten. Sein ei- gentliches Interesse galt jedoch der Darstellung des Menschen.

Portraits und Aktbilder – fast lebensgroß und überwiegend weib- lich – beweisen die Individualität der Dargestellten. Das gelang Gröszer, weil er nicht nur die oberflächliche Erscheinung wieder- gab, sondern das Wesenhafte und das zum Teil Magische einer Persönlichkeit einzufangen suchte.

Gröszer lenkt den Blick in seinem „veristischen Welttheater“

ebenso auf Vertreter von vorrangig großstädtischen Subkulturen wie Goths, Punks und Prostituierte, als auch auf bekannte Persön- lichkeiten des öffentlichen Lebens wie professionelle Mannequins, Schauspielerinnen, Schriftsteller und Maler – und immer wieder auch auf Personen aus seinem näheren Umfeld wie dem engeren Freundes- und Familienkreis. In den farbintensiven Darstellungen bedient sich Gröszer Allegorien und Symbolen, die dem Offen- sichtlichen weitere Erzählebenen hinzufügen und dem der „Kos- mos Gröszer“ seine Komplexität verdankt. Erstmalig werden in der Aschaffenburger Präsentation wichtige Triptychen zusammen- geführt, darunter auch „Versuchung“, das letzte unvollendet ge- bliebene dreiteilige Werk.

Der Künstler offenbart und entzieht uns gleichzeitig das „Mysteri- um Mensch“. Die offensichtliche Nacktheit in den Aktdarstellun- gen findet sich oftmals konterkariert durch das Hinzufügen von Masken, Schleiern und einem „Zuviel“ an Schminke. Besonders spannend sind in diesem Zusammenhang auch die zahlreichen Selbstbildnisse, in denen er sich inszeniert. Das geht so weit, dass Gröszer in seinen vielfigurigen Werken nicht selten Teil seines per- sönlichen Welttheaters wird.

Gröszer weiß sich eingebunden in eine lange kunsthistorische Tra- dition und so zitiert er in altmeisterlicher Lasurtechnik große Meis - ter der Renaissance-Malerei, wie Grünewald und Cranach, sowie einige der bekanntesten Künstler des expressiven Realismus, wie Beckmann und Dix. In höchster malerischer Qualität durchziehen diese Zitate das Œuvre des Berliners – und bleiben doch immer unverkennbar und eigenständig ein „Gröszer“. Gröszer verschiebt gewohnte Sinnzusammenhänge: Das Profane wird zum Sakralen,

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Keizo Sugitani, 1959 in Osaka geboren, lebt und arbeitet auch heute noch in seiner Heimatstadt. Obwohl selbst in Japan noch relativ unbekannt, gilt er Kennern als großer Meister seines Faches.

Sugitani arbeitet in Serien, die Titel wie „Shadows Crossing“ oder

„umbra vitae“ tragen. Dabei handelt es sich um abstrakte weiche, ineinander verschlungene Formen von meist vertikaler Ausrich- tung. Einzelne, eher hartkantige Elemente dynamisieren die Kom- positionen. Deren nur leicht strukturierte Oberflächen wirken wie eine lebendige Haut. Grau-schwarze Glasuren werden belebt durch Schattierungen in rustikalen Farben, welche eine Ausstrahlung von erdigem Braun oder dunklem Moosgrün haben können. Eine Idee von Naturverbundenheit scheint diesen abstrakten Werken nicht völlig fremd. Mitunter hat es den Anschein, als könne es sich auch um Flugrost oder etwas Ähnliches handeln.

Sugitani erarbeitet seine Skulpturen von Hand aus einem Ton wel- cher der Shigaraki-Gegend entnommen wird, einer Region mit lan- ger Tradition von Brennöfen und traditioneller Keramik. Insgesamt zeichnet sich japanische Keramik durch Schlichtheit der Gefäße in Form und Glasur aus. Der Ton bestimmt hier den Charakter des zu entstehenden Werkes. Von den Künstlern sagt man, dass sie sich lediglich als Mittler zwischen den von der Natur bereitgestellten Materialien und dem zu entstehenden Gefäß sehen.

Schaut man auf die Werke Sugitanis, die keine Gefäße sondern Skulpturen sind, wird sofort offensichtlich, dass der Begriff Schlichtheit lediglich in Bezug auf die Klarheit und Ruhe anzu - wenden ist, die den Charakter der unaufgeregten Oberflächen der Glasuren ausmacht. Ihr Reiz liegt in der Delikatesse der extrem zarten, sich mit dem Licht erst erschließenden farblichen Gestal- tung der Glasuren, die den Titeln entsprechend wie feine Schatten über die Oberflächen, die mitunter metallisch anmuten, zu hu- schen scheinen.

Formal greift der Begriff Schlichtheit für Sugitanis Plastiken ledig- lich in Ausnahmen – wenn der Künstler seine aufwendig ineinan- dergreifenden Formfindungen auf wenige Flächen und Linien begrenzt. In der Regel entstehen Formenkomplexe, in denen das Auge des Betrachters sich durch Abtasten der ineinander ver- schlungenen Formen einen Weg suchen muss, um die Struktur der Gestaltung zu erfassen.

Man kann diese Werke als Abstraktionen aus der realen Welt le- sen, als ineinandergreifende Elemente einer Gesellschaft, die unter- schiedlich sind und doch miteinander zu einem Ganzen verbunden.

Sie werden auch als Mann und Frau, innig ineinander verschlun- gen, gesehen, als ein Wunder, das zwei Körper in Raum und Zeit miteinander verschmelzen lässt. In jedem Fall scheint es mir aber, dass der Künstler auf großartige Weise Formen gestaltet, in denen er auf die ineinander verwobenen Wege im Leben und der Natur hinweist, ohne dabei in ein unmittelbares Narrativ zu verfallen.

Arvid Boecker, 1964 in Wuppertal geboren, ist Maler. Wie Keizo Sugitani arbeitet er abstrakt. Wie in dessen Werk gibt es auch bei Boecker zarte Erinnerungen an die Natur; mitunter durch die Wahl der Farben oder weil seine Werke von zahlreichen Rezipienten als Felder beschrieben werden. Verbindend ist auch, dass beide Künst- ler in Serien arbeiten.

kunstraumHEIDELBERG

SKULPTUR

UND MALEREI

KEIZO SUGITANI UND ARVID BOECKER

Bis zum 31. Januar 2021 treffen in den Räumen der Heidelberger Galerie Heller nicht allein zwei Kulturen, sondern auch Werke unterschiedlicher Techniken aufeinander. Keramische Arbeiten des Japaners Keizo Sugitani sind mit Gemälden des Heidelbergers Arvid Boecker konfrontiert.

Arvid Boecker, #1223, 2019

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Boeckers Bilder, häufig in einem leicht hochrechteckigen Format, stellen sich als additive Einheiten vor. Meist sind sie vertikal struktu- riert. Es gibt auch Aufteilungen in zahlreiche quadratische Elemente oder horizontal untereinander gesetzte Flächen. In jedem Fall han- delt es sich um Ordnungssysteme, die individuelle Räume definie- ren. Jeder dieser Räume ist für Arvid Boecker ein Experimentierfeld.

Er arbeitet mit in Öl gebundenen Pigmenten, die er in zahlreichen Schichten dünn mit Pinsel und Rakel auf die Leinwand bringt und gegebenenfalls auch dort erst mischt. Möchte er die Geste, die im Pinselstrich sichtbar wird, reduzieren oder vermeiden, gießt er Far- be über einen Teil der Bildfläche. Diese kann, wie auch andere Schichten, nochmals übermalt oder wieder abgeschliffen werden, so dass Effekte entstehen, die wir heute „Vintage“ nennen.

Jedes seiner Werke hat einen Grundton, auf den der Künstler im weiteren Aufbau des Gemäldes reagiert. Die vielfältigen Ergebnisse, die er mit seiner Arbeitsweise erzielt, rufen in Erinnerung, dass Boecker sich, bevor er seine eigentliche Berufung gefunden hat, in Berlin und Wuppertal dem Studium der Chemie zugewandt hatte.

Ein sich anschließendes Studium der Kunstgeschichte an der Uni- versität Trier brachte ihm tiefe Einsichten in die Möglichkeiten der Malerei, deren Praxis er an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken vertiefte.

Boeckers Werke sind autonom, sie sind individuell, zart und expres- siv, vielfarbig oder nahezu monochrom. Sie zeigen dichte oder transluzide Farbschichten, lassen unterschiedliche Tiefenebenen spürbar werden, strahlen Ruhe und Gelassenheit oder subversive Energien aus, die einmal mehr und einmal weniger deutlich zutage treten. Sie zeigen, dass ihre Entstehung sowohl auf kalkulierte als auch auf spontane Gesten des Künstlers zurückzuführen ist, aus denen spannungsreiche Kompositionen von großer Lebendigkeit resultieren.

Titel tragen die vielfältig modifizierten Einzelgemälde nicht, viel- mehr sind sie in spröder Nummerierung zu einem großen Gesamt- werk zusammengeführt. Einzelne Serienbezeichnungen belegen je- doch, dass Arvid Boecker nicht leugnet, Erinnerungen oder Assozia- tionen als Ausgangspunkt seines Schaffens zuzulassen. Impressio- nen, die er auf Reisen eingefangen hat, finden sich zum Beispiel in Titeln wie „Kilmuir Walk“ wieder. Die Bilder dieser Serie weisen in ungewöhnlich horizontaler Organisation auf die Inspiration des Künstlers durch schottische Landschaften hin, die er 2005 kennen- lernte. „Toyoumbra“ zeigt Blautöne geprägt vom Eindruck des na- hen Meeres. Auch Bezeichnungen wie „Orange“, „Rubin“ oder

„Milch und Honig“ geben Hinweise auf verschiedene Serien und ihre Grundtöne, die als Ausgangspunkt für die frei atmenden und oft spannungsreich pulsierenden Farbräume dienen, denen Arvid Boecker sich mit Geduld, Interesse und nicht endender Experimen- tierfreude immer wieder zuwendet. Britta Buhlmann

Keizo Sugitani, umbra vitae

• Skulptur und Malerei bis 31. Januar 2021 Galerie Marianne Heller, Heidelberg www.galerie-heller.de

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kunstraumKAISERSLAUTERN

ANTHRO POLIS

MENSCH UND STADT IM WERK VON KLAUS HACK

Wer sich dem Werk von Klaus Hack nähert, betritt eine eigentümliche Welt. Es ist eine Welt rätselhafter Mischwesen, die sich still und erhaben in den Raum erheben. Im Licht der Sonne zaubern sie konkret anmutende Schattenbilder auf den Boden. Daneben teils fantastisch anmutende Türme, sich spitz und geschwungen-grazil gen Himmel richtend. Instinktiv suchend vielleicht, Aus- schau haltend, wie die Sinnestentakeln ru- dimentärer Lebewesen.

Klaus Hack (*1966 in Bayreuth) umkreist das faszinierende Spannungsfeld zwischen Bildhauerei und Holzschnitt. So formt er aus Holzstämmen filigrane turmartige Gebilde, menschenähnliche Gestalten oder Stadt- und Architekturreliefs. Die Einzelausstellung, die mit ihrem dem Griechischen entlehnten Titel auf die zentralen Themen Mensch und Stadt im Werk von Hack verweist, wird die- se außergewöhnliche Bildwelt erstmals in Kaiserslautern vorstellen.

Das Gesamtwerk von Klaus Hack, der unter anderem mit dem Kunstpreis der Stadt Lim- burg und mit dem Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet wurde, ist sehr vielfältig und über die Jahre zu einem eigenständigen Kosmos angewachsen. Hacks Skulpturen leben durch ihre archaisch anmutende Ver- einfachung. Ihm geht es nicht um die Un- kenntlichmachung des Werkprozesses. Er löscht die Spuren der Bearbeitung nicht aus.

Vielmehr lässt der Künstler Ausbrüche, Gra- te, Beitelkratzer, auch tiefe durch die Ket- tensäge verursachte Verletzungen stehen.

Die intensive Befragung von Räumlichkeit findet in Hacks großen Holzschnitten ihre finale Steigerung. Bereits 1999 begann der Künstler die Arbeit an einem Totentanz-Zy- klus, für die er die alte Technik des Rollbildes ins Monumentale übertrug. Wieder dienten ihm Baumstämme als Werkstoffe und Aus-

Klaus Hack, Polis – expressiv, 2019 gangsmaterialien. Nun aber haute und

schnitzte er aus ihnen keine Figuren oder figurative Gebilde. Stattdessen legte er an der Oberfläche ein umlaufendes Relief frei, durchbohrte die Kerne, erzeugte Vertiefun- gen und Hohlräume. Dann nutzte er die menschenhohen, mit schwarzer Farbe be- strichenen Stämme als Druckstöcke und rollte sie auf Nesselstoff ab. Hack gelingt es auf diese Weise, die von ihm in den zurück- liegenden Jahren bearbeiteten Themenfel- der Figur, Architektur und Stadt von der Vollplastik in das Medium der Druckgrafik zu übertragen. Der Druckstock hat dabei eine zweifache Gestalt: Er ist Werk und Werkzeug zugleich. Dass Hack es als Teil seines Konzeptes ansieht, die Druckstöcke

in unmittelbarer räumlicher Beziehung zu den flachen Drucken an der Wand zu prä- sentieren, verdeutlicht, wie wichtig ihm das Beziehungsspiel zwischen Baum und Figur ist. Der Ausstellungsraum verwandelt sich in ein begehbares Stelenfeld. Klaus Hack eröff- net damit ein Spiel von Wechselwirkungen, von poetischen Anverwandlungen an Ge- dankenbilder; und könnte man diesem Spiel wirklich widerstehen?

Sören Fischer

• Anthro Polis 13. Februar bis 6. Juni 2021 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern www.mpk.de

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kunstraumKAISERSLAUTERN

DIE SPRACHE DER DINGE

ANGEWANDTE KUNST

DER LOTTE REIMERS STIFTUNG

Kristiina Karinen, Over my shoulder, 2016, Pelerine gestrickt Handwerkliche Versiertheit beeindruckt und sie neu zu denken

umso mehr. In der Ausstellung „Die Sprache der Dinge“ kann man beides erleben: einen ungewöhnlichen Umgang mit Mate- rialien von Silber über Papier bis zu neu entwickelten Methoden des Strickens. Sie alle zeugen von hoher Experimentierfreude und exzellenter Beherrschung des Handwerks.

Die Auswahl geht auf die renommierte Keramikerin Lotte Reimers zurück. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt mit dieser Schau ihre jüngste Schenkung an das Museum: 132 kunsthand- werkliche Arbeiten der Schmuck-, Metall- und Textilgestaltung, Holzarbeiten, Papierkunst sowie Glasunikate von insgesamt 49 Künstlern. Dabei spiegelt sich der persönliche Geschmack der Keramikerin und ihr Anspruch an handwerkliche und ästhetische Qualität.

Ein paar Beispiele: Jacken, Schals und Stolen der Finnin Kristiina Karinen zeigen mittels neuer Stricktechnik ein belebtes Spiel der Oberfläche. Dreidimensionale geometrische Muster entstehen aus edelsten Garnen, wie Merinowolle und Seide. Sie umspielen warm den menschlichen Körper, akzentuieren ihm mit einer ele- ganten Silhouette.

Glasobjekte von Jörg F. Zimmermann offenbaren einzigartige wa- benförmige Räume, ermöglichen Ein- und Durchblicke in bizarre, fremde Welten. Die Verbindung von zart farbiger Lineatur und spannungsvoll gewölbtem Glas lässt Zerbrechlichkeit und Bestän- digkeit, Veränderung und Stillstand zusammenklingen.

Elisabeth Krampe faltet imposante Ketten auch aus Papier, die sich, alsbald auf den Tisch gelegt, zu einzigartigen Objekten wandeln. Der Formwille bedient sich des Handwerks, erweitert es experimentell oder führt es zu seiner absoluten Perfektion.

Das zeigen feingewebte Textilien, zu großer und klarer Form geschmiedete Silbergefäße oder mit raffinierter Intarsienarbeit versehene Holzkästen. Artefakte, die jenseits eines Gebrauchs Gedanken über Linie, Reihung, Raum und Rhythmus aufrufen.

Dabei ist „Die Sprache der Dinge“ auch ein Dialog von Gebrauch und Ästhetik. Gebrauchsgegenstände gehen zur Hand und ver- deutlichen das Hantieren. Ihre Form hingegen spricht unser Ge- fühl an. Meisterliche Beherrschung von Handwerk und Entwurf setzen ein von Achtsamkeit getragenes Denken und Handeln vor- aus. Präzision, individueller kreativer Umgang mit den (hochwerti- gen) Materialien begeistern und stehen, gerade in einer Welt, in der rasche Massen-Produktion und Wegwerfen zeitlich enger denn je beieinander liegen, für eine hohe Wertigkeit.

Durch den Erwerb der Objekte und ihre Übergabe in den musea- len Kontext bereichert Lotte Reimers nicht allein die Sammlung des Museums, sie beweist darin auch ein überaus förderndes En- gagement für die Kunstschaffenden.

Begleitend zeigt das Museum eine Auswahl ihrer eigenen Keramiken aus allen Schaffensperioden. Handgebaute kräftige und vielgestaltige Gefäßobjekte mit selbst bereiteten Glasuren aus Erden, Aschen und Gesteinsmehl weisen eindrucksvoll ihren unverkennbaren Keramikstil auf. Korrespondenzen und spannungsvolle Kontraste bestimmen den Dialog der Keramiken mit den Artefakten der weiteren Gewerke.

Svenja Kriebel

• Die Sprache der Dinge bis 11. April 2021 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern www.mpk.de Jörg F. Zimmermann, Wabenobjekt, 2004

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ANNETTE BOHN-MEINECKE

Fremd und vertraut

„Fremd und vertraut“ betitelt Annette Bohn-Meinecke ihre Ausstel- lung im Kunstraum Vincke-Liepmann. Zu sehen sind Malerei auf Lein- wand, Holz oder Papier und kleine Bronzeplastiken. Alle Arbeiten be- schäftigen sich auf den ersten Blick gesehen mit der menschlichen Figur.

Annette Bohn-Meinecke, Die Kinder, 2010

kunstraumHEIDELBERG

Vor einigen Jahren entdeckt die Malerin eine Sammlung von alten Familienfotos aus den 20er Jahren. Diese geben Inspiration für lange Zeit. Auf der Suche nach der eigenen Identität entstehen Bilder und Skulpturen - keine Abbilder der vertrauten oder auch fremden Vor- fahren, sondern verfremdete Menschenbilder auf der Suche nach der eigenen Identität. Ein anderes Thema, das Annette Bohn- Meinecke seit der Studienzeit immer wieder beschäftigt ist Zirkus und Bühnenszene. Diese Arbeiten entstehen spontan aus dem Un- terbewussten, zeigen oft stark bewegte und farbige Szenen, die man als eine Art inneres Theater beschreiben könnte. Annette Bohn- Meinecke nennt diese Gestalten „Untermieter in Kopf und Herz“.

Nach innen geht die geheimnisvolle Reise. Die Welt der Dinge, das, was wir Natur nennen, ist nur Artefakt, Projektionsfläche, gefrorener Geist. Die fantastischen Figurationen im großen Welttheater der Annette Bohn-Meinecke sind Ausdruck inneren Erlebens und nicht Imitation von Gegenständen. Jedes Bild wird so zum Tagebuch der eigenen Existenz. Ihre Kunst tritt nicht in Konkurrenz zur Wissen- schaft oder zu den Erfahrungsroutinen einer pragmatischen Lebens- führung. Sie hat ihre eigenen Terrains: den Traum, das tiefe Unbe- wußte, Ängste und Wünsche. Ihre Bilder sind ihr Reich der Freiheit.

Getrieben von Unruhe, bieten sie ihr die Gelegenheit der Expression des eigenen Selbst und der Explikation der Möglichkeiten menschli- chen Seins. Das Auge des Betrachters wird zum Regisseur der unü- bersichtlichen Szene. Was er komponiert, während er scheinbar nur schaut, erzählt dann von ihm selbst. (red)

• Annette Bohn-Meinecke 27. Februar bis 11. April 2021 Kunstraum Vincke-Liepmann, Heidelberg www.kunstraum-vincke-liepmann.de

kunstraumLUDWIGSHAFEN

WALDEMAR ZIMBELMANN

Der Himmel ELLENO

Die Ausstellung des Karlsruher Künstlers Waldemar Zimbelmann in der Rudolf-Scharpf-Galerie zeigt Malerei auf Leinwand, Arbeiten auf Papier sowie Collagen, die größtenteils während der Corona-Pande- mie entstanden sind und die thematisch alle das intensive familiäre Miteinander in dieser außergewöhnlichen Zeit verbindet.

Auffallend bei Zimbelmann ist dessen Umgang mit gegensätzlichen Materialien. Die Natürlichkeit des Holzes trifft auf die glatte Künst- lichkeit der Plexiglasscheibe und bildet dadurch auf materieller Ebene eine Konfrontation oder ein Spannungsfeld, dem die Figuren auch inhaltlich auf psychologischer Weise ausgesetzt sind. In der Inszenie- rung seiner vornehmlich Familien- und Selbstbildnisse, die zwischen Nähe und Distanz changieren, schafft Waldemar Zimbelmann Bildräume für Gedankenporträts, die ambivalente zwischenmenschli- che Beziehungen aufzeigen.

Der Ausstellungstitel „Der Himmel ELLENO” entstammt einer Ge- dichtzeile des Schriftstellers Ernst Herbeck, der Waldemar Zimbel- mann die vergangenen zwei Jahre in immer wiederkehrender Lektü- re begleitet hat. Interessant findet der Künstler bei Herbeck dessen nüchterne Klarheit auf der einen und die träumerische Poesie auf der anderen Seite. Herbeck, der als Patient einer Nervenklinik begann Gedichte zu verfassen, ist für seine einzigartigen poetischen Wort- schöpfungen bekannt. In eben diesen findet Waldemar Zimbelmann immer wieder Inspiration: "Ebenso wie Neologismen ein Stück aus der Alltagssprache heraustreten, verlasse ich beim Arbeiten im Ate- lier das Alltagsleben und trete in etwas Neues ein – den Alltag nur im Gepäck", so der Künstler.

Die Ausstellung kann virtuell in Form eines 360°-Rundgangs auf der Website des Wilhelm-Hack-Museums besucht werden. (red)

• Der Himmel ELLENO Laufzeit: siehe Website Rudolf-Scharpf-Galerie, Ludwigshafen www.wilhelmhack.museum Waldemar Zimbelmann, Ohne Titel, 2020

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kunstraumHEIDELBERG

LYNN

SCHOENE

ZUR ERINNERUNG

Vor fast genau einem Jahr verstarb völlig überraschend und viel zu früh Lynn Schoene.

Lynn Schoene, Glow 1 dies nicht zuletzt an den vielen englischen

Titeln ihrer Arbeiten. Sie setzte sich intensiv mit ihren anglo-irischen Wurzeln auseinan- der, für Lynn Schoene war dies ein lebens- wichtiger Impuls und zugleich ein großes Glück, sich bei dieser Suche künstlerischer Mittel bedienen zu können.

Ebenso bedeutsam für ihre künstlerische Ent- wicklung war die Begegnungen mit den Kel- tenstätten Hallein und Hallstadt in Öster- reich, sowie das Erlernen der Technik des Pa- pierschöpfens. Der Fund einer alten Bienen- wabe inspirierte sie zu tiefgehenden künstle- rischen Experimenten mit Wachs. Überhaupt, im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stand immer das Material, es diente als Ausgangspunkt ih- rer Reflexionen, als sinnbildhafte Kraft, die ihren Werken eine anziehende Sinnlichkeit und stille Anmut verleihen. „Von Sinn und Sinnlichkeit und der Anmut der Stille“, so überschreibt die Künstlerin ihre Homepage im Internet. Wir können Ursprüngliches ent- decken, erdige Farben, Filz und Fasern, Bitu- men, nach alter Technik handgeschöpftes Papier, Wachs, Objekte und Bilder, oftmals

mit Texten, oder Textfragmenten versehen.

Ihrer vom Kulturamt der Stadt Heidelberg kuratierten Retrospektive, 2014 im Kurpfäl- zischen Museum, gab Schoene den vielsa- genden Titel „Sprache des Materials”.

Die Ausstellung erinnern nicht nur an eine Bildende Künstlerin, sondern auch an eine engagierte Mitbürgerin. Sie war ehrenamtli- che Leiterin des Theo Kerg Museums in Schriesheim, eine Tätigkeit, die sehr viel En- gagement einforderte und ein aktives Mit- glied des Heidelberger Forums für Kunst. Für ihre Arbeit wurde sie mit der Ehrenmedaille der Stadt Schriesheim ausgezeichnet, als Künstlerin wurde sie Publikumspreisträgerin des Großen Welde-Kunstpreises der Metro- polregion, war Preisträgerin für Objektkunst des Kunstforum Forst (Baden) und im Jahr 2009 erhielt sie den Kunstpreis der Willibald- Kramm-Preisstiftung in Heidelberg. (red)

• Lynn Schoene 16. Januar bis 21. Februar 2021 Forum für Kunst, Heidelberg www.heidelberger-forum-fuer-kunst.de Dem Erinnern an die Künstlerin ist die dies-

jährige Gastausstellung der Stadt Heidelberg im Forum für Kunst gewidmet. Kuratiert wird die Retrospektive in enger Zusammen- arbeit zwischen Stefan Hohenadl vom städtischen Kulturamt und dem Lebens - gefährten von Lynn Schoene, dem Künstler Tom Feritsch.

Im nördlich von London gelegenen Luton geboren, siedelte Lynn Schoene 1973 nach Deutschland um und hier finden sich die An- fänge ihrer künstlerischen Laufbahn. Kurz zusammengefasst begann sie mit Weiterbil- dungen an der Europäischen Akademie in Trier und an der Sommerakademie für Bil- dende Kunst in Salzburg. 1995 wurde sie in den Bundesverband bildender Künstler*innen aufgenommen. Hinzu kamen ihre Tätigkeiten als Kunstlehrerin, seit 1991 war sie Dozentin für Kunst in der Jugend- und Erwachsenen- bildung. Sie lehrte an der internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salz- burg, an der Universität Koblenz-Landau, der Kunstakademie Bad Reichenhall sowie für weitere Institutionen. Für die Regierungsprä- sidien Karlsruhe, Freiburg und Stuttgart war sie als Dozentin für Schulkunst-Lehrerfortbil- dungen tätig.

Lynn Schoene war in Deutschland und im Besonderen in unserer Region heimisch ge- worden, gleichzeitig aber hatte sie nie auf - gehört Engländerin zu sein. Deutlich wird

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kunstraumMANNHEIM

SONNENBRAND/PHOTOSPHÄREN

EDGAR LISSEL UND CLAUS STOLZ

Es ist geplant, zusätzlich zur Präsentation im Ausstellungshaus einen architektonischen Raum mit der Funktion einer Camera obscu- ra zu konstruieren, der entweder vor dem Ausstellungsraum stehen soll oder aber im Kanal vor dem Ausstellungshaus schwimmen könnte. Anstelle von Fotopapier werden flu- oreszierende Nachleuchtfarbpigmente ein- gesetzt. Diese halten bereits vergangene Szenen noch einige Augenblicke lang fest, sodass bereits vergangene Momente zeit - versetzt nachleuchten. (red)

• Sonnenbrand/Photosphären 20. März bis 30. Mai 2021 Port25 – Raum für Gegenwartskunst Mannheim www.port25-mannheim.de Mit Edgar Lissel und Claus Stolz widmet

sich das Ausstellungsvorhaben im Port25 – Raum für Gegenwartskunst zwei radika- len Vertretern des Fotografischen erstmals in einer Zusammenschau. Damit soll ein Einblick in verschiedene fotografische Strategien jenseits der mimetischen Wie- dergabe oder der Nutzung des fotografi- schen Bildes zur kommerziellen oder inter- subjektiven Kommunikation gegeben werden.

Beide Künstler erkunden einerseits die Grundidee und anderseits die Grenzen des Fotografischen. In beiden Positionen treffen medienarchäologische Ansätze auf zeitgenössische Technologien. Das kri- tische Potential dieser künstlerischen Praxis lässt sich an verschiedenen Aspekten ver- deutlichen, beispielsweise zeigt sie, dass Fotografie nicht auf ihre physikalischen Eigenschaften reduzierbar ist und stellt da- mit den Begriff des Mediums in Frage.

Fotografie und Film sind Medien, die nicht

nur in der künstlerischen Praxis angewandt werden, sondern industriell hergestellt und vertrieben werden. Künstlerische Praktiken sind somit von industriellen Entscheidungen abhängig. Da alle technischen Medien heu- te digitalisierbar sind, übernimmt der Com- puter die Rolle eines Konvergenzgerätes.

Retrograde Kunstpraktiken zeigen, wie die Medienkonvergenz mit ihrer Tendenz, alle Medien zu einem Ganzen zusammen- zuführen, zu einer Reduktion von Wahl- möglichkeiten und damit zu einer Verar- mung künstlerischer Praktiken führt.

Der Einsatz sogenannter veralteter Medien und Technologien findet parallel zur Ver- wendung der Neuen Medien in der aktuel- len Kunstpraxis statt und ist zunehmend auch zu einem Thema in der Kunstkritik geworden. Bemerkenswert an dem wach- senden künstlerischen Interesse an histori- schen Formaten sind ihre vielfältigen und originellen Neuinterpretation.

Claus Stolz, Heliografien, Serie +15, 2018 Edgar Lissel, Natura facit saltus - Bezoar, 2011-2017

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Galerie Lauth e. K.

Werner Lauth

Mundenheimer Straße 252 67061 Ludwigshafen

Telefon: +49 (0) 621 - 56 38 40 Fax: +49 (0) 621 - 5 66 96 92 Mobil: +49 (0) 172 - 6 24 59 02 www.galerie-lauth.de mail@galerie-lauth.de

Galerie

LAUTH

auf der art KARLSRUH E

21. bis 24. Mai 2021

Besuchen Sie uns mit:

Marlis Albrecht Inna Artemova Thomas Kleemann

Yuichiro Sato Hermann Reimer

Klaus Fußmann

JOEGGU HOSSMANN

Influence Yourself

Joeggu Hossmann beschäftigt sich in seinen Werken mit der Schnell lebigkeit und dem Überfluss an Sinnesreizen und Informa- tionen, die uns mitunter durch die digitalen Medien tagtäglich entgegen strömen. Radikal zeitgenössisch wählt er seine Motive, welche die Absurditäten des Alltags und unseres sozialen Zusam- menlebens beleuchten und kritisieren. Gekonnt übersetzt er da- bei die Ästhetik der virtuellen Bilderflut in seine Malerei. Mit der Thematisierung gesellschaftsrelevanter Themen erschafft der Künstler nicht zuletzt Arbeiten, welche als Momentaufnahmen die Situationen unserer Zivilisation dokumentieren.

In seinen Ölbildern greift der Maler einzelne Themen heraus, analysiert und kommentiert sie künstlerisch oder hält sie dem Be- trachter zur eigenen Reflektion einfach nur vor Augen. Durch surreal anmutende Motivkombinationen und den Einsatz motivi- scher Kontraste, wird die Bildaussage zudem gesteigert. Gleich- sam der täglichen Überflutung durch mediale Bilder und Nach- richten, verschwimmen die einzelnen Elemente des farbig-flächi- gen Farbauftrages in seinen Werken zu einem großen Ganzen.

Es sind Eindrücke, die er als subjektive Reflektion des modernen Menschen und seiner Zeit an den Betrachter weitergibt.

Joeggu Hossmann wurde 1978 in Thun geboren, wo er heute lebt und arbeitet. Seine Werke waren in zahlreichen Ausstellun- gen und auf Messen in Europa und den USA zu sehen. Der Künstler ist Mitglied von Visarte Schweiz. (red)

• Joeggu Hossmann 30. Januar bis 27. März 2021 Galerie Grandel, Mannheim www.galeriegrandel.de

kunstraumMANNHEIM

Joeggu Hossmann, Influence Yourself, 2018 (Ausschnitt)

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GUNNAR FUCHS

Treppen

Treppen findet man fast überall. Ihre originäre Funktion ist Höhen- unterschiede zu überwinden. Sie werden aber auch als choreografi- sches Mittel in TV-Shows eingesetzt, um einlaufende Stars optimal in Szene zu setzen. Der Vorteil: Der Star braucht für die gleiche ho- rizontale Wegstrecke länger und bietet eine Perspektive, die es dem Zuschauer erlaubt, zu ihm aufzublicken. Das Treppengehen wird so zum Programm.

Bei den Fotos der Ausstellung in der Villa Hagander „Kunst im Zwi- schenraum“ fungieren die Treppen, im Gegensatz zur Architektur- fotografie, nicht als Leitmotiv. Sie dienen eher beiläufig als perspek- tivisches oder grafisches Stilmittel und geben den Bildern dabei Tiefe. Dies erfordert den Verzicht auf Farbe zugunsten der Grafik.

Gunnar Fuchs ist in der Straßen- und Portraitfotografie zu Hause.

Dass nun das Thema „Treppen“ für die Ausstellung in der Villa Hagander in den Fokus rückt, liegt auch an der begrenzten Raum- situation. „Ich stand in der kleinen Galerie 'Zwischenraum' vor der Herausforderung, höchstens zehn Exponate zu stellen, die sich thematisch von meiner letzten Ausstellung abheben und in einem neuen Kontext stehen – die Auswahl nach dem Kriterium „Treppe“

war geboren“ so beschreibt es der Weinheimer Fotograf.

Einerseits sind die Treppen Bühne, andererseits aber auch optische Vektoren zu den Protagonisten. Auch wenn bei seinen Straßenfo- tografien der spontane Eindruck von Schnappschüssen entstehen mag, so bemerkt der aufmerksame Betrachter die sorgfältige Kom- position und Positionierung der Menschen. Das älteste Foto, eine Szene im Café Costes, dem Pariser Kultcafé der 1980er, belichtet auf einem Schwarz-Weiss-Film, ist eine Rarität. Die übrigen Expo- nate stammen von verschiedenen Orten und sind jünger als fünf Jahre. (red)

• Gunnar Fuchs 4. Januar bis 27. März 2021 Villa Hagander in der Volksbank Kurpfalz, Weinheim www.volksbank-kurpfalz.de/ihre-volksbank/galerie.html

kunstraumWEINHEIM

EMIL SZYMANNSKY

Pastelle

Mit den Bildern von Emil Szymannsky begegnet man einem Künstler, der mit der Technik des Malens nach der Natur, mit der Freilichtma - lerei in der zweiten großen Strömung in der expressionistischen Mal - weise arbeitete.

Emil Szymannsky (1903-1983) war ein Maler und Zeichner mit spür- barer Freude an der Farbe. Kohle und Pastellfarben dienten ihm für seine Bilder, die er nach der Natur oder in freien Kompositionen großflächig und kontrastreich gestaltete. Die Spannungen zwischen den warmen und kalten Farbtönen machen den Reiz seiner Bilder aus und heben sich oft von der Realität ab und führen in die vom Künstler selbstgeschaffenen Farbenwelt. Er bevorzugte dazu warmes Orange, Rot und Erdbraun. Die Farben Violett und Grau werden vorwiegend zur Tiefenwirkung verwendet. Leuchtendes Rot setzt er neben Grün und Blau, auch Nichtfarben wie Weiß und Schwarz sorgen für Ab- grenzungen der Formen und Farben. Oft waren es nur Farbtupfer, locker hingeworfene Farbkompositionen, um den Gegenstand auf das wesentliche zu reduzieren, mit denen er ungewohnte Akzente setzte.

Menschen, Blumen und Tiere bestimmen die Themen des künstleri- schen Schaffens. Sie offenbaren oft ein ausdruckstarkes Charakterbild von innerer Regung und tiefempfundener Individualität. Die unmittel- bare Spannung zu seinem Modell und das „Erlebnis des Erschauba- ren“ verleihen den Bildern Bewegung und Musikalität, die sich auf den Betrachter übertragen. Schaut man im Rückblick auf das Werk des Künstlers, so stellt man fest, dass alle Bilder einen einheitlichen Charakter besitzen und jedes von einer unverwechselbaren Eigenart geprägt ist. Dabei gilt sicherlich für sein Lebenswerk, was ein Freund des französischen Malers Claude Monet einmal sagte:„ Das Auge be- dient sich der Seele, um das Kunstwerk zu erfassen, die Seele bedient sich des Auges, um zum Kunstwerk zu gelangen.“ Rainer Szymannsky

kunstraumWORMS

Emil Szymannsky, Dorfteich II, 1978 Gunnar Fuchs, Studentin in Rom, 2015

• Emil Szymannsky 2. bis 29. März 2021 Das Wormser, Worms www.kvg.worms.de

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kunstraumMANNHEIM

Early Harvest, GOIN

GOIN

I Spray for You

Das Ausstellungsjahr 2021 beginnt mit einem Paukenschlag. Dem Mannheimer Kunstverein ist es gelungen den Urban Art Künstler GOIN für seine erste und einzige Solo-Show in einem Kunstverein zu gewinnen.

Die repräsentative Werkschau umfasst 40 Arbeiten der letzten 25 Jahre, die bisher so noch nicht gezeigt worden sind.GOIN gehört zu den führenden Protagonisten der internationalen Street- und Urban Art Bewegung. Auf seiner Homepage nennt sich der gebürtige Fran- zose ganz programmatisch „Artivist & Troublemaker“. Sein Debüt gab er 1996 mit ersten Schablonengraffitis im öffentlichen Raum und ab 1999 sieht man in steigender Zahl seine Past Ups, Cut Outs, Schablonen und freien Arbeiten in Frankreich und dem Rest der Welt. Wie viele seiner urbanen Mitstreiter bevorzugt auch er die Anonymität. Sein Ziel sind die Botschaften im öffentlichen Raum und nicht die Bekanntheit der Person, welche die Werke erschafft. GOIN gehört zu den Künstlern, denen es gelingt, in visuell mächtigen Me- taphern und in plakativer Komprimierung der Botschaften, den Gemütszustand und die berechtigten Zweifel einer ganzen Generati- on bildwürdig zu artikulieren. Mit seinen Werken blickt er auf eine Zeit, in der Ungleichheit, Gewalt, Krieg, Umweltzerstörung und Kor- ruption weltweit immer mehr an Boden gewinnen. Man kann GOIN als Erbe der Dada-Bewegung im Sinne des guten Gebrauchs der Re- volte verstehen. Er schabloniert das, was ihn in unserer Gesellschaft stört, und fordert das Publikum auf, alle Haltungen mit dogmati- schen Tendenzen zu hinterfragen. Provozierend und wirkungsvoll sind seine Bildfindungen und treffen genau ins Schwarze. (red)

• GOIN 21. Februar bis 9. Mai 2021 Mannheimer Kunstverein www.mannheimer-kunstverein.de

kunstraumHEIDELBERG

Halbkugeliger Teekessel mit Stövchen, WMF Geislingen, um 1903

SCHIMMERNDE SCHÖNHEITEN

Luxusgerät aus Messing – Jugendstil bis Art Déco

Im Jahre 1923 galt Messing als das „Metall der Munterkeit und des Frohsinns“, so wurde das goldglänzende Material in einem Beitrag in dem Heft „Deutsche Kunst und Dekoration“ charakterisiert. Tatsa- che ist, dass Geräte aus Messing damals bereits auf eine lange Ge- schichte zurückblickten. Jugendstil und Art Déco brachten eine neue Vielfalt an Messingobjekten hervor. Das Material liegt um 1900 im Trend, es besitzt großes Potential hinsichtlich seiner industriellen Ver- arbeitung und ist vielfältig einsetzbar und langlebig. Darüber hinaus eignet sich Messing mit seiner goldschimmernden Oberfläche zur Repräsentation und bürgerlichen Prachtentfaltung. Die Produktpa- lette ist breit gefächert: dekorative Kerzenleuchter, große Bowlenge- fäße, mehrteilige Schreibtischgarnituren, Schalen, Vasen, Teekannen sowie Tischleuchten und Wasserkessel aus Messing künden vom Ge- schmack ihrer einstigen Besitzer.

Die Ausstellung im Kurpfälzischen Museum schlägt einen Bogen vom ornamental bewegten Jugendstil zum sachlicheren Art Déco.

Sie präsentiert mehr als 100 Objekte, darunter auch Entwürfe nam- hafter Künstler wie Peter Behrens, Bruno Paul oder Jan Eisenloeffel.

Die Waren aus Messing werden durch weltbekannte Firmen wie AEG, WMF oder Neue Münchner Kunst vertrieben, was den beson- deren Stellenwert des Materials zu Beginn der Moderne belegt.

Schmückend, aber auch funktional und vor allem technisch auf dem neusten Stand zeigt sich das „Gold des Bürgers“. (red)

• Schimmernde Schönheiten 7. März bis 4. Juli 2021 Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg www.museum.heidelberg.de

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kunstraumFRANKENTHAL

Ulli Bomans, Snippets Square Files – Tel Aviv (Passpor)

WISHFLOWER

Ulli Bomans

Ulli Bomans ist vielfältig, sein Blick ist auf Menschen und auf Men- schen mit Tieren gerichtet. Seine Bilder gehen auf seinen Alltag, Ein- drücke bei Reisen und Vorlagen aus Instagram zurück.

Ein zentrales und immer wieder auftauchendes Element ist die Collage. In der Werkserie „Snippets“ werden Fragmente verarbei- tet, die auf seinen Reisen im öffentlichen Raum verschiedener Me- tropolen, wie Belgrad, Mexico City, Tel Aviv, Lissabon, Los Angeles oder Ramallah, gesammelt wurden. In diesen Arbeiten verdichten sich allerlei Fundstücke zu opulenten Gesamtbildern, die diese Städ- te nicht nur abbilden, sondern durch ihre physische Präsenz tatsäch- lich verkörpern.

In anderen Serien widmet sich der bildende Künstler und Musiker der Umgestaltung von Gesichtern. So verwendet er bei „Horny Goat Weed“ Portraits der beiden Machthaber Kim Jong Un und Donald Trump und lässt die Konterfeis dieser beiden Figuren der Weltbühne aufeinanderprallen und sich wechselseitig durchdringen.

Im Werkzyklus „Face It“ ist die Vorgehensweise ähnlich. Auch hier wird die Collage zur Décollage. Diese Bilder stehen dennoch im Kontrast zu den Bearbeitungen der Politiker. Hier geht es durchaus farbenfroher und harmonischer zu, was daran liegen dürfte, dass sich das Ausgangsmaterial aus Foto-Portraits speist, die Bomans von Personen in seinem Freundeskreis selbst aufgenommen hat. (red)

• Ulli Bomans bis 14. Februar 2021 Kunsthaus Frankenthal www.kunsthaus-frankenthal.de

INTERNATIONALE KÜNSTLER

Claudio Filippini und Charles Fazzino

Claudio Filippini mit seiner Leidenschaft zum Realen in der Ölmalerei erschafft in vielen seiner Bilder Orte und Menschen, Straßenecken und urbane Perspektiven, von Menschenmassen bevölkert oder to- tal verlassen, die Spannung und ein Gefühl von Erwartung vermit- teln, als wolle er dem Betrachter etwas mehr erzählen. Er erinnert mit seinen Werken an den US-amerikanischen Maler Edward Hop- per, der häufig in seinen Bildern eine einsam wirkende Person – meist Frauen – darstellte. Des Weiteren ist auch für Filippini das Son- nenlicht ein bedeutendes Element, das er als hell beleuchtete, reflek- tierende Oberflächen, als Sonnenflecken oder als Schatten erfahrbar macht. Der italienische Künstler wurde in Castenedolo geboren.

1976 hatte er seine erste Einzelausstellung, auf die zahlreiche Aus- stellungen im In- und Ausland folgten.

Ab Mitte Februar zeigt „La petite galerie“ die bunten 3D-Pop-Art- Werke (mit Erstellung vor 2020) des weltbekannten amerikanischen Pop-Art-Künstlers Charles Fazzino. Er ist einer der beliebtesten Kunstschaffenden Amerikas und gilt neben Rizzi als Pionier und internationaler und sehr erfolgreicher Künstler der 3D-Pop-Art. In der Ausstellung werden phantasievolle, farbenfrohe und glitzernde Kunstwerke, die oft das geschäftige, bunte Treiben bedeutender Weltmetropolen aufzeigen, präsentiert. Seine detailreichen Bilder besitzen eine magische Anziehung und laden den Betrachter zum Entdecken und Aufspüren ein. (red)

• Claudio Filippini 9. Januar bis 13. Februar 2021

• Charles Fazzino 14. Februar bis 27. März 2021 La petite galerie, Heppenheim www.la-petite-galerie.de

kunstraumHEPPENHEIM

Claudio Filippini, ohne Titel, 2019

(24)

kunstraumLANDAU

KUNSTSCHAUFENSTER

Neun künstlerische Positionen

Gleich zu Beginn des neuen Jahres, im Februar 2021, dürfen sich Kunstinteressierte auf eine besondere Ausstellung in Landau freuen.

Neun regional und überregional bekannte Kunstschaffende bringen ihre Kunst zum Betrachter. In neun Schaufenstern geben sie einen Einblick in ihr Werk, bringen die unterhaltsamen, irritierenden oder nachdenklich stimmenden Botschaften ihrer Kunst ins Alltagsge- schehen ein.

Bei Karlheinz Zwick und Christian Feig ist der Kopf eines der The- men ihres bildhauerischen Schaffens. Spannend zu sehen ist die je- weils typische Herangehensweise bei der Formfindung und Umset- zung der Skulpturen. Mit dem großformatigen Bild „Interieur“ gibt Bertram Konrad einen Einblick in seine Motivwelt und die für ihn ty- pische, grafische Darstellungstechnik. Anna Kuznyetsova zeigt in ihren Fotos die Schönheit des Alltäglichen.

Die Kleinplastiken von Martin Lorenz erinnern an Begegnungen in und mit der Natur, symbolisieren einen Zustand zwischen Werden und Vergehen. Pascal Lorenz zeigt abstrahierte, figurative Arbeiten, ein Mix aus urbaner Grafik und Malerei. Anja Roth stellt zwei ihrer großformatigen Hirschkopf-Collagen aus, die sie 2019 für die Aus- stellung „Sehnsucht sucht“ im Atelier rothpauser in St. Martin er- stellt hat. Eva Schaeuble zeigt ihre Arbeit „Spanische Wand“ auf der einige der gemalten Details „herausspringen“ und sich in plastische Objekte materialisieren. „Sitzgelegenheiten“ nennt Bernhard Stüber eine Serie kleiner Kunststoffmodelle, die er zeitaufwändig mit einem 3D-Drucker realisiert hat. (red)

• KunstSchauFenster 6. Februar bis 7. März 2021 Ufersche Höfe, Landau in der Pfalz Christian Feig, Sehnsucht No. 2, 2014

Referenzen

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